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Variationen und Fuge uber ein Thema von Handel op 24 sind ein Klavierwerk von Johannes Brahms Thema in der Fassung von Johannes Brahms Inhaltsverzeichnis 1 Musikhistorische Einordnung 2 Autographen Zueignung und fruhe Rezeption 3 Brahms und Handel 4 Aufbau 4 1 Aria 4 2 Variationen 4 3 Fuga 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 Weblinks 7 1 Literatur und Noten 7 2 Historische Aufnahmen YouTube Musikhistorische Einordnung BearbeitenMit 28 Jahren schrieb Brahms die Handel Variationen im September 1861 in Hamburg Hamm Sie gelten als der bedeutendste seiner funf Variationszyklen fur Klavier zu 2 Handen und stellen ihn als Meister dieser Gattung zwischen Ludwig van Beethoven und Max Reger 1 In einzigartiger Weise verbindet das Werk Barockmusik mit Musik der Hochromantik Es enthalt ein Siciliano eine Musette einen Kanon und eine Fuge Wie Bachs Goldberg Variationen Beethovens Diabelli Variationen und Schumanns Sinfonische Etuden gehort op 24 zu den wichtigsten Variationenwerken der Klavierliteratur Autographen Zueignung und fruhe Rezeption BearbeitenBrahms uberschrieb das erste Autograph mit Variationen fur eine liebe Freundin und schenkte es Clara Schumann der Witwe Robert Schumanns 2 Ich habe Dir Variationen zu Deinem Geburtstag gemacht die Du noch immer nicht gehort hast und die Du schon langst hattest einuben sollen fur Deine Konzerte Brahms an Clara Schumann Als Vorlage fur den Erstdruck bei Breitkopf amp Hartel fertigte Brahms ein zweites Autograph an wobei er einiges korrigierte und auch manche bereits in das erste Autograph eingetragene Korrekturen ubernahm Wahrscheinlich kamen beim Korrekturlesen weitere kleine Anderungen hinzu 3 Im Druck liess Brahms die Widmung an Clara Schumann fort 4 Bevor das Werk im Juli 1862 bei Breitkopf amp Hartel erschien stellte Brahms es am 4 November 1861 einem Hamburger Privatkreis vor Ebenfalls in Hamburg spielte es Clara Schumann am 7 Dezember und war enttauscht von Brahms Teilnahmslosigkeit Brahms ausserte dazu laut Clara Schumann er konne die Variationen nun nicht mehr horen es sei ihm uberhaupt schrecklich etwas von sich horen zu mussen unthatig dabei zu sitzen 5 Brahms selbst fuhrte sein op 24 insgesamt achtzehnmal offentlich auf 6 unter anderem in Oldenburg Oldenburg Wien Zurich Budapest Dresden und Kopenhagen In Verhandlungen mit den Verlegern Breitkopf amp Hartel bezeichnete er dieses Werk als sein Lieblingswerk und hielt es fur viel besser als s eine fruheren Werke und auch fur viel praktischer und also leichter zu verbreiten 7 Bei der einzigen personlichen Begegnung mit Richard Wagner in dessen Wiener Wohnung am 6 Februar 1864 spielte Brahms sein op 24 nach Max Kalbeck auf ausdrucklichen Wunsch Wagners der anschliessend uberzeugend uber alle Details der Komposition sprach den jungen Komponisten mit Anerkennung uberschuttete und mit den Worten schloss Man sieht was sich in den alten Formen noch leisten lasst wenn einer kommt der versteht sie zu behandeln 8 Brahms und Handel BearbeitenMit Werken von Georg Friedrich Handel kam Brahms wohl schon als Schuler Otto Friedrich Willibald Cossels und Eduard Marxsens in Beruhrung Anders als Franz Liszt und Richard Wagner wollte er an uberlieferten Formen festhalten Nach Gustav Jenner liebte er den Ausdruck dauerhafte Musik So befasste er sich in den 1850er Jahren mit uberkommenen Kompositionstechniken und besonders mit dem Kontrapunkt Auf dem 34 Niederrheinischen Musikfest Dusseldorf 1856 horte er Handels Alexander Fest Als erstes Grosswerk brachte er am 30 Dezember 1858 im Furstlichen Residenzschloss Detmold Handels Messiah zur Auffuhrung Nach der Bach Gesellschaft Leipzig war 1856 die Georg Friedrich Handel Gesellschaft in Halle Saale gegrundet worden Mit ihren Protagonisten Philipp Spitta und Friedrich Chrysander war Brahms uber viele Jahre freundschaftlich verbunden Er nahm regen Anteil am Entstehen von Bachs und Handels Gesamtausgaben die er neben denen von Frederic Chopin Heinrich Schutz und Robert Schumann in seiner Wiener Bibliothek sammelte Er transkribierte auch zwei Serien von Kammerduetten Handels die Chrysander entdeckt und fur die Veroffentlichung in seiner monumentalen Handel Ausgabe vorgesehen hatte 2 Aufbau BearbeitenAus dem brieflichen Gedankenaustausch mit seinem Freund und Komponisten Kollegen Joseph Joachim und mit dem Ehepaar Herzogenberg lasst sich erschliessen dass Brahms bei den Handel Variationen den Typus der Phantasie Variation mied und ahnlich wie schon in op 21 ein neues streng am Thema orientiertes Variationskonzept anstrebte 9 10 Dieses Variationenwerk stutzt sich daher auf die harmonisch metrische Gestalt des thematischen Materials zugrundegelegt in der Bass Struktur 11 Insgesamt herrscht das Bedurfnis nach einer streng formalen Anlage in der alle Ebenen der Vorlage Melodik Metrik Harmonik gleichermassen Grundlage der Variation sein sollten 11 Auch das Fugenthema erweist sich als eine Variation der Themenmelodie aus dem Vordersatz der Aria 12 Wie die Aria stehen die meisten Variationen und die Fuge in B Dur und im 4 4 Takt Die Variationen bleiben in der Nahe des Themas Aria Bearbeiten nbsp Vergleich des Themas bei Handel und bei Brahms nbsp Grundstruktur des Themas Variation im Thema und metrische Ambivalenz dargestellt am VordersatzAls Thema wahlte Brahms die Aria der Suite B Dur aus der 1733 in England als Raubdruck erschienenen 2 Sammlung von Georg Friedrich Handels Suites de pieces pour le clavecin Handel Werke Verzeichnis 434 13 die in der Suite als Variationsthema dient Er hatte sie in einem antiquarisch erworbenen Notendruck gefunden Brahms ubernahm die Aria nahezu notengetreu lediglich statt der Handel schen Zeichen fur Pralltriller setzte er ausser im vierten Takt des Vordersatzes und in der prima volta des Nachsatzes Trillerzeichen tr verwendete statt des Sopranschlussels den Violinschlussel fasste die Begleitstimmen akkordisch zusammen und modifizierte den Schlusstakt geringfugig Das Thema besteht nach alter Regel aus zweimal vier Takten also aus Vorder und Nachsatz die jeweils wiederholt werden Eine im Grunde achtmal wiederholte leicht abgewandelte Wendung bildet gleichsam eine Variation im Thema Dazu tragt auch der permanente doch leicht verschieden vorgenommene Wechsel b a b in den Unterstimmen des Vordersatzes und im zweiten und dritten Takt des Nachsatzes bei Die Aria beginnt abtaktig doch im Folgenden wirkt das zweite Achtel jeder vierten Zahlzeit auftaktig Dadurch und durch die themainternen Variationen hat sie einen gleichzeitig offenen und geschlossenen Charakter 1 14 Variationen Bearbeiten Bereits auf dem ersten Autograph stellte Brahms die Reihenfolge der Variationen 15 und 16 um Das zeigt dass er die einzelnen Variationen in einem Gesamtzusammenhang sah der auch durch diese Umstellung eine sinnvolle Entwicklung vom Thema bis zur Fuge gewahrleisten sollte 15 Deutlich in der Notation dieses Autographs aber auch des Erstdrucks wirkt der Variationenteil wie ein weitgehend durchgehender zusammenhangender Notentext bei dem sich allerdings Gruppierungen abzeichnen Dafur sorgen innerhalb der Gruppen thematische Bezuge und zur Abgrenzung beispielsweise Fermaten und im ersten Autograph ein gelegentlicher Neubeginn in einer neuen Zeile 16 Dass die Variationen als ein zusammenhangender Organismus empfunden werden hat seine Ursache auch im beibehaltenen 4 4 Takt der in der 10 Variation durch Achteltriolen bereits in die Richtung auf die die 4 4 Takte vertretenden 12 8 Takte der 19 der 23 und der 24 Variation hinweisen Beibehalten wird demnach ein vereinheitlichendes Vierer Metrum Variation IDie erste Variation wird durch einen Auftakt aus funf 32tel Noten in der seconda volta des Themenendes ubergangslos mit dem Thema verbunden an dem sie sich noch stark orientiert in der Oberstimme am Melodiegerust in den Unterstimmen an den Wechselnoten b a b und am grundlegenden Bass Rechte und linke Hand bilden sich komplementar erganzende durchgehende 16tel im staccato Betonte Akkorde auf halben Zahlzeiten erzeugen synkopische Wirkungen wodurch die 16tel Bewegung in den Hintergrund gelangt 17 nbsp Variation IIDie zweite Variation bildet zur ersten rhythmisch akzentuierten Staccato Variation einen starken Gegensatz durchwegs ist legato vorgeschrieben Durch eine animato auszufuhrende Uberlagerung von Achteln und Achteltriolen sowie durch chromatische Wechselnoten in der vom Melodiegerust des Themas gepragten Oberstimme und chromatische Gangen in den Unterstimmen verwischen die Konturen Haufige crescendi und decrescendi innerhalb eines piano unterstutzen das Auf und Ab dieser Variation Ubergangslos mundet die zweite Variation in die dritte nbsp Variation IIIIn der dritten dolce und p zu spielenden Variation wechseln sich rechte und linke Hand begleitet von im staccato angetippten Akkorden und Basstonen mit Vorhalten zum Melodiegerust des Themas ab Im Nachsatz wird die schon in der zweiten Variation angedeutete Tendenz zur Mollvariante deutlicher die dann die 5 und 6 Variation pragt Auch die 3 Variation geht nahtlos in die nachste uber sichtbar an dem unvollstandigen Schlusstakt in der seconda volta dessen fehlendes Sechzehntel vom Auftakt der 4 Variation erganzt wird nbsp Variation IVIm starken Gegensatz zur vorherigen Variation steht die direkt anschliessende vierte Variation Auch sie lebt von einem thematischen Dialog zwischen linker und rechter Hand Die risoluto und staccato zu spielenden Oktaven sind jeweils dann akkordisch aufgefullt wenn sie rhythmische Akzente setzen sollen besonders wenn sie als abgetrennte sforzato 16tel synkopisch wirken Im Nachsatz bestatigt sich die schon in vorherigen Variationen vollzogene Hinwendung zur Mollvariante nbsp Variation V und Variation VIDie funfte und die sechste Variation stehen in der Tonika Variante b Moll und verwenden den die Mollwirkung verstarkenden Neapolitaner Sie bilden dadurch ein aufeinander bezogenes Paar Wahrend in der funften mit espressivo uberschrieben Variation die Melodie des Themas in der Oberstimme mit kurzen crescendi und Akzenten versehen verarbeitet wird und die Unterstimme aufgeloste Akkorde dazu spielt sind die beiden in Oktaven gefuhrten Stimmen im leise legato und ohne Akzente vorzutragenden zu Beginn des Nachsatzes in der Umkehrung gesetzten Kanon der sechsten Variation vollig gleichberechtigt Beide Stimmen zitieren das 16tel Motiv aus dem ersten Takt des Themas Eine Fermate auf dem Schlussstrich des letzten Taktes bewirkt eine Zasur vor dem nachsten Variationenpaar nbsp nbsp Variation VII und Variation VIIIDiese beiden ineinander ubergehenden con vivacita vorzutragenden Variationen werden von einem Rhythmus gepragt der zwischen daktylischer und anapastischer Wirkung wechselt und im Nachsatz der Aria vorgebildet ist Wahrend dieser Rhythmus in der siebten Variation alle Stimmen erfasst dient er in der achten Variationen dazu den in der Unterstimme liegenden Orgelpunkten auf der Tonika und der Dominante einen ostinaten Rhythmus zu verleihen Die zwei Oberstimmen der achten Variation sind im doppelten Kontrapunkt komponiert was dazu fuhrt dass der Nachsatz der achten Variation auf die doppelte Lange erweitert wird In beiden Variationen kommen Ausweichungen vor in der siebten nach d Moll und Es Dur in der achten nach b Moll und Es Dur Zwar entsteht auch nach diesem Variationenpaar durch eine Fermate uber dem Schlussstrich eine Zasur doch wird durch den unvollstandigen letzten Takt auch angezeigt dass die achte und die mit einem 16tel Auftakt beginnende neunte Variation zusammengehoren nbsp nbsp Variation IXDie neunte Variation poco sostenuto und legato gespielt bringt in der in Oktaven fortschreitenden Unterstimme mehrmals uber Orgelpunkten auf verschiedenen tonalen Ebenen und unter dem Einsatz des Pedals den Themenkopf aufwarts diatonisch und anschliessend in der Umkehrung chromatisch aufgefullt abwarts Die oktavierte Oberstimme besteht aus einer chromatischen Tonleiter abwarts die mit Triolengestalten erweitert wird Die zweitaktigen Abschnitte beginnen jeweils mit Sforzati auf den 16tel Auftakten und der folgenden Eins des Taktes und enden nach einem decrescendo auf einer Zwischendominante oder der Tonika des jeweiligen Abschnittes Bei den letzten zwei Takten fuhrt die Unterstimme in ihrem zweiten Teil nicht abwarts sondern aufwarts zum oktavierten b dem Ende der Tonleiter Die tonalen Ebenen sind nacheinander B Dur D Dur B Dur D Dur F Dur B Dur Fis Dur Ges Dur und B Dur Uber dem Schlussakkord steht eine Fermate nbsp Variation XForte und energico beginnen die beiden Teile des Vordersatzes die wie die gesamte Variation von Achtel Triolen gepragt sind Linke und rechte Hand setzen im Wechsel die ungefahre Grundgestalt der Themenmelodie zusammen und gelangen dabei in immer tiefere Oktavlagen Die Dynamik nimmt ab und die beiden Teile enden jeweils pp Gleichzeitig wird aus dem hellen B Dur ein dunkles b Moll Im weitgehend forte gehaltenen Nachsatz scheint sich b Moll nach einer Ausweichung nach Ges Dur durchzusetzen doch der dynamisch zuruckgenommene Schluss bietet keinen vollstandig abschliessenden Dreiklang sondern eine ambivalent wirkende leere Quinte Die dadurch erzeugte Spannung lost sich erst im B Dur der nachsten Variation nbsp Variation XI und Variation XIIDie elfte und die zwolfte Variationen bilden das nachste Variationen Paar Vom kurzen Vorschlag b ausgehend wird im Vordersatz der elften Variation die Grundgestalt des Themenkopfes einmal in B Dur und einmal in d Moll mit Achtelnoten umspielt Der Nachsatz dieser leise gehaltenen nur im Nachsatz bei einer Stimmverdichtung mit zweistimmigen Nachahmungen uber einer chromatisch aufwarts fuhrenden Basslinie crescendierenden Variation ist freier komponiert Das dolce der elften Variation wird in der direkt anschliessenden zwolften Variation durch ein soave im Pianissimo ersetzt Wie in vielen vorherigen Variationen wird auch hier die Grundgestalt der Themenmelodie im Vordersatz zwischen linker Hand und rechter Hand aufgeteilt Die linke Hand spielt sie in ruhigen Vierteln und Achteln die rechte umspielt sie mit Sechzehntelnoten Vorhalte und chromatische Durchgange bestimmen den Vorder und den Nachsatz in dem eine Wendung nach b Moll und der Neapolitanische Sextakkord besondere harmonische Wirkungen erzielen nbsp nbsp Variation XIIILargamente ma no piu ist die dreizehnte Variation uberschrieben Sie bildet den gewichtig wirkenden Mittelpunkt der Variationenreihe ist in b Moll und soll laut und espressivo gespielt werden Im Vordersatz kann man in der Oberstimme die variierte Grundgestalt der Themenmelodie und in der nachschlagenden Begleitung die Wechselnoten b a b der Themenunterstimmen erkennen Ausweichungen in das parallele Des Dur verandern den Mollcharakter dieser Variation ein wenig Die weitgehend in Sexten gefuhrte Oberstimme weist bereits auf die Sexten Passagen der nachsten Variation hin nbsp Variation XIVDie vierzehnte Variation wieder zuruck in B Dur vermittelt zwischen der vorherigen und der nachfolgenden Von der dreizehnten Variation ubernimmt sie die Folgen von Sexten in der rechten Hand und wie die funfzehnte verarbeitet sie das 16tel Motiv aus dem ersten Takt der Aria Die gesamte Variation lehnt sich stark an das Thema an besonders augenfallig im ersten Teil des Nachsatzes Schwungvoll in freiem Vortrag sciolto mit einigen antreibenden forte Bezeichnungen Sforzati und Akzenten versehen mundet sie direkt in die nachste Variation ein nbsp Variation XV und Variation XVIUrsprunglich waren diese beiden Variationen in umgekehrter Reihenfolge vorgesehen doch Brahms stellte die Reihenfolge bereits auf dem ersten Autograph um 4 Der Grund dafur ist unbekannt Beide Variationen konnen als Variationenpaar gesehen werden was nicht zwingend so ist da sie durch eine Fermate getrennt werden und die sechzehnte Variation direkt mit der siebzehnten verbunden ist Sie verwenden das 16tel Motiv aus dem ersten Takt der Aria das auch die sechste und die vorangehende vierzehnte Variation kennzeichnet Die funfzehnte Variation ist homophon gesetzt Im Vordersatz wird die Unterstimme des mit Hornquinten versehenen 16tel Motivs nach unten oktaviert und entspricht damit dem vorgeschriebenen forte Im Nachsatz weicht Brahms wie schon in anderen Variationen nach b Moll aus Fur die gesamte Variationenfolge einzigartig ist dass diese Variation auf funfzehn Takte ausgeweitet wurde Die piano gehaltene sechzehnte Variation ist polyphon Das 16tel Motiv wird etwas variiert und zweistimmig mit enggefuhrten Nachahmungen verarbeitet Die kontrapunktierenden Achtel sollen staccato und marcato gespielt werden Dieser Variation folgt nahtlos die nachste nbsp nbsp Variation XVIIIn der insgesamt leisen piu mosso uberschriebenen siebzehnten Variation werden die abwarts gerichteten Staccato Achtel der Ober und der Unterstimme der vorherigen Variation weitergefuhrt Sie bilden den Rahmen fur eine mit legato und einem kurzen An und Abschwellen ausdrucksstark gestaltete zweistimmige Mittelstimme Diese Mittelstimme ist der Melodietrager und orientiert sich an der Grundgestalt der Themenmelodie Im Nachsatz beruhrt die Variation b Moll und Des Dur sowie vom Pedal unterstutzt Es Dur und endet in der Haupttonart B dur nbsp Variation XVIIIDie achtzehnte Variation wird durch eine Fermate von der vorherigen abgetrennt obwohl sich beide Variationen im Wesentlichen ahneln Linke und rechte Hand teilen sich die auch hier zweistimmig gesetzte aber synkopische mit portato und legato differenziert bezeichnete variierte Themenmelodie auf Vom Pedal unterstutzt wird sie von meist abwarts gerichteten zerlegten Akkorden umrankt Auch die achtzehnte Variation durcheilt im Nachsatz b Moll Des Dur und es Moll Es Dur und endet in der Haupttonart nbsp Variation XIXDie Bezeichnung dieser Variation lautete im ersten Autograph zunachst molto vivace und wurde dann in vivace e leggiero und im Druck schliesslich in leggiero e vivace umgeandert 4 Alle drei Bezeichnungen verhindern dass sich das Metrum aus viermal drei Achteln in ein gemachliches Dreiermetrum aus je vier Dreiachteltakten auflost So entsteht ein heiteres Siciliano das mit den Pralltrillern einen barockisierenden Charakter annimmt Die Tone der Themengrundgestalt werden auf Unter und Mittelstimmen verteilt was durch das Hervortreten der mit Punktierungen und Prallern versehenen Stimmen verunklart wird Der Vordersatz wird eine Oktave hoher wiederholt wobei die Punktierungen und Praller in die Oberstimme gelangen Beim Nachsatz wird die Wiederholung wegen des unterschiedlichen Auftaktes und der auch hier bei der Wiederholung in die Oberstimme verlagerten Punktierungen und Pralltriller ausgeschrieben Dem letzten Takt fehlt ein Achtel das sich im Auftakt der nachsten Variation finden lasst nbsp Variation XXObwohl durch den Achtel Auftakt mit der vorherigen Variation verbunden zeigen die beiden Variationen nur eine Gemeinsamkeit Der Vordersatz wird eine Oktave hoher wiederholt was diesmal auch im Nachsatz geschieht Sonst bietet die chromatisch angelegte zwanzigste Variation insgesamt einen starken Gegensatz zur harmonisch einfachen neunzehnten In der Oberstimme wird die diatonische Grundgestalt der Themenmelodie chromatisch aufgefullt In der zweiten Halfte des ersten Taktes ergibt sich ein mehrmals verwendetes neues viertoniges Achtel Motiv das auch im Nachsatz wieder auftaucht und dessen Expressivitat durch ein dynamisches Anschwellen hin zum dritten Achtel gefolgt vom sofortigen decrescendo verstarkt wird Der zunachst in Achteln aufwarts gerichteten Oberstimme entgegen wirkt eine chromatisch abwarts schreitende Bassstimme in Vierteln Der Nachsatz wird gepragt von zunachst aufwarts dann abwarts fuhrenden chromatischen Tonleiterabschnitten in der Unterstimme uber denen Zwischendominanten bis hin zum A Dur Dreiklang als Dominante von D Dur und enharmonische Verwechslungen Spannungen aufbauen die sich schliesslich doch im B Dur Dreiklang losen Die insgesamt leise Variation verlangt ein strenges legato nbsp Variation XXIIm Gegensatz zur chromatischen zwanzigsten Variation wird die einundzwanzigste ganz von einer schlichten diatonisch gepragten Pendelharmonik im parallelen g Moll beherrscht 18 Ausser den Hauptdreiklangen werden nur wenige Zwischendominanten genutzt Im letzten Takt wird die Mollwirkung durch einen neapolitanischen Sextakkord verstarkt Der besondere Reiz der mit piano dolce und espressivo bezeichneten Variation liegt in der Uberlagerung von zerlegten Akkorden die in der Oberstimme aus Achteltriolen und in der Unterstimme aus regularen Sechzehnteln bestehen Im ersten Autograph wies Brahms darauf hin dass die kurzen Vorschlage zu den Triolen einen Pizzicato Effekt hervorrufen sollen 4 Zusammen mit dem b des ersten Akkordes bilden diese Vorschlagsnoten die Grundgestalt der Themenmelodie nach so wie sie in B Dur vorgegeben ist 19 nbsp Variation XXIILeise mit Pedaleinsatz und deutlich hervorgehobenen Tonen eines Borduns aus der Duodezim b f oder an wenigen Stellen des Orgelpunktes auf b bildet die zweiundzwanzigste Variation einen retardierenden Haltepunkt vor den nachsten drei zur Fuge drangenden Variationen Sie hat Merkmale einer Musette und ist entsprechend in allen musikalischen Parametern ausserst einfach gehalten Die Grundmelodie klingt nur an deren Sechzehntelfigur erscheint in Umkehrung und in Zweiunddreissigsteln in der zweiten Stimme Die Harmonik des Nachsatzes dessen Lautstarke vorubergehend zunimmt erinnert an die des Themennachsatzes Sofort folgt die dreiundzwanzigste Variation die den Gedanken des Orgelpunktes in tiefer Lage ubernimmt 20 nbsp Variation XXIII und Variation XXIVDie beiden vivace zu spielenden Variationen bilden ein ineinander ubergehendes Variationenpaar mit identischer Form Sie stehen im 12 8 Takt und ahneln dadurch der zehnten Variation in der die vier Dreiereinheiten eines Taktes allerdings als Triolen notiert sind Ihre Vordersatze stehen auf einem Orgelpunkt Variation XXXIII beziehungsweise auf einer Bordunquinte Variation XXIV und pendeln zwischen dem B Dur Dreiklang und dem manchmal vollstandigen manchmal unvollstandigen verminderten Septakkords a c es ges Die Nachsatze beginnen mit der Dominante und bringen danach den Quartsextakkord ges c es Kurz darauf wird das ges zum fis enharmonisch umgedeutet wodurch sich ein chromatisch aufwarts drangender Bass vom Fbis zum B ergibt Beide Variationen haben nahezu denselben dynamischen Verlauf der im Ansatz leise ist immer wieder kurze Crescendi zum forte verlangt und insgesamt von leise nach laut fuhrt Im Wesentlichen ist die funfzehnte Variation eine figurierte vierzehnte Variation Deren aus Achtelnoten bestehende gebrochenen Akkorde werden teilweise mit 16tel Noten aufgefullt Dadurch entsteht in der funfzehnten Variation eine stringente durchlaufende 16tel Bewegung die ohne eigentliches Ende am Ende mit der Terz ges b den verkurzten Sextakkord der Mollsubdominante bringt Ihm folgt ohne Halt das klare B Dur der letzten Variation nbsp nbsp Variation XXVFortissimo folgt die funfunftwanzigste Variation Die einfache Harmonik entspricht ganz der des Themas Im Vordersatz stecken in den Akkorden der rechten Hand die Stammnoten der Themenmelodie Rechte und linke Hand erganzen sich akkordisch zu durchgehenden komplementaren Sechzehnteln Nur an betonten Stellen auf der Drei der Takte werden die Akkorde als punktierte Noten ausgehalten sonst im Staccato als Achtel mit einer Sechzehntelpause von der dazugehorigen Sechzehntelnote abgetrennt nbsp Fuga Bearbeiten nbsp Vielfalt in der Gestaltung des Fugenthemas dargestellt an Formen des Themenkopfes nbsp Entwicklung des Fugenthemas unten aus der Melodie der Aria oben nbsp Beginn der Fugen Exposition Ausschnitt aus dem ersten Autograph Auch das Fugenthema ist eine Variation des Handel Themas denn die jeweils ersten Tone der vier Viertel b c d es des Fugenthemas entsprechen den bestimmenden Melodietonen des Handelschen Themas Auch die zuvor in den Variationen verwendete Figur des 3 Viertels im Hauptthema findet sich als 2 Viertel im 2 Takt des Fugenthemas wieder Die Fuge selbst ist ungewohnlich klangmachtig im Aufbau frei in Einzelheiten jedoch streng Das Klangmachtige aussert sich unter anderem in den Terz Sexten Oktaven und Sext Oktavengangen sowie in mannigfachen Akkordbrechungen Die Strenge offenbart sich in der Verwendung von Umkehrungen Vergrosserungen Koppelung des Grundmotivs mit seiner Umkehrung Gleichzeitigkeit mehrerer Motive oder ihrer Umkehrung und so fort Klangmacht und Satzstrenge fuhren besonders in der orgelpunktartigen Schlusssteigerung zu grossartigen Wirkungen vor allem dort wo nach der Vorbereitung Orgelpunkt im hohen f das tiefe F immer wieder angeschlagen wird in den Mittelstimmen Motiv und Umkehrung sich verschranken und die Gegenstimme in Oktaven aus der Hohe herabsturzt Otto Schumann 12 Einzelnachweise Bearbeiten a b Otto Emil Schumann Handbuch der Klaviermusik 4 Auflage Wilhelmshaven 1979 S 484 a b Johannes Forner Brahms auf Handels Spuren In Handel Hausmitteilungen Hrsg Freundes und Forderkreis des Handel Hauses zu Halle e V 2 2013 S 24 29 Sonja Gerlach Vorwort zu Sonja Gerlach Johannes Brahms Handel Variationen Opus 24 G Henle Verlag Munchen 1978 a b c d Siehe 1 Autograph und Erstdruck bei Variationen und Fuge uber ein Thema von Handel Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Oswald Jonas Die Variationen fur eine liebe Freundin von Johannes Brahms In Archiv fur Musikwissenschaft 12 Jahrgang Heft 4 1955 S 319 326 Christiane Wiesenfeldt Reihe Prozess Reflexivitat Perspektivenwechsel in Brahms Handel Variationen op 24 In Hans Joachim Marx Wolfgang Sandberger Hrsg Gottinger Handel Beitrage Band 12 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2008 S 237 Johannes Brahms an Breitkopf und Hartel am 14 April 1862 In Johannes Brahms Briefwechsel XIV Berlin 1920 S 67 Max Kalbeck Johannes Brahms Deutsche Brahms Gesellschaft Berlin 1921 2 Band 1 Halbband 3 Kapitel S 116 f Michael Struck Dialog uber die Variation prazisiert Joseph Joachims Variationen uber ein irisches Elfenlied und Johannes Brahms Variationenpaar op 21 im Licht der gemeinsamen gattungstheoretischen Diskussion In Peter Petersen Hrsg Musikkulturgeschichte Festschrift fur Constantin Floros zum 60 Geburtstag Wiesbaden 1990 S 147 Johannes Brahms Brief an Heinrich und Elisabeth Herzogenberg vom August 1876 Im Zusammenhang zitiert in Christiane Wiesenfeldt Reihe Prozess Reflexivitat Perspektivenwechsel in Brahms Handel Variationen op 24 In Hans Joachim Marx Wolfgang Sandberger Hrsg Gottinger Handel Beitrage Band 12 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2008 S 241 a b Christiane Wiesenfeldt Reihe Prozess Reflexivitat Perspektivenwechsel in Brahms Handel Variationen op 24 In Hans Joachim Marx Wolfgang Sandberger Hrsg Gottinger Handel Beitrage Band 12 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2008 S 240 a b Otto Emil Schumann Handbuch der Klaviermusik 4 Auflage Wilhelmshaven 1979 S 492 Peter Hollfelder Die Klaviermusik Noetzel Wilhelmshaven 1999 Christiane Wiesenfeldt Reihe Prozess Reflexivitat Perspektivenwechsel in Brahms Handel Variationen op 24 In Hans Joachim Marx Wolfgang Sandberger Hrsg Gottinger Handel Beitrage Band 12 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2008 S 243 Christiane Wiesenfeldt Reihe Prozess Reflexivitat Perspektivenwechsel in Brahms Handel Variationen op 24 In Hans Joachim Marx Wolfgang Sandberger Hrsg Gottinger Handel Beitrage Band 12 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2008 S 245 Jane A Bernstein An Autograph of the Handel Variations In The Music Review 34 3 4 8 10 November 1973 S 272 275 278 281 Heinrich Schenker Brahms Variationen und Fuge uber ein Thema von Handel op 24 In Der Tonwille 4 Jahrgang Heft 2 3 April Sept 1924 S 6 Christiane Wiesenfeldt Reihe Prozess Reflexivitat Perspektivenwechsel in Brahms Handel Variationen op 24 In Hans Joachim Marx Wolfgang Sandberger Hrsg Gottinger Handel Beitrage Band 12 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2008 S 249 Heinrich Schenker Brahms Variationen und Fuge uber ein Thema von Handel op 24 In Der Tonwille 4 Jahrgang Heft 2 3 April Sept 1924 S 25 f Heinrich Schenker Brahms Variationen und Fuge uber ein Thema von Handel op 24 In Der Tonwille 4 Jahrgang Heft 2 3 April Sept 1924 S 26 Literatur BearbeitenHeinrich Schenker Brahms Variationen und Fuge uber ein Thema von Handel op 24 In Der Tonwille 4 Jahrgang Heft 2 3 April Sept 1924 S 3 46 Otto Emil Schumann Handbuch der Klaviermusik 4 Auflage Wilhelmshaven 1979 S 389 492 Christiane Wiesenfeldt Reihe Prozess Reflexivitat Perspektivenwechsel in Brahms Handel Variationen op 24 In Hans Joachim Marx Wolfgang Sandberger Hrsg Gottinger Handel Beitrage Band 12 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2008 S 235 255 Weblinks BearbeitenLiteratur und Noten Bearbeiten Literatur von und uber Variationen und Fuge uber ein Thema von Handel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Variationen und Fuge uber ein Thema von Handel Noten und Audiodateien im International Music Score Library ProjectHistorische Aufnahmen YouTube Bearbeiten Benno Moiseiwitsch 1930 Solomon 1942 Maria Yudina 1948 Normdaten Werk GND 300027354 lobid OGND AKS LCCN n81118731 VIAF 301773233 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Variationen und Fuge uber ein Thema von Handel amp oldid 210826759