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Die Burg Chateauneuf en Auxois franzosisch Chateau de Chateaufneuf en Auxois kurz auch nur Burg Chateauneuf genannt ist eine Spornburg im gleichnamigen Ort des franzosischen Departements Cote d Or Die Anlage steht auf dem Plateau eines 475 Meter hohen Felsens rund einen Kilometer ostlich des Canal de Bourgogne und uberragt die Landschaft des Auxois Sie gilt als eines der besten Beispiele fur burgundische Militararchitektur des Spatmittelalters und diente zur Sicherung der umliegende Ebene sowie der Strasse von Dijon nach Autun 1 Ostliche Ansicht der Burg ChateauneufDie um 1175 errichtete Burg wurde im Laufe des 13 bis 15 Jahrhunderts immer wieder verandert und ausgebaut bis sie schliesslich im 18 Jahrhundert ihre heutige Gestalt besass Ihre Besitzer stammten zum Teil aus den machtigsten Familien Frankreichs z B den Adelsgeschlechtern Pot Montmorency oder Vienne Seit Anfang 2008 befindet sich die Burg im Eigentum des Regionalrats von Burgund franzosisch Conseil regional de Bourgogne und steht seit dem 10 Dezember 1894 als Monument historique unter Denkmalschutz 2 3 Sie kann taglich ausser montags entgeltlich besichtigt werden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAuf Veranlassung Jean de Chaudenays von dessen eigener etwas sudlicher gelegener Burg heute nur noch Ruinen existieren wurde in der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts ein Teil von seiner Seigneurie abgetrennt Dieser Teil wurde Chateauneuf benannt und an seinen jungeren Sohn Jean gegeben Zuvor hatte der Vater fur ihn aber noch eine erste einfache Burg am heutigen Ort errichtet die als castrum novum bezeichnet wurde 3 Dabei handelte es sich um einen fast quadratischen Wohnturm aus Stein den sein Sohn um 1175 bezog Er nannte sich fortan Jean de Chateaufneuf Pierre I de Chateauneuf erweiterte den bestehenden Bau in der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts um eine Ringmauer und einen Halsgraben zum Schutz gegen englische Truppen die im Zuge des Hundertjahrigen Kriegs durch Burgund zogen Die kleine Anlage nahm damit etwa den nordlichen bis zum heutigen Tor reichenden Burgbereich ein 4 Sein Enkel Simon de Chateauneuf und dessen Sohn Poincot vergrosserten den Burghof nach Sudosten um einen etwa quadratischen Bereich und umgaben die gesamte Burganlage mit einer neuen Ringmauer 5 Um 1420 liess Guy ot de Chateauneuf sudlich an den Wohnturm ein kleines Logis im Stil der Spatgotik anbauen Seine Tochter Catherine war die letzte ihrer Familie welche die Burganlage bewohnte Sie starb 1465 auf dem Scheiterhaufen weil sie ihren zweiten Mann Jacques d Aussonville vergiftet hatte nbsp Philippe Pot hier eine Abbildung aus dem Wappenbuch des Ordens vom Goldenen Vlies liess die Burg Chateauneuf massgeblich erweitern Herzog Philipp der Gute zog ihren Besitz ein und gab ihn im April 1457 5 seinem Kanzler und spateren Grossseneschall von Burgund Philippe Pot Herr der Burg La Rochepot Dieser nahm diverse Umgestaltungen und Erweiterungen der Burganlage vor Er verstarkte die Ringmauer mit Turmen die alle von schlanken Treppenturmen erschlossen werden Zwei davon bewachen das von ihm neu angelegte Portal im Nordosten Zeitgleich liess Pot ein prachtvolles neues Logis heute Grosses Logis franzosisch Grand Logis genannt an das alte der Chateauneufs anfugen und eine Burgkapelle errichten Letztere wurde 1481 eingeweiht Der Bau eines weiteren Gebaudes das sich im sudlichen Bereich an die ostliche Ringmauer anlehnt komplettierte die Anlage Vermutlich stammt von ihm auch das nur uber eine Zugbrucke erreichbare Tor im Sudosten 3 Nach dem Tod Philippe Pots 1493 erbte sein Bruder Guyot die Burg Dessen Sohn Regnier starb kinderlos sodass der Besitz an seine Schwester Anne Pot kam Sie war seit 1484 mit Guillaume baron de Montmorency verheiratet und brachte die Anlage an diese einflussreiche Familie Die Witwe ihres Sohnes Anne des Connetable von Frankreich schenkte die Burg ihrem drittgeborenen Sohn Charles Dessen militarische Karriere im Dienste Frankreichs brachte es mit sich dass er sich kaum auf seiner Burg aufhielt und sie deshalb von einem Getreuen namens La Villeneuve verwalten liess 5 Dieser konnte sie 1590 wahrend der Hugenottenkriege erfolgreich gegen eine Belagerung durch Jacques Chabot Marquis de Mirebeau verteidigen 6 7 Charles de Montmorency hinterliess den Besitz bei seinem Tod 1612 seiner Nichte Madeleine der einzigen Tochter von Charles Bruder Guillaume de Montmorency seigneur de Thore Aus deren Ehe mit Henri de Luxembourg Herzog von Piney und Furst von Tingry entstammten die zwei Tochter Marguerite Charlotte und Marie Liesse welche die Anlage 1627 fur 66 000 Livres an Charles de Vienne Graf von Commarin verkauften 7 5 Der neue Besitzer liess diverse Raume des Grand Logis entsprechend dem Zeitgeschmack umgestalten und dessen Hoffassade verandern Dazu gehorte zum Beispiel das Einsetzen neuer Fenster und der Umbau des kleinen Portals zu seiner heutigen Gestalt Die Familie de Vienne blieb bis 1767 im Besitz des Anwesens jedoch wurde es lange Zeit nicht regelmassig bewohnt und verfiel allmahlich Wegen finanzieller Probleme verausserte Louis Henri de Vienne die Burg Chateauneuf fur 340 000 Livres an den Pariser Bankier Jean Paris de Montmartel 5 Aber schon 1783 wechselte die Anlage erneut den Besitzer denn die Erben von Jean Paris kinderlos verstorbenem Sohn Armand Paris mussten sie fur 370 000 Livres an Jacques Francois de Damas Marquis von Antigny verkaufen um Armand Paris Schulden begleichen zu konnen 5 Adelaide Louise Zephirine die Erbtochter von Jacques Francois Sohn Charles brachte die Burg durch ihre 1802 geschlossene Ehe mit Charles Francois de Vogue an dessen Familie Im 19 Jahrhundert fand eine erste Restaurierung der Bauten statt Dabei wurde die Vertafelung der Kapelle in das Schloss Commarin transferiert das ebenfalls der Familie Vogue gehorte Ausserdem fand der Einbau einiger spatgotischer Kamine im Grand Logis statt Sie stammten ursprunglich aus dem Schloss von Courcelles les Semur 8 Im Jahr 1902 folgte eine zweite Restaurierung unter Charles Suisse 3 Charles de Vogue schenkte den Besitz im Jahr 1936 dem Staat Der liess dort wahrend des Zweiten Weltkriegs die wichtigsten 912 Exponate aus dem Musee des Beaux Arts von Dijon sowie die wertvollsten Bestande der Dijoner Bibliothek und des Departement Archivs aufbewahren um sie vor Kriegseinwirkungen zu schutzen 9 Seit dem 1 Januar 2008 ist der Regionalrat Burgunds Eigentumer der Burg Er liess seitdem weitere Restaurierungen und Instandsetzungsarbeiten vornehmen Beschreibung Bearbeiten nbsp Grundriss der BurgBurg Chateauneuf en Auxois ist eine der wenigen burgundischen Anlagen die ihre mittelalterlichen Wurzeln bewahren konnten Diese Unverfalschtheit ist sehr selten denn meist wurden Burgen im Burgund wahrend der Renaissance grundlegend verandert oder sogar ganzlich niedergelegt 10 Die Anlage misst in etwa 70 Meter in der Lange und ist bis zu 35 Metern breit 11 Das Ensemble besteht aus einem Wohnturm aus der Zeit um 1175 zwei Logis einer Burgkapelle und einem Torbau die von einer mit Turmen verstarkten Ringmauer umgeben sind Als Baumaterial wurden behauener Kalk und Bruchstein verwendet 3 Die Anlage ist im Norden und Osten durch einen in den Fels gehauenen Halsgraben von der Ortschaft getrennt Uberquert werden konnte dieser einst mittels zweier Zugbrucken die zu den befestigten Eingangen der Burganlage fuhrten Nur eine der beiden Brucken blieb funktionstuchtig erhalten Uber sie ist der Eingang im Nordosten zu erreichen Er wird von zwei massiven viergeschossigen Turmen mit Schiessscharten und hufeisenformigem Grundriss flankiert Ihr Kellergeschoss besitzt ein Kuppelgewolbe Uber dem Torbogen finden sich die Uberreste des steinernen Wappens Philippe Pots das wahrend der Franzosischen Revolution wie alle ubrigen Wappendarstellungen an der Burg gewaltsam zerstort wurde Von dem zweiten Burgeingang im Suden sind nur noch die vermauerte Portaloffnung und die Pfeiler der Zugbrucke erhalten An der ostlichen Aussenseite existieren noch die Maschikulis aus der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts 12 die vom einstigen Wehrgang aus erreichbar waren Im sudostlichen Teil der Burghofs steht die Ruine des sogenannten Logis Philippe Pots franzosisch Logis de Philippe Pot auch Logis d hotes genannt Wahrscheinlich wurde dieses Gebaude in den Wirren der Franzosischen Revolution zerstort 5 Seine Fassade mit gotischem Kielbogen uber der Tur zeigt Ahnlichkeiten zu der des Herzogspalasts von Dijon Eine architektonische Besonderheit ist sein innenliegender Treppenturm Das zweigeschossige Gebaude erhielt 1983 ein neues Dach um die noch erhaltene Bausubstanz zu schutzen Die monumentalen Kamine in seinem Inneren deuten darauf hin dass dieses Gebaude fruher die Burgkuchen beherbergte 5 Der alteste Teil der Burganlage steht in deren nordlichem Zipfel Es handelt sich dabei um den viergeschossigen Wohnturm der von einem Walmdach bedeckt ist Fruher besass lediglich sein oberstes Stockwerk Fenster die ubrigen Etagen wurden nur durch schmale Lichtschlitze beleuchtet Die heutigen Fenster wurden erst in der Zeit des Barocks ausgebrochen 5 Original ist hingegen der noch erhaltene Hocheingang im ersten Geschoss der uber eine Aussentreppe erreichbar ist Als Hauptwohnflugel diente das Grosse Logis im Stil des Flamboyants das sich im Westen an die Ringmauer anlehnt Es besteht aus einem alteren und einem daran im 15 Jahrhundert angefugten neueren Teil Die Nahtstelle der beiden Bauten ist durch einen achteckigen Treppenturm verdeckt dessen reprasentatives Portal durch einen Kielbogen geschmuckt ist Aus diesem Grund steht der Turm auch nicht wie sonst zu seiner Bauzeit ublich mittig vor der Fassade 8 Die profilierten Kreuzstockfenster im Obergeschoss stammen aus dem 17 Jahrhundert Im Erdgeschoss des Grossen Logis befindet sich der Wachensaal franzosisch Salle des gardes auch Grosser Saal franzosisch Grande salle genannt Der Raum mit Balkendecke besitzt einen grossen Kamin aus dem 15 Jahrhundert 7 der fruher das Wappen Philippe Pots trug Erhalten ist an ihm das Motto des Seneschalls Tant L Vault Im Obergeschoss des Logis finden sich vornehmlich Wohnraume deren Mobiliar aus der Zeit der Gotik Renaissance und des 18 Jahrhunderts stammt Ein besonderes Ausstattungsstuck ist die siebenteilige Serie von flamischen Tapisserien die Stationen im Leben Moses zeigen Sudlich schliesst sich dem Grossen Logis eine gotische Kapelle an Sie ist Maria und dem heiligen Johannes geweiht 3 Ihre Wande sind mit Tempera in den Farben der Familie Pot ausgemalt Schwarz und Rot 13 Dazwischen finden sich auf hellen Streifen Fresken mit den Abbildungen von Jesus Christus und der zwolf Apostel Sie werden Pierre Coustain zugeschrieben 14 In der Kapelle ist seit den 1990er Jahren eine Nachbildung des Grabmals Philippe Pots aufgestellt dessen Original aus dem 15 Jahrhundert im Louvre gezeigt wird nbsp Das Grosse Logis samt Treppenturm und altem Logis nbsp Das Logis Philippe Pots nbsp Der Wachensaal im Grossen Logis nbsp Burgkapelle mit der Replik des Grabmals Philippe PotsLiteratur BearbeitenClaude Fregnac Hrsg Merveilles des chateaux de Bourgogne et Franche Comte Hachette Paris 1969 S 98 101 Bernhard Laule Ulrike Laule Heinfried Wischermann Kunstdenkmaler in Burgund Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1991 ISBN 3 534 08440 3 S 378 379 Pierre Quarre Chateauneuf In Francoise Vignier Hrsg Le Guide des Chateaux de France Cote d Or Herme Paris 1985 ISBN 2 86665 015 8 S 51 53 Rolf Toman Hrsg Burgund Kunst Landschaft Architektur Ullmann Konigswinter 2009 ISBN 978 3 8331 4436 3 S 170 171 Giovanni Vedres Schlosser in Burgund Editions du Chene Paris 1943 S 48 50 Francoise Vignier Aimer les chateaux de Bourgogne Ouest France Rennes 1986 ISBN 2 85882 949 7 S 16 Francoise Vignier Le chateau de Chateauneuf en Auxois Editions du Patrimoine Paris 2004 ISBN 2 85822 786 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burg Chateauneuf en Auxois Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Text zur Burg aus dem franzosischen Denkmalinventar in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Ausfuhrliche Geschichte und Fotos franzosisch Die Burg auf der Website der Gemeinde franzosisch Die Burg Chateauneuf auf der Website der Amis de Chateauneuf franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Le Cercle du Patrimoine Hrsg Le guide des chateaux de France Le Cercle du Patrimoine Paris 2007 ISBN 978 2 9700551 0 5 S 225 Pascale Lefort Jacquemin Hrsg Le Petit Fute Cote d Or Nouvelles Editions de l Universite Paris 2010 ISBN 978 2 746928817 S 119 Digitalisat a b c d e f Eintrag zur Burg in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Zugriff am 6 Januar 2020 Rolf Toman Burgund Kunst Landschaft Architektur 2009 S 170 a b c d e f g h i Geschichte der Burg Zugriff am 6 Januar 2020 Informationen zur Burg auf der Website der Amis de Chateauneuf Memento des Originals vom 18 Marz 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www chateauneuf net Zugriff am 6 Januar 2020 a b c Claude Fregnac Merveilles des chateaux de Bourgogne et Franche Comte 1969 S 100 a b Rolf Toman Burgund Kunst Landschaft Architektur 2009 S 171 Sophie Jugie Emmanuel Starcky L art des collections bicentenaire du musee des beaux arts de Dijon Musee des beaux arts de Dijon Dijon 2000 S 333 Thorsten Droste Burgund Kloster Schlosser historische Stadte und die Kultur des Weinbaus im Herzen Frankreichs DuMont Koln 1998 ISBN 3770141660 S 25 Digitalisat Angabe gemass online verfugbarer Katasterkarte Bernhard Laule Ulrike Laule Heinrich Wischermann Kunstdenkmaler in Burgund 1991 S 379 Francoise Vignier Aimer les chateaux de Bourgogne 1986 S 16 Pierre Quarre Chateauneuf 1985 S 52 47 217416666667 4 64 Koordinaten 47 13 2 7 N 4 38 24 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Chateauneuf en Auxois amp oldid 234762277