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Friedrich Wilhelm August Argelander 22 Marz 1799 in Memel 17 Februar 1875 in Bonn war ein deutscher Astronom Er leitete den Bau mehrerer Sternwarten in Europa untersuchte Veranderliche Sterne und fuhrte die Bonner Durchmusterung durch deren 325 000 Sterne er in einem Sternkatalog zusammenfasste Friedrich Wilhelm August Argelander um 1868 Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Ausbildung in Ostpreussen 1 2 Tatigkeit in Finnland 1 3 Berufung nach Bonn 1 4 Bonner Durchmusterung 2 Familie 3 Ehrungen 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenAusbildung in Ostpreussen Bearbeiten nbsp Wohnhaus der Familie Argelander in Memel 1890Argelander wurde in Memel im damaligen Ostpreussen dem heutigen litauischen Klaipeda geboren Sein Vater der Grosskaufmann und Reeder Johann Gottlieb Argelander war finnischer Abstammung und seine Mutter Wilhelmina Dorothea Grunhagen von deutscher Herkunft Nach der verlorenen Schlacht von Jena und Auerstedt 1806 verliess die preussische Konigsfamilie Berlin und hielt sich zeitweise in Memel auf Der Kronprinz spater Konig Friedrich Wilhelm IV war daher mehrmals in Argelanders Elternhaus zu Gast und freundete sich mit dem Sohn an Argelander besuchte das Gymnasium in Elbing und ab 1813 das Collegium Fridericianum in Konigsberg 1817 nahm er ein Studium an der Universitat Konigsberg auf Hier faszinierten ihn die astronomischen Vorlesungen von Friedrich Wilhelm Bessel dem Leiter der Sternwarte Konigsberg Argelander wurde 1820 Bessels Assistent und unterstutzte ihn bei der exakten Bestimmung von Sternpositionen sogenannten Sternortern 1822 promovierte er mit einer kritischen Untersuchung der Beobachtungen von John Flamsteed De observationibus astronomicis a Flamsteedio institutis dissertatio 1 Im gleichen Jahr veroffentlichte er die Schrift Untersuchungen der Umlaufbahn des Grossen Kometen von 1811 die ihn in Fachkreisen in ganz Europa bekannt machte Tatigkeit in Finnland Bearbeiten nbsp Friedrich Wilhelm August Argelander 18521823 wurde eine Stelle als Observator an der Sternwarte im finnischen Turku frei Bessel sollte einen seiner ehemaligen Studenten hierfur vorschlagen Widerwillig schlug er Argelander vor da er seinen besten Mitarbeiter nur ungern verlor und verfasste ein entsprechendes Empfehlungsschreiben an die Verantwortlichen in Sankt Petersburg Die Reise nach Finnland war gleichzeitig Argelanders Hochzeitsreise am 2 Mai 1823 hatte er Marie Sophie Charlotte Courtan geheiratet Die Sternwarte von Turku war erst kurz zuvor fertiggestellt worden und noch nicht komplett eingerichtet Sie verfugte zu diesem Zeitpunkt uber ein von Joseph von Fraunhofer konstruiertes Fernrohr mit 20 cm Offnungsweite das als Durchgangsinstrument genutzt wurde sowie ein Heliometer In den Anfangsjahren bestand die Tatigkeit der Sternwarte hauptsachlich in der Beobachtung von Kometen Nachdem 1827 ein Meridiankreis zur Verfugung stand untersuchte Argelander Sterne mit hoher Eigenbewegung Am 4 September 1827 zerstorte ein Grossbrand grosse Teile von Turku einschliesslich der Universitatsgebaude Die Universitat wurde daraufhin nach Helsingfors finnisch Helsinki verlegt Obwohl die Sternwarte aufgrund ihrer isolierten Lage vom Brand nur gering betroffen war wurde das Institut ebenfalls verlegt 1828 wurde Argelander zum Professor an der neu errichteten Universitat Helsingfors ernannt Die Plane fur eine neue Sternwarte lagen 1830 vor Aufgrund von ungunstigen Bodenverhaltnissen ergaben sich Schwierigkeiten bei der Erstellung des Fundaments und das Vorhaben verzogerte sich Argelander nutzte die Zeit reiste nach Ostpreussen und rekrutierte neue Mitarbeiter aus den Reihen von Bessels Schulern In dieser Zeit erstellte er auch ein Blatt fur das Sternkartenwerk der Koniglich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 2 Ab 1833 konnte die Sternwarte ihren Betrieb eingeschrankt aufnehmen Argelander fuhrte exakte Bestimmungen der hellen zirkumpolaren Sterne durch und ermittelte aus der Bewegung von 390 Sternen die Eigenbewegung des Sonnensystems Berufung nach Bonn Bearbeiten 1836 beschloss die preussische Regierung die Errichtung eines astronomischen Institutes an der Universitat Bonn Die Stelle des Sternwartendirektors wurde Argelander angetragen die er annahm sein Vorganger war Karl Dietrich von Munchow 1837 zog er nach Bonn und bereitete den Bau einer Sternwarte vor In dieser Zeit nutzte er einen alten Festungsbau am Rhein fur seine Beobachtungen Er bestimmte die scheinbaren Helligkeiten aller von Mitteleuropa aus mit blossem Auge sichtbaren Sterne Er beschaftigte sich eingehend mit veranderlichen Sternen und entwickelte die spater so genannte Argelandersche Stufenschatzungsmethode Sie erwies sich in der Folgezeit und vor Entwicklung der Fotografie bzw elektronischer Messgerate als unverzichtbares Hilfsmittel bei der Beobachtung veranderlicher Sterne und der Fotometrie Da der Bau der Sternwarte nur zogerlich voranschritt errichtete Argelander in der Nahe der Rheinfestung ein kleines Observatorium in dem er einen Kometensucher von Fraunhofer mit 7 7 cm Offnung drei preussische Zoll und 65 cm Brennweite aufstellte Von 1841 bis 1843 bestimmte er mit Hilfe eines Assistenten die Position von etwa 22 000 Sternen Die neue Sternwarte Bonn an der Poppelsdorfer Allee als Universitatsinstitut am 1 Januar 2006 im Argelander Institut fur Astronomie aufgegangen wurde Mitte 1844 fertiggestellt und 1845 eingeweiht In den nachsten Jahren wurde eine Reihe von Kometen und Asteroiden beobachtet 1847 erkannte er die zur damaligen Zeit hochste Eigenbewegung eines Sternes bei Groombridge 1830 1849 begann Argelander mit einer neuen Durchmusterung des Himmels Er teilte den Himmel in 200 Zonen ein und fuhrte bis zum Mai 1852 23 250 Beobachtungen an 17 000 Sternen durch Jede Positions und Helligkeitsbestimmung wurde mit bekannten Sternen abgeglichen um ein moglichst hohes Mass an Genauigkeit zu erreichen 1850 51 und 1864 65 amtierte er als Rektor der Universitat Bonner Durchmusterung Bearbeiten nbsp Argelanders Grabmal auf dem Alten Friedhof in BonnDie Durchmusterung war noch nicht abgeschlossen als Argelander ein noch grosseres Projekt in Angriff nahm Bessel hatte seinerzeit die Bestimmung samtlicher Sterne bis zur 9 Grossenklasse vorgeschlagen jedoch nicht durchgefuhrt Argelander beschloss die grosse Durchmusterung durchzufuhren wobei alle Sterne bis zur 9 Grossenklasse der nordlichen Hemisphare bis zu einer Deklination von 2 erfasst werden sollten Bis 1863 vermassen Argelander und seine Assistenten Adalbert Kruger und Eduard Schonfeld 324 198 Sterne und fertigten Karten an Einziges Hilfsmittel bei der Erstellung dieses Werks war ein Fernrohr von 78 mm Offnung 630 mm Brennweite und neunfacher Vergrosserung Der daraus resultierende Sternkatalog wird als Bonner Durchmusterung bezeichnet das Teleskop aus der Werkstatt von Fraunhofer befindet sich heute noch in Bonn und kann besichtigt werden 1863 war Argelander einer der Mitbegrunder der deutschen Astronomischen Gesellschaft und von 1864 bis 1867 ihr Vorsitzender Argelander wies auf das Erfordernis hin die in der Bonner Durchmusterung dargelegten Sternpositionen noch genauer zu bestimmen Diese Aufgabe mussten sich allerdings mehrere Sternwarten teilen Ein entsprechender Vorschlag wurde 1867 von der Astronomischen Gesellschaft angenommen Der Bonner Sternwarte wurde eine 10 breite Zone zugewiesen Argelander selbst beteiligte sich nicht mehr an den Beobachtungen sondern fuhrte Messungen von Sterneigenbewegungen durch Bis 1874 erfreute sich Argelander bester Gesundheit Im Sommer erkrankte er jedoch an einem typhusartigen Fieber das in der Umgebung grassierte Im Herbst trat zunachst eine Besserung ein jedoch schwanden seine Krafte in der Folgezeit und er verstarb am 17 Februar 1875 Er liegt auf dem Alten Friedhof in Bonn begraben 3 Familie BearbeitenEr war seit dem 2 Mai 1823 mit Marie Sophie Charlotte Courtan 1801 1883 aus Konigsberg verheiratet Das Paar hatte mehrere Kinder darunter Heinrich Lorentz 1834 1908 Maria Wilhelmine Amalie 1827 1917 Adalbert Kruger 1832 1896 Leiter der Sternwarte in Helsinki Maria Olga Elisabeth 1836 1854 Anna Mathilde Auguste 1838 1872 1865 Julius Theodor Wolff 1827 1899 Astronom in Bonn und MunchenEhrungen Bearbeiten nbsp Gedenktafel fur Friedrich Wilhelm August Argelander in KlaipedaSeit 1827 war er korrespondierendes Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften 4 1846 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt 5 1851 wurde er in die Academie des sciences 1855 in die American Academy of Arts and Sciences 1856 in die Konigliche Akademie der Wissenschaften und Schonen Kunste von Belgien und 1864 in die National Academy of Sciences gewahlt 1871 wurde er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 6 1837 wurde er mit dem Demidow Preis und 1863 mit der Goldmedaille der Royal Astronomical Society ausgezeichnet Er war Mitglied des Ordens Pour le Merite fur Wissenschaften und Kunste An seinem Geburtshaus in Memel wird mit einer grossen Gedenktafel an Argelander erinnert In Bonn ist das Argelander Institut fur Astronomie nach ihm benannt In Bonn und Oberkochen gibt es eine Argelanderstrasse 7 8 Seinen Namen tragen auch der Mondkrater Argelander und der Asteroid 1551 Argelander Werke BearbeitenObservationes astronomicae in specula universitatis Fennicae factae 3 Bande Helsinki Helsingfors 1830 1832 DLX stellarum fixarum positiones mediae ineunte anno 1830 Helsinki 1835 Uber die eigene Bewegung des Sonnensystems Sankt Petersburg 1837 Durchmusterung des nordlichen Himmels zwischen 45 und 80 nordlicher Deklination Bonn 1848 Neue Uranometrie Berlin 1843 Durchmusterung der Himmelszone zwischen 15 und 31 sudlicher Deklination In Astronomische Beobachtungen auf der Sternwarte zu Bonn 1846 1852 Atlas des nordlichen gestirnten Himmels Bonn 1857 1863 40 KartenLiteratur BearbeitenSiegmund Gunther Argelander Friedrich In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 46 Duncker amp Humblot Leipzig 1902 S 36 38 Zinner Ernst Argelander Friedrich Wilhelm August In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 350 Digitalisat Manfred Klischies Argelander Der Astronom Verlag M Simmering Lilienthal 1999 ISBN 3 927723 42 8 Josef Niesen Bonner Personenlexikon 3 verbesserte und erweiterte Auflage Bouvier Bonn 2011 ISBN 978 3 416 03352 7 Ralph Burmester Andrea Niehaus Hrsg Bonner Durchmusterungen Argelander und sein astronomisches Erbe Bonn 2009 Begleitpublikation zur gleichnamigen Sonderausstellung im Deutschen Museum Bonn vom 8 Oktober 2009 bis zum 5 April 2010 H Schmidt Astronomen der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat Bonn Ihr Leben und Werk 1819 1966 Bouvier Verlag Bonn 1990 ISBN 3416806042 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Friedrich Wilhelm August Argelander Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Friedrich Wilhelm August Argelander Quellen und Volltexte Kurzdarstellung mit weiteren Links Nachlass Friedrich Wilhelm August Argelander in der ULB Bonn Argelander und die Bonner Durchmusterung Michael Geffert Universitat Bonn Argelander in Rheinische Geschichte Literatur von und uber Friedrich Wilhelm August Argelander im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Veroffentlichungen von F W A Argelander im Astrophysics Data System N N Argelander Astronomical register vol 13 1875 S 81 83 Nachruf englisch W T L Friedrich Wilhelm August Argelander In Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Vol 36 1876 S 151 Nachruf englisch A Kruger Memorial Address in Honor of Freidrich Wilhelm August Argelander In Sidereal Messenger vol 2 1883 S 197 204 S 229 237 S 276 277 Biographische Notizen englisch Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Wilhelm August Argelander im Mathematics Genealogy Project englisch Vorlage MathGenealogyProject Wartung id verwendet Jurgen Hamel Bessels Projekt der Berliner Akademischen Sternkarten In Die Sterne Band 65 1989 S 11 19 hier S 15 Anna Katharina Schneider Der Alte Friedhof in Bonn Ein Ort mit Geschichte und Geschichten Reisekonig Verlag Bonn 2021 ISBN 978 3 945455 11 1 S 26f Korrespondierendes Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 Argelander Fridrih Vilgelm Avgust Russische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 24 Juni 2021 russisch Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 27 Mitgliedseintrag von Friedrich Argelander bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften abgerufen am 16 Dezember 2016 Argelanderstrassen in Deutschland Argelanderstrasse im Bonner StrassenkatasterNormdaten Person GND 119228432 lobid OGND AKS LCCN n86858275 VIAF 13113368 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Argelander Friedrich Wilhelm AugustKURZBESCHREIBUNG deutscher AstronomGEBURTSDATUM 22 Marz 1799GEBURTSORT bei MemelSTERBEDATUM 17 Februar 1875STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Wilhelm August Argelander amp oldid 237447148