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Die HFB 320 Hansa Jet ist ein zweistrahliges Geschaftsreiseflugzeug der Hamburger Flugzeugbau GmbH aus den 1960er Jahren Neben zwei Prototypen entstanden 45 Serienexemplare Es war das erste in Serie gebaute zivile Flugzeug mit Strahlantrieb in Deutschland HFB 320 Hansa JetAusgestellter Hansa JetTyp GeschaftsreiseflugzeugEntwurfsland Deutschland Bundesrepublik BR DeutschlandHersteller Hamburger Flugzeugbau GmbHErstflug 21 April 1964Produktionszeit 1966 bis 1973Stuckzahl 47HFB 320 Hansa Jet der Luftwaffe 1984 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Konstruktion 2 1 Flugzeugzelle 2 2 Flugzeugsysteme 2 2 1 Flugsteuerung 2 2 2 Hydraulik 2 2 3 Elektrik 2 2 4 Avionik 2 2 5 Fahrwerk 2 2 6 Druck und Klimaanlage 2 2 7 Kabine 2 2 8 Triebwerk 2 2 9 Hilfstriebwerk Auxiliary Power Unit 2 2 10 Kraftstoffsystem 2 2 11 Enteisungssystem 2 3 HFB 320 ECM 2 3 1 Empfangsanlage 2 3 2 Sendeanlage 3 Zwischenfalle 4 Technische Daten 5 Verbleib in Deutschland 6 Weiterentwicklung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNach der Wiederzulassung des Flugzeugbaus in Deutschland und dem Beginn der Flugzeugfertigung in erster Linie mit der Lizenzfertigung militarischer Flugzeuge Noratlas F 104 versuchte die deutsche Luftfahrtindustrie auch in der zivilen Luftfahrt wieder Fuss zu fassen Der Hamburger Flugzeugbau HFB schlug darum 1960 dem Bundeswirtschaftsministerium das Projekt HFB 314 vor ein zweistrahliges Kurz und Mittelstreckenflugzeug fur 80 Passagiere Das Projekt wurde von Bundeswirtschaftsministerium aber nicht unterstutzt da es sich in Konkurrenz zur Caravelle der franzosischen Flugzeugwerke Sud Aviation befunden hatte Ein zweiter Vorschlag zur Entwicklung eines zweistrahligen Geschaftsreiseflugzeugs im Jahr 1961 fand dagegen die Unterstutzung des Bundeswirtschaftsministeriums Das Projekt HFB 320 wurde mit insgesamt etwa 150 Mio DM gefordert wovon allerdings etwa 100 Mio DM zuruckgezahlt wurden Der HFB hatte die gesamte Programmverantwortung sowie die entwicklungstechnische und fertigungstechnische Verantwortung Ausserdem wurde im Werk Finkenwerder die Rumpf und Seitenleitwerksstruktur hergestellt und die Ausrustung aller Strukturteile sowie die Endmontage und der Einflug durchgefuhrt Folgende Firmen wurden beteiligt Siebel AG Donauworth Tragflachen CASA Madrid Hohenleitwerk GE Boston Lynn Triebwerke Lockheed Automotive Products Liverpool Fahrwerk Saurer Schweiz APU Lucas Industries Luton Frontscheiben Normalair England Klima Druck und Sauerstoffanlage Der Erstflug der HFB 320 fand am 21 April 1964 statt Im Rahmen der Flugerprobung sturzte einer der Prototypen Luftfahrzeugkennzeichen D CHFB am 12 Mai 1965 unweit von Torrejon de Ardoz in Spanien bei Uberziehversuchen ab sog Anti Stall Versuche siehe auch Stromungsabriss Bei diesem Flugversuch kam die HFB 320 in ein Flachtrudeln und damit die Hohenflosse des T Leitwerks in einen von der Stromung abgeschirmten Bereich Damit war das Hohenruder wirkungslos und das Flachtrudeln konnte nicht mehr beendet werden Als letzte Massnahme losten die Piloten den Bremsschirm aus was jedoch ohne ausreichende Wirkung blieb Der Testpilot Loren Davis kam dabei ums Leben Der andere Testpilot Hans Bardill sowie ein weiteres Besatzungsmitglied konnten sich mit dem Fallschirm retten siehe auch Flugunfall einer HFB 320 Hansa Jet bei Madrid 1 2 Die erste Serienmaschine D CARA hatte am 2 Februar 1966 ihren Jungfernflug Die Zulassung durch das Luftfahrt Bundesamt wurde am 20 Februar 1967 erteilt die der FAA folgte am 7 April 1967 Die Zulassung erfolgte nach den Civil Air Regulation 4b CAR 4b Bestimmungen 3 Der damalige Verkaufspreis lag bei etwa drei Millionen DM Neben den Prototypen V1 und V2 wurden folgende HFB 320 Luftfahrzeuge gebaut und verkauft S1 zusatzlich fur die Flugerprobung spater Einsatz beim DLR S2 zusatzlich fur die Flugerprobung S3 S37 verkauft in Europa USA Mexiko und Sudamerika Zeitraum von 1967 bis 1972 S38 S45 HFB 320 ECM bestellt vom BMvg und geliefert an das JaboG 32 im Zeitraum von 1976 bis 1982 Im Jahr 1969 wurde die Hamburger Flugzeugbau GmbH von Messerschmitt Bolkow Blohm MBB ubernommen MBB vermarktete die HFB 320 konnte jedoch nur 45 Maschinen dieses Typs verkaufen davon 16 an die Bundeswehr Diese wurden in der Flugbereitschaft in Koln Wahn und bei der Erprobungsstelle 61 heute Wehrtechnische Dienststelle 61 in Manching eingesetzt Ab 1976 dienten acht entsprechend modifizierte Maschinen HFB 320 ECM bis zu ihrer Ausserdienststellung im Jahre 1994 eine Maschine sturzte nach Zusammenstoss mit einem Kampfflugzeug bereits im Jahr 1976 ab als Trainer fur die elektronische Kampffuhrung beim JaboG 32 in Lagerlechfeld Am 30 November 2004 fand der wahrscheinlich letzte Flug einer HFB 320 statt Eine HFB 320 der US amerikanischen Fluggesellschaft Grand Aire Express N604GA sollte von Chesterfield bei St Louis nach Toledo Ohio uberfuhrt werden Kurz nach dem Start vom Spirit of St Louis Airport in Chesterfield sturzte das Flugzeug in den Missouri River wobei beide Piloten den Tod fanden Ursache war ein Wartungsfehler beitragende Ursache schlechtes Wetter 4 Obwohl die HFB 320 kein wirtschaftlicher Erfolg war bildete sie dennoch gemeinsam mit der VFW 614 und C 160 fur eine ganze Generation von Ingenieuren Technikern und Facharbeitern die Grundlage um spater das erfolgreiche Airbus Programm entscheidend mitgestalten zu konnen Konstruktion BearbeitenFlugzeugzelle Bearbeiten nbsp Die starkere negative Pfeilung der Tragflachen Hinterkanten des Hansa Jets ist gut erkennbarDie als Mitteldecker ausgelegte Maschine verfugt uber ein T Leitwerk und zwei hinten seitlich am Rumpf angebrachte Triebwerke Das Besondere dieses Typs sind die Tragflachen mit einer negativen Pfeilung Vorpfeilung von 15 Diese konstruktive Auslegung beruhte auf Erkenntnissen die Baade und Wocke bereits bei Junkers mit der Ju 287 erlangt hatten Aufgrund der negativen Pfeilung war es moglich die Tragflachenholmverbinder hinter der Kabine anzuordnen was dem Platzangebot zugutekam Dies ermoglichte eine maximale Durchgangshohe und war 1963 ein Wettbewerbsvorteil gegenuber den Konkurrenzmustern Learjet 23 Jet Commander und Hawker Siddeley HS 125 Ein Nachteil der negativen Pfeilung war jedoch eine positive aeroelastische Verdrehung der Tragflachen bei einer Vergrosserung des Anstellwinkels die bei hohen Anstellwinkeln zu einer fruheren Stromungsablosung im Aussenflugelbereich fuhren konnte Um die positive aeroelastische Verdrehung zu reduzieren mussten die Tragflachen sehr steif ausgefuhrt werden konisch gewalzte Ober und Unterschalen mit 2 4 mm Dicke Ausserdem wurden Zusatztanks an den Tragflachenenden angebracht um die positive Verdrehung weiter zu verringern Die Tragflachen selbst waren mit Querrudern inneren Vorflugeln Doppelspaltlandeklappen max 50 und Bremsklappen ausgerustet 5 Die Tragflugelstruktur besteht aus drei Sektionen Nasenkasten Flugelmittelkasten und Endkasten Der Flugelmittelkasten ist als Torsionsbox ausgefuhrt und dient gleichzeitig als Flugeltank Der Rumpf ist in konventioneller Halbschalenbauweise konstruiert Die Strukturteile sind uberwiegend eloxiert Die Konstruktion erfolgte nach dem Fail Safe Prinzip Die Zelle wurde fur 18 000 Fluge ausgelegt ein Flug entspricht 1 8 Flugstunden Dies wurde auch in Ermudungsversuchen nachgewiesen Der zulassige Kabinendifferenzdruck betragt 8 25 psi Der Tragflugelmittelkasten ist in Integralbauweise konstruiert und gefertigt An den beiden Flanschseiten sind die Tragflachen mit hochfesten Dehnbolzen befestigt An der unteren Seite des Tragflugelmittelkasten ist das Hauptfahrwerk angeschlossen Der Tragflugelmittelkasten dient ausserdem als Mitteltank Oberhalb des Tragflugelmittelkasten befindet sich der von innen zugangliche Gepackraum Hinter dem Tragflugelmittelkasten befinden sich die Gerateraume Elektrik Hydraulik Kraftstoff Klima und Druckversorgung Die Gerateraume sind durch mehrere Wartungsklappen von aussen zuganglich Die hinteren Spanten sind als Anschlusspunkte fur das Seitenleitwerk und die beiden Triebwerke konstruiert Der Heckkonus enthalt einen Bremsschirm Die Frontscheiben sind spharisch geformt und aus Stretch Acryl mehrlagig aufgebaut Ausserdem sind sie elektrisch beheizbar und mit einer elektrisch leitenden Schicht zur Ableitung der statischen Elektrizitat versehen Mit entsprechenden Versuchen wurde die Vogelschlagsicherheit nachgewiesen Die linke Seitenscheibe ist aufklappbar und diente auch als Notausstieg Flugzeugsysteme Bearbeiten Flugsteuerung Bearbeiten Die mechanische Flugsteuerung besteht aus Drehwellen mit Getrieben und Stossstangen ohne hydraulische Kraftunterstutzung Die Steuerflachen haben einen Massenausgleich Die Trimmung von Quer und Seitenruder erfolgt elektrisch wahrend die Trimmung der Hohenflosse hydraulisch unterstutzt wird Die Landeklappen Vorflugel und Luftbremsen werden hydraulisch betatigt Als Ergebnis des Flugtestunfalls mit der HFB 320 V1 bekam die HFB 320 eine Stick Shaker und Stick Pusheranlage die von einem Analog Digitalrechner gesteuert wurde Die Anlage diente dazu den Piloten vor dem Erreichen der Stallgeschwindigkeit rechtzeitig zu warnen durch Schutteln der Steuersaule Stick Shaker reagierte der Pilot dann nicht wurde die Steuersaule nach vorn gedruckt Stick Pusher Die notwendigen Steuerungsinformationen wurden vom Rechner aus Geschwindigkeit Anstellwinkel Anstellwinkelanderungsgeschwindigkeit Lufttemperatur und dichte sowie Landeklappenstellung ermittelt Wahrscheinlich war die HFB 320 das erste zivile Flugzeug der Welt das serienmassig uber eine solche Anlage verfugte Hydraulik Bearbeiten Die Hydraulikanlage besteht aus zwei unabhangigen Kreisen mit einem Druck von 3000 psi Uber eine Handpumpe im Cockpit kann ein Notkreis fur wichtige hydraulische Funktionen z B Fahrwerk betrieben werden Elektrik Bearbeiten Zwei 28 V Gleichstromgeneratoren je Triebwerk ein Generator versorgten das Flugzeug mit Strom Die Generatoren dienen gleichzeitig als Startermotoren fur die Triebwerke Hierzu ist eine Aussenstromversorgung erforderlich Wenn eine APU mit Gleichstromgenerator eingebaut war konnten die Triebwerke auch hiermit angelassen werden wegen hoher Wartungskosten wurden allerdings alle APUs nach und nach ausgebaut Zwei rotierende und ein statischer Umformer wandeln die 28 Volt Gleichspannung in Wechselspannung mit 115 V und 400 Hz zur Versorgung der eingebauten Avionik und anderer elektrischer Gerate um Fur die Notstromversorgung standen eine oder zwei NiCd Batterien zur Verfugung Ausserdem sorgten zwei Wechselstromgeneratoren 115 200 V ungeregelter Frequenz fur die elektrische Enteisung Avionik Bearbeiten Die Avionik ist in einem vorderen Radio Rack hinter der Cockpitwand und einem weiteren Radio Rack in einem der hinteren Gerateraume installiert Die beiden Radio Racks bieten ausreichend Platz um ein Avionikpaket nach Kundenwunsch zu installieren Der Kunde konnte zwischen Avionikpaketen der Hersteller Sperry Autopilot SP40 oder Collins Autopilot AP103 wahlen Eine Gerateausrustung fur Anfluge nach CAT II Instrumentenlandesystem ist moglich Fahrwerk Bearbeiten Das Flugzeug hat ein Dreibeinfahrwerk Das Hauptfahrwerk ist am Rumpf befestigt und wird nach vorne in den Rumpf eingefahren Das Bugfahrwerk wird gleichfalls nach vorne eingefahren Das Fahrwerk kann mit allen drei Hydraulikkreisen betatigt werden Das Bugfahrwerk ist uber ein Handrad im Cockpit steuerbar Die Bremsen sind mit einem Anti Skid System ahnlich einem Antiblockiersystem beim Auto ausgerustet Druck und Klimaanlage Bearbeiten Zur Klimatisierung und Druckbeaufschlagung von Cockpit und Kabine wurde Zapfluft der Triebwerke benutzt Dabei wurden Teile der Zapfluft durch einen Warmetauscher geleitet Anschliessend wurde die gekuhlte Luft uber ein Mischventil an dem gewunschte Kabinentemperatur eingestellt wurde wieder mit der restlichen Zapfluft vermischt Der Kabinendruck wurde uber zwei pneumatisch gesteuerte Auslassventile eingestellt Die Steuerung erfolgte durch einen im Cockpit installierten Hohenregler Bis zu einer Flughohe von 38 000 ft konnte damit ein maximal 7 250 ft Differenzdruck 8 25 psi entsprechender Kabineninnendruck gehalten werden Die ECM Version hatte eine zweite Klimaanlage die ausschliesslich zur Kuhlung der Storsender diente Bei Ausfall der Kabinenklimaanlage konnte damit auch ein Notbetrieb zur Druckhaltung in der Kabine erfolgen Kabine Bearbeiten Die Standardauslegung der Kabine war die siebensitzige Version Es ware jedoch auch eine elf oder zwolfsitzige Version moglich gewesen Eine Toilette befindet sich auf der linken Seite im Durchgang zwischen Cockpit und Kabine Gegenuberliegend ist eine Garderobe sowie eine Pantry eingebaut Der Gepackraum ist von innen zuganglich und befindet sich hinter der hinteren Sitzreihe Triebwerk Bearbeiten Es wurden zwei Triebwerke General Electric CJ610 installiert Zum Einsatz kamen die Versionen 1 5 und 9 die sich voneinander durch einen jeweils erhohten Schub unterscheiden Das Triebwerk ist ein Einkreistriebwerk der ersten Generation von Strahltriebwerken und war das einzige Triebwerk in dieser Schubklasse das serienmassig zur Verfugung stand Der Nachteil dieses Triebwerks war der hohe Kraftstoffverbrauch specific fuel consumption sfc von 0 97 lb lbf hr und die hohe Larmemission 9 Version 103 dbA bei 103 Startschub Hilfstriebwerk Auxiliary Power Unit Bearbeiten Ein Hilfstriebwerk des Typs Saurer APU GT 15 mit 15 bhp Leistung war im Rumpfhinterteil eingebaut Es diente zur Stromerzeugung fur den Start der Triebwerke ohne externe Stromversorgung und zur Klimatisierung am Boden Die Saurer APU war damals das kleinste Hilfstriebwerk der Welt 6 Wegen der hohen Wartungs und Instandsetzungskosten wurde das Hilfstriebwerk aber nach und nach wieder ausgebaut Kraftstoffsystem Bearbeiten Der Kraftstoff wurde im Rumpftank in den Flugeltanks und den Flugelspitzentanks Tiptanks untergebracht Das Innere der Tanks wurde mit einem Polyurethanlack sowie mit einer Antimikrobenbeschichtung versehen Die ersten Serienflugzeuge hatten eine Fallstrombetankung Spatere Serienflugzeuge wurden mit einem zentralen Druckbetankungssystem versehen Der Kraftstofftransfer aus dem Rumpftank und den Tiptanks in die Flugeltanks wurde automatisch geregelt Diese Regelung diente auch der Einhaltung der zulassigen Schwerpunktlage Der Kraftstoff in den weit nach vorne ragenden Tiptanks sollte bei hohen Fluggewichten auch die aeroelastische Aufbiegung der Tragflachen reduzieren Jeder Flugel und Tiptank war mit zwei Kraftstoffpumpen versehen Der Rumpftank hatte eine einzelne Pumpe Enteisungssystem Bearbeiten Die Vorderkanten der Triebwerkslufteinlasse wurden mit heisser Zapfluft aus dem jeweiligen Triebwerksverdichter Entnahme in den Stufen 3 bis 5 enteist Die Flugelnasen die Nasen vom Hohen sowie Seitenleitwerk die Vorflugel und Einlasse der Klimaanlage wurden elektrisch enteist Hierzu wurden die Teile mit elektrisch beheizten Gummimatten versehen Die Ansteuerung der einzelnen Sektionen erfolgte zyklisch da fur die gleichzeitige Beheizung aller Bereiche nicht genugend elektrische Energie zur Verfugung stand Die Ansteuerung erfolgte durch eine elektromechanische Box die einen Schrittschaltmotor mit Kontaktwalze enthielt Die elektrische Energie wurde von zwei Generatoren 115 200 Volt ungeregelter Frequenz erzeugt Ebenfalls fand eine elektrische Enteisung bei den Frontscheiben Anwendung HFB 320 ECM Bearbeiten nbsp HFB 320 Hansa Jet ECM beim MHM Berlin Gatow1973 bestellte das Bundesamt fur Wehrtechnik und Beschaffung acht Flugzeuge HFB 320 ECM beim MBB Unternehmensbereich Hamburger Flugzeug in Hamburg Finkenwerder heute Airbus Standort Mit diesen Flugzeugen wurden die Bediener von Luftverteidigungssystemen von Luftwaffe Heer und Marine sowie bei NATO Ubungen auch anderer NATO Staaten in der Erkennung elektronischer Storungen und Anwendung von Gegenmassnahmen trainiert Ausserdem wurden Versuche zur technischen Verbesserung der Storfestigkeit von Luftverteidigungssystemen durchgefuhrt Die Flugzeuge wurden zum Teil aus Serienuberhangen um gebaut Fur die Integration der ECM Anlage Electronic Counter Measures dt Elektronische Gegenmassnahmen mussten allerdings umfangreiche Anderungen an der Flugzeugzelle sowie an den Systemen vorgenommen werden Die Gerate der ECM Anlage wurden von der italienischen Firma Elettronica S p A in Rom entwickelt und gebaut Die Anlage bestand aus Empfangs und Sendeanlage die von einem Koordinator und zwei Storfunkern betrieben wurden Dem Koordinator standen eine Navigationsanlage der Firma Marconi sowie eine UHF Anlage zur Verfugung Empfangsanlage Bearbeiten Der Empfanger RMB6 kann mit einer definierten Geschwindigkeit uber den Frequenzbereich 1 bis 18 GHz abgestimmt werden Die Eingangssignale kamen von einer Antenne die auf der Rumpfunterseite unter einem Radom installiert war Die Antenne konnte entweder unter einem bestimmten Winkel zur Flugzeuglangsachse ausgerichtet werden oder wurde rotierend betrieben Durch den Video Analyzer UYD2 wurden die Signale unter anderem in Hinblick auf Frequenz Modulationsform und Modulationsfolge Pulswiederholungsfrequenz ausgewertet Sendeanlage Bearbeiten nbsp Verlangerte Nase der ECM Version des HFB 320 Hansa JetEin Multifunktionsmodulator diente zur Ansteuerung der sechs Storsender ULQ Mit ihm konnten die Storfrequenz die Modulationsform und Frequenz sowie die Pulswiederholfolge eingestellt werden Die Storsender waren im Gepackraum der HFB 320 untergebracht Fur deren Kuhlung wurde eine zweite Klimaanlage installiert Die Storsender deckten einen Frequenzbereich von 1 18 GHz ab und waren mit einer Wanderfeldrohre variabler Frequenz bestuckt Die Sendeleistung wurde uber Aluminiumhohlleiter zu den Antennen Hornstrahler im Rumpfbug und heck geleitet Die Antennen waren auf einem Antennenmast befestigt und konnten vom Storfunker auf das Ziel ausgerichtet werden Sie wurden mit einem speziell geformten Radom verkleidet Auf Grund der Einsatzerfahrungen wurde das ECM System der HFB 320 von 1984 bis 1989 modifiziert um die Leistungsfahigkeit weiter zu steigern HFB 320 ECM Anpassmassnahmen Hierzu sind in die HFB 320 ECM geanderte und zusatzliche Gerate im DASA Werk Lemwerder eingebaut worden Mit der HFB 320 ECM stand der Luftwaffe sowie den NATO Partnern ein leistungsfahiges ECM Trainingssystem zur Verfugung das beim Jagdbombergeschwader 32 in Lechfeld beheimatet war bis es ab 1994 infolge der geanderten sicherheitspolitischen Lage schrittweise ausgemustert wurde 7 8 Zwischenfalle BearbeitenVom Erstflug im Jahr 1964 bis zum Betriebsende 2004 wurden insgesamt neun HFB 320 zerstort oder irreparabel beschadigt Bei sechs der Unfalle kamen insgesamt 21 Menschen ums Leben 9 Die todlichen Unfalle von 1965 und 2004 sind oben im Abschnitt Geschichte beschrieben Andere Beispiele Am 18 Dezember 1970 fiel in der HFB 320 der General Air mit dem Luftfahrzeugkennzeichen D CIRO auf einem Uberfuhrungsflug von Hamburg nach Koln Bonn das elektrische System aus Um in Sichtflugwetterbedingungen zu gelangen flogen die Piloten in Richtung Nordsee In Ermangelung eines zwischen den Wolken sichtbaren Flughafens wurde eine Notlandung mit eingefahrenem Fahrwerk auf dem Strand der niederlandischen Insel Texel durchgefuhrt Beide Piloten uberlebten Die ohnehin beschadigte Maschine wurde bei der Bergung endgultig demoliert 10 Am 29 Juni 1972 verungluckte eine HFB 320 der Inter City Flug D CASY bei dem Versuch vom Flughafen Blackpool England zu starten Die Verriegelung des Hohenruders war vor dem Start nicht gelost worden wodurch die Maschine nicht abheben konnte Bei sehr hoher Geschwindigkeit wurde der Start abgebrochen Das Flugzeug uberrollte das Startbahnende sowie eine Bahnlinie und kam in einem Ferienlager zum Stillstand Sieben der acht Insassen wurden getotet 11 Am 9 Marz 1973 vergassen die Piloten einer HFB 320 der US amerikanischen Golden West Airlines N320MC vor der Landung auf dem Flughafen Phoenix Sky Harbor Arizona USA das Fahrwerk auszufahren Demzufolge kam es zu einer Bauchlandung Alle 9 Insassen beide Besatzungsmitglieder und 7 Passagiere uberlebten den Unfall Das Flugzeug wurde irreparabel beschadigt 12 Am 22 November 1976 verungluckte die HFB 320 ECM mit dem deutschen militarischen Kennzeichen 16 22 nahe Ziemetshausen 13 nachdem sie mit einer Fiat G 91 der Waffenschule der Luftwaffe 50 Kennzeichen 34 49 aus Furstenfeldbruck in der Luft kollidiert war Die funf Besatzungsmitglieder des Hansa Jets kamen ums Leben die beiden Piloten des Kampfjets konnten sich mit dem Schleudersitz retten Dieser einzige todliche Unfall mit einer HFB 320 im Betrieb der Bundeswehr zu dieser Zeit Teil des Fernmeldelehr und Versuchsregimentes 61 war darauf zuruckzufuhren dass die Besatzung der Fiat G 91 einen zugewiesenen Luftraum fur Luftkampfmanover sog temporary reserved airspace verliess ohne wie beabsichtigt zu Instrumentenflugregeln IFR zuruckzuwechseln und mit dem Heck der nach IFR fliegenden HFB 320 in knapp 3 000 Metern Hohe kollidierte Der Pilot der G 91 musste sich fur den Unfall vor Gericht verantworten 14 15 16 Am 4 Oktober 1984 starteten die Piloten einer HFB 320 der US amerikanischen McCollum Aviation N127MW auf dem Aberdeen Regional Airport South Dakota USA auf der falschen Startbahn 17 statt 13 Die Maschine uberrollte das Ende der 1176 Meter langen Startbahn prallte gegen einen Zaun uberquerte einen Graben eine Strasse und einen weiteren Graben bevor sie abhob Ein Startabbruch wurde zu keinem Zeitpunkt durchgefuhrt In einer Rechtskurve sank das Flugzeug wieder und schlug auf dem Boden auf Es war ausserdem um eine Tonne uberladen Alle 3 Insassen zwei Besatzungsmitglieder und ein Passagier wurden getotet 17 Technische Daten Bearbeiten nbsp HFB 320 Hansa Jet der Bundeswehr nbsp HFB 320 im franzosischen Luft und Raumfahrtmuseum in Le Bourget nbsp HFB 329 Hansa Jet ECM im Militarhistorischen Museum Flugplatz Berlin GatowKenngrosse DatenBesatzung 2 ECM 5 Passagiere 12 ECM 0 Lange 16 61 mSpannweite 14 49 mTragflachenprofil NACA 65A 1 5 13 innen NACA 63A 1 8 11 aussen 18 Hohe 4 94 mKabinenlange 4 58 mmax Kabinenbreite 1 90 mmax Kabinenhohe 1 74 mNutzlast 1200 kgBetriebsleermasse 5000 kgStartmasse je nach Version 8500 kg 9200 kg 9600 kgReisegeschwindigkeit 819 km hHochstgeschwindigkeit Mach 0 83Dienstgipfelhohe 11 600 mReichweite max 2370 km 1455 km mit 12 Passagieren 2320 km mit 4 Passagieren Triebwerke zwei General Electric CJ 610 1 5 9 mit je 12 13 kN SchubVerbleib in Deutschland BearbeitenSeit Ende 2004 versucht der Verein Ein Hansa Jet fur Hamburg eine Maschine dieses Typs zu kaufen und flugbereit zu erhalten Im Mai 2007 wurde zu diesem Zweck ein gut erhaltener Hansa Jet von der Bundeswehr gekauft Er wurde im August von Manching zu seinem jetzigen Standort nach Hamburg verbracht um dort in einigen Jahren restauriert und mit Triebwerken versehen als historisches Flugzeug bzw fliegendes Denkmal wieder zu fliegen Am 17 Januar 2010 wurde der Hansa Jet mit Strassenrollern von der Lufthansa Technik in Fuhlsbuttel zu Airbus nach Finkenwerder verbracht 19 Auf dem dortigen Werksgelande auf dem dieser Jet ursprunglich gebaut wurde will der Verein das Flugzeug wieder flugfahig machen Die HFB 320 Ex FlgBschft BMvg taktisches Kennzeichen 16 06 S28 und HFB 320 ECM ehemals JaboG 32 3 Stff taktisches Kennzeichen 16 26 S43 sind Ausstellungsstucke des Militarhistorischen Museums auf dem ehemaligen Flugplatz Berlin Gatow Die HFB 320 V2 steht im Deutschen Museum in Munchen Die HFB 320 S1 steht auf dem Airbus Gelande in Hamburg Finkenwerder Eine HFB 320 zivil steht im Luftfahrt Museum Laatzen Hannover Eine HFB 320 D COSA steht im Gerhard Neumann Museum in Niederalteich 20 Weiterentwicklung BearbeitenIm Jahr 1969 wurden Projektplane veroffentlicht 21 die eine auf den US Markt ausgerichtete Weiterentwicklung mit der Bezeichnung HFB 330 Hansa Fan Jet zum Ziel hatten Danach sollte das neue Flugzeug 1971 in die Flugerprobung gehen und 1972 die FAA Zulassung erhalten Die Serienfertigung sollte dann 1973 mit drei Stuck pro Monat voll anlaufen Als Stuckpreis waren 6 5 Mio DM avisiert Es war geplant bis 1980 etwa 200 Maschinen auf dem amerikanischen Markt abzusetzen Die HFB 330 sollte von zwei Garrett ATF 3 Turbofan Triebwerken mit einem Schub von jeweils 18 0 kN 4040 lbs angetrieben werden In unterschiedlichen Ausfuhrungen sollten 10 14 oder 16 Passagiere befordert werden konnen Die Reichweite wurde mit etwa 4 500 km und die maximale Abflugmasse mit 10 200 kg angegeben 1977 wurde untersucht die bereits ausgelieferten HFB 320 mit dem Triebwerk Garrett TFE 731 nachzurusten HFB 320 Fan Jet um den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren und die Larmemission zu vermindern Auf Grund der hohen Entwicklungskosten und der geringen Stuckzahl wurde das Vorhaben aber nicht weiterverfolgt Siehe auch BearbeitenListe von FlugzeugtypenLiteratur BearbeitenH W Laumanns Typenkompass Deutsche Verkehrsflugzeuge seit 1919 Motorbuch Stuttgart 2008 ISBN 978 3 613 02975 0 S 110 111Weblinks Bearbeiten nbsp Commons HFB 320 Hansa Jet Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien www hansajet deEinzelnachweise Bearbeiten hansajet de Memento vom 28 Februar 2005 im Internet Archive Unfallbericht HFB 320 D CHFB Aviation Safety Network englisch abgerufen am 6 Oktober 2019 Bestimmungen der CAR 4b Zulassung PDF 631 kB Unfallbericht HFB 320 N604GA Aviation Safety Network englisch abgerufen am 12 Januar 2018 FlugRevue 2 2008 S 92 95 Comebackversuch HFB 320 Saurer GT15 Gas Turbine Engine auf gasturbineworld co uk englische Sprache abgerufen am 12 Januar 2018 HFB 320 Hansa Jet Technical Description August 1968 HFB 320 Hansa Jet Civil and Military Program Oktober 1968 Unfallstatistik HFB 320 Aviation Safety Network englisch abgerufen am 12 Januar 2018 Unfallbericht HFB 320 D CIRO Aviation Safety Network englisch abgerufen am 16 Juni 2016 Unfallbericht HFB 320 D CASY Aviation Safety Network englisch abgerufen am 16 Juni 2016 Flugunfalldaten und bericht HFB 320 N320MC im Aviation Safety Network englisch abgerufen am 23 Oktober 2023 augsburger allgemeine de Unfallbericht HFB 320 16 22 Aviation Safety Network englisch abgerufen am 18 Dezember 2017 Unfallbericht Fiat G 91 34 49 Aviation Safety Network WikiBase englisch abgerufen am 18 Dezember 2017 Gefahrliche Mischung In Der Spiegel Nr 21 Hamburg 3 Juli 1978 1 abgerufen am 6 September 2016 Flugunfalldaten und bericht HFB 320 N127MW im Aviation Safety Network englisch abgerufen am 7 Juni 2023 The Incomplete Guide to Airfoil Usage Seite der Applied Aerodynamics Group an der UIUC Memento vom 20 April 2010 im Internet Archive abgerufen am 6 Oktober 2019 Ein Oldie im Tiefflug durch die Hansestadt abendblatt de f 104 de Flug Revue 11 69 S 22 Normdaten Sachbegriff GND 7523988 7 lobid OGND AKS Luftfahrzeuge der BundeswehrListe von Luftfahrzeugen der Bundeswehr Strahlgetriebene Kampfflugzeuge Alpha Jet Eurofighter Typhoon Fiat G 91 Lockheed F 104G Starfighter McDonnell F 4F RF 4E Phantom II North American F 86K Canadair F 86 CL 13 Sabre Panavia Tornado Republic F 84F Thunderstreak RF 84F Thunderflashex NVA MiG 29 nbsp Schulflugzeuge Beechcraft T 6 Cessna T 37 Fouga Magister Grob G 120A Lockheed T 33A North American T 6 Texan Northrop T 38 Piaggio P 149 Piper PA 18 Putzer ElsterVerbindungsflugzeuge Dornier Do 27 Dornier Do 28 Dornier Do 28 D SkyservantHubschrauber Aerospatiale SE 3130 Alouette II Airbus Helicopters H135 Airbus Helicopters H145M Bell 47 Bell UH 1D Bolkow BO 105VBH BO 105P Bristol 171 Sycamore Eurocopter AS532U2 Cougar Eurocopter Tiger UHT NH Industries NH90 Piasecki H 21C Saunders Roe Skeeter Mk 50 51 Sikorski S 58 H 34G Sikorsky Westland S 61 Sea King Sikorsky CH 54A Skycrane Sikorsky CH 53G GS Sud Ouest SO 1221 Djinn Westland Sea Lynx Mk 88ex NVA Mil Mi 2 Mil Mi 8 Mil Mi 24Transportflugzeuge Airbus A310 Airbus A319 Airbus A321 Airbus A340 Airbus A350 Airbus A400M Boeing 707 320 Bombardier Challenger 601 Bombardier Global 5000 Bombardier Global 6000 Convair CV 440 Metropolitan de Havilland DH 114 Heron Douglas C 47B DC 3 Douglas DC 6B HFB 320 Hansa Jet Lockheed JetStar C 140 Noratlas Percival C MK 54 Pembroke Transall VFW 614ex NVA Antonow An 26 Iljuschin Il 62 Let L 410 Tupolew Tu 134 Tupolew Tu 154MMarineflugzeuge Breguet Atlantic Breguet 1150 M Atlantic Bristol 171 Sycamore Dornier Do 28 D Skyservant Dornier 228 LM Fairey Gannet Grumman HU 16D Albatross Hawker Sea Hawk Lockheed F 104G Starfighter Lockheed P 3 Orion TornadoSonderaufgaben English Electric Canberra Tupolew Tu 154M Open Skies Vermessungsflugzeug HS 748 Zielschleppflugzeug Rockwell OV 10B BroncoUnbemannte Flugzeuge Aladin CL 289 EuroHawk Heron KZO Luna EMT Fancopter Abgerufen von https de wikipedia org w index php title HFB 320 amp oldid 238430006