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Ianthinit ist ein eher selten vorkommendes Uranmineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung U4 2 UO2 4 O6 OH 4 9H2O 2 3 und entwickelt meist dunkelviolette metallisch glanzende Kristalle mit nadeligem Habitus Im Ianthinit kommt das Uran sowohl in der Oxidationsstufe 6 als auch in der Oxidationsstufe 4 vor Aufgrund der Instabilitat der Oxidationsstufe 4 gegenuber Luftsauerstoff verwittern die violetten Nadeln langsam und zeigen daher haufig einen gelben Uberzug aus Schoepit UO2 4 O OH 6 6H2O beziehungsweise Metaschoepit UO3 nH2O n 2 7 IanthinitViolette Ianthinitkristalle aus Menzenschwand teilweise mit gelbem Uberzug aus Schoepit sowie gelben Schoepit Kristallen pseudomorph nach Ianthinit Bildbreite 5 8 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Ian 1 Chemische Formel U4 2 UO2 4 O6 OH 4 9H2O 2 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Oxide und HydroxideSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana IV F 11 IV H 01 010 4 GA 10 05 06 01 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch pyramidal mm2 4 Raumgruppe P21cn Nr 33 Stellung 4 Vorlage Raumgruppe 33 4 5 Gitterparameter a 7 178 A b 11 473 A c 30 39 A 5 Formeleinheiten Z 4 5 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 bis 3 6 Dichte g cm3 berechnet 5 24 4 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 6 Bruch Tenazitat unebenFarbe violett schwarzStrichfarbe braun violettTransparenz durchscheinendGlanz Metallglanz GlasglanzRadioaktivitat sehr starkKristalloptikBrechungsindizes na 1 674 6 nb 1 900 6 ng 1 920 6 Doppelbrechung d 0 246 6 Optischer Charakter zweiachsig negativAchsenwinkel 2V 58 gemessen 30 berechnet 6 Pleochroismus sichtbar 6 X c farblosY b violettZ a dunkelviolett Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Vorsichtsmassnahmen 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Ianthinit 1926 von Alfred Schoep in der Shinkolobwe Mine Kasolo Mine in der heute zur Demokratischen Republik Kongo Zaire gehorenden Provinz Katanga 5 Es erhielt seinen Namen aus dem griechischen Wort ianthinos altgriechisch ἰan8inos fur violett 8 Klassifikation BearbeitenBereits in der seit 1977 veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Ianthinit zur Mineralklasse der Oxide und Hydroxide und dort zur Abteilung der Hydroxide wo er als Namensgeber die Ianthinit Reihe mit der System Nr IV F 11 und dem weiteren Mitglied Masuyit bildete Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr IV H 01 10 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Klasse der Oxide und Hydroxide dort allerdings der Abteilung Uranyl UO2 2 Hydroxide und Hydrate wo Ianthinit zusammen mit Studtit Metastudtit Schoepit Metaschoepit Paulscherrerit Heisenbergit und Paraschoepit Mineralstatus zweifelhaft 3 eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet Stand 2018 9 Auch die von der International Mineralogical Association IMA bis 2009 aktualisierte 10 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Ianthinit in die Abteilung der Uranyl Hydroxide ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der moglichen Anwesenheit weiterer Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Ohne zusatzliche Kationen zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4 GA 10 bildet Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Ianthinit ebenfalls in die Klasse der Oxide und Hydroxide dort allerdings in die Abteilung der Uran und thoriumhaltigen Oxide ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 05 06 01 innerhalb der Unterabteilung Uran und thoriumhaltige Oxide mit polyvalentem Uran zu finden Kristallstruktur BearbeitenIanthinit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe P21cn Raumgruppen Nr 33 Stellung 4 Vorlage Raumgruppe 33 4 mit den Gitterparametern a 7 178 A b 11 473 A und c 30 39 A sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 5 Ianthinit enthalt in seiner Struktur sowohl Uran in der Oxidationsstufe 6 in Form des Uranyl Ions UO22 als auch in der Oxidationsstufe 4 U4 Die Uranyl Ionen zeigen hierbei klassische pentagonal bipyramidale Koordination wobei die Uranyl Sauerstoffatome die Spitzen der Pyramide darstellen und in equatorialer Positionen Oxid O2 beziehungsweise Hydroxid Ionen OH koordiniert sind Die U4 Ionen weisen dahingegen eine verzerrt oktaedrische Koordination auf Diese Uran Polyeder sind untereinander uber Sauerstoffatome aus O2 OH und H2O kantenverkupft und formen Schichten die durch das Kristallwasser mittels Wasserstoffbruckenbindungen zusammengehalten werden Die von Peter Burns et al 1997 aufgrund von Einkristallstrukturanalyse ermittelte Formel U4 2 UO2 4O6 OH 4 H2O 4 H2O 5 separiert die aufgefundenen Wassermolekule vier Wassermolekule innerhalb der eckigen Klammern befinden sich innerhalb der Schichten funf Wassermolekule befinden sich zwischen den Schichten und halten diese zusammen Die Kristallstrukturanalyse zeigt gleichermassen dass in einigen Bereichen des Kristallgitters das Uran IV schon teilweise zu Uran V beziehungsweise Uran VI oxidiert ist Aufgrund des Vorhandenseins von U4 Ionen wird Ianthinit auch als Modellstruktur fur die oxidative Auflosung von abgebranntem Kernbrennstoff betrachtet da die aufgrund von Ionenradius Bindungslangen mit Sauerstoff und chemischer Wertigkeit sehr ahnlichen Pu4 Ionen theoretisch die Gitterplatze der U4 Ionen einnehmen konnten 5 Kristallstruktur von Ianthinit nbsp in Richtung der kristallographischen a Achse nbsp in Richtung der kristallographischen b Achse nbsp Schichtstruktur in Richtung der kristallographischen c Achse Wassermolekule der Ubersichtlichkeit wegen entfernt Farblegende 0 U 0 O 0 WassermolekuleEigenschaften BearbeitenIanthinit ist durch seinen Urangehalt von bis zu 78 3 Gew verhaltnismassig stark radioaktiv Unter Berucksichtigung der naturlichen Zerfallsreihen wird fur Ianthinit eine spezifische Aktivitat von etwa 140 1 kBq g angegeben 4 zum Vergleich naturliches Kalium 0 0312 kBq g Das Mineral ist an der Luft instabil und wandelt sich durch Oxidation zu Schoepit beziehungsweise Metaschoepit um Bildung und Fundorte BearbeitenIanthinit tritt in Paragenese mit Uranyl Oxid Hydraten wie Becquerelit und Vandendriesscheit auf Es ist praktisch immer mit primarem Uraninit vergesellschaftet und tritt zudem vergesellschaftet mit Uranylcarbonaten wie Rutherfordin und Wyartit auf 8 Die Bildung von Ianthinit ist jedoch verhaltnismassig wenig verstanden Ianthinit konnte sich durch unvollstandige Oxidation von Uraninit bilden allerdings erfordert die Laborsynthese von Ianthinit aus Losungen eine partielle Reduktion von Uran VI Die Vergesellschaftung von Ianthinit mit carbonatischen Mineralen scheint jedoch Hinweise zu geben dass anaerobe beziehungsweise schwach reduzierende Umgebungen die Bildung des Minerals fordern 5 Weitere mit Ianthinit vergesellschaftete Minerale sind Kasolit Parsonsit Dewindtit und Fourmarierit 8 Die bei weitem bedeutendste Paragenese ist die mit Schoepit Metaschoepit und Paraschoepit bedingt durch die Unbestandigkeit der Oxidationsstufe 4 des Urans im Ianthinit 7 Walenta beschreibt im Jahre 1999 die beobachtete Umwandlung an einer Mineralprobe von Ianthinit nach Schoepit aus der Grube Clara aus dem Jahre 1997 Zum Zeitpunkt des Fundes waren dem Finder die 1 5 mm langen Kristalle weitgehend als Ianthinit erhalten und zeigte lediglich Umwandlungen an den Kanten der Kristalle wohingegen Walenta in derselben Mineralprobe nach weniger als zwei Jahren nur noch stellenweise Ianthinit nachweisen konnte 11 Neben seiner Typlokalitat Shinkolobwe Mine trat das Mineral in der Demokratischen Republik Kongo noch in der Musonoi Mine bei Kolwezi und in der Swambo Mine auf In Deutschland fand sich Ianthinit unter anderem in der Grube Krunkelbach nahe Menzenschwand sowie in der Grube Clara bei Oberwolfach in Baden Wurttemberg Weitere Fundstellen in Deutschland sind Schwandorf in Bayern und Mahring im Oberpfalzer Wald Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien Frankreich Italien Mexiko Slowakei sowie in den USA Vorsichtsmassnahmen BearbeitenAufgrund der Toxizitat und der starken Radioaktivitat des Minerals sollten Mineralproben vom Ianthinit nur in staub und strahlungsdichten Behaltern vor allem aber niemals in Wohn Schlaf und Arbeitsraumen aufbewahrt werden Ebenso sollte eine Aufnahme in den Korper Inkorporation Ingestion auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Korperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden Siehe auch BearbeitenListe der MineraleWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Ianthinite Sammlung von Bildern Ianthinit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 16 Mai 2022 American Mineralogist Crystal Structure Database Ianthinite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 7 Oktober 2019 englisch Fotos von Ianthinit auf den Webseiten der Association des Geologues Amateurs de Belgique AGAB In agab be 14 Februar 2007 abgerufen am 7 Oktober 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 249 englisch a b c Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated September 2019 PDF 2672 kB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero September 2019 abgerufen am 11 Oktober 2019 englisch a b c David Barthelmy Ianthinite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 7 Oktober 2019 englisch a b c d e f Peter C Burns Robert J Finch Frank C Hawthorne Mark L Miller Rodney C Ewing The crystal structure of ianthinite U4 2 UO2 4O6 OH 4 H2O 4 H2O 5 a possible phase for Pu4 incorporation during the oxidation of spent nuclear fuel In Journal of Nuclear Materials Band 249 1997 S 199 206 doi 10 1016 S0022 3115 97 00212 2 englisch a b c d e f g h Ianthinite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 7 Oktober 2019 englisch a b Robert J Finch Frank C Hawthorne Rodney C Ewing Structural relations among schoepite metaschoepite and dehydrated schoepite In The Canadian Mineralogist Band 36 1998 S 831 845 englisch rruff info PDF 2 0 MB abgerufen am 7 Oktober 2019 a b c Ianthinite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 72 kB abgerufen am 7 Oktober 2019 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1703 kB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 11 Oktober 2019 englisch Kurt Walenta Neue Mineralfunde von der Grube Clara In Lapis Mineralienmagazin Band 24 Nr 11 1999 S 34 38 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ianthinit amp oldid 238999877