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Die romisch katholische Dekanalkirche St Martin tschechisch Kostel sv Martina ist ein barocker Kirchenbau im Zentrum der tschechischen Stadt Nejdek deutsch Neudek im Erzgebirge Seit 1964 ist sie ein geschutztes Kulturdenkmal St Martin Frontansicht FrontansichtBasisdatenKonfession romisch katholischOrt Nejdek TschechienDiozese Bistum PilsenPatrozinium Martin von ToursBaugeschichteBauherr Herrschaft NeudekBaujahr 1755 bis 1756BaubeschreibungBaustil BarockFunktion und TitelDekanalkircheKoordinaten 50 19 32 3 N 12 44 1 O 50 3256356 12 7335989 Koordinaten 50 19 32 3 N 12 44 1 O Fassade mit MariensauleInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Ausstattung 3 1 Altare 3 2 Orgel 3 3 Grabsteine 4 Gelaut 5 Umgebung 6 Pfarrsprengel 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer heutigen Kirche geht ein gotischer Vorgangerbau voraus den Ritter Peter Plick zwischen 1341 und 1354 errichten liess Die Libris Erektionibus vom 24 Juli 1354 berichtet erstmals urkundlich von einer Kirche in Neudek in der ein neuer Pfarrer eingewiesen wurde 1 Ausgrabungen am Wasserwerk von 1909 bei denen man menschliche Knochen und Gerippe fand belegen zudem die Existenz eines alten Friedhofes der die Kirche umgab jedoch schon vor 1600 aufgelassen wurde Wie aus der Jahreszahl an der Decke hervorgeht veranlasste Graf Christoph Schlick 1513 das Kircheninnere zu erneuern Die Kirche wurde im Laufe der Jahrhunderte erweitert und an den Zeitgeschmack angepasst 2 Wenige Jahre nach Beginn der Reformation um 1525 liessen die Grafen Schlick in dem Gotteshaus einen lutherischen Prediger einsetzen Im Zuge der Gegenreformation wurde der Pfarrer Valentin Lowe 1624 von kaiserlichen Truppen aus der Stadt vertrieben Die Wiedereinfuhrung des katholischen Gottesdienstes fand formell am 22 Juli 1626 statt Bis 1627 liess Anna Barbara Colonna Freiin von Fels den Neudeker Schulmeister Georg Bachmann die Kindstaufen verrichten Am 9 November 1627 trat der katholische Pfarrer Georg Braun seinen Dienst in Neudek an Nach der Invasion sachsischer Truppen 1631 wurde dieser kurze Zeit durch den Pfarrer Zacharias Adler ersetzt Georg Braun kehrte am 11 August 1632 nach Neudek zuruck starb jedoch vermutlich im selben Jahr an der Pest Von 1641 bis 1661 war der Zisterzienserpater Georg de Lanka Pfarrer von Neudek Auf seine Anregung erwarb man aus dem Kirchenvermogen ein Haus samt Garten und richtete dort eine Pfarrschule ein Mitte des 17 Jahrhunderts erfolgte die Umfunktionierung des Bergfriedes der Burg Neudek zum Glockenturm fur das Kirchengebaude Dabei wurde im Auftrag des Grafen Humprecht Czernin 1656 eine neue acht Zentner schwere Glocke gegossen und neben der kleineren Glocke aus dem Jahre 1578 aufgehangt Im Jahre 1708 beraubte der Mesner Maximilian Danhammer in Mitwisserschaft seiner Ehefrau das Epitaph der Grafen Schlick Nach einer ihm unterzogenen peinlichen Befragung wurde er wegen Grabschandung und Raub zum Tode durch das Schwert verurteilt Es war zugleich die letzte Hinrichtung die in Neudek vollstreckt wurde Danhammers Ehefrau Anna Elisabeth geb Schuster bestrafte man hingegen mit Rutenschlagen und verwies sie auf ewig der Stadt und des Landes 1711 erfolgte unter Pater Johann Jakob Langer eine Renovierung bei der das Kirchendach mit neuen Schindeln gedeckt wurde 1726 ist das dem Einsturz nahe Pfarrhaus wieder hergestellt 1729 begann man mit der Erweiterung des Kirchhofes und 1730 mit dem Bau der Kreuzkapelle Im Jahre 1741 kamen auf Anregung der verwitweten Maria Theresia Grafin von Hartig vier christliche Missionare nach Neudek zu deren Erinnerung an der rechten Kirchenmauer ein Missionarskreuz angebracht wurde Unter der Amtszeit von Pater Anton Ignaz Kirchner entschloss man sich in den Jahren 1755 bis 1756 zu einem grundlegenden Umbau der wohl zu klein gewordenen Kirche Dabei wurde das alte Gebaude uberbaut und um mehr als die Halfte vergrossert 3 Aus dieser Zeit stammt auch der Grossteil der Innenausstattung die im Rokokostil gehalten ist Die grosse Hungersnot und Pestepidemie in den Jahren 1771 bis 1772 fielen im Pfarrsprengel ca 600 Menschen zum Opfer Da auf dem Friedhof von Neudek kein Platz mehr war mussten bis zur Vergrosserung desselben in den Filialen Neuhammer Trinksaifen und Hirschenstand ein eigener Friedhof angelegt werden Teilweise wurden die Verstorbenen hinter den Hausern vergraben oder die namenlosen Toten ohne Nachricht auf den Gottesacker abgestellt 4 Dem damaligen Pfarrer Eisenkolb wurde ein dritter Aushilfspriester zur Seite gestellt Am 4 April 1872 brannte das alte Pfarrgebaude bis auf die Grundmauern nieder das 1880 durch einen Neubau ersetzt wurde 1907 wurde die Pfarrkirche zur Dekanalkirche erhoben und die Pfarrei zur Dechantei 1910 erhielt der Innenraum eine elektrische Beleuchtung Seit dem 11 Februar 1964 ist die Kirche ein geschutztes Kulturdenkmal 5 Beschreibung BearbeitenDie Kirche mit rechteckigen Grundriss schliesst mit einem breiten kreisformigen Presbyterium ab an dem eine Sakristei angeschlossen ist Die Wande des Schiffes sind durch Pilaster gegliedert Auf dem Dach uber dem Presbyterium erhebt sich ein kleiner polygonaler Glockenturm Ausstattung Bearbeiten nbsp InnenraumAltare Bearbeiten Das grosse Altarbild stellt das Opfer Abrahams dar oberhalb ist ein kleineres Bild des hl Martin zu sehen Standbilder am Hochaltar Moses Melchisedek Aaron und David Am Sockel unter dem Altar ruht die holzerne Statue der hl Rosalia Der Hochaltar stammte aus dem aufgelosten Servitenkloster St Michael in Prag und wurde um das Jahr 1779 fur die Kirche von Neudek erworben Im Chorraum neben dem Hochaltar stehen zwei Seitenaltare Auf dem rechten Seitenaltar sieht man das Bild Maria Kronung von Holz Der Altar stammte aus dem ehemaligen Burgerkrankenhaus Der linke Seitenaltar ist mit dem Bild Herz Jesu geschmuckt An der rechten Kirchenwand befindet sich der Altar Maria Himmelfahrt mit den Statuen des hl Joachim und der hl Anna Gegenuber ist der Altar des hl Nepomuk mit den Standbildern der hl Ludmilla und des hl Veit Orgel Bearbeiten Auf der Orgelempore stand eine Orgel aus dem Jahre 1778 1906 ist sie durch eine neuere Orgel ersetzt worden Dabei sind alten Stimmenzuge mit den Registern verwendet worden Grabsteine Bearbeiten In der Krypta befindet sich ein wertvoller Renaissance Grabstein des Grafen Christoph Schlick der in der Kirche beigesetzt wurde Folgende Personen wurden in den Kirchengruften bestattet 1578 Graf Christoph Schlick 1583 Graf Lorenz Schlick 1603 Wolf Kaspar Freiherr von Fels 1608 Anna Barbara Freiin von Fels 1614 Friedrich Colonna Freiherr von Fels 1623 Kaspar Colonna Freiherr von Fels 1623 Margarete Thiesel von Daltitz 1628 Euphemia von Hasslau auf Kirchberg 1654 Anna Maria Hasslauer von Hasslau 1661 Georg Hasslauer von Hasslau 1667 Pater Anton Melem 1720 Regina Eckler 1733 Pater Johann Jakob Langer Kapelle 1735 Pater Karl Joseph Ertl 1736 Adam Ludwig Graf von Hartig 1737 Peter Elster vor dem Liebfrauenaltar 1743 Pater Johann Hahn Kaplan 1761 Pater Anton Ignaz Kirchner 1779 Pater Karl EisenkolbGelaut Bearbeiten nbsp Der zum Glockenturm umfunktionierte BergfriedDie zwei grosseren Glocken hingen im zum Glockenturm umfunktionierten Bergfried der ehemaligen Burg Neudek Die grossere acht Zentner schwere Glocke wurde 1656 auf Anordnung des Humprecht Johann Graf Czernin von Chudenitz gegossen Die Inschrift lautete Humprecht Joan Czernin des heil romischen Reichs Graf von Chudenitz Diana Maria Grafin Czernin geborene Markgrafin Hipolita v Catoldo Anno 1656 Gott zu Lob und Maria der Jungfrau zu Ehren ist die Glocke gegossen worden Georgis de Lanka Profess zu Plass Pfarrer Balthasar Siegel Hauptmann Lorenz Leypold Christoph Wald Erasmus Pecher Barth Leypold Burgermeister Benedict Link Hans Schuster Kirchenvater Melchior Mathaus Michelin Burger zu Pilsen goss mich im Jahre 1656 Die zweite kleinere sogenannte Barbaraglocke wurde 1578 im Auftrag der Grafin Barbara Schlick zum Gedenken an ihren verstorbenen Ehemann gegossen und 1917 eingeschmolzen Sie trug die Inschrift Im 1578 Jahr an Montag vor Jakobi ist in Gott sanftiglich von dieser Welt in das ewige Leben verschieden der wohlgeborene Herr Christoph der altere Schlick Graf zu Passaum Herr zu Weisskirchen Elbogen und Neudek der von seinem und der wohlgeborenen Frau Barbara Schlick Grafin ein geboren von Maschau und Kolovrat und seiner geliebten Gemahlin befohlen diese Glocke zu der Kirche in der Bergstadt Neudek zu seiner gnaden Gedenken giessen lassen Geschehen durch den ehrsamen und wohlbenamten Brickcium Glockengiesser von Zinnberg in der neunen Stadt Prag im 1579 Jahr Im Chorturmchen der Kirche hing die Bergglocke aus dem Jahre 1629 die 1917 eingeschmolzen wurde Sie trug die Inschrift Gegossen im 1629 Jahr in ganz Deutschland grosser Unfriede war Umgebung BearbeitenAuf dem Platz vor der Kirche steht eine moderne Mariensaule und seitlich der Kirche eine Statue des hl Johannes Nepomuk von 1710 sowie eine Dreifaltigkeits bzw Pestsaule von 1715 Letztere wurde dort erst 1924 aufgestellt Ihr ursprunglicher Standort war vor dem Hotel Post Ursprunglich umgab die Kirche ein Gottesacker der jedoch schon vor 1600 aufgelassen wurde nbsp Mariensaule nbsp Dreifaltigkeitssaule nbsp Statue des hl Johannes NepomukPfarrsprengel BearbeitenDie Pfarrgemeinde bestand bei seiner Grundung Mitte des 14 Jahrhunderts zunachst aus der Burg Neudek und den umliegenden Siedlungen Thierbach und Hermannsgrun Bis Ende des 18 Jahrhunderts umfasste der Pfarrsprengel alle in der Herrschaft Neudek liegenden Ortschaften davon ausgenommen waren Sauersack das zur Pfarrei Fruhbuss sowie Kammersgrun und Voigtsgrun das zur Pfarrei Lichtenstand und seit 1784 zur Pfarrei Tuppelsgrun gehorte 1773 kam es mit dem Pfarrer von Fruhbuss zu einem Vergleich der ab nun in den entlegenen Filialen Hirschenstand und Neuhaus die Taufen und Krankenbesuche vornahm Zur Pfarrei gehorten fruher im Stadtgebiet vier Kapellen Die Kreuzkapelle auf dem alten Friedhof die Hospitalkapelle die Schlosskapelle und die Hergottswieskapelle Weitere lagen ausserhalb Neudeks In Hirschenstand bestand bereits seit 1779 eine kleine Kirche die von einem Administrator aus Neudek mit betreut wurde Wegen des vor allem im Winter beschwerlichen Weges der Pfarrkinder erfolgte 1783 86 auf Initiative der Herrschaft die Erhebung der Kuratien Neuhammer Trinksaifen und Hirschenstand zu eigenen Pfarreien Zum Pfarrbezirk Neudek gehorten folgende Ortschaften und Einschichten Name Tschechischer Name Name Tschechischer NameBernau Bernov Muhlberg LesikBlechhammer Humprechts Blechhammer abgegangen Neudek NejdekBura zu Hirschenstand Neuhammer bis 1785 Nove HamryDrahtmuhle obere untere und mittlere abgegangen Neuhaus bis 1786 ChaloupkyEibenberg fruher auch Neuenberg Tisova Neuhof abgegangen Eulenhutte abgegangen Mittelhof zu Thierbach Gibacht Pozorka Ober BernauGrassseifen abgegangen Odt PoustHirschenstand bis 1786 Jeleni Saifenhausel zu Ullersloh bis 1785 SeifyHochofen bis 1784 Vysoka Pec Thierbach SuchaHohenstollen Vysoka Stola Tiefenloh abgegangen Hohentanne zu Bernau Trinksaifen bis 1784 RudneHumprechtsfeld spater Schlossbezirk zu Neudek Ullersloh fruher auch Ullerschlag OldrichovKronesberg zu Hirschenstand Unter BernauLiteratur BearbeitenJosef Pilz Geschichte der Stadt Neudek XXVI Kirche und Pfarre Hrsg Stadtgemeinde Neudek 2 Auflage 1923 S 204 Jurgen Peter Sandner Neudek Elbogen Karlsbad Schone Stadte im Erzgebirge und Egerland Chronik und Bildband 1 Auflage Augsburg 2003 ISBN 3 923914 70 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Martin Nejdek Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Sudetengeschichte Abgerufen am 29 Januar 2019 Jaroslav Vycichlo Nejdek kostel sv Martina Pamatky a priroda Karlovarska Abgerufen am 1 Marz 2017 Johann Gottfried Sommer Das Konigreich Bohmen statistisch topographisch dargestellt Elbogner Kreis Calve 1 Januar 1847 google de abgerufen am 1 Marz 2017 Kronika farnosti Porta fontium Abgerufen am 25 Januar 2020 Kostel sv Martina In pamatkovykatalog cz Narodni pamatkovy ustav abgerufen am 1 Januar 1900 tschechisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Martin Nejdek amp oldid 238743931