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Der Wassertenrek auch Wassertanrek oder gelegentlich Wasser Borstenigel Microgale mergulus Synonym Limnogale mergulus ist eine Saugetierart aus der Gattung der Kleintenreks innerhalb der Familie der Tenreks Er lebt im ostlichen Madagaskar und bewohnt ein relativ kleines Gebiet wo er an nur wenigen Lokalitaten vorkommt Die Tiere bewohnen die tropischen Regenwalder der mittleren und hoheren Berglander werden aber nur selten in freier Wildbahn beobachtet Sie sind die grossten Vertreter der Kleintenreks haben wie ihre Verwandten einen spindelformigen Korper mit kraftigen Gliedmassen und einen schmalen spitz zulaufenden Kopf Abweichend von anderen Kleintenreks ist die Schnauze stumpfer der Schwanz zeigt sich an der Spitze seitlich abgeplattet und zwischen den Fingern und Zehen sind Schwimmhaute ausgebildet Der Wassertenrek ist der einzige an das Wasserleben angepasste Angehorige der Tenreks Er benotigt klare schnellfliessende Flusse wo er schwimmend auf Nahrungssuche geht Zur Beute gehoren Insekten Krebstiere und Frosche Die Tiere sind einzelgangerisch und nachtaktiv zur Ruhe ziehen sie sich in Baue in Flussnahe zuruck Uber die Fortpflanzung ist kaum etwas bekannt generell gilt die Lebensweise als wenig erforscht Die Art wurde im Jahr 1896 wissenschaftlich eingefuhrt und im Verlauf des 20 Jahrhunderts uberwiegend in die Gattung Limnogale gestellt Die genauen verwandtschaftlichen Verhaltnisse von Art und Gattung waren in der Forschungsgeschichte Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion Erst genetische Untersuchungen im Ubergang von 20 zum 21 Jahrhundert bestatigten die engen Beziehungen zu den Kleintenreks Der Bestand des Wassertenreks ist bedroht WassertenrekSystematikohne Rang AfroinsectiphiliaOrdnung Tenrekartige Afrosoricida Familie Tenreks Tenrecidae Unterfamilie Reistenreks Oryzorictinae Gattung Kleintenreks Microgale Art WassertenrekWissenschaftlicher NameMicrogale mergulus Major 1896 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Habitus 1 2 Schadel und Gebissmerkmale 2 Verbreitung 3 Lebensweise 3 1 Territorialverhalten 3 2 Ernahrung 3 3 Fortpflanzung 4 Systematik 4 1 Allgemein 4 2 Zur Gattung Limnogale eine stammesgeschichtliche Kontroverse 5 Bedrohung und Schutz 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale BearbeitenHabitus Bearbeiten Der Wassertenrek ist der grosste Vertreter der Kleintenreks Allgemein besitzen die Tiere nach Untersuchung von rund einem Dutzend Individuen von verschiedenen Fundpunkten des Verbreitungsgebietes eine Gesamtlange von 25 0 bis 32 5 cm eine Kopf Rumpf Lange von 12 2 bis 17 0 cm und eine Schwanzlange von 11 9 bis 16 1 cm 1 2 Das Gewicht wird mit 60 bis 107 g angegeben 3 Zwei Tiere aus dem Nationalpark Ranomafana waren insgesamt 28 3 beziehungsweise 29 3 cm lang bei einer Korperlange von 14 5 und 13 8 cm sowie einer Schwanzlange von 13 8 und 15 5 cm und einem Korpergewicht von 80 beziehungsweise 105 g 4 Im Korperbau entspricht der Wassertenrek mit seinem spindelformigen Korper den kurzen und kraftigen Gliedmassen und dem schmalen Kopf mit spitz zulaufender Schnauze den anderen Kleintenreks Allerdings ist die Schnauze beim Wassertenrek kurzer und stumpfer Das Ruckenfell zeigt eine dunkelbraune bis schwarze Farbung und besteht aus einer Mischung aus kurzen braunlichen und langeren schwarzlichen Haaren die Unterseite ist heller Ebenso verfugt der Schwanz der in etwa so lang wie der restliche Korper wird uber eine Zweifarbung Er ist zudem kraftig gebaut und konisch geformt an der Wurzel hat er einen Durchmesser von 8 bis 10 mm zur Mitte hin verjungt er sich auf rund 5 bis 6 mm nur im hinteren Abschnitt ist er auf rund 30 mm Lange seitlich abgeplattet Die Oberseite der Schnauze bedeckt ein braunschwarzes Fell die auffallenden Vibrissen sind steif rund 30 mm lang und weiss getont Augen und Ohren erscheinen vergleichsweise klein Letztere werden nur zwischen 7 und 9 mm lang auf der Aussen und Innenseite der Ohrmuschel wachsen kurze dunkelgraue Haare Hinter den Ohren ist ein ebenso gefarbter Fleck ausgebildet Hande und Fusse weisen jeweils funf Strahlen auf die Finger der Hande und die Zehen der Fusse werden durch schwarzlich getonte Schwimmhaute miteinander verbunden die an den hinteren Gliedmassen weiter als an den vorderen sind und nur die Krallen freilassen An den Innen und Aussenseiten ist ein kurzhaariges graues bis weisslich gefarbtes Fell ausgebildet Die Lange der Hinterfusse betragt 32 bis 36 mm Weibchen haben je ein Paar Zitzen in Brust Bauch und Lendengegend 5 1 2 4 6 Schadel und Gebissmerkmale Bearbeiten Der Schadel des Typusexemplars ist 32 mm lang und am Hirnschadel 16 5 mm breit Das Nasenbein nimmt dabei etwa 11 5 mm der Schadellange ein Das Stirnbein ist kurz und eng die Scheitelbeine haben eine breite und gestreckte Gestalt Typisch ist der unterbrochene Jochbogen was ein Kennzeichen aller Tenreks darstellt Das Gebiss besteht aus 40 Zahnen die Zahnformel lautet folgendermassen 3 1 3 3 3 1 3 3 displaystyle frac 3 1 3 3 3 1 3 3 nbsp Die inneren oberen Schneidezahne ahneln einem Eckzahn caniniform und ubertreffen diesen an Grosse Gleiches gilt fur die unteren zweiten Schneidezahne Dagegen sind die unteren vorderen Incisiven sehr klein wahrend die zweiten oberen wiederum etwa die Grosse des Eckzahns haben Die Pramolaren und Molaren gleichen denen der anderen Kleintenreks Vor allem die Mahlzahne besitzen ein zalambdodontes Kauflachenmuster mit drei Haupthockerchen 5 1 Verbreitung Bearbeiten nbsp Verbreitungsgebiet des WassertenreksDer Wassertenrek kommt endemisch in Madagaskar vor und bewohnt dort einen relativ schmalen mehr oder weniger Nord Sud verlaufenden Streifen im ostlichen Landesteil Allerdings ist er dort nur von insgesamt 10 Fundlokalitaten belegt Zu den bedeutendsten Fundorten gehoren von Nord nach Sud das Waldgebiet von Sihanaka und die Umgebung von Andekaleka in der Provinz Toamasina das Waldgebiet um den Fluss Antsampandrano am Ankaratra Massiv und eine Region sudlich von Antsirabe in der Provinz Antananarivo sowie im Waldgebiet von Ranomafana beziehungsweise die Umgebung von Antanifotsy das Maitso Waldgebiet und der Oberlauf des Flusses Iantara in der Provinz Fianarantsoa die letzteren drei Fundpunkte befinden sich im Andringitra Gebirge Moglicherweise kommt die Art noch an anderen Stellen vor bisher gibt es einerseits aber zu wenige Felduntersuchungen andererseits sind mogliche bewohnbare Habitate bekannt die aber keine Populationen beherbergen Die Tiere leben entlang von Ufern klarer und schnell fliessender Flusse inmitten von tropischen Regenwaldern in Gelandehohen zwischen 450 und 2000 m Aufgrund dieses eng umrissenen Lebensraumes umfasst das tatsachliche Vorkommen der Art moglicherweise nur rund 2000 km Allgemein gilt der Wassertenrek als sehr selten Seit seiner Entdeckung Ende des 19 Jahrhunderts wurden bis zu Beginn des 21 Jahrhunderts gerade einmal rund 40 Individuen beobachtet darunter etwa rund ein Dutzend Mitte der 1960er Jahre im nordlichen und zentralen Teil des Verbreitungsgebietes 1 4 7 6 Lebensweise BearbeitenTerritorialverhalten Bearbeiten Zum Verhalten des Wassertenreks gibt es nur wenige Untersuchungen die an einigen freilebenden und kurzzeitig in menschlicher Gefangenschaft gehaltenen Tieren durchgefuhrt wurden Als einziger Vertreter der Kleintenreks und als einziges landlebendes Saugetier Madagaskars ist er an eine semi aquatische Lebensweise angepasst was sich auch in einigen anatomischen Merkmalen widerspiegelt Dazu gehoren neben den Schwimmhauten und dem hinten abgeplatteten Schwanz etwa die im Vergleich zu anderen Kleintenreks auffallend grossen Ausmasse der stromlinienformige Korperbau die kleinen Ohren sowie das dichte wasserabweisende Fell Die Tiere konnen ausgezeichnet schwimmen fur den Antrieb sorgen vorwiegend die Hinterfusse der Schwanz dient als Steuerruder und die Vorderfusse zum Ergreifen der Beute An den Hinterbeinen ist der Musculus semimembranosus vergleichsweise gross ausgebildet Dieser dient als Strecker des Kniegelenks und unterstutzt so eine kraftige Vorwartsbewegung im Wasser 8 Der Wassertenrek ist einzelgangerisch und nachtaktiv Die Aktivitaten beginnen kurz nach Sonnenuntergang gegen 18 00 Uhr und enden etwa 60 bis 90 Minuten vor Sonnenaufgang Die dabei in einer Nacht zuruckgelegten Strecken bezifferten sich nach Untersuchungen von zwei mit Radiosendern ausgestatteten Individuen auf durchschnittlich 860 beziehungsweise 1067 m wobei die kurzeste uberwundene Distanz 220 die langste 1550 m betrug Die dabei genutzten Flusslaufabschnitte erstreckten sich uber 550 und 1160 m Lange Anhand dieser Daten lassen sich Aktionsraume von 6960 beziehungsweise 7070 m Grosse ermitteln 4 6 Teilweise unterbricht der Wassertenrek seine nachtlichen Aktivitaten fur kurzere 1 Stunde oder langere 4 bis 5 Stunden Perioden In letzterem Fall kehrt er haufig in seinen Bau zuruck Ein untersuchter Bau im Waldgebiet von Antsampandrano befand sich auf einer Flussinsel von 10 mal 3 m Grosse und 0 5 m uber der Wasseroberflache Er hatte einen Durchmesser von 10 cm war etwa 17 cm eingetieft und besass innen ein aus Pflanzenmaterial bestehendes Nest 1 Da der Fluss mit dem beobachteten Nest einen stark schwankenden Wasserstand im Verlauf des Jahres aufweist wird davon ausgegangen dass der Wassertenrek den Bau zumindest jahreszeitlich wechselt 1 9 2 4 Ernahrung Bearbeiten Der Wassertenrek ist ein Fleischfresser und ernahrt sich vorwiegend von Flusskrebsen Garnelen sowie Insekten und deren Larven In Gefangenschaft gehaltene Tiere frassen zudem angebotene Fische 1 10 ob sie diese aufgrund ihrer flinken und wendigen Natur in freier Wildbahn auch selbst erbeuten ist nicht belegt Analysierte Kotreste im Ranomafana Waldgebiet enthielten uberwiegend Insektenreste unter anderem von Eintags und Kocherfliegen Libellen Schmetterlingen und Kafern Untergeordnet wurden auch Krabben und Flusskrebse bei letzteren haufig Reste von Astacoides sowie Kaulquappen nachgewiesen Den Uberbleibseln aus den Kothaufen zufolge besteht die Beute aus unter 10 bis hin zu 40 mm grossen Tieren 4 Die Tiere unternehmen zum Beutefang Tauchgange mit einer Dauer von 10 bis 15 Sekunden Bei der Suche nach Nahrung sind vor allem die Vibrissen behilflich die taktile Wahrnehmung ist somit hervorragend entwickelt Nach dem Fangen der Beute verlasst der Wassertenrek den Fluss und verzehrt diese mit den Vorderfussen haltend Die taglich wahrend der Nahrungssuche zuruckgelegte Strecke im Wasser variiert zwischen 200 und 1550 m Zur Defakation verlasst der Wassertenrek den Fluss und steigt auf aus dem stromenden Wasser herausragende Steine oder geht an Land in Blatterabfall Der Kot selbst ist 5 bis 25 mm lang 3 bis 7 mm breit und von schwarzlicher Farbgebung Ob Latrinen einen kommunalen oder territorialen Charakter haben ist unbekannt 1 9 2 4 6 Im Gegensatz zu anderen wasserbewohnenden Saugetieren zeigt der Wassertenrek keine erhohte Stoffwechselrate Im Ruhezustand liegt diese im Bereich von 79 bis 96 der zu erwartenden Werte fur ahnlich grosse Tiere erhoht sich aber bei Bewegung oder bei der Nahrungsaufnahme Die Korpertemperatur betragt rund 32 5 C was sich etwa drei Grad uber der Umgebungstemperatur bewegt und den Werten anderer Kleintenreks entspricht 11 12 Fortpflanzung Bearbeiten Die Fortpflanzung ist kaum belegt es wird aber eine jahreszeitliche Beschrankung angenommen Ein einzelnes milchgebendes Weibchen wurde bisher im Dezember beobachtet Die Entdeckung des einzelnen Baus im Waldgebiet von Antsampandrano erfolgte im Januar er barg zwei nahezu ausgewachsene Jungtiere 1 9 2 6 Systematik BearbeitenAllgemein Bearbeiten Innere Systematik der Kleintenreks nach Everson et al 2016 3 Microgale Microgale pusilla Microgale majori Microgale principula Microgale jenkinsae Microgale longicaudata Microgale mergulus Microgale parvula Microgale brevicaudata Microgale grandidieri Microgale drouhardi Microgale monticola Microgale taiva Microgale gracilis Microgale thomasi Microgale cowani Microgale jobihely Microgale dryas Microgale gymnorhyncha Microgale soricoides Microgale fotsifotsy Microgale nasoloiVorlage Klade Wartung StyleDer Wassertenrek ist eine Art aus der Gattung der Kleintenreks Microgale innerhalb der Familie der Tenreks Tenrecidae Die Kleintenreks gehoren zudem zur Unterfamilie der Reistenreks Oryzorictinae die zusatzlich noch die Reiswuhler Oryzorictes und die Vertreter der Gattung Nesogale einschliessen Sie sind sehr variantenreich und stellen mit mehr als 20 Arten das zahlenmassig starkste Mitglied der Tenreks dar Aufgrund einiger morphologischer Merkmale werden die Kleintenreks als eher ursprunglich innerhalb der Familie angesehen Molekulargenetische Analysen sprechen fur eine Herausbildung der Gattung bereits im Unteren Miozan vor etwa 16 8 Millionen Jahren in der Folgezeit diversifizierten sich die Kleintenreks in grossem Masse 3 Die heutigen Vertreter haben sich an verschiedene Lebensweisen angepasst so kommen teils unterirdisch grabende oberirdisch lebende beziehungsweise baumkletternde und wasserbewohnende Arten vor 2 Dabei bewohnt der weitaus grossere Teil der Kleintenreks die feuchten Walder des ostlichen Madagaskars nur wenige Formen sind dagegen in den trockeneren Landschaften des westlichen Inselteils anzutreffen 13 Innerhalb der Gattung lassen sich sowohl morphologisch als auch genetisch verschiedene Verwandtschaftsgruppen nachweisen der Wassertenrek galt ursprunglich aber nicht als Mitglied der Kleintenreks 13 Allerdings zeigten genetische Studien dass er tief in die Gattung Microgale eingebettet ist und deren grossten Angehorigen reprasentiert Als nachster Verwandter wurde der teilweise weniger als 5 g schwere Zwergkleintenrek Microgale parvula identifiziert der wiederum das kleinste Mitglied bildet 3 Die wissenschaftliche Erstbeschreibung des Wassertenreks stammt von Charles Immanuel Forsyth Major aus dem Jahr 1896 Major benutzte dabei das Binomen Limnogale mergulus womit er den Wassertenrek als eigenstandig von den Kleintenreks einstufte Der Gattungsname Limnogale bezieht sich auf die wasserbewohnende Lebensweise der Tiere limnh limne griechisch fur See und galἑh gale fur Wiesel das Artepitheton mergulus leitet sich vom lateinischen Wort mergere fur tauchen ab Major fusste seine neue Art und Gattung auf zwei Individuen einem Mannchen das aus einem Gebiet in 1600 m Hohe westlich des Sees Andraykiba im zentral ostlichen Hochland nahe der madagassischen Hauptstadt Antananarivo stammt und einem Weibchen aus Imasindrary im zentral sudlichen Hochland gelegen Letzteres bildet den Holotyp und wurde im Marz des Jahres der Erstbeschreibung aufgesammelt sein Ursprungsgebiet stellt gleichzeitig die Terra typica der Art dar 5 Zur Gattung Limnogale eine stammesgeschichtliche Kontroverse Bearbeiten Die Gattung Limnogale schloss mit dem Wassertenrek nur eine Art ein sie galt demzufolge als monotypisch Durch den Verweis in eine eigene Gattung stellte Major den Wassertenrek ausserhalb der Kleintenreks Major definierte Limnogale hauptsachlich uber die ausgebildeten Schwimmhaute den kraftigen Schwanz und einzelne Schadel und Zahnmerkmale letztere verbanden die Gattung eindeutig mit den Tenreks und nach Aussage Majors vor allem mit den kleineren weichhaarigen Formen wie den Kleintenreks In ihrer Anpassung an eine semi aquatische Lebensweise erkannte Major aber Ubereinstimmungen mit den afrikanischen Otterspitzmausen Potamogalidae 5 Generell werden die Otterspitzmause als nahe verwandt mit den madagassischen Tenreks eingestuft was sich in Gemeinsamkeiten im Zahn und Schadelbau ausdruckt wie etwa dem zalambdodonten Kauflachenmuster der Mahlzahne den grossen vorderen oberen Schneidezahnen oder dem nicht geschlossenen Jochbogen Allerdings gibt es auch einzelne bedeutende anatomische Unterschiede zwischen beiden Gruppen So fehlt den Otterspitzmausen im Gegensatz zu den Tenreks das Schlusselbein dem gegenuber weisen die Otterspitzmause einen verwachsenen zweiten und dritten Zehenstrahl am Hinterfuss auf der wiederum bei den Tenreks nicht vorkommt Neben den ausserlichen morphologischen Ahnlichkeiten des Wassertenreks speziell zu den Otterspitzmausen finden sich auch hier verschiedentlich Unterschiede da beispielsweise das Vorhandensein von Schwimmhauten bei den Otterspitzmausen in variablem Masse ausgepragt ist Dadurch ergeben sich wiederum Abweichungen in Details der Lebensweise die den Wassertenrek von den Otterspitzmausen trennen So benutzen letztere vor allem ihren Schwanz zur Fortbewegung im Wasser wahrend ersterer dafur hauptsachlich die Hinterbeine einsetzt 14 15 Aufgrund dieser Abweichungen und Gemeinsamkeiten war die systematische Stellung von Limnogale zu den anderen Tenreks und zu den Otterspitzmausen lange Zeit Gegenstand der Diskussion Zahlreiche Wissenschaftler sahen im Verlauf des 20 Jahrhunderts eine deutliche Verbindung zwischen dem Wassertenrek und anderen madagassischen Tenreks speziell zu den weichhaarigen Reistenreks 16 17 wobei die Anpassung an ein Leben im wassrigen Milieu als deutliche Konvergenz zu den Otterspitzmausen herausgestellt wurde 2 Christian Guth und Forscherkollegen kamen nach intensiven Schadelstudien im Jahr 1959 zu dem Schluss dass der Wassertenrek lediglich eine aquatisch lebende Form der Kleintenreks darstellt simple Microgale aquatique 18 Allerdings war es im Jahr 1957 Serge Frechkop der trotz der vorhandenen Unterschiede genugend Gemeinsamkeiten zwischen dem Wassertenrek und den Otterspitzmause erkannte um beide Gruppen zu vereinen Er schlug ausserdem vor die gemeinsame Unterfamilie aufgrund der Namensprioritat in Limnogalinae umzubenennen 19 Drei Dekaden spater wiesen Louis L Jacobs und Kollegen auf die grosseren Ahnlichkeiten des Wassertenreks zu den afrikanischen Otterspitzmausen denn zu den anderen madagassischen Tenreks hin 20 Als kontrovers wurden die phylogenetischen Analysen von Robert J Asher eingestuft die 1999 publiziert und auf anatomischen Merkmalen beruhend den Wassertenrek als Schwestertaxon der Otterspitzmause herausarbeiteten Asher begrundete dies unter anderem mit Besonderheiten im Schadelbau etwa dem sehr kurzen Bau des Stirnbeins und der Reduktion des Tranenlochs Foramen lacrimale die bei beiden Formen auftreten Daraus resultierend waren die madagassischen Tenreks als paraphyletisch anzusehen 21 22 Vor allem im Ubergang zum 21 Jahrhundert erbrachten die aufkommenden molekulargenetischen Untersuchungen neue Ansichten zur Verwandtschaft der Tenreks untereinander In einer ersten genetischen Studie aus dem Jahr 2002 widersprach eine Forschergruppe um Christophe J Douady den Ergebnissen von Asher und sah die Monophylie der madagassischen Tenreks bestatigt 23 24 Allerdings hatten Douady und Kollegen nur wenige Vertreter insgesamt untersucht Weitaus umfangreicher war die RNA Analyse von Link E Olson und Steven M Goodman die ein Jahr spater veroffentlicht wurde und rund zwei Dutzend Arten der Tenreks einschloss Sie zeigte auf dass der Wassertenrek einerseits den madagassischen Tenreks deutlich naher steht als den afrikanischen Otterspitzmausen andererseits auch dass Limnogale tief in die Gattung Microgale eingebettet ist 22 Nachfolgende genetische Untersuchungen an DNA Material konnten das Ergebnis von Olson und Goodman jeweils reproduzieren und verfeinerten es zunehmend Daraus liess sich schlussendlich erkennen dass nicht die madagassischen Tenreks generell sondern die Kleintenreks eine paraphyletische Gruppe bilden 25 14 26 27 Aus diesem Grund wurde nach einer genetischen Studie aus dem Jahr 2016 die alle bis zu diesem Zeitpunkt anerkannten Arten der Tenreks und Otterspitzmause berucksichtigte die Gattung Limnogale mit Microgale synonymisiert Dadurch reprasentiert der Wassertenrek nun einen aquatischen Vertreter der Kleintenreks was den Aussagen von Guth und Kollegen des Jahres 1959 entspricht Die jeweilige semi aquatische Lebensweise des Wassertenreks und der Otterspitzmause stellt somit eine konvergente Entwicklung dar 3 In diesem Sinne sind auch die vorkommenden gemeinsamen Schadelmerkmale des Wassertenreks und der Otterspitzmause als Homoplasien aufzufassen Die Kurzung des Stirnbeins und die Zuruckbildung des Tranenlochs gehen dabei vermutlich mit der Reduktion des Tranen Nasen Kanals Canalis lacrimalis und des Riechlappens Lobus olfactorius einher Dies bewirkte eine Minderung des Geruchssinns eine Eigenschaft die auch andere kleinere teils wasserbewohnende und sich fleischfresserisch ernahrende Saugetiere teilen 28 29 Bedrohung und Schutz BearbeitenDer Wassertenrek bewohnt ein relativ kleines Gebiet im Osten Madagaskars mit wenigen bekannten Fundlokalitaten und ist auf saubere Gewasser angewiesen Dadurch zeigt die Art eine besondere Anfalligkeit fur Storungen durch den Menschen Hierzu gehoren Aufschwemmungen oder Abtragungen des Bodens infolge von Abholzung der Walder Dies fuhrt nicht nur zur Beeintrachtigung des Wassertenrek selbst sondern auch seiner benthisch lebenden Beute Zusatzlich verursacht die Ausdehnung der landwirtschaftlichen Nutzflachen eine Fragmentierung des Umlandes so dass nutzbare Habitate voneinander abgetrennt werden An einigen der bekannten Fundstellen wie Antsampandrano und Andekaleka wo einzelne Tiere noch in den 1960er Jahren in Feldstudien beobachtet worden waren gab es dadurch in jungerer Zeit keinen wissenschaftlichen Nachweis des Wassertenreks mehr Eine weitere Bedrohung stellt der Fischfang dar Die IUCN listet den Wassertenrek deshalb als gefahrdet vulnerable Er kommt in mehreren Naturschutzgebieten vor beispielsweise im Nationalpark Andringitra im Nationalpark Ranomafana oder im Nosy Volo Reservat Fur den Erhalt der Art sind intensivere Studien zu ihrer tatsachlichen Verbreitung und dem Einfluss der Bedrohungsfaktoren notwendig Von hoher Bedeutung ist ausserdem der Schutz ihrer Beutetiere 30 7 Literatur BearbeitenJonathan Benstead Kevin H Barnes und Catherine M Pringle Diet acvtivity patterns foraging movements and response to deforestation of the aquatic tenrec Limnogale mergulus Lipotyphla Tenrecidae in eastern Madagascar Journal of Zoology 254 2001 S 119 129 Paulina D Jenkins Tenrecidae Tenrecs and Shrew tenrecs In Don E Wilson und Russell A Mittermeier Hrsg Handbook of the Mammals of the World Volume 8 Insectivores Sloths and Colugos Lynx Edicions Barcelona 2018 S 134 172 S 171 ISBN 978 84 16728 08 4 Charles Immanuel Forsyth Major Diagnoses of new mammals from Madagascar The Annals and magazine of natural history 18 1896 S 318 321 2 P Malzy Un mammifere aquatique de Madagascar Le Limnogale Mammalia 29 3 1965 S 399 411 Ronald M Nowak Walker s Mammals of the World The Johns Hopkins University Press Baltimore 1999 ISBN 0 8018 5789 9Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i P Malzy Un mammifere aquatique de Madagascar Le Limnogale Mammalia 29 3 1965 S 400 411 a b c d e f g J F Eisenberg und Edwin Gould The Tenrecs A Study in Mammalian Behavior and Evolution Smithsonian Institution Press 1970 S 1 138 a b c d e Kathryn M Everson Voahangy Soarimalala Steven M Goodman und Link E Olson Multiple loci and complete taxonomic sampling resolve the phylogeny and biogeographic history of tenrecs Mammalia Tenrecidae and reveal higher speciation rates in Madagascar s humid forests Systematic Biology 65 5 2016 S 890 909 doi 10 1093 sysbio syw034 a b c d e f g Jonathan Benstead Kevin H Barnes und Catherine M Pringle Diet acvtivity patterns foraging movements and response to deforestation of the aquatic tenrec Limnogale mergulus Lipotyphla Tenrecidae in eastern Madagascar Journal of Zoology 254 2001 S 119 129 a b c d Charles Immanuel Forsyth Major Diagnoses of new mammals from Madagascar The Annals and magazine of natural history 18 1896 S 318 321 a b c d e Paulina D Jenkins Tenrecidae Tenrecs and Shrew tenrecs In Don E Wilson und Russell A Mittermeier Hrsg Handbook of the Mammals of the World Volume 8 Insectivores Sloths and Colugos Lynx Edicions Barcelona 2018 S 134 172 S 171 ISBN 978 84 16728 08 4 a b P J Stephenson Voahangy Soarimalala und Steven M Goodman Limnogale mergulus The IUCN Red List of Threatened Species 2016 e T11979A97189690 1 zuletzt abgerufen am 10 Oktober 2016 Hideko Endo Takahiro Yonezawa Felix Rakotondraparany Motoki Sasaki und Masami Hasegawa The adaptional strategies of the hindlimb muscles in the Tenrecidae species including the aquatic web footed tenrec Limnogale mergulus Annals of Anatomy 188 2006 S 383 390 a b c Edwin Gould und John F Eisenberg Notes on the biology of the Tenrecidae Journal of Mammalogy 47 4 1966 S 660 686 Peter J Stephenson Paul A Racey und Felix Rakotondraparany Maintenance and reproduction of tenrecs Tenrecidae at Parc Tsimbazaza Madagascar International Zoo Yearbook 33 1994 S 194 201 Peter J Stephenson Resting metabolic rate and body temperature in the aquatic tenrec Limnogale mergulus Insectivora Tenrecidae Acta Theriologica 39 1 1994 S 89 92 Paul A Racey und Peter J Stephenson Reproductive and energetic differentiation of the Tenrecidae of Madagascar In W R Lourenco Hrsg Biogeographie de Madagascar Paris 1996 S 307 319 a b R D E MacPhee The Shrew Tenrecs of Madagascar Systematic Revision and Holocene Distribution of Microgale Tenrecidae Insectivora American Museum Novitates 2889 1987 S 1 45 a b Robert J Asher und Robert Hofreiter Tenrec Phylogeny and the Noninvasive Extraction of Nuclear DNA Systematic Biology 55 2 2006 S 181 194 Peter Vogel Family Tenrecidae Tenrecs Otter shrews In Jonathan Kingdon David Happold Michael Hoffmann Thomas Butynski Meredith Happold und Jan Kalina Hrsg Mammals of Africa Volume I Introductory Chapters and Afrotheria Bloomsbury London 2013 S 216 222 George Gaylord Simpson The principles of classification and a classification of mammals Bulletin of the American Museum of Natural History 85 1945 S 1 350 S 48 49 Malcolm C McKenna und Susan K Bell Classification of mammals above the species level Columbia University Press New York 1997 S 1 631 S 293 295 Christian Guth Henri Heim de Balsac und M Lamotte Recherches sur la morphologie de Micropotamogale lamottei et l evolution des Potamogalinae ecologie denture anatomie cranienne Mammalia 23 1959 S 423 447 Serge Frechkop A propos de nouvelles especes de Potamogalines Mammalia 21 1957 S 226 234 Louis L Jacobs William Anyonge und John C Barry A Giant Tenrecid from the Miocene of Kenya Journal of Mammalogy 68 1 1987 S 10 16 Robert J Asher A morphological basis for assessing the phylogeny of the Tenrecoidea Mammalia Lipotyphla Cladistics 15 1999 S 231 252 a b Link E Olson und Steven M Goodman Phylogeny and biogeography of tenrecs In Steven M Goodman und Jonathan P Benstead Hrsg The natural history of Madagascar University of Chicago Press 2003 S 1235 1242 Christophe J Douady Francois Catzeflis Diana J Kao Mark S Springer und Michael J Stanhope Molecular Evidence for the Monophyly of Tenrecidae Mammalia and the Timing of the Colonization of Madagascar by Malagasy Tenrecs Molecular Phylogenetics and Evolution 22 3 2002 S 357 363 Christophe J Douady Francois Catzeflis Mark S Springer und Michael J Stanhope Molecular evidence for the monophyly of Tenrecidae a reply to Asher Molecular Phylogenetics and Evolution 26 2003 S 331 332 Celine Poux Ole Madesen Elisabeth Marquard David R Vieites Wilfried W de Jong und Miguel Vences Asynchronous Colonization of Madagascar by the Four Endemic Clades of Primates Tenrecs Carnivores and Rodents as Inferred from Nuclear Genes Systematic Biology 54 5 2005 S 719 730 Celine Poux Ole Madesen Julian Glos Wilfried W de Jong und Miguel Vences Molecular phylogenetic and divergence times of Malagasy tenrecs Influence of data partitioning and taxon sampling on dating analyses BMC Evolutionary Biology 2008 S 102 Matjaz Kuntner Laura J May Collado und Ingi Agnarsson Phylogeny and conservation priorities of afrotherian mammals Afrotheria Mammalia Zoologica Scripta 40 1 2011 S 1 15 M R Sanchez Villagra und R J Asher Cranio sensory adaptations in small faunivorous semiaquatic mammals with special reference to olfaction and the trigeminal system Mammalia 66 1 2002 S 93 109 Robert J Asher Tenrecoidea In Lars Werdelin und William Joseph Sanders Hrsg Cenozoic Mammals of Africa University of California Press Berkeley London New York 2010 S 99 106 Martin Nicoll und Nanie Ratsifandrihamanana The growth of Madagascar s protected areas system and its implications for tenrecs Afrosoricida Tenrecidae Afrotherian Conservation 10 2014 s 4 8Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wassertenrek Microgale mergulus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen auf Animal Diversity Web englisch Limnogale mergulus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2016 Eingestellt von P J Stephenson Voahangy Soarimalala und Steven M Goodman 2014 Abgerufen am 10 10 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wassertenrek amp oldid 223548009