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Jean Joseph Xavier Emile Ganeval 24 Dezember 1894 in Brest Finistere 12 Januar 1981 in Paris war ein franzosischer General de corps d armee und Politiker Vom 4 Oktober 1946 bis 30 September 1950 war er Kommandant des franzosischen Sektors von Berlin Jean Ganeval Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Erster Weltkrieg 2 Zwischenkriegszeit 3 Resistance 4 1946 1950 Franzosischer Stadtkommandant in Berlin 4 1 Wahrnehmung von zivilen Kontrollaufgaben 4 2 Ganevals Rolle wahrend der Berlin Blockade 1948 4 3 Ehrungen fur seine Tatigkeit als Franzosischer Stadtkommandant 5 Weitere militarische und politische Karriere 6 Auszeichnungen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseJugend und Erster Weltkrieg BearbeitenGaneval wuchs als Sohn des General de brigade Marie Francois Adolphe Gabriel Ganeval Kommandant der 2 Brigade des Expeditionscorps fur den Orient Corps expeditionnaire d Orient in verschiedenen Garnisonstadten auf Er besuchte das College Saint Sigisbert und das Lycee Henri Poincare in Nancy wo er sein Baccalaureat ablegte Im Jahr 1914 wurde Ganeval fur die Ausbildung an der renommierten Militarschule Saint Cyr zugelassen Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete er sich als Freiwilliger zur Infanterie wo er sich fur acht Jahre verpflichtete Seinen Dienst versah er zunachst beim 59e regiment d infanterie in Pamiers und Foix Die Armeefuhrung beforderte ihn 1915 zum Sous lieutenant und 1916 zum Lieutenant Am Ende des Krieges war er Capitaine und mit dem Croix de guerre und dem Orden der Ehrenlegion Ordre national de la Legion d honneur ausgezeichnet Zwischenkriegszeit BearbeitenVon 1919 bis 1920 war Ganeval Mitglied der Franzosischen Militarmission in Berlin Ab 1926 schickte man Ganeval zur Mitarbeit im Deuxieme Bureau nach Syrien das damals unter franzosischem Protektorat stand Er war hier an Aktionen gegen die Drusen beteiligt wofur er das Kriegskreuz fur externe Einsatze Croix de guerre des Theatres d operations exterieurs erhielt 1928 kam er nach Worms zum Stab des 168e regiment d infanterie deutsch 168 Infanterieregiment das an der Besetzung des Rheinlands teilnahm Danach wurde das Regiment in ein Festungsregiment umgewandelt und in Thionville an der Maginot Linie stationiert Seine nachste Station waren die baltischen Staaten wo er von 1933 bis 1937 Militarattache war Danach wurde er zum Bataillonskommandeur ernannt und erhielt das Kommando eines Bataillons des 39e regiment d infanterie in Rouen 1940 wurde er Militarattache in Finnland und kehrte nach dem Ende des Winterkriegs nach Frankreich zuruck Die finnische Niederlage loste bei ihm nicht nur eine unerwartete Abreise sondern einen gewissen Antikommunismus aus Bei seiner Ankunft in Frankreich erlebte er das Ende des Westfeldzugs beim 23e regiment d infanterie als lieutenant colonel dt Oberstleutnant in Toulouse Resistance BearbeitenAb 1941 engagierte er sich bei der Widerstandsgruppe Combat und beim Spionage Netzwerk Mithridate 1 Diese Periode seines Lebens ist durch die Personlichkeit De Gaulles beeinflusst und pragte seine weitere militarische Karriere und sein politisches Leben Im Oktober 1943 wurde er verhaftet und in das KZ Buchenwald deportiert das er erst nach der Befreiung 1945 verlassen konnte Seine Taten brachten ihm einen dritten Palmenzweig zum Croix de Guerre und die Medaille de la Resistance ein und er wurde zum General de brigade befordert 1946 1950 Franzosischer Stadtkommandant in Berlin Bearbeiten nbsp Die vier alliierten Stadtkommandanten 1949 Bourne Frank L Howley Alexander Kotikow GanevalNach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nahm er seine militarische Karriere wieder auf und wurde zunachst stellvertretender Oberbefehlshaber der franzosischen Besatzungsarmee Am 4 Oktober 1946 wurde er Kommandant des franzosischen Sektors von Berlin Trotz schlimmer Erfahrungen im deutschen Konzentrationslager Buchenwald kam er nicht als Racher nach Berlin sondern suchte die Verstandigung und die Versohnung mit der Bevolkerung Viele Berliner erinnern sich an ihn als einen feinsinnigen und verstandnisvollen Menschen Bei seinen alliierten Kollegen genoss er Hochachtung was der Durchsetzung franzosischer Positionen in der Alliierten Kommandantur kaum zugutekam Wahrnehmung von zivilen Kontrollaufgaben Bearbeiten Als es 1950 zu einer Kontroverse mit dem franzosischen Regisseur Claude Lanzmann kam der damals als Lektor an der neu gegrundeten Freien Universitat Berlin FU tatig war verbot Ganeval das Seminar und die Veroffentlichung der Artikel im franzosischen Sektor Lanzmann hatte in der damals in Ost Berlin erscheinenden Berliner Zeitung einen Beitrag uber die Entnazifizierung an der FU veroffentlicht uber die er in seiner 2009 erschienenen Autobiografie Le lievre de Patagonie Der patagonische Hase schrieb Die Freie Universitat war zu jenem Zeitpunkt ein Schlupfwinkel fur Nazis die Entnazifizierung von der man vorgab dass sie uberall zur Tagesordnung gehorte war dort nichts als ein Spass gewesen 2 259 Zudem griff er den Rektor der FU Edwin Redslob an Ganeval verbot auch ein Seminar von Lanzmann uber Antisemitismus Als sich der damalige Oberburgermeister von Berlin Otto Ostrowski weigerte die SED Funktionare aus dem Magistrat zu entlassen stellte seine eigene Fraktion am 11 April 1947 einen Misstrauensantrag gegen ihn der auch mit Mehrheit angenommen wurde Ganeval setzte sich wahrend dieser Krise um Ostrowski fur eine rasche Beilegung des Konflikts ein Ein Fehlverhalten des Burgermeisters konnte er nicht erkennen aber er akzeptierte das demokratisch zustande gekommene Votum der Stadtverordnetenversammlung die Ostrowskis Abwahl vorantrieb Ganevals Rolle wahrend der Berlin Blockade 1948 Bearbeiten nbsp Royal Air Force DC 47 im Hintergrund die Sendemasten des Berliner RundfunksEine besondere Rolle spielte Ganeval zur Zeit der Berliner Luftbrucke beim Bau des neuen Flughafens in Berlin Tegel Mit Einwilligung der franzosischen Militarregierung wurde ab dem 5 August 1948 innerhalb von 90 Tagen ein neuer Flugplatz errichtet und Anfang Dezember 1948 offiziell eingeweiht Hier befanden sich auf dem Gelande der Justizvollzugsanstalt Tegel zwei Sendeturme des Senders Tegel in rund 1 300 Meter Entfernung zur Landebahn die dem unter der Kontrolle der Sowjetischen Militaradministration stehenden Radiosender Berliner Rundfunk dienten Da die Turme angeblich den Flugbetrieb gefahrden wurden liess sie Ganeval am 16 Dezember 1948 von franzosischen Pionieren sprengen 3 was Proteste der Sowjetischen Militaradministration und weitere Debatten ausloste 4 Als ihn danach sein sowjetischer Kollege General Alexander Kotikow zur Rede stellte und ihn fragte Wie konnten Sie das nur tun soll er nur lakonisch geantwortet haben Mit Dynamit mein Bester Avec de la dynamite mon cher 5 Diese Aktion brachte den Franzosen ein gewisses Prestige bei der Berliner Bevolkerung ein das sie zuvor hauptsachlich wegen der Nichtteilnahme an der Luftbrucke nicht besessen hatten Der Grund dafur war die geringe Anzahl an Transportflugzeugen der franzosischen Luftstreitkrafte die zudem im Indochinakrieg gebunden waren Ab 10 November 1945 hatte die Sowjetische Militaradministration in Deutschland den Franzosen den Ortsteil Stolpe Sud uberlassen um dort einen franzosischen Militarflugplatz zu errichten der aber nicht realisiert wurde Der Oberbefehlshaber der franzosischen Besatzungstruppen Kœnig bot nach der Aktion dem Chef der SMAD General Sokolowski als Entschadigung fur die Sprengung die Ruckgabe des ungenutzten Gebietes an Am 21 Dezember 1948 wurde der Ortsteil daraufhin wieder in die Sowjetische Besatzungszone eingegliedert 6 nbsp General Ganeval Brucke uber den Berlin Spandauer SchifffahrtskanalDie Grundung der Katholischen Schule Salvator in Berlin Waidmannslust fand besondere Unterstutzung durch Ganeval Die Grunderin der Schule Mater Luminosa Wimmer war General Ganeval aus privaten Kontakten bekannt und er war von ihrem Engagement fur einen Neuanfang im Schulwesen beeindruckt In der Alliierten Kommandantur wurde die Einrichtung von Privatschulen mit Skepsis betrachtet auch von Frankreich das ein demokratisch kontrolliertes Schulsystem befurwortete Fur die Eroffnung der Schule von Mater Luminosa Wimmer sprachen mehrere Grunde Zum einen sollte sie die ohnehin uberfullten staatlichen Einrichtungen in Reinickendorf entlasten zum anderen uberzeugte Ganeval die Ausstattung und die Qualifikation der Unterrichtenden von denen die meisten wahrend des Nationalsozialismus Unterrichtsverbot gehabt hatten Im September 1947 erhielt Wimmer schliesslich die Zulassungsgenehmigung Am 4 November desselben Jahres wurde der Unterricht mit 70 Schulerinnen aufgenommen Ganevals Zeit als Stadtkommandant endete am 30 September 1950 Ehrungen fur seine Tatigkeit als Franzosischer Stadtkommandant Bearbeiten Im Jahr 1950 wurde er vom amerikanischen Hochkommissar John McCloy mit dem Orden Legion of Merit Commander ausgezeichnet In Berlin ist die General Ganeval Brucke welche die Zufahrtsstrasse zum Flughafen Tegel uber den Berlin Spandauer Schifffahrtskanal fuhrt nach ihm benannt Weitere militarische und politische Karriere BearbeitenIm Jahr 1950 wurde Ganeval zum General de division dt Generalmajor befordert Die Armeefuhrung berief ihn ab 1 Oktober 1950 zum Hochkommissar im Amt fur militarische Sicherheit in Koblenz Am 9 Oktober 1951 leitete er die franzosische Delegation fur die Expertenkonferenz uber die Kontrolle der Sicherheit in Deutschland in London 7 Spater wurde er Chef des personlichen Stabes unter den Verteidigungsministern Georges Bidault und Rene Pleven Im Januar 1954 wurde Ganeval Chef des militarischen Generalsekretariats von Prasident Rene Coty und verhandelte in dieser Funktion mit der Entourage De Gaulles uber dessen Ruckkehr im Juni 1958 Zum Ende der IV Republik nahm Ganeval Anfang 1959 seinen Abschied als General und bewarb sich als Kandidat der Gaullisten UNR fur den Senat Er wurde am 26 April 1959 gewahlt und bekam einen Platz im Ausschuss fur Auswartige Angelegenheiten und Verteidigung In dieser Funktion prufte er zwei Mal das Verteidigungsbudget 1963 und 1967 Am 3 Mai 1961 verliess er seine Fraktion wegen Meinungsverschiedenheiten zur Algerienpolitik von General De Gaulle Seinen Sitz im Senat behielt Ganeval als Fraktionsloser bis er am 3 Oktober 1962 den Unabhangigen Republikanern Republicains independants von Valery Giscard d Estaing beitrat Obwohl er die Reformen und die Projekte der Militargesetzgebung der De Gaulle Regierung unterstutzt hatte sah er aufgrund seiner Erfahrungen als Prufer sowohl die Auswahl der Verteidigungsmittel als auch die nationale Unabhangigkeit kritischer Deshalb trat Ganeval zur Neuwahl am 22 September 1968 nicht mehr als Kandidat an Er der nie seine Heimat in der Politik gefunden hatte zog sich aus allen politischen Aktivitaten zuruck blieb aber geografisch in der Nahe Er starb am 12 Januar 1981 in seinem Pariser Wohnsitz am Boulevard Raspail nicht weit vom Senat entfernt Seine Totenmesse wurde in der Kirche Notre Dame des Champs in der Nahe des Palais du Luxembourg gefeiert an dem der Senat seinen Sitz hat Auszeichnungen BearbeitenGrosskreuz der Ehrenlegion Croix de guerre 1914 1918 Croix de guerre des Theatres d Operations Exterieurs Croix de guerre 1939 1945 Rosette de la Resistance Kommandeur des Ordre de la Sante publique Military Cross Kommandeur der Legion of MeritLiteratur BearbeitenDorothea Fuhre Er kam nicht als Racher In Berlinische Monatsschrift Luisenstadtischer Bildungsverein Heft 12 2000 ISSN 0944 5560 S 107 109 luise berlin de Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jean Ganeval Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ancien senateur de la Ve Republique GANEVAL Jean Senat francais abgerufen am 27 Februar 2014 franzosisch Auszeichnung von General Ganeval in Berlin durch den Amerikanischen Hochkommissar John McCloy Bericht uber die Sprengung der Sendemasten von Radio Berlin Arolsen Archives International Center on Nazi Persecution In collections arolsen archives org Abgerufen am 28 September 2021 Archives departementales de Tarn et Garonne Abgerufen am 6 November 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Ordre de la Liberation franzosisch Claude Lanzmann Der patagonische Hase Erinnerungen Rowohlt Hamburg 2010 ISBN 978 3 498 03939 4 Wir waren ja nur verpumpt Mehr als Stolpe ging verloren In Der Spiegel Nr 52 1948 online Helmut Meschenmoser SMA protestiert gegen Sprengung Verkehrswerkstatt de 29 Dezember 2005 abgerufen am 10 Februar 2014 Gestorben Jean Ganeval In Der Spiegel Nr 4 1981 online Die Chronik von Stolpe Memento vom 3 Marz 2014 im Internet Archive Journal officiel da la Republique Francaise September 1951Normdaten Person VIAF 100959407 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 30 Juli 2023 PersonendatenNAME Ganeval JeanALTERNATIVNAMEN Ganeval Jean Joseph Xavier Emile vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG franzosischer General de corps d armee und PolitikerGEBURTSDATUM 24 Dezember 1894GEBURTSORT Brest FinistereSTERBEDATUM 12 Januar 1981STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jean Ganeval amp oldid 235960061