www.wikidata.de-de.nina.az
Hans Ehlich 1 Juli 1901 in Leipzig 30 Marz 1991 in Braunschweig war im nationalsozialistischen Deutschen Reich Arzt und SS Standartenfuhrer Leiter der Amtsgruppe III B Volkstum und Volksgesundheit im Reichssicherheitshauptamt RSHA und Angehoriger der Einsatzgruppe V im deutsch besetzten Polen Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit Schule und Studium 2 Tatigkeit als Krankenhausarzt 3 Beim Sicherheitsdienst und im Reichssicherheitshauptamt 4 Bei der Einsatzgruppe V in Polen 5 Volkstumspolitik im RSHA 6 Generalplan Ost 7 Im Nachrichtenburo der Regierung Donitz 8 Nach dem Krieg 9 Literatur 10 AnmerkungenKindheit Schule und Studium BearbeitenHans Ehlich war das alteste von funf Kindern Sein Vater von Beruf Ingenieur trat aus beruflichen Grunden im Jahre 1905 eine neue Arbeitsstelle in Heilbronn an so dass die Familie im gleichen Jahre nach dorthin umzog 1911 siedelte die Familie nach Chemnitz um Hier schloss Ehlich das Gymnasium 1920 mit dem Abitur ab und begann anschliessend Medizin und Zahnheilkunde in Leipzig und Wurzburg zu studieren 1923 schloss sich Ehlich der Reichsflagge an einem der zahlreichen rechtsradikalen Verbande die sich die Ablosung des Weimarer Systems zum Ziele gesetzt hatten Die Reichsflagge als bayerischer Wehrverband beteiligte sich ausserdem an den Vorbereitungen zu Hitlers Novemberputsch 1923 in Munchen Nach Ubernahme der Reichsflagge durch den Stahlhelm den 1918 gegrundeten grossten der Wehrverbande trat Ehlich aus diesem Verband aus In seinem Lebenslauf vom 30 September 1936 begrundete er dies mit der distanzierten Haltung des Stahlhelms zur NSDAP und dem Verbot fur Stahlhelm Mitglieder Versammlungen der NSDAP zu besuchen Tatigkeit als Krankenhausarzt BearbeitenNach Ablegung seines Staatsexamens und Promotion zum Dr med trat Ehlich 1927 eine Stellung als Assistenzarzt am Stadtkrankenhaus in Dresden Johannstadt an In die NSDAP trat er zum 1 Dezember 1931 ein Mitgliedsnummer 821 556 1 Im Februar 1932 machte er sich dann selbstandig und eroffnete in Kotzschenbroda eine Arztpraxis Im folgenden Monat heiratete er die Tochter eines Sanitatsrates Beim Sicherheitsdienst und im Reichssicherheitshauptamt BearbeitenZunehmendes politisches Engagement fuhrte Ehlich schliesslich im Juni 1932 als Anwarter zur SS wo er als Sturmbannarzt tatig war und der er 1934 endgultig beitrat Im April 1933 verzog Ehlich nach Sebnitz und nahm im Sommer 1935 ein Angebot in den Staatsdienst einzutreten an Hier wurde er als Regierungsmedizinalrat Rassereferent in der Gesundheitsabteilung des sachsischen Innenministeriums Gleichzeitig wurde er Mitarbeiter des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP Der ao Professor fur Staatsrecht und Hauptamtsleiter fur Kultur Hochschule und Wirtschaft im SD Hauptamt Reinhard Hohn wurde 1936 auf Ehlich aufmerksam und warb diesen fur den SD an Ehlich schrieb hierzu in seinem Lebenslauf vom 24 April 1967 folgendes Wahrend meiner Tatigkeit als Arzt in Sebnitz beschaftigte ich mich besonders mit der Schulgesundheitsfursorge Dadurch kam ich mit den fur die Schulgesundheitsfursorge zustandigen Stellen im sachsischen Innenministerium in nahere Beruhrung Dies fuhrte dazu dass mir 1935 die Stelle des Referenten fur Gesundheitsfursorge im Innenministerium angeboten wurde Ich wurde als Medizinalrat ubernommen 1937 lernte ich anlasslich einer Urlaubsreise einige Herren kennen die in Berlin im damaligen SD Hauptamt einen Inlandsnachrichtendienst auf den verschiedenen Lebensgebieten aufbauen sollten Man machte mir den Vorschlag diese Tatigkeit auf dem Sektor Volksgesundheit und Bevolkerungspolitik zu ubernehmen Da im Ministerium in Dresden die Arbeitsverhaltnisse durch die Rivalitaten zwischen Staat und Partei wenig gunstig waren sagte ich zu und wurde in der Hauptabteilung II 2 SD Inland mit der Aufgabe der Bearbeitung der Nachrichten die von den SD Abschnitten auf den Gebieten der Volksgesundheit und der Bevolkerungspolitik zum SD Hauptamt kamen betraut 2 Im SD Hauptamt in Berlin wurde Ehlich mit der Leitung der Abteilung II 213 Rasse und Volksgesundheit betraut Sein Vorganger war Walter Kurreck Nach Grundung des Reichssicherheitshauptamtes RSHA am 27 September 1939 leitete Ehlich die Amtsgruppe III B Volkstum die folgende Referate umfasste Stand 1 Marz 1941 III B 1 Volkstumsarbeit SS Hauptsturmfuhrer Heinz Hummitzsch III B 2 Minderheiten z Zt unbesetzt III B 3 Rasse und Volksgesundheit SS Hauptsturmfuhrer Schneider III B 4 Einwanderung und Umsiedlung SS Sturmbannfuhrer und Regierungsrat Bruno Muller SS Mitglied III B 5 Besetzte Gebiete SS Sturmbannfuhrer Eberhard Freiherr von und zu Steinfurth Bei der Einsatzgruppe V in Polen BearbeitenAm Unternehmen Tannenberg der Bekampfung aller reichs und deutschfeindlicher Elemente ruckwarts der fechtenden Truppe durch die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei beim Uberfall auf Polen nahm Ehlich im September Oktober 1939 als Angehoriger der Einsatzgruppe V Fuhrer Ernst Damzog teil Hier wirkte er schon zu Beginn des Volkstumskampfes massgeblich in der Vertreibungs und Aussiedlungspolitik der SS Er wurde am 31 Oktober 1939 zum Sonderreferenten III ES Einwanderung und Siedlung bestellt und arbeitete in dieser Eigenschaft eng mit Adolf Eichmann dem damaligen Sonderreferenten IV R Raumungen zusammen Volkstumspolitik im RSHA BearbeitenIm Zusammenhang mit der Durchfuhrung der Baltenubersiedlung ergaben sich bei der Einwandererzentralstelle in Gotenhafen Leiter Martin Sandberger immer wieder Fragen und Probleme die einer zentralen Klarung durch das RSHA bedurften Die Prufung der volkisch rassischen Eignung der Baltendeutschen fiel in das Aufgabengebiet des SD in dem Ehlich als hierfur pradestinierter Fachmann galt In einer Besprechung des Leiters des RSHA Reinhard Heydrich am 30 Januar 1940 wurde festgelegt dass nach dem Vorschlag von Ehlich und Eichmann zugunsten der Balten und Wolhyniendeutschen 160 000 Polen und Juden aus den annektierten polnischen Gebieten in das Generalgouvernement deportiert werden sollten Bis Mitte Marz 1940 wurden jedoch lediglich 40 000 Menschen unter dem mit der zentralen Steuerung der Raumungsaufgaben betrauten Referat IV D 4 unter Eichmann dem bisherigen Sonderreferat IV R abgeschoben Das Kuratorium fur Volkstum und Landerkunde als Sammelstelle fur diverse Institute und Arbeitsgemeinschaften die sich mit dieser Thematik befassten wurde ab Sommer 1944 von Ehlich als Vorsitzenden geleitet Geschaftsfuhrer war der Historiker und Geograph Wilfried Krallert der im RSHA schon die Amtsgruppe IV G Wissenschaftlich methodischer Forschungsdienst leitete Ehlich war auch Mitherausgeber der 1939 vom Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e V ubernommenen Zeitschrift Der Biologe Generalplan Ost BearbeitenEhlichs Amtsgruppe III B erstellte fur das RSHA den Generalplan Ost der neben bzw in Konkurrenz zum schon bestehenden gleichnamigen Plan des Reichskommissars fur die Festigung deutschen Volkstums RKF entwickelt wurde Wahrend der Planer des RKF der Leiter des dortigen Stabshauptamtes der Agrarwissenschaftler Konrad Meyer bereits im Januar Februar 1940 erste Planungsgrundlagen vorlegte entstand der Plan des RSHA erst in der zweiten Jahreshalfte 1941 Da das Original nicht mehr existiert lasst sich dessen Inhalt im Spiegel der Stellungnahme des Rassereferenten des Ostministeriums Erhard Wetzel vom 27 April 1942 sowie einem Besprechungsprotokoll vom 4 Februar 1942 erschliessen Danach legte Ehlich einen Planungszeitraum von ca 30 Jahren fest in dem etwa 10 Millionen Deutsche in den eroberten Ostgebieten angesiedelt werden sollten Von den ca 45 Millionen Fremdvolkischen im Planungsgebiet sollten dafur ca 31 Millionen ausgesiedelt werden Darunter verstand Ehlich die Deportation nach Sibirien bzw die Sonderbehandlung d h die Ermordung Die verbleibenden 14 Millionen mussten judenfrei und eindeutschungsfahig sein Von Ehlich stammte auch der Organisationsplan fur ein Buro des Reichsleiters der NSDAP fur Volkstumsfragen Mit Ernennung Himmlers zum Beauftragten der NSDAP fur alle Volkstumsfragen durch Hitler am 12 Marz 1942 entstand auch das entsprechende Hauptamt Die SS hatte damit im Kompetenzstreit um die Ostsiedlung eindeutig die fuhrende Stellung eingenommen Ehlich als Leiter der als Schaltstelle fungierenden Amtsgruppe III B des RSHA stellte die Aufgabenstellung und Problemlosung der Ostsiedlung auf einer Tagung des Volkstumsreferates der Reichsstudentenfuhrung am 11 12 Dezember 1942 in Salzburg wie folgt dar Im deutschen Machtbereich gebe es neben dem germanischen Bevolkerungsanteil etwa 70 Millionen Menschen die zwar artverwandten aber nicht stammesgleichen Blutes seien wie z B Tschechen Polen Balten Ukrainer usw Das Verschwinden des gesamten judischen Bevolkerungsteils werde hierbei als selbstverstandlich vorausgesetzt so dass fur die vorgenannten Volker nach seiner Auffassung vier Moglichkeiten zukunftig in Betracht kamen Rassisch und volkisch gleiche Volksgruppen leben zusammen Umvolkung fremden Volkstums in das deutsche Volkstum Raumliche Verdrangung des fremden Volkstums und Physische Vernichtung des fremden und unerwunschten Volkstums im Deutschen Reich Die Verdrangung oder Eliminierung des Anteils nach den Ziffern 3 und 4 dieser 70 Millionen sei derzeit jedoch noch nicht moglich da sie fur den Arbeitseinsatz und die Erschliessung der neuen Siedlungsraume benotigt wurden Auf einer Tagung der Amtsgruppe III B am 1 2 Februar 1943 in der SD Schule in Bernau uber Umvolkungsprobleme wurde das Gesamterfassungsvermogen des zur Besiedelung anstehenden Ostraumes mit etwa 24 Millionen Menschen beziffert Ein erster Versuch mit der Aktion Zamosc im polnischen Kreis Zamosc einen volksdeutschen Siedlungsstutzpunkt im Generalgouvernement zu errichten scheiterte aufgrund des durch die damit verbundenen Vertreibungen ausgelosten polnischen Widerstandes siehe Polnische Heimatarmee Allerdings wurden erst Anfang 1944 alle Siedlungsplane eingestellt nachdem selbst nach der Katastrophe von Stalingrad noch Plane fur eine Besiedelung der Halbinsel Krim entworfen worden waren Im Nachrichtenburo der Regierung Donitz BearbeitenKurz vor Kriegsende vernichteten die in Berlin verbliebenen Teile des RSHA ihre Akten und statteten ihr Personal mit neuen Identitaten aus Ein Teil des SD Amtes versuchte sich nach Munchen durchzuschlagen ein kleinerer Teil verblieb mit Otto Ohlendorf in Berlin Mitte April 1945 fiel hier die Entscheidung sich nach Schleswig Holstein abzusetzen Ehlich wurde in seiner Eigenschaft als Arzt beauftragt Zyankalikapseln von der Amtsgruppe D des Wirtschafts und Verwaltungshauptamtes WVHA in Oranienburg zu besorgen In Flensburg arbeitete Ehlich in dem am 13 Mai 1945 errichteten Nachrichtenburo der Geschaftsfuhrenden Reichsregierung des Admirals Donitz bis diese mit allen ihren Angehorigen am 23 Mai 1945 verhaftet wurde Ehlich konnte sich zunachst seiner Festnahme entziehen wurde jedoch im Juli 1945 mit anderen Amtsgruppenleitern des ehemaligen RSHA von britischen Fahndern aufgegriffen Nach dem Krieg BearbeitenNach Entlassung aus der Internierungshaft war Ehlich wieder als Arzt tatig Im Oktober 1948 wurde er als Mitglied der SS die im Nurnberger Prozess zu einer verbrecherischen Organisation erklart worden war zu einem Jahr und neun Monaten Gefangnis verurteilt Da die Strafe durch die Internierungszeit als verbusst galt konnte Ehlich sich schliesslich in Braunschweig wieder als praktischer Arzt niederlassen Mehrere Ermittlungsverfahren in den sechziger Jahren fuhrten letztlich nicht zu einer erneuten Anklage Ehlich arbeitete und lebte so weiter in Braunschweig wo er am 30 Marz 1991 starb Literatur BearbeitenMichael Wildt Generation des Unbedingten Das Fuhrungskorps des Reichssicherheitshauptamtes Hamburger Edition 2002 ISBN 3 930908 75 1 Helmut Krausnick Hans Heinrich Wilhelm Die Truppe des Weltanschauungskrieges Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD 1938 1942 Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1981 ISBN 3421019878 Christian Ingrao Hitlers Elite Die Wegbereiter des nationalsozialistischen Massenmordes Ubers Enrico Heinemann amp Ursel Schafer Propylaen Berlin 2012 ISBN 9783549074206 wieder Bundeszentrale fur politische Bildung BpB Bonn 2012 ISBN 9783838902579 zuerst Paris 2010 Anmerkungen Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 7421078 Lebenslauf 24 April 1967 Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen Ludwigsburg 415 AR 1310 63 E 8 Ehlich zitiert nach Michael Wildt Die Generation des Unbedingten Seite 180 Anmerkung 103Normdaten Person GND 1034716964 lobid OGND AKS LCCN no2010048081 VIAF 108095164 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ehlich HansKURZBESCHREIBUNG deutscher Arzt und SS StandartenfuhrerGEBURTSDATUM 1 Juli 1901GEBURTSORT LeipzigSTERBEDATUM 30 Marz 1991STERBEORT Braunschweig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Ehlich amp oldid 231658350