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Eine Zementmergelschussel ist eine unregelmassige Mulde als Folge von unterschiedlicher Verwitterungsrestistenz von Massenkalken und eingelagerten bankigen Mergelkalksteinen Die Massenkalke wurden aus Algen Schwamm Riffen im Weissen Jura 160 bis 150 Mio Jahren Ma abgelagert Ihre Erosionsrelikte die Zementmergelschusseln bilden heute noch auf der Schwabischen Alb morphologisch markante Gelandeformen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Abgrenzung 2 Genese 2 1 Abtragung durch tektonische Einflusse 2 2 Abtragung durch Zeit 3 Vorkommen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAbgrenzung BearbeitenZementmergelschusseln sind von den Karstwannen der Schwabischen Alb zu unterscheiden die zwar morphologisch ahnlich in Erscheinung treten konnen aber eher kleiner und als Phanomen fortgeschrittener Verkarstung extrem viel junger sind hochstens pleistozanen Alters das heisst junger als 2 6 Millionen Jahre 2 Genese Bearbeiten nbsp Blockbild Zementmergelschusseln Entstehung in der oberen JurazeitIm oberen Abschnitt des Weissen Jura vorwiegend ab der Liegenden Bankkalk Formation fruher Weissjura sita 2 oder ki 5 war die Bildung von Riffen 3 nahezu auf dem gesamten Albplateau erfolgt Im damaligen flachen tropisch marinen Faziesbereich entwickelten sich vorwiegend konische Riffkomplexe und dazwischen unregelmassige Hohlformen mit zumeist ebenem Boden 4 Die Morphologie der Albhochflache wird noch heute im nordlichen Teil Kuppenalb durch diese Massenkalk Gesteine bestimmt 5 In den Hohlformen lagerten sich im Verlauf der weiteren Erdgeschichte graue zementmergelige Sedimente ab jedoch in bankigen Schichten Die mergeligen Sedimente waren weicher und wurden starker kompaktiert als die harteren Riffkalke 6 Die Machtigkeit der Zementmergel Formation wurde im Zentrum mancher Zementmergelschusseln auf bis zu 170 Metern gemessen 7 Fur das Gebiet der Ostalb und der ostlichen Mittleren Alb vom westlichen Nordlinger Ries Rand bis einschliesslich der Munsinger Zementmergelschussel werden die bisherigen Formationen der Liegenden Bankkalke und der Zement Mergel zu einer einzigen Formation der Mergelstetten Formation zusammengefasst Im restlichen Gebiet der Schwabischen Alb werden die seither verwendeten Formationsnamen weiterhin verwendet 8 Abtragung durch tektonische Einflusse Bearbeiten nbsp Zementmergelschusseln Schwabischen Alb Sudlich der Klifflinie morphologisch noch ausgepragt da erst noch Tertiar Schichten abzutragen warenDa das Albplateau durch Hebung und Kippung von Nordwest nach Sudost und Schichtfallen nach S in den hoheren Bereichen starkeren Abtragungs Verwitterungs und anderen Erosionsprozessen ausgesetzt war ist die Alboberflache in Richtung des Schichtfallens nach S bis in zunehmend jungere stratigraphische Bereiche erhalten Auf der Kuppenalb und den Zeugenbergen der Mittleren Alb Kornbuhl Monkberg Kobele und Aufberg sind die Massenkalkriffe freigelegt auf der Schichtflachenalb schon abgetragen Die jungeren Schicht Formationen Hangende Bankkalk Formation Zementmergel Formation Liegende Bankkalk Formation sind daher nordlich der Klifflinie kaum noch vorhanden Damit sind oft auch die Zementmergelschusseln morphologisch weiter abgetragen Abtragung durch Zeit Bearbeiten Im mittleren Teil der Flachenalb sowie auf nahezu der gesamten Ostalb sind Zementmergelschusseln noch zahlreich vorhanden Sie liegen teils nordlich teils sudlich der miozanen Klifflinie 9 also teilweise auch noch auf der Kuppenalb Stellenweise sind sie durch uber ihnen noch erhaltene Hangende Bankkalke verdeckt geschutzt 10 In der heutigen Morphologie des Albplateaus sind jedoch in fast allen Zementmergelschusseln die Zementmergel komplett oder mehr oder weniger ausgeraumt Sofern die Zement Mergelschichten nicht ganzlich abgetragen sind haben die wasserstauenden Eigenschaften der Mergel eine forderliche Bedeutung fur die ansonsten wasserarme Landwirtschaft der Alb Vorkommen Bearbeiten nbsp GeoKarte Mittlere Schwabische Alb Zementmergelschussel von Gammertingen grun markiertDen Riffkalken aus der Zeit des Oberjuras der Alb ahnlich sind auch solche aus der Schweiz Frankreich Spanien Polen und Rumanien Trotz der weiten Verbreitung ist es aber bisher nicht gelungen rezente Schwammriffe zu finden die mit den Fossilien aus der Jurazeit vergleichbar waren 11 Mergel als tonige Mischungen mit Kalkanteilen von 85 bis 10 sind in allen Karstgebieten weltweit anzutreffen Massenkalkgebilde sind auf der nordlichen Schwabischen Alb als Kuppenalb zwar vorherrschend Zementmergelschusseln als Relikte ausgeraumter Mergelbanke zwischen Massenkalken kommen dagegen nur auf den sudlichen Flachen der Frankenalb und uberwiegend auf der sudlichen Schwabischen Alb vor Besonders gross und noch heute die Geomorphologie bestimmend sind Zementmergelschusseln auf der Schwabischen Ostalb Mehrere Schusseln liegen zwischen Heidenheim und Sontheim nordlich und sudlich der Klifflinie und dabei beiderseits des Brenztals Nordlich der Klifflinie liegen die Schusseln von Bohmenkirch Sohnstetten Blatt 7325 Hartsfeld W Neresheim und die Horvelsinger Schussel auch um Langenau Die seltene weil kaum ausgeraumte grosse Mergelstetter Schussel Typlokalitat Mergelstetten erreicht eine vertikale Machtigkeit von 120 m An ihrem ostlichen Rand auf der Ostseite der Brenz befindet sich ein als Geotop ausgewiesener Steinbruch der Unteres Mergellager Zwischenkalke und Oberes Mergellager aufschliesst 12 Die Lauchert fliesst heute noch direkt durch die zwei Schusseln von Gammertingen und Jungnau Die Schussel von Gammertingen mit einem Durchmesser von ca 2 km ist grossenteils ausgeraumt aber in der Geologischen Karte Blatt 7721 Gammertingen in Umrissen markiert Im Sudwesten von Gammertingen ist das Zementmergelgestein noch anstehend Hier fand man es auch immer wieder in Baugruben von Wohnhausern und im Einschnitt der Bahnlinie Gammertingen Neufra bei der Station Gammertingen Europastr ist es auch noch aufgeschlossen In den mergeligen Sedimenten fand man fur die Datierung wichtige verkieselte Fossilien insbesondere Seeigelstacheln und Schwammnadeln jedoch keine Leitfossilien 13 Die Schussel um das Naturschutzgebiet Blauen nordlich der Strasse Nollhof Winterlingen erstreckt sich beiderseits der westlichen Bruchzone des Lauchertgrabens 14 Auch auf der Kuppenalb bei Munsingen und Gachingen St Johann Geologische Karte Blatt 7522 Urach befinden sich zwei grosse Schusseln Die Munsinger Schussel erstreckt sich uber 12 km Sie ist von einem aufragenden Kranz von Massenkalkbergen umgeben und nur teilweise ausgeraumt 15 nbsp Ausgeraumte Zementmergelschussel von der Donau angeschnitten nbsp Donautal bei Schloss Bronnen hinten ZementmergelschusselEin schones vom Knopfmacherfelsen gut sichtbares Beispiel ist die ausgeraumte Schussel am Schloss Bronnen an der Oberen Donau zwischen Fridingen und Kloster Beuron 16 Unmittelbar am steilen Talrand hat die starke spat miozane pliozane Erosion der Donau die trichterformige Schussel angeschnitten Die beiden Massenkalk Felsen am hohen Talrand Reste von Schwammriffen bilden das Relief des damaligen Jurameerbodens ab Siehe auch BearbeitenUrdonau Formation Geologie Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Martin Gwinner Geologie des Weissen Jura der Albhochflache Wurttemberg In Neues Jahrbuch fur Geologische und Palaontologische Abhandlungen Jg 115 1962 Heft 2 S 137 221 Martin Gwinner Palaogeographie und Landschaftsentwicklung im Weissen Oberen Jura der Schwabischen Alb In Geologische Rundschau Jg 58 1968 S 32 41 GeoKarte Gammertingen Geologische Karte von Baden Wurttemberg 1 25000 Blatt 7721 Gammertingen Herausgegeben vom Geologischen Landesamt Baden Wurttemberg Freiburg 1974 Erlauterungen zu GeoKarte 7721 Gammertingen 1993 Geologische Karte 1 25000 von Baden Wurttemberg Herausgegeben vom Geologischen Landesamt Baden Wurttemberg Freiburg 1993 Gunter Schweigert Riffe im Weissen Jura der Schwabischen Alb In Profil Herausgegeben vom Institut fur Geologie und Palaontologie Universitat Stuttgart Bd 13 1998 S 49 55 Gerd Dietl Gunter Schweigert Im Reich der Meerengel der Nusplinger Plattenkalk und seine Fossilien Pfeil Munchen 2001 ISBN 3 931516 90 3 Georg Burgmeier Manfred Schottle Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart Landesanstalt fur Umwelt Messungen und Naturschutz Baden Wurttemberg LUBW Karlsruhe 2002 ISBN 3 88251 283 0 Gunter Schweigert Matthias Franz Die Mergelstetten Formation eine neue Gesteinseinheit im Oberjura der ostlichen bis mittleren Schwabischen Alb In Jahreshefte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins N F Jg 86 2003 S 325 335 Joachim Eberle Bernhard Eitel Wolf Dieter Blumel Peter Wittmann Deutschlands Suden vom Erdmittelalter zur Gegenwart Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2007 ISBN 978 3 8274 1506 6 Wilfried Rosendahl et al Hrsg Wanderungen in der Erdgeschichte Bd 18 Schwabische Alb Pfeil Munchen 2008 ISBN 978 3 89937 065 2 Eckhard Villinger Die Schwabische Alb eine geologische Bilderbuchlandschaft In Wilfried Rosendahl et al Hrsg Wanderungen in der Erdgeschichte Bd 18 Schwabische Alb Pfeil Munchen 2008 S 8 23 Otto Geyer Martin Gwinner Geologie von Baden Wurttemberg 5 vollig neu bearbeitete Auflage herausgegeben von Matthias Geyer und anderen Schweizerbart Stuttgart 2011 ISBN 978 3 510 65267 9 Roman Koch Dolomit und Dolomit Zerfall im Malm Suddeutschlands Verbreitung Bildungsmodelle Dolomit Karst In Laichinger Hohlenfreund Jg 46 2011 S 75 92 Weblinks BearbeitenSchweigert G Riffe im Weissen Jura der Schwabischen Alb Schweigert G amp Franz M Die Mergelstetten Formation eine neue Gesteinseinheit im Oberjura der ostlichen bis mittleren Schwabischen Alb Geotope in den Regierungsbezirken von Baden Wurttemberg Schutzgebietsverzeichnis Volltexte LfU Baden Wurttemberg 6 Stratigraphische Tabelle von Deutschland 2002 STD 2002 Tag des GeotopsEinzelnachweise Bearbeiten Eberle 2007 Umschlag vorne innen Karstwannen Uvala sind aber immer noch erheblich grosser als Dolinen Einige zu Karstwannen zusammengewachsene Dolinenfelder sind grosser als 2x1 2km Zufolge neuerer Forschungen sind die Riffe Massenkalke zu ca 70 Partikelkalk Fazies Mikrofaziell unterschiedlich stark verzahnten sich Mud Mounds aus Schwammen Stromatolithen und anderen Faunenelementen innerhalb der Massenkalke aber auch an deren Randern Koch 2011 S 78f Gwinner 1968 S 37 Dietl amp Schweigert 2001 S 25ff Villinger 2008 S 12 Die Mergelstetten Formation erreichte aber fast nirgendwo auf der Alb die durchgehende Flachigkeit wie die anderen bankigen Schichten Geyer amp Gwinner 2011 S 288 Deutsche Stratigraphische Kommission STD 2002 Schweigert amp Franz 2003 Gwinner 1968 S 37 Auf dem Sudteil der Flachenalb der Mittleren und der Ostalb sind erst noch tertiare Sedimente abgetragen worden so dass die Abtragung der Schussel Morphologien geringer sein kann Ausserdem verdecken auf der sudlichen Flachenalb auch heute noch grossere tertiare Restflachen u a Tautschbuch Landgericht Hochstrass Schusseln und Weissen Jura Schweigert 1998 Geotope Nordwurttemberg 2007 Gwinner 1962 S 172 ebenso Erl GeoKarte 7721 Gammertingen 1993 S 16 Gwinner 1962 Auch in dieser zoogenen so genannten Nollhof Fazies der Schussel fehlen Leitfossilien Gwinner 1968 S 37 Schweigert 1998 mit Foto auch Gwinner 1968 S 37 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zementmergelschussel amp oldid 238704369