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Franz Josef Bungarten 4 Februar 1876 in Ammerich 7 September 1965 in Bad Neuenahr war ein katholischer Pfarrer und saarlandischer Politiker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Schriften 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBungarten wurde im Westerwald geboren und wuchs in Prum auf wo er auch sein Abitur ablegte Am 11 August 1900 wurde er zum Priester geweiht und zum Kaplan in Prum ernannt Zeitgleich war er als Abgeordneter der Zentrumspartei im Kreistag tatig Am 17 April 1904 wurde er dann zum Kaplan in Bitburg ernannt bis er am 31 Mai 1910 zum Pfarrer in Daleiden in der Eifel berufen wurde Am 12 September 1913 trat er eine Stelle als Pfarrer im Saarbrucker Ortsteil Brebach an am 16 November 1919 wechselte er zur Pfarrei St Josef in Malstatt wo er bis zum Jahr 1936 wirkte Im Jahr 1920 war Bungarten an der Grundung der Saarbrucker Landeszeitung beteiligt und bis zum 29 Januar 1935 Mitglied des Aufsichtsrates Im Jahr 1923 wurde er zum Ersten Beigeordneten der Stadt Saarbrucken gewahlt die franzosische Regierungskommission des Saargebietes verwehrte allerdings die Anerkennung der Wahl In diesem Zeitraum organisierte Bungarten auch eine Unterschriftenaktion gegen die Trennung der Saarpfarreien von den Bistumern Trier und Speyer Ebenso bezog er Position gegen die Forcierung der konfessionslosen franzosischen Domanialschulen im Saargebiet Sowohl der Trierer Bischof Franz Rudolf Bornewasser als auch der Speyerer Bischof Ludwig Sebastian in deren Diozesen das Saargebiet lag hatten mit ihren Hirtenbriefen vom 2 Februar 1923 zur Schulfrage deutlich Stellung fur die Beibehaltung der deutschen konfessionellen Volksschule und gegen die franzosische Domanialschule bezogen sich fur die Zugehorigkeit des Saargebietes zu ihren Bistumer ausgesprochen und damit den deutschen Patriotismus gestarkt was Bungarten ebenfalls befurwortete Anlasslich der Grundsteinlegung der St Michaelskirche auf dem St Johanner Rotenberg am 3 Juni 1923 war Bungarten Mitorganisator des ersten saarlandischen Katholikentages an dem der Speyerer Bischof Sebastian der Trierer Bischof Bornewasser dessen Weihbischof Antonius Monch sowie ca 70 000 Katholiken teilnahmen Zwei Resolutionen des Katholikentags ausserten sich zur Schulfrage und zum Bekenntnis zu den deutschen Heimatdiozesen des Saargebietes Speyer und Trier In Reden wurde klar eine prodeutsche Position bezogen die man religios untermauerte Daraufhin intensivierte Frankreich als Reaktion auf den Katholikentag seine Bemuhungen beim Heiligen Stuhl die Loslosung des Saargebiets von den deutschen Diozesen und die Errichtung einer Apostolischen Administratur zu erwirken Diesem Ansinnen kam Papst Pius XI der den saarlandischen Katholikentag und dessen politische Intentionen befurwortete nicht nach 1 2 3 4 5 Im Jahr 1923 wurde eine Hausdurchsuchung durch die Regierungskommission gegen Bungarten durchgefuhrt woraufhin die Zentrumspartei beim Volkerbund in Genf Schweiz intervenierte Am 21 September 1926 wurde Bungarten vom Saarbrucker Stadtrat zum ehrenamtlichen Beigeordneten der Stadt Saarbrucken gewahlt Dieses Amt versah Bungarten bis zum 29 Januar 1935 als er nach der Saarabstimmung vom 13 Januar 1935 zurucktrat um einer Entlassung durch die NS Machthaber zuvorzukommen Wahrend seiner Amtszeit in Malstatt erhielt die Josefskirche als Ersatz fur die kriegsbeschlagnahmten Glocken in den Jahren 1925 1926 ein neues Gelaut in den Jahren 1923 1924 hatte er bereits eine neue grosse Orgel installieren lassen Im Jahr 1924 veranlasste Bungarten den Umbau des Vereinsheimes der Gemeinde Dem im Jahr 1934 durch die NS Regierung in Berlin geausserten Ansinnen den Chefredakteur der Saarlandischen Landeszeitung Johannes Hoffmann aufgrund seiner NS Gegnerschaft von seinem Posten zu entfernen kam Bungarten als Aufsichtsratsvorsitzender nicht nach Hintergrund war dass Hoffmann ein politisch entlarvendes Interview des NSDAP Landesleiters Alois Spaniol mit einem schwedischen Journalisten nachgedruckt hatte Daraufhin war Spaniol im Februar 1934 von Josef Burckel aus seinen Amtern verdrangt worden Im Vorfeld der Saarabstimmung am 13 Januar 1935 setzte sich Bungarten fur einen Erhalt eines unabhangigen Saargebietes Status quo ein konnte sich jedoch mit seinen Mitstreitern des Deutschen Volksbundes fur christlich soziale Gemeinschaft nicht durchsetzen und das Saargebiet wurde am 1 Marz 1935 an NS Deutschland angeschlossen Bungarten der mit etwa 17 000 Katholiken die grosste Pfarrei des Bistums Trier leitete und letzter Vorsitzender der Zentrums Partei an der Saar gewesen war galt als typischer Vertreter des politischen Katholizismus der nicht bereit war sich in die propagierte Volksgemeinschaft einzugliedern In der Folgezeit litt Bungarten unter Repressionen des NS Regimes besonders nachdem er am 29 Marz 1936 demonstrativ der Volksabstimmung Hitlers uber den Einmarsch ins Rheinland und der Bestatigung der neuen Reichstagskandidaten ferngeblieben war und NS Wahlhelfern die ihn am Wahltag im Pfarrhaus bedrangten die Tur gewiesen hatte Diese Abstimmung war fur die Saarlander nach der Angliederung an NS Deutschland am 1 Marz 1935 seit der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung im Jahr 1919 die erste gesamtdeutsche Wahl Die Liste der NSDAP hatte offiziell 98 8 der Stimmen erreicht Bereits am 30 Marz kam es zum Aufmarsch von Mitgliedern der NSDAP vor dem Pfarrhaus und dem Grolen von Sprechchoren gegen Bungarten Als die im Pfarrhaus mit Bungarten zusammenlebenden funf Kaplane mehrfach telefonisch die Polizei um Hilfe baten ruckte diese schliesslich gegen Abend ein schritt allerdings nicht ein Am Folgetag dem 31 Marz 1936 baten die Kaplane wiederum die Polizei um Hilfe da NSDAP Parteigenossen die Fensterscheiben des Pfarrhauses einwarfen Kurze Zeit spater wurde die Pfarrhaustur aufgerammt und das Malstatter Pfarrhaus unter Initiative des Malstatter Volksschulrektors und eines Beamten der Burbacher Hutte von einer Mannschaft des Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps sowie weiterer NS Parteimitglieder gesturmt Daruber hinaus drangen auch Malstatter Jugendliche in das Pfarrhaus ein und skandierten Sprechchore wie Bungarten komm heraus wir ziehen dir die Kutte aus Wer dem Fuhrer die Treue bricht der halt sie auch dem Herrgott nicht und Bungarten du bist Volksverrater und nicht Gottes Stellvertreter Wahrend der Aktion forderten Zuschauer in aufgeheizter Stimmung die direkte Erschiessung des Malstatter Pfarrers und die anschliessende Sprengung der Malstatter Josefskirche Die Polizei griff nicht ein und liess die Randalierer gewahren Bungarten wurde nach der Ersturmung des Pfarrhauses direkt in polizeiliche Schutzhaft genommen und ins Gefangnis Lerchesflur verbracht 6 7 8 Am 6 Mai 1936 wurde Bungarten wiederum verhaftet und auf Befehl von Gauleiter Josef Burckel aus dem jetzt Saarland genannten Gebiet ausgewiesen Auf Bitte des Trierer Generalvikariates nahm Burckel die Ausweisung zunachst zuruck doch wurde diese durch Reichskirchenminister Hanns Kerrl dennoch vollstreckt Bungarten fand danach vorubergehende Aufnahme bei Oblatenmonchen auf dem Rochusberg uber Bingen am Rhein Auf Druck des Generalvikariates verzichtete Bungarten auf die Pfarrei St Josef in Malstatt und wurde im Oktober 1936 kurz darauf zum Pfarrer in Bad Neuenahr ernannt Am 30 November 1937 kam es auch hier zu einer Durchsuchung des Pfarrhauses wegen Bungartens Einsatz fur die Bekenntnisschule Im Juni 1940 wurde Bungarten erneut von der Gestapo verhaftet acht Wochen eingekerkert und anschliessend aus dem Rheinland ausgewiesen weil er sich geweigert hatte nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Paris die Glocken feierlich lauten zu lassen 9 10 Am 1 November 1940 versetzte man ihn in den Ruhestand Von 1940 bis 1946 lebte er in einem Blinden Sanatorium in Bingen am Rhein Nach dem Krieg kehrte Bungarten im Jahr 1946 zuruck ins Saarland und grundete mit anderen gemeinsam die Christliche Volkspartei des Saarlandes CVP Anfang des Jahres 1947 trat er allerdings aus der CVP aus und entwarf eine Denkschrift gegen die Trennung der saarlandischen Pfarreien von den Bistumern Trier und Speyer Am 11 Januar 1948 wurde er durch die franzosische Besatzungsmacht aus dem Saarland ausgewiesen weil er sich gegen eine direkte Einflussnahme der franzosischen Militarbehorden gewandt hatte Im Jahr 1952 war er Mitbegrunder des Deutschen Saarbundes Ehrungen Bearbeiten1952 Ehrenvorsitzender des Deutschen Saarbundes 1955 Verleihung des Grossen Bundesverdienstkreuzes 1955 Ehrenvorsitzender der CDU Saar 1961 Verleihung der Ehrenburgerschaft von Saarbrucken 1965 Ernennung zum Ehrendomherr in Trier 1965 Benennung der Pfarrer Bungarten Strasse im Saarbrucker Stadtteil MalstattSchriften BearbeitenFranz Josef Bungarten Ich darf nicht schweigen Meine Ausweisung aus dem Saargebiet Comel Koln 1951 Weblinks BearbeitenBungarten Franz Josef in der Datenbank Saarland Biografien Franz Bungarten Pfarrer in Sankt Josef und Streiter gegen den Nationalsozialismus In Internetseite der Kath Pfarrgemeinde St Josef in der Pfarreiengemeinschaft Saarbrucken Malstatt Abgerufen am 1 April 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Sascha Hinkel Der Erste Saarlandische Katholikentag 1923 in der Berichterstattung des Munchener Nuntius Eugenio Pacelli in Archiv fur mittelrheinische Kirchengeschichte 67 2015 S 239 267 Johannes Schlich Hrsg Erster Saarlandischer Katholikentag in Saarbrucken am 3 Juni 1923 Saarbrucken 1923 Maria Zenner Saarlandischer Katholizismus in der Volkerbundszeit in Klaus Michael Mallmann Gerhard Paul Ralph Schock Reinhard Klimmt Hrsg Richtig daheim waren wir nie Entdeckungsreisen ins Saarrevier 1815 1955 Bonn 1995 S 143 147 Ludwig Linsmayer Politische Kultur im Saargebiet 1920 1932 Symbolische Politik verhinderte Demokratisierung nationalisiertes Kulturleben in einer abgetrennten Region St Ingbert 1992 S 132 137 I cattolici della Sarre a Congresso in Osservatore Romano Nr 142 vom 22 Juni 1923 S 1 Zeugenaussagen zum Vorfall im Bistumsarchiv Trier 85 206 Cornelia Rauh Kuhne Katholisches Milieu und Kleinstadtgesellschaft Ettlingen 1918 1939 Sigmaringen 1991 S 365 Gerhard Paul und Klaus Michael Mallmann Milieu und Widerstand Eine Verhaltensgeschichte der Gesellschaft im Nationalsozialismus S 105 106 Bernd Schikofsky Hrsg Uberragend Uberraschend Die Kirche St Josef in Saarbrucken Malstatt Saarbrucken 2010 S 169 176 184 185 Kurzbiografie bei der Pfarrei St Josef in MalstattNormdaten Person GND 124544363 lobid OGND AKS VIAF 67402169 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bungarten Franz JosefKURZBESCHREIBUNG katholischer Priester und PolitikerGEBURTSDATUM 4 Februar 1876GEBURTSORT AmmerichSTERBEDATUM 7 September 1965STERBEORT Bad Neuenahr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Josef Bungarten amp oldid 229777721