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Boracit Borazit veraltet auch als cubischer Quarz oder Luneburger Diamant bekannt ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Borate ehemals Carbonate Nitrate und Borate Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Mg3 Cl BO3 B6O10 2 und entwickelt meist isometrische Kristalle aber auch faserige oder kornige bis massige Aggregate die entweder farblos oder durch Fremdbeimengungen weiss grau gelblich oder hell bis dunkelgrun gefarbt sein konnen BoracitGrunlichblauer Boracit aus der Cleveland Potash Mine Boulby mine Loftus North Yorkshire England Grosse 6 6 cm 3 7 cm 3 1 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Boc 1 Chemische Formel Mg3 Cl BO3 B6O10 2 Mg3B7O13Cl 3 a Mg Fe 3 Cl B7O13 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Borate ehemals Carbonate Nitrate und Borate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana V L 04 V L 04 010 6 GA 05 25 06 01 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch pyramidal mm2 5 Raumgruppe Pca21 Nr 29 Vorlage Raumgruppe 29Gitterparameter a 8 55 A b 8 55 A c 12 09 A 4 Formeleinheiten Z 4 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte 7 bis 7 5Dichte g cm3 gemessen 2 91 bis 3 10 berechnet 2 97 6 Spaltbarkeit keineBruch Tenazitat muschelig bis unebenFarbe farblos weiss hellgrau gelblich hellgrun bis dunkelgrunStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Glasglanz bis DiamantglanzKristalloptikBrechungsindizes na 1 658 bis 1 662 7 nb 1 662 bis 1 667 7 ng 1 668 bis 1 673 7 Doppelbrechung d 0 010 bis 0 011 7 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V 82 7 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten schwer aber vollstandig loslich in Salzsaure HCl sehr langsam loslich in H2OBesondere Merkmale stark pyroelektrisch und piezoelektrisch Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Verwendung 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Boracit im Luneburger Kalkberg in Niedersachsen und 1787 von G Lasius 8 als kubische Quarzkristalle von Luneburg beschrieben 9 Aufgrund seines Fundortes und seines Glanzes erhielt das Mineral auch den Zusatz Luneburger Diamant Seinen bis heute gultigen Namen Boracit erhielt es 1789 von Abraham Gottlob Werner der es nach seinem Hauptbestandteil Bor benannte 4 Weitere von verschiedenen Forschern verwendete Synonyme sind unter anderem kalkartiger Borax Boraxspath Wurfelstein um Luneburg kalkartiger Quarz Sedativspath nach H Westrumb 10 und Stassfurtit 9 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten aber teilweise noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Boracit noch zur gemeinsamen Mineralklasse der Carbonate Nitrate und Borate und dort zur Abteilung der Gerustborate wo er als Namensgeber die Boracit Gruppe mit der System Nr V L 04 und den weiteren Mitgliedern Chambersit Congolith Ericait und Trembathit bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Boracit in die nun eigenstandige Klasse der Borate und dort in die Abteilung der Heptaborate und andere Megaborate ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Art der Kristallstruktur so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung Gerust Heptaborate 05 Schicht Nanoborate 10 bis 20 Gerust Dodekaborate 25 Mega Gerust Borate 30 bis 35 zu finden ist wo es ebenfalls als Namensgeber die Boracitgruppe mit der System Nr 6 GA 05 und den weiteren Mitgliedern Chambersit Ericait und Hochboracit bildet Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Boracit wie die veraltete Strunz sche Systematik in die gemeinsame Klasse der Carbonate Nitrate und Borate dort allerdings in die Abteilung der Wasserfreien Borate mit Hydroxyl oder Halogen ein Hier ist er als Namensgeber der Boracitgruppe Orthorhombisch Pca21 mit der System Nr 25 06 01 und den weiteren Mitgliedern Chambersit und Ericait innerhalb der Unterabteilung Wasserfreie Borate mit Hydroxyl oder Halogen zu finden Kristallstruktur BearbeitenKristallographische Daten 4 Kristallsystem orthorhombischRaumgruppe Pca21 Nr 29 Vorlage Raumgruppe 29Gitterparameter Elementarzelle a 8 55 A b 8 55 Ac 12 09 AZahl Z derFormeleinheiten Z 4Boracit kristallisiert zunachst im kubischen Kristallsystem in der Raumgruppe F4 3c Raumgruppen Nr 219 Vorlage Raumgruppe 219 mit dem Gitterparameter a 12 10 A sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle Bei der Ubergangstemperatur von 268 C klappt das Kristallgitter um in die orthorhombisch pyramidale Kristallklasse der Pca21 Nr 29 Vorlage Raumgruppe 29 mit den Gitterparametern a 8 55 A b 8 55 A und c 12 09 A sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle Dieser besondere Vorgang des Strukturwechsels im selben Aggregatzustand wird auch Polymorphie genannt Diese Eigenschaft von Boracit ist auch der Grund dafur dass oft Paramorphosen von Boracit nach kubischen Formen gefunden werden 11 Eigenschaften Bearbeiten nbsp Vollkommener dodekaedrischer Boracit Kristall aus der Typlokalitat Luneburger Kalkberg von blaugruner Farbe Grosse 1 2 1 1 0 9 cm Boracit ist polymorph und wechselt bei einer Temperatur von 268 C sein Kristallsystem siehe auch Kristallstruktur Die Tieftemperaturform ist stark pyroelektrisch und bildet bei 111 den antilogen negativen und bei 11 1 den analogen positiven Pol aus Des Weiteren ist Boracit vor dem Lotrohr nur schwer schmelzbar und farbt die aussere Flamme grun In Salzsaure ist er schwer aber vollstandig loslich 11 in Wasser lost er sich gleichfalls nur sehr langsam 6 Modifikationen und Varietaten BearbeitenDie Verbindung a Mg Fe 3 Cl B7O13 ist dimorph und kommt in der Natur neben dem orthorhombischen Boracit noch als trigonal kristallisierrnder Trembathit vor Huyssenit ist eine eisenhaltige Varietat des Boracit Als Eisenboracit wird dagegen eine Boracit Varietat mit einem Stoffmengenanteil von bis zu 36 Wustit FeO bezeichnet 12 Eine trube Ausbildungsvariante des Boracit ist unter dem Namen Parasit bekannt 12 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Boracit und Pyrit im Muttergestein aus der Typlokalitat Luneburger Kalkberg Grosse 3 0 cm 2 3 cm 1 2 cm nbsp Hilgardit rot auf kugeligem Boracit aus der Boulby Mine Loftus North Yorkshire England Gesamtgrosse der Probe 5 5 cm 4 5 cm 3 4 cm Boracit bildet sich durch Sedimentation oder Metamorphose in Evaporit Lagerstatten Begleitminerale sind unter anderem Anhydrit Carnallit Gips Halit Hilgardit Kainit und Sylvin Sehr haufig findet er sich in kleinen ein oder aufgewachsenen Kristallen und in Drusen Durch Zersetzung verwandeln sich die Boracitkristalle ohne ihre aussere Form einzubussen in Aggregate von faserigen Individuen die einige Prozente Wasser enthalten und ein neues Mineral Parisit darstellen Als seltene Mineralbildung konnte Boracit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden wobei bisher Stand 2016 rund 60 Fundorte 13 als bekannt gelten Neben seiner Typlokalitat Luneburger Kalkberg fand sich das Mineral in Deutschland noch an mehreren Orten in Niedersachsen Celle Elze Gottingen Hannover Helmstedt Hildesheim Luneburg Sachsen Anhalt Borde Stassfurt und Thuringen Bleicherode Sondershausen Bad Salzungen sowie am Segeberger Kalkberg in Schleswig Holstein Erwahnenswert aufgrund aussergewohnlicher Boracitfunde sind unter anderem die Provinz Chapare und Cochabamba in Bolivien wo bis zu 1 5 cm grosse Kristalle gefunden wurden 14 Weitere Fundorte sind unter anderem Tasmanien in Australien Jiangcheng Pu er in China Cleveland und North Yorkshire in England Grossbritannien Lothringen in Frankreich New Brunswick in Kanada Kasachstan Muzo in Kolumbien Boyaca in Kolumbien Inowroclaw Lubin und Klodawa in Polen Oblast Irkutsk in Russland sowie Clarke County Alabama San Bernardino County und mehrere Orte im Bundesstaat Louisiana in den Vereinigten Staaten von Amerika USA 15 Verwendung BearbeitenBoracit hat ausser als Mineralprobe fur Museen und Sammler keine weitere Bedeutung Mitunter werden gut ausgebildete und klare Stucke von Hobbyschleifern zu facettierten Schmucksteinen verschliffen und zum Tausch und oder Kauf angeboten 16 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenHermann Ludwig Ueber den Boracit und Stassfurthit In Archiv der Pharmazie Band 148 Nr 2 1859 S 129 141 doi 10 1002 ardp 18591480202 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A10285882 00135 SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D abgerufen am 2 Oktober 2017 Karl Friedrich Rammelsberg Handbuch der Mineralchemie 2 Auflage Wilhelm Engelmann Verlag Leipzig 1875 S 210 online verfugbar bei archive org Internet Archive abgerufen am 2 Oktober 2017 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Boracite Sammlung von Bildern Mineralienatlas Boracit Wiki RRUFF Database of Raman spectroscopy Boracite englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Boracite englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften 6 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2014 ISBN 978 3 921656 80 8 IMA CNMNC List of Mineral Names July 2017 PDF 1 66 MB a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 358 Webmineral Boracite englisch a b Boracite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 handbookofmineralogy org PDF 66 kB abgerufen am 2 Oktober 2017 a b c d e Mindat Boracite englisch unter ubertage Salzmineralien aus aller Welt kunstundkultur de Sonderausstellung im Deutschen Salzmuseum a b Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 561 562 Boracit in Oeconomische Naturgeschichte fur den deutschen Landmann und die Jugend in den mittleren Schulen Band 5 in der Google Buchsuche a b Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 593 Erstausgabe 1891 a b Alte Mineralnamen und Synonyme PDF 2 65 MB Datenbankensammlung von Indra Gunther Mindat Anzahl der Fundorte fur Boracite Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 135 Fundortliste fur Boracit beim Mineralienatlas und bei Mindat Walter Schumann Edelsteine und Schmucksteine Alle Arten und Varietaten 1900 Einzelstucke 16 uberarbeitete Auflage BLV Verlag Munchen 2014 ISBN 978 3 8354 1171 5 S 230 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Boracit amp oldid 237843802