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Hubert Adam Melchior Freiherr von Wangenheim 4 November 1904 in Charlottenburg bei Berlin 3 September 1973 in Kiel war ein deutscher Flottillenadmiral der Bundesmarine Hubert von Wangenheim als Flottillenadmiral 1956 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Militarzeit im Dritten Reich 1 2 Militarzeit in der Bundesrepublik 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHubert entstammte dem thuringischen Uradelsgeschlecht der Freiherrn von Wangenheim Er war der alteste Sohn des gleichnamigen preussischen Majors Hubert von Wangenheim 1872 1915 der wahrend des Ersten Weltkriegs im Konigin Elisabeth Garde Grenadier Regiment Nr 3 fiel Die Mutter hatte als Kriegerwitwe nur eine kleine Pension und zog deswegen mit ihren vier Kindern 1919 von Berlin in das gunstigere Naumburg Saale 1 Dennoch waren nicht genugend finanzielle Mittel zur weiteren Ausbildung aller Kinder vorhanden und so konnte nur die alteste Schwester Medizin studieren 2 Die drei Sohne gingen nach dem Abitur zum Militar 3 Hubert trat 1922 als Seekadett in die Reichsmarine ein 4 Er war der einzige der Sohne der den Zweiten Weltkrieg uberlebte Wangenheim heiratet 1935 Irene von Egidy 1909 1991 die Tochter des Marineoffiziers Moritz von Egidy Zusammen hatten sie vier Kinder Irene brachte in die Ehe den kleinen Hof Langfeld 5 in Schleswig Holstein ein wohin die Familie umzog als ihre Wohnung in Berlin 1942 ausgebombt wurde 6 Militarzeit im Dritten Reich Bearbeiten nbsp v Wangenheim und v Blomberg 1937 Den ersten Kriegseinsatz ubernahm Wangenheim als Kapitanleutnant und Kommandant des Torpedobootes Albatros von Oktober 1935 bis September 1936 in spanischen Gewassern Das Boot war Teil der sogenannten Neutralitatspatrouille die spanische Hafen beider Burgerkriegsparteien anlief um deutsche und andere Fluchtlinge nach Frankreich zu evakuieren Anschliessend wurde er nach Berlin berufen und zum Marineadjutanten von Generalfeldmarschall und Kriegsminister Werner von Blomberg bestellt beide waren sich schon zuvor auf dem Segelschulschiff Horst Wessel der Reichsmarine begegnet Hauptartikel Blomberg Fritsch Krise 1938 kam es jedoch zum Bruch zwischen Wangenheim und der nationalsozialistischen Fuhrung Blomberg hatte nach dem Tod seiner ersten Frau in zweiter Ehe eine 35 Jahre jungere Frau mit zweifelhaftem Ruf geheiratet sie wurde mit pornographischen Photos und sogar Prostitution in Verbindung gebracht Als Adolf Hitler das erfuhr wurde Blomberg entlassen da die Heirat gegen den Ehrenkodex und einen Erlass fur Heiraten von Offizieren verstiess Blomberg reiste mit seiner neuen Frau nach Italien Hitler nutzte die Gelegenheit gemeinsam mit der Entlassung von Generaloberst Werner von Fritsch wegen angeblicher Homosexualitat um die Fuhrung der Wehrmacht mit linientreuen Offizieren zu besetzen Vor seiner Abreise hatte Blomberg Hitler sogar eine Liste mit den fuhrenden Offizieren gegeben die mit dem Nationalsozialismus nicht kooperieren wollten 7 und deswegen ausgetauscht wurden Zu den Linientreuen gehorte auch General Wilhelm Keitel der wegen seiner devoten Art gegenuber Hitler 8 von den traditionellen Offizieren der ehemaligen Reichswehr als Lakeitel verspottet wurde bezogen auf Lakai Der Verstoss gegen den Ehrenkodex durch Blomberg und die Auslieferung der Wehrmachtsfuhrung an die politische Fuhrung war fur diese traditionellen Offiziere schwer ertraglich Daraufhin fuhr Wangenheim seinem fruheren Vorgesetzten Blomberg hinterher suchte ihn im Hotel in Rom auf konfrontierte ihn mit der Vergangenheit seiner Frau die Blomberg eventuell nicht in vollem Umfang kannte 9 und verlangte von ihm sich von ihr zu trennen und so die Ehre des Offizierkorps wiederherzustellen 10 Als Blomberg das verweigerte und meinte Wangenheim setze ihm die Pistole auf die Brust 11 legte Wangenheim ihm in der Tat eine mitgebrachte Pistole auf den Tisch und forderte ihn zum Selbstmord auf 12 was der mit dem Verweis auf die Staatsrason ebenfalls verweigerte 9 Zuruck in Berlin rief Hermann Goring Wangenheim zu sich und fuhr ihn lautstark an was er da angestellt habe 11 woraufhin Wangenheim entgegnete er sei Kapitanleutnant der Marine und liesse so nicht mit sich reden darauf anspielend dass Goring Oberbefehlshaber der Luftwaffe aber nicht der ganzen Wehrmacht war Goring soll sich dann gefangen und erlautert haben er musse schon verstehen dass man einen toten Generalfeldmarschall in den schwierigen politischen Zeiten nicht gebrauchen konne Da dieses Ehrverstandnis Wangenheims dem des traditionellen Offizierkorps entsprach 13 hatte sein direkter Vorgesetzter Admiral Erich Raeder die Reise schon vorher heimlich gebilligt 14 Als Goring dann die Entlassung Wangenheims aus der Wehrmacht betrieb soll Raeder das durch Androhung seines eigenen Rucktritts verhindert haben nur dass Wangenheim auf Weigerung Keitels hin nicht mehr im Kriegsministerium eingesetzt sondern auf See versetzt wurde 9 Pikant an dem Vorfall war dass Wangenheim schon im Januar 1931 in den Ehrenrat der Reichsmarine berufen worden war um als altestes Crewmitglied uber den Ausschluss Reinhard Heydrichs aus der Marine zu entscheiden Letzterer hatte ein vermeintliches Eheversprechen nicht eingehalten und sich mit seinem arroganten Auftreten vor dem Ehrenrat herablassend uber seine Geliebte geaussert 15 Dieses Verhalten fuhrte zu Heydrichs unehrenhafter Entlassung Das wiederholte Auftreten in Fragen der Ehre konnte der Grund gewesen sein dass Wangenheims Karriere wahrend des Dritten Reiches nicht sonderlich voranschritt 16 ohnehin war er nicht Mitglied der NSDAP Wangenheim wurde nach Swinemunde versetzt und wahrend des Zweiten Weltkriegs auf See eingesetzt Zunachst war er von August 1939 bis Oktober 1939 Kommandant des Zerstorers Hans Lody Im November 1939 wurde er 1 Admiralstabsoffizier des Fuhrers der Zerstorer und blieb in dieser Position bis Oktober 1940 Anschliessend war er bis November 1944 Referent Ia in der Operationsabteilung des OKM und wurde in dieser Position am 1 April 1943 zum Kapitan zur See befordert Ab Dezember 1944 war er bis Kriegsende Chef der 4 Zerstorerflottille Nach Kriegsende kam er in Kriegsgefangenschaft aus welcher er am 3 Februar 1946 entlassen wurde Seemannisches Geschick bewies er als er im Januar 1945 drei Zerstorer von Nordnorwegen durch die britischen Linien in die Ostsee verlegte Am Ende des Krieges waren von der Flottille bestehend aus vier Schiffen nur noch zwei ubrig Wangenheim fuhrte diese beiden Schiffe bis zum letzten Kriegstag in die Bucht von Danzig um Fluchtlinge nach Glucksburg zu evakuieren 17 auch wenn sein Schiff beim letzten Anlauf am 8 Mai 1945 schwere Torpedotreffer von sowjetischen Schiffen erhielt 18 Militarzeit in der Bundesrepublik Bearbeiten Wangenheim hatte seine verbleibenden Zerstorer nach der Kapitulation im Mai 1945 weisungsgemass von Glucksburg nach Kiel uberfuhrt und dort der britischen Besatzung ubergeben 19 Er selbst ging in britische Kriegsgefangenschaft auf Fehmarn Anfang 1946 wurde er entlassen und bewirtschaftete dann den kleinen Hof Langfeld zusammen mit seiner Frau 20 1956 trat Wangenheim in die neu gegrundete Bundeswehr ein Die engen wirtschaftlichen Verhaltnisse auf dem kleinen Hof und das Pflichtgefuhl das neue demokratische Deutschland vor der Bedrohung des Ostblocks zu schutzen war dafur Ausschlag Seine erste Verwendung erfuhr er als erster Kommandeur der Marineschule Murwik von 1956 bis 1960 und baute die Marine wieder mit auf 21 mit einem fordernden aber auch humorvollen Fuhrungsstil 22 1957 wurde er zum Flottillenadmiral befordert 23 und 1960 zum Befehlshaber der Seestreitkrafte der Nordsee ernannt 1963 wurde er wegen Krankheit vorzeitig pensioniert und starb 1973 in Kiel Literatur BearbeitenGothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Hauser 1920 Siebzigster Jahrgang Justus Perthes Gotha 1920 S 917 Walter Lohmann Hans H Hildebrand Die deutsche Kriegsmarine 1939 1945 Gliederung Einsatz Stellenbesetzung Band 3 Podzun 1956 S 418 Einzelnachweise Bearbeiten Alexander Jordis Lohausen Mitteleuropa 1658 2008 Die Chronik einer Familie Hamburg 2014 ISBN 978 3 95425 394 4 S 181 f Alexander Jordis Lohausen Mitteleuropa 1658 2008 Die Chronik einer Familie Hamburg 2014 ISBN 978 3 95425 394 4 S 182 f Alexander Jordis Lohausen Mitteleuropa 1658 2008 Die Chronik einer Familie Hamburg 2014 ISBN 978 3 95425 394 4 S 182 Crew 1922 In Deutsche U Boote 1935 1945 Website des Ostseehofs Langfeld Alexander Jordis Lohausen Mitteleuropa 1658 2008 Die Chronik einer Familie Hamburg 2014 ISBN 978 3 95425 394 4 S 207 f Harold Deutsch Hitler and His Generals The Hidden Crisis January June 1938 Minnesota 1974 ISBN 978 0 8166 5744 5 S 120 Harold Deutsch Hitler and His Generals The Hidden Crisis January June 1938 Minnesota 1974 ISBN 978 0 8166 5744 5 S 130 a b c Harold Deutsch Hitler and His Generals The Hidden Crisis January June 1938 Minnesota 1974 ISBN 978 0 8166 5744 5 S 123 f Der Skandal Intrige oder Panne In Die Zeit Nr 11 1988 S 7 a b Hans Bernd Gisevius Bis zum bitteren Ende vom Reichstagsbrand bis zum 20 Juli 1944 Hamburg 1961 S 286 287 Jens Bruggemann Manner von Ehre Die Wehrmachtsgeneralitat im Nurnberger Prozess von 1945 46 Paderborn 2018 ISBN 978 3 506 79259 4 S 189 Harold Deutsch Hitler and His Generals The Hidden Crisis January June 1938 Minnesota 1974 ISBN 978 0 8166 5744 5 S 122 Jens Bruggemann Manner von Ehre Die Wehrmachtsgeneralitat im Nurnberger Prozess von 1945 46 Paderborn 2018 ISBN 978 3 506 79259 4 S 189 Anm 23 Robert Gerwarth Reinhard Heydrich Biographie Siedler Verlag Munchen 2011 ISBN 978 3 88680 894 6 S 64 65 Alexander Jordis Lohausen Mitteleuropa 1658 2008 Die Chronik einer Familie Hamburg 2014 ISBN 978 3 95425 394 4 S 191 Alexander Jordis Lohausen Mitteleuropa 1658 2008 Die Chronik einer Familie Hamburg 2014 ISBN 978 3 95425 394 4 S 226 Alexander Jordis Lohausen Mitteleuropa 1658 2008 Die Chronik einer Familie Hamburg 2014 ISBN 978 3 95425 394 4 S 226 f Alexander Jordis Lohausen Mitteleuropa 1658 2008 Die Chronik einer Familie Hamburg 2014 ISBN 978 3 95425 394 4 S 228 Alexander Jordis Lohausen Mitteleuropa 1658 2008 Die Chronik einer Familie Hamburg 2014 ISBN 978 3 95425 394 4 S 231 f Johannes Sander Nagashima Die Bundesmarine 1955 bis 1972 Konzeption und Aufbau Munchen 2006 ISBN 978 3 486 57972 7 S 103 Hubert Freiherr von Wangenheim In Der Spiegel Nr 11 1958 Flottillenadmirale der Bundesmarine 1956 1990 auf der Website www deutsches marinearchiv de Kommandeure der Marineschule Murwik Herwarth Schmidt von Schwind Otto von Luck Max Kuhne Moritz von Egidy Heinrich Lampe Fritz Sachsse Werner Tillessen Paul Wulfing von Ditten Hasso von Bredow Albrecht Meissner Wolf von Trotha Hubert Schmundt Walter Georg Lohmann Heinrich Ruhfus Waldemar Winther Wolfgang Luth Otto Schuhart Hubert Freiherr von Wangenheim Heinrich Erdmann Karl Schneider Pungs Bernd Klug Reinhart Ostertag Karl H Peter Helmut Kampe Wilfried Toepser Dieter Ehrhardt Wolfgang Brost Horst Helmut Wind Klaus Dieter Sievert Klaus Peter Niemann Frank Ropers Gotz Eberle Uwe Siegfried Kahre Hubertus von Puttkamer Manfred Nielson Heinrich Lange Jurgen Mannhardt Thomas Ernst Carsten Stawitzki Kay Achim Schonbach Wilhelm Tobias Abry Jens Nemeyer Siehe auch Liste der Kommandeure der Marineschule Kiel und Murwik Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 13 April 2019 PersonendatenNAME Wangenheim Hubert vonALTERNATIVNAMEN Wangenheim Hubert Adam Melchior Freiherr von vollstandiger Name Wangenheim Hubert Freiherr vonKURZBESCHREIBUNG deutscher Flottillenadmiral der BundesmarineGEBURTSDATUM 4 November 1904GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 3 September 1973STERBEORT Kiel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hubert von Wangenheim amp oldid 237664615