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William Adolf Carl Sternheim 1 kurz auch Karl oder Carl Sternheim 2 1 April 1878 in Leipzig 1 3 November 1942 in Brussel war ein deutscher Dramatiker und Autor von Erzahlungen und Gedichten In seinen Werken griff er besonders die Moralvorstellungen des Burgertums der Wilhelminischen Zeit an Carl Sternheim Portrat von Ernst Ludwig Kirchner Lithografie 1918Carl Sternheim um 1921 Foto von Franz Grainer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Studium 1 2 Leben als Schriftsteller 1 3 Tod 1 4 Kinder 2 Werk 2 1 Charakteristik 2 2 Werke Auswahl 2 3 Rezeption 2 4 Auszeichnung 3 Dokumente 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Studium Bearbeiten Wilhelm Adolf Carl Sternheim war der Sohn des judischen Bankiers Borsenmaklers und Zeitungsverlegers Carl Jakob Sternheim 1852 1918 und seiner Frau Rosa Maria Flora Sternheim geb Francke 1856 1908 Seine Bruder waren der Filmproduzent Julius Sternheim sowie Felix Sternheim 1882 1946 er hatte ausserdem noch drei Schwestern Maria 1879 1922 3 Gertrude Jeanette 1880 1958 verheiratete Jeaffreson und Edith Lea 1883 1957 verheiratete Bing Sein Onkel war der Journalist Schriftsteller und spatere Direktor des Berliner Belle Alliance Theaters Hermann Sternheim 1849 1916 Carl Sternheim wuchs in Hannover und Berlin auf 1897 1902 studierte er Philosophie Psychologie und Rechtswissenschaften an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen sowie in Gottingen und Leipzig ohne Abschluss Leben als Schriftsteller Bearbeiten Ab 1900 lebte und arbeitete Sternheim als freier Schriftsteller zunachst in Weimar Dort heiratete er 1900 Eugenie Hauth die Tochter des Dusseldorfer Weingutbesitzers und Weingrosshandlers Eduard Hauth 1845 1901 1901 wurde der Sohn Carlhans geboren 1906 wurde die Ehe geschieden In zweiter Ehe war er ab 1907 mit Thea Sternheim geb Bauer verheiratet Mit ihr hatte er die Tochter Dorothea Elisabeth 1905 1954 und den Sohn Klaus Franz Nikolaus 1908 1946 Thea Tochter eines vermogenden Fabrikanten ermoglichte ihrem Mann Carl im Jahr 1908 den Bau der Villa Bellemaison in Hollriegelskreuth bei Munchen mit einem eigenen Theater wo seine Stucke aufgefuhrt werden konnten Sternheim verkehrte hier mit Kunstlern wie Mechtilde Lichnowsky Max Reinhardt und Frank Wedekind dessen Tochter er spater heiratete und baute eine Kunstsammlung auf Ab 1908 gab er gemeinsam mit Franz Blei den ersten Jahrgang der Zeitschrift Hyperion heraus Zu seinem Freundeskreis zahlten Gottfried Benn Carl Einstein Franz Pfemfert Walther Rathenau Ernst Stadler Hugo von Tschudi Fritz von Unruh Ivo Puhonny Conrad Felixmuller und Otto Vrieslander 1912 zog Sternheim nach Belgien und begab sich wahrend der Kriegsjahre bei Oskar Kohnstamm in arztliche Behandlung 1918 war Sternheim in St Moritz und Uttwil wo er in der Villa Sternheim wohnte Diese gehorte fruher Henry van de Velde und nach Sternheim Emanuel Stickelberger Spater zog Walter Kern in die Villa ein 4 1927 wurde die Ehe mit Thea geschieden Zeitweise stand Sternheim dem Kreis um die expressionistische Zeitschrift Die Aktion nahe Seine Werke waren in der Zeit des Nationalsozialismus verboten Von 1930 bis 1934 war er mit Pamela Wedekind verheiratet Ab 1935 lebte er mit Henriette Carbonara im Exil in Belgien 1936 publizierte er seine Memoiren unter dem Titel Vorkriegseuropa im Gleichnis meines Lebens Erscheinungsort Amsterdam Tod Bearbeiten nbsp Grabstatte von Carl Sternheim und Marcel Hastir in IxellesNach jahrelangen nervlichen und psychischen Leiden starb Carl Sternheim einsam und vergessen 5 am 3 November 1942 im besetzten Brussel in Ixelles Elsene 6 an den Folgen einer Lungenentzundung Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof von Ixelles Elsene sudlich von Brussel 1983 wurde letztmals eine Verlegung des Grabes innerhalb des Friedhofs vorgenommen 7 2011 wurde sein Freund Marcel Hastir 1906 2011 im selben Grab beigesetzt Kinder Bearbeiten Aus der ersten Ehe 1900 1906 mit Eugenie geb Hauth ging ein Sohn hervor Carlhans Sternheim 1901 1944 Er wurde im Dezember 1944 wegen einer flapsigen Bemerkung uber Hitler im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet 8 Aus der Verbindung mit Thea Sternheim geb Bauer zweite Ehe ab 1907 Scheidung 1927 gingen zwei Kinder hervor Die Tochter Dorothea Elisabeth genannt Mopsa wurde bereits 1905 geboren und bekam zunachst den Nachnamen Lowenstein von ihrem Stiefvater Arthur Lowenstein bei dem sie bis 1912 aufwuchs Sie starb 1954 in Paris 9 Der Sohn Klaus Franz Nikolaus Sternheim 1908 1946 starb in Mexiko Die dritte Ehe 1930 1934 mit Pamela Wedekind und die nachfolgende Verbindung mit Henriette Carbonara blieben kinderlos Werk BearbeitenSternheim war ein sehr produktiver Schriftsteller Neben einer grossen Anzahl von Dramen stehen Novellen Streitschriften und der zweibandige Roman Europa Charakteristik Bearbeiten Sternheims Theaterstucke sind eine bissige Satire auf das Burgertum der wilhelminischen Zeit Auf den zweiten Blick erscheinen die widerlichen egoistischen auf Standesdunkel bedachten Burger als wirkliche Helden auf den dritten Blick sind diese fiesen Subjekte dem Untergang geweiht Nach Sternheims Uberzeugung ist jedem Menschen eine eigene unverwechselbare Natur gegeben die ihn von jedem anderen unterscheidet Die Bestimmung des Einzelnen aber ist es diese Eigenart zu leben allgemeine Normen haben keine Gultigkeit Sternheim schreibt gegen die Unterjochung und Uniformierung des Einzelnen in gesellschaftlichen Zwangen durch Bewusstmachung der Besonderheit des Individuums Eine Besonderheit der Stucke Sternheims ist deren Sprache im Telegrammstil die 1985 von Valerie Hennecke analysiert und mit der anderer Expressionisten verglichen wurde 10 Werke Auswahl Bearbeiten nbsp Seite aus Sternheims Manuskript zum Drama Das leidende Weib1898 verfasste Sternheim sein erstes Drama die Komodie Der Heiland online Internet Archive die jedoch nicht aufgefuhrt wurde Zyklus Aus dem burgerlichen Heldenleben 1908 1923 Die Hose Urauffuhrung 1911 in Berlin 1927 von Hans Behrendt verfilmt siehe Die Hose Film Die Kassette Der Snob online Internet Archive 1913 online Internet Archive Das Fossil Don Juan Tragodie 1909 online Internet Archive Urauffuhrung 1912 in Berlin Burger Schippel 1913 Ausgabe 1920 online Internet Archive Das leidende Weib Drama nach Friedrich Maximilian Klinger Insel Verlag Leipzig 1915 online Internet Archive Tabula rasa Schauspiel 1916 online Internet Archive Die Marquise von Arcis Schauspiel nach Diderot Urauffuhrung 1919 in Frankfurt Main online Internet Archive Der Nebbich Lustspiel 1922 Chronik von des zwanzigsten Jahrhunderts Beginn Erzahlungen 1918 Bd 1 online Internet Archive Europa Roman 1919 1920 Vorkriegseuropa im Gleichnis meines Lebens Erinnerungen 1936 11 Weitere Werke siehe Fussnote 12 Rezeption Bearbeiten Sternheims Person und sein Werk waren von Anfang an umstritten 1911 wurde in Berlin Sternheims burgerliches Lustspiel Die Hose uraufgefuhrt Es wurde vom Publikum begeistert aufgenommen aber vom Polizeiprasidenten wegen der Unsittlichkeit dass eine Burgerin auf offener Strasse die Unterhose verliert verboten 1912 als Die Kassette in Munchen Premiere hatte gab es unter den Zuschauern handgreifliches Pro und Contra Die Schauspieler wurden auf der Buhne in das Handgemenge verwickelt und mit harten Gegenstanden beworfen der eiserne Vorhang musste fallen und Munchen hatte einen Theaterskandal Im April 1912 beendete Carl Sternheim eine Komodie unter dem Titel O Taler weit O Hohn die dann in Burger Schippel 1913 einer der grossten Erfolge des Dichters wurde Zur Zeit der Weimarer Republik oft gespielt im Dritten Reich verfemt erlebten seine Stucke in den 1970er Jahren an deutschen Buhnen eine Wiedergeburt Die Figur des Theophil Marder in Klaus Manns Roman Mephisto 1936 tragt Zuge Sternheims Seine Ehe mit Pamela Wedekind tritt dort in Gestalt der Ehe von Marder mit Nicoletta von Niebuhr auf Auszeichnung Bearbeiten 1915 erhielt Sternheim fur die drei Novellen Busekow Napoleon und Schuhlin den Theodor Fontane Preis Den mit der Auszeichnung verbundenen Geldbetrag leitete er an den damals noch weitgehend unbekannten Franz Kafka weiter 13 Dokumente BearbeitenGottfried Benn Thea Sternheim Briefwechsel und Aufzeichnungen Mit Briefen und Tagebuchauszugen Mopsa Sternheims Herausgegeben von Thomas Ehrsam Wallstein Gottingen 2004 ISBN 3 89244 714 4 Thea Sternheim Tagebucher 1903 1971 5 Bande Herausgegeben von Thomas Ehrsam und Regula Wyss Wallstein Gottingen 2011 ISBN 978 3 8353 0748 3 Kurt Wolff Autoren Bucher Abenteuer Betrachtungen und Erinnerungen eines Verlegers Wagenbach Berlin 2004 ISBN 3 8031 2488 3 Wagenbachs Taschenbucherei 488 Wilhelm Emrich Manfred Linke Hrsg Carl Sternheim Gesamtwerk Band 10 2 Nachtrage Anmerkungen zu den Banden 1 bis 9 Lebenschronik Neuwied und Darmstadt 1976 Literatur BearbeitenThomas Diecks Sternheim William Adolph Carl Karl In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 301 303 Digitalisat Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 2 Munchen Saur 1983 ISBN 3 598 10089 2 S 1130 Andrea Bambi Auf den ersten Kennerblick hin Die Sammlung Carl und Thea Sternheim in Munchen In Die Moderne und ihre Sammler hrsg von Andrea Pophanken und Felix Billeter Passagen Band 3 Berlin 2001 ISBN 978 3 05 003546 8 S 251 266 Kurt Brautigam Sternheim Burger Schippel in dsb Hg Europaische Komodien dargestellt an Einzelinterpretationen Moritz Diesterweg Frankfurt 1964 S 171 191 Walther Killy Rudolf Vierhaus Hrsg Deutsche Biographische Enzyklopadie Bd 9 S 518 Wilhelm Kosch Deutsches Theater Lexikon Bd 4 S 2335 2340 Monika Melchert Abschied im Adlon Die Geschichte von Thea und Carl Sternheim Verlag fur Berlin Brandenburg Berlin 2013 ISBN 978 3 942476 89 8 W G Sebald Carl Sternheim Kritiker und Opfer der Wilhelminischen Ara W Kohlhammer Stuttgart 1969 Hugo Thielen STERNHEIM 2 Wilhelm Adolf C K arl In Dirk Bottcher Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hugo Thielen Hannoversches Biographisches Lexikon Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2002 ISBN 3 87706 706 9 S 349f Gero von Wilpert Hrsg Lexikon der Weltliteratur Bd 1 Biographisch bibliographisches Handworterbuch nach Autoren und anonymen Werken 3 neubearbeitete Auflage Stuttgart Kroner 1998 ISBN 3 520 80703 3 S 1446f Claus Zittel Ursula Paintner Hrsg Carl Sternheim Revolution der Sprache in Drama und Erzahlwerk Beitrage zur Polnisch Deutschen Carl Sternheim Tagung Olsztyn Dezember 2009 Jahrbuch fur Internationale Germanistik 115 Peter Lang Bern 2013 ISBN 978 3 0343 1351 3 Henning Rischbieter Sternheims Eltern 1885 Hohe Zeit der Bourgeoisie in ders Hannoversches Lesebuch oder Was in und uber Hannover geschrieben gedruckt und gelesen wurde Bd II 1 Auflage 1850 1950 Velber Friedrich Verlag S 106 ff Weitere Sekundarliteratur siehe Fussnote 14 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Carl Sternheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Carl Sternheim Quellen und Volltexte Literatur von und uber Carl Sternheim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Carl Sternheim in der Deutschen Digitalen Bibliothek Carl Sternheim im Literaturportal Bayern Projekt der Bayerischen Staatsbibliothek Werke von Carl Sternheim im Projekt Gutenberg DE Carl Sternheim Lebensdaten und Werke lehrer uni karlsruhe d Carl Sternheim Gesellschaft e V Frankfurt am Main W G Sebald zu Carl Sternheim Maren Gottschalk 03 11 1857 Geburtstag von Carl Sternheim WDR ZeitZeichen vom 3 November 2012 Podcast Einzelnachweise Bearbeiten a b Henning Rischbieter Sternheims Eltern 1885 Hohe Zeit der Bourgeoisie in ders Hannoversches Lesebuch oder Was in und uber Hannover geschrieben gedruckt und gelesen wurde Bd II 1 Auflage 1850 1950 Velber Friedrich Verlag S 106ff Hugo Thielen Sternheim 2 William Adolf C K arl In Hannoversches Biographisches Lexikon S 349f Maria Sternheim heiratete den Architekten Gustav von Cube sie hatten zwei Kinder Urs Oskar Keller Ein Weltmann in der Provinz St Galler Tagblatt 14 Oktober 2013 abgerufen am 21 Marz 2020 Carl Sternheim Munzinger Biographie Abgerufen am 1 Januar 2020 Akten der Friedhofsverwaltung Ixelles Bd 1942 als letzter Wohnort verzeichnet ist Rue Emmanuel Van Driessche 52 Ixelles Akten der Friedhofsverwaltung Ixelles Bd 1942 Anatol Regnier Wir Nachgeborenen Kinder beruhmter Eltern C H Beck 2014 Mopsa Sternheim fembio org Valerie Hennecke Die Sprache in den Lustspielen Carl Sternheims Dissertation Universitat zu Koln 1985 Auszug Ein hannoversches Elternhaus zu wilhelminischen Zeiten mit Anmerkungen vom Literaturhaus Hannover Quelle Gesamtwerk Herausgegeben von Wilhelm Emrich ab Bd 8 unter Mitarbeit von Manfred Linke Luchterhand Neuwied Berlin 1963 ff Bd 10 I S 172 180 Carl Sternheim Werke lehrer uni karlsruhe de Manfred Linke Sternheim Reinbek 1979 S 118 Sekundarliteratur zu Sternheim carl sternheim gesellschaft deNormdaten Person GND 118617958 lobid OGND AKS LCCN n50023975 VIAF 2477240 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sternheim CarlALTERNATIVNAMEN Sternheim Wilhelm Adolf Carl Sternheim Wilhelm Adolf Karl Sternheim KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher Dramatiker und SchriftstellerGEBURTSDATUM 1 April 1878GEBURTSORT LeipzigSTERBEDATUM 3 November 1942STERBEORT Brussel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl Sternheim amp oldid 236997179