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Die Gemaldeuntersuchung ist ein Verfahren der Kunstwissenschaft bei dem Gemalde hinsichtlich Stil Inhalt Herkunft Material und Erhaltungszustand eingeordnet bestimmt und zugeschrieben werden Sie gliedert sich in kunstwissenschaftliche Untersuchungsmethoden wie Stilkritik Formanalyse Ikonografie Ikonologie und Untersuchungen zur Kunsttechnologie die etwa seit Beginn des 19 Jahrhunderts auch durch naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden gestutzt werden Die naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden lassen sich gliedern z B in physikalische und chemische Untersuchungen in Oberflachen und Tiefenuntersuchungen oder wie es hier versucht werden soll in Punkt und Flachenuntersuchungen Unter Punktuntersuchung versteht man die Untersuchung von meist entnommenem Material um daraus fur einen bestimmten Punkt Flache eine Aussage machen zu konnen Zu den Punktuntersuchungen gehoren Pigmentuntersuchungen Bindemitteluntersuchungen Farbquerschnittuntersuchungen und Bildtrageruntersuchungen Unter Flachenuntersuchung versteht man die Betrachtung eines Gemaldes in den verschiedenen sichtbaren und unsichtbaren Strahlungsbereichen des elektromagnetischen Spektrums Sie lasst sich in Oberflachen und Tiefenuntersuchung unterteilen Zur Oberflachenuntersuchung zahlen die Auflichtuntersuchung die Streiflichtuntersuchung die Untersuchung mit dem Stereomikroskop Makrountersuchung die Untersuchung mit gefilterten und nicht gefilterten ultravioletten Strahlen UV Untersuchung und die Untersuchung mit der Natriumdampflampe Zu den Tiefenuntersuchungen gehoren die Untersuchung mit infraroten Strahlen Infrarotfotografie Infrarotreflektografie und die Untersuchung mit Rontgenstrahlen Rontgenuntersuchung Die Grafik zeigt das Durchdringungsvermogen der UV Infrarot und Rontgenstrahlen bei einem Gemalde Geschichte BearbeitenDie Anfange der kunstwissenschaftlichen Untersuchung von Gemalden sind vermutlich bei Giorgio Vasari 1511 1574 zu suchen der als Vater der Kunstgeschichte gilt Erst im 19 Jahrhundert veranderte der italienische Naturwissenschaftler und Arzt Giovanni Morelli die bis dahin uberwiegend auf Quellenkritik und Urkundenforschung aufbauende Kunstgeschichtsforschung Er versuchte den Kunstler nicht an den leicht nachahmbaren Merkmalen wie Komposition und Farbgebung zu identifizieren sondern daran wie z B eine Hand ein Auge ein Ohr etc gemalt sind In diesen Details versuchte er die personliche Handschrift eines Kunstlers zu erkennen Er gehort damit zu den Vatern der stilkritischen Analyse Stilkritik Die Anfange der naturwissenschaftlichen Untersuchung finden sich im fruhen 19 Jahrhundert als die Gelehrten Jean Antoine Chaptal 1809 in Frankreich und Sir Humphry Davy in England 1815 Pigmente pompejanischer Wandmalerei untersuchten Aber erst in den neunziger Jahren des 19 Jahrhunderts etwa achtzig Jahre spater nahm die naturwissenschaftliche Untersuchung mit dem Englander Arthur Pillans Laurie 1861 1949 ihren eigentlichen Anfang Angeregt durch einen der beruhmtesten Maler des Viktorianischen Zeitalters William Holman Hunt begann Laurie sich den naturwissenschaftlichen Fragen der Malerei zuzuwenden Von Haus aus Chemiker beschaftigte er sich nicht nur mit der Bindemittel und Pigmentanalyse sondern auch mit der Untersuchung der Gemaldeoberflache im Makrobereich Makrountersuchung 1 1930 berichtete er vor der Internationalen Museumskonferenz in Rom uber seine Untersuchungsergebnisse In einer Resolution wurde die Bedeutung von Makrofotos als Hilfe bei Zuschreibungen Stilkritik anerkannt 1895 entdeckt Wilhelm Conrad Rontgen dass Bleifarben Rontgenstrahlen absorbieren 1896 durchleuchtet W Konig die ersten Gemalde 1913 1914 erforscht der Rontgenarzt Dr Faber systematisch die Moglichkeiten der Gemalderontgenuntersuchung 2 Das Verfahren Gemalde im Streiflicht zu untersuchen Streiflichtuntersuchung wurde in den 1920er Jahren von Fernando Perez einem kunstinteressierten Arzt entwickelt 3 Uber die Untersuchung von Gemalden mit Hilfe gefilterter ultravioletter Strahlen Ultraviolettuntersuchung wird ab 1926 u a von R Robls 4 und F A Bather 5 in ersten Veroffentlichungen umfangreicher berichtet Die ersten Veroffentlichungen zur Gemaldeuntersuchung mit Hilfe infraroter Strahlen Infrarotuntersuchung erschienen in den 1930er Jahren von R A Lyon 6 F Muller Skjold H Schmitt 7 und P Coremans 8 die erste umfassende Veroffentlichung 1956 von Johannes Taubert 9 Literatur BearbeitenKnut Nicolaus Gemalde Untersucht Entdeckt Erforscht Klinkhardt amp Biermann Braunschweig 1979 Knut Nicolaus DuMont s Bild Lexikon zur Gemaldebestimmung DuMont Buchverlag Koln 1982 ISBN 3 7701 1243 1 Wolf Stadler u a Lexikon der Kunst Malerei Architektur Bildhauerei Band 5 Karl Muller Verlag Erlangen 1994 S 36 37 Mauro Matteini Arcangelo Moles Naturwissenschaftliche Untersuchungsmethoden in der Restaurierung Callwey Munchen 1990 ISBN 3 7667 0986 0 Marlies Giebe Strahlendiagnostik Gemalde in Schwarzweiss und Grau in Dresdner Kunstblatter 57 2013 Heft 4 S 22 33Weblinks BearbeitenGemaldeforschung am Helmholtz Zentrum BerlinEinzelnachweise Bearbeiten Arthur Pillans Laurie The Pigments and the Mediums of the Old Masters London 1914 A Faber Olgemalde im Rontgenlicht In Museumskunde Band 10 Nr 3 1914 S 246 253 M Hours A la decouverte de la peinture par de methodes physiques Paris 1957 A Eibner Lichtwirkung auf Malerfarben VII Die Lumineszenzforschung im Dienste der Bilderkunde und Anstrichtechnik In Chemiker Zeitung Band 55 1931 S 301 307 F A Bather Ultraviolet rays an aid to museum work In The Museums Journal Band 28 1928 S 189 193 R A Lyon Infra red Radiations Aid Examination of Paintings In Technical Studies in the Field of Fine Arts Band 2 1934 S 203 212 F Muller Skjold H Schmitt Zur Anwendung der Infrarot Photografie in der Maltechnik In Zeitschrift fur angewandte Chemie Berlin Band 49 1936 S 637 640 P Coremans Le Rayons Infra Rouge In Bulletin de l Institut Royal du Patrimoine Artistique Brussel 1938 S 87 91 Johannes Taubert Zur wissenschaftlichen Auswertung von naturwissenschaftlichen Gemaldeuntersuchungen Diss Msch Ms Marburg 1956 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gemaldeuntersuchung amp oldid 234799186