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Als Klimaxvegetation wird in der Okologie ein relativ stabiler Endzustand im Artenspektrum der Vegetation bezeichnet der sich im Laufe der Sukzession an einem Standort herausbildet nach griechisch Klimax Leiter bzw Endpunkt oberste Sprosse der Leiter ubertragen auch Hohepunkt Aus vegetationskundlicher Sicht nennt man die sich in der Klimax einstellende Pflanzengesellschaft auch Klimaxgesellschaft Walder betreffend auch Schlusswaldgesellschaft Bei sehr langen Sukzessionsfolgen auf Lavaboden bis zu 2000 Jahre sind Klimaveranderungen zu erwarten die zu neuen Klimaxzustanden fuhren Ebenfalls beeinflussen menschliche Aktivitaten z B Neobiota Bodenabtragungen Land und Forstwirtschaft die Entwicklung Unabhangig davon strebt die Natur jedoch immer zu einem optimalen Zustand bei dem dauerhaft die grosstmogliche Primarproduktion stattfinden kann Beispiel Gemassigter Regenwald auf Vancouver im Klimax Baume aller Altersklassen maximale Biomasse keine Storungen dauerhafter Zustand Inhaltsverzeichnis 1 Bestimmende Faktoren der Klimaxvegetation 2 Einfluss der Fauna 3 Eigenschaften der Klimaxvegetation 3 1 Biomasse 3 2 Artenzahl 4 Klimaxvegetation in Mitteleuropa 5 Begriffsverwendung Kritik 6 Verhaltnis zur Schlussgesellschaft 7 EinzelnachweiseBestimmende Faktoren der Klimaxvegetation Bearbeiten nbsp Der Boden ist ein wesentlicher Faktor der von der Vegetation selbst im Laufe der Zeit verandert wird und langfristig zu veranderten Klimaxzustanden fuhrt nbsp Schlussgesellschaft trocken kalter Regionen Asiens sind baumlose Steppen die jedoch haufig durch Beweidung verandert sind Die spezielle Klimaxvegetation eines bestimmten Standorts ergibt sich aus den abiotischen Standortfaktoren insbesondere aus den Bodenfaktoren wie Bodenfeuchte und Basengehalt und dem lokalen Klima Die Standortfaktoren selbst sind im Klimaxstadium dabei durch die Vegetation und ihre Einflusse unter Umstanden tiefgreifend uberpragt und verandert worden Beispielsweise konnen die ursprunglich offenen rohen Boden die vor allem durch die Eigenschaften des Ausgangsgesteins bestimmt waren nun eine machtige Humusauflage aufweisen Dieser Humus erhoht das Speichervermogen fur Wasser und Nahrstoffe Kalk und basenreiche Boden sind im Klimaxstadium durch die auslaugende Wirkung des Regens zumindest im humiden Mitteleuropa in Richtung saure Boden verschoben Es besteht daher eine naturliche Tendenz dass in der Klimaxvegetation die ursprunglich bestehenden Standortunterschiede nivelliert und alle Extreme abgemildert sind Die tatsachliche Zusammensetzung der Klimaxvegetation wird vor allem durch die Interaktion der beteiligten Tier Pilz und Pflanzenarten bestimmt und geregelt Da Zeitfaktoren Entwicklungsalter Einwanderung von Arten definitionsgemass keine Rolle mehr spielen ist der wesentliche Vorgang der die Zusammensetzung der Vegetation bestimmt die Konkurrenz der Pflanzenarten untereinander Deshalb gewinnen in der Klimaxvegetation humider Klimate in der Regel Baumarten gegenuber lichtliebenden Krautern und Strauchern da sie diese beschatten und dadurch verdrangen konnen Koike konnte z B die Baumartenzusammensetzung sudostasiatischer Walder gut aus lediglich zwei Faktoren Schattentoleranz und maximale Wuchshohe vorhersagen 1 Uberall wo Klima und Standortfaktoren Baumwuchs zulassen bilden deshalb Walder die Klimaxvegetation Waldfreie Klimaxstadien finden sich wo das Klima keinen Baumwuchs zulasst insbesondere bei zu geringen Niederschlagen Steppen und Wusten oder zu geringer Temperatur Tundra In Mitteleuropa existieren waldfreie Klimaxstadien nur bei ganz extremen Standortfaktoren Hier ist es fur Wald zu bodennass Moore oder zu bodentrocken flachgrundig Felsheiden Einfluss der Fauna Bearbeiten nbsp Grosse Gebiete Afrikas in denen heute Savannen das Bild pragen waren ohne die grossen Tierherden TrockenwalderBekanntermassen existieren Vegetationsbestande bei denen das Fehlen oder Zurucktreten von Baumarten nicht auf den abiotischen Bedingungen sondern auf Einflussen der Tierwelt v a der Pflanzenfresser beruht Dies ist z B fur die subtropischen Grassavannen mit ihrer Huftierfauna bekannt Auch Beispiele mit wirbellosen Tierarten sind bekannt meist in klimatischen Grenzlagen boreale Fichten und Birkenwalder Die umstrittene Megaherbivorenhypothese halt den Einfluss von Pflanzenfressern in den Zwischenwarmzeiten auch in Mitteleuropa fur so gross dass sie grosse zusammenhangende und homogene Waldgebiete fur nicht wahrscheinlich halt Der Einfluss der Phytophagen wird in der Vegetationskunde haufig vernachlassigt oder ausgeblendet und wird bei der traditionellen Definition der Klimaxvegetation nicht berucksichtigt v a weil die beteiligten Wissenschaftler ihn in der Regel als vernachlassigbar gering ansahen Eigenschaften der Klimaxvegetation BearbeitenBiomasse Bearbeiten Klimaxstadien der Vegetation sind nach verbreiteter Auffassung Pflanzengesellschaften mit grosstmoglicher Produktion an Biomasse nach den theoretischen Grundprinzipien der Okologie strebt die Sukzession nach der effektivsten Ausnutzung der Ressourcen Die theoretische Vorhersage wurde in einem intensiv untersuchten Okosystem dem Buchenwald des Solling Projekts bestatigt Bei Erreichung des Klimaxzustandes hat sich ein selbstregulatorisches System entwickelt das bei unveranderten ausseren Einflussen stabil bleibt also keine grosseren Veranderungen in der Zusammensetzung der Biozonose zulasst Fliessgleichgewicht und Okologisches Gleichgewicht Artenzahl Bearbeiten Bezuglich der Artenzahl im Klimaxstadium existieren unterschiedliche Auffassungen Ublicherweise sind die Klimaxwalder armer an Pflanzenarten als manche Pioniergesellschaften oder halbnaturliche Kulturformationen am gleichen Standort z B Magerrasen Dies ist durch die besondere Bedeutung des Faktors Konkurrenz erklarbar Unter bestimmten Umweltbedingungen ist immer eine Art allen anderen konkurrenzuberlegen und kann sie vom Standort verdrangen Dadurch konnen als Klimaxstadium sogar naturliche Monokulturen entstehen z B Schilfrohrichte oder unterwuchsfreie Buchenwalder Untersuchungen der Tierwelt haben gezeigt dass unter Umstanden die Zahl der Tierarten auch dann weiter ansteigen kann wenn die Zahl der Pflanzenarten abnimmt Meistens nimmt man aber an dass nicht die Klimaxvegetation sondern ein mittleres Sukzessionsstadium am artenreichsten ist Klimaxvegetation in Mitteleuropa Bearbeiten nbsp Die mit Abstand grosste Schlusswaldgesellschaft Mitteleuropas ist der Buchenwald Beispiel aus dem Nationalpark Kellerwald Die Globale Erwarmung wird dies sehr wahrscheinlich andern nbsp Eine typische Pionierpflanze Mitteleuropas ist die Brombeere Im Klimaxwald findet sie kaum noch passende StandorteAufgrund des grossklimatischen Einflusses weiter Teile Mitteleuropas euozeanisch bis subkontinental waren die Schlusswaldgesellschaften wesentlich durch die Rotbuche als Bestandsbildner gepragt Die am weitesten verbreitete Klimaxvegetation Mitteleuropas waren die Buchenwalder Auf sehr armen Sandboden waren stattdessen Eichenwalder und Eichenmischwalder weiter verbreitet im ostlichen Mitteleuropa auch Kiefernwalder Auf sehr basenreichen Boden sind es Walder der Edellaubholzer Eschen Ahornarten Lindenarten meist gemischt mit Buche In den hoheren Gebirgslagen meist uber 1000 m bilden Nadelwalder aus Tanne und Fichte die Klimaxvegetation siehe auch Waldgesellschaften Mitteleuropas Meist wird davon ausgegangen dass trotz des menschlichen Einflusses naturnaher bewirtschaftete Wirtschaftswalder der Klimaxvegetation bereits sehr nahekommen zumindest was die Pflanzenarten angeht Begriffsverwendung Kritik BearbeitenDie Verwendung des Klimaxbegriffs in der Vegetationskunde in seiner heutigen Form geht auf den amerikanischen Botaniker Frederic Edward Clements zuruck 2 Clements Konzept zufolge gibt es fur jede Klimazone nur eine Klimaxvegetation Monoklimax Er verstand diese Vegetationseinheiten als hochgradig organisierte organismen ahnliche Individuen mit einer individuellen Geschichte von Werden und Vergehen die mindestens Jahrtausende uberspannt Damit ist der Klimaxbegriff ideengeschichtlich auf das organizistische und konservative Weltbild bezogen 3 Auf diesen ideengeschichtlichen Bezug reagieren viele Wissenschaftler damit dass sie den Begriff der Klimax vermeiden und ihn durch neutralere Umschreibungen oder Wortneuschopfungen ersetzen Modernisierte Fassungen des Klimaxbegriffs werden aber in der Wissenschaft bis heute verwendet vor allem im Zusammenhang mit dem Sukzessionsbegriff Wichtig ist auch die Gegenuberstellung von Pionierarten und Klimaxarten mit jeweils eigenen Eigenschaften In der Clementsschen Urfassung ist der Begriff nur noch von historischem Interesse Bezuglich der Begriffsverwendung ist zu beachten dass es sich bei der Klimaxvegetation keineswegs um einen Endzustand in geologischen Zeitraumen handelt sondern vielmehr um aus menschlicher Sicht sehr lange Zeitraume Bereits aus der ursprunglichen Verwendung ging klar hervor dass sich die Klimaxvegetation infolge von Klimawandel verandert Wichtig ist es auch zu beachten dass fur die Bestimmung der Klimaxvegetation als theoretischer Referenzzustand zahlreiche dynamische Faktoren ausgeblendet werden dies gilt z T auch fur naturlich wirkende Faktoren In Bezug auf den Klimaxzustand sind alle dynamischen Faktoren als Storung definierbar Auch in naturlichen Okosystemen sind aber zahllose Tier und Pflanzenarten z B alle Pionierarten auf die Einwirkung solcher Storungen fur ihr Uberleben angewiesen Inwieweit das Klimaxstadium selbst Dynamik aufweisen kann und durch dynamische Vorgange mitgepragt werden kann ist in der Forschung umstritten Das Mosaik Zyklus Konzept geht z B von einer fortwahrenden nicht linearen Entwicklung von Okosystemen in unterschiedlichen Teilraumen aus Diese sich zyklisch wiederholenden Zustande wurden insgesamt den Klimaxzustand bilden Verhaltnis zur Schlussgesellschaft BearbeitenIm Rahmen des Konzepts der potenziellen naturlichen Vegetation wird fur die hochstentwickelte Pflanzengesellschaft eines Standorts der Ausdruck Schlussgesellschaft verwendet der dem Begriff der Klimaxvegetation sehr verwandt ist Wesentlicher Unterschied ist die standortverandernde Wirkung der Sukzession die fur die Schlussgesellschaft nicht berucksichtigt wird Einzelnachweise Bearbeiten Koike Fumito Plant traits as predictors of woody plant species dominance in climax forest communities Journal of Vegetation Science 12 2001 S 327 336 Clements F E Nature and structure of the climax Journal of Ecology 24 1 1936 S 252 284 Ulrich Eisel Das Raumparadigma der Umweltwissenschaften In Nachrichtenblatt zur Stadt und Regionalsoziologie 1 1993 Anne Hass Die Monoklimaxtheorie als Spiegel konservativer Subjektphilosophie In Naturschutz und Demokratie Munchen 2006 S 169 174 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klimaxvegetation amp oldid 230943525