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Feuerklimax auch Feuerokosystem oder landschaft wird ein Vegetationstyp genannt dessen Existenz wesentlich durch den Umweltfaktor Feuer bestimmt wird In der Regel handelt es sich um Standorte in semiariden Klimaten die ohne regelmassig wiederkehrende Vegetationsbrande von Waldern bestanden waren Die Feuer lichten den Wald auf und zerstoren grosse Teile des Baumbewuchses Diese Storung tritt immer wieder oft im gleichen Sukzessionsstadium auf und verhindert dass sich eine der Vegetationszone entsprechende Schlusswaldgesellschaft entwickeln kann Auf diese Weise teilen sich vor allem die folgenden Biome die gleichen Klimabedingungen Bodenfeuer in einer tropischen nordaustralischen Feuerklimax SavanneAuch fur viele Waldsteppen der gemassigten Zone hier in Wisconsin werden regelmassige Feuer als Entstehungsfaktor vermutetLinks Schlusswaldgesellschaft Klimaxvegetation rechts Feuerlandschaft Feuerklimax 1 Tropischer Feuchtwald Feuchtsavanne Tropischer Trockenwald Trockensavanne Hartlaubwald MacchieBei Regionen in denen die Waldfahigkeit aufgrund zu grosser Trockenheit grenzwertig ist sind das Brandrisiko und die Storanfalligkeit der Walder deutlich hoher Daher werden auch fur die Waldsteppen Ubergangslebensraum zwischen den gemassigten Waldern und den Steppen neben kleinklimatischen und edaphischen Faktoren regelmassige Feuer als Ursache fur die baumfreien Inseln diskutiert 2 Bei den borealen Nadelwaldern sind regelmassige Waldbrande zwar nicht existentiell wichtig erfullen aber dennoch eine wichtige Funktion zur Verjungung der Bestande wenn die Nadelstreuauflage am Boden zu dick wird und die Keimung der Samen verhindert 3 Auch die subtropischen Graslandschaften der humiden Pampa Sudamerikas und des Highvelds in Sudafrika waren heute potenziell Wald Hierbei handelt es sich jedoch um immerfeuchten Lorbeerwald der wie die Regenwalder ausgesprochen selten brennt Als Erklarung dient eine Kombination aus klimahistorischen und anthropogenen Faktoren Da im Umfeld dieser Regionen keine kalteresistenten Baumarten vorkamen handelte es sich bereits wahrend trockener historischer Kaltzeiten um Steppenlandschaften Da Jager und Sammler und spater Hirten fur die Jagd und zur Offenhaltung der Weiden immer wieder Feuer legten konnte sich auch in spateren feuchtwarmen Perioden kein Wald etablieren 4 5 6 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrunde 1 1 Voraussetzungen und naturliche Ursachen 1 2 Der Mensch als Verursacher 2 Weblinks 3 Literatur 4 QuellenHintergrunde Bearbeiten nbsp Brandgerodete Flache im tropischen RegenwaldAuf den ersten Blick verursachen Brande schwere okologische Schaden Die Biomasse einschliesslich mehr oder weniger grosser Teile der organischen Bodensubstanz werden vernichtet und damit die Mineralisierung unterbrochen der kahle Boden wird der Erosion preisgegeben und die Tierwelt verliert Lebensraume In Raumen mit regelmassigen Feuern sind Geholze als langsam wachsende Pflanzen benachteiligt und Graser als schnell wachsende Vegetation bevorteilt 7 Nach dem Abbrennen von Natur aus haufig nur durch schnell durchlaufende relativ kalte Bodenfeuer treten jedoch etliche positive Effekte auf die durch die Brandrodungswirtschaft seit Jahrtausenden genutzt werden Die entstehende Holzkohle erhoht die Wasserspeicherfahigkeit des Bodens und verbessert die Bedingungen fur die Keimung die zudem durch freigewordene Nahrsalze gefordert wird Dieser Dungeeffekt kann bis zu 100 Jahre anhalten Obwohl einerseits sehr viele Tier und Pflanzengruppen vernichtet werden schafft die neu einsetzende Sukzession Platz fur andere Arten die in den Schlussgesellschaften nicht uberleben konnten Bezieht man die unversehrten Raume des gleichen Okosystems mit ein erhoht sich durch regelmassige Brande die biologische Vielfalt 8 Daruber hinaus haben sich etliche Pflanzen und einige Tiere im Laufe der Evolution an Feuer bzw Brandfolgen angepasst So breiten sich etwa das Rohrglanzgras und die Fieder Zwenke beides Sussgraser der Mittelbreiten nach Grasbranden stark aus 9 Dies kann so weit gehen dass die Pflanzenarten als sogenannte Pyrophyten sowie pyrophile Tierarten im Extremfall Feuer zwingend benotigen um sich zu vermehren 7 Beispiele sind etwa die australischen Banksien Familie der Silberbaumgewachse deren harte Samenstande sich erst nach grosser Hitze offnen oder der Schwarze Kiefernprachtkafer dessen Larven nur in verkohltem Bast uberleben konnen Die beiden haufigsten Anpassungsstrategien sind eine feuerresistente und isolierende Borke und verschiedene durch Feuer geforderte Verjungungsmoglichkeiten 10 Werden die Brande in Feuerklimaxgesellschaften verhindert sind die Folgen vorerst negativ Zum einen sind die meisten wirtschaftlich wichtigen Baumarten solcher Gebiete Pyrophyten sodass ihr Anteil an der Verjungung des Waldes zuruckgeht zum anderen erhoht die zunehmende Ansammlung von Bodenstreu die Gefahr verheerender Baumkronenbrande die den Wald zu stark schadigen oder ganz vernichten Ausserdem ist zu beachten dass die Bodenerosion nach Branden eine Zeitlang deutlich starker wirkt und wertvollen Humus abtragt Das alles muss bei der Bewirtschaftung und Pflege solcher Biome berucksichtigen 10 Voraussetzungen und naturliche Ursachen Bearbeiten nbsp Gewitterhaufigkeit Globale Blitzverteilung Blitze pro Jahr je km Trockenheit eine grosse Gewitterhaufigkeit und eine leicht entzundliche Bodenvegetation begunstigen die Entstehung und Ausbreitung von Vegetationsbranden sodass die tropischen und subtropischen Trockenraume mit ausreichendem Pflanzenwuchs die besten Voraussetzungen fur Feuerlandschaften bieten 11 Die haufigsten naturlichen Ursachen der Feuerentstehung sind Blitzschlag und chemische Selbstentzundung 12 etwa durch Verwesung Kompostierung fluchtige Pflanzenole Seltener entstehen Brande durch vulkanische Aktivitaten oder Funkenbildung bei Steinschlagen Der Mensch als Verursacher Bearbeiten nbsp Seit Jahrtausenden nutzt der Mensch das Feuer auch in der LandschaftVermutlich in allen Feuerokosystemen spielt der Mensch als Brandstifter eine mehr oder minder grosse Rolle Die Nutzung des Feuers ist fur mehr als eine Million Jahre gesichert und es wird angenommen dass sich dies nicht nur auf Herdfeuer beschrankte Der Einsatz von bewusst gelegten Waldbranden ist durch Funde belegt die in einem Zeitraum zwischen 10 000 und rund 30 000 Jahre vor heute datiert werden 11 Praktisch in allen traditionellen Wirtschaftsformen insbesondere in eher trockenen waldfahigen Klimaten haben regelmassige Feuer etliche Vorteile und das gilt in vielen Entwicklungslandern bis heute 1 Jager und Sammler Treiben der Beutetiere Anlocken und leichter bejagen auf frisch begrunten Brandflachen Schutz vor Raubtieren in offeneren Landschaften Hirtenkulturen Uberbrennen um den Anteil und den Nahrstoffgehalt der Graser zu erhohen Schaffung und Offenhaltung von Weideland Feldbauern Brandrodung zur Urbarmachung des Landes und zur Erhohung der ErtrageAuf diese Weise hat der Mensch in vielen Gegenden nachgewiesen in den Savannen Indiens 10 Sudostasiens 11 und Afrikas sowie den subtropischen Graslandern Campo in Sudamerika und Highveld in Sudafrika 6 anthropogene Feuerlandschaften geschaffen deren Brandintervall deutlich kurzer war als von Natur aus in den Monsunwaldern Sudostasiens bis zu dreimal jahrlich 10 Dennoch lassen sich die vier Ursachen naturliche und anthropogene Feuer sowie Beweidung grosser Herden wilder oder genutzter Weidetiere nur in wenigen Fallen klar voneinander trennen 13 In der Moderne begann der Mensch auch Vegetationsbrande zu bekampfen und durch verschiedene Massnahmen zu verhindern Das erhohte jedoch auch in Feuerokosystemen die durch regelmassige Bodenfeuer gepragt wurden zwangslaufig den Anteil feuerempfindlicher Arten und fuhrte zur Ansammlung brennbarer Biomasse So erfolgte etwa in Kalifornien eine Verbuschung der Eichensavannen und ein vermindertes Nachwachsen der feuerresistenten Eichenarten sodass verheerende Waldbrande entstehen konnten bei denen die gesamte Vegetation vernichtet wurde Ahnliche folgenschwere Entwicklungen wurden in vielen semi ariden Landschaften der Erde beobachtet Erst seit der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts kommt es zu einem Umdenken und dem bewussten Einsatz von Feuer im Naturschutz 12 Weblinks BearbeitenFeuerokologie Informationen des Global Fire Monitoring Center GFMC am Max Planck Institut fur ChemieLiteratur BearbeitenJohann Georg Goldammer Feuer in Waldokosystemen der Tropen und Subtropen Birkhauser Basel Boston 1993 ISBN 978 3 7643 2813 9Quellen Bearbeiten a b Feuerokologie Online Informationen des Global Fire Monitoring Center GFMC am Max Planck Institut fur Chemie Stand 24 November 2017 abgerufen am 4 Mai 2022 Kap 2 Feuer Grundstein der Zivilisation Barbara Bosch Stichwort Waldsteppe in der Enzyklopadie des europaischen Ostens der Universitat Klagenfurt abgerufen am 16 April 2022 Peter Burschel Jurgen Huss Grundriss des Waldbaus Ein Leitfaden fur Studium und Praxis Parey Berlin 1999 ISBN 3 8263 3045 5 S 4 Wolfram Michael Adelmann Umsetzung der Biodiversitatskonvention in urbanen Expansionsraumen am Beispiel der Stadt Porto Alegre Brasilien Dissertation am Lehrstuhl fur Vegetationsokologie Department fur Okologie der Technischen Universitat Munchen 2006 pdf abgerufen am 5 Dezember 2021 S 23 Dieter Heinrich Manfred Hergt Atlas zur Okologie Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1990 ISBN 3 423 03228 6 S 93 a b Jorg S Pfadenhauer und Frank A Klotzli Vegetation der Erde Springer Spektrum Berlin Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 41949 2 S 273 279 Subtropisches Grasland 282 Pampa Problem a b Hartmut Leser Hrsg et al Diercke Worterbuch Geographie 16 vollig uberarbeitete Auflage Westermann Braunschweig 2017 ISBN 978 3 14 100840 1 S 244 245 Stichworte Feuer und Feuer Klimax Gesellschaften Stichwort Feuerklimax im Lexikon der Biologie auf spektrum de Heidelberg 1999 abgerufen am 30 Januar 2022 Karl Friedrich Schreiber Renaturierung von Grunland Erfahrungen aus langjahrigen Untersuchungen und Managementmassnahmen Ber d Reinh Tuxen Ges 7 111 139 Hannover 199 7 0111 0139 pdf PDF S 129 a b c d Johann Georg Goldammer Feuer in Waldokosystemen der Tropen und Subtropen Birkhauser Basel Boston 1993 ecology tropics html Kapitel online abgerufen am 30 Januar 2022 ISBN 978 3 7643 2813 9 pdf Seiten 1 3 5 9 11 12 a b c Johann Georg Goldammer Feuer in Waldokosystemen der Tropen und Subtropen Birkhauser Basel Boston 1993 ecology tropics html Kapitel online abgerufen am 30 Januar 2022 ISBN 978 3 7643 2813 9 Kap 12 pdf Seiten 1 5 15 16 a b Hermann Remmert Okologie Ein Lehrbuch 5 Auflage Berlin Heidelberg 1992 ISBN 3 540 54732 0 S 63 65 Johann Georg Goldammer Feuer in Waldokosystemen der Tropen und Subtropen Birkhauser Basel Boston 1993 ecology tropics html Kapitel online abgerufen am 30 Januar 2022 ISBN 978 3 7643 2813 9 pdf Seiten 1 2 4 6 19 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Feuerklimax amp oldid 238828076