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Der Ausdruck Jazzvioline bezeichnet die Rolle der Violine im Jazz Von der Jazzvioline im Sinne eines eigenstandigen vollwertigen Instruments des Jazz kann man trotz der Violinisten des fruhen Jazz und des Swing erst ab Ende der 1960er Jahre sprechen Erst dann war die Spielweise dem Charakter des Jazz wirklich angepasst Stephane Grappelli London 1974 Inhaltsverzeichnis 1 Das Instrument und seine Intonation 2 Hot Jazz Joe Venuti 3 Swing Stephane Grappelli 4 Modern Jazz Jean Luc Ponty Zbigniew Seifert Didier Lockwood 5 World Jazz L Shankar 6 Free Jazz und Creative Jazz 7 Die Streichtrios 8 Die Streichquartette 9 Weitere Jazzgeiger 10 Wichtige Alben der Jazzvioline 11 Literatur 12 Weblinks 13 AnmerkungenDas Instrument und seine Intonation BearbeitenDie europaische Geige die zuerst im Jazz auffiel hat gemeinsame Ahnen im arabischen Kulturraum Die strenge Spieltechnik im klassischen Sinn unter dem Kinn ist nicht selbstverstandlich die Geige wird in Arabien und Afrika auf dem Knie stehend gespielt Die Intonation der Geige ist nicht zuletzt aufgrund unterschiedlicher Musikauffassung in der arabischen Musik und in der Zigeunermusik eine beweglichere als man sie aus der europaischen technischen Klassik kennt Ein improvisierendes und freieres nicht an die Dur Moll Tonalitat gebundenes melismierendes Spielen ist dort selbstverstandlicher was fur europaische Ohren schwer nachzuvollziehende Zwischentone erzeugt Gerade am Ende der Klassik wurde dieser Aspekt in einigen einzelnen nationalen Schulen mehr herausgearbeitet Schon die Romantik hatte auf die persische Musik Einfluss da sie deren Auffassung entgegenkam Einzelheiten der klassischen Geigentechnik wie das standige Vibrato widersprechen geradezu der Auffassung von Zwischentonen und Schleifern Allgemein kann man sagen dass die Instrumententechnik des Jazz der Geige sehr entgegenkommt er jedoch nur mittelbar auf die Ursprunge des Instruments eingeht da der direkte Bezug verloren ging Hot Jazz Joe Venuti Bearbeiten nbsp Eddie South Foto William Gottlieb 1946 Zwar war bereits in einigen fruhen Jazz Orchestern etwa den Ragtime Orchestern die Geige vertreten doch ruhrte dies aus der Gewohnheit der Orchesterbesetzungen des 19 Jahrhunderts Eigenstandige Geigenparts oder Soli in diesen Formationen standen wegen des als leise und zart geltenden Charakters der Violine kaum zur Debatte Einer der ersten Geiger die in Deutschland eine Hot Intonation versuchten war Arno Lewitsch Joe Venuti der erste wichtige Geiger im Jazz ging aus dem Kreis der Musiker des Chicago Jazz hervor er hat um 1925 als erster wichtiger Geiger des Jazz Haare und Stab seines Bogens um die Geige gespannt und mit dieser Technik ungewohnliche mehrstimmige Klange und das Grausen bei vielen ehrwurdigen Konservatoriumslehrern hervorgelockt Loose Bow Fiddle Technik Weniger bekannt als Venuti ist der 1904 geborene Eddie South der bereits in den 1920er Jahren auch auf der europaischen Szene aktiv war und in den 1930er Jahren mit Django Reinhardt spielte Violinist Leon Abbey war ebenfalls international aktiv Al Duffy gehorte mit Jimmy Bell Emilio Caceres und Clarence Moore zu den Jazzgeigern die in den 1930er und 40er Jahren nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie Stephane Grappelli Stuff Smith Eddie South und Joe Venuti erfuhren 1 Swing Stephane Grappelli BearbeitenDer Grand Seigneur der Jazzvioline Stephane Grappelli besuchte nach selbsterlerntem Geigen und Klavierspiel ab 1924 die Pariser Musikhochschule und grundete 1933 mit dem Gitarristen Django Reinhardt das Quintette du Hot Club de France 1937 bildete er mit Eddie South und dem zweiten franzosischen Swinggeiger Michel Warlop ein Trio des Violins Wahrend des Zweiten Weltkriegs grundete er in England mit dem jungen Pianisten George Shearing eine neue Band In den 1950er und 1960er Jahren entwickelte Grappelli sich zum einflussreichsten Violinisten der Jazzszene und trug dazu bei das Instrument im Jazz hoffahig zu machen Er nahm mit vielen grossen Jazzmusikern weltweit Schallplatten auf oder ging mit ihnen auf Tournee Am 30 September 1966 brachte Joachim Ernst Berendt ihn im Konzert Violin Summit veroffentlicht bei MPS mit den damals angesehensten Violinisten des Jazz auf die Buhne Stuff Smith Svend Asmussen und Jean Luc Ponty Der Amerikaner Ray Perry entwickelte das gleichzeitige Singen und Streichen auf der Violine was Slam Stewart dann auf den Bass ubertrug Sein Landsmann Stuff Smith machte sich mit seiner Komposition I se a Muggin einen Namen und experimentierte bereits fruh damit die Violine elektrisch zu verstarken und erzielte unkonventionelle jazzigere Klange als je ein Violinist zuvor wobei er die bislang geltenden instrumentaltechnischen Regeln missachtete Auch Perry arbeitete seit 1940 elektrisch verstarkt Der im Duke Ellington Orchestra wirkende Trompeter Ray Nance konnte dort die Violine nur als Nebeninstrument nutzen und spielte meist serenadenhafte sentimentale Melodien Seine Bedeutung zeigen aber kurz vor seinem Tod aufgenommenen swingende Geigensoli die in Stil und Phrasierung auf Claude Williams zuruckwiesen Modern Jazz Jean Luc Ponty Zbigniew Seifert Didier Lockwood Bearbeiten nbsp Jean Luc Ponty 2008 Charakterischerweise war es ein Europaer so Joachim Ernst Berendt und Gunther Huesmann in ihrer Ruckschau zur Geige im Jazz der den grossen Erfolg der Geige im neueren Jazz ausloste Dies war der 1942 in Frankreich als Sohn eines Violin Professors geborene Jean Luc Ponty Nach seinem Studium der klassischen Violine machte er Jazzaufnahmen mit Stuff Smith Stephane Grappelli und anderen Violinisten 1973 ging er in die USA um mit Musikern wie Frank Zappa Hot Rats und in John McLaughlins Mahavishnu Orchestra zu spielen Nach Smith hat Ponty die Violine unter Zuhilfenahme einer Anzahl von Zusatzgeraten tatsachlich elektrifiziert und machte sie damit endgultig zu einem eigenstandigen und vollwertigen Instrument des Jazz Seine Musik ist zu einer standigen Gratwanderung zwischen aussermusikalischen Effekten und hoher Musikalitat geworden 2 Ponty gehort zu den ersten Musikern die die Violine mit Wah Wah Pedal Verzerrern und MIDI Technik kombinierten wodurch er seinen typischen manchmal synthesizer ahnlichen Sound erzeugt Etwa um die gleiche Zeit wie Ponty wurde der amerikanische Geiger Don Sugarcane Harris bekannt der von der schwarzen Blues Tradition gepragt war Aufsehen erregte seine Mitwirkung an Alben von Frank Zappa wie bei Burnt Weeny Sandwich in den fruhen 1970er Jahren Im Fusion Bereich zwischen Rock und Jazz erhielt auch der Geiger Jerry Goodman durch seine Mitwirkung in der Rockband The Flock wie beim Mahavishnu Orchestra zu Beginn der 1970er Jahre eine grossere Aufmerksamkeit nbsp Zipflo ReinhardtMit Harris und Ponty begann der Auftritt neuer bedeutender Jazzgeigern auf der Jazzszene Beim Berliner Jazzfestival veranstaltete 1971 Joachim Ernst Berendt seinen New Violin Summit nur funf Jahre nach seinem Violin Summit am selben Ort 3 Unmittelbar nach ihnen wurden die Polen Michal Urbaniak Zbigniew Zbiggy Seifert und Krzesimir Debski Grunder der Band String Connection 1980 in Europa popular Der Geiger Zbigniew Zbiggy Seifert der das erste Solo Album fur Jazzvioline vorlegte zahlte zu den polnischen Jazzmusikern die ihr Land zu einem der interessantesten Jazzlander der Welt gemacht haben Sein expressiver Stil und seine virtuose Beherrschung der Geigentechnik folgte einer Weiterentwicklung musikalischer Vorstellungen von John Coltrane So schrieb der Kritiker Patrick Hinley Was Seifert und Coltrane verbindet ist eine Qualitat die man kontrolliertes Fliessen oder verantwortliche Freiheit nennen konnte In der Musik dieser beiden kann niemand sagen was als nachstes geschehen wird aber man kann sich darauf verlassen dass man immer wieder bis an eine aussere Grenze gefuhrt wird 4 Sein Kollege Michal Urbaniak vertritt bis heute eine besondere Art von Fusion die osteuropaische Volksmusik mit einbezog Zu horen ist er auf Billy Cobhams Glass Menagerie aber auch auf eigenen Alben nbsp Didier Lockwood 1984 Nach dem fruhen Tod Seiferts 1979 erschien mit dem an Jazz Rock orientierten Didier Lockwood abermals ein Franzose als dessen wurdiger Nachfolger Nach einer klassischen Geigenausbildung entdeckte der 1956 geborene Lockwood die freie Improvisation fur sich und trat mit 17 Jahren der Rockgruppe Magma bei Mit 21 wurde er von Stephane Grappelli entdeckt und orientierte sich zunehmend zum Jazz Nach eigenen Angaben ist er sehr von seinem polnischen Kollegen Seifert beeinflusst World Jazz L Shankar BearbeitenIn den 1980er Jahren mit der Offnung des Jazz zu aussereuropaischen Musikkulturen wie der indischen Musik wurden weitere Geiger auf der Jazz und Fusion Szene erfolgreich Zum einen L Shankar der in John McLaughlins Shakti Projekt mitwirkte zum anderen sein alterer Bruder L Subramaniam der durch Aufnahmen mit Larry Coryell Herbie Hancock John Handy und Ali Akbar Khan bekannt wurde Beide stammen aus der sudindischen Musikkultur und haben mit hoher Musikalitat und Einfuhlungsvermogen indische Geigentraditionen in die Jazzszene getragen Auch die Indonesierin Luluk Purwanto ist hier zu nennen Vorbereitet hat diesen Weg Michael White der bereits 1965 im Quintett von John Handy orientalische und klassische Elemente mit solchen des Jazz mischte Free Jazz und Creative Jazz Bearbeiten nbsp Mark Feldman 2007 Wegbereiter war hier ebenfalls Michael White der bereits mit Eric Dolphy John Coltrane oder Sun Ra zusammenspielte Zu den bekanntesten Geigern des freien Jazz und der sich daraus entwickelten improvisierten Musik zahlen Leroy Jenkins Billy Bang und Mark Feldman ferner Charles Burnham Dominique Pifarely Terry Jenoure und Phil Wachsmann Ramsey Ameen ist in der zweiten Halfte der siebziger Jahre durch die Cecil Taylor Unit bekannt geworden Jenkins mit seinem cluster ahnlich gehammerten Geigensound verwendete die Geige als Perkussionsinstrument und Klangerzeuger ohne Rucksicht auf violinistische oder harmonische Uberlieferungen 5 Michel Samson schuf interessante die Sprache des Jazz verlassende Klanggewebe uber denen sich die Improvisationen von Albert Ayler entfalteten Billy Bang und Charles Burnham arbeiteten mit dem String Trio of New York letzterer auch mit James Blood Ulmer Ali Akbar mit Ronald Shannon Jackson Mark Feldman gehort zu dem Kreis um John Zorn Zu den originellsten Geigenstimmen des Neuen Jazz zahlen Berendt und Huesmann den Geiger Billy Bang der sein Instrument mit einer ungewohnlich virtuosen Bogentechnik spielt und dies mit jener rauhen perkussiven attacca die mehr an Ursprunglichkeit und Blues Qualitat interessiert ist als an sogenannten klassischen Normen Die Streichtrios Bearbeiten nbsp Albrecht Maurer Geiger im Kent Carter String TrioZu den international wahrgenommenen Streichtrios gehoren ausser Billy Bangs String Trio Of New York noch das Arcado String Trio das Masada String Trio das Einflusse der judischen Musik verarbeitet 6 oder das Kent Carter String Trio das seinen Schwerpunkt auf eine Mischung von Jazz und Klassischer Moderne legt 7 Die Streichquartette BearbeitenSeit den 1980er Jahren entstand in der Szene zwischen Jazz improvisierter Musik und klassisch orientierter Musik eine Reihe von Streichquartetten die sich in Parallele zu den reinen Saxophonquartetten um Stiloffenheit und grenzuberschreitender Phantasie bemuhten dies waren insbesondere das Kronos Quartet das Black Swan Quartet das Turtle Island String Quartet das Modern String Quartet in dem der deutsche Jazzgeiger Jorg Widmoser mitwirkte und das Atom String Quartet Obwohl das Kronos Quartet anders als etwa die beiden zuletzt genannten Formationen nicht improvisiert hat es mit seiner modernen Konzertmusik mit Kompositionen von Philip Glass Terry Riley und John Zorn das Bild vom gemutlichen Streichquartett so grundlich zersagt und zu neuer Sensibilitat aufgebaut dass es immer wieder von Jazzmusikern zur Zusammenarbeit herangezogen wird wie von Steve Lacy Max Roach Anthony Braxton oder Cecil Taylor 8 Weitere Jazzgeiger BearbeitenWeitere Jazzgeiger sind Hannes Beckmann Jean Pierre Catoul Regina Carter Valentin Gregor Klaus Heuermann Gregor Hubner Jason Hwang Edzard Model 9 Mic Oechsner Florin Niculescu Costel Nitescu Tobias Preisig Benjamin Schmid Adam Taubitz und die deutschen Swingmusiker Helmut Zacharias und Helmut Weglinski In Richtung freie Improvisationsmusik weisen Mary Oliver und Carlos Zingaro nbsp Funfsaitige elektrische ViolineWichtige Alben der Jazzvioline BearbeitenVarious Artists Jazzclub Violin Verve Records Anthologie von 1944 bis 1970 mit Titeln von Venuti South Svend Asmussen Stuff Smith Ray Nance Stephane Grappelli Ponty Lockwood Harris Stephane Grappelli Grappelli Story Verve 1938 1992 Don Sugar Cane Harris amp Frank Zappa Burnt Weeny Sandwich Reprise 1970 Jean Luc Ponty King Kong Jean Luc Ponty Plays the Music of Frank Zappa 1970 Zbigniew Seifert Solo Violin EMI bzw Polonia 1976 Billy Bang Rainbow Gladiator Soul Note 1981 L Shankar Nobody Told Me ECM 1987 Michal Urbaniak Songbird Steeplechase 1990 Leroy Jenkins Live Black Saint 1992 Didier Lockwood Martial Solal Solal Lockwood JMS 1993 Didier Lockwood Richard Galliano Laurita Dreyfus 1994 Stephane Grappelli Michel Petrucciani Flamingo Dreyfus 1995 Billy Bang Bang On Justin Time 1997 String Trio of New York Faze Phour Black Saint 1997 Leroy Jenkins Solo Lovely Music 1998 Mark Feldman Music for Piano and Violin Avant 1999 mit Sylvie Courvoisier 10 Jarek Smietana Band A Tribute to Zbigniew Seifert JSR Records 2009 mit Didier Lockwood Krzesimir Debski Christian Howes Mark Feldman Maciej Strzelczyk Adam Baldych Pierre Blanchard Mateusz Smoczynski Albrecht Maurer Lucian Ban Mat Maneri Fantasm The Loft Sessions Nemu 2014 Atom String Quartet Seifert Zbigniew Seifert Foundation 2017 mit Dawid Lubowicz Mateusz Smoczynski Michal Zaborski Krzysztof LenczowskiLiteratur BearbeitenJoachim Ernst Berendt Gunther Huesmann Das Jazzbuch Fischer TB Frankfurt Main 1991 Kapitel Die Geige S 462 ff Weblinks BearbeitenWebseiten von Edzard Model zur Geige im Jazz Webseiten von Heuermann zur Geige im JazzAnmerkungen Bearbeiten Julie Lyonn Lieberman Improvising Violin 1997 Joachim Ernst Berendt und Gunther Huesmann Ponty der 1966 dort mit Grappelli Stuff Smith und Svend Asmussen aufgetreten war zeigte nun mit Don Sugarcane Harris Michal Urbaniak und Nipso Brantner die Moglichkeiten eines elektrifizierten Spiels Beide Summits wurden auf MPS Platten dokumentiert zit nach Berendt Huesmann S 465 f zit nach Joachim Ernst Berendt und Gunther Huesmann Das Jazzbuch S 467 Drawing from John Zorn s Masada songbook are the Masada String Trio and the Bar Kokhba Sextet Each ensemble fills one CD with beautiful chamber jazz woven around a heart of Jewish melodies Allmusic String derived chamber jazz ensembles like the Revolutionary Ensemble and the String Trio of New York are still decidedly jazz oriented but Carter and his cohorts are onto something different entirely All About Jazz 2004 zit nach Joachim Ernst Berendt und Gunther Huesmann Das Jazzbuch S 468 www jazzviolin de Both Feldman and Courvoisier compliment each other well as they play in perfect step with one another Highly recommended Allmusic 1999 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jazzvioline amp oldid 237086591