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Becquerelit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca UO2 6 O4 OH 6 8H2O 2 und entwickelt meist durchsichtige tafelige bis prismatische und pseudohexagonale Kristalle aber auch kornige Aggregate und Krusten von braungelber bernsteingelber bis zitronengelber und gelboranger Farbe bei gelber Strichfarbe Auf den Kristallflachen zeigt sich ein diamant bis fettahnlicher Glanz BecquerelitBuscheliger Becquerelit aus der Shinkolobwe Mine Katanga Demokratische Republik Kongo Lange der Kristalle 5 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Bqr 1 Chemische Formel Ca UO2 6 O4 OH 6 8H2O 2 Mineralklasse und ggf Abteilung Oxide und HydroxideSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana IV F 12 IV H 03 020 4 GB 10 05 07 01 02Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch pyramidal mm2 3 Raumgruppe Pn21a Nr 33 Stellung 6 Vorlage Raumgruppe 33 6 2 Gitterparameter a 13 84 A b 12 38 A c 14 92 A 2 Formeleinheiten Z 4 2 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5Dichte g cm3 gemessen 5 09 bis 5 2 berechnet 5 10 4 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 unvollkommen nach 101 010 und 110 Farbe braungelb bernsteingelb bis zitronengelb gelborangeStrichfarbe gelbTransparenz durchsichtigGlanz Diamantglanz bis FettglanzRadioaktivitat sehr starkKristalloptikBrechungsindizes na 1 725 bis 1 735 5 nb 1 815 bis 1 825 5 ng 1 825 bis 1 830 5 Doppelbrechung d 0 100 5 Optischer Charakter zweiachsig negativAchsenwinkel 2V 32 gemessen 5 Pleochroismus sichtbar 5 X farblos bis hellgelbY Z gelb bis dunkelgelbWeitere EigenschaftenBesondere Merkmale Fluoreszenz Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Vorsichtsmassnahmen 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Becquerelit in der Shinkolobwe Mine in der Provinz Haut Katanga der Demokratischen Republik Kongo und beschrieben 1922 von Alfred Schoep 1881 1966 der das Mineral zu Ehren des Entdeckers der Radioaktivitat Antoine Henri Becquerel 1852 1908 benannte Das Typmaterial des Minerals wird im Museum national d histoire naturelle MHN Museum Paris in Paris Frankreich unter der Sammlungs Nr 122 135 aufbewahrt 6 7 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Becquerelit zur Mineralklasse der Oxide und Hydroxide und dort zur Abteilung der Hydroxide wo er als Namensgeber die Becquerelit Reihe mit der System Nr IV F 12 und den weiteren Mitgliedern Billietit und Compreignacit sowie im Anhang mit Wolsendorfit bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr IV H 03 20 In der Lapis Systematik entspricht dies der Abteilung Uranyl UO2 2 Hydroxide wo Becquerelit zusammen mit Billietit Compreignacit Leesit Masuyit und Protasit eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet 8 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 9 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Becquerelit ebenfalls in die feiner unterteilte Abteilung der Uranyl Hydroxide ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach der moglichen Anwesenheit zusatzlicher Kationen sowie der Kristallstruktur so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung Mit zusatzlichen Kationen K Ca Ba Pb usw mit vorwiegend UO2 O OH 5 pentagonalen Polyedern zu finden ist wo es ebenfalls namensgebend die Becquerelitgruppe mit der System Nr 4 GB 10 und den weiteren Mitgliedern Billietit und Protasit bildet Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Becquerelit in die Klasse der Oxide und Hydroxide dort allerdings in die Abteilung der Uran und thoriumhaltigen Oxide ein Hier ist er ebenfalls als Namensgeber der Becquerelitgruppe mit der System Nr 05 07 01 und den weiteren Mitgliedern Compreignacit und Billietit innerhalb der Unterabteilung der Uran und thoriumhaltigen Oxide mit Alkali oder hydratisierten Hydroxidkomponenten zu finden Kristallstruktur BearbeitenBecquerelit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pn21a Raumgruppen Nr 33 Stellung 6 Vorlage Raumgruppe 33 6 mit den Gitterparametern a 13 84 A b 12 38 A und c 14 92 A sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 2 Die Kristallstruktur von Becquerelit besteht aus Schichten kantenverknupfter pentagonal bipyramidaler Uranyl Einheiten die untereinander durch Ca2 Ionen verbruckt werden welche zusatzlich durch vier Kristallwassermolekule koordiniert sind Vier weitere Wassermolekule werden allein durch Wasserstoffbruckenbindungen in der Struktur gehalten Die OH Gruppen verbinden die Uranatome aquatorial in den Schichten ihre Wasserstoffatome werden ebenfalls durch die freien Kristallwassermolekule uber Wasserstoffbruckenbindungen koordiniert 10 Kristallstruktur von Becquerelit Polyedermodell nbsp in Richtung der kristallographischen a Achse nbsp in Richtung der kristallographischen b Achse nbsp in Richtung der kristallographischen c Achse nbsp Ansicht der sechs unterschiedlichen Uranyleinheiten in Richtung der kristallographischen c AchseFarblegende 0 U 0 O 0 Ca 0 WassermolekuleEigenschaften BearbeitenDas Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 72 radioaktiv Unter Berucksichtigung der Mengenanteile der radioaktiven Elemente in der idealisierten Summenformel sowie der Folgezerfalle der naturlichen Zerfallsreihen wird fur das Mineral eine spezifische Aktivitat von etwa 129 7 kBq g 3 angegeben zum Vergleich naturliches Kalium 0 0312 kBq g Der zitierte Wert kann je nach Mineralgehalt und Zusammensetzung der Stufen deutlich abweichen auch sind selektive An oder Abreicherungen der radioaktiven Zerfallsprodukte moglich und andern die Aktivitat Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Becquerelit gelbe Kristalle Masuyit rote kugelige Aggregate und Fourmarierit dunkelrote bis braunliche Aggregate unter dem Becquerelit liegend aus der Shinkolobwe Mine Katanga Demokratische Republik KongoBecquerelit bildet sich sekundar als Verwitterungsprodukt von Uraninit in den oxidierten Teilen von Uranlagerstatten selten aber auch in den Pegmatiten Begleitminerale sind neben Uraninit unter anderem noch Schoepit Soddyit Curit Fourmarierit Dewindtit Ianthinit Wolsendorfit Rutherfordin Masuyit Kasolit Johannit Uranopilit und Zippeit Peter Burns et al beschreiben Becquerelit als Umwandlungsprodukt von abgebranntem Kernbrennstoff Sie konnten weiterhin zeigen dass synthetische Becquerelit Kristalle die mit naturlichem Becquerelit strukturell identisch sind die Calcium Ionen gegen Strontium Ionen austauschen konnen indem die Kristalle in einer SrCl2 Losung bei 160 C fur 50 Stunden erhitzt wurden Die Struktur bleibt erhalten jedoch andern sich die Dimensionen der Elementarzelle sowie die Raumgruppe In Analogie zu dem von den Autoren bereits demonstriertem Kationenaustausch in Boltwoodit Cs gegen K und Na zeigt dieses Experiment die prinzipielle Moglichkeit des Ionenaustausch in sekundaren Uranmineralen die fur die Einlagerung radiotoxikologisch relevanter Nuklide 137Cs 90Sr von geologischer und okologischer Bedeutung ist Dennoch raumen die Autoren ein dass es nicht vollig klar ist ob diese Vorgange auch unter den geologischen Bedingungen eines Endlagers oder in realistischen Losungen mit Ionen Konzentrationen zwischen 100 und 1000 ppm stattfinden konnen Entsprechende Experimente dieses Problem genauer zu untersuchen stehen jedoch noch aus 10 Weltweit konnte Becquerelit bisher an rund 100 Fundorten nachgewiesen werden Stand 2022 11 Neben seiner Typlokalitat Shinkolobwe Mine fand sich das Mineral in der Demokratischen Republik Kongo noch bei Kolwezi in der Kamoto Principal Mine und der Musonoi Mine In Deutschland trat Becquerelit unter anderem in der Grube Clara in Baden Wurttemberg bei Wolsendorf im Landkreis Schwandorf in Bayern in der Uranlagerstatte von Ellweiler in Rheinland Pfalz sowie bei Johanngeorgenstadt und Tirpersdorf in Sachsen zutage In Osterreich konnte das Mineral bisher nur bei Mitterberg in der Gemeinde Muhlbach am Hochkonig Salzburg nachgewiesen werden und in der Schweiz fand sich unter anderem in mehreren Gegenden des Trienttals und bei Iserables im Kanton Wallis Weitere Fundorte sind Argentinien Australien China England Vereinigtes Konigreich Frankreich Italien Kanada Madagaskar Mexiko Neuseeland Norwegen Rumanien Russland Sudafrika Tschechien und die USA 12 Vorsichtsmassnahmen BearbeitenAufgrund der Toxizitat und der starken Radioaktivitat des Minerals sollten Mineralproben vom Becquerelit nur in staub und strahlungsdichten Behaltern vor allem aber niemals in Wohn Schlaf und Arbeitsraumen aufbewahrt werden Ebenso sollte eine Aufnahme in den Korper Inkorporation Ingestion auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Korperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenFriedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 559 Erstausgabe 1891 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Becquerelite Sammlung von Bildern Becquerelit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 24 Februar 2022 Roger Warin Becquerelite Association des Geologues Amateurs de Belgique AGAB abgerufen am 24 Februar 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 251 a b David Barthelmy Becquerelite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 24 Februar 2022 englisch Becquerelite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 73 kB abgerufen am 24 Februar 2022 a b c d e f Becquerelite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 24 Februar 2022 englisch Catalogue of Type Mineral Specimens B PDF 373 kB Commission on Museums IMA 9 Februar 2021 abgerufen am 26 Februar 2022 Catalogue of Type Mineral Specimens Depositories PDF 311 kB Commission on Museums IMA 18 Dezember 2010 abgerufen am 26 Februar 2022 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 24 Februar 2022 englisch a b Peter C Burns Yaping Li The structures of becquerelite and Sr exchanged becquerelite In American Mineralogist Band 87 2002 S 550 557 englisch rruff info PDF 1 5 MB abgerufen am 24 Februar 2022 Localities for Becquerelite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 26 Februar 2022 englisch Fundortliste fur Becquerelit beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 26 Februar 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Becquerelit amp oldid 239198266