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Der Gerechtigkeitsbrunnen auch Justitiabrunnen ist ein Springbrunnen auf dem Romerberg in Frankfurt am Main und eines der Wahrzeichen der Stadt Er geht auf einen Vorgangerbau von 1543 an selber Stelle zuruck und entstand in seiner heutigen Form 1611 Zur Zeit des Heiligen Romischen Reiches spielte er wahrend des Kronungszeremoniells eine besondere wenn auch kurzfristige Rolle als Weinbrunnen fur den Kaiser und dann auch fur das Volk Der gegenwartig zu sehende Brunnen ist eine weitgehend detailgetreue Kopie aus dem Jahr 1887 die der Frankfurter Weinhandler Gustav D Manskopf finanzierte Er steht unter Denkmalschutz 1 Gesamtansicht vor der Ostzeile auf dem Romerberg Juli 2007 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte und Vorgangerbau 1 2 Renovierung und Bau des Brunnens in seiner heutigen Form 1 3 Die Wasserversorgung des Gerechtigkeitsbrunnens 1 4 Die Rolle des Brunnens bei den Kronungsfeierlichkeiten 1 5 Weitere Geschichte des Brunnens bis zur Gegenwart 2 Beschreibung 3 Ikonografie 4 Siehe auch 5 Literatur 5 1 Hauptwerke 5 2 Verwendete weiterfuhrende Werke 6 Einzelnachweise und Ubersetzungen 6 1 Einzelnachweise 6 2 Ubersetzungen 7 WeblinksGeschichte BearbeitenVorgeschichte und Vorgangerbau Bearbeiten Fruheste und einfachste Form stadtischer Brunnen waren Ziehbrunnen die sich in der Altstadt von Frankfurt am Main aufgrund des hohen Grundwasserspiegels zudem sehr einfach realisieren liessen Obwohl mit Sicherheit schon langer verbreitet sind sie urkundlich nicht vor 1259 genannt 2 damit im Zusammenhang stehende Berufe des bornmecher und bornfeger dann zum ersten Mal in den stadtischen Steuerbuchern von 1328 3 Die altesten Uberlieferungen zum Thema eines moderneren flissende borne also eines Springbrunnens gehen auf den Frankfurter Geschichtsschreiber Achilles Augustus von Lersner zuruck In seiner Chronik berichtete Lersner Anfang des 18 Jahrhunderts uber eine Rohrenleitung die 1453 vom Mainzer Tor also direkt westlich des heutigen Hermann Schlosser Hauses zu einem Springbrunnen an der Alten Nikolaikirche gelegt worden sei 4 Die Richtigkeit dieser Angabe konnte der damalige Leiter des Frankfurter Stadtarchivs Georg Ludwig Kriegk allerdings schon 1871 widerlegen Durch ihn dagegen bestatigt wurde dass der Rat im selben Jahr einen Ausschuss ernannte der sich mit den Moglichkeiten einer Realisierung von innerstadtischen Springbrunnen beschaftigen sollte nach den bis 1944 uberwiegend erhaltenen Baurechnungen jedoch ergebnislos 5 Ebenfalls durch damals noch luckenlos vorhandene Aufzeichnungen der mittelalterlichen Stadtverwaltung beglaubigen konnte Kriegk den Bericht Lersners zum knapp 100 Jahre spater erfolgten Bau eines ersten Brunnens im Zentrum des Romerbergs 6 Den Anfang machte am 4 Februar 1541 der Leitungsbau der Lersner weiter folgend spatestens am 23 Marz 1542 abgeschlossen war Das hergeleitete Wasser erhielt nun zunachst einen provisorischen Abfluss Nach Lersner begannen die eigentlichen Bauarbeiten auf dem Romerberg unter Anwesenheit einiger Ratsmitglieder noch am 17 Mai desselben Jahres und waren bis 18 August abgeschlossen 7 Die alteste Darstellung des Brunnens 1552 Holzschnitt von Conrad Faber von Kreuznach Da Lersner nicht angab woraus er seine Informationen schopfte sind die vorgenannten Angaben nach Kriegk von 1542 auf 1543 zu korrigieren da erst Ende 1542 ein Entwurf fur den eigentlichen Brunnen vorlag Dieser wird im Burgermeisterbuch von 1543 u a als ausswendig glat die Oberseul von gegossner Arbeit beschrieben Dies deckt sich auch mit einem in den April 1543 zu datierenden Schriftsatz aus dem vorgenannten Buch wonach damals erst die Anweisung an die Handwerker erging den Brunnen entsprechend dem Entwurf zu fertigen 6 Als einziger Beteiligter der gesamten Arbeiten ist der damalige Stadtbaumeister Benedikt Loscher bekannt 8 Das Aufsehen das der Brunnen seinerzeit erregte wird am ehesten durch ein Gedicht deutlich das Jakob Micyllus der damalige Leiter der stadtischen Lateinschule 1543 anlasslich seiner Fertigstellung verfasste 9 Ubersetzung 1 Annus erat Christi post secula quinque decemque Et post Lustra quater tertius acta duo Cum novus hic veterem fons introductus in urbem Implevit liquidos amne fluente lacus Prisca licet Graias mirentur tempora lymphas Pegase sive tuas Sisyphe sive tuas Hic ut non aequet tot claros nomine fontes Arte tamen nulla deteriore fluit Gut zu erkennen ist der erste Brunnen auf dem neun Jahre nach seinem Bau entstandenen sogenannten Belagerungsplan aus dem Jahr 1552 einer der ersten Darstellungen des gesamten Stadtgebiets uberhaupt Bereits dort verfugt er uber den achteckigen in den Einzelformen noch spatgotischen Trog der somit wenn auch mittlerweile in mehrfacher Kopie das alteste Bauteil des Brunnens darstellt Allerdings hatte er damals wie die Renovierung im 19 Jahrhundert zeigte ein grosseres Fassungsvermogen als heute da er statt der heutigen knapp ein Meter fast 2 50 Meter von der Oberkante bis zur Sohle des Troges mass 10 Aus dem Trog ragte eine senkrechte Rohre mit Knopf aus dessen vier Offnungen das Wasser drang Wie bei anderen Brunnen dieser Zeit hat man sich darunter ein Wasserrohr aus Tannenholz mit Zinnknopf vorzustellen 11 Renovierung und Bau des Brunnens in seiner heutigen Form Bearbeiten Der erneuerte Brunnen beim Einzug der Kurfursten im Jahr 1612 Kupferstich von Jakob de Zetter und Johann Gelle und beim gleichen Vorgang im Jahr 1658 Kupferstich von Caspar Merian Bereits 1594 musste der Brunnen erstmals renoviert werden Dabei nutzte der Rat die Gelegenheit ihn mit dem Bild eines Samson der einem besiegten Lowen den Rachen aufreisst sowie Springrohren zu verzieren Wo genau die biblische Darstellung angebracht wurde also ob am Trog oder auf der Rohre bzw dem Knopf ist aus den urkundlichen Nachrichten nicht eindeutig zu ermitteln Gegen eine Verzierung des Troges spricht dass eine solche auf keiner neuzeitlichen Darstellung zu sehen ist Zudem froren die neuen Springrohren da zu schmal im Winter standig zu weswegen sie schon bald durch solche aus Holz ersetzt wurden was dafur spricht dass die Darstellung auf ihnen zu sehen bzw in Verbindung zu bringen war 12 Unklar bleibt auch ob sich von Walther Karl Zulch uberlieferte Angaben aus dem im Zweiten Weltkrieg verbrannten Baumeister und Rechenbuch 1587 auf die vorangegangene oder erst nachfolgende Massnahmen beziehen Zulch schloss sich der letzteren Interpretation an Demnach war 1587 ein Muster welcher gestalt der Springend Bronnen zirlich zu machen were gefertigt worden Aus dem Rathaus erfolgte der Auftrag das Muster wie es itzo von Holz bossirt doch in Erz und etwan oben mit einem Bild Plastik ins Werk verfertigen zu lassen 13 Anfang des 16 Jahrhunderts setzte sich die Renaissance in der Stadt endgultig durch Nachdem 1610 der Liebfrauenberg einen prachtigen Springbrunnen erhalten hatte sah man daher wohl auch auf dem Romerberg die Zeit fur eine grundliche Erneuerung gekommen In Anbetracht der faktischen Regierungsunfahigkeit von Kaiser Rudolf II liegt es zudem nahe dass der Rat der Stadt schon mit einer baldigen neuen Kaiserkronungsfeier rechnete wie sich bald herausstellte zu Recht und ein entsprechend reprasentatives Bauwerk am Ort dieser Zeremonie schaffen wollte So erhielt der unveranderte Brunnentrog 1611 statt der Rohre aus Holz eine Steinsaule mit Sirenenstatuen und Tugendreliefs die noch heute wenn auch als Bronzeguss zu sehen sind darauf fand die Brunnenfigur der Justitia Platz Als Kunstler tatig waren der Bildhauer Johann Hocheisen der fur seine Arbeit 200 Gulden erhielt und der Maler Philipp Uffenbach dessen bunte Farbfassung dem Rat 37 Gulden wert war 14 Auch der neue Brunnen ist in seiner Gestalt gut dokumentiert da er bereits 1612 im Kronungstagebuch des Kaisers Matthias Abbildung fand Die Wasserversorgung des Gerechtigkeitsbrunnens Bearbeiten Um einen Springbrunnen zum Springen zu bringen wurde er ublicherweise mittels Leitungen von einem hoher gelegenen Punkt aus mit Wasser versorgt Der Hohenunterschied sorgte dann fur den notigen Druck des Wassers Rohrleitungsnetz von den Quellen des Friedberger Feldes in die Stadt im Jahr 1690 Nr 40 ist der Gerechtigkeitsbrunnen Lithografie Frankfurt am Main war in diesem Zusammenhang in einer glucklichen Lage das gesamte Altstadtgebiet befindet sich geographisch betrachtet in einer Senke Selbst kurze Zuleitungen die nur vom Rande der mittelalterlichen Gemarkung in die Altstadt fuhrten hatten bereits ein starkes Gefalle Die Quellen die die gesamte Wasserversorgung der Stadt bis in das 19 Jahrhundert sichern konnten lagen auf dem Friedberger Feld tief in der Bornheimer Gemarkung etwa zwischen der heutigen Bornheimer Landstrasse im Norden und der Merianstrasse im Suden 15 Wann sich die Stadt die Quellen auf dem Friedberger Feld erstmals zunutze machte ist unbekannt Georg Ludwig Kriegk schloss aus dass ein Leitungsbau uber grosse Entfernungen vor dem Jahre 1543 realisiert worden sein konnte Uber den damals gewaltigen baulichen Aufwand fur die Rohrleitungen hatten Aufzeichnungen der Verwaltung zu finden sein mussen 5 Auch kam Bornheim erst 1474 an Frankfurt zuvor gehorte es mit dem Amt Bornheimerberg zur mit der Stadt verfeindeten Grafschaft Hanau in deren Gebiet die Stadt keine lebenswichtige Einrichtung wie eine Wasserleitung legen respektive aus juristischen Grunden hatte bauen konnen Auch 1543 kann noch keine Leitung zum Zwecke der Versorgung der ganzen Stadt gebaut worden sein wurde damit doch erst ab 1607 nach den Planen einer eigens dafur ins Leben gerufenen Bauherrn Kommission begonnen 16 Kriegk berichtete von einer 1543 aufgenommenen Beschwerde von Gartnern direkt vor dem Friedberger Tor wonach der neue Brunnen auf dem Romerberg den gesamten Wasservorrat ihres eigenen Brunnens verbrauche 6 Abhilfe schuf der Bau einer weiteren Zuleitung Demnach war die Wasserleitung des Vorgangers des Gerechtigkeitsbrunnens direkt an einen Brunnen vor dem Friedberger Tor angeschlossen der dort von einer heute unbekannten Quelle gespeist wurde Der 1611 neu errichtete Gerechtigkeitsbrunnen durfte dagegen bereits an die genannte ab 1607 errichtete Leitung angeschlossen worden sein die das Wasser von den Quellen des Friedberger Feldes in die Stadt brachte Das Wasser wurde dort in sechs Brunnenkammern gewonnen und in eine Hauptleitung gespeist die sich etwa auf Hohe von Eiserner Hand und Friedberger Landstrasse in eine Ost und eine Westleitung verzweigte Diese liefen unter dem Friedberger und dem Eschenheimer Tor in die Stadt ein und versorgten hier nach einem Rohrleitungsplan aus dem Jahr 1690 rund 30 stadtische Brunnen Der Gerechtigkeitsbrunnen befand sich fast am tiefsten Punkt der ostlichen Leitung 17 Insgesamt lieferten die Quellen des Friedberger Feldes pro Tag etwa 155 Kubikmeter Wasser in die Stadt 15 Die Rolle des Brunnens bei den Kronungsfeierlichkeiten Bearbeiten Der Gerechtigkeitsbrunnen als Weinbrunnen bei der Kronung von Kaiser Matthias 1612 mit Felsengruppe Baumchen und Adlern Kupferstich Bereits der Vorgangerbau des Gerechtigkeitsbrunnens hatte 1562 bei der ersten in Frankfurt am Main erfolgten Kaiserkronung namlich der Maximilian II als Weinquelle gedient Primarer Zweck der Weinquelle war die Erfullung des Erzamtes in diesem Fall des jeweiligen Konigs von Bohmen der dem neuen Kaiser im Rahmen der Zeremonie als sein Erzmundschenk einen Becher Wein anreichen musste Danach uberliess der europaische Hochadel den Weinbrunnen meist den Volksmassen Anlasslich der Feierlichkeiten wurde der Trog wie auf Abbildungen ersichtlich mit einer kunstlichen bis an das obere Ende der Saule reichenden Felsengruppe uberbaut die mit Baumchen geschmuckt war Zum Romer hin brachte man einen grossen zweikopfigen Adler und zu den Seiten zwei Lowen aus Holz an aus deren Mundern der Wein sprang Der Wein wurde mittels unter dem Pflaster verlegter Holzrohren aus einem Gebaude am hoher gelegenen Samstagsberg also dem Bereich vor der heutigen Ostzeile eingeleitet 18 Das Festhalten an der Vorgehensweise den Brunnen nach der Ausubung des Erzamtes fur alle Menschen auf dem Romerberg freizugeben stellte sich bei dem neuen weit filigraneren Brunnen schon bald als Problem heraus Zu den Vorfallen bei der Kronung von Kaiser Matthias 1612 wusste Achilles Augustus von Lersner zu berichten 19 Kronung Kaiser Karl VI im Jahre 1711 der separate Weinbrunnen ist gut erkennbar Kupferstich Darbey ein grosses Gedrang vom Volck gewesen und hat zwar jederman dem es nur herbey zu kommen moglich gewesen darvon getruncken Da einer seinen Hut der ander einen Krug der dritte was er nur bekommen mogen untergehalten Theils sind zum Vortheil gar auf den Brunnen gestiegen in Summa es ist ein solch Gedrang gewesen dass dardurch mehr Wein verschuttet und ausgelauffen als es den Leuten zu gutem kommen mogen Wie es dann auch endlich dahin gerathen ob schon noch viel Wein vorhanden gewesen und noch eine gute Weil lauffen konnen dass das ungestumme Volck den Krantz Lowen und Adler umgerissen und hinweg getragen und also nicht vor demselben sicher seyn noch bleiben konnen sondern alles Preiss gemacht und dannenhero auch der eingelegten kleinen Rohren nicht verschonet sondern aus der Erd heraus gezogen und genommen worden Als sich die Vorfalle bei Kronung Kaisers Ferdinand II wiederholten und der Brunnen offenbar ernsthaft Schaden nahm entschloss sich der Rat zu einer neuen Losung Bei den ubrigen sieben Kaiserkronungen die das Heilige Romische Reich noch erleben sollte wurde ab dato jedes Mal ein zusatzlicher Brunnen auf halber Hohe des Samstagsberges errichtet Dieser setzte sich aus einem einfachen Brunnentrog einem Pfosten in der Mitte sowie einem daran befestigten farbig gefassten holzernen Doppeladler zusammen wobei aus letzterem der Wein sprang Ahnlich wie um die nahe Ochsenbraterei entwickelte sich dieser Adler schon sehr bald zu einer Trophae um die sich die Zunfte der Stadt teilweise blutige Auseinandersetzungen lieferten um damit ihre Zunftstuben zu zieren Das Historische Museum besitzt heute noch mehrere Adler die von Kronungsfeiern des 18 Jahrhunderts stammen 20 Weitere Geschichte des Brunnens bis zur Gegenwart Bearbeiten Achilles Augustus von Lersner uberlieferte eine erste Renovierung des Brunnens fur das Jahr 1652 bei der wahrscheinlich die lateinische Umschrift des Sockels der Justitia hinzugefugt wurde Eine weitere Renovierung erfolgte nach Lersner 1705 12 1770 wurden schliesslich die immer noch holzernen Springrohren endgultig durch solche aus Gusseisen ersetzt 21 Eine der fruhesten fotografischen Aufnahmen des stark verwitterten Brunnens um 1865 Fotografie von Carl Friedrich Mylius Der Gerechtigkeitsbrunnen um 1888 Im Hintergrund die Hauser der Ostzeile des Romerbergs Fotografie von Albrecht Meydenbauer Mit dem Niedergang der Altstadt ab dem fruhen 19 Jahrhundert verwitterte auch der Brunnen vor allem aber die Figur der Justitia zunehmend Frost und Witterungseinflusse setzten dem Stein zu 1863 wurde die Justitia zum Frankfurter Furstentag notdurftig renoviert unter Blumen versteckt 10 Der Dichter Friedrich Stoltze nutzte ein Spottgedicht auf ihren Zustand zur politischen Satire 22 Das ist die Frau Gerechtigkeit Sieht aus als wie die Schlechtigkeit Die Wag ist fort dass Gott erbarm Zum Teufel samt dem halben Arm Das Schwert das Sinnbild der Gewalt Das halt sie aber noch umkrallt Die Nas ist fort sie war von Stein Die hatt auch mussen wachsern sein O Vogelscheuche du von Recht Fur Frankfurt bist du doch zu schlecht Wie war s wenn man sie so zerstuckt Einmal nach Hessen Kassel schickt Und hatt sie da die Stadt beseh n Konnt sie auch nach Hannover gehn Auch in Berlin die Polizei Besuchen konnt sie nebenbei Und uber Breslau von Berlin Konnt sie per Eisenbahn nach Wien Von dorten konnt sie nach Paris Da war sie wie im Paradies Der neuerrichtete Brunnen vor Samstagsberg und Alter Nikolaikirche zwischen 1887 und 1903 Photochrom Bereits 1874 wurden die Statue und die Brunnensaule endgultig abgebaut Photographien aus dieser Zeit zeigen nur noch den Brunnentrog der mit Holzbrettern notdurftig abgedeckt ist 23 Lange Zeit gab es Uberlegungen zu einem Neubau im damals beliebten neogotischen Stil fur den ein eigenes dafur ins Leben gerufener Verein sogar schon einen Kostenvoranschlag in Hohe von 30 000 Goldmark eingeholt hatte 24 Doch 1887 ermoglichte eine Spende des Frankfurter Weinhandlers Gustav D Manskopf eine vollstandige Erneuerung des alten Brunnens Um Witterungsschaden fur die Zukunft vorzubeugen entstanden dabei nicht nur die Justitia sondern auch der allegorische Schmuck der Saule nach den eingelagerten Resten des alten Brunnens neu in Bronze Die Modelle erarbeitete der Bildhauer und Akademielehrer Friedrich Schierholz ausfuhrend tatig war die beruhmte Bronze Kunstgiesserei Lenz in Nurnberg damals unter der Fuhrung von Christoph Lenz Ebenfalls nach altem Vorbild jedoch im selben Material also rotem Mainsandstein vollstandig ausgetauscht wurden der Trog und der steinerne Unterbau der Brunnensaule Ein zusatzliches umgebendes Schmuckgitter entstand in der Werkstatt von Alexander Linnemann Am 11 Mai dem 26 Jahrestag des Frankfurter Friedens erfolgte die feierliche Enthullung des bis auf das Material vollstandig nach altem Vorbild kopierten Brunnes 10 Bei den Luftangriffen im Marz 1944 sank die gesamte Umgebung in Schutt und Asche Brunnen und Brunnenfigur blieben obwohl man keinerlei Massnahmen zu ihrem Schutz getroffen hatte nahezu unbeschadigt Kurz nach dem Einmarsch amerikanischer Soldaten bauten sie die Figur der Justitia ab und stellten sie bis 1947 als Symbol von Gerechtigkeit und Gesetz vor ihrem ersten Hauptquartier dem Gebaude der Metallgesellschaft am Reuterweg auf 25 Ein weiteres Mal musste der Brunnen Anfang der 1970er Jahre fur den U Bahn und Tiefgaragenbau auf dem Dom Romer Areal weichen wurde danach aber wieder am alten Standort aufgebaut Beim Abbau entdeckte man damals auch das holzerne Fundament unter dem Trog dessen dendrochronologische Untersuchung die Angaben Lersners bestatigen konnte die Stamme waren 1542 gefallt worden 26 Zuletzt erfolgte Ende 2007 eine grundliche Renovierung des Brunnens und der Justitiafigur da sie im Lauf der Jahre stark verschmutzt waren Von Mai 2017 bis Oktober 2018 wurde die Statue der Justitia umfangreich aus Spendenmitteln restauriert 27 Die Skulptur wird regelmassig von den Nachrichtensendungen mehrerer deutscher Fernsehsender als Hintergrundbild fur Meldungen zu Gerichtsprozessen verwendet Beschreibung Bearbeiten Detail der Brunnenfigur April 2011Der Brunnen steht in der Mitte des zentralen Romerbergs vor dem Rathaus Den Unterbau bildet ein achteckiger Trog aus rotem Mainsandstein von 6 5 Metern Durchmesser Er ist durch zwei Stufen aus Basalt vom Bodenniveau des Romerberges abgesetzt An den Ecken des Troges befinden sich Postamente die am oberen und unteren Ende mit Rundstaben Gesimsen verkropft sind Auch die Flachen der Postamente zeigen Spiegel aus uberschneidenden Rundstaben Die Brustung des Troges ist an der Aussenkante mit einer einfachen Hohlkehle profiliert und springt an Stelle der Postamente vor Zum Romer tragt der Trog eine Plakette mit der Inschrift Gustav D Manskopf seiner Vaterstadt MDCCCLXXXVII Umgeben wird er von einem ebenfalls achteckigen schwarz gefassten Eisengitter das in vier der acht Felder einen vergoldeten Frankfurter Adler enthalt Das in frei historisierenden Formen gestaltete Gitter ist die einzige Zutat der Erneuerung von 1887 die kein historisches Vorbild besitzt 10 Im Brunnentrog steht ein ungeschmuckter Steinpfeiler auf dem auf Hohe der Brustung ein Bronzeguss aufsetzt Gegenuber dem breiten mit einem Eierstab geschmuckten wulstartigen Fuss tritt der weitere Aufbau etwas zuruck Oberhalb mehrerer Profile bilden die Ecken dorische Pilaster von deren Kapitellen sich uber die Kanten Rundbogen spannen In den so gebildeten Nischen sind Reliefdarstellungen weiblicher Verkorperungen verschiedener Tugenden zu sehen Ihre lateinische Bezeichnung steht jeweils darunter Dabei handelt es sich um 28 Justitia die Gottin der Gerechtigkeit mit Richtschwert und Waage blickt mit unverbundenen Augen auf die Romerberg Nordseite Temperantia die Massigung beim Verteilen einer Flussigkeit zwischen zwei Krugen mit Blick in Richtung des Samstagsberges respektive der Romerberg Ostzeile Spes die Hoffnung mit einer Taube auf dem Arm gegenuber der Alten Nikolaikirche sowie Charitas die Liebe mit zwei Kindern von denen sie eines stillt zum Romer hin Gerechtigkeit Massigung Hoffnung LiebeUber den Kopfen der Tugenden befinden sich wasserspeiende Masken zwischen letzteren uber die Ecken gespannte Festons Nach einem erneuten Wulst mit Eierstabdekor bilden jeweils zu den Ecken gewandete Sirenen die vorletzte Stufe des Aufbaus Die Bruste die sie sich mit den Handen halten sowie der Mund dienen als Wasserspeier Oberhalb der Darstellung verlauft um die Kanten ein glattes Band mit der Inschrift Iustitia in toto virtutum maxima mundo sponte sua tribuit cuilibet aequa suum Ubersetzung 2 Die Inschrift bezieht sich bereits auf die daruber befindliche den Aufbau abschliessende Brunnenfigur Diese ist die Gottin Justitia mit den Attributen des Richtschwerts und der Waage Im Gegensatz zu den meisten anderen Darstellungen sind ihr aber nicht die Augen verbunden Ikonografie BearbeitenZur Ikonografie des Brunnens existieren keinerlei Aufzeichnungen aus der Entstehungszeit oder auch moderne Untersuchungen Bezuglich der Verkorperungen der Tugenden ergibt sich alleine aus ihren sichtbaren Attributen dass es sich um eine Auswahl von jeweils zwei Kardinal und theologischen Tugenden handelt Waren die vier Kardinaltugenden also Klugheit oder Weisheit Gerechtigkeit Tapferkeit und Massigung dargestellt so liessen sich die Darstellungen der Hoffnung sowie der Charitas nicht ikonografisch sinnvoll der verbleibenden Klugheit oder Weisheit respektive der Tapferkeit zuordnen Dem klassischen Darstellungsmuster theologischer Tugenden folgt dagegen die Hoffnung als Frau mit Taube entgegen der klassischen mythologischen Spes wo sie meist mit einer Krahe zu sehen ist sowie vor allem die Liebe als Charitas mit Kindern Aufgrund des Mangels an Literatur nicht nachweislich erklarbar sind dagegen etwaige Absichten hinter der Auswahl der Tugenden aus den genannten zwei Gruppen sowie die Tatsache dass die bekronende Figur seit jeher ihren Blick auf das Rathaus der Stadt gerichtet hat Letzteres war nicht nur Sitz des Stadtrats sondern auch des Schoffen und Strafgerichts dessen Funktion im Mittelalter von den Ratsherren wahrgenommen wurde 29 Siehe auch BearbeitenListe von Brunnen in Frankfurt am MainLiteratur BearbeitenHauptwerke Bearbeiten Adolf Koch Der Justitia Brunnen auf dem Romerberg zu Frankfurt am Main Seiner Vaterstadt gestiftet von Gustav D Manskopf am 10 Mai 1887 Reinhold Baist Frankfurt am Main 1887 Georg Ludwig Kriegk Geschichte von Frankfurt am Main in ausgewahlten Darstellungen Heyder und Zimmer Frankfurt am Main 1871 S 476 479 online Wendelin Leweke Frankfurter Brunnengeschichten Societats Verlag Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 7973 0478 1 S 11 17 Siegfried Nassauer Was die Frankfurter Brunnen erzahlen Eine illustrierte Chronik Verlag der Goldsteinschen Buchhandlung Frankfurt am Main 1921 S 346 376 Heinz Schomann Die alten Frankfurter Brunnen Verlag Dieter Fricke Frankfurt am Main 1981 ISBN 3 88184 022 2 S 26 39 Verwendete weiterfuhrende Werke Bearbeiten Thomas Bauer Im Bauch der Stadt Kanalisation und Hygiene in Frankfurt am Main 16 19 Jahrhundert Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 7829 0480 X Studien zur Frankfurter Geschichte 41 Johann Friedrich Bohmer Friedrich Lau Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt Erster Band 794 1314 J Baer amp Co Frankfurt am Main 1901 Konrad Bund Frankfurt am Main im Spatmittelalter 1311 1519 In Frankfurter Historische Kommission Hrsg Frankfurt am Main Die Geschichte der Stadt in neun Beitragen Veroffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission Band XVII Jan Thorbecke Sigmaringen 1991 ISBN 3 7995 4158 6 Otto Donner von Richter Philipp Uffenbach 1566 1636 und andere gleichzeitig in Frankfurt a M lebende Maler In Verein fur Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt am Main Hrsg Archiv fur Frankfurts Geschichte und Kunst Dritte Folge Siebenter Band K Th Volcker s Verlag Frankfurt am Main 1901 S 1 220 Achilles Augustus von Lersner Florian Gebhard Der weit beruhmten Freyen Reichs Wahl und Handels Stadt Franckfurt am Mayn Chronica Selbstverlag Franckfurt am Mayn 1706 online Achilles Augustus von Lersner Georg August von Lersner Nachgehohlte vermehrte und continuirte Chronica der weitberuhmten freyen Reichs Wahl und Handels Stadt Franckfurth am Mayn Selbstverlag Franckfurt am Mayn 1734 online Volker Rodel Ingenieurbaukunst in Frankfurt am Main 1806 1914 Societats Verlag Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 7973 0410 2 Walther Karl Zulch Frankfurter Kunstler 1223 1700 Diesterweg Frankfurt am Main 1935 Veroffentlichungen der Historischen Kommission der Stadt Frankfurt am Main 10 Einzelnachweise und Ubersetzungen BearbeitenEinzelnachweise Bearbeiten Heinz Schomann Volker Rodel Heike Kaiser Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main Uberarbeitete 2 Auflage limitierte Sonderauflage aus Anlass der 1200 Jahr Feier der Stadt Frankfurt am Main Societats Verlag Frankfurt am Main 1994 ISBN 3 7973 0576 1 S 67 Boehmer Lau 1901 S 109 Urkunde Nr 225 29 April 1259 Bauer 1998 S 55 u 57 Lersner 1734 Erstes Buch S 22 a b Kriegk 1871 S 476 a b c Kriegk 1871 S 477 Lersner 1706 Das Erste Buch S 23 u 24 Zulch 1935 S 327 Nassauer 1921 S 350 a b c d Koch 1887 S 5 Kriegk 1871 S 478 a b Lersner 1706 Das Erste Buch S 24 Zulch 1935 S 415 u 416 Donner von Richter 1901 S 137 u 138 a b Rodel 1983 S 78 Bauer 1998 S 61 u 62 Bauer 1998 S 62 Koch 1887 S 3 u 4 Lersner 1706 Das Erste Buch S 211 Koch 1887 S 4 Kriegk 1871 S 479 Nassauer 1921 S 372 Leweke 1988 S 13 Nassauer 1921 S 373 Leweke 1988 S 16 u 17 Schomann 1981 S 35 Romerberg in Frankfurt Justitia thront wieder auf dem Gerechtigkeitsbrunnen In Frankfurter Rundschau 10 Oktober 2018 fr de abgerufen am 10 Oktober 2018 Schomann 1981 S 38 Zum Frankfurter Recht im Mittelalter siehe Bund 1991 S 107 ff Ubersetzungen Bearbeiten Die deutsche Ubersetzung in Distichen lautet Als nach Christi Geburt man zahlte verflossener Jahre Tausend der Hunderte funf einzelne vierzig und drei Ward ins Inn re der Stadt der neue Brunnen geleitet Welcher das weite Gefass fullet mit fliessendem Strom Mogen die Dichter der Alten die griechische Quelle bewundern Welche nach Pegasus sich oder nach Sisyphus nennt Reicht auch die unsrige nicht an den Ruhm der gefeierten Namen Steht der Leitung Kunst jenen doch wahrlich nicht nach Die deutsche Ubersetzung ins Versmass gesetzt lautet Justitia auf der Welt der Tugenden erste und grosste teilt mit gerechter Hand jedem das Seinige zu Weblinks Bearbeiten Commons Gerechtigkeitsbrunnen Frankfurt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kunst im offentlichen Raum Frankfurt Gerechtigkeitsbrunnen Frankfurt am Main Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Gerechtigkeitsbrunnen In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen50 110277777778 8 6822222222222 Koordinaten 50 6 37 N 8 40 56 O Dieser Artikel wurde am 5 August 2011 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerechtigkeitsbrunnen Frankfurt am Main amp oldid 233134190