www.wikidata.de-de.nina.az
Jeleni deutsch Hirschenstand ist eine Grundsiedlungseinheit der Gemeinde Nove Hamry Neuhammer die zur Verwaltungsgemeinschaft Nejdek Neudek in Tschechien gehort JeleniJeleni Nove Hamry Tschechien BasisdatenStaat Tschechien TschechienRegion Karlovarsky krajBezirk Karlovy VaryGemeinde Nove HamryFlache 1396 584 1 haGeographische Lage 50 24 N 12 40 O 50 396388888889 12 668888888889 861 Koordinaten 50 23 47 N 12 40 8 OHohe 861 m n m Einwohner Ortseingangoberer OrtsteilDenkmal an Stelle der KircheVilla im Ortsteil SteingrubGasthaus und PensionVerlauf des Schwarzwassers bei Jeleni Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Ortsteile 3 Geschichte 3 1 Vorgeschichte 3 2 Bis zum 17 Jahrhundert 3 3 18 Jahrhundert 3 4 19 und 20 Jahrhundert 3 5 Gegenwart 4 Gewerbe 4 1 Bergbau 4 2 Industrie 5 Demographische Daten 6 Sehenswurdigkeiten 7 Sport und Tourismusmoglichkeiten 8 Personlichkeiten 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenJeleni liegt in einer Hohe von 861 m u NN im Westerzgebirge im Tal des Schwarzwasserbaches Cerna Voda Das ehemalige Kirchdorf gehort zum Bezirk Karlsbad in der Karlsbader Region Tschechische Republik Es liegt am Hirschenstander Pass einem alten Erzgebirgspass Ortsteile BearbeitenZu Hirschenstand gehorten die Ortsteile Bura Kronesberg Karlberg Fuchsseite Peterwinkel Steingrub Gaglberg Wasserstadt und Leierberg Geschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Die Grundung von Hirschenstand in der Herrschaft Neudek ist auf den Bergbau zuruckzufuhren uber dessen Anfange allerdings nichts bekannt ist Das dichtbewaldete Hochtal an der oberen Rohlau wurde durch Erzprospektoren aus den anliegenden Grenzlander erschlossen die hier auf umfangreiche Zinnvorkommen stiessen Ausgangspunkt der Kolonisation war die Ende des 13 Jahrhunderts entstandene Burg Neudek und die Stadt die sich darum entwickelte 1341 erwarben die Herren von Plick den gesamten Lehensbesitz vom Stift Tepl so dass sie uber alle wesentlichen Zinnfundstatten im Umland verfugten 2 Die ersten Bergmannsfamilien siedelten sich im 15 Jahrhundert an die mittels Seifenarbeit nach Erzen suchten Jedoch scheint der Ort zu dieser Zeit noch nicht existiert zu haben Bis zum 17 Jahrhundert Bearbeiten Hypothesen zufolge wurde Hirschenstand durch Bergleute aus Schneeberg gegrundet Wie Bergstadt Platten durfte die eigentliche Entstehung in die Blutezeit des Bergbaues in der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts fallen Den Namen des sudostlichen Dorfteils Bura leitet eine Volkssage von der Frau des Reformators Martin Luther Katharina von Bora ab die auf der Durchreise am Rohlaubach in einem Zechenhaus ubernachtet haben soll 3 Die Ersterwahnung erfolgte 1553 in dem Kirchenbuch von Platten das ein Joachim Rheuss von Hirschstand uffm Walde nennt 1570 fand in Neudek das Aufgebot zwischen Wolf Kindel aus Platten und Maria Blasius Mundels Tochter von Hirschenstandt statt 1623 ist Georg Gunl auf der Bura nachweisbar 1624 findet sich die Bezeichnung als Bergort Die protestantisch gebliebenen Einwohner musste nach dem Dreissigjahrigen Krieg den katholischen Glauben annehmen oder das Land verlassen Ein Teil der Bevolkerung exilierte nach Kursachsen und grundeten hinter der Grenze Johanngeorgenstadt Der Bergbau kam zwar nie vollig zum Erliegen jedoch hatte die Herrschaft unter der Abwanderung schwer zu leiden In der Seelenliste des Elbogener Kreises von 1651 kommt Hirschenstand nicht vor und spatere Bewohner werden noch teilweise in Trinksaifen mit aufgefuhrt Ab Mitte des 17 Jahrhunderts siedelten sich neue Familien an Die Steuerrolle von 1651 weist das Dorf mit zwei Anwesen aus Die Bewohner waren nun hauptsachlich Waldarbeiter und Kohler Bergbau spielte kaum noch eine Rolle Seit ca 1670 war Georg Lohwasser der erste Revierjager in Hirschenstand 18 Jahrhundert Bearbeiten Wegen uberteuerter Getreidepreise brach in den Jahren 1771 bis 1772 im Erzgebirge eine grosse Hungersnot aus der im Pfarrsprengel Neudek ca 600 Menschen zum Opfer vielen Da auf dem Friedhof von Neudek kein Platz mehr war mussten bis zur Vergrosserung desselben in den Filialen Neuhammer Trinksaifen und Hirschenstand ein eigener Friedhof angelegt werden Laut einem Aktenstuck welches dem Kaiser in Wien ubergeben wurde mangelte es den Bewohnern an Getreide Die Gebirgsbewohner pflegten im Sommer in den kursachsischen Waldern Holz zu fallen wahrend ihre Frauen und Kinder zu Hause Spitzen kloppelten Der Verdienst reichte nicht fur das tagliche Brot Erwachsene und Kinder assen auf den Wiesen Gras wie Vieh oder nahmen abgebruhtes Heu zu sich Die Einfuhrung der Kartoffel konnte die Situation etwas verbessern 1784 zahlte das Dorf 84 Hauser 4 Hirschenstand gehorte bis 1783 zur Pfarrei St Martin in Neudek Wegen des vor allem im Winter beschwerlichen Wegs war es den Bewohnern kaum moglich regelmassig den Gottesdienst zu besuchen 1773 kam es mit dem Pfarrer von Fruhbuss zu einem Vergleich der ab nun in den Ortschaften Hirschenstand und Neuhaus die Taufen und Krankenbesuche vornahm Ein erstes Kirchlein unter dem Patrozinium des hl Antonius von Padua entstand 1779 auf dem Grund des alten Friedhofes Bauherr war der Besitzer der Herrschaft Graf Ludwig Hartig der auch uber das Patronatsrecht verfugte Am 25 September 1786 ist der Ort zur Pfarrei erhoben worden Eingepfarrt war der Nachbarort Neuhaus Die erste Schule wurde 1783 gebaut 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten Am 24 Juli 1821 stattete der Oberstburggraf Karl Graf Chotek der Kirche von Hirschenstand einen Besuch ab und befand dass sie dem Einsturz nahe war 1832 erfolgte der Bau einer neuen Kirche 1847 bestand das Dorf aus 147 Hausern mit 1211 Einwohnern eine Pfarrkirche eine Schule ein Grenzzollamt ein Jagerhaus eine Spitzenfabrik ein Einkehrhaus eine Getreidemuhle und eine Brettmuhle 5 Seit 1860 unterrichtete die Schule von Hirschenstand in zwei Klassen Nach der Revolution 1848 1849 wurde im Kaisertum Osterreich die Erbuntertanigkeit und die Patrimonialgerichtsbarkeit aufgehoben und Hirschenstand in den Gerichtsbezirkes Neudek eingegliedert 1885 wurde ein neues Schulgebaude fur am Ende vier Klassen errichtet Die Gemeinde war ab 1910 Teil des Bezirks Neudek Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Sudetenland im Vertrag von Saint Germain vom 10 September 1919 der am 28 Oktober 1918 neu gegrundeten Tschechoslowakei zugeschlagen Der neue Staat setzte seine Besitzanspruche teilweise militarisch durch So wurde Hirschenstand am 15 Februar 1919 von tschechoslowakischen Einheiten besetzt Mit der Ubernahme des Sudetenlandes am 1 Oktober 1938 durch das Deutsche Reich und der Bildung des Reichsgaues Sudetenland am 15 April 1939 wurde Hirschenstand verwaltungsmassig dem Landkreis Neudek im Regierungsbezirk Eger zugeordnet 6 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges blieb Hirschenstand vorubergehend besatzungsloses Gebiet Zwischen Juli 1945 und Mai 1947 wurde fast die gesamte Bevolkerung vertrieben mit Ausnahme von 26 Personen die aufgrund ihrer Ausbildung fur die wiederhergestellte Tschechoslowakei wichtig waren Nach der Vertreibung der deutschen Bevolkerung wurden die Kirche die zuvor uber zehn Jahre als Kuhstall diente und fast alle anderen Gebaude des Ortes abgerissen Mit der Kirche verschwand auch der Friedhof Der Ort sank in der entfernt gelegenen Grenzregion an den Rand der volligen Bedeutungslosigkeit Gegenwart Bearbeiten Erst nach der Eroffnung der Grenzubergange nach Johanngeorgenstadt und Oberwildenthal kamen wieder zahlreiche Tagestouristen in den Ort in dem daraufhin ein Gasthaus eroffnet wurde Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte es das Tschechoslowakische Aussenministerium bis 1997 als Ferienheim fur seine Mitarbeiter Seit dem Jahr 2015 hat Hirschenstand wieder 4 standige Einwohner Eine tschechisch indische Familie kaufte die im Ortsteil Steingrub liegende Villa ein schon vor 1945 staatliches Gebaude Gewerbe Bearbeiten nbsp Reste des St Georg Erbstollens nbsp Pinge am HirschkopffelsenBergbau Bearbeiten Seit dem 14 Jahrhundert schurften und seiften Bergleute hier nach Zinn Jedoch ist nicht ausgeschlossen das die im Lehensdokument von 1341 erwahnten Zinngruben auf andere Ortlichkeiten beziehen Neben Zinn fand vereinzelt auch der Abbau von Eisen und Manganerzen statt Die Seifenwerke wurden zunachst in den schneefreien Monaten durch Saisonarbeiter moglicherweise Neudeker oder Fruhbusser Gewerke betrieben Extremen Witterungsbedingungen auf dem Erzgebirgskamm hatten eine dauerhafte Ansiedelung verhindert Fur das Seifen diente den Bergleuten der westlich in Richtung Sauersack entspringende Schwarzwasserbach der in sudlicher Richtung auf Hohe Neuhaus in die Rolava mundet Die drei wichtigsten Lagerstatten befanden sich rund um die spatere Ortschaft am etwa 1 km sudostlichen Hirschkopffelsen am zwischen den Gemarkungen Hirschenstand und Neuhammer liegenden Boraberg und am etwa 1 km nordwestlichen Kranisberg auch Kronesberg 1444 gelangte die Herrschaft an die Grafen Schlick Sie forderten den Bergbau und fuhrten 1494 das sogenannte Neudeker Waldzinnrecht ein einem Vorlaufer der spateren Bergordnung die den Zinnseifenbergbau in der Herrschaft regelte Im Laufe des 15 Jahrhunderts gewann die Grubenarbeit an Bedeutung und drangte allmahlich das primitivere Zinnseifen zuruck Nach dem Schmalkaldischen Krieg in dem die Schlicks auf protestantischer Seite gegen Habsburg standen wurden ihre Bergwerke unter konigliche Verwaltung gestellt 1556 werden erstmals Lehenstrager fur die Bura und den Hirschkopf erwahnt 1620 ist ein altes Pleybergwerk in der Bura bezeugt Im Neudeker Bergbuch werden 1622 als Bergbaureviere die Bura und der Hirschkopf aufgefuhrt Im Ortsteil Kronesberg befindet sich auch der Erbstolln der zu Sauersack gehorenden Gruben auf dem Kronesberg Kranisberg Mitte des 16 Jahrhunderts erreichte der Bergbau seinen vorlaufigen Hohepunkt Danach ging die Forderung wegen unzulanglich entwickelter Abbautechnologien zuruck Anfang des 19 Jahrhunderts war der Bergbau fast erloschen 1805 arbeiteten in den Zinnzechen nur noch funf Bergleute Von 1835 bis 1879 ist der Abbau kurzzeitig wieder aufgenommen worden Infolge der geringen Ertrage und des niedrigen Zinnpreises wurden immer mehr Zechen aufgegeben 7 1864 verungluckte der Schichtmeister Franz Ullmann in der Hirschkopfzeche nahe Hirschenstand Da Nachforschungen nach seiner Leiche ergebnislos ausfielen ging im Volksmund die Erzahlung um dass Ullmann beim Absteigen in den Schacht die Sprossen der Leiter uber sich abgesagt haben soll um nicht mehr an das Tageslicht zu gelangen Er habe den Niedergang des Bergbaues nicht uberwinden konnen 8 Industrie Bearbeiten Nach dem Ruckgang des Bergbaues verdienten sich die Einwohner ihren Lebensunterhalt hauptsachlich durch Forstarbeit und Heimarbeiten wie Sticken und Nahen Landwirtschaftlich war wegen der Hohenlage nur schwer moglich Ab 1700 verbreitete sich auch in Hirschenstand das Spitzenkloppeln und wurde zur Haupteinnahmequelle Allerdings konnte es das Einkommen aus dem Bergbau nicht ersetzen Bedeutend war die im Jahre 1780 in Hirschenstand gegrundete Spitzenfabrik Anton Gottschald amp Comp Die Firma beschaftigte im 19 Jahrhundert Spitzenkloppler aus dem gesamten Umland Der Firmensitz wurde 1846 von Hirschenstand nach Neudek verlegt Im Ort befand sich das Stammhaus des Firmengrunders Ein Teil der Bewohner immigrierte Ende des 19 Jahrhunderts nach Delmenhorst wo sich die Norddeutsche Wollkammerei und Kammgarnspinnerei befand Demographische Daten BearbeitenIn der Gemeinde leben heute etwa zehn Personen in vier Hausern darunter befindet sich eine Pension Jahr 1786 1830 1890 1900 1910 1920 1945Anzahl Hauser 84 183 162 142 140 143Einwohnerzahl 941 1 207 1 019 1 071 889 905Im Jahr 1850 sollen im Ort 1 600 Menschen gelebt haben Sehenswurdigkeiten Bearbeiten nbsp GedenktafelDenkmal an der Stelle der abgerissenen Pfarrkirche St Antonius von Padua Hirschkopffelsen Jeleni vrch KammerwagenSport und Tourismusmoglichkeiten BearbeitenDie Skimagistrale Erzgebirge Krusne hory zwischen Weitersglashutte und Pernink fuhrt durch Jeleni Personlichkeiten BearbeitenLudmilla Kunzmann 1774 1843 Spitzenhandlerin und Unternehmerin Franz Ullmann 1800 1864 Schichtmeister Bergbauforscher und letzter Bergmeister von NeudekLiteratur BearbeitenUlrich Mockel Hirschenstand Von der Landkarte verschwunden aber nicht vergessen U Mockel Eigenverlag Schonheide 2005 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jeleni Nove Hamry Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Pfarrei Hirschenstand auf GenWiki Bilder der Sommerfrische Hirschenstand auf www boehmisches erzgebirge cz abgerufen am 6 Dezember 2009Einzelnachweise Bearbeiten http www uir cz katastralni uzemi 706159 Jeleni u Novych Hamru Robin Hermann Bohmischer Erzbergbau Der Altbergbau im bohmischen Erzgebirge Verlag Robin Hermann 2013 ISBN 978 3 940860 11 8 google de abgerufen am 2 Marz 2021 Verein fur Geschichte der Deutschen in Bohmen Joseph Virgil Schlesinger Grohmann Ludwig Schmalfuss A Mittheilungen des Vereins fur Geschichte der Deutschen in Bohmen Brockhaus 1870 google de abgerufen am 2 April 2020 Josef Frantisek Jaroslav Schaller Topographie des Konigreichs Bohmen darinn alle Stadte Flecken Herrschaften Schlosser Landguter Edelsitze Kloster Dorfer wie auch verfallene Schlosser und Stadte unter den ehemaligen und jetzigen Benennungen samt ihren Merkwurdigkeiten beschrieben werden Ellbogner Kreis Zweyter Theil in der k k Normalbuchdruckerei 1785 google de abgerufen am 29 Oktober 2020 Elbogner Kreis 15 Ehrlich 1847 google de abgerufen am 29 Oktober 2020 Michael Rademacher Landkreis Neudek tschech Nejdek Online Material zur Dissertation Osnabruck 2006 In eirenicon com Abgerufen am 1 Januar 1900 Jahrbuch fur das Berg und Huttenwesen in Sachsen Freiberg 1925 S 3 ff Digitalisat abgerufen am 31 Oktober 2017 Chronik Abgerufen am 28 Februar 2021 Normdaten Geografikum GND 7633584 7 lobid OGND AKS VIAF 235713980 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jeleni Nove Hamry amp oldid 236205275