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Die Combe Grede manchmal auch Combe Grede geschrieben 1 ist eine Schlucht im steilen Nordhang der Chasseral Kette des Schweizer Juragebirges Ein Abschnitt des Tales wurde als Geotop und als Lebensraum vieler Pflanzen und Tierarten besonders fruh zum Naturschutzgebiet erklart Die ganze Schlucht mit ihrer Umgebung befindet sich im Areal des Parc regional Chasseral und in der Region Chasseral die als Landschaft von nationaler Bedeutung ausgezeichnet ist Felswande mit Bergwald Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geografie 3 Tourismus 4 Schutzgebiete 5 Flora und Fauna 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseName Bearbeiten nbsp Bachbett und Weg in der SchluchtDer Flurname Combe Grede ist aus dem franzosischen Wort combe deutsch Tal und dem Familiennamen Grede zusammengesetzt der fur mehrere in Villeret seit dem 16 Jahrhundert ansassige Personen bezeugt ist von denen einige Nutzungsrechte am Wald in der Schlucht besassen 2 Bis ins fruhe 20 Jahrhundert war fur die Schlucht die im Grenzraum zwischen dem schweizerdeutschen und dem franzosischen Sprachgebiet liegt auch der deutsche Name Combeloch bekannt 3 Geografie Bearbeiten nbsp KalkbankeDer tiefe Graben befindet sich im Gebiet der Berner Gemeinde Villeret im Sankt Immertal an der Nordflanke der Chasseral Antiklinale Der etwa zwei Kilometer lange Einschnitt gleicht bezogen auf das ganze Chasseralmassiv einer schwach ausgepragten Halbklus Im Talkessel sind Gesteinsformationen von der Kreide bis zum Hauptrogenstein hinunter aufgeschlossen die Combe Grede erlaubt deshalb Beobachtungen zum geologischen Aufbau der Chasseralkette zur Abfolge von Kalk und Mergelschichten und zur Entstehung des Faltenjuras 4 5 Durch die Erosion sind in der Schlucht die Sattel von zwei niedrigen Antiklinalen durchschnitten auf welche die Chasseralfalte von Suden aufgeschoben ist 6 Die Schlucht beginnt von der Bergseite gesehen auf 1270 m u M beim kleinen Talkessel der Rodung Pre aux Auges deutsch Wiese mit Wasserlochern zwei Kilometer westlich des Chasseralgipfels und verlauft in nordwestlicher Richtung bis zum Waldgebiet Les Covets Foret des Loumonts 810 m u M in der Nahe der Ortschaft Villeret Der Wildbach Le Bez entspringt einen Kilometer oberhalb der Felsenschlucht in den Alpweiden des Bergbauernhofes Metairie de St Jean am Chasseral und wird bei Pre aux Auges von Karstquellen gespiesen Danach fliesst er durch das enge Tal und unterhalb davon uber den weiten Schwemmkegel und durch offenes Weideland bis zum Dorf Villeret wo er in die Schuss mundet 7 Das Chasseralgebirge ist ein Kalkmassiv mit teilweise verkarsteten Gesteinsschichten an deren Oberflache das Niederschlagswasser in Dolinen versickert Nur an wenigen Stellen liegen am Berg offene Fliessgewasser von denen der Bach Le Bez das wichtigste ist In seinem Verlauf sturzt er im oberen Teil der Erosionsschlucht Combe Grede uber die hohen Stufen eines weiten Felsenkessels zwischen bis zweihundert Meter aufsteigenden Kalkwanden und durchquert weiter unten die schmale Felsenpassage der Villeret Antiklinale Dazwischen fliesst ihm von links der Seitenbach Ruisseau de l Ilsach und von rechts ein kurzer namenloser Quellbach zu Die Gewasser der Combe Grede konnen in Perioden mit wenig Regen trockenfallen andererseits nach starken Niederschlagen mit Murgangen und Gesteinsschutt die Wege im Engnis blockieren Im Winter gefrieren die Kaskaden im kaum von der Sonne erreichten Felsgebiet Tourismus Bearbeiten nbsp Inschriften bei Pre aux Auges nbsp Wegweiser bei Pre aux AugesFruher war nur der untere Teil der Schlucht auf Wald und Bergwegen zuganglich Die erste Begehung der steilen Felspassage im obersten Abschnitt des Felsenkessels ist von 1887 uberliefert 8 1904 baute die Teilgruppe Chasseral der SAC Sektion von La Chaux de Fonds den anspruchsvollen Wanderweg von Villeret durch die Schlucht zum Chasseral 9 Der Bergweg Chemin de la Combe Grede 10 ist als Zugang vom Bahnhof Villeret auf den Chasseral und zum Jura Hohenweg beliebt und bildet auch einen Abschnitt des Fernwanderwegs ViaBerna 11 Der schmale Pfad uberwindet das unwegsame Gelande mit kunstlichen Einrichtungen wie fest am Fels montierten Treppen Leitern und Ketten 12 Andere Wanderwege fuhren durch die Landschaft auf beiden Seiten der Schlucht und auf den 300 Meter hohen Felskopf La Corne deutsch Horn einen Aussichtspunkt auf 1333 m u M direkt uber dem Tobel 13 Der schwierige Weg durch die Schlucht der vom Verein Groupement du sentier de la Combe Grede in Villeret unterhalten wird ist nur im Sommer geoffnet 2023 kam eine Person wahrend der Unterhaltsarbeiten am Gebirgspfad ums Leben 14 Im Jahr 2000 zeichnete der Verein Berner Wanderwege die vorbildliche Pflege des Felsenwegs mit dem Goldenen Wegweiser aus Schutzgebiete Bearbeiten nbsp NaturwaldreservatDer obere Abschnitt der Schlucht Combe Grede und ihre weitere Umgebung mit einer Flache von etwa 700 Hektaren sind seit 1932 als altestes Naturschutz und Jagdbanngebiet des Kantons Bern geschutzt Ein Jahr zuvor war die Vereinigung Parc jurassien de la Combe Grede gegrundet worden um mit der Hilfe des Schweizerischen Bundes fur Naturschutz die Naturlandschaft und die stark durch Pflanzenjager gefahrdeten seltenen Arten zu erhalten 1948 erweiterte der Kanton das geschutzte Gebiet um eine Flache im Sudwesten bis zur Grenze zum Kanton Neuenburg wo es an das neuenburgische Schutzgebiet Combe Biosse anstosst 15 16 Eine neue kantonale Schutzverfugung uber die Landschaft Combe Grede datiert vom 27 September 1957 1972 stellte die Forstdirektion des Kantons Bern die an das Schutzgebiet Combe Grede angrenzende Wald und Weideflache Paturage de la Cote deutsch Weidegebiet am Berghang ebenfalls unter Schutz 17 Das gesamte Reservat erstreckt sich uber eine Flache von fast zwolf Quadratkilometern in den Gemeinden Villeret Cormoret und Saint Imier 18 Es ist in der Weltdatenbank geschutzter Gebiete WDPA unter der Nummer 31030 aufgefuhrt 19 Das Tobel liegt im Parc regional Chasseral und im Landschaftsschutzgebiet Chasseral das im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmaler von nationaler Bedeutung aufgefuhrt ist BLN Objekt 1002 Der sudliche Teil der Schlucht liegt in einem Schutzgebiet von Pro Natura Eine Flache von 96 Hektaren am Berghang mit einem Teil der Schlucht ist seit 1982 ein kantonales Waldreservat Reserve forestiere integrale de la Combe Grede St Jean WDPA Nummer 555692421 dessen Landschaft Flora und Fauna seither in mehreren wissenschaftlichen Forschungprojekten untersucht wurden Die Forstdirektion des Kantons Bern hat um 2003 dargelegt wie das Schutzgebiet Combe Grede um zusatzliche Waldflachen erweitert werden konnte 20 Flora und Fauna Bearbeiten nbsp Feuchter WaldDie Naturlandschaft der Combe Grede ist eine Insel der Biodiversitat im Berner Jura Der tief in die nordliche Bergflanke eingeschnittene Talkessel weist Felsmassive mit unterschiedlicher Exposition von schattigen Bereichen an den hohen Felskopfen bis zu sonnigen Sudhangen auf die deshalb von verschiedenen Pflanzengemeinschaften besiedelt sind Seit dem Berner Gelehrten Albrecht von Haller 1708 1777 haben viele Botaniker die Vegetation des Chasseral mit ihren zahlreichen seltenen Pflanzen beschrieben 21 Im oberen Teil des Schutzgebiets Combe Grede befinden sich auf den trockenen Vegetationsflachen Waldtypen wie der Blaugras Buchenwald Verband Seslerio Fagetum die seltene Kiefernwaldgesellschaft Coronillo Pinetum und eine Kalkfels Pionierflur Verband Drabo Seslerion Die Paturage de la Cote ist einer der wenigen eiszeitlichen Reliktstandorte der Fohre im Sankt Immertal 22 Der Buchenwald von Saint Jean oberhalb der Schlucht ist als Musterflache in das von der ETH Zurich durchgefuhrte Programm des Waldmonitorings in der Schweiz aufgenommen worden mit dem die Entwicklung des Baumbestands und der Biodiversitat in den Naturwaldreservaten beobachtet wird 23 24 Die Felsenbirne die Mehlbeere und der Gift Wacholder wachsen auf den Felsvorsprungen wo in Grasbandern auch Gebirgspflanzen wie das Alpenmassliebchen der Milchweisse Mannsschild der Blaue Eisenhut Spierstraucher Nabelmieren Enziane der Echte Baldrian das Narzissen Windroschen und der Gelbe Frauenschuh gedeihen Im unteren Abschnitt des Tals steht am Wildbach ein feuchter Schluchtwald Verband Aceri Fraxinetum mit Buchen Eschen und Ahornen in welchem sich Farne so der Berg Blasenfarn Barlauch und andere Pflanzen wie der Rundblattrige Steinbrech ausgebreitet haben Auf einigen Flachen kommt die Pflanzengemeinschaft des Hirschzungen Ahornwaldes vor Bis zum 19 Jahrhundert wurden die Walder in der Schlucht und der Umgebung mit Kahlschlagen fur die Produktion von Holzkohle als Rohstoff fur die Eisenwerke im Jura ausgebeutet zuletzt noch im Auftrag der Von Roll schen Eisenwerke Auf eine gezielte Aufforstung durften die heute vorhandenen Bestande von Fichten Ahornen und Ulmen in diesem Teil der Landschaft zuruckgehen 25 Die Nutzung des Waldes im unteren Talabschnitt dauerte bis 1969 an als ein schweres Hochwasser den Zufahrtsweg bei Villeret zerstorte 26 nbsp Alpen AnemoneAuch im Weidegebiet bei der Pre aux Auges kommen alpine Reliktarten vor Dazu gehoren Krokusse das Gold Fingerkraut Milzkrauter Turkenbundlilien der Zweiblattrige Blaustern der Alpenrachen die Alpen Wiesenraute der Alpen Blasenfarn das seltene Holunder Knabenkraut das Alpen Weidenroschen und Trollblumen Die wertvollen Trockenwiesen im Gebiet Petit Chasseral Metairie de Saint Jean sind im Bundesinventar der Trockenwiesen und weiden von nationaler Bedeutung verzeichnet 27 Auf den Bergwiesen des Petit Chasseral und den Felsen der Combe Grede ist die Alpen Anemone zu finden 28 Die Schlucht und ihre Umgebung bieten ein Habitat fur das Reh Gamsen Wanderfalken das Murmeltier und das Auerhuhn 29 und liegen in Revieren des Steinadlers und des Luchses 30 Ab 1987 erfolgten Revierkartierungen der Vogel im Naturwaldreservat wobei 28 Vogelarten registriert wurden 31 In den hohen Felsformationen bruteten wahrend der Bestandesaufnahme der Hausrotschwanz und der Mauerlaufer Literatur BearbeitenKarl Adolf Laubscher Parc jurassien Naturschutzgebiet Combe Grede Chasseral La Chaux de Fonds 1955 Charles Krahenbuhl Le Parc jurassien de la Combe Grede Chasseral Historique geologie et flore suivi du catalogue des mammiferes des oiseaux des papillons et des plantes cryptogames cryptogames vasculaires et phanerogames In Actes de la Societe jurassienne d emulation 65 1961 Andre Bourquin Le parc jurassien de la Combe Grede In Journal forestier suisse Organe de la Societe Forestiere Suisse 90 Jg 1939 S 72 79 Urs Schaffner Die Avifauna des Naturwaldreservates Combe Grede Berner Jura In Der Ornithologische Beobachter 87 Jg 1990 S 107 129 D Forter Naturwaldreservat Combe Grede Information zur Durchfuhrung wissenschaftlicher Untersuchungen Bern 1986 Bruno Kagi Vegetationskartierung des Naturwaldreservates Combe Grede BE Bern 1985 Max Moor Die Fagion Gesellschaften Buchen Tannen Buchen und Ahornwalder im Schweizer Jura Bern 1952 Beitrage zur geobotanischen Landesaufnahme der Schweiz Bd 31 Urs Schaffner Les oiseaux de la Combe Grede In Coup d oeil sur la Combe Grede et Chasseral Saint Imier 1992 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Combe Grede Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Combe Grede Villeret auf chronologie jurassienne ch Naturschutzgebiet Combe Grede auf pronatura ch Landschaftschutzgebiet Chasseral BLN Objekt 1002 Waldreservate in und bei der Schlucht Combe Grede auf dem Geoportal von Swisstopo Naturschutzgebiet Combe Grede auf j3l ch Groupement du sentier de la Combe Grede auf villeret ch Von der Combe Biosse zur Combe Grede auf srfcdn chEinzelnachweise Bearbeiten Schreibweise Combe Grede Landeskarte der Schweiz Roger Chatelain L origine du nom de La Combe Grede In Les interets de nos regions Bulletin de l Association pour la defense des interets jurassiens 52 Jg 1981 S 107 109 Eintrag im Topographischen Atlas der Schweiz vom Anfang des 20 Jahrhunderts Jurg Aufranc u a Atlas geologique de la Suisse Feuille 1125 Chasseral Notice explicative Bern 2017 Michel Guelat Geologique du Parc Jurassien de la Combe Grede In Coup d oeil sur la Combe Grede et Chasseral Saint Imier 1992 Joelle von Ballmoos Le Chasseral Un manuel de geo a ciel ouvert Universitat de Lausanne Faculte des Lettres Faculte des Geosciences et Environnement Lausanne 2008 S 31 Verlauf des Wildbachs Le Bez auf dem Geoportal des Kantons Bern Combe Grede Villeret auf chronologie jurassienne ch abgerufen am 2 August 2023 Combe Grede Schluchtwanderung auf den Chasseral auf wandersite ch abgerufen am 2 August 2023 Chemin de la Combe Grede Route 427 auf der Karte von SchweizMobil abgerufen am 3 August 2023 ViaBerna Route 38 auf der Karte von SchweizMobil abgerufen am 3 August 2023 Das Naturschutzgebiet Combe Grede auf erlebnis geologie ch abgerufen am 2 August 2023 Kartenausschnitt auf schweizmobil ch 57 Jahriger in Schlucht abgesturzt und verstorben In Berner Zeitung 23 April 2023 Naturschutzkommission des Kantons Bern Bericht fur die Jahre 1947 und 1948 In Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern 6 Jg 1949 S 169 Territoires proteges auf ne ch abgerufen am 3 August 2023 Neue und revidierte Naturschutzgebiete In Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern 40 Jg 1983 S 21 23 Verzeichnis der Naturschutzgebiete des Kantons Bern Amt fur Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern 2016 Schutzgebiet Combe Grede auf protectedplanet net Plan forestier regional Vallon de Saint Imier 2003 2018 Office des forets du canton de Berne Division forestiere 8 Tavannes 2003 S 30 Maurice Thiebaud La flore de Chasseral Ses elements alpins In Les Alpes 1957 Neue und revidierte Naturschutzgebiete In Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern 40 Jg 1983 S 21 23 Peter Brang u a Monitoringkonzept fur Naturwaldreservate in der Schweiz Eidgenossiche Forschungsanstalt fur Wald Schnee und Landschaft und ETH Zurich Zurich 2008 Charles Krahenbuhl La foret de Saint Jean Chasseral Une foret du Haut Jura constituee en reserve totale Situation historique geologique et flore In Actes de la Societe jurassienne d emulation 64 Jg 1960 S 153 178 Urs Schaffner Die Avifauna des Naturwaldreservates Combe Grede Berner Jura In Der Ornithologische Beobachter 87 Jg 1990 S 111 Renaud Baumgartner Claude Wenger Foret ouragan et gibier a l image de la Combe Grede In Schweizerische Zeitschrift fur Forstwesen 144 Jg 1993 S 617 625 Objektblatt Petit Chasseral im Bundesinventar der Trockenwiesen und weiden von nationaler Bedeutung Maurice Thiebaud La flore de Chasseral Ses elements alpins In Les Alpes 1957 Renaud Baumgartner Claude Wenger Foret ouragan et gibier a l image de la Combe Grede In Schweizerische Zeitschrift fur Forstwesen 144 Jg 1993 S 617 625 Une biodiversite a preserver auf grandchasseral ch abgerufen am 5 August 2023 Urs Schaffner Die Avifauna des Naturwaldreservates Combe Grede Berner Jura In Der Ornithologische Beobachter 87 Jg 1990 S 114 47 14109 7 03285 Koordinaten 47 8 27 9 N 7 1 58 3 O CH1903 569219 221204 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