www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Die Neutralitat dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten Eine Begrundung steht auf der Diskussionsseite Weitere Informationen erhaltst du hier Das sogenannte Bose ist ein popularwissenschaftliches Buch des Verhaltensforschers Konrad Lorenz aus dem Jahr 1963 Er behandelt darin den Ursprung der Aggression des sogenannten Bosen die er im Vorwort als auf den Artgenossen gerichteten Kampftrieb von Tier und Mensch definiert und den Umgang damit Das Buch in dem Lorenz seine Erkenntnisse uberwiegend in anekdotischer Form entwickelte und viele Bezuge zur Dichtung herausstellte fand starke Verbreitung Lorenz Deutung des sogenannten Aggressionstriebs der Tiere und des Menschen stiess in der Ethologie in der Psychologie und anderen Wissenschaften auf viel Widerspruch Einige seiner Versuche uber die er in dem Buch berichtet wurden spater von Wolfgang Wickler uberpruft und erwiesen sich als nicht reproduzierbar Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Inhalt 2 1 Prolog im Meer 2 2 Fortsetzung im Laboratorium 2 3 Wozu das Bose gut ist 2 4 Die Spontaneitat der Aggression 2 5 Gewohnheit Zeremonie und Zauber 2 6 Das grosse Parlament der Instinkte 2 7 Die anonyme Schar 2 8 Die Ratten 2 9 Das Band 2 10 Predigt der Humilitas 2 11 Ecce Homo 2 12 Bekenntnis zur Hoffnung 3 Siehe auch 4 Literatur 4 1 Ausgaben 4 2 Rezeption 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenDer Entschluss dieses Buch zu schreiben entstand nach Lorenz Angaben wahrend einer Amerikareise wo er vor Psychiatern Psychoanalytikern und Psychologen Vorlesungen uber vergleichende Verhaltensforschung und Verhaltensphysiologie hielt Dort traf er auf Psychoanalytiker die die Lehren Freuds nicht als unumstossliche Dogmen ansahen sondern als Arbeitshypothesen Dabei habe er in Bezug auf Freud erkannt Diskussionen seiner Trieblehre ergaben unerwartete Ubereinstimmungen zwischen den Ergebnissen der Psychoanalyse und der Verhaltensphysiologie 1 Hierzu gehorten u a gemeinsame Auffassungen uber den von Freud beschriebenen Todestrieb und den von Lorenz im Rahmen seiner Instinkttheorie vermuteten Aggressionstrieb des Menschen Damit stand er erstmals kontrar zu Josef Rattner der meinte dass Destruktivitat und Feindseligkeit im menschlichen Verhalten durchaus auf erzieherische und kulturelle Deformation bezogen werden mussen 2 Inhalt BearbeitenDas Buch beginnt mit der Schilderung von Beobachtungen typischer Formen aggressiven Verhaltens Dabei dienen die Revierkampfe der Korallenfische die als moral ahnlich gedeuteten Instinkte und Hemmungen sozialer Tiere das Ehe und Gesellschaftsleben der Nachtreiher die Massenkampfe der Wanderratten und viele andere merkwurdige Verhaltensweisen der Tiere als Grundlage zum Verstandnis der tieferen Zusammenhange Durch Anwendung der induktiven Methode sollen demnach vom voraussetzungslosen Betrachten der Einzelfalle zur Abstraktion voran schreitend die Gesetzlichkeiten der alle Tiere gehorchen erschlossen werden 3 Prolog im Meer Bearbeiten Im ersten Kapitel gibt Konrad Lorenz seine Eindrucke und Beobachtungen der Flora und Fauna des durch Aquarienbeobachtungen inspirierten Tauchgangs zu den Korallenriffen von Florida an der Kuste von Lignumvitae Key der Lebensbauminsel wider Er destillierte daraus dass nur die bunten plakat farbigen Fische ortsansassig sind nur sie verteidigten ein Revier gegenuber ihresgleichen angriffslustig 4 Fortsetzung im Laboratorium Bearbeiten Im zweiten Kapitel geht der Autor auf die seit Jahrmillionen andauernde naturliche Zuchtwahl oder auch Selektion ein wenn durch eine kleine an sich zufallige Erbanderung ein Organ ein klein wenig besser und leistungsfahiger ausfallt so wird der Trager dieses Merkmals sammt seinen Nachkommen fur alle nicht gleicherweise begabten Artgenossen zu einer Konkurrenz der sie nicht gewachsen sind Lorenz ist der Meinung dass die Selektion die eine Komponente zum Artenwandel ist die andere die ihr so schreibt er das Material liefert ist die Erbanderung oder Mutation die Darwin in genialer Voraussicht als eine Notwendigkeit postulierte zu einer Zeit als ihre Existenz noch nicht nachgewiesen war Er hinterfragt konsequent den Selektionsdruck wozu denn die herausgezuchteten Anderungen da sind Er schildert eine Versuchsanordnung In ein Becken kamen 7 Arten Schmetterlingsfische 2 Arten Engelfische 8 Arten Demoiselles 2 Arten Druckerfische 3 Arten Lippfische sowie mehrere nicht aggressive Arten Rund 25 Arten plakatfarbiger Fische Die Erkenntnis war bunte Korallenfische beissen fast nur Artgenossen Er rechnete wie folgt fur jeden der mit 3 Artgenossen unter 96 anderen Fischchen das Becken bewohnenden Fische ist die Wahrscheinlichkeit zufallig auf einen der 3 Bruder zu treffen 3 in 96 Aus solchen Versuchen und den Freimeerstudien folgerte er Fische sind gegen ihre Artgenossen um ein Vielfaches aggressiver als gegen andersartige 5 Wozu das Bose gut ist Bearbeiten In diesem Kapitel wirft der Autor die Frage auf Wozu kampfen Lebewesen uberhaupt miteinander Lorenz ist hier der Ansicht dass wir Laien bedingt durch das Sensationsbedurfnis von Presse und Film Darwins Ausdruck Kampf ums Dasein zum missbrauchten Schlagwort stilisieren irrtumlicherweise meist an den Kampf zwischen verschiedenen Arten Indes ist es die Konkurrenz zwischen nahen Verwandten Das Verschwinden oder die Verwandlung von Arten begrundet er durch die vorteilhafte Erfindung die einem oder wenigen Artgenossen ganz zufallig durch Erbanderung in den Schoss fallt Lorenz grenzt die inner artliche Aggression vom zwischen artlichen Kampfen Beutefang dem Mobbing und der kritischen Reaktion des sogenannten Verzweiflungskampfes fighting like a cornered rat ab Zur letzteren zahlt nach seiner Meinung auch der Angriff einer Huhnerglucke auf jedwedes Objekt das die Jungen bedroht Wobei bei zwischen artlichen Kampfen die Beute niemals ausgerottet wird Existenzbedrohend ist nach seiner Meinung nur der Konkurrent Auch die inner artliche Aggression vollbringt eine arterhaltende Leistung Ein Beispiel einer arterhaltenden intraspezifischen Aggression ist das Einander Abstossen wenn die Nahrungsquellen erschopft sind Oder wenn auf einem bestimmten Gebiet auf dem Lande eine grossere Anzahl von Arzten oder Kaufleuten oder Fahrradmechanikern ansassig sein wollten Hier fuhrt er wieder das Beispiel mit den Korallenfischen an die in grosser Population auf begrenztem Raum leben und gerade deshalb solche Farbenpracht entwickeln oder die Singvogel die in den schonsten Tonen singen um ihre Konkurrenten auf Abstand zu halten Daran dass die Menschheit guten Grund hat die intraspezifische Aggression bedingt durch kulturhistorische und technologische Umstande als gefahrlich anzusehen hat lasst der Autor keinen Zweifel Er stellt jedoch eine gunstigere Prognose wenn wir die Kette ihrer naturlichen Verursachung verfolgen 6 Die Spontaneitat der Aggression Bearbeiten Eine wichtige Lehre seiner Beobachtungen dass die Aggression gegenuber Artgenossen auf keinen Fall nachteilig fur die betreffende Art sondern ganz im Gegenteil ein zu ihrer Erhaltung unentbehrlicher Instinkt ist bezog er wiederum nicht auf die Menschheit Lorenz stellt die Relation her zwischen angeborenen Verhaltensweisen geringfugiger Anderung von Umweltbedingungen und der Unfahigkeit rascher Anpassung und folgert dass eben die angeborenen Verhaltensweisen vollig aus dem Gleichgewicht gebracht werden konnen Dass der Aggressionstrieb nicht pathologisch ist und seine Ursache nicht in irgendeinem Kulturverfall zu suchen ist sondern dass der Aggressionstrieb ein echter primar arterhaltender Instinkt ist lasst uns seine volle Gefahrlichkeit erkennen Wahrend verschiedene Soziologen und Psychologen die Aggression als Reaktion auf etwaige Bedingungen der Umwelt ansahen schliesst der Autor auf die Spontaneitat welche sie so gefahrlich macht An dieser Stelle verweist Lorenz auf Sigmund Freud der die Aggression erstmals als eigenstandiges Problem differenzierte und etwaigen Liebesverlust als starke Triebfeder ansah Zum weiteren Verstandnis zog er auch die Arbeiten von Wallace Craig hinzu der nach Experimenten mit Lachtauben feststellte dass bei langerem Still legen einer instinktiven Verhaltensweise der Schwellenwert der sie auslosenden Reize absinkt In diesen Zusammenhang bezieht Lorenz auch den Menschen mit ein und macht einen Ausweg deutlich Dieser besteht fur den Einsichtigen darin dass er still aus der Baracke schleicht und einen nicht zu teueren aber mit Krach in Stucke springenden Gegenstand zuschanden haut 7 Lorenz sah sich mit seiner Meinung nah bei Friedrich Hacker und bestritt dass dessen Deutung der Aggression als Reaktion auf Umwelteinflusse mit seiner Deutung im Widerspruch stehe In einem Vorwort schrieb er zu diesem Thema Ich kenne Friedrich Hackers Anschauungen uber die Natur der Aggression ziemlich grundlich Die wesentliche Erkenntnis Der Umstand dass Aggressivitat durch verschiedene Umwelteinflusse in gesetzmassiger Weise als Reaktion ausgelost werden kann ist kein Argument gegen die durch viele Grunde gestutzte Annahme dass sie wie alle anderen Instinkte auch ihren besonderen spontanen Antrieb hat 8 Gewohnheit Zeremonie und Zauber Bearbeiten Die Natur hat verschiedene Mittel um in doppelter und dreifacher Sicherung Aggression in unschadliche Bahnen zu leiten Die Um und Neuorientierung sowie die Ritualisation darunter verstand er dass bestimmte Bewegungsweisen im Laufe der Phylogenese ihre eigentliche ursprungliche Funktion verlieren und zu rein symbolischen Zeremonien werden sind die naturlichen Mittel dafur Hier waren es die Studien des britischen Zoologen Sir Julian Huxley uber das Verhalten des Haubentauchers auf denen er seine Theorie uber die phylogenetische Ritualisation aufbaute Diese besteht immer darin dass eine neue Instinktbewegung entsteht deren Form diejenige einer veranderlichen und von mehreren Antrieben verursachten Verhaltensweise nachahmt Seine Beobachtungen machte er u a an Rostenten Stockenten Brandenten Kolbenenten Schnatterenten Pfeifenten Tanzfliegen Nilgansen und Graugansen Zu den Letzteren zahlte Martina die in seinem Haus lebte Lorenz stellte durch diese Beobachtungen fest wie ein Ritual phylogenetisch entsteht wie er seine Bedeutung erlangt und wie er sie im Laufe weiterer Entwicklung verandert Hier fuhrt er die Zeremonie des Hetzens an Wie bei vielen Vogeln sind bei den Enten die Weiber zwar kleiner aber nicht weniger aggressiv als ihre Manner Bei Auseinandersetzungen zwischen zwei Paaren kommt es daher oft vor dass eine Ente allzu weit gegen das feindliche Paar vorstosst dann Angst vor der eigenen Courage bekommt kehrtmacht und zu dem starken sie schutzenden Gatten zuruckeilt Bei ihm angelangt fuhlt sie neuen Mut erwachen und beginnt erneut nach den feindlichen Nachbarn hin zu drohen ohne sich indessen noch einmal aus der sicheren Nahe ihres Erpels zu entfernen Weitere Studien zeigten dass die Tiere so ein oder ahnliches Verhalten auch ohne entsprechenden Anlass boten Solche und vielleicht von ihrer Bedeutung her abweichende Ergebnisse brachten ihm die Erkenntnis dass der eben besprochene Vorgang das genaue Gegenteil einer sogenannten Phanokopie darstellt Der Forscher zeigte u a dass durch das Ritual jeweils ein neuer und vollig autonomer Instinkt entsteht der grundsatzlich ebenso selbstandig ist wie der zur Ernahrung Begattung Flucht oder Aggression Gewohnheiten lassen sich auch sehr schon bei Pferden nachweisen Jeder Reiter kennt das Phanomen wenn diese Tiere nur wenige Male an ein und derselben Stelle zum Halten gebracht oder angaloppiert wurden wie schnell sich das bei ihnen verinnerlicht und welche Muhen dann unter Umstanden notwendig sind wieder anders zu verfahren Auf den Menschen ubertragen finden sich Gewohnheiten Zeremonien und Zauber z B im Friedenspfeife rauchen Klopfen auf Holtz Salz streuen Wegdressuren u a 9 Das grosse Parlament der Instinkte Bearbeiten Wenn der stammesgeschichtliche Vorgang der Ritualisierung jeweils einen neuen autonomen Instinkt schafft der als unabhangige Kraft eingreift dann so Lorenz These kann er daruber hinaus wie wir am Beispiele des Triumphgeschreis der Ganse noch genauer sehen werden als selbstandiger Trieb so grosse Macht erlangen dass er im grossen Parlament der Instinkte erfolgreich gegen die Macht der Aggression zu opponieren vermag Lorenz spricht hier von einem Parlament ein mehr oder weniger ganzheitliches System Er macht hier deutlich dass die Benennung eines Instinktes noch lange nicht seine Erklarung ist Entscheidend fur ihn ist die Frage warum die seiner Meinung nach durch die Frage wozu zu fruh zu Ende beantwortet wurde Finalist in diesem bosen Sinne des Wortes ist derjenige der die Frage Wozu mit der Frage Warum verwechselt und deshalb glaubt mit dem Aufzeigen des arterhaltenden Sinnes irgendeiner Leistung auch schon das Problem ihres ursachlichen Zustandekommens gelost zu haben Sein Bestreben ist die Erklarung fur Fehlfunktionen eines bestimmten Instinktes Aggression dd dd dd dd dd dd dd dd dd dd dd zu finden und zu beweisen Er stellt die Begriffe Fortpflanzungsinstinkt oder Selbsterhaltungstrieb generell als unerheblich dar wie die Automobilkraft Hier geht es mehr um ein sehr kompliziertes Wechselspiel sehr vieler physiologischer Ursachen Es sind nach seiner Auffassung die Erbkoordinationen oder Instinktbewegungen die In ihrer Form so unwandelbar wie die hartesten Skelettteile Jede meldet sich wenn sie lange schweigen musste und zwingt das Tier oder den Menschen sich aufzumachen und aktiv nach jener besonderen Reizsituation zu suchen die geeignet ist gerade sie und keine andere Erbkoordination auszulosen und ablaufen zu lassen 10 Die anonyme Schar Bearbeiten Eine Schar ist nach Lorenz dadurch bestimmt dass die Individuen einer Art aufeinander mit Zuwendung reagieren also durch Verhaltensweisen zusammengehalten werden die ein oder mehrere Einzelwesen bei anderen auslosen So ist es ein Kennzeichen der Scharbildung wenn viele Einzelwesen in dichtem Verband in gleicher Richtung wandern Beispiele dafur sind die Zugvogel die Heuschrecken und die Fischschwarme Die Schar ist die einfachste Form der Vergesellschaftung und kommt auch bei hoheren Tieren vor selbst der Mensch kann unter bestimmten recht grauenhaften Umstanden in anonyme Scharbildung verfallen auf sie regredieren namlich in Panik Nicht jede zufallige Ansammlung wird als Schar in diesem Sinne bezeichnet Die Frage ist was halt diese anonyme Schar zusammen und wozu Hier kommen zwei Moglichkeiten in Betracht es kann angeboren sein wie z B bei vielen Enten die auf das Signal der Flugelfarbung ihrer eigenen Art selektiv mit Nachfliegen reagieren es kann aber auch von individuellem Lernen abhangig sein Bei den Nachteilen der Bildung grosser Scharen die Beschaffung von Nahrung die Unmoglichkeit des Verborgen Bleibens mogliche Schmarotzer die bessere Ausbeutung durch die Jager und andere muss es nach Lorenz ein starker Trieb sein der sie zusammenballt und dass die Anziehungskraft mit der Grosse der Schar in einer Art geometrischen Progression ansteigt Hier ist es dann leicht vorstellbar dass zu viele Tiere eine okologische Krise in Form von Futtermangel provozieren 11 Die Ratten Bearbeiten Der kollektive Kampf einer Gemeinschaft gegen eine andere ist seine Feststellung und hier zeigt Lorenz dass es in allererster Linie diese soziale Form intraspezifischer Aggression ist deren Fehlleistungen die Rolle des Bosen im eigentlichen Sinne dieses Wortes spielen Er differenziert die eigene Sozietat von der allgemeinen Population der Ratten in der Art dass er das Benehmen in der eigenen Gemeinschaft als wahre Vorbilder in allen sozialen Tugenden bezeichnet wahrend dessen Angehorige einer anderen Sozietat schlecht behandelt werden Da sich die Mitglieder unmoglich alle personlich kennen konnen wie es etwa bei den Dohlen Gansen oder Affen moglich ist schliesst Lorenz auf einen allen Mitgliedern anhaftenden gleichen Geruch Die ersten die entdeckten dass es bei Nagetieren Grossfamilien gibt die sich nach diesem Prinzip verhalten waren 1950 Dr Fritz Steiniger Wanderratten im Freiland und 1951 der Verhaltensforscher Irenaus Eibl Eibesfeldt Gefangenschaftsbeobachtungen an der persischen Wustenmaus Meriones persicus persicus Blanford Ein Beitrag zur vergleichenden Ethologie der Nager Eibl Eibesfeldt lebte mit den Mausen die frei in seiner Baracke herumliefen so dass er sie ungehindert aus nachster Nahe beobachten konnte Steiniger stellte fest nachdem er Wanderratten die von verschiedenen Fangplatzen stammten in gemeinsame Gehege setzte dass zunachst nicht viel passierte Als sie sich eingewohnt hatten fingen sie an Reviere zu besetzen und wurden aggressiv wobei die Paarbildung dabei entscheidend war In den 64 Quadratmeter grossen Gehegen genugten einem solchen Paar regelmassig zwei bis drei Wochen um samtliche Mitinsassen d h 10 bis 15 starke erwachsene Ratten umzubringen Der Mann und die Frau des siegreichen Paares waren gleich grausam doch war es deutlich dass er Manner zu qualen und zu beissen bevorzugte und sie Frauen Der Tod tritt meist ein durch allgemeine Erschopfung und nervliche Uberreizung die zu einem Versagen der Nebennieren fuhrt Die Beobachtungen zeigten dass ernste Beissereien zwischen Angehorigen einer Grossfamilie nur in einem Falle vorkamen dann namlich wenn eine rudelfremde Ratte anwesend ist und die intraspezifische interfamiliare Aggression wachgerufen hat Ratten brauchen keine Individualdistanz es sind Kontakt Tiere im Sinne des Schweizer Zoologen Heini Hedigers die es mogen sich zu beruhren Lorenz fragt sich Wozu ist der Parteihass zwischen den Rattensippen gut Da er ebendieser Hass auf andere nicht zur Grossfamilie gehorende Individuen die klassischen im dritten Kapitel beschriebenen Grunde nicht bedient Sein Fazit im Rahmen der naturlichen Auslese wurde hier auf moglichst volkreiche Grossfamilien gesetzt Das grossere Volk hat gegen das kleinere bessere Chancen Die Tiere werden grosser und blutdurstiger Die Nachrichtenubermittlung erfolgt durch Stimmungsubertragung Da zuckt es wie ein elektrischer Schlag durch dieses Tier und im Nu ist die ganze Kolonie durch einen Vorgang der Stimmungsubertragung alarmiert der bei der Wanderratte nur auf Ausdrucksbewegungen bei der Hausratte aber durch einen scharf gehenden satanisch hohen Schrei vermittelt wird Ratten arbeiten nach Lorenz u a Beobachtern wie der Mensch mit traditionsmassiger Uberlieferung von Erfahrung und ihrer Verbreitung innerhalb einer eng zusammenhaltenden Gemeinschaft Wobei das einmal erworbene Wissen zum Beispiel um ein Gift oder etwas anderes von einer Generation zur nachsten weitergegeben wird Eine Rangordnung kennen Ratten nicht Die grossen und starken Tiere greifen die Beute an Beim Fressen aber sind die kleineren Tiere die zudringlichen die Grosseren lassen sich gutwillig die Nahrungsbrocken von den Kleineren fortnehmen 12 Das Band Bearbeiten In diesem Kapitel S 162 207 DTV 3 Auflage von 1975 stellt Lorenz seine Hauptarbeit vor durch die er in der Offentlichkeit bekannt wurde Die Verhaltensstudien an Graugansen Aus einer Vielzahl einzelner Situationen so zum Beispiel des Begrussungsrituals Triumphgeschrei jeweils wiederum dokumentiert durch eine Vielzahl von Einzelbeobachtungen zeigt Lorenz die Funktionsweise der intraspezifischen Aggression im hoch entwickelten Sozialverhalten dieser Tiere Predigt der Humilitas Bearbeiten Zwischen all seinen Beobachtungen Forschungen Diskursen mit Prof Hacker und anderen war eine Frage immer wieder prasent Was kann der Mensch aus all dem lernen was ist anwendbar zur Verhutung der Gefahren die ihm aus seinem Aggressionstriebe drohen Besonders bei seiner Erkenntnis dass sich der Mensch allzu gerne als Mittelpunkt des Ganzen als etwas das nicht zur ubrigen Natur gehort betrachtet sie bleiben taub gegen den klugsten Befehl den je ein Weiser ihnen gegeben hat gegen das beruhmte Gnῶ8i seayton erkenne dich selbst von Chilon Lorenz kommt auf drei auf s starkste mit Affekten besetzte Hindernisse die den Menschen davon abhalten dieser alten Weisheit zu folgen Die mangelnde Einsicht in das eigene historische Gewordensein So kommt Lorenz zu dem Schluss Wenn den Menschen der Schimpanse nicht bekannt ware fiele es leichter sie von ihrer Herkunft zu uberzeugen Lorenz geht davon aus dass der subjektive Eindruck den wir von diesem Tier haben begrundet ist denn es sprechen Grunde fur die Annahme dass der gemeinsame Ahne von Mensch und Schimpanse nicht tiefer sondern wesentlich hoher stand als dieser heute steht Seine Herkunft von Tieren wird zwar nicht geleugnet seine nahe Verwandtschaft mit dem anstossigen Schimpansen aber wird entweder mit einigen logischen Purzelbaumen ubersprungen oder auf sophistischen Umwegen umgangen Die gefuhlsmassige Abneigung gegen die Erkenntnis dass unser Tun und Lassen den Gesetzen naturlicher Verursachung unterliegt Auch hier bezieht er sich wieder Bernhard Hassenstein hat dies als das antikausale Werturteil bezeichnet Naturlich hat der Mensch den berechtigten Wunsche das eigene Handeln nicht durch zufallige Ursachen sondern durch hohe Ziele bestimmen zu lassen Die Zweiteilung der Welt in die Aussere und in die intelligible Welt der inneren Gesetzlichkeit des Menschen Er bringt das Beispiel einer Bedeutungsanderung der Worte Idealist und Realist die ursprunglich philosophische Einstellungen bezeichneten und heute moralische Werturteile enthalten Weiter Man muss sich klarmachen wie ublich es in unserem westlichen Denken geworden ist naturwissenschaftlich erforschbar mit grundsatzlich wert indifferent gleichzusetzen Sein Credo ist Die Menschheit verteidigt ihre Selbsteinschatzung mit allen Mitteln und es ist wahrlich am Platze Humilitas zu predigen und ernstlich zu versuchen die hochmutigen Hemmnisse der Selbsterkenntnis in die Luft zu sprengen Die hochmutige Uberbewertung des eigenen Verhaltens z B als Sigmund Freud versuchte die Motive menschlichen sozialen Verhaltens zu zergliedern wurden ihm Mangel an Ehrfurcht wertblinder Materialismus und selbst pornographische Tendenzen zur Last gelegt Eine These den Menschen verstandlich zu machen dass sie lediglich ein Teil der wunderbaren Natur sind lautet man musste ihnen nur zeigen wie gross und schon das Universum ist und wie ehrfurchtgebietend die Gesetze die es beherrschen Lorenz fahrt fort Die Menschen schaffen sich Werturteile das sich in dem Titel Niedere Tiere ausdruckt den wir in Golddruck auf dem ersten Bande unseres guten alten Brehm s Tierleben lesen 13 Ecce Homo Bearbeiten Hier kommt es zu einer fiktiven Konstellation ein objektivierender Verhaltensforscher sasse auf einem anderen Planeten Wobei er uns als Menschen beobachtet Dabei kann er nur grobe Ereignisse wie Volkerwanderungen Schlachten usw beobachten Er wurde nie auf den Gedanken kommen dass das menschliche Verhalten von Vernunft oder gar von verantwortlicher Moral gesteuert sei Es wird auch unterstellt dass dieser Beobachter selbst bar aller Instinkte ist und von Instinkten und Aggressionen weiss Er wurde in arger Verlegenheit sein die menschliche Geschichte zu verstehen Konrad Lorenz erklart in Anbetracht des oft unlogischen Handelns und dass sehr selten aus der Geschichte gelernt wurde dass das soziale Verhalten des Menschen keineswegs ausschliesslich von Verstand und kultureller Tradition diktiert wird sondern immer noch allen jenen Gesetzlichkeiten gehorcht die in allem phylogenetisch entstandenen instinktiven Verhalten obwalten In einer zweiten Betrachtung geht er davon aus der Beobachter ist ein erfahrener Ethologe der alles grundlich weiss so musste er unvermeidbar den Schluss ziehen die menschliche Sozietat sei sehr ahnlich beschaffen wie die der Ratten Immer wieder werden die Arten der Bewaffnung verglichen In den Anfangen nur als Werkzeuge gedacht der Faustkeil und das Feuer Er verwendete sie prompt dazu seinen Bruder totzuschlagen Nach Lorenz verschaffte das begriffliche Denken dem Menschen die Herrschaft uber seine ausser artliche Umwelt Hier fuhrt er wieder auf die intraspezifische Selektion und deren Auswirkungen zuruck wie im Kapitel Wozu das Bose gut ist angefuhrt und auf deren Schuldkonto wahrscheinlich auch der ubertriebene Aggressionsdrang zu setzen ist an dem wir heute noch leiden Eine wichtige Rolle spielen seiner Meinung nach die Hemmungsmechanismen die bei verschiedenen sozialen Tieren die Aggression zugeln und ein Beschadigen und Toten von Artgenossen verhindern Er geht davon aus dass in freier Wildbahn kein Selektionsdruck wirksam wird der Totungshemmungen herauszuchtet Ein Beispiel ware die schlechte Haltung von Tieren Platzmangel So ist der sinnbildliche Vergleich einer Taube die plotzlich den Schnabel eines Kolkraben hat mit der Lage des Menschen der eben den Gebrauch eines scharfen Steines als Schlagwaffe erfunden hat vergleichbar Lorenz meint Die allgemeine Meinung dass alle menschlichen Verhaltensweisen die nicht dem Wohle des Individuums sondern dem der Gemeinschaft dienen von der vernunftmassigen Verantwortung diktiert werden falsch ist Als die Menschen noch keine Waffen hatten waren keine besonders hochentwickelten Hemmungsmechanismem zur Verhinderung plotzlichen Totschlages notig Man konnte halt nur kratzen beissen und wurgen Eine Raubkatze wiederum braucht derartige Mechanismen um das Uberleben mit solch gefahrlichen Waffen zu ermoglichen Erst als der Mensch gefahrlichere Waffen fand und erfand wurde das vorher vorhandene Gleichgewicht zwischen den verhaltnismassig schwachen Aggressionshemmungen und der Fahigkeit zum Toten von Artgenossen grundlich gestort Als weiterer verhangnisvoller Fakt wird die Entfernung der Schusswaffen vom Tatort und die daraus resultierende Reizabschirmung angesehen Die tiefen gefuhlsmassigen Schichten unserer Seele nehmen es einfach nicht mehr zur Kenntnis dass unser Schuss die Eingeweide zerreisst Lorenz fragte sich wie es zu so selbstvernichtenden Handlungen kommen kann wo doch der Aggressionstrieb an sich arterhaltend ist Er begrundete es dann wie auch einige Psychoanalytiker mit einer Fehlleistung hier spricht er von einer Hypertrophie der Aggression Unausgelebte Aggressionen perfide Waffen und deren Wirkungen die innerartliche Zuchtwahl und das hohe Entwicklungstempo sind seiner Meinung nach die auslosenden Faktoren Hier wird auch der Begriff accident proneness Unfallneigung erwahnt allerdings hier noch auf die Ute Indianer bezogen 14 Bekenntnis zur Hoffnung Bearbeiten Konrad Lorenz kam zu der Erkenntnis Dramatische Anderungen des Weltgeschehens bewirkt die Forschung selten es sei denn im Sinne der Zerstorung und die Grunde dafur liegen scheinbar auf der Hand So die Schwierigkeit der schopferischen Anwendung des muhsam erworbenen Wissens und die gleichsam muhsame Gewinnung von Erkenntnissen durch Kleinarbeit Ihm ging es immer um die Vertiefung Zusammenhange unseres eigenen Verhaltens An vorderster Stelle steht die Aggression und die Moglichkeiten sie an Ersatzobjekten abzureagieren die Katharsis Psychologie schlechthin Er verstand die Aggression in der Wortbedeutung von lat aggredior auf jemanden oder etwas zugehen und oder losgehen 15 Niemand weiss in welchem Verhalten des Menschen Aggression als motivierender Faktor enthalten ist Lorenz ging davon aus in vielem Denn letztendlich ist jedes Anpacken einer Aufgabe oder eines Problems vom taglichen Rasieren bis hinauf zum sublimsten kunstlerischen oder wissenschaftlichen Schaffen ohne sie schlecht moglich Auch das Lachen Die Psychoanalyse kennt die lobenswerten Handlungen die aus sublimierter Aggression ihren Antrieb gewinnen Eine Vermeidungsstrategie wie das Fernhalten von reizauslosenden Situationen war fur ihn genauso hoffnungslos wie das Verhangen eines moralisch motivierten Verbots Beides ware ebenso gute Strategie als wollte man dem Ansteigen des Dampfdruckes in einem dauernd geheizten Kessel dadurch begegnen dass man am Sicherheitsventil die Verschlussfeder fester schraubt Selbst die Eugenik erwahnte er in diesem Zusammenhang propagierte sie aber nicht Er war Optimist denn der Selbstbeobachtung fahige Mensch ware imstande willkurlich seine aufquellende Aggression gegen ein geeignetes Ersatzobjekt umzuorientieren So ist es nicht verwunderlich dass der Sport als phylogenetisch entstandener Kommentkampf die sozietatsschadigenden Wirkungen der Aggression erheblich mildert und damit arterhaltend wirkt Ausserdem vollbringt diese kulturell ritualisierte Form wichtige Aufgabe den Menschen zur bewussten Beherrschung seiner instinktmassigen Kampfreaktion zu erziehen Man darf nicht vergessen dass der Kampf um Rangordnungen gemeinsames kampfen fur ein begeisterndes Ziel usw sind Verhaltensweisen die in der Vorgeschichte der Menschheit hohen Selektionswert besassen 16 Siehe auch BearbeitenEthik Das Problem des Bosen Intraspezifische KonkurrenzLiteratur BearbeitenAusgaben Bearbeiten Erstausgabe 1963 Dr G Borotha Schoeler Verlag Wien Konrad Lorenz Das sogenannte Bose Zur Naturgeschichte der Aggression dtv 1977 Konrad Lorenz Das sogenannte Bose Zur Naturgeschichte der Aggression dtv 1998 ISBN 3 423 33017 1 Rezeption Bearbeiten Philosophisches Jahrbuch 73 1965 169 172 Buchbesprechung von Bernhard Casper Arno Plack Verborgene Voraussetzungen und Widerspruche in Lorenz These von der Aggression In Der Mythos vom Aggressionstrieb hg v Arno Plack List Munchen 1973 S 93 119 ISBN 3 471 66531 5Weblinks BearbeitenHerbert Selg Der so genannte Aggressionstrieb Nachbetrachtung zu Das sogenannte Bose von Konrad Lorenz In Der Skeptiker 3 2000 Abgerufen am 24 Oktober 2004 Rezension aus der Sicht eines Skeptikers Einzelnachweise Bearbeiten Lorenz Vorwort zum Buch Josef Rattner Aggression und menschliche Natur S 9 Fischer Taschenbuch Verlag 1970 K Lorenz Das sogenannte Bose S 7 10 Deutscher Taschenbuchverlag 1977 K Lorenz Das sogenannte Bose S 7 18 Deutscher Taschenbuchverlag 1977 K Lorenz Das sogenannte Bose S 20 26 Deutscher Taschenbuchverlag 1977 K Lorenz Das sogenannte Bose S 30 40 Deutscher Taschenbuchverlag 1977 K Lorenz Das sogenannte Bose S 55 61 Deutscher Taschenbuchverlag 1977 Friedrich Hacker Aggression S 11 Rowohlt Verlag 1971 K Lorenz Das sogenannte Bose S 62 87 Deutscher Taschenbuchverlag 1977 K Lorenz Das sogenannte Bose S 88 109 Deutscher Taschenbuchverlag 1977 K Lorenz Das sogenannte Bose S 138 146 Deutscher Taschenbuchverlag 1977 K Lorenz Das sogenannte Bose S 154 161 Deutscher Taschenbuchverlag 1977 K Lorenz Das sogenannte Bose S 208 221 Deutscher Taschenbuchverlag 1977 K Lorenz Das sogenannte Bose S 222 245 Deutscher Taschenbuchverlag 1977 Lateinisch Deutsches Handworterbuch Band 1 von Karl Ernst Georges 7 Auflage Hahn sche Verlags Buchhandlung Leipzig 1879 S 230 K Lorenz Das sogenannte Bose S 246 259 Deutscher Taschenbuchverlag 1977 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das sogenannte Bose amp oldid 238100716