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Der Aufbau einer Elektrizitatsversorgung in Grossstadten begann in Deutschland Ende des 19 Jahrhunderts und damit etwa 50 Jahre spater als die Gasversorgung die bereits Anfang des 19 Jahrhunderts zur Beleuchtung von Grossstadten beitrug Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung der Elektrizitat 2 Beginn der Elektrizitatsversorgung 3 Konzerne und Kartelle 4 Positionierung von Reich Bundesstaaten und Kommunen 5 Erster Weltkrieg und Sozialisierungsgesetze der Weimarer Republik 6 Das Energiewirtschaftsgesetz von 1935 7 Entwicklung in Westdeutschland 8 Entwicklung in Ostdeutschland 9 Neuregulierung der Branche 1996 10 Erneuerbare Energien 11 Europaische Integration 12 EinzelnachweiseEntdeckung der Elektrizitat BearbeitenIm Jahr 1600 bemerkt William Gilbert in einem Werk uber den Magnet dass Bernstein und andere Korper nach dem Reiben leichte Korperteilchen anziehen Otto von Guerike zu Magdeburg 1602 1682 Erfinder der Luftpumpe konstruierte auch eine Elektrisiermaschine und wies die elektrische Abstossung nach 1727 machte der Englander Stephen Gray die Entdeckung dass auch Metalle und andere Korper die man bis dahin nicht elektrisch machen konnte elektrisiert werden konnen wenn sie an seidenen Faden hangen oder auf Glas ruhten er erkannte hiermit den Unterschied zwischen Leiter und Nichtleiter Um 1773 unterschied Charles du Fay zwei Elektrizitaten und zeigte dass Korper mit gleicher Ladung sich abstossen und solche mit ungleicher Ladung sich anziehen 1745 erfand der Domherr von Kleist in Pommern den ersten elektrischen Kondensator die Kleistsche Flasche Dieselbe Erfindung machte einige Zeit spater Cunaus in Leiden daher auch Leidener Flasche Die Vermutung dass Blitz und Donner Wirkung einer elektrischen Entladung seien wurde zuerst von Benjamin Franklin ausgesprochen der auch das Drachenexperiment fur den Nachweis vorschlug Er erfand auch den Blitzableiter Luigi Galvani 1789 und Alessandro Volta wiesen nach dass durch Elektrizitat Muskelkontraktionen ausgelost werden konnen Diese neu entdeckte physiologische Wirkung der Elektrizitat wurde historisch als Galvanismus bezeichnet Letzterer ist auch der Erfinder der Batterie Der Galvanismus lenkte die Aufmerksamkeit weg von der bisher studierten elektrischen Ladung zum elektrischen Strom Edmund Davy 1785 1857 war ein Pionier der Elektrochemie und fuhrte eine Reihe von Versuchen durch um mit Hilfe von Strom Metallsalze insbesondere Giftstoffe wie Arsen aus einer Losung zu extrahieren 1820 entdeckte Hans Christian Orsted in Kopenhagen den Elektromagnetismus Andre Marie Ampere wies 1820 die gegenseitige Einwirkung elektrischer Storme nach 1827 entdeckte Georg Simon Ohm das nach ihm benannte Ohmsche Gesetz Michael Faraday entdeckte 1831 die Induktion den Elektromagnetismus und den Diamagnetismus 1833 erfanden Carl Friedrich Gauss und Wilhelm Eduard Weber den MagnetometerMoritz Hermann von Jacobi entdeckte 1838 die Galvanoplastik Letzterer entwickelte auch den ersten praxistauglichen Elektromotor und das erste elektrisch angetriebene Boot Jacobi Boot Fur die Entwicklung praxistauglicher elektrischer Generatoren war die Entdeckung des dynamo elektrischen Prinzips durch Werner von Siemens 1867 von entscheidender Bedeutung 1877 erfand Graham Bell das Telefon 1864 beschrieb James Clerk Maxwell Phanomene des Elektromagnetismus mit den Maxwell Gleichungen Heinrich Hertz 1857 1894 zeigte elektromagnetische Wellen im Experiment Beginn der Elektrizitatsversorgung BearbeitenMit dem von Werner Siemens entwickelte elektrischen Generator 1866 auf der Grundlage des von ihm wissenschaftlich begrundeten dynamoelektrischen Prinzips wurde eine stadtische und industrielle Elektrizitatsversorgung moglich Elektrische Energie die jetzt in grossem Umfang produziert werden konnte ermoglichte wiederum die Verwendung des flexibel einzusetzenden Elektromotors der gemeinsam mit den Verbrennungsmotoren die Dampfmaschine abloste und die zweite industrielle Revolution einleitete Elektrische Energie kann unter sehr geringen Verlusten uber weite Strecken transportiert werden Dies ermoglichte erstmals die Nutzung von Wind und Wasserenergie an entlegeneren Standorten und machte auch die Nutzung fossiler Energien effizienter da diese nicht mehr unbedingt an den Nutzungsort transportiert werden musste 1 Eine der ersten Anwendungen des Elektromotors ist die Elektrische Eisenbahn Bereits 1879 prasentierte Werner von Siemens auf der Gewerbe Ausstellung in Berlin eine elektrische Lokomotive die 3 Personenwagen zog In den Jahren darauf baut die Firma Siemens amp Halske die ersten elektrischen Eisenbahnlinien in Deutschland 1892 fuhren in Deutschland und Osterreich Ungarn 15 elektrische Bahnen und ca 260 Motorwagen 1 Die stadtische Elektrizitatsversorgung begann mit der Erfindung der Gluhbirne durch Thomas Alva Edison die er der Welt auf der Elektrizitats Ausstellung in Paris im Jahre 1881 prasentierte Edison prasentierte nicht nur ein Leuchtmittel sondern ein erstes komplettes Versorgungssystem mit Fassungen Umschaltern Schmelzsicherungen Lampentragern und allem was zur Installation gehort sowie auch allem was zur Stromerzeugung Verteilung und Messung notig war 2 Die Prasentation machte grossen Eindruck Weitschauend entschied der deutsche Ingenieur Emil Rathenau die Rechte fur die Nutzung der Erfindung in Deutschland zu erwerben 1883 grundete er die Deutsche Edison Gesellschaft fur angewandte Elektrizitat als Aktiengesellschaft unter seiner Leitung Der Vertrag sah unter anderem eine Interessenabgrenzung und begrenzte Zusammenarbeit mit Werner von Siemens vor 1887 gelang es Rathenau sich von der amerikanischen Edison Gesellschaft zu losen und das Kapital auf 12 Millionen Mark aufzustocken Die Deutsche Bank und Siemens stiegen als Kapitaleigner in das nun als Allgemeine Elektricitats Gesellschaft AEG firmierende Unternehmen ein Rathenaus expansive Unternehmenspolitik leitete den Aufstieg der AEG ein so dass diese bereits Ende des 19 Jahrhunderts Siemens als fuhrenden Elektrokonzern nahezu uberflugelte und Anfang der 1890er Jahre zu einem international operierenden Konzern mit rund 3000 Arbeitern und Angestellten geworden war 1888 erfand Nikola Tesla unabhangig und zeitgleich mit Galileo Ferraris und Michail Ossipowitsch Doliwo Dobrowolski das fur die effiziente Stromverteilung fundamentale Drehstromprinzip Emil Rathenau holte 1887 Michail von Dolivo Dobrowolsky ins Unternehmen der als Chefingenieur der Drehstromtechnik zur praktischen Anwendung verhalf indem er den ersten funktionsfahigen Drehstrommotor erfand 1891 gelang Miller und Dobrovolski anlasslich der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt am Main nachweislich die Ubertragung von Drehstrom uber eine grossere Strecke Der in einem Kraftwerk in Lauffen am Neckar erzeugte Strom wurde uber die 175 Kilometer lange Drehstromubertragung Lauffen Frankfurt transportiert wo er auf dem Ausstellungsgelande 1000 Gluhlampen speiste und einen kunstlichen Wasserfall antrieb Dieser Erfolg war der Beginn der allgemeinen Elektrifizierung mit Wechselstrom im Deutschen Reich und verhalf der AEG zum wirtschaftlichen Erfolg 1883 wurde die weltweit erste sogenannte Zentralstation in New York errichtet 2 In Deutschland begann die flachendeckende Elektrizitatsversorgung im Jahr 1884 mit der Grundung der Aktiengesellschaft stadtische Elektrizitatswerke spater B E W dann BEWAG in Berlin Grunder war der Elektrokonzern AEG Auch in anderen Grossstadten gab es ahnliche Grundungen die ebenfalls durch private Unternehmen erfolgten Die Stadte erteilten an die privaten Elektrizitatsversorger eine Konzession fur die Nutzung der stadtischen Wege und besteuerten dafur Strom und Gas absatz mit einer Konzessionsabgabe 3 Wenig spater stiegen die Kommunen jedoch selbst in die Stromversorgung ein Bereits im Jahr 1902 verfugte sogar das kleine Stadtchen Quedlinburg uber ein stadtisches Elektrizitatswerk mit zwei 120 PS Leuchtgasmotoren die aus eigener Gasproduktion gefahren wurden 2 Da die elektrische Beleuchtung zunachst deutlich teurer war als die bis dahin gebrauchliche Gasbeleuchtung wurde sie vorrangig fur reprasentative Orte eingesetzt 4 Die deutschen Zentralstationen basierten um 1900 noch mehrheitlich auf Gleichstrom 1 Konzerne und Kartelle BearbeitenDrehstrom machte die Ubertragung von Strom uber weite Strecken moglich Schon sehr fruh entwickelte der Unternehmer Hugo Stinnes somit die Vision einer deutschlandweiten Stromversorgung die auch andere Unternehmer wie den gleichaltrigen Walter Rathenau in Bann zog 1898 wurde RWE als Rheinisch Westfalisches Elektrizitatswerk AG als Stadtwerk in Essen gegrundet Unter Hugo Stinnes expandierte RWE rasch zur Uberlandzentrale durch niedrige Preise und Ausweitung des Absatzes Stinnes Erfolgsrezept beruhte auf Verstromung der Steinkohle am Standort gleichmassigem Absatz seiner Steinkohle und Verringerung der Lastspitzen seiner Kraftwerke Unter Beteiligung der Kommunen als Finanzierer und Absatzmarkt stieg RWE bis 1914 zu einem der grossten Stromversorger im Kaiserreich auf 1914 ging RWE mit dem Goldenbergwerk zur Verstromung der Braunkohle im Grosskraftwerk uber Dem Expansionsbestreben der RWE setzte das von Emil Rathenau aufgebaute Imperium die Allgemeine Elektricitatsgesellschaft AEG Grenzen Dieser Manager verfolgte auf Basis zugekaufter Patente und aggressiver Absatzstrategien eine aggressive Expansionsstrategie und stieg risikobereit in zukunftstrachtige Markte ein Auch er wollte als Sieger im Rennen den gesamten deutschen Markt beliefern Sein Sohn und Nachfolger in spe Erich Rathenau war seit 1901 im Vorstand des Unternehmens Sein anderer Sohn Walther Rathenau war seit 1899 international fur die Errichtung aller Zentralstationen der AEG zustandig und errichtete solche in Manchester Amsterdam Buenos Airos und Baku 5 Der dritte Grosskonzern im deutschen Elektrizitatsmarkt war Siemens amp Halske Daneben gab es andere grosse Unternehmen wie die Union Elektricitatsgesellschaft in Berlin die Helios Gesellschaft in Koln die Firma Kummer in Dresden Schuckert in Nurnberg Mit der Jahrhundertwende zeichnete sich jedoch eine Sattigung im Elektrizitatsmarkt ab Nach wie vor wollten die Kommunen ihre Versorgung ausbauen doch plotzlich waren mehr Anbieter da als benotigt wurden und ein radikaler Preiswettbewerb setzte ein In den ersten Jahren des 20 Jahrhunderts gingen von 52 Aktiengesellschaften in der Elektroindustrie 15 bankrott und von 156 Millionen Mark an der Borse in die Elektroindustrie investiertem Kapital mussten 27 Millionen Mark abgeschrieben werden Die Kommunen zogen sich immer mehr aus der Energieerzeugung zuruck und schlossen stattdessen Liefervertrage ab Die Energieversorgungsbranche insgesamt reagierte mit Aufkaufen Konsolidierung und Kartellbildung Ein machtiges solches Kartell war das 1893 gegrundete Rheinische Westfalische Kohlensyndikat das Fordermengen und Absatzpreise der Ruhrkohle bestimmte und den alleinigen Vertrieb ubernahm Der Preussische Staat sah die Konzentration und Machtanhaufung vertikal integrierter Konzerne in der Energieversorgung mit Besorgnis und versuchte als Gegenmassnahme 1904 die Hibernia AG der zu dem Zeitpunkt drittgrossten Bergwerksgesellschaft des Ruhrgebiets durch feindliche Ubernahme in Staatsbesitz zu bringen Dies war ein direkter Angriff auf das Kohlen Syndikat und den Stinnes Konzern der Kohleforderung transport und Stromerzeugung und verteilung unter einem Dach vereinte Das Kohlen Syndikat vereinigt mit fuhrenden Banken und dem Grossindustriellen Stinnes konnte den Staatseingriff abwehren Um fortan den Staat auf seine Seite zu bringen bot Stinnes dem preussischen Staat an sich an dem RWE zu beteiligen Dies klappte jedoch nicht direkt und Stinnes setzte derweil seinen Expansionskurs fort und verargerte damit zunehmend seine Konkurrenten AEG und Siemens wie auch den preussischen Staat 1906 gelang es jedoch Walter Rathenau mit Hugo Stinnes und seiner Ehefrau Clare bei einem Abendessen im Berliner Automobilclub erfolgreich einen Demarkationsvertrag zu verhandeln der die Versorgungsgebiete der beiden grossen Player gegeneinander abgrenzte Beide Seiten erlaubten sich zwar Verstosse gegen den Vertrag spatestens der Erste Weltkrieg setzte die Zeichen aber endgultig auf Kooperation 5 Positionierung von Reich Bundesstaaten und Kommunen BearbeitenZur Jahrhundertwende war die Elektrizitatswirtschaft obwohl sie zunehmend zur Daseinsvorsorge gehorte und ein stark wachsender Wirtschaftszweig war praktisch unreguliert 3 Private Elektrizitatsunternehmen lieferten den grossten Teil des Stroms und besassen in ihrem Versorgungsgebiet ein Monopol Sie standen im Verdacht den Strompreis zum Nachteil der Allgemeinheit und der Volkswirtschaft zu verteuern Weiterhin wahlten sie ihre Versorgungsgebiete und Produktionsstatten nach wirtschaftlichen Kriterien so dass unattraktive armere Stadtteile oder landliche Gebiete unerschlossen blieben Dies war nicht im Interesse der Kommunen die zunehmend die Stromversorgung in die eigene Hand nahmen um Preise unter Kontrolle zu haben und eine allgemeine Versorgung sicherzustellen Diese konnten jedoch andererseits nicht so billig produzieren wie die aufkommenden grossen sogenannten Uberlandzentralen so dass sie uber Konzessionsvertrage ihr Wegerecht nutzten um die Uberlandzentralen aus ihren Versorgungsgebieten herauszuhalten und hochstens als Lieferanten fur stadtische Werke zuzulassen 3 Die Elektrizitatswirtschaft selbst hatte mit dem Verband Deutscher Elelektrotechniker VDE gegrundet 1893 und der Vereinigung der Elektrizitatswerke VDEW die 1892 in Berlin von 16 Elektrizitatswerken gegrundet wurde ihre eigenen Interessenvertretungen gegrundet Sie strebten mit einem entsprechenden Gesetzesentwurf die Aushebelung der stadtischen Konzessionen und allgemeine gesetzliche Regelungen zur Nutzung offentlicher Wege und auch privaten Grundes zur Verlegung von Versorgungsleitungen an Hier hatten sie den Verband von Gas und Wasserfachmannern VGW auf ihrer Seite 3 Die Reichsregierung blockierte den Generalangriff der Versorgungswirtschaft auf offentliches und privates Eigentum Sie sah darin eine einseitige Vertretung kapitalistischer Interessen und nahm die zunehmende Konzentration der Versorgungswirtschaft als Gefahr wahr Man wollte Zugestandnisse an die Industrie nicht ohne Gegenleistung erteilen 3 Andererseits bestand ein starkes Interesse die wachsende Energiewirtschaft mit einer Verbrauchssteuern auf Strom und Gas zu belasten Entsprechende Vorstosse des Reichs wurden 1909 mit Blick auf die negative Wirkung einer Energiesteuer auf die wirtschaftliche Entwicklung jedoch ebenfalls abgelehnt sie stiessen auch auf den Widerstand der Bundesstaaten Erst recht lehnten diese die Vorstellung ab die gesamte Stromerzeugung in die Hand des Reiches zu bringen Eine bessere Kontrolle der Elektrizitatswirtschaft durch Beteiligung des Reichs an den betroffenen Unternehmen befurwortete namlich eine Denkschrift des Reichsschatzamts vom 31 August 1912 3 Obwohl es auch zur Jahrhundertwende anerkannt war dass Starkstromanlagen eine dauernde Quelle von Gefahren fur Gesundheit Leben und Eigentum sein konnten fehlten Genehmigungsverfahren und Genehmigungspflichten fur den Bau solcher Anlagen Die preussische Regierung entwickelte 1912 einen Vorschlag die Erteilung solcher Genehmigungen mit allgemeiner Versorgungspflicht Tarifkontrollen und Pflichten zur Leistungsanpassung zu verbinden Weiterhin sollte die Genehmigung von der Gewahrung einer staatlichen oder kommunalen Beteiligung oder einem der Kommune oder dem Bundesstaat gewahrten Terminkaufrecht abhangig gemacht werden konnen 3 Die Bundesstaaten und die Reichsregierung waren sich somit uneinig wer von ihnen die wachsende Elektrizitatswirtschaft kontrollieren und ihre Gewinne abschopfen darf Einig war man sich jedoch dass der Bau und Betrieb von Starkstromanlagen genehmigt und uberwacht werden muss Unternehmen in moglicherweise garantierten Versorgungsgebieten jeden anschliessen und beliefern mussen und dass Tarife hoheitlich uberwacht werden mussen Die Monopolbildung in der Stromerzeugung sah man als naturlich und kostensparend an 3 Walther Rathenau befurwortete in einem Gutachten von 1913 fur das Reichswirtschaftsamt die Errichtung weniger dafur grosser Erzeugungsanlagen an der Fundstelle der Rohstoffe Davon versprach er sich eine Verbilligung der Elektrizitat um bis zu 50 gegenuber den kleinen und teilweise veralteten Anlagen der stadtischen Versorgung Die Grossanlagen sollten als Reichsmonopol betrieben oder zumindest uber eine hohe Beteiligung des Reichs kontrolliert werden Dagegen hielt Rathenau die Erhaltung privater Verteilungsmonopole fur moglich da es hier es vorrangig um Kundenakquise geht 3 Erster Weltkrieg und Sozialisierungsgesetze der Weimarer Republik BearbeitenDurch die Rivalitat des Reichs und des preussischen Staates die sich nicht einig wurden wer die Elektrizitatswirtschaft kontrollieren und besteuern darf Reich oder Bundesstaat kam es vor dem Ersten Weltkrieg zu keinem staatlichen Eingriff Im Kriegszustand ermoglichte das Ermachtigungsgesetz vom 4 August 1914 dem Reich eine Kontrolle der Wirtschaft auch ohne entsprechende Gesetze Kohle war der wichtigste Primarenergietrager Ihre Verteilung war ab 1917 dem Reichskommissar fur die Kohlenverteilung unterstellt Weiterhin kam es wahrend des Krieges zu staatlichen Beteiligungen an der Energiewirtschaft und in diesem Zuge vereinzelt zur Festlegung von Versorgungsgebieten Mit der sozialdemokratischen Mehrheit wurde nach dem Krieg am 13 Marz 1919 das allgemeine Sozialisierungsgesetz beschlossen Danach sollte die Ausnutzung von Steinkohle Brauhnkohle Presskohle und Koks Wasserkraften und sonstigen naturlichen Energiequellen und von der aus ihnen stammenden Energie Energiewirtschaft nach gemeinwirtschaftlichen Gesichtspunkten geregelt werden Das Reich sollte die Energieversorgung dabei entweder selbst ubernehmen oder konzessionierten und beaufsichtigten Parteien ubertragen Konkretisierende Detailgesetze sahen die Ubernahme des Fernleitungsnetzes und der Uberlandzentralen durch das Reich vor Als Entschadigung hatten die bisherigen Eigentumer Anspruch auf des Buchwert des entsprechenden Unternehmens oder auf einen nach geregeltem Verfahren ermittelten Ertragswert Kompromisse mit den Bundesstaaten sorgten fur den Schutz von bundesstaatlichem und kommunalem Eigentum vor dem Zugriff des Reichs Ziel war es als staatliche Unternehmung eine einheitliche Elektrizitatsversorgung Deutschlands zu gewahrleisten Dabei sollte die Erzeugung durch staatliche Grossanlagen erfolgen ein grosstenteils noch aufzubauendes deutschlandweites Verbundnetz sollte ebenfalls in staatlicher Hand liegen die Verteilung vor Ort nach Moglichkeit durch kommunale Werke erfolgen Ab Januar 1920 begann das Reichsschatzministerium mit der Ausfuhrung des Gesetzes namlich mit dem Aufbau eines deutschlandweiten Verbundnetzes Hierfur wurde die Gesellschaft fur Kraftubertragung GmbH mit Sitz in Berlin als Tochter der reichseigenen Elektrowerke AG in Berlin gegrundet Die Gesellschaft begann sofort mit der Planung des Netzes und dem Bau der ersten Strecken Da sich im Osten die Kraftwerke Golpa Lauta und Grossenhain bereits im Reichseigentum befanden ubernahm das Reich auf diese Weise den wesentlichen Teil der Grossversorgung des ostlichen Reichsgebiets einschliesslich Berlins und die Elektrowerke wurden zu einem bedeutenden Elektrizitatsversorger Mit der Ablosung der Weimarer Koalition und einem Wechsel der Zustandigkeit im Reichsschatzministerium 1920 sowie mit den anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten der jungen Republik wuchsen jedoch auch im Ministerium die Zweifel daran dass eine Sozialisierung der Elektrizitatswirtschaft der richtige Weg sei und weitere Ausfuhrungsbestimmungen zur Verstaatlichung von Betrieben oder der Festlegung von Versorgungsgebieten blieben aus Die nun bestehende Rechtslage schutzte Investitionen der Bundesstaaten und Kommunen wahrend private Investitionen durch das Sozialisierungsgesetz jederzeit gefahrdet waren Somit erfolgten in den kommenden Jahren vorrangig bundesstaatliche Investitionen Bayern baute die Wasserkraft aus die grossten Investitionen erfolgten jedoch in Preussen Zwischen den Elektrowerken des Reichs im Osten und der RWE im Westen erschloss Preussen systematisch Mitteldeutschland 1927 wurde die Preussischen Elektrizitats AG Hannover gegrundet die alle bis dahin durch den preussischen Staat errichteten Kraftwerks und Leitungsgesellschaften ubernahm und fortan ebenfalls zu den fuhrenden Elektrokonzernen in Deutschland gehorte Im sogenannten Elektrofrieden von 1927 28 grenzten die grossen Player RWE Elektrowerke und PreussenElektra ihre Versorgungsgebiete gegeneinander ab 3 Das Energiewirtschaftsgesetz von 1935 BearbeitenMit der Machtergreifung der Nationalsozialisten entfielen die Hindernisse fur eine Regulierung der Energiewirtschaft grosstenteils Die foderale Struktur des Reiches war aufgehoben alle Mitglieder der Landesregierungen Staatsbeamten und Richter konnten von der Reichsregierung eingesetzt ernannt und entlassen werden Den Einfluss der Partei auf die Gemeinden sicherte eine neue Gemeindeordnung Nun ging es um die Kontrolle der Wirtschaft Der Glaube an die Initiative des Unternehmers als Mittel Fortschritt und Wohlstand fur alle zu bringen war durch Monopolbildung in wichtigen Wirtschaftsbereichen und die aktuelle Wirtschaftskrise erschuttert Uber das Gesetz zur Vorbereitung des organischen Aufbaus der deutschen Wirtschaft teilte die NSDAP die Wirtschaft in sieben Reichsgruppen auf denen Wirtschaftsgruppen dann Fachuntergruppen und schliesslich die Industrie und Handelskammern unterstanden Konzentrationstendenzen in der Wirtschaft deren Dasein auch in Deutschland zu einer Macht zu werden droht die sich uber volkische Notwendigkeiten hinwegzusetzen vermag 6 wurden mit Argwohn betrachtet Unternehmer Arbeiter und Bauern sollten in ihrer Rolle dem Volk dienen dem Interesse der Partei sollten keine individuellen Rechte mehr entgegengesetzt werden konnen Bereits vor dem Ersten Weltkrieg bestand ein breiter Konsens dass die Elektrizitatswirtschaft wegen ihrer hohen volkswirtschaftlichen Bedeutung und der zunehmenden Monopolbildung staatlich kontrolliert werden musse Der Erste Weltkrieg hatte die strategische und kriegswirtschaftliche Bedeutung der Energiewirtschaft offenbar gemacht Im Jahre 1933 wurde ein Energiewirtschaftsgesetz nun von den Nazis verabschiedet Deutschland sollte wiederaufgerustet werden und in einen Eroberungskrieg eintreten Die Leistungsfahigkeit der Energiewirtschaft bestimmte dabei die Leistungsfahigkeit der Rustungswirtschaft Somit erhielt der Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht den Auftrag zur Ausarbeitung eines Gesetzes das dem Staat Kontrolle uber die Energiewirtschaft geben sollte Schacht zu diesem Zeitpunkt kein Mitglied der NSDAP konkretisierte in seinem Entwurf fruhere bereits 1908 von ihm entwickelte Vorstellungen Er verdankte seinen Einfluss vorrangig seiner wirtschaftlichen Expertise Der Entwurf Schachts sah eine Kontrolle der Elektrizitatswirtschaft durch das Reichswirtschaftsministerium vor Weiterhin befurwortete Schacht aus Kosten und Effizienzgrunden eine weitere Zentralisierung der Elektrizitatswirtschaft Die hieraus entstehenden Nachteile sollten durch staatliche Uberwachung begrenzt werden 3 Die Uberarbeitung des Entwurfs durch Hitler und seinem engeren Kreis ergab jedoch dass dem Wirtschaftsminister als weitere Kontrollinstanz der politisch zuverlassige Reichsinnenminister Wilhelm Frick zur Seite gestellt wurde Weitere Erganzungen ermoglichten der Reichsregierung jede unternehmerische Entscheidung an sich zu ziehen Dies ermoglichte eine schleichende Enteignung privater Unternehmen die unbemerkt blieb da sie sich durch den Wirtschaftsmann Schacht vollzog und bei der die Unternehmen weiterhin nach aussen selbststandig erschienen Nach dem Rechtswissenschaftler Jan O C Kehrberg Die Entwicklung des Elektrizitasrechts in Deutschland Die noch vorhandenen Bestande der Reichsgruppe Energiewirtschaft zeigen dass der Reichswirtschaftsminister ab 1934 uber diese Reichsgruppe Einfluss nahm auf alle Fragen in der Elektrizitatswirtschaft von der Unternehmensorganisation uber Betrieb und Errichtung von Anlagen bis zur persollen Besetzung in den Unternehmen teilweise unter direkter Einflussnahme der NSDAP Fuhrung durch Bormann 3 Offiziell sollte das Gesetz die Energieversorgung sicher und billig machen Ein geheimer Erlauterungsbeschluss unterstrich jedoch die kriegswirtschaftliche Bedeutung des Gesetzes Garantierte Versorgungsgebiete fur Stadtwerke sollten somit die Zentralisierung der Energiewirtschaft aufhalten und regionale Erzeugung fordern da Grosskraftwerke leichte Ziele fur Luftangriffe darstellen Entwicklung in Westdeutschland BearbeitenMit dem Ende des Krieges und dem Zusammenbruch des NS Regimes blieb das Energiewirtschaftsgesetz zwar weiterhin in Kraft es entfielen jedoch die Kontrollinstanzen des NS Regimes und damit die willkurlichen Eingriffsmoglichkeiten in die Privatwirtschaft Erhalten blieb auch in Westdeutschland die im Gegensatz zu den Nachbarlandern Deutschlands sehr dezentrale Aufstellung der Energiewirtschaft mit kleinen Erzeugungsanlagen und gesicherten Versorgungsgebieten fur jede Kommune 3 Auch das 1957 erlassene Gesetz gegen Wettbewerbsbeschrankungen nahm die Gebietsschutzvertrage der Stromversorger ausdrucklich vom Kartellverbot aus Die Energiewirtschaft gliederte sich in Verbundunternehmen die den grossten Teil der Stromerzeugung und die Distribution auf Hochstspannungsebene ubernahmen Regionalversorger belieferten die in ihrem Gebiet liegenden kommunalen Stadtwerke die die Endkunden versorgten Die Lieferbeziehungen basierten auf langfristigen Vertragen mit bis zu 20 Jahren Laufzeit Sie enthielten einen Verwendungszweck fur die bezogene Energie und typischerweise eine Demarkation fur ein bestimmtes Versorgungsgebiet fur dessen Belieferung der Strom bestimmt war 7 Entwicklung in Ostdeutschland BearbeitenDie Stromwirtschaft die sich besonders in Ostdeutschland bereits zu grossen Teilen in offentlichem Besitz befand wurde nach dem Krieg restlos verstaatlicht Die Energieerzeugung wurde in 8 Kombinaten zusammengefasst die auch fur die Bereitstellung von Braunkohle und anderen Brennstoffen zu sorgen hatten Die Stromverteilung wurde 15 weiteren Kombinaten ubertragen Nach dem Zusammenbruch der DDR gingen die staatlichen Betriebe und damit auch die gesamte Stromversorgung in das Eigentum der Treuhandanstalt uber So gelang es den westdeutschen Konzernen RWE PreussenElektra und Bayernwerk grosse Teile der ostdeutschen Stromwirtschaft zu erwerben und in Ostdeutschland eine bestimmende Rolle zu ubernehmen Die 15 Stromverteiler Kombinate wurden in Regionalversorger gewandelt Die Treuhandanstalt verkaufte 1994 jeweils 51 dieser Regionalversorger an westdeutsche Verbundunternehmen Mit den restlichen 49 sollten die ostdeutschen Kommunen fur den Verlust ihrer Netze und Versorgungseinrichtungen entschadigt werden Einige ostdeutschen Kommunen klagten jedoch erfolgreich gegen diese Regelung und erhielten in Folge ihre Stadtwerke zuruck Andere Kommunen grundeten ihre Stadtwerke neu Im Endergebnis entstand in den ostdeutschen Bundeslandern dieselbe dreistufige Struktur der Stromwirtschaft mit Verbundunternehmen Regionalversorgern und Stadtwerken wie sie auch in Westdeutschland besteht 7 Neuregulierung der Branche 1996 Bearbeiten Hauptartikel Liberalisierung der Energieversorgung und Energiemarkt Marktdesign der Energiewirtschaft Der grosse Erfolg der Neuregulierung des Telekommunikationsmarktes weckte in Deutschland und Europa die Hoffnung dass auch auf den Energiemarkten ahnliche Effizienzverbesserungen und Preissenkungen moglich sein konnten Auch hier sollten nun Netz und Energie getrennt und fur die Energie ein freier Handelsmarkt geschaffen werden in der Hoffnung dass dies zu Konkurrenz und damit zu deutlich niedrigeren Endkundenpreisen fuhren wurde Mit dem Erlass der europaischen Elektrizitatsbinnenmarktrichtlinie im Jahr 1996 wurden die EG Mitgliedsstaaten verpflichtet eine solche Neustrukturierung der Branche umzusetzen In Folge entstand der Stromhandel zunachst als OTC Handel von Blockprodukten uber Broker Plattformen Bereits im Juni 2000 startete die Stromborse Leipzig Power Exchange spater European Energy Exchange EEX ihre auch heute noch wichtige Spotauktion in der individuelle Stunden sowie Blocke gehandelt und physisch glattgestellt werden Damit konnten die Versorger erstmals ihren gesamten Strombedarf an den Handelsmarkten decken Uberschuss und Mindermengen konnten in stundlicher Granularitat kurzfristige jeweils fur den folgenden Liefertag an der Borse glattgestellt werden Ab Marz 2001 ist auch der Terminhandel an der EEX moglich Allerdings wird auch heute der grosste Teil des Stromhandelsvolumens uber OTC Plattformen gehandelt 7 Erneuerbare Energien Bearbeiten Hauptartikel Erneuerbare Energien in Deutschland Seit 1991 wird in Deutschland die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien Wind Solar Biomasse Geothermie Deponie Klar und Grubengas gefordert Die Forderung erfolgte zunachst uber feste Einspeisevergutungssatze Die Differenz zwischen diesen Garantiepreisen und den am Markt fur den erzeugten Strom erzielten Preisen wurde als EEG Umlage auf die Verbraucher als EEG Umlage proportional zu ihrem Energieverbrauch umgelegt Mittlerweile erhalten grossere Anlagen keine Fixpreisvergutung mehr sondern stattdessen eine feste sogenannte Marktpramie auf den erzielten Marktpreis Diese entfallt wenn der Marktpreis wegen zu hoher Einspeisung bereits negativ ist Europaische Integration Bearbeiten Hauptartikel Stromhandel Die Neustrukturierung der Stromwirtschaft ist ein europaisch getriebener Prozess Dabei werden moglichst einheitliche Prozesse und Stromhandelsprodukte angestrebt und teilweise durch europaische Richtlinien durchgesetzt Dies ermoglicht einen europaischen Strommarkt mit einer europaweiten Preisbildung so dass Preisunterschiede zwischen einzelnen Landern nur dann bestehen bleiben wenn fur den Lieferzeitpunkt keine freien Grenzkapazitaten mehr vorhanden sind die einen Stromfluss von einem billigen in ein teures Land ermoglichen wurden Einzelnachweise Bearbeiten a b c Meyers Konversationslexikon Luxusausgabe Elektrische Kraftubertragung Siemens Elektromotor Elektrische Eisenbahn 1900 a b c Christian Amling Wie kamen das Licht und die Kraft nach Quedlinburg a b c d e f g h i j k l m Jan O C Kehrberg Die Entwicklung des Elektrizitatsrechts in Deutschland der Weg zum Energiewirtschaftsgesetz von 1935 In Rechtshistorische Reihe Band 157 ISBN 3 631 30797 7 Die Anfange der Elektrizitatsversorgung Berlin unter Strom Abgerufen am 12 November 2021 a b Walther Rathenau Deutscher und Jude ISBN 978 3 492 24977 5 zitiert nach Jan O C Kehrberg Die Entwicklung des Elektrizitatsrechts in Deutschland der Weg zum Energiewirtschaftsgesetz von 1935 a b c Marianne Diem Entwicklung der deutschen Energiemarkte In Zenke Schafer Hrsg Energiehandel in Europa C H Beck ISBN 978 3 406 71636 2 S 280 296 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der deutschen Elektrizitatswirtschaft amp oldid 236171382