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Die Villa Reitzenstein in Stuttgart ist der Amtssitz des Staatsministeriums Baden Wurttemberg und des amtierenden Ministerprasidenten Sie befindet sich im Stadtbezirk Stuttgart Ost und liegt auf halber Hohe auf einem Hugel am Hang des Bopser sudostlich uber dem Stuttgarter Talkessel Die Ostseite der VillaDer Haupteingang zum ParkgelandeDas Kabinett Kretschmann I am 12 Mai 2011 nach der Vereidigung im Landtag auf der Freitreppe zum Park der VillaDie Westseite der Villa zwischen den hohen Baumen des ParksMammutbaume aus der Wilhelma Saat im Park der Villa Reitzenstein in Stuttgart Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Namensgebung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Villa Reitzenstein wurde zwischen 1910 und 1913 fur Baronin Helene von Reitzenstein erbaut Sie war die zweite Tochter des Stuttgarter Verlegers Eduard Hallberger Die Architekten der Villa waren Hugo Schlosser und Johann Weirether Die Bauherrin sandte beide im Vorfeld der Arbeiten auf eine Reise nach Frankreich Paris und Loire Schlosser und Italien um dort Anregungen fur die Aussen und Innenarchitektur der Villa zu sammeln Der Bau wurde in Anlehnung an den franzosischen Barockstil als zweigeschossige Dreiflugelanlage aus Maulbronner Sandstein errichtet und mit einem Mansarddach versehen Er wurde bereits mit einer Warmwasser Zentralheizung ausgestattet was damals noch nicht verbreitet war Aufgrund der beruflichen Herkunft der Besitzerfamilie wurde auf die innenarchitektonische Ausgestaltung der Bibliothek der Villa besonderer Wert gelegt Die gesamten Baukosten der Villa samt Park betrugen 2 8 Millionen Goldmark Dies entspricht umgerechnet etwa 14 Millionen Euro Der zweieinhalb Hektar grosse Garten der Villa wurde 1912 nach den Entwurfen des Gartenarchitekten Carl Eitel teils im franzosisch regelmassigen Stil teils im englischen Stil durch den Gartner Georg Stirnweis einen Mitarbeiter der Landschaftsgartnerei Carl Eitel angelegt und in den folgenden vier Jahrzehnten gepflegt 1 Der Garten bestand aus Solitarbaumen einem Rosarium mehreren Teichen und einem Amor gewidmeten Tempietto Zu der umfriedeten Gesamtanlage gehoren diverse Nebengebaude Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ein Wohngebaude des amerikanischen Militars und ein Verwaltungsgebaude im Park errichtet so dass heute von dem Park nur noch knapp ein Hektar erhalten geblieben ist Ebenfalls erhalten sind zwei Riesenmammutbaume der sogenannten Wilhelma Saat die unterhalb des Lindenplatzes auf der der Stadt zugewandten Seite stehen Helene von Reitzenstein bewohnte ihre Villa lediglich neun Jahre lang Im Ersten Weltkrieg verliess sie Stuttgart und der Bau wurde zeitweise als Reservelazarett fur Offiziere verwendet Nachdem die Baronin ihren Wohnsitz nach Darching in Bayern verlegt hatte liess Johannes von Hieber Staatsprasident des freien Volksstaates Wurttemberg die Villa wahrend der Inflationszeit 1922 vom Land fur gunstige 5 5 Millionen Papiermark ca 400 000 Goldmark erwerben Die Regierung hatte beabsichtigt das Reichsverwaltungsgericht nach Stuttgart zu holen und dort unterzubringen Dieser Plan wurde jedoch nicht verwirklicht das Gericht sollte zunachst in Karlsruhe eingerichtet werden entstand dann aber erst im Jahr 1941 in Berlin Die Villa wurde umgebaut und diente ab 1925 als Sitz des wurttembergischen Staatsprasidenten Als Erster wohnte Staatsprasident Wilhelm Bazille dort Er ist der bisher einzige Regierungschef der dort nicht nur den Dienst sondern auch seinen privaten Wohnsitz hatte Ihm folgte 1928 Eugen Bolz der im Marz 1933 mit Beginn der Zeit des Nationalsozialismus in Wurttemberg abgesetzt und 1945 hingerichtet wurde Die Villa Reitzenstein war zwolf Jahre Sitz der Stuttgarter NSDAP Parteileitung unter dem Reichsstatthalter und Gauleiter Wilhelm Murr der seit 1939 auch Reichsverteidigungskommissar war Aus dieser Zeit stammt auch ein heute zugemauerter Stollen unter dem eigentlichen Keller der Villa der fur Murr erbaut wurde Bei seiner Errichtung wurden auch Haftlinge und Fremdarbeiter eingesetzt Die von Murr gemass dem Nerobefehl vorbereitete Zerstorung der Villa verhinderte nach Murrs Flucht aus Stuttgart am 20 April 1945 ein Ministerialrat namens Karl Benz Am 22 April ubergab der Oberburgermeister die Stadt franzosischen Truppen Diese nahmen kurzzeitig Besitz von der Villa nach Kriegsende hatte der US amerikanische Militargouverneur General Lucius D Clay dort seinen Sitz Auch der von Clay einberufene Landerrat bestehend aus den Ministerprasidenten der US amerikanisch besetzten Bundeslander tagte im Gobelinsaal Ab 1948 war die Villa Amtssitz des Ministerprasidenten von Wurttemberg Baden Reinhold Maier seit 1952 ist sie Dienstsitz der Ministerprasidenten von Baden Wurttemberg Am 19 Juni 1983 wurde im sogenannten Eckzimmer des Hauses der Stuttgarter Vertrag eine feierliche Erklarung im Rahmen der Einheitlichen Europaischen Akte vom damaligen deutschen Aussenminister Hans Dietrich Genscher und seinem italienischen Amtskollegen Emilio Colombo ausgearbeitet In diesem Vertrag verpflichten sich die Staaten der Europaischen Gemeinschaft die Fortschritte auf dem Gebiet der interinstitutionellen Beziehungen Zustandigkeiten der Gemeinschaft und politischen Zusammenarbeit zu uberprufen und sie gegebenenfalls in einen neuen Vertrag zur Europaischen Gemeinschaft aufzunehmen Im Sommer 2013 wurden an den zehn auf dem Grundstuck der Villa Reitzenstein gelegenen Bauten des Staatsministeriums umfangreiche Arbeiten begonnen fur die Kosten von 27 8 Millionen Euro veranschlagt waren Dazu gehorten die Sanierung und technische Modernisierung der Villa verbunden mit dem Abriss ihres in den 1970er Jahren errichteten Erweiterungsbaus den ein Neubau ersetzt Die Ruckkehr des Ministerprasidenten in die Villa fand im Herbst 2015 statt 2 Namensgebung BearbeitenBenannt ist die Villa nach dem verstorbenen Ehemann der Bauherrin Carl Friedrich Sigmund Felix Freiherr von Reitzenstein aus dem frankischen Adelsgeschlecht der Reitzenstein Er war Kammerherr der wurttembergischen Konigin Charlotte und Sohn des Generals Karl Bernhard Freiherr von Reitzenstein der die wurttembergischen Truppen im Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 gefuhrt hatte Baron von Reitzenstein war dem Glucksspiel zugetan und verstarb 1897 am Roulettetisch in Baden Baden Aus dem 1848 durch Eduard von Hallberger dem Vater der Bauherrin gegrundeten Verlag und der bereits 1831 von dessen Vater Louis Hallberger gegrundeten Hallberger schen Verlagshandlung entstand durch Fusion 1881 die Deutsche Verlags Anstalt DVA an der 1920 der Industrielle Robert Bosch die Mehrheit erwarb Literatur BearbeitenThomas Borgmann Die Villa Reitzenstein Macht und Mythos Silberburg Verlag Tubingen 2016 ISBN 978 3 8425 1446 1 Gartenbau im Reich Eine Monatsschrift mit Bildern fur den Garten und Blumenfreund Liebhaber und Fachmann 5 1924 Kurt Gayer Heinz Kramer Georg F Kempter Die Villa Reitzenstein und ihre Herren Die Geschichte des baden wurttembergischen Regierungssitzes DRW Verlag Stuttgart 1988 ISBN 3 87181 257 9 Gerhard Konzelmann Villa Reitzenstein Geschichte des Regierungssitzes von Baden Wurttemberg Hohenheim Verlag Stuttgart u Leipzig 2004 ISBN 3 89850 104 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Villa Reitzenstein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien stm baden wuerttemberg de Die Villa Reitzenstein im Internetangebot des baden wurttembergischen Staatsministeriums Thomas Borgmann Villa Reitzenstein publiziert am 19 April 2018 in Stadtarchiv Stuttgart Stadtlexikon Stuttgart Einzelnachweise Bearbeiten Die Lebensdaten des Gartenarchitekten Karl Eitel sind unbekannt erwahnt 1912 1927 Er war zusammen mit H Aldinger Inhaber der Firma Carl Eitel Landschaftsgartnerei in der Hauptmannsreute 40 in Stuttgart Die Firma besteht noch heute unter dem Namen Eitel Garten und Landschaftsbau GmbH Georg Stirnweis 8 August 1879 in Kersbach daruber hinaus erwahnt von 1912 bis 1955 wohnte mit seiner Frau Emma und zwei Sohnen im rechten Pfortnerhaus der Villa Reitzenstein Siehe Gartenbau 1924 Gayer 1989 Seiten 68 268 271 Konzelmann 2004 Seite 41 www stuttgarter zeitung de Meldung der Stuttgarter Zeitung vom 4 Dezember 201248 771388888889 9 1930555555556 Koordinaten 48 46 17 N 9 11 35 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Villa Reitzenstein amp oldid 226909046