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Die Hermannsschlacht ist ein Drama in funf Akten Heinrich von Kleist verfasste es 1808 nach der preussischen Niederlage gegen Frankreich Das Stuck zeigt einen ersten Schub des Nationalismus bei deutschen Dichtern nach der Auflosung des Heiligen Romischen Reiches deutscher Nation durch Napoleon 1806 Gedruckt wurde es 1821 uraufgefuhrt erst 1839 DatenTitel Die HermannsschlachtOriginalsprache DeutschAutor Heinrich von KleistErscheinungsjahr 1821Urauffuhrung 1839Ort der Urauffuhrung PyrmontPersonenHermann der Furst der Cherusker Thusnelda seine Gemahlin Rinold und Adelhart seine Knaben Eginhardt sein Rat Luitgar Astolf und Winfried dessen Sohne seine Hauptleute Egbert ein anderer cheruskischer Anfuhrer Gertrud und Bertha Frauen der Thusnelda Marbod Furst der Sueven Verbundeter des Hermann Attrian sein Rat Komar ein suevischer Hauptmann Wolf Furst der Katten Thuiskomar Furst der Sciambrier Dagobert Furst der Marsen und Selgar Furst der Brukterer Missvergnugte Fust Furst der Cimbern Gueltar Furst der Nervier und Aristan Furst der Ubier Verbundete des Varus Quintilius Varus romischer Feldherr Ventidius Legat von Rom Scapio sein Geheimschreiber Septimius und Crassus romische Anfuhrer Teuthold ein Waffenschmied Childerich ein Zwingerwarter Eine Alraune Zwei Altesten von Teutoburg Drei cheruskische Hauptleute Drei cheruskische Boten Feldherren Hauptleute Krieger Volk Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Historischer Kontext 3 Rezeption 4 Horspiele 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenHermann der Furst der Cherusker wird von zwei Seiten bedrangt Der Suebenfurst Marbod steht im Sudosten seines Landes und fordert Tribut von ihm Der romische Feldherr Varus bedroht ihn mit drei Legionen aus dem Westen und bietet seine Hilfe gegen Marbod an dem er aber insgeheim angeboten hat mit ihm gegen Hermann vorzugehen Die bei Hermann versammelten germanischen Fursten drangen ihn zum Krieg gegen die Romer was er aber mit Hinweis auf die militarische Unterlegenheit der Germanen ablehnt Hermanns Frau Thusnelda wird von dem romischen Legaten Ventidius umworben der heimlich eine Locke ihres blonden Haares abschneidet Ventidius uberbringt ein ultimatives Hilfsangebot der Romer das Hermann zum Schein schliesslich annimmt Gleichzeitig setzt dieser sich aber mit Marbod in Verbindung den er uber das doppelte Spiel von Varus informiert und dem er anbietet gemeinsam gegen ihn in den Kampf zu ziehen Die Romer marschieren in das Land der Cherusker ein und verheeren es Hermann nutzt das Verhalten der Romer um den Hass im Volk gegen sie zu schuren In Teutoburg begegnet er Varus der sich von ihm tauschen lasst Marbod zogert zunachst sich mit den Cheruskern zu verbunden wird aber zum einen durch die Flucht seiner romischen Berater uberzeugt zum anderen legt Hermann zum Beweis seiner Treue das Leben seiner beiden Sohne in die Hande des Suebenfursten Die Vergewaltigung eines germanischen Madchens nimmt Hermann zum Anlass das Volk zum Aufstand gegen die Romer aufzurufen Er zeigt Thusnelda einen Brief von Ventidius in dem dieser seiner Kaiserin Livia die blonden Haare von Thusnelda verspricht Die Romer irren durch den Teutoburger Wald und werden von ihren germanischen Verbundeten verlassen Thusnelda racht sich an Ventidius indem sie ihn in das Gehege einer Barin lockt die ihn zerfleischt In der Schlacht im Teutoburger Wald werden die romischen Legionen geschlagen und ihr Feldherr Varus getotet Die Fursten bestimmen Hermann zum Konig man beschliesst sogar nach Rom selbst mutig aufzubrechen Historischer Kontext BearbeitenDie Hermannsschlacht entstand nach der Niederlage gegen Frankreich 1807 und vor dem Beginn der Befreiungskriege Kleist ging von der historischen Gestalt des Arminius und des daran anknupfenden Hermann Mythos aus um ein System zeitgenossischer Bezuge zu entwickeln in dem fur den Leser oder Zuschauer auch heute noch Rom als Frankreich die Cherusker als Preussen und die Sueben als Osterreicher zu erkennen sind Barbara Vinken stellte 2011 in Frage ob Kleist damit anhand der historischen Varusschlacht die Deutschen zum Widerstand gegen Napoleon aufrufen wollte 1 Auch der Historiker und Staatsmann Friedrich Christoph Dahlmann stellt das Werk bereits 1840 in diesen Kontext Fur sein bestes Werk halt ich die am wenigsten besprochene Hermannsschlacht Es hat zugleich historischen Werth treffender kann der hundische Rheinbundsgeist wie er damals herrschte Sie haben das nicht erlebt gar nicht geschildert werden Damals verstand jeder die Beziehungen wer der Furst Aristan sey der zuletzt zum Tode gefuhrt wird wer die waren die durch Wichtigthun und Botenschicken das Vaterland zu retten meinten an den Druck war 1809 gar nicht zu denken Dahlmann an Gervinus 1840 2 Rezeption Bearbeiten nbsp Ernst Pittschau sen als Hermann 1888 nbsp Die Hermannsschlacht Theaterzettel von 1923Kleist sandte das Stuck 1809 an den befreundeten Dichter Heinrich Joseph von Collin mit der Bitte es fur eine Auffuhrung am Wiener Burgtheater vorzuschlagen aber nach der Niederlage Osterreichs gegen Frankreich in der Schlacht bei Wagram 5 6 Juli 1809 entfiel auch Wien als moglicher Auffuhrungsort In Preussen konnte die Hermannsschlacht zu dieser Zeit nur in Abschriften verbreitet werden ein Teilabdruck des funften Akts erschien erst 1818 in der Zeitschrift Zeitschwingen der vollstandige Text 1821 in der von Ludwig Tieck herausgegebenen Gesamtausgabe der Werke Kleists Seine Erstauffuhrung hatte das Stuck jedoch erst 1839 in Pyrmont wo es vom Detmolder Hoftheater unter Leitung von August Pichler aufgefuhrt wurde 3 In der Restaurationszeit nach dem Wiener Kongress war die politische Situation fur eine Auffuhrung der Hermannsschlacht eher ungunstig Erst nach der Revolution von 1848 erkannten Autoren wie Gervinus und Heinrich von Treitschke in dem Stuck Bezuge zu ihren eigenen nationalstaatlichen Vorstellungen Erneut aufgefuhrt wurde die Hermannsschlacht schliesslich erst wieder 1860 in einer von Feodor Wehl bearbeiteten Fassung in Breslau allerdings ohne grosseren Erfolg Weitere Auffuhrungen dieser Textfassung in Dresden Leipzig Hamburg Stuttgart und Graz 1861 sowie Festauffuhrungen zum funfzigjahrigen Jubilaum der Leipziger Volkerschlacht 1863 in Karlsruhe und Kassel blieben ebenfalls erfolglos Eine weitere Textfassung von Rudolf Genee entstand 1871 nach dem Krieg gegen Frankreich und wurde zuerst in Munchen aufgefuhrt Aber erst mit den Inszenierungen des Berliner Schauspielhauses und des Meininger Hoftheaters 1875 setzte sich das Stuck beim Publikum durch Die Meininger Inszenierung wirkte durch den Ruckgriff auf den Originaltext Kleists das uberzeugende Ensemblespiel und die eindrucksvollen Massenszenen stilbildend Insgesamt gab es 103 Gastspiele an 16 deutschsprachigen Buhnen wobei die letzte Tournee 1890 bis nach St Petersburg Moskau und Odessa fuhrte In Meiningen selbst fanden 36 Auffuhrungen statt Spatestens mit der Berliner Auffuhrung von 1912 zum hundertjahrigen Jahrestag der Befreiungskriege an deren Premiere auch die kaiserliche Familie teilnahm galt die Hermannsschlacht als patriotisches Drama Im Ersten Weltkrieg wurden Vorstellungen durch aktuelle Meldungen von der Westfront unterbrochen Zur Zeit des Nationalsozialismus erreichte die politische Instrumentalisierung der Hermannsschlacht ihren Hohepunkt allein fur die Spielzeit 1933 34 sind 146 Auffuhrungen nachweisbar Deshalb wurde das Stuck ab 1945 nur noch selten aufgefuhrt nur am Harzer Bergtheater Thale in der DDR gab es 1957 eine Inszenierung mit politischer Tendenz gegen die USA und deren westliche Verbundete In seiner auch international erfolgreichen Inszenierung von 1982 stellte Claus Peymann am Schauspielhaus Bochum die Nebenhandlung zwischen Thusnelda Kirsten Dene und Hermann Gert Voss heraus Peymann sah in dem Stuck das Modell eines Befreiungskrieges 4 mit all seinen Widerspruchen Besonders eindrucksvoll war die Schlussszene in der der Schatten des siegreichen Hermann zum ersten Mal mit Hornerhelm auf der Ruckwand die Form des Hermannsdenkmals annahm wahrend Kriegslarm und musik aus den Lautsprechern ertonte 5 Horspiele Bearbeiten1925 Fragmente aus der Hermannsschlacht Produktion Deutsche Stunde in Bayern Regie Nicht angegeben Sprecher Fritz Ulmer Hermann Herta von Hagen Thusnelda und Otto Konig Egenhardt 1925 Die Hermannsschlacht Produktion Ostmarken Rundfunk AG Regie und Sprecher Nicht angegeben 1927 Die Hermannsschlacht Produktion Nordische Rundfunk AG Regie Hermann Beyer Sprecher Karl Wustenhagen Hermann Furst der Cherusker Eugenie May Thusnelda seine Gemahlin John Walter Eginhardt sein Rat Friedrich Siems Luitgar Sohn Hans Freundt Astolf Sohn Maria Einodshofer Gertrud Karl Pundter Marbod Furst der Sueven Robert Burkner Quintilius Varus romischer Feldherr Carl Blankenstein Wolf Furst der Katten u a 1927 Die Hermannsschlacht Produktion Mitteldeutsche Rundfunk AG Regie Julius Witte Sprecher Lothar Korner Hermann Furst der Cherusker Lina Monnard Thusnelda seine Gemahlin Walter Klein Rinold sein Knabe Hans Klein Adelhart sein Knabe Alfred Wotzel Eginhardt sein Rat Hans Bocken Luitgar sein Sohn Wilhelm Engst Marbod Furst der Sueven Verbundeter des Hermann Nora Nikisch Gertrud Frau der Thusnelda u a Literatur BearbeitenHeinrich von Kleist Die Herrmannsschlacht Drama in funf Akten Neue Bearbeitung nebst Einleitung von Rudolf Genee Berlin Lipperheide 1871 Reprint Heilbronn Kleist Archiv Sembdner 2009 ISBN 978 3 940494 22 1 Daniel Tobias Seger Sie wird doch keine Klinke drucken Kleists Herrmannsschlacht im Rahmen seines Graziedenkens In Deutsche Vierteljahrsschrift fur Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 78 1 2004 S 426 458 Otto Fraude Heinrich von Kleists Hermannsschlacht auf der deutschen Buhne Kiel Wissenschaftliche Gesellschaft fur Literatur und Theater 1919 Reprint Kleist Archiv Sembdner ISBN 3 931060 72 1 Wolf Kittler Die Geburt des Partisanen aus dem Geist der Poesie Heinrich von Kleist und die Strategie der Befreiungskriege Freiburg Rombach 1987 ISBN 3 7930 9042 6 William C Reeve Kleist on stage 1804 1987 Montreal Kingston London Buffalo McGill Queen s University Press 1993 ISBN 0 7735 0941 0 Kapitel 6 Andreas Dorner Ludgera Vogt Literatursoziologie Literatur Gesellschaft Politische Kultur Opladen Westdeutscher Verlag 1994 ISBN 3 531 22170 1 Kapitel VIII unter anderem zur Rezeptionsgeschichte der Hermannsschlacht mit ausfuhrlicher Bibliografie Volker Kern Gunther Emig Hrsg Kleists Hermannsschlacht am Meininger Hoftheater Heilbronn Kleist Archiv Sembdner 2002 ISBN 3 931060 58 6 Pierre Kadi Sossou Romisch Germanische Doppelgangerschaft Eine palimpsestuose Lekture von Kleists Hermannsschlacht Frankfurt a M Peter Lang 2003 ISBN 978 3 631 50872 5 Winfried Woesler Kleists und Grabbes Literarisierung der Hermannsschlacht In Heilbronner Kleist Blatter 14 ISBN 3 931060 61 6 S 33 44 Petra Stuber Kleists Hermannsschlacht in der Inszenierung des Meininger Hoftheaters von 1875 In Heilbronner Kleist Blatter 14 ISBN 3 931060 61 6 S 45 57 Barbara Vinken Bestien Kleist und die Deutschen Berlin Merve 2011 ISBN 978 3 88396 298 6 Franz Josef Deiters Stirb Werde Staub Und uber Deiner Gruft Schlag ewige Vergessenheit zusammen Die Ausloschung des Individuums in Die Herrmannsschlacht In Ders Die Entweltlichung der Buhne Zur Mediologie des Theaters der klassischen Episteme Berlin Erich Schmidt Verlag 2015 ISBN 978 3 503 16517 9 S 198 217 Stefanie Tieste Heinrich von Kleist Seine Werke Kleist Archiv Sembdner Heilbronn 2009 Heilbronner Kleist Materialien fur Schule und Unterricht Band 2 Hrsg Gunther Emig ISBN 978 3 940494 15 3 Weblinks BearbeitenText als PDF vom Kleist Archiv Sembdner 451 kB Jan Philipp Reemtsma Blutiger Boden Streifzug durch ein Textgelande Mittelweg 36 3 1999 PDF Datei 934 kB Pierre Kadi Sossou Er hat das Buch vom Cicero gelesen Hermann als Leser von Cicero Memento vom 14 April 2013 im Webarchiv archive today Ein Ausschnitt aus der Bochumer Inszenierung 3 Akt 3 Auftritt Depesche nach Wien Kleists Herrmannsschlacht und die Politik der Literatur Antrittsvorlesung von Eva Horn an der Universitat WienEinzelnachweise Bearbeiten Barbara Vinken Kleist und die Deutschen Berlin 2011 S http www textkritik de bka dokumente dok i ippel htm Heinrich von Kleist Das Kathchen von Heilbronn Die Hermannsschlacht Prinz Friedrich von Homburg dtv Gesamtausgabe Bd 3 Dramen Dritter Teil Herausgegeben von Helmut Sembdner Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1964 S 296 Claus Peymann und Hans Joachim Kreutzer Streitgesprach uber Kleists gt Hermannsschlacht lt Kleist Jahrbuch 1984 S 77 Barbara Wilk Mincu Heinrich von Kleist Die Hermannsschlacht Geschichte und Rezeption in Die Hermannsschlacht von Karla Woisnitza Heilbronn Kleist Archiv Sembdner 2002 S 10 Werke von Heinrich von Kleist Dramatische Werke Die Familie Schroffenstein Amphitryon Der zerbrochne Krug Die Hermannsschlacht Penthesilea Robert Guiskard Das Kathchen von Heilbronn Der Schrecken im Bade Prinz Friedrich von HomburgProsa Das Erdbeben in Chili Die Marquise von O Michael 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