www.wikidata.de-de.nina.az
Die altpreussische Rustungsindustrie behandelt die Produktionsgeschichte und entwicklung von Militargutern fur das altpreussische Militarwesen Beginnend mit der Entstehung der Personalunion Brandenburg Preussen im Jahre 1618 bis zur vollstandigen Niederlage des altpreussischen Staates im Krieg gegen das Napoleonische Frankreich im Jahre 1806 Eine eigenstandige Rustungsindustrie bildete sich in Preussen nur muhselig heraus Die Grunde liegen am Fehlen fast aller fur die Herstellung notwendigen Grundstoffe So verfugte Brandenburg Preussen und das spatere Konigreich Preussen lediglich uber einige leicht abzubauende Wiesenerze und ein bisschen Kupfer in Rothenburg a d Saale Ansonsten verfugte die Streusandbuchse des Heiligen Romischen Reiches uber keine nennenswerte Rohstoffvorkommen So fehlte es unter anderem an Blei fur die Kugeln oder Zinn fur die Herstellung von Bronze Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Rustungsindustrie in Brandenburg Preussen 1618 bis 1701 1 2 Rustungsindustrie im Konigreich Preussen 1701 bis 1806 2 Quellen 2 1 Literatur 2 2 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenRustungsindustrie in Brandenburg Preussen 1618 bis 1701 Bearbeiten Aufgrund des Fehlens einer eigenen Rustungsindustrie war Kurfurst Friedrich Wilhelm gezwungen seinen Rustungsbedarf aus dem Ausland zu decken Schiesspulver und Bronzekanonen liess er aus den Niederlanden importieren eiserne Kanonen importierte er aus Schweden Die Gewehre fur die brandenburgisch preussische Armee kamen aus Luttich die Blankwaffen aus Solingen die Pistolen aus Suhl Allerdings grundete Kurfurst Friedrich Wilhelm 1645 das konigliche Giesshaus zu Berlin Rustungsindustrie im Konigreich Preussen 1701 bis 1806 Bearbeiten Bei Regierungsantritt des Soldatenkonigs Friedrich Wilhelm I im Jahre 1713 war die preussische Rustungsindustrie noch nicht uber das Stadium handwerklicher Betriebsformen hinausgekommen Das Land verfugte lediglich uber die 1645 gegrundete Geschutzgiesserei in Berlin einen Kupferhammer in Eberswalde und ein Messingwerk in Finow In Zehdenick gab es eine mit funf Meter hohen Ofen ausgestattete Eisenhutte Unter Friedrich Wilhelm I wurde gemass den merkantilistischen Grundsatzen versucht sich von Waffenimporten unabhangig zu machen Es folgte ein planmassiger und konsequenter Aufbau der eigenen Rustungsindustrie Kennzeichnend fur diese Politik war das Entstehen der fur Preussen charakteristischen Zweckverbindung der privaten Rustungsindustrie mit dem preussischen Militar Die Armee diente als sicherer Absatznehmer fur die hergestellten Produkte gleichzeitig mussten sich die privaten Unternehmer den Bedurfnissen der Armee anpassen 1717 entstand die konigliche Pulverfabrik in der Jungfernheide bei Berlin Dort wurde ein ausserst feines und hochwirksames Schiesspulver hergestellt wie es zur damaligen Zeit nur fur Sportzwecke ublich war 1722 wurde die Gewehrfabrik zu Potsdam und Spandau gegrundet Leiter dieses Werkes waren die beiden erfolgreichen Unternehmer Splitgerber amp Daum die auch noch weitere Rustungsunternehmungen besassen Das Werk in Spandau lieferte die Gewehrlaufe Bajonette und Ladestocke und verschiffte die Teile nach Potsdam Dort fertigten Schlosser Giesser und Schafter die Schloss und Garniturteile einschliesslich der Schafte und setzten das Ganze zu vollstandigen Gewehren zusammen Bereits 1723 ein Jahr nach ihrer Grundung produzierte die Gewehrfabrik 10 000 Musketen womit die Unabhangigkeit von Waffenimporten aus Luttich und Suhl vorerst erreicht wurde Das Eisen fur die Musketen und Pistolen musste aus Schweden importiert werden In Berlin wurden die Musketenkugeln aus im Harz gefordertem preiswertem Blei gegossen Bei der Auswahl der Standorte achteten die Planer immer auf das Vorhandensein grosser Wasserlaufe weil auf ihnen die schwere Fracht besser transportiert werden konnte als auf den schlecht ausgebauten Strassen Die konigliche Kanonengiesserei zu Berlin stellte einen grossen Teil der Kanonen in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts fur die preussische Armee her Diese Giesserei verwendete importiertes Kupfer aus Rothenburg a d Saale und Zinn aus Cornwall Die einzigen einheimischen Produktionsquellen fur Bomben und Granaten waren die Eisenwerke Zehdenick und die Fabrik in Schadow am Oberlauf der Spree nbsp Konigliches Lagerhaus um 1750Friedrich Wilhelm forderte auch die einheimische Textilindustrie 1713 entstand das Konigliche Lagerhaus in Berlin das als dezentralisierte Manufaktur die preussische Armee komplett mit Uniformen und anderen Textilien versorgte Die Mannschaftsuniformen wurden dezentral aus einheimischer Wollproduktion gefertigt wahrend die feinen Offiziersuniformen mit importierter spanischer Merinowolle zentral im Lagerhaus gefertigt wurden Das Lagerhaus stellt ein Beispiel dar wie die Zivilwirtschaft in den Dienst der Armee gestellt wurde und trotzdem davon profitierte Unter Konig Friedrich II wurde die Rustungsproduktion verstarkt Die einheimische Rustungsindustrie zeigte sich den Anforderungen der ersten beiden Schlesischen Kriege 1740 45 gewachsen Nach der Eroberung Schlesiens im ersten Schlesischen Krieg ubernahm Preussen die stadtische Kanonengiesserei in Breslau und baute sie aus In der Zeit der ersten beiden Schlesischen Kriege von 1741 bis 1745 stellte Preussen 444 Geschutze her Ebenfalls in dieser Zeit entstanden weitere Pulvermuhlen Im Jahre 1746 erzeugten alle Pulvermuhlen zusammen 402 000 Pfund Sprengstoff und schon 504 000 Pfund Sprengstoff im Jahre 1756 Die heimische Eisenindustrie dagegen hinkte mit ihrer Kapazitat nach was Friedrich II dazu zwang Granaten und Bomben aus Schweden zu importieren Darum entstanden bis 1755 neue Eisenwerke in Schlesien so in Malapane Kreuzburg Gottow Torgelow Pommern und Vietz Das Know how der Fertigung der Munition und die notwendigen Erze liess der Konig sich durch Industriespionage aus Schweden beschaffen In dieser Zeit wurde das gesamte Huttenwesen neu strukturiert An Stelle der bis dato ublichen Verpachtung traten andere Gesellschaftsformen die nicht die Innovationen hemmten da Unternehmer nur an kurzfristigen Gewinnen interessiert waren Auf dem Gebiet des Huttenwesens in Preussen hatte der aus Schlesien stammende Friedrich Anton von Heynitz durch die Einfuhrung neuer Technologien grosse Fortschritte erreicht 1754 produzierten die Eisenwerke in Malapane und Kreuzhutte 9400 Bomben Der Siebenjahrige Krieg uberstieg die Fahigkeiten der preussischen Rustungsindustrie bei weitem So wurden allein an Schiesspulver in diesem Krieg insgesamt 73 686 720 Pfund verbraucht So war Preussen in hohem Masse von Importen aus Holland und England abhangig Dazu mussten zwischen 1757 und 1762 32 000 Gewehre und Sabel in Holland eingekauft werden da auch die Gewehrfabriken in Potsdam und Spandau in der Produktion nicht hinterher kamen Aus Schweden wurden eiserne Kanonen aus Holland bronzene Geschutze und Handfeuerwaffen aus Luttich Musketen aus Suhl und Solingen Pistolen bezogen Es fehlte den Fabriken an Personal und allgemein an Produktionskapazitaten Eine Ausweitung der Produktionskapazitaten in Friedenszeiten waren allerdings enge Grenzen gesetzt War der Friedensbedarf der naturgemass fur eine Armee sehr niedrig ist erst einmal gedeckt hatten zur Senkung der entstehenden Kosten entweder das Personal gekurzt die Preise auf die wenigen Absatzprodukte draufgeschlagen oder durch Exporte andere Absatzmarkte erschlossen werden mussen Letzteres verbot sich in der Zeit der Kabinettskriege in Europa in denen die Partner schnell zum Gegner werden konnten Wahrend des Siebenjahrigen Krieges drangen Osterreicher und Russen bis nach Berlin vor und sprengten dort 1760 die konigliche Pulverfabrik als auch die konigliche Giesserei Die Jahresproduktion von Geschutzen unter Friedrich II belief sich in seiner Herrschaftszeit auf durchschnittlich 80 Geschutze insgesamt 3600 Stuck 1 Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Martin Guddat Kanoniere Bombardiere Pontoniere Die Artillerie Friedrich des Grossen Verlag Mittler amp Sohn Bonn 1992 ISBN 3 8132 0383 2 Karl Volker Neugebauer Grundzuge der deutschen Militargeschichte Band 2 Arbeits und Quellenbuch Rombach Verlag Freiburg 1993 ISBN 3 7930 0602 6 Wolfgang Seel Preussisch deutsche Pulvergeschichte In Deutsches Waffen Journal 19 1983 Nr 3 S 294 301 Nr 4 S 462 465 Nr 5 S 588 592 Nr 7 S 862 867 Nr 8 S 1020 1023 Nr 9 S 1144 1146 Wolfgang Seel Altpreussische Salpeterwirtschaft In Waffen und Kostumkunde B 25 1983 H 1 S 31 41 Einzelnachweise Bearbeiten Martin Guddat Kanoniere Bombardiere Pontoniere Die Artillerie Friedrich des Grossen Verlag Mittler amp Sohn Bonn 1992 S 27 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Altpreussische Rustungsindustrie amp oldid 215215323