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Atacamit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Halogenide Er kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Cu2Cl OH 3 10 ist also chemisch gesehen ein Kupfer Chlor Oxihalogenid AtacamitAggregat aus nadeligen Atacamitkristallen aus der La Farola Mine Distrikt Las Pintadas Region de Atacama Chile Grosse 7 5 4 9 1 5 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Ata 1 Andere Namen Gruner Sand aus Peru 2 Kupferhornerz 2 Kupfersand 3 Kupfersmaragd 4 Salzkupfererz nach Werner 5 salzsaures Kupfer 3 bzw salzsaurer Kupfersand 2 Chemische Formel Cu2Cl OH 3Mineralklasse und ggf Abteilung HalogenideSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana III D 01 III D 01 030 3 DA 10a 10 01 01 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch dipyramidal 2 m2 m2 m 6 Raumgruppe Pnma Nr 62 Vorlage Raumgruppe 62 7 Gitterparameter a 6 03 A b 9 12 A c 6 86 A 7 Formeleinheiten Z 4 7 Physikalische EigenschaftenMohsharte 3 bis 3 5Dichte g cm3 gemessen 3 745 bis 3 776 berechnet 3 756 8 Spaltbarkeit vollkommen nach 010 deutlich nach 101 8 Bruch Tenazitat muscheligFarbe grasgrun smaragdgrun bis schwarzgrunStrichfarbe apfelgrunTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Glasglanz bis DiamantglanzKristalloptikBrechungsindizes na 1 831 9 nb 1 861 9 ng 1 880 9 Doppelbrechung d 0 049 9 Optischer Charakter zweiachsig negativAchsenwinkel 2V 74 berechnet 9 Pleochroismus schwach X hellgrun Y gelbgrun Z grasgrun 8 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten empfindlich gegen starke Sauren unempfindlich gegen schwache Sauren Licht WasserAtacamit entwickelt meist prismatische Kristalle mit uberwiegend nadeligem bis sauligem Habitus bis etwa 10 Zentimetern Lange findet sich aber auch in Form radialstrahliger blattriger faseriger oder korniger bis massiger Mineral Aggregate Die Oberflachen der durchsichtigen bis durchscheinenden Kristalle weisen einen glas bis diamantahnlichen Glanz auf Seine Farbe variiert zwischen Grasgrun Smaragdgrun und Schwarzgrun seine Strichfarbe wird als Apfelgrun beschrieben Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Modifikationen und Varietaten 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte Bearbeiten nbsp Nahaufnahme buscheliger Atacamitkristalle aus der Mina La Farola Copiapo Region de Atacama ChileErstmals entdeckt wurde Atacamit durch den Forschungsreisenden Dombey in der chilenischen Atacamawuste 11 Bekannt wurde das Mineral allerdings zunachst unter verschiedenen beschreibenden Bezeichnungen wie unter anderem Kupfersand bzw salzsaurer Kupfersand Gruner Sand aus Peru und Kupferhornerz nach Dietrich Ludwig Gustav Karsten 1800 3 Seinen bis heute gultigen Namen Atacamit erhielt das Mineral 1802 durch Johann Friedrich Blumenbach der es nach seiner Typlokalitat benannte 11 Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Atacamit zur Abteilung der Oxihalogenide wo er als Namensgeber die Atacamit Reihe mit der System Nr III D 01 und den weiteren Mitgliedern Anthonyit Belloit Bobkingit Botallackit Calumetit Gillardit Haydeeit Herbertsmithit Hibbingit Kapellasit Kempit Klinoatacamit Korshunovskit Melanothallit Nepskoeit und Paratacamit bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Atacamit in die erweiterte Abteilung der Oxihalogenide Hydroxyhalogenide und verwandte Doppel Halogenide ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit Cu usw ohne Pb zu finden ist wo es nur noch zusammen mit Hibbingit und Kempit die unbenannte Gruppe 3 DA 10a bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Atacamit in die Klasse der Halogenide und dort in die Abteilung der Oxihalogenide und Hydroxyhalogenide ein Hier ist er zusammen mit Hibbingit Gillardit und Haydeeit in der unbenannten Gruppe 10 01 01 innerhalb der Unterabteilung Oxihalogenide und Hydroxyhalogenide mit der Formel A2 O OH 3Xq zu finden Kristallstruktur BearbeitenAtacamit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pnam Raumgruppen Nr 62 Stellung 6 Vorlage Raumgruppe 62 6 mit den Gitterparametern a 6 03 A b 9 12 A und c 6 86 A sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 7 Modifikationen und Varietaten BearbeitenVon der Verbindung Cu2Cl OH 3 sind bisher vier naturliche Modifikationen bekannt Neben dem orthorhombischen Atacamit sind dies noch die monoklin kristallisierenden Minerale Botallackit und Klinoatacamit sowie der trigonale Paratacamit Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp In Gips eingeschlossene Atacamitnadeln aus der Lily Mine Lilly Mine bei Pisco Umay Region Ica Peru Grosse 7 3 2 7 cm nbsp Atacamit auf Malachit aus einer der Minen am Mount Gunson SudaustralienAtacamit bildet sich in der Oxidationszone sulfidischer Kupfer Lagerstatten unter ariden Klimabedingungen Seltener entsteht er als Sublimationsprodukt vulkanischer Gase Auch als sekundare Mineralbildung in Schlacken ehemaliger Erzverhuttung sowie in der Patina antiker Bronzen 12 findet sich mitunter Atacamit Als Begleitminerale treten unter anderem Botallackit Brochantit Caledonit Cuprit Linarit und Paratacamit auf 8 Unter Einfluss der Atmosphare wandelt sich Atacamit langsam in Malachit und bei gleichzeitiger Anwesenheit von Kieselsaure in Chrysokoll um 12 Als eher seltene Mineralbildung kann Atacamit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Als bekannt gelten bisher Stand 2012 rund 500 Fundorte 9 In der als Typlokalitat geltenden Atacamawuste bzw der gleichnamigen Region de Atacama konnte das Mineral an vielen Orten gefunden werden wie unter anderem in der Umgebung des Vulkans Cerro Negro in der Provinz Chanaral Checo de Cobre Tierra Amarilla und Zapallar Chile in der Provinz Copiapo sowie Vallenar in der Provinz Huasco Daneben fand sich Atacamit noch in vielen weiteren Regionen Chiles Bekannt aufgrund aussergewohnlicher Atacamit Funde ist unter anderem Burra in Sudaustralien wo mit rund 10 Zentimetern die bisher langsten bekannten Kristalle zutage traten Gut ausgebildete Kristalle von mehreren Zentimetern Grosse fanden sich auch in den Kupfergruben von Moona und Wallaroo Bis zu einem Zentimeter Durchmesser konnen die Kristalle in Tsumeb in Namibia erreichen 13 In Deutschland fand sich Atacamit unter anderem in der Grube Clara in Baden Wurttemberg in den Kupfergruben bei Lichtenberg und Kupferberg sowie im Salzbergwerk Berchtesgaden in Bayern in den Schlackenfeldern der Kupferwerke bei Frankfurt Heddernheim und Richelsdorf in Hessen in der Julius Hutte bei Astfeld im niedersachsischen Harz in den nordrhein westfalischen Zechen Christian Levin und Pluto sowie den Kupfergruben von Marsberg in der Schlackenhalde der Grube Virneberg bei Rheinbreitbach in Rheinland Pfalz im Mansfelder Becken in Sachsen Anhalt in der Grube Lorenz Gegentrum bei Halsbrucke und dem Deutschlandschacht bei Oelsnitz Erzgeb in Sachsen sowie an der Nordkuste von Helgoland in Schleswig Holstein In Osterreich sind bisher nur die Grube Haagen bei Webing in der Salzburger Marktgemeinde Abtenau und der Silberberg Stockerstollen im Tiroler Gemeindegebiet Brixlegg Rattenberg als Fundorte bekannt Der bisher einzige bekannte Fundort in der Schweiz sind die Salzbergwerke bei Bex im Kanton Waadt Weitere Fundorte liegen unter anderem in der Antarktis in Argentinien Bolivien China der Demokratischen Republik Kongo Frankreich Griechenland Kanada Indien Iran Irland Isle of Man Italien Japan Jordanien Kasachstan Mexiko Neuseeland Norwegen Peru Portugal Russland der Slowakei Spanien Sudafrika Tonga Turkmenistan Ukraine Ungarn Usbekistan im Vereinigten Konigreich den Vereinigten Staaten von Amerika USA und in Vietnam 14 Auch in Gesteinsproben vom Mittelatlantischen Rucken sowie im Pazifischen Ozean genauer vom Manus Becken der Bismarcksee und vom Ostpazifischen Rucken konnte Atacamit nachgewiesen werden 14 Verwendung BearbeitenAls Kupfererz hat Atacamit nur eine geringe Bedeutung Im Oktober 2002 fanden Helga Lichtenegger und ihre Kollegen von der University of California Santa Barbara in den vier zahnahnlichen Kiefern des rauberischen und giftigen Blutwurms Glycera dibranchiata Kupfer das in Form des Minerals Atacamit eingebaut ist und publizierten ihren Fund im Fachmagazin Science 15 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenXVII Mineralogische Bemerkungen uber das Arseniksaure Salzsaure und Phosphorsaure Kupfer von Herrn Oberbergrath D C G Karsten in Der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin neue Schriften Band 3 Berlin 1801 S 288 306 in der Google Buchsuche II Das wahre Salzsaure Kupfer mit Analysen von Rochefoucaud Berthollet und Proust ab S 303 in der Google Buchsuche Franz Ambrosius Reuss Kupfersand In Lehrbuch der Mineralogie nach des Herrn O B R Karsten Mineralogischen Tabellen Ausgefuhrt Vol 2 Friedrich Gotthold Jacobder Leipzig 1803 S 486 493 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 26 September 2019 Neu herausgegeben von Forgotten Books 2018 ISBN 978 0 366 96429 1 J F Blumenbach L atacamit sable vert d Atacama In Manuel D Histoire Naturelle Band 2 Soulange Artaud Paris 1803 S 348 349 Online PDF 109 kB abgerufen am 19 Februar 2018 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 493 Erstausgabe 1891 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Atacamite Sammlung von Bildern Mineralienatlas Atacamit Wiki American Mineralogist Crystal Structure Database Atacamite englisch 1949 und 1986 Mineralien Lexikon AtacamitEinzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c Franz Ambrosius Reuss Lehrbuch der Mineralogie nach des Herrn O B R Karsten mineralogischen Tabellen ausgefuhrt Leipzig 1803 in der Google Buchsuche a b c Dietrich Ludwig Gustav Karsten Tabellarische Uebersicht der mineralogisch einfachen Fossilien In Mineralogische Tabellen mit Ruksicht auf die neuesten Entdekkungen Heinrich August Rottmann Berlin 1800 S 46 46 Online PDF 1 9 MB abgerufen am 19 Februar 2018 Ordnung Kupfer Gattung Kupfersand J F Blumenbach L atacamit sable vert d Atacama In Manuel D Histoire Naturelle Band 2 Soulange Artaud Paris 1803 S 348 349 Online PDF 109 kB abgerufen am 19 Februar 2018 Hans Luschen Die Namen der Steine Das Mineralreich im Spiegel der Sprache 2 Auflage Ott Verlag Thun 1979 ISBN 3 7225 6265 1 S 178 Webmineral Atacamite englisch a b c Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 171 a b c d Atacamite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 Online PDF 70 kB abgerufen am 19 Februar 2018 a b c d e f Mindat Atacamite englisch IMA CNMNC List of Mineral Names 2012 PDF 8 9 MB a b J F Blumenbach Handbuch der Naturgeschichte 6 Auflage Frankfurt und Leipzig 1802 S 653 in der Google Buchsuche a b Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 337 339 Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 68 a b Mindat Fundorte fur Atacamit Bild der Wissenschaft Stahlharte Beisser Borstenwurmer haben Metall im Kiefer von Ute Kehse 29 Juli 2003 zuletzt abgerufen am 19 Februar 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Atacamit amp oldid 237841613