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Das Grosse Freie bezeichnet einen im 12 Jahrhundert entstandenen und bis 1730 eigenstandigen Siedlungsraum im Stadtedreieck von Hannover Hildesheim und Peine Er umfasste 14 Dorfer der heutigen Stadte Lehrte Hannover und Sehnde sowie weitere sudlich angrenzende Orte Die Bewohner verfugten uber Sonderrechte und wurden die Freien vor dem Nordwald genannt Beispiel Wappen KarteGrosses Freies Deutschland LageplanSiedlungsraum der Freien vor dem Nordwalde Inhaltsverzeichnis 1 Namensherkunft 2 Lage 3 Historische Entwicklung 4 Die Freien und ihre Rechte 5 Administrative Zuordnung 6 Das Gebiet des Grossen Freien 7 Das Wappen der Freien 8 Das Grosse Freie heute 8 1 Orte im Grossen Freien 8 2 Orte im Kleinen Freien 8 3 Sonstige Orte 9 Literatur 10 EinzelnachweiseNamensherkunft BearbeitenDie Herkunft des Landschaftsnamens wird aus den Souveranitatsrechten hergeleitet Nach aktuellen Erkenntnissen ist die Namensherkunft durch die grossen Frei heitsrechte der Bewohner bedingt Die Deutung der Namensherkunft uber den Stamm moglicher Siedler Volk der Franken Franken Freien lasst sich historisch nicht belegen 1 Lage BearbeitenDie Dorfer des Grossen Freien liegen im Stadtedreieck zwischen Hannover Hildesheim und Peine Es sind uberwiegend Haufendorfer Sie liegen in einem Landschaftsgebiet zwischen der sandreichen Burgdorf Peiner Geest im Norden und der fruchtbaren Hildesheimer Lossborde im Suden Historische Entwicklung BearbeitenDie eigenstandige Geschichte der Freien beginnt etwa im 12 Jahrhundert Die Grafen von Roden mit Stammsitz Burg Lauenrode hatten im 13 Jahrhundert eine grosse und eine kleine Grafschaft zwischen Hannover Peine und Hildesheim vom Bistum Hildesheim zu Lehen Die Grosse Grafschaft umfasste das heutige Grosse Freie reichte noch etwas weiter nach Suden sowie das Kleine Freie Die Kleine Grafschaft lag etwa zwischen der Stadt Peine und Hohenhameln In beiden Grafschaften gab es nachweislich Guter von Freien Die Bischofe die Mitte des 11 Jahrhunderts das Grafenamt bekommen hatten und 1235 Reichsfursten wurden versuchten in der Folge beide Lehen zuruckzukaufen um ihre Gebietshoheit uber das Hochstift Hildesheim hinaus auf Dauer zu sichern Lehen waren auf Dauer angelegt und als Lehensgeber hatten sie nur wenig Einfluss Der Ruckkauf gelang nur bei der Kleinen Grafschaft Die Welfen die ebenfalls 1235 das Herzogtum Braunschweig Luneburg als Reichslehen erhielten versuchten ihrerseits die Grosse Grafschaft in die Hand zu bekommen 1248 verkauften die Lauenroder Grafen schliesslich die Grosse Grafschaft an die Welfen denen sich bereits 1241 Hannover unterworfen hatte Lediglich ein Teil kam aufgrund einer alten Verpfandung an das Bistum zuruck Dazu gehorte Klein Lobke das erst 1643 wieder an die Welfen fiel Fur das ubrige Gebiet forderte der Bischof von den Welfen die Anerkennung seiner Lehnshoheit was verweigert wurde Nach militarischen Niederlagen 1283 1310 und 1331 mussten die Welfen die Lehnshoheit der Bischofe anerkennen gaben aber ihr Ziel nicht auf Sie erwarben die Holzgrafschaft uber den Steinwedeler Wald und damit das dazugehorige Holzgericht Das Innehaben einer Gerichtshoheit bedeutete Machtausubung und daher pflegten sie besonders das Freigericht in Luhnde das ihnen unterstand wahrend das Gogericht auf dem Hassel einer heute bewaldeten Anhohe zwischen Mullingen und Bledeln dem Bischof unterstand Das Bestreben war den Einfluss des Freiengerichts zu starken und zu erweitern Das starkte sowohl die Stellung der freien Bauern als auch die Stellung des Welfenherzogs gegenuber dem Bischof Er erteilte zu diesem Zweck auch Rodebewilligungen zur Ansiedlung von Bauern die damit auf Herzogsland sassen grundherrliche Abgaben an ihn zahlten und vor das welfische Freiengericht gehorten Letztlich wurden die Welfen unumstrittene Landesherren gaben aber das Kleine Freie 1671 aus Dank fur die Hilfe des Calenberger Herzogs bei der Einnahme Braunschweigs 2 an das Furstentum Calenberg Dabei vermachte am 22 Juni 1671 der Herzog Georg Wilhelm von Luneburg diese Dorfer Herzog Johann Friedrich von Calenberg Danach wurden die Bezeichnungen Das Grosse Freie die Freien die Freien vor dem Nordwalde und in den Freien gebrauchlich insbesondere um die Zugehorigkeit zum Freiengericht Luhnde zu bezeichnen Um 1500 wurde das Freiengericht von Luhnde nach Ilten verlegt Die Bewohner dieser Ortschaften verloren nach einer Gebietsteilung unter welfischer bzw hildesheimischer Herrschaft ihre Freiheitsrechte Die Freien und ihre Rechte BearbeitenDas Grosse Freie diese Bezeichnung entstand erst 1671 ist aus der schon behandelten Grossen Grafschaft hervorgegangen Die Bewohner waren Angehorige eines Sachsenstammes Soweit sie dem Stand der Freien angehorten verfugten sie uber eine Reihe von besonderen Rechten Sie waren ursprunglich frei und ihr Land war freies Gut Fur die uberlieferte Herkunft der Freien von einer Ansiedlung frankischer Kolonisten gibt es heute keinerlei Hinweise Die Freien wanderten zunehmend in benachbarte Stadte ab und die jetzt ansassigen Bauern hatten ihr Land uberwiegend als Meiergut Sie waren weiterhin personlich frei und konnten uber Eigengut entsprechend verfugen Weiterhin erlangten sie weitgehende Freiheit von Steuern z B von der Accise auf Bier von Kriegsfuhren Zollen und Konzessionsabgaben fur Branntweinbrennen Bierbrauen Handel und Gewerbeausubung Sie beanspruchten auch das Recht Masse und Gewichte durch eigene Beauftragte zu uberprufen Scheibenschiessen abzuhalten die Jagd auszuuben und Deputierte und Bauherren in ihrem Gebiet zu bestimmen Zusammenfassend lasst sich sagen dass die Freiheiten der Bauern im Grossen Freien ihnen aus den zwischen den Welfen und den Hildesheimer Bischofen umstrittenen Hoheitsverhaltnissen zuwuchsen bzw erhalten blieben Dabei wurden sie aus der Sicht des Bistums die Freien vor dem Walde oder vor dem Nordwalde genannt der sich fruher als zusammenhangendes Waldgebiet von Anderten fast bis zum Elm erstreckte Andererseits waren die Bauern verpflichtet dem Landesherrn Kontributionen und andere Abgaben zu zahlen von der Landschaft bewilligte Steuern sowie den Zehnten und sonstige kirchliche Abgaben Zu den Abgaben gehorten Kriegskontributionen wahrend des Dreissigjahrigen Krieges Viehschatz Tabaksgeld u a Ausserdem mussten Dienstleistungen erbracht werden wie Burgfestendienste Fuhren und andere Hilfsdienste Zudem mussten die Freien des Amtes Ilten den Amtshof des Vogtes in Ilten bauen und unterhalten Zudem waren die Freien wie allgemein die Bauern damaliger Zeit zum Kriegsdienst fur den Landesherrn verpflichtet Es gab Ende des 16 Jahrhunderts im Amte Ilten zwei Miliz Kompanien die Freienkompanien die 1766 in den neu eingerichteten Landregimentern aufgingen Die Freienhofe werden als Reihestellen bezeichnet und sind uber die Jahrhunderte hinweg bis heute nachweisbar Ihre Zahl betragt unverandert 565 Uber die gewahlten Deputierten seit 1660 nachweisbar wirkten die Freien an der Verwaltung mit und vertraten die Interessen der Bauern im Amte Spater wurden Bauherren gewahlt die fur den Bau und die Unterhaltung des Amtshauses zustandig waren Administrative Zuordnung BearbeitenDer Teil der Grossen Grafschaft den die Welfen 1248 unter ihren Einfluss bringen konnten wurde zunachst vom Schloss Lauenrode bei Hannover aus verwaltet spater vom Schloss Wilkenburg bei Laatzen aus Er gehorte zur Vogtei Lauenrode 1373 bis 1395 war das Gebiet an das Bistum verpfandet und wurde vom hildesheimischen Amtsschloss in Koldingen aus verwaltet Danach herrschten bis 1409 die Luneburger Welfen von 1409 bis 1495 das Haus Braunschweig und ab 1495 wieder der Herzog von Luneburg Verwaltungssitz war etwa seit 1395 das Schloss Calenberg Es entstand die Vogtei Ilten Im 15 Jahrhundert wurde die Verwaltung und 1500 wurde der Sitz des Freiengerichts nach Ilten verlegt 1859 wurde das Amt Ilten in das Amt Burgdorf eingegliedert und verlor damit seine Eigenstandigkeit Das Gebiet des Grossen Freien Bearbeiten nbsp Darstellung des Wappens in IltenDas Gebiet des Grossen Freien zwischen Hannover Peine und Hildesheim gelegen wurde im 13 und 14 Jahrhundert von den Welfen zunachst als hildesheimisches Lehen verwaltet Mehrfach verpfandet und wieder ausgelost fiel es 1512 endgultig an das Furstentum Luneburg Es bildete die Vogtei Ilten spater Amt Ilten dessen Sitz im 15 Jahrhundert dorthin verlegt wurde 1528 gehorten dazu die Ortschaften Ahlten Anderten Bilm Dolgen Dohren Gilgen Gretenberg Haimar Harber Hover Ilten Laatzen Lehrte Rethmar Sehnde und Wulfel Die Dorfer Dohren Laatzen und Wulfel waren von dem ubrigen Gebiet raumlich getrennt und wurden 1671 an das Furstentum Calenberg abgetreten und seitdem als Das Kleine Freie bezeichnet Die noch aufgefuhrte Ortschaft Gilgen war bereits 1519 in der Hildesheimer Stiftsfehde niedergebrannt und danach aufgegeben worden Evern wurde obwohl mitten in der Vogtei Ilten gelegen erst 1621 dem Grossen Freien eingegliedert Klein Lobke kam erst 1643 dazu Diese beiden Orte mit den oben genannten Ortschaften bildeten seitdem das Grosse Freie Fur den territorialen Zuschnitt des Gebietes war letztlich nicht die Existenz von Freiengut und freien Bauern ausschlaggebend die es auch in anderen umliegenden Orten gab wie z B in den heutigen Sehnder Ortsteilen Bolzum Wassel Wirringen und Mullingen sondern die Abgrenzung des welfischen vom bischoflich hildesheimischen Herrschaftsbereich Das Wappen der Freien BearbeitenBanner und Orte nbsp Handgestickter Banner der Schutzenbruderschaft Das Grosse Freie hier bei der Waterloosaule wahrend einer Gedenkfeier zum 200 Jahrestag der Schlacht bei Waterloo nbsp Banner des Grossen Freien von 1863 mit den Ortsnamen Ahlten Anderten Bilm Dolgen Evern Gretenbergen Haimar Harber Hover Ilten Lehrte Klein Lobke Rethmar Sehnde Dohren Wulfel und Latzen Um 1400 haben die Welfen den Freien das heute bekannte Wappen verliehen womit die Stellung des ihnen unterstellten Freiengerichts in Luhnde und damit ihr eigener Einfluss gestarkt wurde Ein urkundlicher Beleg der Verleihung ist bislang nicht gefunden worden Siegelabdrucke sind aber vorhanden Engelke nennt das Jahr 1408 als altestes Erscheinungsdatum Der heraldische Verein Zum Kleeblatt in Hannover bekundet 1897 ein Siegel von 1492 dass sich Ende des 19 Jahrhunderts im Staatsarchiv in Hannover befunden haben soll Und in einem Archivbericht von 1826 werden Abdrucke aus den Jahren 1574 1589 und 1592 angefuhrt Dort wird das Wappen im Ubrigen so beschrieben Ein gekronter Helm uber einem schragstehenden Schild mit dem Luneburgischen Lowen Die heute verwendete Gestaltung entspricht im Wesentlichen der vom Verein Kleeblatt 1897 veroffentlichten Im roten Schilde ein aufrechter blaubezungter und blaubewehrter goldener gelber Lowe Auf dem Schild ein Helm der als Kleinod eine goldene gelbe Blatterkrone tragt Die Helmdecke ist aussen rot und innen golden gelb Dazu hat der Verein nach den altesten Siegeln eine mustergultige Zeichnung anfertigen lassen Diese Zeichnung zeigt einmal den schraggestellten Schild in einer als gotisch bezeichneten Ausfuhrung zum andern einen geradegestellten Schild in Renaissance Stil Verwendet wird heute allgemein die Fassung mit schragstehendem Schild Alle fruher zum Grossen Freien gehorenden Orte zeigen heute einen goldenen Lowen mit blauen Krallen und blauer Zunge in ihren Wappen jeweils verbunden mit Zeichen ihrer besonderen ortlichen Geschichte Der Lowe im Freien Wappen wird auf den Luneburgischen Lowen zuruckgefuhrt Hinsichtlich der farblichen Gestaltung muss allerdings angemerkt werden dass das welfische Stammland Luneburg einen heraldisch nach rechts gewandten steigenden Lowen wie im Freien Wappen im Wappen fuhrte Jedoch ist der Lowe hier blau rot bewehrt und bezungt auf goldenem mit roten Herzen bestreutem Grund was dem Freien Wappen nicht entspricht Das Grosse Freie heute BearbeitenVon der Geschichte zeugen bis heute die Reihestellen Es sind dies die Hofe auf denen die Freien ursprunglich sassen Die Reihestelleninhaber als Traditionsgemeinschaft bestimmen auch heute noch einen Deputierten also einen Vorsitzenden und Sprecher der sie in der Offentlichkeit vertritt Er ist verantwortlich fur den Silbervogel der Freien und fur die Lade der Freien Letzteres ist ein Aktenbestand der bis in das 15 Jahrhundert zuruckreicht zur sachgemassen Aufbewahrung aber seit einigen Jahren im Niedersachsischen Staatsarchiv liegt Eine Fahne der Korporation der Freien wird bei wichtigen Festen gezeigt Aus der Zeit der Freienkompanien stammt eine besondere Schutzentradition Der Deputierte des Grossen Freien bewahrt einen Silbervogel aus dem 16 Jahrhundert auf Es ist eine Schutzentrophae die alle drei Jahre unter den mannlichen Mitgliedern der Schutzenvereine im Grossen Freien ausgeschossen wird Die Ortschaft Dolgen hat einen eigenen Silbervogel aus dem Jahre 1652 der alle sieben Jahre unter den dortigen Reihestelleninhabern ausgeschossen wird Die Freienjagd uben noch heute die Reihestellenbesitzer im Altwarmbuchener Moor aus Vom lebendigen Geschichtsbewusstsein der Bewohner des Gebietes zeugen die Namen von Strassen und Platzen Freien Strasse Thie Thiestrasse Thieplatz Hasselweg von Gaststatten und Apotheken Es gibt einen Ruderverein fur das Grosse Freie Die historische Bezeichnung fuhren auch der Hegering Das Grosse Freie der Jagerschaft Burgdorf sowie das zugehorige Jagdhornblaserkorps Das Grosse Freie Dadurch dass heute zehn der vierzehn Freienorte dazu gehoren reprasentiert die Stadt Sehnde ganz wesentlich die Geschichte des Grossen Freien In dem in Sehnde Rethmar auf dem dortigen Gutshof angesiedelten Regional Museum Sehnde besteht deshalb seit 2007 eine Dauerausstellung zu diesem Thema Orte im Grossen Freien Bearbeiten Anderten Hover Bilm Ahlten Lehrte Ilten Sehnde Haimar Dolgen Gretenberg Harber Rethmar Evern Klein LobkeOrte im Kleinen Freien Bearbeiten Dohren Wulfel LaatzenSonstige Orte Bearbeiten Ummeln Watzum Wassel Wehmingen Wirringen Mullingen Oesselse Ingeln Bledeln Hotteln Godringen Luhnde Algermissen Grasdorf Sarstedt ClauenLiteratur BearbeitenManfred von Boetticher Freigrafschaften im mittleren Niedersachsen Hannover 1992 Arnd Fritzemeier Die Korporation der Freien im Amt Ilten bei Hannover Hannover 1994 Manfred Holaschke Wappen im Grossen Freien KLEEBLATT Zeitschrift fur Heraldik und verwandte Wissenschaften 2 2010 Hannover Adolf Meyer Klaus R Rose Das Grosse Freie Heimatgeschichtliche Texte und Bibliographie aus Unser Kreis Beilage zum Burgdorfer Kreisblatt Lehrter Stadtblatt der Jahre 1949 bis 1986 Felicitas Hubner Verlag Lehrte 2008 ISBN 978 3 927359 65 9 Julius Rohrbeck Rethmar im Grossen Freien Beitrage zur Geschichte des Dorfes und Hauses Rethmar von 1117 bis 1954 Hrsg Jurgen Bortfeldt Selbstverlag des Herausgebers 417 Seiten zahlreiche Abbildungen 2 Auflage 2001 Inhaltsverzeichnis Anton Scholand Anderten und die Freien vor dem Nordwalde Buchdruckerei August Lax Hildesheim 1970 Heraldische Mitteilungen des Vereins Zum Kleeblatt Hannover VIII Jahrg Nr 6 vom 1 Juni 1897 S 41 ff 50 Jahre Schutzenbruderschaft Das Grosse Freie Jubilaumsschrift Lehrte 2004Einzelnachweise Bearbeiten Meyer Rose Das Grosse Freie S 24 28 Schutzengesellschaft von 1896 e V Das Kleine Freie52 345833333333 9 9363888888889 Koordinaten 52 20 45 N 9 56 11 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grosses Freies amp oldid 237944167