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Impensa Romanorum Pontificum sollicitudo Die dringende Sorge der romischen Papste ist Anfang und Name einer Zirkumskriptionsbulle Papst Leos XII vom 26 Marz 1824 Sie enthalt im Rahmen der Neuumschreibung der katholischen Diozesen in Deutschland nach dem Wiener Kongress die Festlegung der Diozesangrenzen der katholischen Bistumer Hildesheim und Osnabruck in Anpassung an die auf dem Wiener Kongress 1815 gezogenen Grenzen des Konigreichs Hannover ausserdem eine Reihe von Bestimmungen uber Besetzung und Dotation der Bischofsstuhle und der Domkapitel Die Bulle war Rechtsgrundlage fur die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und dem Konigreich Hannover und dessen Rechtsnachfolgern bis zum Preussenkonkordat von 1929 Viele ihrer Bestimmungen gelten bis heute Deckblatt der lateinisch deutschen DruckausgabeDie alte Diozesangliederung schwarze Grenzlinien und die Neuumschreibung nach dem Wiener Kongress Farbflachen Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Verhandlung 3 Bestimmungen 4 Wirkung 5 Einzelnachweise 6 LiteraturVorgeschichte BearbeitenAls Folge der Napoleonischen Kriege war die alte Ordnung des Heiligen Romischen Reichs zusammengebrochen Der Reichsdeputationshauptschluss verfugte dass die Furstbistumer und Reichsabteien ihre Souveranitat verlieren und ihre Gebiete anderen Staaten zugeschlagen werden sollten Diese Sakularisation schloss auch die Aufhebung der meisten Kloster und die Konfiszierung ihres Vermogens ein Schulwesen Krankenpflege und Armenfursorge sollten in staatliche Hande ubergehen Im ersten Jahrzehnt des 19 Jahrhunderts fuhrten territorial noch wechselnde Obrigkeiten diese Beschlusse durch und gliederten die gewonnenen Landesteile ihren Gebietskorperschaften die gewonnenen Guter ihren Fiskalverwaltungen ein Personen die bisher von kirchlichen Pfrunden gelebt hatten erhielten als Entschadigung staatliche Pensionen Fur die wichtigsten kirchlichen Institutionen wurden Staatszahlungen festgesetzt Der Umbruch war tiefgreifend und kompliziert und wurde durch die fortdauernde politische Instabilitat zusatzlich erschwert Erst der Wiener Kongress 1815 schuf mit der politischen Neuordnung Europas die Voraussetzung fur einen kirchlichen Neuaufbau Dabei waren die staatlichen Stellen darauf bedacht grosstmoglichen Einfluss auf die kirchlichen Verhaltnisse zu behalten Dem diente auch das Bestreben die kirchlichen Grenzen mit den Staatsterritorien deckungsgleich zu machen und so aussere Einflusse zu minimieren Fur die deutschen Katholiken andererseits wurde der institutionelle Ruckhalt beim Papsttum wichtiger als vorher Verhandlung BearbeitenZwischen Bayern und dem Heiligen Stuhl war bereits 1817 ein umfassendes Konkordat zustande gekommen Fur Preussen konnte 1821 lediglich die Zirkumskriptionsbulle De salute animarum in Kraft gesetzt werden die viele strittige Fragen ausliess Das neue Konigreich Hannover hatte mit dem Untereichsfeld ehemals kurmainzisch dem Emsland Niederstift Munster und der Region Hildesheim Hochstift Hildesheim umfangreiche Territorien mit uberwiegend katholischer Bevolkerung erhalten Von seinen etwa 1 5 Millionen Einwohnern waren rund 13 katholisch Als erster protestantischer Staat des Deutschen Bundes begann Hannover im Fruhjahr 1817 Konkordatsverhandlungen bei der Kurie Verhandlungsfuhrer war Friedrich von Ompteda 1819 nach ihm Franz von Reden Ausserdem gehorten Justus Leist und August Kestner zur hannoverschen Gesandtschaft Auf romischer Seite standen ihnen Kardinalstaatssekretar Ercole Consalvi und Raffaele Mazio gegenuber Bald zeigte sich dass wegen tiefgreifender Differenzen im Grundsatzlichen ein Konkordat nicht zu erreichen war und die Verhandlungen richteten sich auf die pragmatische Losung einer Zirkumskriptionsbulle nach preussischem Vorbild Kurz vor dem Tod Papst Pius VII war ein befriedigender Konsens erreicht so dass sein Nachfolger Leo XII die Bulle Impensa Romanorum Pontificum am 26 Marz 1824 unterzeichnen konnte Am 2 Juni 1824 wurde sie in Hannover als Gesetz veroffentlicht Bestimmungen BearbeitenDie Bulle legte fest dass es im Bereich des Konigreichs Hannover etwa dem heutigen Bundesland Niedersachsen ohne das Grossherzogtum Oldenburg 1 und das Herzogtum Braunschweig 2 die katholischen Bischofssitze Hildesheim und Osnabruck geben sollte und dass die Grenze zwischen beiden Diozesen an der Weser verlaufen sollte Weiter regelte sie die Dotation der Bischofe die Zahl und Besoldung der Domkapitulare und die kunftige Einrichtung und Unterhaltung von Priesterseminaren Diese Zahlungen aus der Staatskasse wurden und werden als Ersatz fur die Sakularisationsverluste geleistet Die vorgesehene Ausstattung der Bistumer mit Grundbesitz anstelle von Geldzahlungen wurde regierungsseitig allerdings nie durchgefuhrt Schliesslich enthielt die Bulle detaillierte Bestimmungen uber die Wahl der Bischofe und der Domkapitulare die der Regierung ein Informations und Vetorecht einraumten Die volle Wiederherstellung des Bistums Osnabruck entsprechend diesen Vorgaben wurde zuruckgestellt bis zu einem Zeitpunkt zu dem der Staat die erforderlichen Mittel zur Verfugung hatte Bis dahin sollte ein dem Hildesheimer Ordinarius unterstellter Weihbischof fur Osnabruck zustandig sein Erst 1858 wurde die Bulle Impensa Romanorum Pontificum auch fur Osnabruck im vollen Umfang wirksam Wirkung BearbeitenDie Zirkumskriptionsbulle von 1824 war die Grundlage fur die Neukonstituierung und Selbstverstandigung des norddeutschen Katholizismus in einem nichtkatholischen Staat Die staatlichen Ersatzleistungen machten den Totalverlust der alten Stiftungen ertraglich Die grossen Diasporagebiete die den beiden Bistumern zugewiesen wurden erforderten den Aufbau eines grossflachigen Pfarrei und Dekanatssystems und neue Wege der Seelsorge Die offen gelassenen Fragen v a im Schulwesen und im Eherecht fuhrten im ganzen 19 Jahrhundert zu teilweise heftigen Konflikten mit dem Staat Die volle Gleichberechtigung der katholischen Bevolkerung einschliesslich des Zugangs zu allen Staatsamtern liess noch Jahrzehnte auf sich warten Insgesamt aber kam es ab den 1850er Jahren zu einem erstaunlichen Erstarken des katholischen Lebens Einzelnachweise Bearbeiten siehe Bischoflich Munstersches Offizialat Die katholischen Pfarreien des Herzogtums Braunschweig wurden erst 1834 aus dem Apostolischen Vikariat des Nordens aus und dem Bistum Hildesheim eingegliedert Thomas Scharf Wrede Das Bistum Hildesheim im 19 Jahrhundert S 11 Literatur BearbeitenHans Georg Aschoff Das Bistum Hildesheim zwischen Sakularisation und Neuumschreibung Ein Beitrag zum 175 Jubilaum der Zirkumskriptionsbulle Impensa Romanorum Pontificum in Die Diozese Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart 67 Jahrgang Hildesheim 1999 S 193 246 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Impensa Romanorum Pontificum amp oldid 237116248