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Die Zitzengallen oder Pilzgallenfliege Agathomyia wankowiczii ist eine Fliegenart aus der Gattung Agathomyia in der Familie der Tummelfliegen Platypezidae Sie ist bekannt fur die Bildung von zitzenformigen Gallen an der Unterseite des Flachen Lackporlings Ganoderma applanatum eines Porenpilzes ZitzengallenfliegeAgathomyia wankowiczii WeibchenSystematikKlasse Insekten Insecta Ordnung Zweiflugler Diptera Teilordnung Deckelschlupfer Cyclorrhapha Familie Tummelfliegen Platypezidae Gattung AgathomyiaArt ZitzengallenfliegeWissenschaftlicher NameAgathomyia wankowicziiSchnabl 1884 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 3 1 Larvalentwicklung 3 2 Gallenbildung 3 3 Konkurrenten und Feinde 4 Taxonomie 5 Belege 6 Literatur 7 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Zitzengallenfliegen sind Fliegen mit einer Korpergrosse von 4 3 Millimetern bei den Mannchen und 4 7 bis 5 0 Millimetern bei den Weibchen Sie weisen einen Geschlechtsdimorphismus auf wobei die Mannchen etwas dunkler sind als die Weibchen und grossere Komplexaugen haben die sich zentral beruhren Der Kopf ist mit einer schwarz grauen Farbung deutlich dunkler als Brust und Hinterleib Die Augen sind vor allem im unteren Drittel rotlich braun die Antennen gelb wobei das dritte Antennensegment deutlich grosser als die ersten beiden ist und eine fadenformige Geissel tragt Die Beborstung der Antenne ist wie die des gesamten Kopfes schwarz gelb sind hingegen Labium und Palpus Der Brustabschnitt ist auf der Ruckenseite leicht aufgewolbt und bildet einen Buckel Er ist gelb orange gefarbt wobei die Seitenflachen Pleuren deutlich heller sind die Beborstung ist braun bis schwarz Die Flugel sind durchsichtig gelb und von einer charakteristischen braunen Flugeladerung durchzogen Eine der Flugelzellen ist deutlich verdunkelt Die Haltere ist orange Auch die Beine sind gelb orange mit einer hellgelben und braunen Fleckung Der Oberschenkel Femur der Vorderbeine besitzt eine lange Borste die ein Viertel der Lange des Unterschenkels Tibia betragt Diese sind bei allen Beinen leicht gebogen und ebenfalls mit mehreren deutlich erkennbaren Borsten ausgestattet Mannchen und Weibchen unterscheiden sich durch die Lange und Ausstattung dieser Borsten Die Fussglieder Tarsen des letzten Beinpaares sind wie bei anderen Tummelfliegen verbreitert Die ersten sechs Segmente des Hinterleibs sind wie der Thorax gelb orange die Segmente vor den Genitalien deutlich dunkler bis schwarz Die mannlichen Genitalien sind braun gelb und werden unter den Hinterleib eingeschlagen die Weibchen besitzen einen gelben Eiablageapparat Ovipositor Verbreitung und Lebensraum BearbeitenDie Verbreitung der Zitzengallenfliege ist durch die Abhangigkeit vom Wirtspilz gekoppelt mit der Verbreitung des Flachen Lackporlings und beschrankt sich entsprechend auf Laub und Laubmischwalder Obwohl der Flache Lackporling auch in den gemassigten Zonen Nordamerikas vorkommt ist die Verbreitung der Fliegen auf Europa sowie Nordasien beschrankt Dabei reicht das Verbreitungsgebiet von den Niederlanden uber Deutschland Danemark Schweden Osterreich und die Schweiz Polen Ungarn und Tschechien bis in den Balkan Im Gebiet der ehemaligen Sowjetunion sind Funde sowohl im europaischen Teil Moskau Sankt Petersburg als auch im Amurgebiet in Asien belegt Weil die Fliegen erst in den letzten 50 Jahren in den westlichen Niederlanden und in Belgien auftauchten wird eine Vergrosserung des Verbreitungsgebietes in den Westen angenommen In Grossbritannien gibt es bislang erst sechs Funde von Zitzengallen eine naturliche Verbreitung liegt dort also wahrscheinlich nicht vor In Mittel und Osteuropa ist die Zitzengallenfliege in Gebieten mit dem Flachen Lackporling relativ haufig anzutreffen besonders zur Anflugzeit auf die Pilze und in deren direkter Umgebung Aus anderen Gebieten liegen haufig nur Einzelfunde oder indirekte Nachweise durch Pilzgallen vor Lebensweise BearbeitenLarvalentwicklung Bearbeiten source source source source source source source source Eiablage am Flachen LackporlingDie Larvalentwicklung der Fliegen erfolgt in tropfenformigen Gallen an der Unterseite des Flachen Lackporlings der mehrjahrige Fruchtkorper ausbildet 1 Es hat sich dabei herausgestellt dass sich die Larven dieser Art ausschliesslich von diesem Pilz ernahren Monophagie Der Anflug auf die Pilze und die Eiablage beginnen im Fruhsommer und dauern etwa vier Wochen an Die Weibchen finden die Pilze wahrscheinlich optisch vor allem durch die weissen Wulste aus frischem Mycel die sich zu dieser Zeit bei den Pilzen ausbilden Diese Theorie wird von der Beobachtung untermauert dass der Anflug immer auf diese Wulste gerichtet ist und sich die Weibchen dort absetzen Entsprechend werden nur solche Pilze ausgewahlt deren Myzelaufbau in die Zeit der Eireife bei den Fliegenweibchen fallt Wie die Fliegen den Flachen Lackporling von anderen ahnlichen Arten mit gleichem Myzelaufbau unterscheiden ist bislang nicht geklart wahrscheinlich spielen hier chemische Reize eine Rolle Die sich entwickelnden Larven sind asselformig breit abgeflacht und mit Borsten bestuckt Sie sind durch die sehr dunne Chitinhulle des Korpers weiss mit einer braunen Banderung an den Segmentgrenzen werden maximal funf bis sechs Millimeter lang und ernahren sich vom Pilzmyzel der Gallenschicht Die Entwicklungsdauer vom Ei bis zur Puppe betragt zwischen 34 und 75 Tagen wobei drei Larvenstadien ausgebildet werden Eine synchrone Larvalentwicklung gibt es nicht es gibt also immer Larven mehrerer Stadien im Pilz Von Juli bis August lassen sich die Larven der ersten Jahresgeneration durch ein an der Unterseite der Gallen gebildetes Loch zu Boden fallen und vergraben sich dort zur Verpuppung die zwischen vier und 17 Tage andauert Allerdings bilden nur etwa 10 Prozent dieser Puppen eine neue Generation aus der Rest verfallt in eine Dormanz und uberwintert im Boden Die zweite Larvengeneration entwickelt sich vom spaten August bis in den Oktober Gallenbildung Bearbeiten nbsp Flacher Lackporling mit ZitzengallenDie Bildung von Gallen an Pilzen ist untypisch in Mitteleuropa ist der Flache Lackporling die einzige dadurch charakterisierte Pilzart Die Gallenbildung wird durch die Eiablage des Weibchens induziert wobei die genaue Ursache bislang ungeklart ist Etwa eine Woche nach der Eiablage schliesst der Pilz an der betroffenen Stelle seine Poren und bildet aus der Trama eine linsenformige Galle aus Die Rohrenschicht die die Sporen des Pilzes enthalt wird an dieser Stelle vom Gallgewebe verschlossen bei grossflachiger Gallenbildung unterbleibt die Sporulation vollstandig Unterhalb der Galle entwickelt der Pilz eine harte Abschlussschicht aus Chitin die etwa 0 2 Millimeter dick wird Nachdem die Larven die Gallen im Herbst verlassen haben werden die Gallenhohlraume wieder mit Pilzmaterial gefullt und unterhalb der Gallen bildet sich die nachste Rohrenschicht fur das folgende Jahr Auf diese Weise kann man in alten Konsolen mehrere Gallengenerationen nachweisen eine Zahlung ergab bis zu 600 Gallen an einem Pilz uber mehrere Jahre Konkurrenten und Feinde Bearbeiten Pilzmyzelien stellen fur eine ganze Reihe von Insektenarten die Hauptnahrungsquelle dar Mycetophagie entsprechend gibt es viele Nahrungskonkurrenten Es handelt sich vor allem um die Larven und ausgewachsenen Individuen Imagines verschiedener Kafer insbesondere der Schwammkafer Ciidae vor allem Cis nitidus Hinzu kommen die Larven von verschiedenen Mottenarten sowie weitere Fliegen und Muckenlarven Besonders die Konkurrenz mit den Larven der Echten Motte Morophagus boleti die die Basis der Gallen befressen fuhrt nach den Erkenntnissen von Walter Ruhm und G Strubing haufig zum Absterben der Larven der Zitzengallenfliegen Insgesamt wird der Konkurrenzdruck allerdings als eher gering beurteilt Rauber die die Larven in den Gallen jagen sind nicht bekannt Es kann davon ausgegangen werden dass verschiedene Insekten der Bodenfauna etwa Laufkafer Carabidae oder Ameisen Formicidae die Puppen im Boden fressen Die adulten Fliegen werden wie andere Kleininsekten auch von grosseren insektenfressenden Tieren wie Webspinnen Kafern oder anderen Fliegen erbeutet Auch spezifische Parasitoide sind nicht bekannt Taxonomie BearbeitenDie erste Erwahnung der Zitzengallenfliege als Agathomyia wankowiczii stammt von Johann Andreas Schnabl aus dem Jahr 1884 der das Weibchen dieser Art als Callomyia wankowiczii beschrieb 1903 wurde das Taxon von Mario Bezzi als Synonym der Art Agathomyia aurantiaca in die Gattung Agathomyia uberstellt 1904 beschrieb Leander Czerny das Mannchen der Art und stellte die Eigenstandigkeit gegenuber A aurantiaca wieder her Eine umfassende Beschreibung der Tiere erfolgte 1960 durch Willi Hennig Obwohl die Zitzengallen des Lackporlings bereits lange bekannt sind konnte der Zusammenhang zwischen ihnen und den Fliegen allerdings erst 1962 durch H Weidner und F Schremmer unter Mitarbeit von Hennig aufgedeckt werden 2 da zur Zuordnung der bis dahin keiner Art zuzuordnenen Larven zu den Fliegen eine Durchzuchtung bis zur Imago der Fliegen notwendig war 1 Belege Bearbeiten a b Irmgard Eisfelder Kurt Herschel Agathomyia wankowiczi Schnabl die Zitzengallenfliege aus Ganoderma applanatum In Westfalische Pilzbriefe Band 6 1967 S 5 10 Digitalisat H Weidner F Schremmer Zur Erforschungsgeschichte zur Morphologie und Biologie der Larve vonAgathomyia wankowiecziSchnabl eine an Baumpilzen Gallen erzeugende Dipterenlarve In Ent zool Mus Hamburg 1962 2 1962 S 355 366 Literatur BearbeitenW Ruhm G Strubing Biozonotische Konnexe in baumbesiedelnden Pilzen Der LackporlingGanoderma applanatum Pers per S F Gray und die monophage ZitzengallenfliegeAgathomyia wankowicziSchnabl 1884 In Angewandte Zoologie 4 93 1993 Irmgard Eisfelder Kurt Herschel Agathomyia wankowiczi Schnabl die Zitzengallenfliege aus Ganoderma applanatum In Westfalische Pilzbriefe Band 6 1967 S 5 10 Digitalisat P J Chandler The Flat footed Flies Diptera Opetiidae and Platypezidae of Europe Fauna Entomologica Scandinavica 36 Leiden 2001 ISBN 90 04 12023 8 H Weidner F Schremmer Zur Erforschungsgeschichte zur Morphologie und Biologie der Larve vonAgathomyia wankowiecziSchnabl eine an Baumpilzen Gallen erzeugende Dipterenlarve In Ent zool Mus Hamburg 1962 2 1962 S 355 366 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zitzengallenfliege Agathomyia wankowiczii Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Dieser Artikel wurde am 16 Juli 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 7674142 4 lobid OGND Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zitzengallenfliege amp oldid 238386399