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Claus Heim haufig auch falschlich Klaus Heim geschrieben 24 Marz 1884 in St Annen Dithmarschen 1 Januar 1968 auf seinem Hof in Dithmarschen war ein deutscher Landwirt und politischer Aktivist Heim war neben Wilhelm Hamkens der bedeutendste Fuhrer der schleswig holsteinischen Landvolkbewegung Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1884 bis 1923 1 2 Ruckkehr nach Deutschland und Fuhrer der Landvolkbewegung 1 3 Prozess Haft und Freilassung 1930 bis 1932 1 4 Spatere Jahre 1933 bis 1968 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Jahre 1884 bis 1923 Bearbeiten Claus Heim entstammte einem alten Dithmarscher Bauerngeschlecht den Russebullingern einem Zusammenschluss mehrerer Familien Nach dem Schulbesuch durchlief er eine landwirtschaftliche Ausbildung Anschliessend ging er zunachst auf Wanderschaft nach Danemark Danach bewirtschaftete er zeitweise einen Teil des vaterlichen Hofes in St Annen Osterfeld zwischen Lunden und Friedrichstadt den er gepachtet hatte 1909 wanderte er aufgrund von Unstimmigkeiten mit seiner Familie nach Sudamerika aus In Paraguay erwarb er gemeinsam mit einem Kompagnon eine Estancia auf der er Rinder zuchtete die er gegen Burgerkriegstruppen verteidigen musste Beim Beginn des Ersten Weltkriegs an dem er als Offizier teilnahm hielt er sich gerade zu Besuch in Europa auf Nach dem Krieg kehrte Heim nach Paraguay zuruck jedoch war die Estancia nun vollig verschuldet Ruckkehr nach Deutschland und Fuhrer der Landvolkbewegung Bearbeiten 1923 kehrte Heim nach Deutschland zuruck Er ubernahm nun den 120 Hektar grossen Hof seiner Eltern in Osterfeld Zur Entschuldung des Betriebes musste er 1927 rund 40 Hektar der Anlage verkaufen Es wird angenommen dass dieses Ereignis zu seiner politischen Radikalisierung beitrug Um die Jahreswende 1927 1928 begann Heim der bereits Mitglied des Stahlhelm war 1 sich verstarkt politisch zu betatigen Er gehorte zu den Initiatoren der Bauerndemonstrationen die am 28 Januar 1928 in ganz Schleswig Holstein stattfanden Allein in Heide Holstein demonstrierten mehr als 14 000 Landwirte dort trat Claus Heim selbst erstmals offentlichkeitswirksam in Erscheinung Als unpratentiose und energische Personlichkeit avancierte er in der Folgezeit neben dem Landwirt Wilhelm Hamkens aus Tetenbull zum wichtigsten Fuhrer und zur Identifikationsfigur der sogenannten Landvolkbewegung die vor dem Hintergrund der Agrarkrise der zweiten Halfte der 1920er Jahre und befeuert durch die allmahlich anbrechende allgemeine Wirtschaftskrise raschen Zulauf fand Ein Zeitgenosse beschrieb Heim fur diese Zeit folgendermassen Er war in jeder Beziehung eine imponierende Personlichkeit ein Mann von ein Meter neunzig Grosse breitschultrig mit einem kantigen Kopf und einer ruhigen bedachtsamen aber bestimmten Redeweise Imponierend noch in seinen Absonderlichkeiten so war er fest von einer ihm zugefallenen Sendung uberzeugt Ein Urahn von ihm hatte in den Kampfen der Dithmarschen Bauern gegen die feudale Unterdruckung im Mittelalter eine herausragende Rolle gespielt und Heim erklarte in ihm sei dieser Urahn der auch Claus hiess wieder erschienen und deshalb sei ihm die fuhrende Rolle in der Landvolkbewegung zugefallen 2 Heim vertrat zu dieser Zeit eine Mischung aus sozialrevolutionaren und volkischen Vorstellungen Historisch stellte er sich wie die gesamte Landvolkbewegung in die Tradition der Bauernkriege des 16 Jahrhunderts So griff man auf die schwarze Fahne der Bauernkriege als das Symbol des Landvolks zuruck mit dem man sich gegen Pfandungen und rucksichtslose Steuereintreibungen bei Bauern wandte Wahrend Hamkens der als brillanter Redner galt fur den gemassigten Flugel der Landvolkbewegung stand der die Strategie verfolgte die politische Unzufriedenheit der Bauern durch Protest und zivilen Ungehorsam zum Ausdruck zu bringen wurde Heim zur Symbolfigur fur radikale Methoden und politisch motivierte Gewaltakte Im September 1928 verkundete Heim offentlich in der Regionalzeitung Heider Anzeiger dass er den bestehenden Staat ablehne und deshalb keine Steuern mehr zahlen wurde Von heute ab zahle ich keine Steuern mehr und forderte seine Standesgenossen auf es ihm gleichzutun 3 Bei der norddeutschen Bauernschaft fand er mit dieser Forderung starke Resonanz Den Staat der Weimarer Republik lehnte Heim dabei unumwunden als ein politisches System das den freien Bauern vernichten will ab Am 19 November 1928 verhinderten uber 200 Bauern die Pfandung von zwei Ochsen in Beidenfleth die zwangsversteigert werden sollten um die ruckstandigen Gemeindesteuern des Besitzers zu bezahlen Aus Solidaritat lehnten die Viehmarkte in Hamburg und Altona den Verkauf von gepfandetem Vieh ab Die Boykottbewegung der Bauern gegen die Zwangsversteigerung von Vieh und Hofen gipfelte schliesslich in einer Serie aus dreizehn Sprengstoffanschlagen die Heim und seine Anhanger in der Zeit von Mai bis September 1929 auf staatliche Gebaude verubten Diese Anschlage die wohl vor allem demonstrativ gemeint waren richteten erhebliche Sachschaden an waren aber darauf angelegt niemanden zu toten oder zu verletzen Anschlagsziele waren unter anderem Landratsamter Dienstwohnungen von Beamten und sogar die Redaktionsraume einer der Landvolkbewegung kritisch gegenuberstehenden Zeitung Betroffen waren unter anderem die Stadte Rendsburg Niebull Schleswig Itzehoe Luneburg und Neumunster Hinzu kam der sogenannte Tumult von Neumunster vom 1 August 1929 anlasslich der Haftentlassung von Wilhelm Hamkens der wegen seiner Aktivitaten in der Landvolkbewegung zu einer Gefangnisstrafe verurteilt worden war Wegen des rabiaten Vorgehens der Polizei bei dem Tumult wurde die Stadt Neumunster ein Jahr lang von den Bauern boykottiert Am 1 September 1929 wurde Heim durch die Unvorsichtigkeit eines seiner Komplizen gefasst Ausser ihm wurden noch mehr als dreissig weitere Vertreter des radikalen terroristischen Flugels der Landvolkbewegung in Haft genommen Prozess Haft und Freilassung 1930 bis 1932 Bearbeiten Vom 26 August bis 31 Oktober 1930 wurde gegen Heim und einige Mittater im sogenannten Grossen Bombenlegerprozess von Altona verhandelt Der Prozess in dem die Angeklagten sich demonstrativ unkooperativ verhielten Heim weigerte sich im Gerichtssaal auch nur ein Wort zu sprechen endete am 31 Oktober 1930 mit der Verurteilung Heims zu einer siebenjahrigen Zuchthausstrafe Er erhielt unter den insgesamt 14 Angeklagten zusammen mit Herbert Volck die hochste Strafe Da das Gericht Heim als Uberzeugungstater mit honorigen und selbstlosen Grundmotiven ansah und er bestrebt war Todesopfer zu vermeiden fiel das Strafmass verhaltnismassig milde aus Auch wahrend der Haft verhielt sich Heim weiterhin dem System gegenuber unkooperativ Er habe so ein Beobachter den Fanatismus des Revolutionars besessen der im Kerker des Feindes die Richtigkeit seiner Idee nur bestatigt gesehen habe 4 Ihre Solidaritat mit dem Gefangenen Heim bekundete vor allem die jeweilige Parteipresse der radikal staatsfeindlichen Parteien NSDAP und KPD Eine kritische Beurteilung des Haftlings formulierte dagegen Kurt Tucholsky in seinem Aufsatz Anstaltsgemeinschaft der am 19 Januar 1932 in der Weltbuhne unter dem Pseudonym Ignaz Wrobel erschien 1931 wurde Heim in das Zuchthaus Celle verlegt Dort unterbreitete die NSDAP ihm das Angebot bei den nachsten Reichstagswahlen ihr Spitzenkandidat im Wahlkreis Schleswig Holstein zu werden Im Falle einer Wahl hatte er als Reichstagsabgeordneter Schutz vor Strafverfolgung genossen und augenblicklich auf freien Fuss gesetzt werden mussen Heim wies dieses Angebot jedoch schroff zuruck Richard Scheringer berichtete Heim habe den Emissaren erklart Lieber gehe ich ins Zuchthaus als fur Euch in den Reichstag Mit ein Motiv fur Heims Ablehnung des Erbietens durfte eine Belohnung gewesen sein die Hitler seinerzeit als die Bombenanschlage der Gruppe um Heim der NSDAP zur Last gelegt wurden auf die Ergreifung der Tater ausgesetzt hatte Hinzu kam dass Heim Hitler so Scheringer als Schwatzer ablehnte vor dem er warnte 5 Eine ihm angebotene Begnadigung die an sein Ehrenwort auf Gewaltverzicht gebunden war lehnte Heim ebenfalls ab Stattdessen wurde Anfang 1932 auf Initiative von Bruno Ernst Buchrucker das sogenannte Claus Heim Komitee gegrundet das sich fur seine Freilassung einsetzte Diesem gehorten unter anderem die Bruder Ernst und Bruno von Salomon die beide ebenfalls in der Landvolkbewegung aktiv gewesen waren Ernst Junger Ernst Niekisch die Schwarze Front um Otto Strasser und die Anhanger von Walther Stennes an 6 Ernst Niekisch versuchte anfangs aussichtsreich den inhaftierten Claus Heim als Kandidaten eines Konsortiums nationalrevolutionarer Gruppen fur die Wahl des Reichsprasidenten 1932 zu gewinnen und wurde bei diesem Vorhaben von Otto Strasser Karl Otto Paetel und Erich Ludendorff dem Bund Oberland dem Wehrwolf und weiteren Gruppen unterstutzt Im Auftrag der KPD die durch Heim eine Schwachung ihres Kandidaten Ernst Thalmann furchtete gelang es Bodo Uhse die Unterstutzergruppe zu spalten Heim zog daraufhin seine Bereitschaft zu Kandidatur zuruck 7 Im September 1932 wurde Heim nach knapp drei Jahren Haft aufgrund eines Amnestiebegehrens des Preussischen Landtages zugunsten der Mitglieder der Landvolkbewegung das mit einer Mehrheit der Stimmen von NSDAP DNVP und KPD angenommen wurde auf freien Fuss gesetzt Er versuchte mit seiner Zeitung Dusenduwelswarf die Landvolkbewegung wieder zu aktivieren zog sich 1933 nach dem Zeitungsverbot aber auf seinen Hof zuruck In der Presse und in Kreisen von Arbeitern und Bauern wurde Heim trotzdem noch bis in die fruhe NS Zeit als politisch aussichtsreicher Mann gehandelt Alfred Kantorowicz schrieb 8 Der Freikorpsfuhrer Heimsoth der Rebell Ernst von Salomon der Bauernfuhrer Klaus Heim stehen noch im Lager des Ubergangs aber die Tendenz ihrer letzten Entscheidung ist schon unzweifelhaft Sie und tausende sind heute Avantgardisten Das Signal ist durch sie gegeben worden und die letzte Entscheidung der Millionenmassen die noch zogern noch verwirrt ihnen eines Tages folgen werden kann nicht anderes heissen als proletarische Revolution Kantorowicz Soziale und nationale Befreiung Literarische Welt 6 Januar 1933 Karl Otto Paetel forderte noch 1933 im Nationalbolschewistischen Manifest die Formierung einer neuen Partei mit Ernst Niekisch und Heim an der Spitze Spatere Jahre 1933 bis 1968 Bearbeiten Bereits 1933 wurde Heim von der Staatspolizei als langsam wieder unbequem eingestuft 1939 liess der Gauleiter von Schleswig Holstein Heim verhaften Nur durch die Intervention seines Schwagers eines einflussreichen NSDAP Mitgliedes entging er dem Abtransport in ein Konzentrationslager Heim hatte sich wie auch verschiedene andere Landvolkaktivisten durch unverhohlene Ablehnung bei den Nationalsozialisten unbeliebt gemacht Nach dem Krieg trat Heim nur noch selten offentlich in Erscheinung so 1955 bei der Beerdigung Hamkens bei der er die Grabrede hielt Seine von einem Dritten uberarbeiteten Erinnerungen wurden in der Zeitschrift Bauernruf zwischen dem 26 November 1965 und dem 5 August 1966 veroffentlicht 9 Heim starb am Neujahrstag des Jahres 1968 Literatur BearbeitenAutorenkollektiv Bauern und Bomben Claus Heim in der schleswig holsteinischen Landvolkbewegung In Autonomie Materialien gegen die Fabrikgesellschaft Heft 12 1978 S 46 73 10 Uwe Danker Astrid Schwabe Claus Heim ein bauerlicher Bombenleger In Schleswig Holstein und der Nationalsozialismus Neumunster 2005 S 14 Markus Kiel Herr Landrat keine Bange Sie leben nicht mehr lange Die Landvolkbewegung auf Eiderstedt und in Dithmarschen 1928 1931 Eine Zusammenfassung anlasslich des 65 Todestages von Wilhelm Hamkens In Dor ist wat in de klock herausgegeben von der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft Stadt und Kirchspiel Garding HAG Heft 33 2020 Klaus J Lorenzen Schmidt Drei Briefe des Bauerngenerals Claus Heim aus der Untersuchungshaft 1929 30 In Jahrbuch Demokratische Geschichte Bd 15 1 Juni 2008 PDF Online Datei 526 kB mit einem Literaturuberblick und einer Einfuhrung in Heims politische Tatigkeit in der Weimarer Republik Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Uwe Danker Astrid Schwabe Schleswig Holstein und der Nationalsozialismus Neumunster 2005 S 14 Herbert Cruger Ein alter Mann erzahlt Lebensbericht eines Kommunisten GNN Verlag Schkeuditz 1998 ISBN 3 932725 49 2 S 107 Hans Hermann Wiebe Schleswig Holstein unter dem Hakenkreuz 1984 S 47 Herbert Blank Adolf Hitler Wilhelm III 1931 S 51 Richard Scheringer Das grosse Los Unter Soldaten Bauern und Rebellen 1979 S 173 Patrick Moreau Nationalsozialismus von links 1984 S 115 sowie Otto Ernst Schuddekopf Linke Leute von rechts Nationalbolschewismus in Deutschland von 1918 bis 1933 Stuttgart Kohlhammer 1960 S 311 Otto Ernst Schuddekopf Linke Leute von rechts Nationalbolschewismus in Deutschland von 1918 bis 1933 Stuttgart Kohlhammer 1960 S 310 f Auch bei Wolfgang Gruner Ein Schicksal das ich mit sehr vielen anderen geteilt habe Alfred Kantorowicz Sein Leben und seine Zeit von 1899 bis 1935 Kassel university press 2006 S 239 Volltext Heimsoth steht fur Karl Gunther Heimsoth Drei Briefe des Bauerngenerals Claus Heim aus der Untersuchungshaft 1929 30 mitgeteilt von Klaus J Lorenzen Schmidt in Jahrbuch Demokratische Geschichte Bd 15 1 Juni 2008 Anmerkung 2 Das Autonomie Autorenkollektiv hatte Einsicht in folgende graue Literatur Claus Heim Lebenswogen Unveroffentlichtes Manuskript im Nachlass Familienbesitz und Claus Heim Unter den Sprengstoffattentatern Unveroffentlichtes Manuskript im Nachlass Familienbesitz Diesen Zugriff hatte auch die Heim Enkelin Susanne Heim fur ihre unveroffentlichte Diplomarbeit Die Landvolkbewegung in Schleswig Holstein 1928 29 Eine Analyse ihrer soziookonomischen Entstehungsbedingungen Wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Diplompolitologin Universitat Hamburg 1980 Normdaten Person GND 123636639 lobid OGND AKS VIAF 69840454 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heim ClausALTERNATIVNAMEN Heim KlausKURZBESCHREIBUNG deutscher Landwirt und politischer AktivistGEBURTSDATUM 24 Marz 1884GEBURTSORT St Annen DithmarschenSTERBEDATUM 1 Januar 1968STERBEORT Dithmarschen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Claus Heim amp oldid 237409049