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Heiligenstadt war bis 1891 eine eigenstandige Gemeinde und ist heute ein Stadtteil Wiens im 19 Wiener Gemeindebezirk Dobling sowie eine der 89 Wiener Katastralgemeinden HeiligenstadtWappen KarteInhaltsverzeichnis 1 Geografie 2 Geschichte 2 1 Namensherkunft 2 2 Heiligenstadt bis zur Neuzeit 2 3 Heiligenstadt in der Neuzeit 2 4 Heiligenstadt nach der Eingemeindung 3 Wirtschaft 4 Kultur und Sehenswurdigkeiten 5 Sport 6 Personlichkeiten 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeografie BearbeitenHeiligenstadt liegt auf einer Strandterrasse am Wiener Donaukanal einem fruheren Donauarm und zieht sich in einem schmalen Streifen nordwestlich bis zum Kahlenberg hinauf Die Katastralgemeinde nimmt eine Flache von 219 46 ha ein Im Norden wird Heiligenstadt von Nussdorf und Josefsdorf im Westen von Grinzing und im Suden von Unter und Oberdobling begrenzt Die Probusgasse ist die ehemalige Dorfstrasse und der heutige Kern von Heiligenstadt Heiligenstadt erstreckt sich uber 3 Graben die vom Wienerwald im Westen zur Donau im Osten verlaufen im Norden der Graben des Schreiberbachs Wildgrube Muckental im Ortszentrum der Graben des von Grinzing kommenden Nesselbachs und im Suden der des von Neustift und Sievering Zubringer Arbesbach kommenden Krottenbachs der sudlich des Hohenzugs Hungerberg Hohe Warte verlauft Geschichte BearbeitenNamensherkunft Bearbeiten Der Name Heiligenstadt leitet sich vermutlich davon ab dass in diesem Gebiet bereits in heidnischer Zeit ein heiliger Ort lag Erstmals erwahnt wurde der Ort 1120 jedoch als St Michael Der Erzengel Michael wird auch am Wappen dargestellt Erst Ende des 12 Jahrhunderts taucht der Zusatz Sanctum Locum Heiligenstadt in den Urkunden auf Letztlich ist jedoch ungeklart worauf sich die bezeichnete heilige Statte bezieht Die These dass der Heilige Severin von Noricum hier gelebt hat wurde mittlerweile widerlegt Heiligenstadt bis zur Neuzeit Bearbeiten nbsp Die Probusgasse 1898Heiligenstadt ist ein uraltes Siedlungsgebiet das bereits vor 5000 Jahren besiedelt war Auch die Romer hinterliessen hier ihre Spuren 1872 wurden im Bereich der Heiligenstadter Strasse Pokornygasse Bauernfeldgasse Mauerreste gefunden die einen Wehrturm des Limes in diesem Gebiet belegen Daneben fand man bei Ausgrabungen in der Nahe der Jakobskirche einen romischen Friedhof und in der Nahe ein Awarengrab aus dem 6 Jahrhundert Die Franken begannen schliesslich um 900 mit der Besiedelung von Heiligenstadt Der Ortskern gruppierte sich ursprunglich um den heutigen Pfarrplatz mit der altesten Kirche dieses Gebietes Die Bewohner waren wiederum Bauern die im Wesentlichen fur den Eigenbedarf produzierten Auch der Fang von Krebsen und Fischen im westlichsten Arm der Donau heute Heiligenstadter Strasse spielte eine Rolle Fur den Verkauf wurde Wein angebaut Bis heute liegen am Hugelabhang zur Heiligenstadter Strasse die Kellereien der Weingrosshandler Bereits 1250 besass das Stift Klosterneuburg Weingarten in Heiligenstadt Nach dem Tod des Pfarrers Heinrich ubertrug Bischof Weinhardt von Passau 1304 dem Stift das Recht die Pfarre Heiligenstadt in Besitz zu nehmen Heiligenstadt war im Mittelalter einer der reicheren Orte in der Umgebung Bereits 1318 ist eine Schule urkundlich erwahnt wahrscheinlich die einzige weit und breit Heiligenstadt litt jedoch wie viele Vororte von Wien stark unter den Verheerungen ab dem 15 Jahrhundert 1484 plunderte Matthias Corvinus Heiligenstadt 1529 beschadigten die Plunderungen der Turken im Zuge der Ersten Wiener Turkenbelagerung Jakobskirche und Michaelskirche schwer Durch die Opferbereitschaft der Bewohner von Dobling Grinzing Nussdorf und Heiligenstadt die alle noch zu dieser Pfarre gehorten konnte jedoch die Michaelskirche bereits 1534 wiederhergestellt werden Heiligenstadt in der Neuzeit Bearbeiten nbsp Innenhof des Hauses in der ehemaligen Herrengasse 6 heute Probusgasse 6 in dem Beethoven das Heiligenstadter Testament schrieb nbsp Relief am Heiligenstadter Pfarrplatz das die Beethoven Gedenkstatten in der naheren Umgebung zeigtDie Reformation spielte in Heiligenstadt nur eine untergeordnete Rolle jedoch setzte die Zweite Wiener Turkenbelagerung dem Ort stark zu 1683 wurden viele Bewohner niedergemetzelt woran die Blutgasse erinnert Die Verwustungen waren so stark dass der Ort einer Einode glich Die Wirtschaft erholte sich erst im 18 Jahrhundert als die Viehwirtschaft und der Obstbau die Wiener Markte eroberten Zum Aufschwung des Ortes trug das Ende des 18 Jahrhunderts errichtete offentliche Badehaus in Heiligenstadt bei das eine heisse Quelle nutzte Bis zu 300 Menschen taglich besuchten das Heilbad mit angeschlossenem Gasthaus In einem Wanderfuhrer aus dem Biedermeier dem Werk Wien s Umgebungen auf zwanzig Stunden im Umkreise von Adolf Schmidl aus dem Jahre 1835 wird diese Heilquelle erwahnt Ein gewisser Johann Burger fand darin Heilung vor Gliederschmerzen und liess zur Dankbarkeit die Quelle reinigen fassen und in seinen Garten bei dem jetzigen Badhause leiten Schon 1784 verfasste Dr Klinger eine Analyse der Quelle Dr Joh Klinger Beschreibung der Eigenschaften und Wirkungen des Heiligenstadter Badwassers Wien 1791 von der die bose Welt freilich behaupten wollte dass man der Kraft des Wassers durch hineingeworfene Eisengitter zu Hulfe gekommen sey 1 In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts versiegte jedoch die Quelle anstelle des Bades wurde der Heiligenstadter Park errichtet Im 19 Jahrhundert erlangte Heiligenstadt auch seinen Ruf als Sommerfrischeort es siedelten sich dadurch auch in Heiligenstadt reiche Wiener Burger an und in der Sommermonaten wurde der Ort von Touristen frequentiert Auch Ludwig van Beethoven lebte zeitweise in Heiligenstadt hier schrieb er sein Heiligenstadter Testament Johann Strauss komponierte 1850 die Heiligenstadter Rendez vous Polka 1851 wurde die Zentralanstalt fur Meteorologie und Geodynamik der staatliche meteorologische und geophysikalische Dienst Osterreichs auf der Hohen Warte gegrundet Der heutige Heiligenstadter Friedhof wurde 1873 angelegt 1795 gab es 60 Hauser mit 470 Einwohnern die in drei Gassen im Bereich Grinzinger Strasse Probusgasse Hohe Warte und Armbrustergasse lebten 1832 lebten bereits 677 Einwohner in 94 Hausern 1870 waren es bereits 3 393 Menschen in 244 Hausern Um 1890 siedelten sich zahlreiche Industriebetriebe an wahrend die Einwohnerzahl inzwischen auf 5 579 Menschen gestiegen war Innerhalb von 60 Jahren hatte sich die Zahl der Hauser mehr als verdreifacht Dem Bauboom fiel auch der Heiligenstadter Teich zum Opfer Dieser 6 000 m grosse Ziegelteich wurde von den Bewohnern als Badeteich genutzt wurde aber wegen der starken Verschmutzung zum Problem In den 20er Jahren des 19 Jahrhunderts wurde er zugeschuttet Heiligenstadt nach der Eingemeindung Bearbeiten nbsp Karl Marx Hof1892 wurde Heiligenstadt gemeinsam mit den benachbarten Wiener Vororten Sievering Grinzing Oberdobling Unterdobling Nussdorf und dem Kahlenbergerdorf zu Wien eingemeindet 1898 wurde der von Otto Wagner gestaltete Bahnhof Wien Heiligenstadt als Umsteigebahnhof zwischen der 1870 eroffneten Kaiser Franz Josephs Bahn und der Wiener Dampfstadtbahn eroffnet Von letzterer endeten gleich drei Strecken in Heiligenstadt namentlich die Vorortelinie die Gurtellinie und die Donaukanallinie Ab 1925 fuhr dann die Wiener Elektrische Stadtbahn auf zwei Wegen nach Heiligenstadt die in den 1970er und 1980er Jahren schliesslich in der U Bahn Wien aufging Die Vorortelinie wiederum gehort seit 1987 zur S Bahn Wien Heute ist Heiligenstadt ausserdem auch noch ein wichtiger Busbahnhof fur Busse innerhalb Wiens und nach Klosterneuburg Nach dem Ersten Weltkrieg begann die sozialdemokratische Stadtregierung auch in Heiligenstadt den sozialen Wohnbau zu forcieren um die elenden Wohnverhaltnisse der Arbeiter zu verbessern Hierzu wurde auf einem Gelande das bis ins 12 Jahrhundert ein schiffbarer Donauarm gewesen war und spater von Gartnereien genutzt wurde der riesige Karl Marx Hof errichtet Zwischen 1927 und 1930 wurde vom Otto Wagner Schuler und Stadtbaumeister Karl Ehn die Anlage mit 1382 Wohnungen errichtet Bekannt wurde der Karl Marx Hof kurze Zeit spater auch durch den Februaraufstand da sich in ihm zahlreiche aufstandische Arbeiter verschanzten Wirtschaft BearbeitenDie Bedeutung des Weins war zu Beginn des 19 Jahrhunderts immer noch sehr hoch 30 Prozent der Flurflachen wurden fur den Weinanbau benutzt ein weiteres Viertel fur den Ackerbau Daruber hinaus gab es einen Wiesenanteil von 20 Prozent und auf etwa acht Prozent der Flache wurde Obst angebaut Ende des 18 Jahrhunderts siedelten sich in Heiligenstadt jedoch auch die ersten Industriebetriebe an In der Heiligenstadter Strasse 135 entstand 1790 eine Schwefelsaurefabrik die bis 1939 bestand hatte Weitere bedeutende Betriebe waren die Parketterzeugung Barawitzka spater Engel 1838 bis 1932 die Maschinenfabrik Heinrich 1840 bis 1964 und die 1885 gegrundete und noch heute in Niederosterreich bestehende Just Leitern AG in der Heiligenstadter Strasse 125 Der Bedeutung Heiligenstadts als Wirtschaftsstandort wurde nach der Grundung des Bezirks Dobling Rechnung getragen indem man das Gebiet zwischen Heiligenstadter Strasse und Donaukanal als Industriegebiet widmete Doch auch im Herzen von Heiligenstadt gab es wichtige Betriebe So wurde ab 1889 in der Pokornygasse 7 eine Kaffeerosterei eine Malz und Feigenkaffeeerzeugung sowie eine Weinkellerei durch die Bruder Kunz errichtet 1919 erzeugte man in der Gatterburggasse auch Pralinen 1935 wurde der Betrieb an die Firma Meinl verkauft Kultur und Sehenswurdigkeiten BearbeitenDie zentralen Teile um Pfarrplatz Probusgasse und Armbrustergasse sowie entlang der Hohen Warte sind von der Stadt Wien als bauliche Schutzzone ausgewiesen diese Schutzzone reicht teilweise auch nach Unterdobling 2 Heiligenstadter Pfarrkirche St Michael Heiligenstadter Kirche St Jakob Unterheiligenstadter Pfarrkirche In der Probusgasse 6 verfasste Ludwig van Beethoven am 6 Oktober 1802 sein Heiligenstadter Testament 1817 wohnte Beethoven im urkundlich 1441 erwahnten Haus Engelhartszellerhof am Pfarrplatz 2 Gedenktafel derzeit Heuriger 3 Beethoven Denkmal im Heiligenstadter Park Beethoven Denkmal im Beethovengang einem Lieblingsspazierweg Beethovens 4 Berghof Pfarrplatz 5 aus dem 12 Jahrhundert derzeit Restaurant es handelt sich dabei wohl um den altesten Profanbau Wiens vor der Heumuhle 5 6 7 nbsp Kirche Pfarrkirche St Michael nbsp Pfarrplatz mit Kirche St Jakob nbsp Beethoven Denkmal von Fernkorn im Beethovengang nbsp Beethoven Denkmal im Heiligenstadter ParkSport BearbeitenDer Sportplatz des aus dem benachbarten Bezirksteil Nussdorf stammenden Nussdorfer AC befindet sich in Heiligenstadt Der First Vienna FC 1894 kurz Die Vienna tragt seit 1899 seine Spiele im Stadion Hohe Warte aus Das Doblinger Bad ist ein Frei und Hallenbad auf der Hohen Warte Personlichkeiten BearbeitenJosef Schuster 1873 1945 Maler wurde in Heiligenstadt geboren Rudolf Wondracek 1886 1942 Architekt wurde in Heiligenstadt geboren Fritz Sander 1889 1939 osterreichisch tschechoslowakischer Rechtswissenschaftler wurde in Heiligenstadt geborenLiteratur BearbeitenFranz Xaver Schweickhardt Darstellung des Erzherzogthums Osterreich unter der Ens durch umfassende Beschreibung aller Burgen Schlosser Herrschaften Stadte Markte Dorfer Rotten etc etc topographisch statistisch genealogisch historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis Vierteln alphabetisch gereiht Teil Viertel unterm Wienerwald 7 von 34 Banden 2 Band Gaaden bis Klosterneuburg Schmidl Wien 1831 S 189 Heiligenstatt in der Google Buchsuche Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heiligenstadt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Heiligenstadt Wien im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Einzelnachweise Bearbeiten Adolf Schmidl Wien s Umgebungen auf zwanzig Stunden im Umkreise Nach eigenen Wanderungen geschildert von Adolf Schmidl Gedruckt und im Verlage bei Carl Gerold Wien 1835 S 58 59 Karte der Schutzzone Heiligenstadt Wien im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Felix Czeike Hrsg Wien Kunst und Kultur Lexikon Stadtfuhrer und Handbuch Suddeutscher Verlag Munchen 1976 ISBN 3 7991 5769 7 Heiligenstadt Wien im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Pfarrwirt bauhistorisch abgerufen am 1 Marz 2020 Franz Mazanec Doblinger Auslese aus dem Archiv von Kurt Apfel Sutton Verlag GmbH 2011 S 78 81 google books onlineBezirksteile von Dobling Grinzing Heiligenstadt Josefsdorf Kahlenbergerdorf Neustift am Walde Nussdorf Oberdobling Salmannsdorf Sievering KG Ober und KG Untersievering UnterdoblingGlanzing in Dobling liegender Teil von Potzleinsdorf 48 255 16 358333333333 Koordinaten 48 15 N 16 21 O Normdaten Geografikum GND 414655 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heiligenstadt Wien amp oldid 233703364