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Dieser Artikel behandelt eine Malfarbe Zum italienischen Filmkomponisten und Keyboarder siehe Vincenzo Tempera Tempera von lateinisch temperare richtig mischen steht als Kurzwort sowohl fur Temperafarbe 1 als auch fur die Technik der Malerei mit Temperafarben 2 Temperamalerei Unter Temperamalerei versteht man im engeren Sinne das Malen mit Farbaufstrichen deren Bindemittel aus einer Mischung von wassrigen und nicht wassrigen Substanzen besteht die durch einen Emulgator zusammengehalten werden im weiteren Sinne alle Formen der Malerei die ein uberwiegend wassriges Bindemittel besitzen Der Misanthrop Tempera auf Leinwand Pieter Brueghel d A 1568Echte Temperafarben sind als fertige Tubenfarben selten im Handel da sie sehr leicht verderben und nur unter starkem Einsatz von Konservierungsmitteln begrenzt haltbar gemacht werden konnen das gilt besonders fur kasein haltige Tempera Im Normalfall stellt man sich deshalb die Farben aus Pigmenten und einer Emulsion selbst her Inhaltsverzeichnis 1 Arten von Tempera 2 Vorteile 3 Nachteile 4 Historisches 5 Bildergalerie 6 Literaturhinweise 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseArten von Tempera BearbeitenTempera wird nach der Art des wassrigen Emulsionsanteils unterschieden in beispielsweise Kasein Ei Starke oder Wachs Seifentempera In der Kunst wurde und wird uberwiegend die Eitempera oder die Kaseintempera benutzt Diese sind wenig wasserloslich wahrend die Tempera mit einer Gummi arabicum Emulsion Gummi Emulsion loslich ist Als olige Phase kommen trocknende Ole Lein Mohn Walnuss und Sonnenblumenol deren Standole aus diesen hergestellten Lacke Alkydharzlosungen Harzlosungen Terpentine und Wachs zum Einsatz Weitere Zuschlagstoffe die allerdings wegen ihrer maltechnischen Eigenschaften hoch umstritten sind sind zum Beispiel Honig und Seife die dazu dienen die Emulgierbarkeit zu erhohen Eine grundsatzliche Unterscheidung ist die zwischen fetter und magerer Tempera Alle Temperaarten konnen entweder fett oder mager angerieben werden Bei fetter Tempera uberwiegt Ol in der Bindemittelemulsion das heisst winzige wassrige Leimkugelchen schwimmen im Ol Bei der mageren Tempera schwimmen Olkugelchen in wassrigem Leim Nach dem Verdunsten des Wassers der Emulsion bleibt bei fetter Tempera ein Olfilm mit Lochern an den Stellen zuruck an denen das Wasser war Bei magerer Tempera verbleiben kleine Olkugelchen auf dem Bildtrager Malmittel fur fette Tempera ist deshalb auch Ol fur magere Tempera Wasser Temperafarben trocknen im Vergleich zu Olfarben relativ rasch dies aber nur in dem Sinne dass die Farben zwar nach dem raschen Verdunsten des Wassers zum Teil wieder uberarbeitet werden konnen aber wie Olfarben erst langsam abbinden mussen Das nach dem Verdunsten des Wassers zuruckgebliebene Ol muss oxidieren um die Pigmente binden zu konnen Das geschieht schneller als bei Olfarben da die Oberflache des Olnetzes beziehungsweise der Olkugelchen grosser ist als bei dem geschlossenen Olfilm der Olfarben Magere Tempera ist deshalb nach dem Verdunsten des Wassers trocken und weiter uberarbeitbar fette verhalt sich dagegen eher wie Olfarben bleibt also langer nass Vorteile BearbeitenDie Vorteile der Temperamalerei sind die Alterungsbestandigkeit die schnelle Trocknung und dass ohne langere Trocknungsphasen Olmalerei die Farben weiter aufgetragen werden konnen Fruhschwundrisse Craquele die bei Olfarben auftreten konnen sind bei der Temperamalerei selten Der Grund fur die Rissbildung bei Olfarben liegt in der Ausdehnung des Ols wenn es oxidiert Bei Temperafarben bleibt diese Volumenzunahme des Ols folgenlos da das oxidierte Ol sich in die Hohlraume ausdehnt die das verdunstete Wasser zuruckgelassen hat Nachteile BearbeitenDie Nachteile der Temperamalerei liegen darin dass ihre Anwendung vom Maler technisches Wissen und malerische Erfahrung verlangt Bei Eitempera erfolgt der Farbauftrag durch Stricheln und in mehreren Schichten Das ist zeit und arbeitsaufwendig sanfte unmerkliche Farbubergange sind schwer zu erzielen Lediglich die in der russischen Ikonenmalerei bekannte Plaw Technik fur die Farbubergange in Gesichtern erlaubt feine und unmerkliche Schattierungen beeinflusst von den optischen Ergebnissen der Olmalerei sie ist aber handwerklich ausserordentlich schwer zu beherrschen 3 Olfarben hingegen erlauben die Farben ineinander zu verreiben und dadurch sanftere Ubergange zu schaffen Auch bei der Plaw Technik werden die Farben sanft miteinander verrieben Ein weiterer Nachteil ist die optische Veranderung der Farben beim Malen Wahrend die Olfarben beim Malen fast genau so aussehen wie im getrockneten Zustand andert sich die Tempera starker Nach dem Verdunsten des Wassers wirken die Farben kraftiger magere Tempera erscheint pudrig pastellig und andert sich beim Firnissen stark ahnlich wie Pastellkreiden Diese Anderungen hangen stark von der Art der verwendeten Tempera ab fette verhalt sich anders als magere Kaseintempera anders als Eitempera Eitemperabilder wurden zum Beispiel der Sonne ausgesetzt damit die Eigenfarbe des Eigelbs ausbleicht Das erforderte Erfahrung des Malers er konnte nicht einfach malen was er sah Das Problem tritt ubrigens auch bei Acrylfarben auf das Acrylbindemittel ist trube mit einem Stich ins Blauliche erst mit dem Trocknen wird es klar Acryl und Temperafarben wirken deshalb nach dem Trocknen viel sauberer Ausserdem gilt fur viele Temperaarten dass die Farbe sprode ist das heisst die Farben sind nur sehr bedingt auf flexiblen Bildtragern wie Leinwanden zu nutzen Bei Kasein beziehungsweise Quark Topfentempera konnen zusatzlich hohe Oberflachenspannungen entstehen die zum Beispiel ausreichen Bildtrager beispielsweise aus Holz zu verziehen Ein weiterer Nachteil ist die geringe Haltbarkeit der fertigen Emulsion Die Farben verderben sehr schnell und mussen deshalb kurz vor der Verarbeitung angerieben werden Eine Lagerung ist kaum moglich Historisches BearbeitenZu den fruhesten erhaltenen Temperamalereien gehoren einige der in Agypten Fayyum gefundenen Mumienportrats Die Temperamalerei loste die in der Antike und Spatantike weitgehend verwendete Enkaustik Heisswachsmalerei ab Sie steht am Anfang der europaischen Tafelmalerei Giotto 1267 oder 1276 1337 und seine Schule verwendeten eine reine Eitempera deren Technik uns in allen Einzelheiten im Traktat von der Malerei von Cennino Cennini um 1370 um 1440 uberliefert ist 4 5 Auch die moderne naturwissenschaftliche Gemaldeuntersuchung bestatigt die Angaben Cenninis Der Ubergang zur Olmalerei erfolgte langsam und schrittweise Im Laufe des 14 Jahrhunderts wurden vereinzelt die Gewander mit einem trocknenden Ol vorzugsweise Walnussol gemalt wahrend man die Inkarnate und die ubrigen Farbflachen in der traditionellen Eitempera malte Auch im 15 Jahrhundert gab es in der europaischen Tafelmalerei noch viele bekannte und unbekannte Meister die in reiner Temperatechnik arbeiteten wahrend andere sowohl Tempera als auch Ol oder Eigelb Olemulsion verwendeten Selbst an Gemalden des 17 Jahrhunderts lasst sich der sogenannte Perleffekt an Signaturen Lichtern kleineren Farbflachen und Konturen nachweisen der auf die Verwendung eines wassrigen Bindemittels hinweist In der osteuropaischen Kunst wurde die Tempera zum ersten Mal in der Wandmalerei von der Kunstschule von Tarnowo benutzt 6 die sich dann rasch in der restlichen orthodoxen Welt verbreitete Die oben erwahnten Nachteile zusammen mit dem Umstand dass sich mit Olfarben sehr einfach weiche Farbubergange erzielen lassen aber auch ahnliche Wirkungen wie mit Tempera zu erzielen sind fuhrten dazu dass die Olmalerei die Tempera langsam verdrangte Nur in der traditionellen Ikonenmalerei ist die Eitempera bis heute die bevorzugte Technik geblieben Gleichzeitig ersetzten Leinwande als grosse leichte und nicht zu Rissen neigende aber fur die Temperamalerei wegen ihrer Flexibilitat eher schlecht geeignete Bildtrager die vorher ublichen Holztafeln Die Verdrangung der Temperamalerei durch Olmalerei fand ab dem 15 Jahrhundert statt und begann im niederlandischen Raum Einer der ersten und bekanntesten Maler der von Temperamalerei zur Olmalerei wechselte aber beide Techniken auch gemischt und parallel einsetzte ist Jan van Eyck der gelegentlich sogar als Erfinder der europaischen Olmalerei bezeichnet wird was so nicht nachweisbar und kaum zu halten ist Vor allem zur Untermalung der Vorstufe von Gemalden in der mehrschichtigen Ol Harz Malerei und fur Skizzen haben noch viele Malergenerationen sich der Tempera bedient darunter beispielsweise Peter Paul Rubens Bildergalerie Bearbeiten nbsp Tempera auf Holz Andrea Mantegna Christus von Engeln getragen um 1461 nbsp Tempera auf Holz Sandro Botticelli Die Geburt der Venus ca 1485 86 nbsp Tempera auf Holz Jorg Breu der Altere Melker Altar Ecce homo 1502 nbsp Tempera auf Leinwand Arnold Bocklin Sirenen 1875 nbsp Eitempera auf Holz Liselotte Schramm Heckmann Selbstbildnis mit Familie 1935 nbsp Tempera auf Holz Wilhelm Sauter Serre Somme 1916 ca 1942 nbsp Tempera Heidy Stangenberg Merck Das Haus des Kostas ca 1960Literaturhinweise BearbeitenMax Doerner Malmaterial und seine Verwendung im Bilde Hrsg Thomas Hoppe Kurt Wehlte Werkstoffe und Techniken der Malerei Kurt Wehlte Temperamalerei Einfuhrung in Werkstoffe und Malweisen 1982 Egon von Vietinghoff Handbuch zur Technik der Malerei Koln DuMont 1983 1991 Liselotte Schramm Heckmann Rebecca Gabriele Entstehung eines Bildnisses Dusseldorf 1991 Knut Nicolaus DuMont s Bild Lexikon zu Gemaldebestimmung DuMont Buchverlag Koln 1982 ISBN 3 7701 1243 1Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tempera Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Stichwort Tempera auf Duden online Abruf 17 August 2019 Tempera In Digitales Worterbuch der deutschen Sprache Abgerufen am 17 August 2019 The Basics of Icon Painting Layering Dark To Light In Icons And Their Interpretation 15 Dezember 2013 abgerufen am 18 August 2019 englisch siehe dort auch mehr unter dem Tag plav the paint strokes instead of being clearly separate could be more liquid and melt into one another a technique called PLAV Plav melted Cennino Cennini Il libro dell arte o trattato della pittura In Quellenschriften fur Kunstgeschichte Ubersetzt und erlautert von A Ilg Wien 1888 Knut Nicolaus Untersuchungen zur italienischen Tafelmalerei des 14 und 15 Jahrhunderts In Sonderdruck aus MALTECHNIK Restauro Band 3 Nr 73 Callwey Verlag Munchen Nikola Mawrodinow Albulgarische Kunst Band II bulgarisch Staroblgarsko izkustvo Tom II Verlag Naika i Izkustwo Sofia 1959 Normdaten Sachbegriff GND 4059425 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tempera amp oldid 235841661