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Die Auer Zunft auch Vorarlberger Schule war eine Vereinigung von Vorarlberger Bauhandwerkern die 1651 in Au gegrundet wurde und bis 1842 bestand Diese Zunft beeinflusste die Baukunst des Barock im suddeutschen Raum mit ihren Kirchenbauten Klostern und Profanbauten wesentlich Eine Zusammenarbeit der Bauhandwerker ergab sich zwangslaufig aus den Auftragen insbesondere mit den Handwerkern und Meistern der Wessobrunner Schule Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Die Auer Zunft 2 1 Grundung 2 2 Die Zunftordnung 2 3 Saisonwanderung 3 Die Auer Lehrgange 4 Kritik 5 Museum 6 Baumeister der Auer Zunft 7 Hauptwerke der Auer Baumeister 8 Weitere bekannte Meister der Auer Zunft 8 1 Stuckateure und Maler 9 Literatur 10 Weblink 11 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDie Bauhandwerker aus dem Vorarlberg waren 1459 der Strassburger Hutte zugeteilt worden Umgeben war das schmale Gebiet Vorarlberg von den Handwerkern der Wiener Hutte im Osten und dem eidgenossischen Huttenbereich im Westen Nach der Konsolidierung der habsburgischen Territorialbildung schied Strassburg als Huttenvorort aus und das tirolische Innsbruck wurde Sitz der den Vorarlbergern ubergeordneten Hauptzunft und Hauptlade 1 Mit der Errichtung des Renaissanceschlosses Palast Hohenems durch den Baumeister Martino Longhi den Alteren begann ein regelrechter Aufschwung im Baugewerbe Vorderarlbergs Zudem lebte ausgehend von Stift Einsiedeln im Schweizer Kanton Schwyz ab 1606 ein enormer Baueifern in den Klostern auf So kam es ab 1623 zu einer grosseren Umgestaltung der Stiftskirche in St Gallen 1627 begann die Planung fur eine Stiftskirche in Weingarten Die Vorarlberger und Graubundner Baumeister wurden gepragt von der Dillinger Jesuitenschule und dem 1649 in Feldkirch gegrundeten Jesuitenkolleg St Nikolaus 1649 1773 In diese Einflusssphare gerieten der in Au Argenau geborene Michael Beer 1605 1666 und der Baumeister Michael Kuen 1610 1686 aus der Herrschaft Hohenegg der sich 1634 in Bregenz niederliess Beiden wird ein entscheidender Einfluss auf das Vorarlberger Bauwesen zugesprochen Die Auer Zunft BearbeitenGrundung Bearbeiten Michael Beer hatte seine Lehrzeit in Niederosterreich und in Bregenz absolviert und bekam Auftrage in Bludesch Bludenz und Rankweil Er grundete 1651 die Auer Laadt die neben der Bregenzer Jagdberg Walgauer und Montafoner Zunft die grosste Vorarlbergs wurde 2 Spater schloss man sich den Satzungen der 1697 erlassenen allgemeinen Vorarlberger Maurer und Steinmetzordnung an 3 Dieser Zunft schlossen sich auch Bauhandwerker der umliegenden Ortschaften wie Bezau und Schoppernau an Auswertungen der Zunftbucher ergaben dass von 1670 bis 1699 anscheinend 94 Prozent der erwachsenen mannlichen Bevolkerung von Au und Schoppernau im Baugewerbe tatig waren 4 Die Zunftordnung Bearbeiten Die Auer Zunft war sowohl Berufsverband als auch kirchliche Bruderschaft In ihr waren Maurer Stuckateure Zimmerleute Steinmetzen und Maler eingeschrieben Die Zunftordnung regelte die Ausbildung der Lehrlinge und Tatigkeiten der Gesellen Fur die Maurer war eine dreijahrige Ausbildung vorgesehen die nach den Auer Aufzeichnungen zwischen dem 14 und 19 Lebensjahr begonnen wurde Ein viertes Lehrjahr auf die Maurerlehre war der Ausbildung der Steinmetzen vorbehalten Je nach Alter nach oder neben der Volksschule wurden die Lehrlinge durch die Meister in Technik und Statik Materialkunde Geometrie Zeichnen und Kostenberechnung unterrichtet Je Meister waren maximal zwei Lehrlinge erlaubt Die Frei oder Ledigsprechung zum Gesellen erfolgte am ersten Sonntag nach dem Dreikonigsfest Zwischen 1650 und 1787 sind in der Kirchengemeinde Au 1814 Ledigsprechungen verzeichnet 5 Nach der Ledigsprechung begaben sich die Bauhandwerker auf eine zweijahrige Gesellenwanderschaft zur Vervollkommnung ihrer Fertigkeiten Dann konnte der Geselle zum Parlier Polier aufsteigen Diese Stellung war Voraussetzung zur Sesshaftigkeit zur Ehefahigkeit und zur Erlangung des Meisterrechts Die Auer Ordnung untersagte innerhalb der Zunft den unlauteren Wettbewerb So wurden selbst an entferntesten Baustellen in erster Linie Zunftmitglieder beschaftigt Die Mannschaften wurden im Winter von Meistern und Parlieren fur das kommende Fruhjahr zusammengestellt Die Baumeister waren haufig gleichzeitig auch Bauunternehmer Die Vermittlung von Erfahrungen Anforderungen und Aufgaben erfolgte innerhalb der Familienverbande Vater wurden zu Lehrern ihrer Sohne sie arbeiteten gemeinsam auf den Baustellen und die Sohne vollendeten begonnene Bauten nach dem Ableben des Vaters Beziehungen zu Bauherrschaften wurden intensiv gepflegt und so kam man zu weiteren Auftragen fur Familien und Zunftmitglieder Saisonwanderung Bearbeiten Die Saisonarbeit zu den oft sehr weit entfernten Baustellen wahrte in der Regel vom Marz bis spatestens Martini dem 11 November eines Jahres Im Fruhjahr zogen Scharen von Bauleuten zu dem Sammelplatz westlich von Hittisau dem Roten Berg Hittisau liegt inmitten einer Dreitalerschlucht mit Wegen ins Rheintal nach Oberstaufen im Allgau und in den vorderen Bregenzer Wald Die Meister zogen meist zu Pferd Ein Bericht aus der Schoppernauer Pfarrchronik von 1729 verdeutlicht das Ausmass der Saisonwanderung Hier heiss es Peter Thumb habe 200 Balliergesellen und Buben ins Elsass mitgenommen 6 Dieses Hinauswandern in fremde Gebiete brachte nicht nur einen materiellen Gewinn fur die Familien der Bauhandwerker daruber hinaus erweiterte es den beruflichen Erfahrungsschatz dieser Auer Bauleute sind bisher an uber 800 Kirchen Klostern und Profangebauden nachgewiesen Ihrer Arbeit gingen sie im gesamten suddeutschen Raum nach in Oberschwaben am Bodensee am Oberrhein in der Ortenau in der Pfalz im Saarland am Mittelrhein in Mainfranken in Bayern aber auch im Elsass der Schweiz in Bohmen Ungarn und Russland Die Auftrage ergaben sich aus Verbindungen zu Klostern Bischofen und Regenten Die Auer Lehrgange BearbeitenDie Auer Lehrgange sind ein zweibandiges Werk zur Aus und Weiterbildung der Handwerker die um das Jahr 1720 entstanden Der erste Band wurde 1948 durch den Schuldirektor Gebhard Albrecht im Haus der Familie Aberer in Schoppernau gefunden Der zweite Band war in Besitz der Familie Feuerstein aus Au Schrecken 7 Die Bande beinhalten die Perspektivlehre Andrea Pozzos 1642 1709 Pozzo war Laienbruder des Jesuitenordens und ein fuhrender Theoretiker der illusionistischen Malerei seiner Zeit Daruber hinaus beinhalten sie Nachzeichnungen der Formenlehre von Augustin Charles d Aviler 1653 1701 in der Ubersetzung von Leonhard Christoph Sturm 1669 1719 die den Titel Ausfuhrliche Anleitung zu der gantzen Civil Baukunst tragt Beigebunden sind Musterzeichnungen Bauplane Grundrisse und Vorlagen mit Entstehungsdaten zwischen 1699 und 1725 8 Das von den Auer Baumeistern entwickelte und von ihnen bevorzugte Vorarlberger Munsterschema geht auch auf die Werke des italienischen Barockarchitekten Giacomo Barozzi da Vignola 1507 1573 zuruck Das Standardwerk uber Vignolas Theorien Grund Regeln uber Die Funf Saulen abgefasst von dem sachsischen Ingenieur und Architekten Johann Rudolph Fasch 1680 1749 erschien erst ab 1720 und fand ebenfalls Eingang in die Auer Lehrgange Kritik BearbeitenDer familiare Zusammenhalt der Vorarlberger Bauhandwerker und ihre Festschreibungen im Zunftwesen beeinflusste die fruhere Beurteilung ihrer Leistungen teils negativ Vor allem der Architekt und Kunsthistoriker Cornelius Gurlitt 1850 1938 beforderte mit seiner 1889 erschienenen Geschichte des Barockstils und des Rococo in Deutschland diese Sichtweise uber Jahrzehnte hinweg Der Vorwurf lautete die Vorarlberger Baumeister haben einem Barock angehangt und diesen noch zu Zeiten gepflegt in welcher im ubrigen Deutschland die abwagende Art der Franzosen schon uberall die Geister mit seiner Regelrichtigkeit umfangen hielt 9 Gurlitt spielte damit auf das sich etwa ab 1720 in Frankreich entwickelnde Rokoko an Die jungere Forschung halt hingegen fest dass die Vorarlberger Baumeister in ihrer Architektur zwar wesentlich an generationslanger Erfahrung festhielten dass sie aber in hinreichendem Masse trotz Bindung an Sippe und Zunft Offnungen und Entwicklungsmoglichkeiten wahrnahmen Berucksichtigt man die Entwicklungen und Veranderungen ihrer Baukunst so entsteht ein weit differenzierteres Bild als dies mit der aus den Hinterlandern zu Thal ziehenden Schaar von Baumeistern suggeriert worden war 10 Museum Bearbeiten2021 wurde das Barockbaumeister Museum in Au eroffnet Es befindet sich im renovierten Kurathus 11 12 Das Barockbaumeister Museum beschaftigt sich mit der Grundungsgeschichte der Auer Zunft und das Wirken der Barockbaumeister und daruber hinaus auch mit der zeitgenossischen Gestaltungskompetenz der Mitglieder der Handwerkerzunft Au Themen wie das Denken in Kooperativen Qualitatsbewusstsein und das Modell des uberregionalen Kompetenztransfers werden beleuchtet Daruber hinaus erzahlt das Barockbaumeister Museum ein Stuck Orts und Regionalgeschichte 13 Baumeister der Auer Zunft Bearbeiten alphabetische Reihenfolge Beer Architektenfamilie Michael Beer Franz Beer Franz Anton Beer Franz Beer von Au Johann Michael Beer von Bildstein Johann Michael Beer von Bleichten Valerian BrennerMoosbrugger Familie Andreas Moosbrugger Caspar Moosbrugger Peter Anton MoosbruggerThumb Architektenfamilie Christian Thumb Michael Thumb Peter Thumb Hans WillamFranz Dieth hat in seiner Aufstellung Die fuhrenden Geschlechter der Auer Zunft insgesamt 50 Familien aufgezahlt die mit 1796 Meistern 3428 Ledigsprechungen bezeugten 14 Hauptwerke der Auer Baumeister BearbeitenZur Ausstellung Vorarlberger Barockbaumeister im Sommer 1990 in der Gemeinde Au publizierte Helmut Swozilek damaliger Direktor des Vorarlberger Landesmuseums eine Ubersicht der Hauptwerke der Auer Baumeister 15 nbsp Stiftskirche St Lorenz Kempten nbsp Stiftskirche St Peter und Paul Obermarchtal nbsp Stiftskirche Maria Himmelfahrt Kloster Einsiedeln CH nbsp Stiftskirche St Martin Disentis CH nbsp Stiftskirche Maria Himmelfahrt Irsee nbsp Stiftskirche Maria Himmelfahrt Rheinau CH nbsp Stiftskirche St Martin Weingarten nbsp Stiftskirche St Gallus und St Otmar St Gallen CH nbsp Prioratskirche Unsere Liebe Frau BirnauWeitere bekannte Meister der Auer Zunft BearbeitenStuckateure und Maler Bearbeiten Andreas Moosbrugger Peter Anton Moosbrugger Jodok Friedrich Wilhelm Hieronymus MoosbruggerLiteratur BearbeitenNorbert Lieb Die Vorarlberger Barockbaumeister dritte Ausgabe Munchen und Zurich 1976 Werner Oechslin Die Vorarlberger Barockbaumeister und ihre Deutung in der deutschen Barockforschung In Helmut Swozilek Hrsg Vorarlberger Barockbaumeister Bregenz 1990 Helmut Swozilek 10 Hauptwerke Kurzbeschreibungen In Helmut Swozilek Hrsg Vorarlberger Barockbaumeister Bregenz 1990 Tobias G Natter Ute Pfanner Hrsg architectura practica Barockbaumeister und moderne Bauschule aus Vorarlberg Bregenz 2006 ISBN 3 901802 26 6 Tobias G Natter Hrsg Auer Lehrgang I und II Begleitheft zur Faksimile Edition der beiden Auer Lehrgange Bregenz 2011 Markus Bauer Hrsg Von den Alpen in die Westpfalz Kubelberg 2013Weblink BearbeitenHerlinde Lohr Die Vorarlberger BarockbaumeisterEinzelnachweise Bearbeiten Norbert Lieb Die Vorarlberger Barockbaumeister dritte Ausgabe Munchen und Zurich 1976 S 14 Markus Bauer Hrsg Von den Alpen in die Westpfalz Kubelberg 2013 S 12 Norbert Lieb Die Vorarlberger Barockbaumeister dritte Ausgabe Munchen und Zurich 1976 S 14 Norbert Lieb Die Vorarlberger Barockbaumeister dritte Ausgabe Munchen und Zurich 1976 S 13 Norbert Lieb Die Vorarlberger Barockbaumeister dritte Ausgabe Munchen und Zurich 1976 S 15 Markus Bauer Hrsg Von den Alpen in die Westpfalz Kubelberg 2013 S 12 Herlinde Lehr Die Vorarlberger Barockbaumeister Memento des Originals vom 28 Juni 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot vorarlberger barockbaumeister com 2 Auflage Selbstverlag 2002 abgerufen am 12 Februar 2018 Norbert Lieb Die Vorarlberger Barockbaumeister dritte Ausgabe Munchen und Zurich 1976 S 68 Werner Oechslin Die Vorarlberger Barockbaumeister und ihre Deutung in der deutschen Barockforschung In Helmut Swozilek Hrsg Vorarlberger Barockbaumeister Bregenz 1990 S 74 Werner Oechslin Die Vorarlberger Barockbaumeister und ihre Deutung in der deutschen Barockforschung In Helmut Swozilek Hrsg Vorarlberger Barockbaumeister Bregenz 1990 S 78 Das Museum Akkurat Abgerufen am 19 August 2022 deutsch Marianna Moosbrugger Feierliche Barockbaumeister Museum Eroffnung 27 September 2021 abgerufen am 19 August 2022 Barockbaumeister Museum Au im Bregenzerwald Abgerufen am 19 August 2022 deutsch Franz Dieth Die fuhrenden Geschlechter der Auer Zunft In Norbert Lieb Die Vorarlberger Barockbaumeister dritte Ausgabe Munchen und Zurich 1976 S 142 Helmut Swozilek 10 Hauptwerke Kurzbeschreibungen In Helmut Swozilek Hrsg Vorarlberger Barockbaumeister Bregenz 1990 S 81 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Auer Zunft amp oldid 228358464