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Das Abdinghofkloster Sankt Peter und Paul ist eine ehemalige Abtei der Benediktiner in Paderborn bestehend von seiner Grundung durch den im niederlandischen Renkum geborenen Bischof Meinwerk von Paderborn 1 im Jahre 1015 2 bis zu seiner Sakularisation am 25 Marz 1803 3 Neue archaologische Erkenntnisse legen jedoch den Schluss nahe dass das Abdinghofkloster erst im spaten 11 Jahrhundert gebaut worden ist Sollte dies zutreffen kann Bischof Meinwerk um 975 1036 nicht den Grundstein des Klosters gelegt haben 4 Westwerk der AbdinghofkircheIn der Zeit seines Bestehens standen dem Kloster insgesamt 51 Abte vor Kulturelle Bedeutung erlangte es durch seine Bibliothek die angeschlossene Schule ein Hospiz seine Werkstatt fur Buchmaler und Buchbinderei und wichtige Kirchenschatze Zudem war das Kloster lange Zeit Grundbesitzer im Wesergebiet so die Externsteine und am Niederrhein bis in die Niederlande Die Kirche ist heute eine evangelisch lutherische Pfarrkirche Inhaltsverzeichnis 1 Grundung unter Bischof Meinwerk 2 Entwicklung im Mittelalter 3 Von der fruhen Neuzeit bis zur Sakularisation 4 Die Sakularisation des Abdinghofklosters 5 Der Abdinghof seit der Sakularisation 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGrundung unter Bischof Meinwerk Bearbeiten nbsp Krypta der Abdinghofkirche nbsp Grabplatte mit dem Bildnis von Bischof Meinwerk in der Krypta der AbdinghofkircheBereits vor 1000 gab es einen Vorgangerbau an der Stelle an der zu Beginn des 11 Jahrhunderts das Abdinghofkloster gegrundet wurde Der grosse Stadtbrand des Jahres 1000 zerstorte nicht nur den Paderborner Dom sondern auch das Domkloster mit dem Bistumsarchiv weshalb nur noch wenige Urkunden uber die Geschichte von Stadt und Bistum Paderborn vor dieser Zeit erhalten blieben 1009 bestellte Heinrich II seinen Freund Meinwerk zum neuen Bischof von Paderborn Dieser galt als zweiter Begrunder des Bistums Den von seinem Vorganger begonnenen Neubau des Domes liess er niederlegen und einen monumentalen Neubau errichten den er im Jahr 1015 einweihte 1016 legte er die Fundamente des Abdinghofklosters Bis 1031 entstand die Abdinghofanlage als benediktinisches Kloster mit Abteikirche deren Bau 1021 begann Am 2 Januar 1023 weihte Meinwerk zunachst die Krypta dem Martyrer Stephanus und 1031 die Abdinghofkirche Nach seinem Tod am 5 Juni 1036 wurde Meinwerk seinem Wunsch entsprechend in der Krypta der Abdinghofkirche beigesetzt 5 Sein Sarkophag befindet sich seit 1958 in der Busdorfkirche in Paderborn 2009 wurde der steinerne Sarg im Diozesanmuseum gezeigt Er war Teil einer Ausstellungseinheit die dem Tod und der Bestattung des Bischofs gewidmet war 6 Entwicklung im Mittelalter BearbeitenDer Stadtbrand 1058 zerstorte erneut den Dom und auch die Abdinghofkirche 1078 weihte Bischof Poppo gemeinsam mit dem aus Passau vertriebenen heiligen Altmann ihren Neubau Aus dem Jahre 1060 ist das wertvolle Abdinghof Evangeliar das heute im Kupferstichkabinett Berlin aufbewahrt wird 1083 starb Bischof Poppo und wurde in der Abdinghofkirche beigesetzt Bischof Heinrich II schenkte der Abdinghofkirche ein grosses Triumphkreuz das er 1090 weihte 1093 bestatigte er den Kauf der Externsteine durch das Kloster die dort geschaffene Felsenkapelle weihte er 1115 Ebenso stimmte er zu dass Monche des Abdinghofklosters zunachst um 1100 nach Boke dann 1104 endgultig in das von Erpo von Padberg gegrundete Kloster Flechtdorf nordwestlich von Korbach umsiedelten 1105 bis 1125 entstanden die Annales Patherbrunenses die fruheste systematische Sammlung von Nachrichten zur Paderborner Geschichte wahrscheinlich im Abdinghofkloster Ebenfalls aus der ersten Halfte des 12 Jahrhunderts stammt der Abdinghofer Blutsegen 1120 schenkte Vicelin auch Vizelin Wizelin aus Hameln 1090 1145 dem Abdinghofkloster Reliquien der hl Willehad Ansgar und Rimbert und uberreichte zugleich eine Handschrift mit den Viten der drei Heiligen 7 Spatestens seit Abt Wino war das Abdinghofkloster besonders eng mit dem Helmarshausener Skriptorium verbunden In den Vitae sanctorum Heiligenleben dieses Klosters erscheint unter den Abdinghofer Schreibern zumindest ein Helmarshausener welcher bezeichnenderweise den Anfang der Vita Modoaldi schrieb wenige Zeilen die vielleicht fur eine gesonderte Hervorhebung mit Zierschrift freigeblieben waren 8 1165 wutete erneut ein verheerender Stadtbrand diesmal im westlichen Teil Paderborns und traf die Abdinghofkirche und die nahegelegene Marktkirche Sankt Pankratius Danach entstand die Abtskapelle und es erfolgte der Neubau der Konventsgebaude Der Brand durfte einer der Impulse fur die intensive Falschertatigkeit in der klosterlichen Schreibstube gewesen sein aus der im 12 Jahrhundert mehr als 30 Spuria hervorgingen 9 1376 wurden die Gebeine Bischof Meinwerks im Hochgrab im Chorraum beigesetzt In der Zeit des Grossen Abendlandischen Schismas eskalierte im Herbst 1409 ein Streit zwischen dem Abdinghofkloster unter seinem neugewahlten Abt Heinrich Knipping auf der einen und Furstbischof Wilhelm I von Berg mit dessen Offizial Gobelin Person auf der anderen Seite Dabei gelang es dem Kloster schliesslich sich aufgrund papstlichen Privilegs und mit Unterstutzung der Paderborner Burgerschaft der bischoflichen Jurisdiktion zu entziehen Unter Furstbischof Simon III schloss sich das Abdinghofkloster 1477 der Reformbewegung der Bursfelder Kongregation an 1496 stiftete Frater Jodokus Cassel den Abdinghofkelch der heute zur Ausstattung der dem Johannes Nepomuk geweihten Pfarrkirche in Hovelhof gehort 1507 entstand im Kloster das Abdinghof Graduale mit liturgischen Gesangen zum Kirchenjahr heute befindet es sich in der Erzbischoflichen Bibliothek Paderborn Von der fruhen Neuzeit bis zur Sakularisation Bearbeiten nbsp Abdinghofkirche Innenansicht nbsp Sogenannte Abtskapelle im Westwerk der AbdinghofkircheZu Beginn der Reformation um 1525 10 war das Abdinghofkloster romisch katholisch positioniert wahrend sich in der Marktkirche Sankt Pankratius und in Teilen des Domkapitels Anhanger der evangelischen Lehren fanden die Unterstutzung aus Lippstadt und der Landgrafschaft Hessen erhielten Am 14 Oktober 1577 wahlte die Mehrheit des Domkapitels schliesslich den Protestanten Heinrich von Sachsen Lauenburg seit 1575 legitim verheiratet als Heinrich IV zum Administrator des Hochstifts Paderborn Gegen seine Verpflichtung in der von ihm unterzeichneten Wahlkapitulation die Bischofsweihe zu empfangen und die katholische Religion zu erhalten versuchte er das Bistum in ein weltliches Furstentum umzuwandeln und gab das lutherische Bekenntnis der Augsburger Konfession frei Entschiedener Widerstand formierte sich um seinen unterlegenen Gegenkandidaten Dompropst Dietrich von Furstenberg der die katholische Minderheit des Domkapitels um sich sammelte Diese erreichte 1580 eine Exklusivformel nach der jedes neue Mitglied des Domkapitels das Glaubensbekenntnis nach dem Tridentinum abzulegen hat und ersetzte den lutherischen Domprediger durch die beiden Jesuiten Christian Halver und Leonhard Ruben Letzterer wurde spater Benediktiner und Abt des Abdinghofklosters Nach dem Unfalltod Heinrichs IV wahlte das Domkapitel am 5 Juni 1585 einstimmig Dietrich zum neuen Furstbischof der nach Hathumar und Meinwerk als der dritte Begrunder der Paderborner Kirche gilt Entschieden nahm er sein im Augsburger Reichs und Religionsfrieden von 1555 verburgtes Recht in Anspruch die Konfession seines Furstentums zu bestimmen Grosse Unterstutzung dabei fand er auch beim vorgenannten Leonhard Ruben der 1604 als Abt des Abdinghofklosters in Anwesenheit des Furstbischofs Graf Johann von Rietberg und dessen Gemahlin diese nach ihrer Konversion in die katholische Kirche aufnahm Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges der viel Leid uber ganz Mitteleuropa brachte wurde auch das Abdinghofkloster geplundert Der Abt Gabel Schaffen versuchte seit 1632 die innerklosterlichen Verhaltnisse wie zuvor schon im Kloster Grafschaft zu reformieren stiess dabei aber auf den geschlossenen Widerstand der Bruder die sich erst spater zu Veranderungen entschlossen Die Sakularisation des Abdinghofklosters BearbeitenDie Auswirkungen der Franzosischen Revolution zeigten sich bald auch im Hochstift Paderborn Da das Heilige Romische Reich im Frieden von Luneville 1801 alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich abtreten musste wurde den betroffenen Fursten Entschadigung durch Mediatisierung der kleinen Reichsstande und Sakularisation der geistlichen Furstentumer in Aussicht gestellt Bereits im Vorgriff auf den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 besetzen im Sommer 1802 preussische Truppen Paderborn Mit der Huldigung der Landstande an den Konig von Preussen als neuen Landesherrn erlosch die staatliche Selbstandigkeit des Hochstifts Am 25 Marz 1803 verkundeten im Abdinghofkloster die preussischen Kommissare von Pestel und Schwarz das Aufhebungsdekret Das Kloster wurde konfisziert und zur preussischen Kaserne umgewidmet 1806 besetzen franzosische Truppen Paderborn Die Abdinghofkirche wurde Futtermagazin und Stallung fur Militarpferde Die bislang noch in der Kirche befindlichen Gebeine der Bischofe Meinwerk und Poppo werden in die Busdorfkirche uberfuhrt Die Grabplatte Meinwerks hingegen gelangte zuerst in die Bartholomauskapelle und spater in das Diozesanmuseum 1936 wurden schliesslich Teile von Meinwerks Uberresten und die Grabplatte in die Bischofsgruft des Paderborner Doms umgebettet Der andere Teil verblieb in der Sakristei der Busdorfkirche Interessanterweise stammt die Platte des Sarkophags jedoch nicht aus dem 11 Jahrhundert Anhand von Vergleichsfunden kann sie erst in die Mitte des 13 Jahrhunderts datiert werden Wie die ursprungliche Platte des Sarkophags aussah ist unbekannt Der Abdinghof seit der Sakularisation Bearbeiten nbsp Abdinghofkirche um 1872Nach der franzosischen Niederlage nahmen 1815 preussische Truppen das ehemalige Abdinghofkloster wieder in Besitz um es erneut als Kaserne zu nutzen 1862 begannen Sicherungsarbeiten an der von Paderborner Burgern als Steinbruch genutzten Abdinghofkirche Im Jahr 1863 ging die Abdinghofkirche in das Eigentum der evangelischen Kirchengemeinde Paderborn uber welche beschloss die Kirche als erste protestantische Kirche im katholischen Paderborn wieder aufzubauen 11 Konsistorialbaumeister Hase beauftragte 1868 seinen Schuler Schulz mit der Rekonstruktion der Kirche Die Bauleitung hatte ab April 1869 Max Pommer inne Am 25 April 1871 wurde die Kirche dann schliesslich wieder geweiht 1869 70 erhielt die Kirche drei Gussstahlglocken des Bochumer Vereins die auf e gis h gestimmt sind und bis heute lauten 1915 bis 1919 wurde der Innenraum der Kirche mit einem Bilderzyklus aus dem Alten und dem Neuen Testament ausgemalt Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges zerstorten am 22 Marz und 27 Marz 1945 eine Luftmine und Brandbomben die Kirche und die Gebaude des ehemaligen Klosters 1949 bis 1956 leitete Baurat Bernhard Ortmann Ausgrabungsarbeiten an der Kirche und auf dem Gelande 1952 wurden die Klostergebaude bis auf den Remter Teile des Kreuzganges und des Innenhofes abgebrochen An ihrer Stelle errichtete die Stadt Paderborn ihre neue Stadtverwaltung mit der Stadtischen Galerie Der Innenhof der Stadtverwaltung heisst heute Franz Stock Platz In seiner Pflasterung ist die Lage der Grundmauern der ehemaligen Klostergebaude gekennzeichnet Der Wiederaufbau der Abdinghofkirche erfolgte durch tatkraftige Unterstutzung von Glaubigen beider grossen Konfessionen so dass am 17 Marz 1951 die Kirche und am 25 Dezember 1957 die Krypta wiedereingeweiht werden konnte Am 14 Mai 1961 schliesslich wurde die Orgel der Abdinghofkirche eingeweiht Heute ist die Abdinghofkirche die Hauptkirche der evangelischen Kirchengemeinde Paderborn welche die gesamte Kernstadt Paderborn mit mehreren Pfarrbezirken den Paderborner Stadtteil Dahl und den Borchener Ortsteil Dorenhagen umfasst Siehe auch BearbeitenListe der Abte von Abdinghof Liste der Baudenkmaler in PaderbornLiteratur BearbeitenJosef Bernhard Greve Geschichte der Benediktiner Abtei Abdinghof in Paderborn Paderborn 1894 Verlag der Junfermannschen Buchhandlung Albert Pape Paderborn 1894 Digitalisat Karl Hengst Hrsg Westfalisches Klosterbuch Band 2 Munster Zwillbrock Quellen und Forschungen zur Kirchen und Religionsgeschichte 2 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Westfalen 44 Aschendorff Munster 1994 ISBN 3 402 06888 5 S 205 215 Claudia S Dobrinski Die Kirche des Paderborner Abdinghofklosters Anmerkungen zu einer Schautafel In Die Warte Heft 147 2010 S 31 32 PDF Martin Kroker Roland Linde Andreas Neuwohner Hrsg 1000 Jahre Abdinghof Von der Benediktinerabtei zur evangelischen Kirche Paderborns Schoningh Paderborn 2016 ISBN 978 3 506 78587 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Abdinghofkloster Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ev Luth Kirchengemeinde Paderborn Pfarrbezirk Abdinghof Tragaltar aus dem AbdinghofEinzelnachweise Bearbeiten UMITS Limited Westfalische Biographien Meinwerk In www xn westflische biographien z7b de Abgerufen am 18 August 2015 Willkommen beim Portal der Archive in NRW In www archive nrw de Abgerufen am 18 August 2015 Paderborn Abdinghofkloster Memento vom 11 Juli 2015 im Internet Archive Neue Westfalische Kirche des Abdinghofklosters in Paderborn hatte Vorgangerbau Abgerufen am 18 August 2015 Meinwerk Gedenkplatte im Vorraum der Bischofsgruft und Graber der Bischofe und Erzbischofe Stationen Virtueller Rundgang Der Hohe Dom zu Paderborn In www erzbistum paderborn de Abgerufen am 18 August 2015 Der Sarkophag von Bischof Meinwerk in Paderborn Memento vom 23 September 2015 im Internet Archive Mandy Franck u a Begleitkatalog zu der Ausstellung Die Bibliothek des Augustinerchorherrenstiftes Bordesholm Seite 12 2002 archiviert vom Original abgerufen am 18 August 2015 Harald Wolter von dem Knesebeck Das Helmarshausener Skriptorium im Hochmittelalter In Buchkultur im geistlichen Beziehungsnetz Abgerufen am 18 August 2015 Michael Lagers Tatort Schreibstube Der Falschungsfall Abdinghof in Irrtumer amp Falschungen der Archaologie Begleitband zur Sonderausstellung Mainz 2018 ISBN 978 3 89710 551 5 S 148 155 Barbara Stambolis Libori Das Kirchen und Volksfest in Paderborn Munster 1996 S 37 Abdinghofkloster und Abdinghofkirche Paderborn fruher und heute In www zeitreise paderborn de Abgerufen am 18 August 2015 Normdaten Korperschaft GND 7762308 3 lobid OGND AKS 51 718611111111 8 7527777777778 Koordinaten 51 43 7 N 8 45 10 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abdinghofkloster amp oldid 232209018