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Dieser Artikel beschreibt den Ort Finsterrot im Mainhardter Wald Das ahnlich benannte Gewasser im Welzheimer Wald heisst dagegen Finstere Rot Finsterrot ist ein Ort und eine ehemals selbststandige Gemeinde die 1974 zusammen mit den benachbarten Gemeinden Maienfels Neuhutten und Wustenrot zur neuen Einheitsgemeinde Wustenrot im Landkreis Heilbronn im nordostlichen Baden Wurttemberg zusammengeschlossen wurde Der Ort entstand vermutlich um 1500 als Rodungssiedlung bei einer Glashutte und hat heute rund 500 Einwohner FinsterrotGemeinde WustenrotWappen von FinsterrotKoordinaten 49 5 N 9 30 O 49 089571 9 493825 491 Koordinaten 49 5 22 N 9 29 38 OHohe 491 m u NNFlache 1 91 km Einwohner 503 2009 Bevolkerungsdichte 263 Einwohner km Eingemeindung 1 Januar 1974Vorwahl 07945Finsterrot von Sudosten Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 3 Religionen 4 Ortschaftsrat und Ortsvorsteher 5 Wappen 6 Bauwerke 7 Personlichkeiten 8 Einzelnachweise 9 Literatur 10 WeblinksGeographie BearbeitenFinsterrot der ostlichste der funf Wustenroter Ortsteile liegt im Naturraum Schwabisch Frankische Waldberge auf etwa 491 m u NN etwa 1 km nordlich der Einmundung des Dachsbaches in den wenige Kilometer westlich entspringenden Kocher Zufluss Rot Die in mehrere Hohenrucken und Taleinschnitte gegliederte Gemarkung liess eine geschlossene Bebauung nicht zu sodass Finsterrot aus mehreren nahe beieinander liegenden Wohnplatzen besteht Der Hauptort liegt am westlichen Hang des Dachsbachtales und zum kleineren Teil auf der anschliessenden Hochflache Weiter nordlich liegt der ursprunglich im Dachsbachtal als Muhlsee aufgestaute und heute als Bade und Angelsee genutzte Finsterroter See einer von mehreren Seen auf Finsterroter Gebiet Sudlich des Hauptortes fliessen zwei kleinere Bache dem Dachsbach von Westen zu und trennen zwei Hohenrucken ab Auf dem sudlichen im Suden vom Rottal begrenzten dieser beiden Hohenrucken liegt der Wohnplatz Binsenhofle auf dem nordlichen der Wohnplatz Berg Ein weiterer Wohnplatz namens Dorfle liegt weiter westlich an der Stelle an der sich beide Hohenrucken vereinigen und in einer Ebene auslaufen Berg und Dorfle wurden nach dem Zweiten Weltkrieg durch ein Neubaugebiet verbunden Zwei Einzelgehofte auf dem sudlichen Hohenrucken und eine ehemalige Mahlmuhle im unteren Dachsbachtal sudlich des Hauptortes gehoren ebenfalls zu Finsterrot nbsp Der Finsterroter See nbsp Muhlsee im Dachsbachtal sudlich der Bundesstrasse 39Die Taler der Rot sowie des unteren Dachsbaches auf Finsterroter Gebiet sind seit 1991 ein Naturschutzgebiet 1 Eine ungefahr 1 5 ha grosse Schilfflache nordlich des Finsterroter Sees ist zudem seit 1986 als flachenhaftes Naturdenkmal geschutzt 2 Das Gebiet der ehemaligen Gemeinde ist mit einer Flache von 191 ha relativ klein Der Wald der das Gebiet fruher bedeckte wurde im Lauf der Jahrhunderte bis auf wenige Reste gerodet Ackerbau spielt wegen des kargen Bodens eine untergeordnete Rolle sodass die Gemarkung heute grosstenteils aus Grunland besteht Finsterrot liegt an der Bundesstrasse 39 die in West Ost Richtung Heilbronn mit Schwabisch Hall verbindet Die Strasse fuhrte fruher direkt durch den Hauptort wurde aber 1853 auf eine etwas weniger steile Trasse an dessen Westseite verlegt Die benachbarten Orte an der B 39 sind im Osten das zur Gemeinde Mainhardt im Landkreis Schwabisch Hall gehorende Dorf Ammertsweiler im Westen der zu Wustenrot gehorende Weiler Weihenbronn In Weihenbronn kreuzt die Landesstrasse 1090 die B 39 und fuhrt im Suden zum fur die Gemeinde namengebenden Hauptort Wustenrot im Norden nach Neuhutten beide ebenfalls Nachbarorte Finsterrots Im Sudosten grenzt die Finsterroter Gemarkung im Tal der Rot zudem an den zur Gemeinde Grosserlach im Rems Murr Kreis gehorenden Weiler Hals 3 Geschichte Bearbeiten nbsp Wappen Wustenrots mit dem Glastopf aus FinsterrotFinsterrot wurde vermutlich um 1500 von dem hohenlohischen Sekretar Wendel Hipler als Rodungssiedlung bei einer Glashutte angelegt Es gab vermutlich zwei Glashutten eine im unteren Dachsbachtal zwischen der Muhle und der Mundung des Dachsbaches in die Rot wo Flurnamen wie Glasklinge Glaswald und Aschenbuhl noch heute auf die ehemals hier angesiedelte Hutte hinweisen und eine andere weiter oben im Dachsbachtal im heutigen unteren Ortsteil von Finsterrot auf die 1935 und 1963 bei Bauarbeiten gemachte Glasfunde hinweisen Ein dort gefundener Glastopf schmuckt das 1975 verliehene neue Wappen der Gemeinde Wustenrot Hipler hatte den Ort als Lehen der Grafen von Hohenlohe inne und nannte ihn Fischbach wie sein Siegel von 1507 mit zwei Fischen im Bach und der Inschrift Wendel Hipler von Fischbach 1507 zeigt 1511 ist in einer Urkunde der Grafen Georg und Albrecht von Hohenlohe erstmals von der Siedlung an der vinstern Rodt die Rede 1512 von der Vinsterrot Nach einem langjahrigen Rechtsstreit Hiplers mit den Grafen von Hohenlohe und einer Auseinandersetzung mit dem Glashuttenmeister Ulrich Greiner aus dem benachbarten Stangenbach dessen Haus Hipler 1519 uberfallen hatte verlor Hipler die Ortsherrschaft uber Finsterrot an Greiner der 1523 den Ort an sich brachte und 1528 von den Hohenloher Grafen in gleicher Weise wie zuvor Hipler mit den um Finsterrot gelegenen Gutern belehnt wurde 1559 schliesslich verkaufte Greiner alle seine Guter und Rechte im Ort fur 3500 Gulden an den Grafen Ludwig Casimir von Hohenlohe Neuenstein nbsp Finsterrot um 1500 auf einer KarteBis 1806 blieb Finsterrot hohenlohisch und ein Teil des Frankischen Reichskreises dann fiel es an das Konigreich Wurttemberg wo es bis 1808 dem Oberamt Neuenstein dann bis 1810 dem Oberamt Ohringen und schliesslich bis zu dessen Auflosung 1926 dem Oberamt Weinsberg zugeordnet wurde Spatestens 1809 wurden mehrere umliegende Siedlungen darunter Hals Hasenhof Laukenmuhle Ammertsweiler Kutzenweiler und Weihenbronn einer Schultheisserei mit Sitz in Finsterrot zugeordnet aber schon vor 1828 wurden sie alle wieder abgetrennt Armut und ein durch Auswanderung vor allem in die USA verursachter Bevolkerungsruckgang pragten das 19 Jahrhundert in Finsterrot 1856 kam Finsterrot wie auch die anderen Vorgangergemeinden der heutigen Gemeinde Wustenrot auf Grundlage des Gesetzes uber die Handhabung der Staatsaufsicht uber verwahrloste Gemeinden unter direkte staatliche Verwaltung die bis 1873 andauerte Nach Auflosung des Oberamtes Weinsberg im Jahr 1926 kam Finsterrot seit 1806 im Grenzgebiet mehrerer Verwaltungseinheiten gelegen wieder zum Oberamt Ohringen bei einer erneuten Kreisreform 1938 schliesslich zum Landkreis Schwabisch Hall Gefechte zwischen deutschen und amerikanischen Einheiten um die Reichsstrasse heute Bundesstrasse 39 forderten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs funf Todesopfer und zerstorten 19 Wohngebaude und 21 Scheunen bis nach dem Ruckzug der deutschen Einheiten amerikanische Truppen den Ort am 18 April 1945 besetzten Nach Beseitigung der Kriegsschaden bis zum Beginn der 1950er Jahre setzte eine rege Bautatigkeit ein die Infrastruktur wie Strassen Wasserversorgung und Kanalisation wurde verbessert und erweitert Neubaugebiete sorgten fur einen Anstieg der Bevolkerungszahl und eine Verbindung der Wohnplatze Berg und Dorfle Die Kreisreform von 1973 ordnete Finsterrot im Vorgriff auf den am 1 Januar 1974 im Rahmen der baden wurttembergischen Kommunalreform erfolgten Zusammenschluss mit den Nachbargemeinden zur neuen Gemeinde Wustenrot 4 schliesslich dem Landkreis Heilbronn zu Religionen Bearbeiten nbsp Evangelische Kirche FinsterrotsFinsterrot gehorte kirchlich anfangs zu Mainhardt Wie der Rest Hohenlohes wurde Finsterrot mit der Einfuhrung der Reformation im 16 Jahrhundert evangelisch Spatestens seit 1567 war es dann bis 1851 Filial von Wustenrot In diesem Jahr wurde es von Wustenrot gelost und zusammen mit Neuhutten das bis dahin Filial von Maienfels gewesen war zu einem eigenen Pfarrbezirk erhoben Der erste Geistliche nahm seinen Wohnsitz 1851 in Finsterrot Da es im Ort keine Kirche gab hielt man die Gottesdienste im Schulhaus ab Nach langen Streitereien zwischen Finsterrot und Neuhutten um Kirche Pfarrsitz und Pfarrerswohnung ordnete ein ministerieller Erlass vom 11 November 1856 die Verlegung des Pfarrsitzes ins grossere Neuhutten an Das 1831 erbaute Finsterroter Schulhaus wurde mit Staatshilfe zu einem Betsaal umgebaut und am 15 November 1857 als evangelische Kirche geweiht Eine grundliche Renovierung 1957 konnte den Zerfall des Gebaudes nicht verhindern es wurde 1980 abgebrochen und 1981 durch einen Neubau ersetzt Die evangelische Kirche ist ausserdem durch ein vor allem im Sommer genutztes Jugendfreizeitheim prasent das das Evangelische Jugendwerk Weinsberg in der Nahe des Finsterroter Sees betreibt Die in Finsterrot ansassigen Katholiken gehoren seit 1990 zur Kirchengemeinde Obersulm Affaltrach die in Neuhutten uber die St Barbara Kirche verfugt Ortschaftsrat und Ortsvorsteher BearbeitenFinsterrot ist im rechtlichen Sinne eine Ortschaft innerhalb Wustenrots mit einem Ortschaftsrat der sechs Mitglieder hat Auf den Vorschlag des Ortschaftsrates hin wahlt der Wustenroter Gemeinderat einen ehrenamtlichen Ortsvorsteher Finsterrots Diese Gremien sind zu wichtigen die Ortschaft betreffenden Angelegenheiten zu horen Wappen Bearbeiten nbsp Wappen FinsterrotsDie Blasonierung des Finsterroter Wappens lautet In Rot ein silberner weisser Wellenschragbalken belegt mit zwei blauen Fischen Die Flagge Finsterrots war weiss rot Das Wappen und die Flagge wurden am 7 Dezember 1961 genehmigt 5 Das Wappen geht auf ein Siegel Wendel Hiplers mit zwei Fischen im Bach zuruck das dieser nach seinem von ihm Fischbach genannten Besitz im heutigen Finsterrot 1507 fuhrte Bauwerke BearbeitenWichtigstes Baudenkmal Finsterrots ist das Gasthaus zum Waldhorn ein im 17 Jahrhundert als hohenlohisches Zollhaus erbauter zweigeschossiger Zierfachwerkbau mit gemauertem Sockelgeschoss Mit der Verlegung der Durchgangsstrasse durch Finsterrot im Jahr 1853 wurde auch der Haupteingang des Gasthauses von der Nord auf die Sudseite an die neue Strassentrasse verlegt Der ursprungliche Haupteingang mit einem auf Holzsaulen gestutzten Vorbau uber einer doppelarmigen Freitreppe befindet sich seitdem auf der Gebauderuckseite an der Alten Strasse Schrag gegenuber vom Waldhorn befindet sich an der Alten Strasse noch ein steinerner Galgenbrunnen von 1731 mit aufgesetztem Wappen der Familie von Olnhausen uber einem runden Steintrog Der Finsterroter Friedhof liegt auf dem sudlichen Hohenrucken zum Rottal hin zwischen dem Wohnplatz Binsenhof im Westen und einem Einzelgehoft im Osten Er wurde 1676 angelegt und wird im Norden und Osten teilweise noch von einer alten Sandsteinquader Mauer begrenzt Der alte Eingang im Osten besteht aus einem hohen Segmentbogen Die evangelische Kirche mit einem auffalligen separat stehenden kleinen Glockenturm aus Holz wurde 1981 an Stelle eines 1980 abgebrochenen Bethauses von 1831 1857 1831 als Schul und Rathaus erbaut 1857 zum Bethaus umgebaut errichtet Vom Vorgangerbau wurden zwei Glasfenster von 1957 und eine 1783 von Johann Georg Losch aus Morsbach gefertigte Glocke ubernommen Ein Brand zerstorte am 18 April 2002 den Glockenturm der 2003 originalgetreu wiederhergestellt wurde Die beim Brand beschadigte Glocke von 1783 steht seitdem neben dem Turm 6 nbsp Gasthaus Waldhorn Nordseite nbsp Gasthaus Waldhorn Sudseite nbsp Brunnen von 1731 nbsp Friedhof nbsp Beschadigte Glocke von 1783Personlichkeiten BearbeitenKarl Hermann 21 Juni 1888 in Finsterrot 25 Dezember 1961 in Mockmuhl Padagoge und HeimatforscherEinzelnachweise Bearbeiten Naturschutzgebiet Nr 1 178 Wiesen im Rot und Dachsbachtal bei Finsterrot geschutzt seit 16 April 1991 Steckbrief bei der Landesanstalt fur Umweltschutz Messungen und Naturschutz Baden Wurttemberg Flachenhaftes Naturdenkmal Nr 81251070007 Feuchtgebiet beim Finsterroter See geschutzt seit 18 Juli 1986 Steckbrief bei der Landesanstalt fur Umweltschutz Messungen und Naturschutz Baden Wurttemberg Topographische Karte 1 25 000 Blatt 6922 Wustenrot 8 Auflage Landesvermessungsamt Baden Wurttemberg Stuttgart 2001 ISBN 3 89021 071 6 und Topographische Karte 1 25 000 Blatt 6923 Sulzbach an der Murr 9 Auflage Landesvermessungsamt Baden Wurttemberg Stuttgart 2006 ISBN 3 89021 072 4 Das Land Baden Wurttemberg Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden Band II Die Gemeinden vor und nach der Gebietsreform Landeskundlich statistische Grunddaten Kohlhammer Stuttgart 1975 ISBN 3 17 002349 7 S 135 Das Land Baden Wurttemberg Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden Band IV Regierungsbezirk Stuttgart Regionalverbande Franken und Ostwurttemberg Kohlhammer Stuttgart 1980 ISBN 3 17 005708 1 S 150 153 Statistisches Bundesamt Hrsg Historisches Gemeindeverzeichnis fur die Bundesrepublik Deutschland Namens Grenz und Schlusselnummernanderungen bei Gemeinden Kreisen und Regierungsbezirken vom 27 5 1970 bis 31 12 1982 W Kohlhammer Stuttgart Mainz 1983 ISBN 3 17 003263 1 S 451 Gemeinsames Amtsblatt des Landes Baden Wurttemberg 10 1962 S 129 Christoph Seeger Katalog der Baudenkmale in Wustenrot In Wustenrot Geschichte einer Gemeinde im Schwabisch Frankischen Wald s Literatur S 231 244 Peter Hecht Die Kirche von Finsterrot In Evangelische Kirchen im Dekanat Weinsberg Evangelisches Dekanatamt Weinsberg Weinsberg 2003 S 16 17 Literatur BearbeitenFinsterroth In Ferdinand Ludwig Immanuel Dillenius Hrsg Beschreibung des Oberamts Weinsberg Die Wurttembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824 1886 Band 43 Karl Aue Stuttgart 1862 S 231 235 Volltext Wikisource Karl Siller Finsterrot In Wustenroter Heimatbuch Gemeindeverwaltung Wustenrot Wustenrot 1979 S 9 28 Wustenrot Geschichte einer Gemeinde im Schwabisch Frankischen Wald Gemeinde im Wandel Band 8 Gemeinde Wustenrot Wustenrot 1999 ISBN 3 00 005408 1Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Finsterrot Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Finsterrot amp oldid 213136130