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Die Zuckmucken Chironomidae auch bekannt als Tanzmucken oder Schwarmmucken sind eine Familie der Zweiflugler Diptera und gehoren zu den Mucken Nematocera Weltweit leben etwa 5000 Arten dieser Tiergruppe etwa 570 Arten sind aus Deutschland bekannt Es handelt sich dabei um meist sehr kleine bis mittelgrosse Mucken mit Korperlangen zwischen zwei und 14 Millimetern ZuckmuckenChironomus plumosusSystematikKlasse Insekten Insecta Ordnung Zweiflugler Diptera Unterordnung Mucken Nematocera Teilordnung Stechmuckenartige Culicomorpha Uberfamilie ChironomoideaFamilie ZuckmuckenWissenschaftlicher NameChironomidaeNewman 1834UnterfamilienAenneinae Buchonomyiinae Chilenomyiinae Chironominae Diamesinae Orthocladiinae Podonominae Prodiamesinae Tanypodinae Telmatogetoninae UsambaromyiinaeDie Zuckmucken sind weltweit verbreitet und kommen sogar in Extremlebensraumen vor in denen andere Insekten nicht leben So findet man die Vertreter der Gattung Clunio auf den Ozeanen und die Art Belgica antarctica dauerhaft auf dem antarktischen Kontinent Durch das massenhafte Auftreten haben Zuckmucken eine grosse Bedeutung in der Nahrungskette Zuckmuckenlarven stellen die Hauptnahrung vieler Fische dar Ausgewachsene Zuckmucken werden von vielen Vogeln als Grundnahrung fur die Aufzucht ihrer Jungen genutzt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale der Zuckmucken 2 Lebensweise der Zuckmucken 3 Larvalentwicklung 3 1 Die Larven 3 2 Die Puppen 4 Besonderheiten bei den Meeresarten der Gattung Clunio 4 1 Verbreitungsstrategie 5 Fossile Belege 6 Arten Auswahl 7 Siehe auch 8 Einzelnachweise 9 Literatur 10 WeblinksMerkmale der Zuckmucken BearbeitenWie die Stechmucken Culicidae sind auch die Zuckmucken weichhautig und filigran gebaut Die Mundwerkzeuge sind zum Stechen und Blutsaugen nicht geeignet bei vielen Arten sind sie auch ganzlich ruckgebildet Die Antennen sind in Wirteln behaart so dass sie gut zur Aufnahme von Schwingungen geeignet sind Diese werden an das johnstonsche Organ geleitet und dort verarbeitet Die Brust ist hochgewolbt die Flugel sind meistens sehr gut ausgebildet Sie konnen jedoch auch bei einem oder bei beiden Geschlechtern mehr oder weniger stark zuruckgebildet sein etwa bei der Gattung Clunio Lebensweise der Zuckmucken Bearbeiten nbsp nbsp nbsp Die meisten Arten der Zuckmucken ernahren sich von Nektar und Honigtau Die Lebensdauer der Imagines betragt allerdings hochstens einige Tage Ihren Namen verdanken die Zuckmucken der Eigenschaft dass sie auch in Ruhe immer zuckende Bewegungen der frei nach vorn gerichteten Vorderbeine durchfuhren xeironomos Gestikulierer Dirigent Die Bedeutung dieser Zuckungen ist unbekannt Die Flugel werden in Ruhe dachartig auf den Korper gelegt Die meisten Zuckmucken bilden grosse Schwarme zur Partnerfindung sogenannte Tanzschwarme die bei Massenvorkommen an Rauchschwaden erinnern konnen Ein Ausrucken der Feuerwehr aufgrund dieser Schwarme ist mehrfach belegt Die Schwarme bestehen vorwiegend bei manchen Arten auch ausschliesslich aus Mannchen und treten artspezifisch zu bestimmten Tageszeiten und vorwiegend bei Windstille oder nur schwachem Wind auf In den Tanzschwarmen steigen die Mannchen immer wieder auf und ab Die artspezifische Frequenz des Flugelschlags fuhrt zu einem Summton der Weibchen der gleichen Art anlockt Diese werden im Flug ergriffen und begattet Auch ein gleichzeitiges Schwarmen verschiedener Arten kommt vor das fuhrt aber wegen der unterschiedlichen Frequenz innerhalb der Schwarme nicht zu einer Vermischung der Arten zumal sie sich in unterschiedlicher Hohe uber dem Boden aufhalten Die Partnerfindung innerhalb des Schwarms ist bislang nicht aufgeklart Die Auswahl des Ortes ist ebenfalls teilweise nicht geklart bei manchen Sumpfarten wirken jedoch Methangase anlockend und schwarminduzierend Eine Wasseroberflache wird aufgrund des polarisierten Lichtes erkannt Die Flughohe einer Zuckmucke bzw eines Schwarms ist im Allgemeinen abhangig von der jeweiligen Art von der Hohe des Aufenthaltsortes uber Meeresspiegel vom Wetter Luftdruck der Temperatur und den Lichtverhaltnissen Bei warmem windstillem Wetter mit leichter Bewolkung ohne starke direkte Sonneneinstrahlung kann von einigen Arten eine grosse Flughohe erreicht werden denn sie benutzen auch thermische Aufwinde und konnen so an manchen Orten in Hohen von uber 100 m uber Boden gelangen Bei kuhler windiger oder gar regnerischer Witterung fliegen viele Zuckmucken wenn uberhaupt nur kurze Distanzen und verbleiben eher in Bodennahe Deshalb gelten bestimmte Zuckmucken als wirbellose Wetterfeen nach denen die Schwalben ihre Flughohe anpassen da sie sich zum Grossteil von Zuckmucken ernahren Die Isolierung der Arten gegeneinander erfolgt haufig durch jahreszeitlich verschiedenes Auftreten der Imagines So konnten am Ploner See jahreszeitliche Vorkommen registriert werden nach denen die Tiere klassifiziert werden konnen Zu den Vorfruhlingsarten Marz April gehoren demnach Chaetocladius und Trissocladius grandis die Fruhlingsarten April Mai bilden Stietochironomus crassiforceps und Microtendipes pedellus Die Sommerarten Juni bis August bilden Psectrocladius sordidellus und viele andere Arten hierbei handelt es sich um die Hauptschlupfzeit der Zuckmucken Als ausgesprochene Herbstart September Oktober wurde Chironomus plumosus eingestuft Zur Fortpflanzung fliegen die Weibchen wahrscheinlich optisch geleitet einen Mannchenschwarm an woraufhin es zu starker Erregung der Mannchen kommt Bei einigen Arten wird das Weibchen von oben kommend von einem Mannchen mit den Vorderbeinen gegriffen die Kopulation beginnt bereits in der Luft und wird dann meist am Boden vollendet Auch dieses Verhalten ist artspezifisch bei anderen Arten erfolgt auch die gesamte Kopulation im Flug bei wieder anderen geht sie nur auf dem Substrat vonstatten Haufig fliegen Weibchen wahllos in einen Schwarm einer anderen Art die artgerechte Kopulation wird allerdings dadurch gesichert dass die Fortpflanzungsorgane arttypisch nach dem Schlussel Schloss Prinzip aufeinander abgestimmt sind Wie bei den meisten Zweifluglern wird das Sperma in Form einer Spermatophore ubertragen Die Weibchen beginnen mit der Eiablage sofort nach der Kopulation bei einigen Arten kommt auch Parthenogenese vor Die Eier werden meistens in der Dammerung oder in der Nacht abgelegt und die Ablage erfolgt artspezifisch unterschiedlich Bei Chironomus plumosus und Chironomus anthracinus werden die Eiballen uber der freien Wasserflache abgeworfen die Larven entwickeln sich in den sauerstoffarmen Tiefenschichten der Gewasser Bei anderen Arten werden die Eiballen an irgendwelche Gegenstande am Wasserspiegel angeheftet oder am Ufer von stehenden oder fliessenden Gewassern abgelegt Manchmal erfolgt die Eiablage auch auf feuchtem Substrat ausserhalb des Wassers Durch das starke Aufquellen der Gallerthulle der Eier bilden sich typische Eiballen aus die ein Vertrocknen auch bei Trockenfallen verhindern Zuckmuckeneier nbsp Zuckmuckenlaich nbsp Der gleiche Laich wie im vorigen Bild 5 Tage spater Viele Larven sind bereits geschlupft nbsp Eier aufgenommen mit Dunkelfeldmikroskopie nbsp Ausschnitt aus vorherigem Bild mit hoherer Auflosung Die Ausdehnung des Keimstreifs ist deutlich zu erkennen Larvalentwicklung BearbeitenDie Larven Bearbeiten Die Larven der Zuckmucken sind im Habitus recht gleichformig gebaut Es handelt sich um durchweg schlanke wurmformige Larven mit Kopfkapsel eucephal Arttypisch unterschiedlich sind die Mundwerkzeuge vor allem die Bezahnung des Labiums und der kraftigen Mandibeln Entsprechend werden vor allem diese zur Bestimmung genutzt Der Korper besteht aus drei Brust und neun Hinterleibssegmenten und tragt am ersten Brustsegment ein Paar Stummelfusse Am letzten Segment sitzt ein Nachschieber der wie die Stummelfusse mit Hakchen und Borsten besetzt sein kann bei Arten in Gebirgsbachen sogar zusatzlich einen medianen Saugnapf tragt Die Stummelfusschen und der Nachschieber ermoglichen eine relativ schnelle Fortbewegung auf dem Substrat Die Atmung erfolgt uber die Haut die Tracheen sind immer geschlossen Bei einigen besonders in sauerstoffarmen Gewassern lebenden Arten wird die Atmung durch fadige Tubuli am Hinterleib erganzt Rund um den After konnen ausserdem Analpapillen zur Osmoregulation ausgebildet sein Um die Atmung zu unterstutzen fuhren die Larven regelmassig schlangelnde Bewegungen aus die einen Wasserstrom um den Korper erzeugen Besonders Arten in sauerstoffarmen Gewassern sind ausserdem meist rot gefarbt da sie zum Transport von Sauerstoff in ihrer Hamolymphe auch Hamoglobin benutzen und so noch effektiver im Wasser gelosten Sauerstoff aufnehmen konnen Einige Arten wie etwa Chironomus riparius kommen phasenweise auch vollkommen ohne Sauerstoff aus Anaerobiose Aufgrund der sehr unterschiedlichen Lebensweise werden die Zuckmuckenlarven entsprechend ihrem Lebensraum in zwei Hauptgruppen aufgeteilt die Wasserbewohner aquatische Larven und die Bodenbewohner terrestrische Larven Die weitaus grosste Anzahl der Zuckmuckenlarven lebt im Wasser und viele Arten zeigen dabei eine erstaunliche Anpassungsfahigkeit gegenuber den Umweltbedingungen dieses Lebensraumes So kann man sie sowohl im Susswasser als auch in Salzwasser mit bis zu 37 Salzgehalt finden ausserdem an Ufern in der Tiefe von Seen in Gletscherseen in Thermen mit bis zu 51 C warmem Wasser in Mineralquellen sowie in winzigen Wasseransammlungen in Blattachseln von Pflanzen Phytotelmata Manche Larven ertragen langeres Eintrocknen oder Einfrieren durch die Einlagerung von Glycerin in die Hamolymphe Wasserlebende Zuckmuckenlarven nbsp Die Anhange am Hinterende links sind hier gut zu erkennen nbsp Kopf und Vorderkorper nbsp Zuckmuckenlarve mit Hamoglobin im Blut nbsp Diese Larve ist etwa 1 cm lang der Kopf ist rechts Ausschnitte zeigen Hinterendes des gleichen Tiers Diese Larve bewegte sich schlangelnd frei schwebend im Wasser Zuckmuckenlarven leben meistens im Substrat am Boden oder im Aufwuchs von Steinen und Pflanzen im Wasser Aufgrund ihres manchmal massenhaften Vorkommens spielen sie eine wesentliche Rolle als Ernahrungsgrundlage fur rauberische Arthropoden Krebstiere Wassermilben und Wasserinsekten und auch fur Fische Sehr viele Arten leben in selbst gebauten Gespinsten wobei die Faden in den Speicheldrusen gebildet werden Oft sind diese Rohren wie bei den Kocherfliegenlarven Trichoptera mit Substratelementen besetzt oder durch Skelett Faden versteift Die Larven von Lithotanytarsus emarginatus leben oft massenhaft in kalkreichen Gebirgsbachen in Rohren die durch die Tatigkeit Kalk absondernder Algen mit Kalk inkrustiert sind Chironomiden Tuff Aquatische Zuckmuckenlarven leben meistens von Abbaustoffen im Wasser und von Algen Diese bekommen sie durch Beweidung des Substrates haufig Kieselalgen oft jedoch auch durch Einsatz ihres Gespinstes als Fangnetz in dem sich Schwebstoffe verfangen Dieses Gespinst wird dann etwa alle zwei Minuten mitsamt Inhalt verspeist und neu erzeugt Einige Psectrocladius Arten fressen Fadenalgen der Gattung Spirogyra die Larven von Cricotopus brevipalpis leben als Minierer in den Schwimmblattern von Potamogeton Arten Cricotopus trifasciatus Larven leben als Halbminierer an der Oberflache verschiedener Wasserpflanzen Parachironomus tenuicaudatus frisst die leeren Puppenhullen von Chironomus Arten Tanypus Arten und nahe Verwandte leben sogar als Rauber und jagen andere Insektenlarven Viele Zuckmuckenlarven leben auf anderen im Wasser vorkommenden Insektenlarven beispielsweise auf denen der Eintagsfliegen Libellen Steinfliegen Kocherfliegen Grossflugler oder Zweiflugler Die interspezifische Wechselbeziehungen reichen dabei von Phoresie uber Symbiose bis zu Parasitismus Symbiocladius rhitrogenae setzt sich unter die Flugelscheiden von Eintagsfliegenlarven Ephemeroptera saugt dort die Hamolymphe des Wirtes und verpuppt sich auch dort Zwei Nanocladius Arten parasitieren Steinfliegen der Art Pteronarcys biloba 2 Andere Arten lassen sich von den Steinfliegenlarven 3 nur herumtragen um zu reichhaltigen Nahrungsquellen zu gelangen 4 Zuckmuckenlarven konnen auch auf oder in Schnecken Muscheln Korallen oder Schwammen leben 5 Die Larven der Gattungen Xenochironomus 6 und Oukuriella 7 besiedeln Susswasserschwamme und fressen sich durch das Schwammgewebe Die Larve von Parachironomus varus baut ein Gehause auf den Hausern der Quellblasenschnecke Physa fontinalis und ernahrt sich vom Gewebe der Schnecke Sie kann auch die Offnung verspinnen und damit die Schnecke toten Bei dieser okologischen Vielgestaltigkeit ist es verstandlich dass etwa in einem Bach nebeneinander uber hundert Chironomiden Arten als Larven vorkommen konnen Im Boden und in anderen terrestrischen Lebensraumen leben ausschliesslich Arten der Unterfamilie Orthocladiinae die allerdings auch aquatisch sein konnen Kennzeichnend fur diese Arten sind verkurzte Antennen eine teilweise Ruckbildung der Stummelfusschen und der Nachschieber zu harten Wulsten Die Tiere haben unterschiedliche Feuchtigkeitsanspruche Viele Arten leben in feuchten gelegentlich sogar uberschwemmten Moospolstern wie etwa Pseudosmittia virgo und Bryophaenocladius subvernalis Paraphaenocladius impensus findet sich an Spulsaumen und in Uferwiesen trockene Moospolster in Dachern oder Ritzen im Strassenpflaster bevorzugt Bryophaenocladius muscicola und Pseudosmittia und Parasmittia Arten finden sich in humusreichem Wiesen und Waldboden Camptocladius stercorarius schliesslich lebt als Koprophage in weichem Dung Die Nahrung dieser Arten besteht aus organischen Teilchen verschiedener Art untermischt mit Sandkornchen Der Ubergang zum Landleben ist bei den Zuckmuckenarten sicherlich mehrfach erfolgt da die dort zu findenden Arten nicht naher miteinander verwandt sind Bei Pseudosmittia ruttneri kann eine sekundare Ruckkehr ins Wasser angenommen werden da alle anderen Arten der Gattung landlebend sind Die Puppen Bearbeiten Die Puppen der Zuckmucken sind ebenfalls ziemlich gleichartig gebaut Die Verpuppung erfolgt immer nach vier Stadien Sie besitzen meist Hornchen als Atmungsorgane an der Brust Prothorakalhorner Diese fehlen bei einigen Arten ganz vor allem bei Bewohnern von sauerstoffreichem Wasser oder den im Meerwasser lebenden Clunio Arten sowie bei vielen terrestrischen Arten Aufgrund der Lebensweise unterscheidet man die Puppen in frei bewegliche Formen und Gehausepuppen Die frei beweglichen Puppen besitzen Atemhorner mit offener Verbindung zum Tracheensystem Sie hangen sich zum Atmen an die Wasseroberflache und lassen sich bei Storung purzelnd in die Tiefe fallen Als Schwimmorgan dient ein Haarfacher am letzten Hinterleibssegment Zu diesen Formen gehoren vor allem die Angehorigen der Unterfamilie Tanypodinae Bei den Puppen die in Gehausen leben sind die Atemhornchen einfach oder wie Tracheenkiemen gefingert gegen das Tracheensystem sind sie immer verschlossen Die Verpuppung erfolgt in der mehr oder weniger modifizierten Wohnrohre der Larve wobei diese oft verkurzt und etwas erweitert wird Bei manchen Arten ist sie zur Verpuppung mit einem siebartigen Deckel versehen der das Atemwasser durchlasst Die Wasserzufuhr erfolgt durch rhythmische Schwingungen des Hinterleibes Die Puppe verlasst vor dem Schlupfen der Imago das Gehause unterstutzt durch die Bewegung des Hinterleibsendes und wird mit dem Wasser ans Ufer getragen Bei stehenden Gewassern schwimmt sie aktiv mit Hilfe des Schwimmfachers an die Oberflache oder steigt passiv durch eine Luftansammlung zwischen Puppenhaut und Imago auf Die Imago schlupft innerhalb weniger Sekunden und fliegt davon Bei den terrestrischen Puppen gibt es keinerlei Schwierigkeiten beim Schlupf Die Arten schlupfen zu unterschiedlichen Tageszeiten So schlupft etwa Chironomus thummi wahrend des Tages Chironomus plumosus erst am Abend Bei den meisten Arten der Zuckmucken gibt es nur eine Generation im Jahr wobei die langste Zeit auf das Larvenstadium entfallt und sowohl das Puppen als auch das Imagostadium nur wenige Tage ausmachen Die Uberwinterung erfolgt als Larve Besonderheiten bei den Meeresarten der Gattung Clunio BearbeitenDie Arten der Gattung Clunio und einige nahe verwandte Arten entwickeln sich im Meerwasser so etwa die Art Clunio marinus welche an der europaischen Atlantikkuste zu finden ist Die Wohnrohren der Larven befinden sich auf Fels oder Sandboden der unteren Gezeitenzone Die Weibchen der Arten sind durchweg ungeflugelt die Mannchen tragen bei den meisten Arten gut entwickelte Flugel es gibt jedoch auch solche mit verkummerten oder gar keinen Flugeln Die Mannchen besitzen ausserdem grosse Genitalzangen mit denen das Weibchen gegriffen und herumgeschleppt wird Dabei wird es haufig noch aus der Puppenhulle gezerrt Das Weibchen kann jedoch auch allein schlupfen ausser bei Clunio aquilonius aus Japan Die Fortpflanzung kann allerdings nur in der Zeitspanne innerhalb der ersten zwei Stunden nach dem Schlupfen aus der Puppenhulle erfolgen Das Treffen wird dadurch gewahrleistet dass alle Imagines nur an den Tagen unmittelbar nach Voll beziehungsweise Neumond zur Zeit des Niedrigwassers schlupfen dabei die Mannchen etwas fruher als die Weibchen Die Schlupfzeit wird dabei von sogenannten biologischen Uhren gesteuert Im Rahmen der Erforschung dieser biologischen Uhren wurde unter anderem auch das Genom von Clunio marinus sequenziert 8 Bei Clunio aquilonius Tokun sucht das Mannchen auf der Wasseroberflache gleitend eine weibliche Puppe auf die sich nur mit Hilfe des Mannchens zur Imago hauten kann Dies beruhrt die Puppe mit den Vorderfussen die Puppenhaut platzt vorn oben auf und wird nun in wenigen Sekunden vom Mannchen mit den Hinterfussen und Genitalzangen nach hinten gestreift Direkt anschliessend erfolgt die Begattung und die Eiablage das Weibchen stirbt auf dem Gelege Verbreitungsstrategie Bearbeiten Erwachsene Schwarmmucken selbst konnen zwar fliegen haben jedoch nur einen kleinen Flugradius von etwa einem Kilometer Die Flugel verlieren sie nach einer gewissen Zeit wieder Den Radius erweitern sie gehorig indem sie als Larven im Darm von Zugvogeln mitfliegen um neue Lebensraume erschliessen zu konnen Das haben Forscher der Biologischen Station in Donana bei der Untersuchung der Exkremente von Uferschnepfen in einem Marschgebiet Schwemmland in Andalusien entdeckt Die Uferschnepfe ernahrt sich bevorzugt von Muckenlarven und ist ein Zugvogel Auf dem Weg nach Suden und zuruck rastet die Schnepfe in Marschgebieten Im Brackwasser oder Salzwasser der Marschgebiete leben wiederum die Larven der Schwarmmucke Chironomus salinarius sie sind deshalb tolerant gegen wechselnden Salzgehalt in ihrer Umgebung Die Forscher fanden Larven in der Halfte der Fakalienproben der Vogel welche den Weg durch den Verdauungstrakt der Vogel unbeschadet uberstanden haben Auf diese Weise gelangen die Larven unabhangig von der Jahreszeit in Gebiete welche ihnen ansonsten nicht zuganglich waren Fossile Belege BearbeitenDer alteste sichere Beleg fossiler Zuckmucken geht auf einen Fund aus triassischer Lagerstatte Rhaetium auf den Britischen Inseln zuruck 9 In erster Linie sind Fossilien dieser Familie aber als Einschlusse in Bernstein bekannt und konnen in Funden aus fast allen bedeutenden Bernsteinlagerstatten nachgewiesen werden Die altesten Belege gehen auf die Untere Kreide zuruck ca 130 Mio Jahre Libanon Bernstein die jungsten auf Dominikanischen Bernstein Unteres Miozan bis Eozan 25 bis 40 Mio Jahre Die meisten fossilen Zuckmucken stammen aus dem eozanen Baltischen Bernstein 40 bis 50 Mio Jahre In einigen bedeutenden Sammlungen organischer Einschlusse in Baltischem Bernstein machen die Chironomidae einen Anteil bis zu 45 aller Nematocera aus 10 11 Besonders erwahnenswert ist der Fund einer weiblichen Kriebelmucke im Baltischen Bernstein die sich mit einer Zuckmucke in copula befindet Die Fuhler der mannlichen Zuckmucke waren offenbar von Nematoden befallen so dass der erwahlte Geschlechtspartner nicht mehr exakt erkannt werden konnte 12 Arten Auswahl BearbeitenBelgica antarctica Chironomus plumosus Chironomus riparius Microtendipes pedellus Polypedilum vanderplankiSiehe auch BearbeitenQuellenmilbeEinzelnachweise Bearbeiten Norbert Becker Paul Glaser Hermann Magin Biologische Stechmuckenbekampfung am Oberrhein Festschrift 20 Jahre Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekampfung der Schnakenplage 1996 ISBN 3 00 000584 6 S 58 Yasue Inoue Chiharu Komori Tadashi Kobayashi Natsuko Kondo Ryuhei Ueno Kenzi Takamura Nanocladius Plecopteracoluthus shigaensis sp nov Chironomidae Orthocladiinae whose larvae are phoretic on nymphs of stoneflies Plecoptera from Japan In Zootaxa 3931 4 Marz 2015 S 551 567 A W Steffan Larval phoresis of Chironomidae on Perlidae In Nature 213 1997 S 846 847 doi 10 1038 213846a0 A W Steffan Plecopteracoluthus downesi gen et sp nov Diptera Chironomidae a species whose larvae live phoretically on larvae of Plecoptera In Canadian Entomologist 97 1995 S 1323 1344 doi 10 4039 Ent971323 12 F O Roque S Trivinho Strixino M Jancso E N Fragoso Records of Chironomidae larvae living on other aquatic animals in Brazil In Biota Neotropica 4 2 2004 S 1 9 F O Roque S Trivinho Strixino Xenochironomus ceciliae Diptera Chironomidae a new chironomid species inhabiting freshwater sponges in Brazil In Hydrobiologia 534 2005 S 231 238 F O Roque S Trivinho Strixino S R M Couceiro N Hamada C Volkmer Ribeiro M C Messias Species of Oukuriella Epler Diptera Chironomidae inside freshwater sponges in Brazil In Revista Brasileira de Entomologia 48 2 2004 S 291 292 doi 10 1590 S0085 56262004000200020 Tobias S Kaiser Birgit Poehn David Szkiba Marco Preussner Fritz J Sedlazeck The genomic basis of circadian and circalunar timing adaptations in a midge In Nature doi 10 1038 nature20151 nature com Krzeminski amp Jarzembowski Aenne triassica sp n the oldest representative of the family Chironomidae Insecta Diptera In Polskie Pismo Entomologiczne Band 68 Gdynia 1999 S 445 449 George O Poinar Jr Life in Amber Stanford University Press Stanford Cal 1992 ISBN 0 8047 2001 0 Wolfgang Weitschat Wilfried Wichard Atlas der Pflanzen und Tiere im Baltischen Bernstein Pfeil Verlag Munchen 1998 ISBN 3 931516 45 8 Friedhelm Eichmann Aus dem Leben im Bernsteinwald In Arbeitskreis Palaontologie Hannover Hannover 2003 Literatur BearbeitenK Honomichl H Bellmann Biologie und Okologie der Insekten CD Rom Gustav Fischer Stuttgart 1994 Heiko Leuchs Verhaltensaktivitaten und Pumpleistungen von Chironomuslarven Diptera Nematocera in Abhangigkeit von Temperatur und Sauerstoffangebot Koln 1985 DNB 850752183 Dissertation Universitat Koln 1985 69 Seiten Heiko Leuchs Dietrich Neumann Das Verhalten von Chironomus Larven Pumpen Fressen Ruhen und dessen Konsequenzen fur den Wasseraustausch zwischen Sediment und Freiwasser In Verhandlungen der deutschen Zoologischen Gesellschaft 78 1985 S 323 D R Oliver Life history of Chironomidae In Ann Rev Ent 16 1971 S 211 230 L C V Pinder Biology of freshwater Chironomidae In Ann Rev Entomol 31 1986 S 1 23 R Schwind Reflexions Polarisation Ein Signal zur Erkennung des Habitats fur hydrophile Insekten In Verhandlungen der deutschen Zoologischen Gesellschaft 85 1 1992 S 42 C Wesenberg Lund Biologie der Susswasserinsekten Berlin 1943 W Wichard W Arens G Eisenbeis Atlas zur Biologie der Wasserinsekten Stuttgart 1994 F Lenz Schwalbenflug Mucken und Wetter In Mikrokosmos 43 Jahrg 5 1954 S 97 99 R Rohrig H J Beug R Trettin P Morgenstern Subfossil chironomid assemblages as paleoenvironmental indicators in Lake Faulersee Germany In Studia quaternaria 21 2004 S 117 112 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zuckmucken Chironomidae Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien The Chironomid Homepage www wissenschaft de Wie Zuckmucken zu kostenlosen Langstreckenflugen kommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zuckmucken amp oldid 237661243