www.wikidata.de-de.nina.az
Der Bund der Kommunisten war eine 1847 in London als Geheimbund gegrundete revolutionar sozialistische Vereinigung mit internationalem Anspruch Sie ist aus dem bis dahin bestehenden von Wilhelm Weitling gegrundeten Bund der Gerechten hervorgegangen Die Umbenennung erfolgte unter dem Einfluss von Karl Marx Friedrich Engels und Wilhelm Wolff Der Bund der Kommunisten bestand bis 1852 Er gilt als Keimzelle der spateren sozialistischen und kommunistischen Parteien der Welt und als Vorlauferorganisation der 1864 ebenfalls von Marx und Engels inspirierten Internationalen Arbeiterassoziation IAA die heute auch als erste Internationale der Arbeiterbewegung bezeichnet wird Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte des Bundes 1 1 Vorgeschichte und Anfangsphase 1 2 Der Bund wahrend der burgerlichen Revolutionen von 1848 49 1 3 Niedergang und Auflosung 2 Kongresse des Bundes der Kommunisten 3 Weitere Entwicklung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 Anmerkungen EinzelnachweiseGeschichte des Bundes BearbeitenVorgeschichte und Anfangsphase Bearbeiten nbsp Wilhelm WeitlingDer zuvor existierende Bund der Gerechten war bereits 1836 in Paris auf Initiative des nach Frankreich emigrierten Schneidergesellen Wilhelm Weitling aus dem seit 1834 bestehenden Geheimbund Bund der Geachteten hervorgegangen Unter Weitlings Fuhrung hatte der bis dahin eher von kleinburgerlichen Intellektuellen gepragte Bund eine fruhe revolutionar sozialistische und proletarische Ausrichtung erhalten nbsp Karl Marx 1818 1883 Die Umbenennung des Bundes der Gerechten in Bund der Kommunisten war das Ergebnis zweier Kongresse im Jahr 1847 Hier brachten die im selben Jahr dem Bund beigetretenen Karl Marx und Friedrich Engels zusammen mit Wilhelm Wolff ihre Ideen ein Damit leiteten sie eine inhaltliche Neuausrichtung des Bundes ein Sie entwarfen ein in sich geschlossenes Programm fur den Bund und betonten darin seinen internationalistischen Charakter Das von Marx stammende Motto Proletarier aller Lander vereinigt euch wurde zum bestimmenden Leitspruch nbsp Friedrich Engels 1820 1895 Am zweiten Kongress des Bundes vom 29 November bis 8 Dezember 1847 nahmen Vertreter aus 30 Ortsgruppen aus Frankreich den Niederlanden den Staaten des Deutschen Bundes aus Schweden der Schweiz Grossbritannien und den USA teil Marx und Engels wurden beauftragt das Manifest der Kommunistischen Partei auszuarbeiten Sie legten es im Februar 1848 zur Veroffentlichung vor Das Kommunistische Manifest rief im Wesentlichen die Arbeiter zum internationalen Klassenkampf gegen die im Kapitalismus herrschende Bourgeoisie auf Ziel war die Etablierung einer klassenlosen kommunistischen Gesellschaft Spater hat Marx die Grundgedanken differenzierter in seinem Hauptwerk Das Kapital mit der politischen Okonomie ausgearbeitet Diese Sicht wurde in der Zukunft nach und nach Grundlage des Kommunismus nbsp zeitgenossisches Titelblatt des Kommunistischen ManifestsDie meisten der etwa 500 Mitglieder des Bundes der Kommunisten waren wegen ihrer politischen Haltung aus den deutschen Staaten emigrierte oder ausgewiesene Handwerkergesellen Sie hatten sich aufgrund der repressiven politischen Verhaltnisse wahrend der Zeit der Restauration zwischen 1815 und 1848 ins Ausland abgesetzt Die in den deutschen Furstentumern verbliebenen oder zuruckgekehrten Bundesmitglieder versuchten regionale Arbeitervereine aufzubauen Auch in anderen Landern gab es ahnliche Bestrebungen Sie waren wegen der geringen Zahl ihrer Anhanger und aufgrund politischer Verfolgung und Unterdruckung insgesamt zunachst nur marginale Erscheinungen Mit dem Beginn der burgerlichen Revolutionen des Jahres 1848 insbesondere in Frankreich und den deutschen Staaten wurde der Zulauf etwas grosser Der Bund wahrend der burgerlichen Revolutionen von 1848 49 Bearbeiten 1848 wurde die Zentrale des Bundes innerhalb weniger Monate mehrfach verlegt zuerst von London fur kurze Zeit ins belgische Brussel und nach Beginn der Februarrevolution in Frankreich nach Paris Dort ubernahmen Marx und Engels auch formell die Fuhrung des Bundes Nach dem Ubergreifen der Revolution nach Deutschland Marzrevolution wurde im April 1848 die Zentrale in die damals preussische Stadt Koln verlegt Dort grundete Karl Marx die Neue Rheinische Zeitung NRhZ bei der neben anderen auch Friedrich Engels mitarbeitete Marx engagierte sich im Kolner Arbeiterverein Mit ihren kritischen Artikeln und Kommentaren zu den revolutionaren Ereignissen versuchten Marx und Engels vergeblich die von den Ideen des Liberalismus und Forderungen nach einer nationalstaatlichen Einheit des Deutschen Bundes gepragte burgerliche Revolution in eine sozialistische Richtung zu lenken Beispielsweise kritisierten sie vehement die Bestrebungen einer gemassigten Mehrheit in der Frankfurter Nationalversammlung den sogenannten Halben den zu grundenden deutschen Nationalstaat als konstitutionelle Monarchie mit liberalen Reformen zu etablieren Marx und Engels favorisierten demgegenuber die Ausrufung einer Republik nach dem Beispiel Frankreichs In der Frankfurter Nationalversammlung war Wilhelm Wolff ein Vertreter des Bundes in der Fraktion Donnersberg der radikaldemokratischen Linken Im April 1849 versuchten Marx und Engels die in verschiedenen Arbeitergruppen und demokratischen Vereinen aktiven Mitglieder des Bundes zunachst im Rheinland zu sammeln um darauf einen allgemeinen deutschen Arbeiterkongress vorzubereiten Mit dem Scheitern der in der Frankfurter Nationalversammlung verabschiedeten Reichsverfassung infolge der Ablehnung einer deutschen Kaiserkrone durch Preussens Konig Friedrich Wilhelm IV Ende April 1849 vgl Kaiserdeputation loste sich die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche auf Die noch verbliebenen zumeist der politischen Linken angehorenden Abgeordneten wichen ins sogenannte Rumpfparlament nach Stuttgart aus Die sich darauf ubersturzenden Ereignisse mit der radikaldemokratisch motivierten Reichsverfassungskampagne einerseits und der gegen sie einsetzenden massiven Konterrevolution durch vor allem preussisches Militar andererseits vereitelten das Vorhaben von Marx und Engels da es fur die linksrevolutionare Bewegung nun andere Prioritaten gab Viele Mitglieder des Bundes in den deutschen Staaten beteiligten sich an den sich in den Maiaufstanden von 1849 noch einmal eskalierenden burgerkriegsahnlichen Kampfen zur Durchsetzung der demokratischen Errungenschaften der Revolution insbesondere in Sachsen Dresdner Maiaufstand der Pfalz Bayern Pfalzischer Aufstand und in Baden vgl Badische Revolution wo am 1 Juni 1849 eine nur kurze Zeit bestehende badische Republik ausgerufen wurde Die NRhZ stellte ihr Erscheinen bereits am 19 Mai 1849 ein als die Aufstande in den preussischen Rheinprovinzen Iserlohner und Elberfelder Aufstand niedergeschlagen wurden Engels beteiligte sich noch aktiv kampfend auf der Seite der Revolutionare bei der Verteidigung der badischen Republik Als am 23 Juli 1849 mit der Einnahme der Bundesfestung Rastatt durch preussische Truppen die badische Revolution niedergeschlagen wurde war auch die Marzrevolution insgesamt gescheitert nbsp Wilhelm Liebknecht 1826 1900 Viele Mitglieder des Bundes der Kommunisten mussten wegen dieser Niederlage erneut ins Ausland emigrieren Marx und Engels gingen nach London Dort wurde in einer neuen Zentralbehorde der Bund reorganisiert Zu dieser Zeit trat auch Wilhelm Liebknecht der spatere Mitbegrunder der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands SPD dem Bund der Kommunisten bei Liebknecht war durch seine Beteiligung an der badischen Revolution zur Emigration gezwungen die ihn uber die Schweiz ebenfalls nach London fuhrte Dort naherte er sich unter dem Einfluss von Marx und Engels marxistischen Positionen an an denen spater die SPD des 19 Jahrhunderts und deren Vorgangerparteien ab 1869 ausgerichtet wurden 1850 wurden die Aufgaben des Bundes nach den Erfahrungen aus der Marzrevolution neu dargelegt Marx und Engels rechneten nicht mit einer neuen Revolution nachdem neben einer neuen Phase der politischen Reaktion ein wirtschaftlicher Aufschwung die revolutionaren Energien der Linken gebremst hatte Mitglieder des Bundes blieben in den deutschen Staaten weiterhin in Arbeiterorganisationen tatig und gewannen Einfluss auf die am 3 September 1848 auf Initiative des Schriftsetzers Stephan Born gegrundete Allgemeine Deutsche Arbeiterverbruderung Dies war der erste uberregionale Arbeiterverband Deutschlands der die Entwicklung der Gewerkschaften einleitete Niedergang und Auflosung Bearbeiten Einige Mitglieder der Zentralbehorde die sich um Karl Schapper und August Willich sammelten konnten das resignativ anmutende Fazit von Marx Engels nicht teilen Damit hatte sich der Bund in zwei gegnerische Lager gespalten Im September 1850 wurden Marx und Engels von der Fraktion um Schapper Willich aus dem Bund ausgeschlossen Sie hatten mit der Grundung einer eigenen Zentralbehorde in Koln gegen die Statuten verstossen Zudem warfen die ubrigen Mitglieder ihnen halbgelehrte politische Traumereien vor nbsp Kolner Kommunistenprozess von 1852Im Marz 1851 fielen einige Dokumente des Bundes der deutschen Lander in die Hande staatlicher Behorden In der darauf folgenden Verhaftungswelle wurde der Bund deutlich geschwacht Fuhrende Mitglieder des Bundes wurden im Herbst 1852 im sogenannten Kolner Kommunistenprozess zu langen Haftstrafen verurteilt Nach dieser schweren Niederlage wurde der Bund im November auf Antrag von Karl Marx aufgelost Er erklarte die Fortdauer des Bundes auf dem Kontinent fur nicht mehr zeitgemass Kongresse des Bundes der Kommunisten Bearbeiten1847 2 bis 9 Juni erster Kongress in London 1847 29 November bis 8 Dezember zweiter Kongress in London 1 Weitere Entwicklung BearbeitenErst in den 1860er Jahren kam es zu einem neuen Aufschwung der Arbeiterbewegung als europaweit mit einer parteipolitischen Organisierung der Arbeiterbewegung begonnen wurde Die entsprechenden noch ein sehr breit gefachertes Spektrum umfassenden sozialistischen Organisationen und Parteien bildeten mit der 1864 gegrundeten Internationalen Arbeiterassoziation einen neuen Versuch die Arbeiterbewegung international zu einen Siehe auch BearbeitenLondoner Konferenzen 1847 Literatur BearbeitenKarl Marx und Friedrich Engels Das Kommunistische Manifest 1848 und spatere Ausgaben siehe Manifest der Kommunistischen Partei Carl Grunberg Die Londoner Kommunistische Zeitschrift und andere Urkunden aus den Jahren 1847 1848 In Archiv fur die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung Hrsg Carl Grunberg Leipzig 1921 9 Jg S 249 341 Digitalisat Karl Obermann Zur Geschichte des Bundes der Kommunisten 1849 bis 1852 Dietz Berlin 1955 Bert Andreas Hrsg Grundungsdokumente des Bundes der Kommunisten Juni bis September 1847 Dr Ernst Hauswedell amp Co Hamburg 1969 Veroffentlichungen aus der Hamburger Staats und Universitatsbibliothek Bd 7 Der Bund der Kommunisten Dokumente und Materialien Redaktion Herwig Forder Martin Hundt Jefim Kandel Sofia Lewiowa Band 1 1836 1849 Dietz Verlag Berlin 1970 Band 2 1849 1851 Dietz Verlag Berlin 1982 Band 3 1851 1852 Dietz Verlag Berlin 1984 Jacques Grandjonc Karl Ludwig Konig und Marie Ange Roy Jacquemart Hrsg Statuten des Communistischen Arbeiter Bildungs Vereins London 1840 1914 Trier 1979 Schriften aus dem Karl Marx Haus Heft 23 Martin Hundt Hrsg Bund der Kommunisten 1836 1852 Akademie Verlag Berlin 1988 ISBN 978 3 05 000549 2 Martin Hundt Geschichte des Bundes der Kommunisten 1836 1852 Philosophie und Geschichte der Wissenschaften Peter Lang Studien und Quellen Bd 3 Frankfurt M 1993 Das Kommunistische Manifest Manifest der Kommunistischen Partei von Karl Marx und Friedrich Engels Von der Erstausgabe zur Leseausgabe Mit einem Editionsbericht von Thomas Kuczynski Schriften aus dem Karl Marx Haus Heft 49 Trier 1995 Weblinks BearbeitenFriedrich Engels Zur Geschichte des Bundes der Kommunisten auf mlwerke de Friedrich Engels Der Kommunisten Prozess zu Koln auf mlwerke de Deutsche revolutionare Vereinigungen im Ausland Vom Bund der Geachteten uber den Bund der Gerechten zum Bund der Kommunisten Kapitel aus Max Beer Allgemeine Geschichte des Sozialismus und der sozialen Kampfe mit Erganzungen von Dr Hermann Duncker Seiten 504 515Anmerkungen Einzelnachweise Bearbeiten R Grau E Illgen L Kaulisch Anhang In Institut fur Marxismus Leninismus beim ZK der SED Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung Biographisches Lexikon S 507 Dietz Verlag Berlin 1970 Normdaten Korperschaft GND 2006134 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bund der Kommunisten amp oldid 231106833