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Die okogeographischen Regeln sind ein Satz von Regeln uber Tiere und Pflanzen die aus der Beobachtung erwachsen sind dass nah verwandte Arten sich in bestimmten Merkmalen unterscheiden wenn sie in verschiedenen geographischen Regionen leben Dabei hangt die Auspragung dieser Merkmale in charakteristischer Weise von den klimatischen Verhaltnissen ab Diese regelhaften Unterschiede lassen sich auch innerhalb einer Art beim Vergleich von Unterarten beobachten Die Regeln spiegeln damit die Variationsbreite innerhalb eines Verwandtschaftskreises wider Zugleich beschreiben sie konvergente Entwicklung weil auch ganz verschiedene Arten in vergleichbaren Regionen ahnliche Merkmalsauspragungen aufweisen Inhaltsverzeichnis 1 Tiergeographische Regeln 1 1 Bergmannsche Regel 1 2 Allensche Regel 1 3 Hessesche Regel oder Herzgewichtsregel 1 4 Glogersche Regel oder Farbungsregel 1 5 Renschsche Regel 2 Pflanzengeographische Regeln von Werner 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseTiergeographische Regeln BearbeitenBergmannsche Regel Bearbeiten Die Bergmannsche Regel beschreibt ursprunglich die Beobachtung dass bei nahe verwandten Arten gleichwarmer Tiere homoiothermer Tiere die durchschnittliche Korpergrosse zu den Polen hin ansteigt Diesen Zusammenhang von durchschnittlicher Korpergrosse und Klima beschrieb der Gottinger Anatom und Physiologe Carl Bergmann 1847 daher wird dies als Bergmannsche Regel bezeichnet In der Fachliteratur wird die Bergmannsche Regel heute breiter definiert als ursprunglich 1 Die Regel wird heute auch auf verschiedene Arten innerhalb eines hoheren Taxons wie z B einer Gattung oder Familie angewendet es werden auch wechselwarme Tiere untersucht und neben dem Temperaturgradienten der geographischen Breite auch der Temperaturgradient der Hohe uber dem Meeresspiegel berucksichtigt Andert sich die Grosse eines Korpers so andert sich auch das Verhaltnis von Oberflache und Volumen Bei einer Vergrosserung des Korpers wachst seine Oberflache langsamer als das Volumen denn die Oberflache wachst nur quadratisch das Volumen dagegen kubisch Da jeder Korper seine Warme uber seine Oberflache an die Umgebung abgibt hat ein grosserer Korper durch das geringere Oberflache Volumen Verhaltnis einen geringeren relativen Warmeverlust d h mit zunehmender Korpergrosse verringert sich in kalter Umgebung der Warmeverlust pro Volumeneinheit Je grosser also der Korper eines gleichwarmen Tieres ist desto besser kann es sich in einem kalten Lebensraum gegen Warmeverlust schutzen weil seine Hautoberflache im Verhaltnis zum Korpervolumen kleiner wird Hauptartikel ThermoregulationDie Bergmannsche Regel wird vor allem bei Tieren mit grosser geographischer Verbreitung wie Braunbaren Wildschweinen Fuchsen und Pinguinen beobachtet ihre Korpergrosse nimmt mit der geographischen Breite zu d h je naher der Lebensraum solcher Tiere an den Polargebieten liegt desto grosser sind sie Obwohl die Bergmannsche Regel haufig zutrifft gilt dies keineswegs fur alle untersuchten Tiergruppen und Temperaturgradienten 2 Beispiele nbsp Bergmannsche Regel bei PinguinenPinguine Der Galapagos Pinguin ist der kleinste der Kaiser Pinguin in der Antarktis ist der grosste Vertreter der rezenten Pinguine Allerdings muss berucksichtigt werden dass auch in der Antarktis und auf den subantarktischen Inseln etliche kleine Pinguin Arten vorkommen Pinguin Art Korperlange in cm Korpermasse in kg Federlange in cm Vorkommen sudliche Breitengrade Galapagos Pinguin Spheniscus mendiculus 50 2 2 2 1 AquatorHumboldt Pinguin S humboldti 65 4 5 2 1 5 bis 35Magellan Pinguin S magellanicus 70 4 9 2 4 34 bis 56KonigspinguinAptenodytes patagonica 95 15 2 9 50 bis 60Kaiserpinguin A forsteri 120 40 4 2 65 bis 77Innerhalb der verschiedenen Unterarten des Braunbaren Ursus arctos ist der Syrische Braunbar U a syriacus aus dem Nahen Osten und Transkaukasien kleiner als der Europaische Braunbar U a arctos und dieser ist kleiner als der Kodiakbar U a middendorfi auf der Insel Kodiak vor Alaska Die durchschnittlich grosste Art innerhalb der Baren Ursidae ist der Eisbar Ursus maritimus Allensche Regel Bearbeiten nbsp Die Quader bestehen alle aus je 8 Einheitswurfel Wurfel mit der Kantenlange 1 und haben daher das Volumen 8 Dennoch haben sie wegen ihrer unterschiedlichen Form eine andere Oberflache und damit auch ein anderes A V Verhaltnis Die Allensche Regel nach Joel Asaph Allen 1838 1921 besagt dass bei nahen Verwandten homoiothermer gleichwarmer Organismen die relative Lange der Korperanhange Extremitaten Schwanz Ohren in kalten Klimazonen geringer ist als bei verwandten Arten und Unterarten in warmeren Gebieten Der biologische Grund fur diesen Zusammenhang liegt darin dass alle Extremitaten eine Vergrosserung der Korperoberflache bewirken und da homoiotherme Tiere ihre Korpertemperatur unabhangig von der Umgebungstemperatur konstant halten ist es in kalteren Gebieten vorteilhaft eine moglichst geringe Korperoberflache zu besitzen um moglichst wenig Warme abzugeben In warmeren Gebieten sind umgekehrt auffallig grosse Korperanhange zu beobachten wodurch die Kuhlung des Korpers verbessert wird Tiere in heissen Gebieten haben der Allenschen Regel entsprechend zudem oft besonders lange Beine moglicherweise weil der grossere Abstand vom hitzestrahlenden Boden einen Selektions Vorteil darstellt Beispiele Die Lange der Ohren nimmt in der Verwandtschaftsreihe Fennek Vulpes Fennecus zerda Wuste Rotfuchs Vulpes Vulpes vulpes gemassigte Breiten und Polarfuchs Vulpes Alopex lagopes Tundra ab nbsp Fennek nbsp Rotfuchs nbsp PolarfuchsEbenso verhalt es sich bei Wustenluchs Caracal caracal und Luchs der Tundren Lynx lynx sowie bei Feldhase Lepus europaeus capensis und Schneehase Lepus timidus Hessesche Regel oder Herzgewichtsregel Bearbeiten Nach der Hesseschen Regel oder Herzgewichtsregel haben endotherme Tiere Vogel Sauger in kalteren Klimaten hohere geographische Breiten Gebirge ein grosseres und schwereres Herz als Artgenossen oder nahe verwandte Arten in warmeren Regionen 3 Ursache hierfur ist eine gesteigerte Stoffwechselleistung zur Aufrechterhaltung der Korpertemperatur als Anpassung an eine kalte Umwelt 4 Die von Richard Hesse 1868 1944 aufgestellte Regel ist eine der okogeographischen Regeln der Biogeographie Wie die Allensche Regel ist sie eine Erganzung der allgemeineren Bergmannschen Regel 4 Die okogeographischen Regeln setzen die physiologischen Anpassungen von Tieren in Beziehung zu ihrer Umwelt Beispiel Haussperling Passer domesticus Angaben in Gramm Herzgewicht pro Kilogramm Korpergewicht Sankt Petersburg 15 7 Hamburg 14 0 Tubingen 13 1 Glogersche Regel oder Farbungsregel Bearbeiten Die Glogersche Regel oder Farbungsregel wurde von Constantin Wilhelm Lambert Gloger in seinem Werk Das Abandern der Vogel durch Einfluss des Klimas 1833 aufgestellt Die Regel wurde nach ihm benannt Die Regel besagt dass homoiotherme Arten die in Gebieten mit hoherer Luftfeuchtigkeit leben eine dunklere Pigmentierung besitzen Artverwandte in trockeneren Klimaten sind heller gefarbt Eine mogliche Erklarung fur Glogers Beobachtung ware eine hohere Widerstandsfahigkeit von stark pigmentierten Haaren und Federn gegen zersetzende Bakterien In feuchten Gegenden werden Bakterien wie z B Bacillus licheniformis im Wachstum begunstigt dunklere Haare oder Federn sind jedoch bakteriell schlechter abbaubar 5 Daher sind in heissen und feuchten Gegenden haufiger dunkelbraun schwarze Eumelanine anzutreffen in ariden Landstrichen ist dagegen rotliches bis sandfarbenes Phaomelanin haufiger womoglich wegen der besseren Tarnung Bei Saugetieren besteht eine Tendenz in aquatorialen Gebieten eine dunklere Hautfarbe auszubilden als bei nordlicher oder sudlicher lebende Populationen Ein weiterer Erklarungsansatz ist hier die verminderte Intensitat der UV Strahlung mit zunehmender geographischer Breite Mit einer helleren Hautfarbe wird das fur die Produktion von Vitamin D notwendige UV Licht besser nutzbar Renschsche Regel Bearbeiten Die Renschsche Regel ist eine allometrische Regel zum geschlechtsspezifischen Grossenverhaltnis bei Tieren jedoch ohne Bezug auf geographische Einflusse 6 Siehe auch Sexualdimorphismus Renschsche RegelPflanzengeographische Regeln von Werner BearbeitenBlattgrossenregel In feuchtwarmen Regionen Tropischer Regenwald Lorbeerwald bilden die Pflanzen grossere Blatter aus als in kalt trockenen Bergwald Polargebiete Dies erklart sich daraus dass uber grossflachige Blatter mehr Wasser verdunstet wird als bei kleinflachigen Blattformenregel Pflanzen der sommergrunen Walder in den gemassigten Breiten weisen eine grossere Variabilitat auf als Pflanzen der Tropenwalder oder der immergrunen Nadelwalder nordlicher Breiten Wuchsformenregel Holzige Pflanzen bilden in trockenen und kalten Gebieten mit kurzer Vegetationsperiode Zwergformen aus Siehe auch BearbeitenBiologische Evolution Biozonotische Grundprinzipien Zoologie Morphologie Biologie Akzeleration Biologie Oberflachenregel Copes Gesetz Tiefseegigantismus Inselgigantismus Inselverzwergung Verzwergung Verzwergung bei KnochenfischenLiteratur BearbeitenCarl Bergmann Uber die Verhaltnisse der Warmeokonomie der Thiere zu ihrer Grosse In Gottinger Studien 1 Abt 1847 ZDB ID 514193 x S 595 708 Constantin Lambert Gloger Das Abandern der Vogel durch Einfluss des Klimas Schulz Breslau 1833 Eckhard Philipp Hrsg Okologie Grune Reihe Materialien SII Biologie Dr A 2 Schroedel Braunschweig 2006 ISBN 3 507 10914 X Weblinks BearbeitenDefinition im Glossary of Oceanography and the Related Geosciences Carl Bergmann Uber die Verhaltnisse der Warmeokonomie der Thiere zu ihrer Grosse In Gottinger Studien 1847 Einzelnachweise Bearbeiten Meiri S 2011 Bergmann s Rule what s in a name Global Ecology and Biogeography 20 203 207 1 Meiri S Dayan T 2003 On the validity of Bergmann s rule Global Ecology and Biogeography 30 331 351 2 Richard Hesse Ecological animal geography An authorized rewritten edition based on Tiergeographie auf okologischer Grundlage Prepared by W C Allee and Karl P Schmidt J Wiley amp Sons Inc New York NY 1937 S 392 a b Richard J Huggett Geoecology An Evolutionary Approach Routledge London u a 1995 ISBN 0 415 08689 2 S 95 S M Tiquia J M Ichida et al Bacterial community profiles on feathers during composting as determined by terminal restriction fragment length polymorphism analysis of 16S rDNA genes In Applied Microbiology and Biotechnology Vol 67 Nr 3 Mai 2005 ISSN 0175 7598 S 412 419 doi 10 1007 s00253 004 1788 y Ehab Abouheif Daphne J Fairbairn A comparative analysis of allometry for sexual size dimorphism assessing Rensch s rule In American Naturalist 149 Nr 3 Marz 1997 S 540 562 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Okogeographische Regel amp oldid 234541968 Allen