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Dieser Artikel behandelt Beethovens Diabelli Variationen Fur Diabelli Variationen anderer Komponisten aus demselben Anlass siehe Vaterlandischer Kunstlerverein Die im Jahr 1823 fertiggestellten 33 Veranderungen uber einen Walzer von A Diabelli op 120 in C Dur sind Ludwig van Beethovens letztes grosses Klavierwerk Mit einer Spieldauer von circa 45 60 Minuten markieren die Antonie Brentano gewidmeten Diabelli Variationen den Hohepunkt seines Variationsschaffens und zahlen zugleich zu den bedeutendsten umfangreichsten und vielschichtigsten Beitragen dieser Kunstform Walzerthema von Anton Diabelli Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 1 1 Arbeitsprozess 1 2 Autograph 2 Gesamtform 2 1 Uberblick 2 2 Anmerkungen zur Gesamtform 3 Thema 3 1 Analyse 4 Variationen 4 1 Variationen 1 10 4 2 Variationen 11 24 4 3 Variationen 25 33 5 Stellenwert 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntstehungsgeschichte BearbeitenInfolge einer kuriosen Geschaftsidee hatte der Wiener Musikverleger und Komponist Anton Diabelli Anfang des Jahres 1819 eine Reihe namhafter zeitgenossischer Komponisten aus ganz Osterreich und Bohmen vor allem aber Wiener und dort wirkende Musiker mittels Einladungsschreiben darum gebeten uber ein von ihm verfasstes Walzerthema je eine Variation zu schreiben welche dann als Sammelband in seinem 1818 neu gegrundeten Musikverlag Cappi amp Diabelli publiziert werden sollten Dem Aufruf Diabellis folgten funfzig vaterlandische Tonkunstler darunter Carl Czerny Johann Nepomuk Hummel Ignaz Moscheles Conradin Kreutzer Franz Xaver Mozart Franz Schubert sowie der junge Franz Liszt Auch Beethoven sollte ein Stuck beisteuern war aber weder von der Idee des Gemeinschaftsprojekts noch von der kompositorischen Qualitat des Diabelli Themas begeistert Umgehend liess er den Verleger wissen dass er fur 40 Dukaten gerne bereit ware das Thema alleine zu bearbeiten Diabelli bot ihm sogar das Doppelte wenn er nicht mehr als sieben Variationen schriebe doch Beethoven begnugte sich nicht damit Nachdem ihn der Auftraggeber zuvor ofter schriftlich oder mundlich gemahnt hatte lieferte er 1823 als letzter Komponist einen ganzen Zyklus mit 33 Veranderungen ab Diabelli war von Beethovens Arbeit derart begeistert dass er dessen Variationszyklus 1823 zunachst gesondert erscheinen liess Im Sinne seiner ursprunglichen Idee einer Variationen Sammlung mit je einer Variation jedes Komponisten folgte 1824 schliesslich ein Doppelband In der ersten Abteilung Beethovens 33 Veranderungen op 120 in der zweiten 50 Veranderungen der vorzuglichsten Tonsetzer und Virtuosen Wiens alphabetisch nach Verfassernamen geordnet mit einer Coda von Carl Czerny Die Edition wurde vom Musikverlag Cappi amp Diabelli unter dem fiktiven Titel Vaterlandischer Kunstlerverein folgendermassen angekundigt Alle vaterlandischen jetzt lebenden bekannten Tonsetzer und Virtuosen auf dem Fortepiano funfzig an der Zahl hatten sich vereint auf ein und dasselbe ihnen vorgelegte Thema jeder eine Variation zu componiren Schon fruher hatte unser grosse sic Beethoven auf dasselbe Thema auf 33 bey uns erschienenen Veranderungen die den ersten Theil dieses Werkes bilden in meisterhaft origineller Bearbeitung alle Tiefen des Genies und der Kunst erschopft Wie interessant muss es daher seyn wenn alle andern Tonkunstler auf Oesterreichs classischem Boden uber dasselbe Motiv ihr Talent entwickeln 1 Uber Diabellis Publikation soll Beethoven selbst nicht erfreut gewesen sein und sein Werk dadurch sogar entwertet gesehen haben Nachdem er bereits im Juni 1822 seinem Verleger Peters Variationen uber einen Walzer fur Klavier solo angeboten hatte bat er Anfang Mai 1823 seinen ehemaligen Schuler Ferdinand Ries um die Vermittlung eines englischen Verlegers fur sein Opus 120 Eine Stichvorlage schickte Beethoven ihm jedoch erst im Juli 1823 weshalb die geplante englische Ausgabe durch T Boosey amp Co letztlich nicht zustande kam 2 Arbeitsprozess Bearbeiten Die Diabelli Variationen entstanden in zwei Etappen Nachdem Beethoven im Fruhling 1819 mit der Komposition der ersten Veranderungen begonnen hatte brach er bereits im Sommer wieder ab um sich der Arbeit an seinen drei letzten Klaviersonaten op 109 op 110 und op 111 den Bagatellen op 119 und der Missa solemnis zu widmen Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 23 der 33 Variationen vollendet Beethoven unterbrach den Kompositionsprozess somit in fortgeschrittenem Stadium Im Februar 1820 erwahnte er die Variationen in einem Brief an den Verleger Simrock als noch immer unvollstandig Im Marz oder April 1823 waren die 33 Veranderungen uber einen Walzer von A Diabelli dann aber vollendet Wahrend der zweiten Schaffensperiode von 1822 1823 entstanden weitere Variationen die mit Ausnahme der heutigen jedoch nachtraglich eingeschobenen Variationen Nr 1 2 und 25 an die bisherigen angehangt wurden Dies deutet darauf hin dass sich Beethovens Zugang zum Werk im Gegensatz zur ersten Schaffensperiode verandert hatte 3 Wie die deutsche Musikjournalistin Antonia Ronnewinkel bemerkt habe Beethoven die ersten Variationen in rascher Folge skizziert und die leeren Akkorde mit Melodien gefullt Nach und nach habe er sich einzelne Elemente des Diabelli Walzers herausgepickt sich an ihnen ausgelassen und sie in die Extreme getrieben mal ins Mystische mal ins Groteske Dabei sei die bieder rumpelnde Selbstgefalligkeit des Walzers verschwunden und der Bezug zum Thema nicht mehr ohne Weiteres horbar Auch scheine es als habe es Beethoven ganz besonders auf die Fehler und Schwachen von Diabellis Thema abgesehen 4 Der osterreichische Pianist Alfred Brendel schreibt dazu Bei allem was sie an Ernst und Lyrik an Geheimnisvollem und Depressivem an Sprodigkeit und besessener Virtuositat enthalten sind Beethovens Diabelli Variationen ein Kompendium musikalischer Komik Diabellis Walzer wird von Beethoven kommentiert kritisiert verbessert parodiert verlacht ad absurdum gefuhrt missachtet verzaubert veredelt beklagt beweint zerstampft und schliesslich humoristisch verklart 5 Autograph Bearbeiten Mittels Gelder aus der offentlichen Hand und dem Erlos einer Spendenaktion konnte das Bonner Beethoven Haus das Autograph zu Opus 120 die der Frau Antonia von Brentano hochachtungsvoll zugeeigneten 33 Veranderungen uber einen Walzer von A Diabelli im Jahr 2009 fur mehrere Millionen Euro aus Privatbesitz erwerben 6 Nachdem es bis zum 20 April 2010 ausgestellt war ist seit Januar 2010 auch eine digitalisierte Version auf der Website des Hauses einsehbar 2 Gesamtform BearbeitenVariation Nr Tempo Charakterangabe Taktart Tonart Form Taktgruppen0 Thema Vivace 3 4 C A A B B 16 161 Alla Marcia maestoso 4 4 C A A B B 16 162 Poco Allegro 3 4 C A B B 16 163 L istesso tempo 3 4 C A A B B 16 164 Un poco piu vivace 3 4 C A A B B 15 165 Allegro vivace 3 4 C A A B B 16 166 Allegro ma non troppo e serioso 3 4 C A A B B 16 167 Un poco piu allegro 3 4 C A A B B 16 168 Poco vivace 3 4 C A A B B 16 169 Allegro pesante e risoluto 4 4 Cm A A B B 16 1610 Presto 3 4 C A Avar B Bvar 32 3211 Allegretto 3 4 C A B B 16 1512 Un poco piu moto 3 4 C A B B 16 1513 Vivace 3 4 Am C A A B B 16 1614 Grave e maestoso 4 4 C A A B B 8 815 Presto scherzando 2 4 C A A B B 16 1616 Allegro 4 4 C A A B B 8 817 ohne Bezeichnung 4 4 C A A B B 8 818 Poco moderato 3 4 C A A B B 16 1619 Presto 3 4 C A A B B 16 1620 Andante 6 4 C A B 16 1621 Allegro con brio Meno allegro 4 4 3 4 C A A B B 12 4 8 12 4 8 22 Allegro molto alla Notte e giorno faticar di Mozart 3 4 C A A B B 8 1023 Allegro assai 4 4 C A A B B 8 824 Fughetta Andante 3 4 C A A B B 16 1625 Allegro 3 8 C A A B B 15 1626 ohne Bezeichnung 3 8 C A A B B 16 1627 Vivace 3 8 C A A B B 16 1628 Allegro 2 4 C A A B B 16 1629 Adagio ma non troppo 3 4 Cm A B 6 630 Andante sempre cantabile 4 4 Cm A B B 12 8 4 431 Largo molto expressivo 9 8 Cm A A B B 6 532 Fuga Allegro Poco Adagio 2 2 4 4 Es 160 117 43 633 Tempo di Minuetto moderato ma non tirarsi dietro 3 4 C A A B B Coda 12 12 25Uberblick Bearbeiten Nachfolgend eine analytische Bestandesaufnahme zu den einzelnen Variationen Form HarmonikAuffallend ist dass Beethoven die strenge Symmetrie von Diabellis Walzerthema A A B B 16 16 Takte in neun Variationen Nr 2 11 12 22 25 sowie 30 33 aufbricht Auf die Wiederholung des A oder B Teils bzw beider Teile verzichtet er in sechs Variationen Nr 2 11 12 20 29 und 30 In den Variationen Nr 5 A A B B und Nr 12 A B B wird der B Teil zudem als ausgeschriebene Wiederholung notiert in Nr 10 infolge von Binnenvariationen sogar beide Teile A Avar B Bvar In insgesamt sieben Variationen sind die Proportionen des Themas verandert so in 12 12 Takte Nr 21 und 33 in 8 8 Takte Nr 14 16 17 und 23 oder 6 6 Takte Nr 29 Obwohl Beethoven im Verlauf des Zyklus oftmals harmonisch expandiert stehen die allermeisten Variationen in C Dur lediglich funf davon in alternativen Tonarten c Moll Nr 9 30 und 31 Es Dur Nr 32 sowie a Moll bzw C Dur Nr 13 In weiteren funf Veranderungen wird am Ende des A Teils nicht in die Dominanttonart G Dur bzw nach g Moll bei Moll Satzen sondern nach e Moll Nr 5 und 14 a Moll Nr 25 sowie auf die Dominante von f Moll Nr 30 und Es Dur Nr 31 moduliert Taktarten TempiInnerhalb des Werks finden sich sieben verschiedene Taktarten 3 4 4 4 2 4 6 4 3 8 9 8 und 2 2 alla breve In diesem Zusammenhang weicht Beethoven in elf Variationen vom ursprunglichen Dreiertakt ab Nr 1 9 14 15 20 23 28 30 und 32 In der 21 Veranderung werden ausnahmsweise sogar zwei verschiedene Taktarten 4 4 und 3 4 und Tempi Allegro con brio und Meno allegro verwendet Ausgehend von Diabellis Originalangabe Vivace erweitert Beethoven das Tempospektrum im Rahmen des Werks von sehr langsamen Largo bis zu sehr schnellen Tempi Presto Oftmals differenziert er diese noch mit erganzenden Charakterbezeichnungen z B Allegro pesante e risoluto oder Andante sempre cantabile Des Weiteren enthalten die Variationen Nr 31 und 33 auch Angaben bzgl Agogik ritardando ritenente Dynamik ArtikulationBereits im Thema reizt Diabelli das dynamische Spektrum piano bis fortissimo sowie Schwelldynamik fur damalige Verhaltnisse nahezu vollstandig aus Beethoven erweitert die Palette vom Pianissimo bis zum Fortissimo und verwendet Stufen und Schwelldynamik Ferner verwendet er Zusatzbezeichnungen wie piu piano oder sempre pianissimo Auch im Bereich der Artikulation verbleibt Diabelli eher konventionell und verwendet lediglich legato staccato sowie portato Diesbezuglich ist das Thema allerdings relativ differenziert bezeichnet CharakterIm Rahmen des Zyklus finden sich diverse Ausdrucksbezeichnungen wie z B leggiermente dolce piacevole mezza voce espressivo grazioso In einzelnen Veranderungen transformiert Beethoven aber auch den ursprunglichen Charakter des Walzers so z B in einen Marsch Nr 1 16 17 ein Intermezzo Nr 8 eine Toccata im franzosischen Stil Nr 14 ein Moment musical Nr 15 einen Choral Nr 20 eine Opernarie Nr 22 eine Fughetta Nr 24 oder Fuge Nr 32 eine Etude Nr 23 ein Nocturne Nr 29 eine Fantasie Nr 31 sowie ein Menuett Nr 33 BesonderheitenInsgesamt zehn Variationen sind kontrapunktisch gearbeitet Nr 3 6 11 14 19 24 30 und 32 andere lassen sich entweder paarweise zusammenfassen Nr 3 4 11 12 16 17 26 27 sowie 29 30 oder bilden einen Dreierblock Nr 21 23 und 31 33 Die drei letzten Veranderungen sollen sogar attacca gespielt werden wofur Beethoven extra eine Modulation innerhalb der 2da volta von Nr 31 sowie eine Uberleitung am Schluss von Nr 32 Poco adagio komponiert hat In Nr 32 findet sich zudem eine virtuose Solo Kadenz die Nr 33 endet mit einer 25 taktigen Coda Anmerkungen zur Gesamtform BearbeitenBeethoven variierte das von Diabelli vorgegebene Thema insgesamt 33 Mal Analog zur Binnenstruktur dieses 32 taktigen Walzers erkannte der amerikanische Musikwissenschaftler Karl Geiringer darin 32 Variationen mit einer abschliessenden 33 Veranderung die er als Epilog zum Himmel bezeichnete Als weitere Korrelation sah er die Variationen 1 32 als acht Gruppen zu je vier Variationen 32 8 4 was zugleich der formalen Gliederung des Themas in acht viertaktige Phrasen entsprechen soll 7 Im Gegensatz dazu meint der amerikanische Musikwissenschaftler William Kinderman dass es sich in den Diabelli Variationen weniger um einen bewusst intendierten schematischen Aufbau als vielmehr um die Absicht Beethovens handle sich von den tradierten Formen und Strukturen der Klassik abzuwenden und stattdessen einen Hohepunkt in Form eines Finales Variation 33 anzusteuern Diese Transformation sei im Lichte eines reifen Beethovens zu betrachten der in seinem Spatwerk bisher ungekannte Dimensionen des Ausdrucks mit einer ungeahnten Bedeutungstiefe erlangt und sich dabei immer mehr auf romantische gravitativ schwere und kontrapunktisch strenge Abbildungen in der Musik bezogen habe 3 Diabelli s waltz is treated first ironically as a march that is half stilted half impressive and then at crucial points in the form twice recapitulated in amusing caricature variations At the conclusion of the work in the Fugue and last variation reference to the melodic head of Diabelli s theme once again becomes explicit indeed it is hammered into the ground But any further sense of the original context of the waltz is lacking By means of three parody variations 1 15 and 25 Beethoven established a series of periodic references to the waltz that draw it more closely into the inner workings of the set and the last of these gives rise to a progression that transcends the theme once and for all That is the central idea of the Diabelli Variations 3 William KindermanKinderman sieht die Diabelli Variationen grundsatzlich in drei Abschnitte unterteilt Variationen 1 10 11 24 und 25 33 Jeder Teil habe eine bestimmte Logik und ende mit einer deutlichen Unterbrechung Weiter behauptet er dass diese grossraumige Struktur effektiv der Sonatensatzform mit Exposition Durchfuhrung Reprise oder allgemeiner dem Prinzip Aufbruch Ruckkehr folge Die Wirkung des gesamten Zyklus sei das ausgepragte Gefuhl eines dramatischen Bogens dies konnte wohl bis zu einem gewissen Grad durch die blosse Dauer erreicht worden sein die strategisch platzierten von Kinderman sogenannten strukturellen Variationen Nr 1 15 und 25 die sorgfaltige Binnengliederung der radikale Aufbruch und die Ruckkehr sowie die inspirierte Entwicklung zum Finale hin verstarkten allerdings diesen Effekt und demonstrierten dessen Intentionalitat 3 Anderweitige Analysen gliedern das Werk hingegen folgendermassen Variationen 1 10 11 20 21 30 und 31 33 Dies wohl in erster Linie aufgrund der von Beethoven gesetzten Fermaten am Schluss der Variationen 20 und 30 sowie der Tatsache dass die drei letzten Variationen ohne Unterbrechung quasi als Dreierblock gespielt werden sollen Thema BearbeitenBei Diabellis Thema handelt es sich um einen Deutschen Tanz Deutscher einen Vorganger des Wiener Walzers im schnellen 3 4 Takt Die Tempoangabe Vivace ist diesbezuglich eher ungewohnlich Alfred Brendel nannte das Thema daher vielsagend einen angeblichen Walzer 8 Obwohl die Einfachheit der Struktur und die musikalische Belanglosigkeit des Themas oft kritisiert wurden bot die Vorlage dadurch immerhin einen grosseren Spielraum fur Variationen Nicht zuletzt aufgrund seines schematischen Aufbaus entspricht es durchaus der damaligen Kompositionstheorie wie u a der Beethoven Schuler Carl Czerny postulierte 9 Zu Variationen eignen sich vorzugsweise jene Themen welche schonen Gesang wenig Modulation gleiche zwei Teile und einen verstandlichen Rhythmus haben Carl Czerny Analyse Bearbeiten Nach Rudolf Kelterborn lasse sich aufgrund einer grundlichen Analyse des Themas feststellen welche Elemente bzw Parameter als Konstanten in den einzelnen Variationen beibehalten mehr oder weniger variiert oder ganzlich aufgegeben wurden Weiter sollten Variationswerke immer auch unter dem Aspekt der ubergeordneten zyklischen Grossform untersucht werden 10 Nachfolgend einige Anmerkungen zum Thema Form HarmonikDas 32 taktige Walzer Thema in C Dur besteht aus zwei gleich langen und in sich identisch strukturierten Teilen die obligat wiederholt werden Der A Teil 16 in 4 4 8 Takte ist seinerseits als Satz nach Erwin Ratz gestaltet und besteht aus einem viertaktigen Modell in C Dur T 1 4 seiner Sequenz auf der Dominante G Dur T 5 8 sowie einem doppelt so langen synkopierten Entwicklungsabschnitt T 9 16 Dieser achttaktige Entwicklungsteil 8 in 2 2 4 Takte ist in sich ebenfalls satzartig aufgebaut beginnt zunachst auf der Subdominante F Dur T 9 10 und fuhrt danach via G Dur T 11 12 nach a Moll T 13 14 bevor er mittels Ganzschluss in der Dominanttonart kadenziert Der 16 taktige B Teil T 17 32 ist formal gleich strukturiert wie der A Teil wird harmonisch jedoch modifiziert indem das viertaktige Modell T 17 20 diesmal auf der Dominante G7 beginnt die nachfolgende Sequenz T 21 24 in der Tonika C Dur bzw auf der Zwischenharmonie C7 zur Subdominante steht und der abschliessende Entwicklungsteil T 25 32 aufgrund seiner harmonischen Einrichtung erwartungsgemass in C Dur endet Rhythmik MelodikDas Vivace Thema im schnellen 3 4 Takt ist von einem regelmassigen Viertelpuls gepragt und enthalt quasi ausnahmslos Viertel Achtel sowie halbe Noten Gelegentliche Storungen der regularen Taktordnung aufgrund von Verschiebungen der Taktschwerpunkte auf den ansonsten unbetonten dritten Schlag entstehen durch Synkopen so z B in Takt 3 7 und 9 13 Auch werden diese noch kunstlich mittels Sforzati verstarkt Samtliche Phrasen der Walzermelodie beginnen mit einem Auftakt der seinerseits etwas verspielt wirkt und sich in den Teilen A und B sowohl melodisch als auch rhythmisch unterscheidet vgl Auftakt zu T 1 mit T 17 Der in einem klassischen Thema ublicherweise kontrastierende B Teil entspricht hier nochmals weitgehend dem ersten Teil einzig dass aus ansteigenden Linien nun absteigende wurden bzw umgekehrt Zum Schluss ubernimmt Diabelli den A Teil abgesehen von einer harmonischen Einrichtung in den Takten 29 30 aber nahezu wortlich und oktaviert dabei die rechte Hand T 25 ff Der Tonraum des Walzers erstreckt sich dem herkommlichen Tonumfang des Hammerflugels um 1800 entsprechend vom G1 bis zum f3 wobei im A Teil eher der tiefere Bereich vom G1 bis zum e2 im B Teil dagegen die hohere Lage vom H1 bis zum f3 ausgelotet wird 11 Ferner wechselt die Melodie mehrmals zwischen rechter und linker Hand So fuhrt in Takt 1 bzw 5 zunachst die rechte Hand nur beim Auftakt welche im weiteren Verlauf aber gleich von der linken im Bass abgelost wird ab Takt 9 ubernimmt dann durchgehend die rechte Hand in gleicher Weise auch im B Teil Dynamik ArtikulationDas Thema enthalt sowohl Stufen als auch Schwelldynamik Das Spektrum erstreckt sich dabei vom Piano bis zum Fortissimo Diabelli verwendet wie damals ublich mehrheitlich piano und forte und markiert einzig den energetischen Hohepunkt des Stucks mit fortissimo mezzoforte oder mezzopiano war damals nicht bzw noch kaum gebrauchlich Die ersten beiden Viertakter des A Teils beginnen jeweils piano und steigern sich zum Forte was Diabelli beim dritten Anlauf ab Takt 9 aufnimmt und nach einer auskomponierten Steigerung mittels Sequenzierungen den A Teil etwas uberraschend im Piano abschliesst Der B Teil beginnt identisch kulminiert im dritten Abschnitt allerdings zum Fortissimo T 29 30 und endet letztlich forte In Bezug auf die Artikulation verwendet Diabelli einzig staccato und legato sowie punktuelle Akzente mittels Sforzati Die Akkorde in der rechten Hand werden in den Takten 1 3 und 5 7 sowie 17 19 und 21 23 jeweils portato gespielt Auffallig ist zudem die Differenzierung der Artikulation bei der dritten Phrase Wahrend der Auftakt im A Teil angebunden die nachfolgende Note jedoch getrennt ist T 8 9 ff setzt Diabelli bei der analogen Stelle im B Teil den Auftakt ab und bindet stattdessen die beiden folgenden Noten T 24 25 ff Variationen BearbeitenVariationen 1 10 Bearbeiten Nach William Kinderman beginne der erste Abschnitt Nr 1 10 der Diabelli Variationen mit zwei bewusst konservativen Variationen gefolgt von einer fortschreitenden Distanzierung vom Walzer Die brillante 10 Variation sei dabei ein klarer Hohepunkt ohne logische Fortsetzung ausser einem Zurucksetzen 3 Die Variationen Nr 1 und 2 hat Beethoven erst zu einem spat er en Zeitpunkt eingefugt denn gemass seinen fruhen Skizzenbuchern und seinem ursprunglichen Plan waren die Variationen Nr 3 und 4 noch als Nr 1 und 2 vorgesehen und hatten dem Thema somit unmittelbar folgen sollen Obwohl die Variation I Alla Marcia maestoso nahe an der Melodie Diabellis verbleibt und von Kinderman deshalb als strukturelle Variation bezeichnet wird bildet sie zugleich einen markanten Gegenentwurf zum Thema denn Beethoven transformiert den Walzer hier in einen rustikalen Marsch im 4 4 Takt mit starken Akzenten sowie Echo Effekten z B in T 9 12 und 25 28 Die Variation II Poco allegro bildet mit ihrer Zartheit der gedampften und angespannten Atmosphare einen deutlichen Kontrast zum vorhergehenden Marsch Obwohl Beethoven wieder zum 3 4 Takt zuruckkehrt erinnert wenig ans ursprungliche Walzerthema Die einzigen Bezeichnungen sind p iano und leggiermente Ferner wird der A Teil nicht repetiert und die Symmetrie dadurch erstmals gebrochen A B B statt A A B B Die gesamte Veranderung bewegt sich in Achtelnoten sowie im komplementaren Wechsel zwischen der linken und rechten Hand der gleichformige Rhythmus wird lediglich in den Takten 25 28 durch Synkopen gestort Im selben Zeitmass und in derselben Dynamik in Bezug auf den Charakter dolce aber grundlegend verandert schliesst die Variation III L istesso tempo nun an die spater eingefugte Nr 2 an Sie bildet abermals einen scharfen Kontrast zu den bisherigen beiden Veranderungen Ein direkter Bezug zum Diabelli Thema ist abgesehen der strukturellen Gliederung nicht mehr offensichtlich Auch handelt es sich hier nun erstmals um eine kontrapunktische Variation mit verschiedenartigen Imitationen wobei sich der B Teil weitgehend als melodische Umkehrung des A Teils darstellt Bemerkenswert ist ausserdem die Pianissimo Passage in den Takten 21 24 wo die rechte Hand einen verminderten Septakkord aushalt wahrend die linke achtmal ein mit dem Auftakt verwandtes Dreiton Motiv wiederholt und die Melodie danach so weitergeht als ware nichts Aussergewohnliches geschehen In Variation IV Un poco piu vivace bricht Beethoven erstmals die ursprungliche Gliederung des Walzers 16 16 Takte auf indem er den A Teil nun auf 15 Takte reduziert Wie bei Nr 3 handelt es sich auch hier um eine kontrapunktische Variation diesmal sogar mit dreistimmiger Engfuhrung Ebenfalls beginnt der B Teil als melodische Umkehrung des A Teils wonach sich der jeweilige Entwicklungsabschnitt unaufhaltsam auf ein mit forte markiertes Akkordpaar hin steigert So leicht wie energisch und weiterhin in 3 4 Takt kommt die kontrapunktische Variation V Allegro vivace daher Unverkennbar ist hier auch ein gewisser Bezug zur 5 Sinfonie Nachdem Beethoven im ersten Viertakter uberraschend in die Molldominante g Moll ausweicht im zweiten aber wieder nach C Dur zuruckkehrt beides im Piano steigert sich der anschliessende Entwicklungsabschnitt nach zweimaligem fp Kontrast mittels Hemiolen in die Dominantparallele e Moll statt G Dur Beethoven weicht damit erstmals vom ursprunglichen Tonartenplan Diabellis ab In der Folge reihen sich einige Variationen aneinander die von Kinderman als brillante aufregende und virtuose Stucke bezeichnet wurden Zudem behauptet er dass die Veranderungen Nr 6 8 keine eindeutige Schlusswirkung aufweisen wurden was wiederum vermuten liesse dass Beethoven diese als einen in sich zusammengehorigen Formkomplex konzipiert habe 3 Einen scharfen Kontrast zu den bisherigen Veranderungen bildet die kontrapunktische Variation VI Allegro ma non troppo e serioso die nun erstmals im Fortissimo eroffnet und obendrein Sechzehntelnoten einfuhrt In ihrer strikten Zweistimmigkeit macht Beethoven hier den Vorschlag des Diabelli Themas zum Triller gefolgt von absturzenden im A Teil bzw aufstrebenden Akkordbrechungen im B Teil das Ganze jeweils als Kanon zwischen der rechten und linken Hand bzw umgekehrt Die eher ungewohnliche Tempo bzw Charakterangabe Allegro ma non troppo e serioso warnt moglicherweise davor hier etwas zu verspielen 12 Die Variation VII Un poco piu allegro bedient sich eines immensen Tonumfangs vom G1 bis zum c4 wirkt brillant und dramatisch gleichermassen Im Vergleich zur vorhergehenden Nr 6 ist sie schneller dynamisch allerdings etwas zuruckgenommen forte Ferner verwendet Beethoven hier erstmals Triolen und erweitert dadurch das rhythmische Spektrum Die linke Hand spielt durchgehend Oktaven im A Teil zunachst uber drei Oktaven ab im B Teil dann aufsteigend daruber perlen virtuose Akkordbrechungen in der rechten Hand Auffallend ist ferner die rhythmische Spielerei der Melodie zu Beginn jedes Viertakters im A und B Teil z B T 1 3 Von anruhrender Zartheit ist die Dehnung des Themas in der Variation VIII Poco vivace Aufgrund ihrer Intimitat des schwebenden Pulsgefuhls und der leisen Dynamik piano erinnert sie beinahe an ein Intermezzo im Stil von Johannes Brahms und bildet inmitten der ansonsten eher lauten und extrovertierten Veranderungen Nr 6 7 9 und 10 einen signifikanten Kontrast Auch wirkt sie eher beruhigend als liesse sie den Horer zwischenzeitlich durchatmen Die mit dolce e teneramente bezeichnete und taktweise akkordisch gefuhrte rechte Hand wird von gebundenen aufsteigenden und jeweils nach der Takteins beginnenden Achtelbewegungen in der linken Hand begleitet Bemerkenswert ist zudem dass Beethoven im Entwicklungsabschnitt des B Teils T 25 ff erstmals ein Diminuendo statt Crescendo vorschreibt und die Variation somit leise ausklingen lasst Ein schalkhaftes Spiel mit dem Vorschlag treibt die simple aber kraftvolle Variation IX Allegro pesante e risoluto im 4 4 Takt die nun erstmals in der Varianttonart c Moll steht Wahrend der laute A Teil kaum mehr als Diabellis Auftakt parodiert ihn in verschiedenen Registern wiederholt und dabei nach G Dur oder vielmehr nach g Moll mit picardischer Terz moduliert beginnt der B Teil uberraschend auf der VI Stufe Trugschluss Des Weiteren spielt Beethoven hier mit der Dynamik indem er den lauten Auftakt unmittelbar im Piano wiederholt und innerhalb des Dreiklangs aufsteigend sequenziert Die Takte 17 20 stehen dabei in As Dur und enden in c Moll die Weiterfuhrung T 21 23 ist allerdings auf drei Takte verkurzt und steht sogar im neapolitanischen Des Dur Die nachfolgenden Takte 25 32 beginnen im Pianissimo und steigern sich mittels chromatisierter Harmonik innerhalb von nun neun Takten zum Fortissimo Die Variation X Presto gleicht einem fulminanten Steigerungslauf vom Pianissimo zum Fortissimo in zwei Etappen und ist zugleich die brillanteste aller Veranderungen ab und aufsteigende Staccato Tonleitern in Oktaven und Sextakkorden orgelpunktartige Triller im Bass machen die Variation zu einem wahren Kabinettstuck und zum vorlaufigen Hohepunkt des Werks Beethoven verzichtet hier auf Wiederholungen schreibt stattdessen beide Teile infolge von Binnenvariationen A Avar B Bvar aus und schopft dabei den maximalen Tonumfang des damaligen Hammerflugels von insgesamt sechs Oktaven vom C2 zum c4 aus 11 Variationen 11 24 Bearbeiten Nach William Kinderman werde der zweite Abschnitt Nr 11 24 der Diabelli Variationen durch den Kontrast zwischen den einzelnen Variationen definiert Dabei stelle fast jede Sequenz eine starke Gegenuberstellung dar die von Beethoven oft fur komische oder dramatische Effekte benutzt werde Die Spannung und Unordnung welche mit diesen Kontrasten einhergingen verliehen dem Abschnitt eine Entwicklungsqualitat die eine Neuordnung erfordere Den Abschluss bilde die Fughetta Nr 24 mit Vorhalt und Fermate 3 Die kontrapunktische Variation XI Allegretto spielt wiederum mit dem Vorschlag des Walzerthemas diesmal ruhig und anmutig Strukturell ist sie zudem eng mit der folgenden Nr 12 verwandt wo Beethoven jeweils auf die Wiederholung des A Teils verzichtet A B B und im Gegensatz zu Nr 4 den B Teil auf 15 Takte verkurzt Der Beginn der 11 Variation erklingt auch im 2006 entstandenen Film Klang der Stille Copying Beethoven als Thema der vom Kopisten geschriebenen Sonate welche Beethoven zunachst verspottet spater jedoch ernsthafter daran zu arbeiten beginnt In Variation XII Un poco piu moto bauen parallele Terz Sext sowie Quartgange mit dem Thema im Bass neue Spannung auf Im Gegensatz zur strukturell verwandten Nr 11 findet sich hier jedoch eine ausgeschriebene und geringfugig modifizierte Wiederholung des B Teils A B B Bemerkenswert sind auch die Takte 23 28 wo Beethoven die rechte Hand vergleichbar mit Nr 3 wiederum akkordisch diesmal jedoch entgegen der regularen Taktordnung fuhrt wahrend die linke ein mit dem Auftakt verwandtes Sechston Motiv repetiert In Variation XIII Vivace verpuffen die Akkorde sprichwortlich im Nichts in sprechenden Pausen Den gehammerten Forte Akkorden folgen ruhige Vierteltupfer im Piano und im Entwicklungsabschnitt dann eine sukzessive Steigerung zum Forte bzw zum Fortissimo Beethoven eroffnet die Veranderung uberraschend in der Paralleltonart a Moll und moduliert im Verlauf des A Teils nach G Dur der B Teil endet danach erwartungsgemass in C Dur Bei der kontrapunktischen Variation XIV Grave e maestoso handelt es sich um die erste langsame Veranderung des Zyklus Wurdevoll schreitend im gemessenen 4 4 Takt mit gravitatischen Tonika und Dominantakkorden im Bass und fallenden Schleifern in den Oberstimmen erinnert sie nicht zuletzt aufgrund ihrer doppelt punktierten Rhythmik an eine barocke Toccata im franzosischen Stil Beide Teile sind auf jeweils acht Takte verkurzt beginnen im Piano und steigern sich zum Forte Wie in Nr 5 weicht Beethoven auch hier von der ursprunglichen Tonartendisposition ab und moduliert im A Teil wiederum nach e Moll Im 2 4 Takt und sempre pp erinnert die kurze und leichte Variation XV Presto scherzando an die spateren Moments musicaux von Franz Schubert Als eine der letzten komponierten Veranderungen scheint sich Beethoven hier abermals uber Diabellis Walzerthema lustig zu machen und zugleich die Buhne fur die folgenden beiden lauten und virtuosen Variationen zu bereiten Unbeschwerte Spielfreude entfaltet sich in den beiden mittleren Allegro Variationen Nr 16 und Nr 17 die wiederum im marschartigen 4 4 Takt gehalten und deren Formteile wie in Nr 14 auf jeweils 8 Takte verkurzt sind Im Gegensatz zu Nr 3 L istesso tempo verzichtet Beethoven bei Nr 17 jedoch auf eine Tempobezeichnung Wahrend in der Variation XVI Allegro das Thema in der rechten Hand uber auf und absteigenden gebrochenen Oktaven der linken erklingt wechselt es in der Variation XVII ohne Bezeichnung in markanten Oktaven in den Bass begleitet von hastigen Sechzehntel Figuren in der Oberstimme was einem Stimmen bzw Rollentausch gleichkommt Dass Nr 16 keine eigentliche Schlusswirkung besitzt Nr 17 dagegen mit einer Fermate endet deutet abgesehen von der fehlenden Tempobezeichnung darauf hin die beiden Veranderungen im selben Tempo nahtlos aneinanderzuhangen Uber die Variationen Nr 15 17 meint der englische Pianist und Musikwissenschaftler Donald Francis Tovey zusammenfassend The fifteenth variation gives the whole melodic outline of the theme so closely that its extraordinary freedom of harmony the first half actually closes in the tonic produces no effect of remoteness The same applies to the large block of two variations sixteen and seventeen of which the sixteenth has the melody in the right hand and semiquavers in the left while the seventeenth has the melody in the bass and the semiquavers above These variations are so close to the surface of the theme that the amazingly distant keys touched on by their harmonies add only a sense of majesty and depth to the effect without producing complexity 13 Nach einem sachten Frage und Antwort Spiel der ruhigen und beinahe meditativen Variation XVIII Poco moderato im 3 4 Takt und der dazu in einem deutlichen Kontrast stehenden kontrapunktischen Variation IX Presto im zweistimmigen Kanon schliesst das zweite Drittel des Zyklus diesmal mit einer langsamen verhangenen Bass Variation im 6 4 Takt in 2 Die an einen feierlichen Choral erinnernde Variation XX Andante steht sie ziemlich exakt in der zeitlichen Mitte des Zyklus und bildet sozusagen den inneren Hohepunkt Kinderman meint dazu In this great enigmatic slow variation No 20 we have reached the still centre of the work the citadel of inner peace 3 Die 20 Variation besteht fast ausschliesslich aus punktierten Halben Noten im tiefen Register Der Tonumfang erstreckt sich dabei vom F1 bis zum f2 Des Weiteren verzichtet Beethoven hier erstmals ganzlich auf Wiederholungen A B lost dabei aber nicht bloss die strukturelle Gliederung des Diabelli Walzers auf sondern entwickelt den Schusterfleck unter Verwendung von Stellvertreter sowie Stellvertreter der Stellvertreter Harmonien der ursprunglichen harmonischen Funktionen im Thema zu einer extremen harmonischen Variation Uber die teils ratselhaften Klange und Akkordfolgen entwickelte sich in der Folge ein musiktheoretischer Disput gangige Begriffe und Theorien wurden dabei grundsatzlich in Frage gestellt Alfred Brendel hat diese Variation eine Grenzuberschreitung genannt und hielt nichts davon die merkwurdigen Klange analytisch zu erklaren Er gab dem Stuck den Titel Mysterium und steht damit in einer Deutungstradition die das Ratselhafte dieser Musik in Metaphern zu fassen sucht 8 Hans von Bulow nannte die Variation 20 eine Hieroglyphe und Franz Liszt bezeichnete sie als musikalische Sphinx 14 Nachfolgend einige Besonderheiten In den Takten 4 8 lost Beethoven den verminderten Septakkord der VII Stufe h d f as nicht erwartungsgemass nach C Dur auf sondern fuhrt ihn direkt weiter in einen verminderten Dreiklang cis e g der wiederum als Zwischenharmonie zum nachfolgenden Dominantseptakkord g h d f in der zweiten Umkehrung fungiert Auch in der Folge sowie im gesamten Andante wird die Tonika konsequent vermieden was allgemein zu harmonischer Labilitat fuhrt Der C Dur Akkord erscheint ansonsten nur in Takt 11 innerhalb eines nicht funktionalen Akkordwechsels in Takt 20 im Rahmen einer Halbschlussbildung in Takt 22 zum Septakkord erweitert als Zwischenharmonie sowie im letzten Takt als Schlussakkord vollkommener Ganzschluss In den Takten 9 12 wechselt Beethoven jeweils zwei Mal zwischen Gm7 und E7 G bzw A 7 und C jedoch handelt es sich hierbei eher um impressionistische Klangwechsel mit Querstand als um funktional deutbare Harmonien Im B Teil u a ist die haufige melodische Verwendung des Tritonus z B g cis in T 16 ff sowie chromatischer Intervalle z B ubermassige Terz b dis in T 20 21 auffallend Die Takte 23 24 entziehen sich uberdies jeglicher Funktionalitat Wie der deutsche Musikwissenschaftler Hubert Mossburger bemerkt befinde sich der Hohepunkt in den Takten 25 28 wo sich Beethoven derart weit vom harmonischen Gravitationszentrum des Ausgangswerks entferne so dass man sich als Zuhorer fur einen Moment frei schwebend im All oder in einer Drehung der Teufelsmuhle wahne 15 Sturmisch eroffnet die Variation XXI Allegro con brio und bildet damit einen scharfen Kontrast zu Nr 20 Beethoven spielt hier erneut mit dem Auftakt des Themas diesmal jedoch im Fortissimo mit Kurztrillern im Oktavabstand in fallender Richtung uber die gesamte Klaviatur Der Beginn T 1 4 steht im 4 4 Takt und in C Dur im weiteren Verlauf des A Teils T 5 12 folgt nun aber ein ganzlich andersartiger Abschnitt im Piano der seinerseits im 3 4 Takt gehalten und mit Meno allegro uberschrieben ist Beethoven wechselt zunachst in den parallelen Mollbereich und moduliert in der Folge nach G Dur Auffallend ist zudem die hemiolische Gliederung in den letzten vier Takten Der B Teil zeigt weitgehend die gleiche Faktur beginnt jedoch mit einem Rollentausch der rechten und linken Hand sowie in aufsteigender Richtung Sowohl die zweimalige Kombination von 4 4 und 3 4 Takt mit zwei unterschiedlichen Tempi als auch die Veranderung der beiden Formteile zu je 12 in 4 8 Takten ist einzigartig Auch schafft Beethoven dadurch erstmals einen Binnenkontrast Nach fragwurdigen Aussagen von Anton Schindler Beethovens zeitweiligem Sekretar und ersten Biographen hatte der Komponist zum damaligen Zeitpunkt bereits 21 Variationen vollendet als ihn Anton Diabelli mahnte doch endlich seine Veranderungen abzuliefern In drolligem Arger uber die Mahnung habe Beethoven sogleich die 22 niedergeschrieben mit der Uberschrift Keine Ruh bei Tag und Nacht indem er Mozarts Melodie aus Don Giovanni mit jener des Walzers genial in Verbindung brachte 4 Die Variation XXII Allegro molto mit dem Zusatz alla notte e giorno faticar di Mozart zitiert die Eroffnungsszene aus Mozarts beruhmter Oper Don Giovanni 1787 und kann als mogliche Parodie auf die ermudende Mode der Zeit erachtet werden endlose Bravour Variationen uber beliebte Opernmelodien zu produzieren Beethoven verzichtet hier auf jegliche Harmonisierung und verbleibt stattdessen durchwegs unisono Des Weiteren verandert er abermals die Proportionen des Walzerthemas indem der A Teil nun 8 der B Teil 10 Takte aufweist Bemerkenswert ist auch der tonartliche Verlauf des B Teils wo Beethoven zunachst in As Dur beginnt danach in E Dur sequenziert und schliesslich chromatisch aufwarts zuruck nach C Dur moduliert Bei der virtuosen Variation XXIII Allegro assai handelt es sich wahrscheinlich ebenfalls um eine Parodie diesmal auf die Klavieretuden Johann Baptist Cramers den Beethoven lediglich als Pianisten nicht aber als Komponisten verehrte Auch Nr 23 steht wieder im 4 4 Takt ist jedoch auf 8 8 Takte reduziert und erinnert an belanglose pianistische Fingerubungen Der Gesang der Fughetta der Variation XXIV Andante ist ein nachbarockes Wunder eine kontemplative Einkehr vor der ersten Wiederkehr des Walzers in der nachfolgenden strukturellen Veranderung 9 Von Beethoven mit una corda sempre ligato bezeichnet enthalt Nr 24 im A Teil zunachst eine vierstimmige Einsatzfolge Alt Sopran Bass Tenor des Themas mit tonaler Beantwortung und freiem Kontrapunkt in den Takten 13 15 dann sogar eine angedeutete mehrstimmige Engfuhrung des Kopfmotivs Der B Teil erscheint wie bereits in diversen anderen kontrapunktischen Variationen als melodische Umkehrung des Anfangs wobei die Imitationen hier weniger streng gehalten sind Variationen 25 33 Bearbeiten Nach William Kinderman bildeten die Variationen 25 33 eher eine andere progressive Reihe als eine Sammlung von Kontrasten Die Vertrautheit der strukturellen Nr 25 und die daraus resultierende Ruckkehr zu einem progressiven Muster verliehen diesem Abschnitt eine rekapitulierende Qualitat Zunachst werde das Thema unterteilt und bis zum Zerfall mit Nr 25 28 abstrahiert Die Variationen 29 31 stiegen dann in den Mollbereich ab und gipfelten im barock romantischen Largo Nr 31 dem emotionalen Hohepunkt des Werks und der Grundlage fur das aufkommende Gefuhl der Transzendenz Einen dominanten Abschnitt kundige nahtlos die Fuge Nr 32 an das Finale in seiner unerbittlichen Energie Virtuositat und Komplexitat als endgultiges Ziel und Auflosung 3 Der Bezug zum Diabelli Walzer ist bei der nachtraglich eingefugten Variation XXV Allegro wieder unverkennbar Die rechte Hand spielt mit der Quinte und den Tonwiederholungen der ersten die linke leggiermente mit den Sekundschritten der zweiten Themenhalfte Als Taktart verwendet Beethoven hier erstmals den 3 8 Takt Des Weiteren verkurzt er wie bei Nr 4 den A Teil auf 15 Takte Durch die Auslassung eines Taktes im Entwicklungsabschnitt der hier lediglich 7 in 2 2 3 statt 8 Takte umfasst und erstmals in die Paralleltonart a Moll moduliert entsteht ein sogenannter Rollback Effekt was die Ziellosigkeit des Schusterflecks verstarkt sowie parodiert 9 Im 3 8 Takt bleiben auch die beiden folgenden zusammengehorenden Variationen Bei der Variation XXVI ohne Bezeichnung handelt es sich um eine Dekonstruktion des Walzerthemas die ausschliesslich aus dreitonigen gebrochenen Dreiklangsumkehrungen und stufenweisen Figuren besteht Beginnt der A Teil absteigend kehrt Beethoven im B Teil die melodische Richtung um Auch die schnellere Variation XXVII Vivace besteht aus lauter Sechzehntel Triolen und folgt weitestgehend demselben Muster wie Nr 26 Die wuchtige Variation XXVIII Allegro im schnellen 2 4 Takt bildet wiederum einen deutlichen Kontrast Im hammernden Staccato erklingen hier ausgreifende Akkord und Oktavenfolgen mit Sforzati auf jedem Viertelschlag Folgen kann nur Stille Wie Licht von einem fernen Stern leuchtet im mezza voce die zweite Moll Variation XXIX Adagio ma non troppo Mit ruhigen Akkordvierteln in der linken Hand und mit Schleifern in der rechten vergeht sie ohne Wiederholung Auch handelt es sich um die bisher kurzeste Veranderung 12 in 6 6 Takte Verhalten bleibt das dreistimmige Fugato der kontrapunktischen Variation XXX Andante sempre cantabile Diese steht nun letztmals im 4 4 Takt und uberrascht durch ihre asymmetrische Gliederung Wahrend der A Teil 12 in 8 4 Takte an eine barocke Klage erinnert zunachst nach As Dur moduliert T 8 und in der Folge dann auf der Dominante von f Moll endet T 12 fuhrt der auf 4 Takte verkurzte B Teil nahezu im Stile Robert Schumanns in die Grundtonart c Moll zuruck Beethoven verzichtet hier auf die Wiederholung des ersten Teils repetiert allerdings den zweiten und schafft dadurch ein formales Gleichgewicht Nach innen gekehrte Ruhe verstromt die Variation XXXI Largo molto espressivo im 9 8 Takt Tief empfunden und voller Ornamente bildet dieser an eine Fantasie von Carl Philipp Emanuel Bach erinnernde melancholische Satz zugleich den emotionalen Hohepunkt des Werks sowie die Grundlage fur das kommende Gefuhl der Transzendenz 9 Wie selbstverstandlich mundet diese nacheinander dritte c Moll Variation in die leuchtende Paralleltonart Es Dur Nachdem der A Teil nach Es Dur ausweicht T 4 in der 1ma volta dann aber regelhaft auf der Dominante von c Moll endet moduliert Beethoven im Verlauf der 2da volta sogleich weiter auf die Dominante von Es Dur Der nachfolgende B Teil beginnt in der Paralleltonart und fuhrt via As Dur Des Dur und f Moll zuruck zur Tonika ehe die Wiederholung auf einem nicht aufgelosten Dominantseptakkord B7 endet und somit die folgende Variation harmonisch vorbereitet Alfred Brendel weist darauf hin dass es 1819 lediglich eine c Moll Variation Nr 30 gegeben habe und die spatere Erganzung der Nummern 29 und 31 hier den Gebrauch der Tonart auf einen grosseren c Moll Bereich erweiterten 8 Wahrend in traditionellen Variationssatzen oft eine Fuge zum Abschluss des Werks verwendet wurde erreicht Beethoven mit seiner gigantischen Doppelfuge in der Fremdtonart Es Dur der Parallele der Varianttonart einen grossartigen Hohepunkt Die kontrapunktische Variation XXXII Allegro im Allabreve Takt ist die umfangreichste aller Veranderungen und sozusagen der Schlussstein des Gewolbes eine Hommage an Johann Sebastian Bach den Beethoven zeitlebens verehrte Strukturell gibt das Stuck die ursprungliche Zweiteiligkeit des Walzers auf Melodisch basiert es jedoch auf Diabellis fallender Quarte im ersten Takt des Themas die in vielen der vorhergehenden Variationen ebenfalls verwendet wurde sowie auf der mehrmaligen Tonwiederholung vgl T 1 4 Aus diesem belanglosen Material baut Beethoven seine uberaus kunstvolle vierstimmige Doppelfuge Die beiden Themen werden dabei in verschiedenen Tonarten durchgefuhrt jeweils von einem Kontrasubjekt gepaart und unter Verwendung der traditionellen Fugen Techniken wie z B Umkehrung und Engfuhrung prasentiert Nachfolgend eine rudimentare Analyse Die Exposition des ersten Themas eroffnet mit der Einsatzfolge Dux Comes Dux Comes im Forte Das erste Thema Dux in Es Dur erklingt zunachst im Sopran T 1 6 Es ist auftaktig besteht aus lauter Viertelnoten und endet auf der Dominante B Dur Dazu gesellt sich ein markantes Kontrasubjekt in mehrheitlich halben Noten und mit teilweise chromatischer Stimmfuhrung im Alt T 2 6 Die Beantwortung Comes erfolgt tonal und erscheint im Bass T 7 12 das Kontrasubjekt findet sich nun daruberliegend im Tenor Nach zwei sequenzierenden Zwischentakten T 13 14 setzt der Dux im Tenor ein T 15 20 gefolgt vom Kontrasubjekt im Bass Der letzte Themeneinsatz Comes erscheint schliesslich im Alt T 21 26 das Kontrasubjekt diesmal im Sopran Im nachfolgenden Zwischenspiel T 29 34 arbeitet Beethoven mit dem Kopfmotiv des Themas als Engfuhrung zwischen Sopran und Tenor und platziert das Kontrasubjekt wahrenddessen in der Mittelstimme Die zweite Durchfuhrung setzt in Takt 35 im Fortissimo ein Das leicht variierte Fugenthema T 35 40 erklingt nun erstmals in der Paralleltonart c Moll im Bass Comes gepaart vom Kontrasubjekt im Sopran Ein Dux folgt danach im Tenor T 45ff das Kontrasubjekt liegt dabei im Bass In Takt 56 findet sich eine mit dem vollstandigen Fugenthema gearbeitete zweistimmige Engfuhrung zwischen Sopran und Tenor in c Moll Das Kontrasubjekt liegt wiederum inmitten und ist ebenfalls zweistimmig gefuhrt Ein vorerst letzter Themeneinsatz in f Moll erscheint in Takt 64 im Bass allerdings in Umkehrung gefolgt vom ebenfalls inversierten Kontrasubjekt im Sopran Das darauffolgende Zwischenspiel T 72 85 verarbeitet erneut Material des Themas und des Kontrasubjekts Die dritte Durchfuhrung T 86 117 eroffnet uberraschend im Piano Der Dux erklingt in der Grundtonart Es Dur im Alt das Kontrasubjekt im Sopran Beide sind jedoch unvollstandig da in Takt 90 bereits ein weiterer Dux im Tenor und dessen Kontrasubjekt im Bass erscheint Beethoven kombiniert die beiden Einsatze wiederum in Engfuhrung und lasst in Takt 96 sogleich einen Fortissimo Einsatz in Umkehrung im Bass folgen Im weiteren Verlauf kommt es zu kontrapunktischen Verdichtungen ehe der erste Teil des Satzes in Takt 117 seinen Hohepunkt erreicht und mittels Fermate auf dem Dominantseptakkord zum Stillstand kommt Daran anschliessend beginnt die Exposition des zweiten Themas mit der identischen Einsatzfolge Dux Comes Dux Comes im Piano Im Gegensatz zum Hauptthema beginnt das zweite Thema jeweils in der Taktmitte und ist mit knapp vier Takten etwas kurzer Auch verzichtet es weitgehend auf die oftmaligen Tonwiederholungen weist ansonsten jedoch eine ahnliche Faktur auf Das aus durchgehenden Achtellaufen bestehende Kontrasubjekt ist zugleich die lineare Fortsetzung des Fugenthemas wirkt allerdings lebendiger und wird allgemein freier gehandhabt Der erste Einsatz erscheint im Sopran T 117 das Kontrasubjekt im Alt gefolgt vom Comes im Bass T 121 mit dem Kontrasubjekt im Sopran Ein weiterer Dux erklingt danach im Alt T 125 dessen Kontrasubjekt im Bass und der letzte variierte Comes schliesslich im Tenor das Kontrasubjekt im Alt Nach zwei modulierenden Zwischentakten T 133 134 folgen zwei verkurzte Einsatze Dux in f Moll im Sopran T 135 und im Alt T 138 ehe Beethoven nach einem Crescendo in Takt 142 das Hauptthema Dux im Fortissimo rekapituliert Dieses erscheint im Bass und steht wieder in der Grundtonart Es Dur wird nun aber uberraschend vom zweiten Kontrasubjekt begleitet Im weiteren Verlauf folgen dann weitere verkurzte Einsatze im Alt T 146 gepaart vom ersten Kontrasubjekt im Sopran im Sopran T 150 mit Kontrasubjekt im Alt sowie im Tenor T 154 mit nun zweistimmigem Kontrasubjekt im Sopran und Bass Nach einer Hinwendung zur Subdominante As Dur strebt der Satz ungestum seinem letzten Hohepunkt entgegen wo Beethoven in Takt 160 mittels Fermate abermals zum Stillstand kommt Es folgt eine kurze ausgeschriebene Solo Kadenz die alle Fugenstrenge beiseite wischt Ein verminderter Septakkord uber Orgelpunkt es rauscht in Form von Arpeggien zweimal virtuos uber die gesamte Tastatur und mundet danach nahtlos in eine kontemplative Uberleitung zur finalen Variation Nr 33 Die mit Poco adagio uberschriebenen Takte 161 166 bestehen aus einer Reihe gedehnter und immer leiser werdender Akkorde mit denen Beethoven eine aussergewohnliche Wirkung erzielt Der englische Musikwissenschaftler Gerald Abraham bezeichnet sie als one of the strangest passages Beethoven ever wrote 16 Tovey als one of the most ethereal and appallingly impressive passages ever written 13 und Kinderman beschreibt den Ubergang als one of the most magical moments in the work Weiter erklart er When the music comes to rest on this dissonant sonority it is clear that we have reached the turning point and are poised at a moment of great musical import What accounts for the power of the following transition which has so impressed musicians and critics One reason is surely the sheer temporal weight of the thirty two variations that precede it lasting three quarters of an hour in performance At this moment there is finally a halt to the seemingly endless continuity of variations in an unprecedented gesture But this still fails to explain the uncanny force of the chord progression modulating from E major to the tonic C major of the Finale 3 Die sechstaktige Uberleitung Poco adagio von Nr 32 zu Nr 33 steht im 4 4 Takt und beinhaltet eine enharmonische Modulation Die Solo Kadenz endet auf dem verminderten Septakkord d f as ces von Es Dur der enharmonisch verwechselt als d f as h auch direkt nach C Dur weitergefuhrt werden konnte Beethoven lost ihn zunachst aber erwartungsgemass in die Tonika auf T 161 162 Danach erklingt ein ubermassiger Dreiklang es g ces der als Sextvorhalt erneut nach Es Dur aufgelost wird piu piano diesmal jedoch in den Sextakkord T 163 164 Im dritten Anlauf folgt nochmals der scheinbar gleiche ubermassige Akkord jedoch enharmonisch zu H Dur dis g h umgedeutet und uberraschend nach e Moll uber dem Basston g aufgelost Dabei handelt es sich um den Dominantersatz die Paralleltonart von G Dur der direkt zur Haupttonart C Dur der letzten Variation zuruckfuhrt Mehr als nur einen Epilog stellt am Ende die Variation XXXIII dar mit ihrer eigentumlich gelassenen fast schon transzendenten Heiterkeit Das Tempo di Menuetto moderato ma non tirarsi dietro aber nicht schleppend bildet sozusagen die Verzierung des Schlusssteins Voller Anmut blickt die letzte Veranderung auf den weiten Weg des verwandelten Themas zuruck endet aber nicht piano tief und abgeschlossen sondern forte hoch und offen mit obenliegender Terz als ob es weitergehen konnte 9 Nach Angaben von Tovey runde Beethoven wie einst Bach in den Goldberg Variationen sein Werk hier mit einer friedlichen Heimkehr ab die weit entfernt scheine von diesen sturmischen Erlebnissen durch die allein solche atherische Ruhe erreicht werden konne 13 Die 33 Veranderung nimmt die Zweiteiligkeit des Diabelli Themas wieder auf Beide Teile 12 12 Takte werden ihrerseits wiederholt werden gefolgt von einer 25 taktigen Coda welche Geiringer als Epilog zum Himmel bezeichnete 7 Das musikalische Spektrum von Nr 33 ist uberaus reich Beethoven verwendet hier eine Fulle von Bezeichnungen fur nahezu alle relevanten Parameter und macht detaillierte Angaben im Notentext so z B in Bezug auf die Dynamik von pianissimo bis forte Stufen und Schwelldynamik Artikulation staccato legato Melodik Vorhalte Durchgangs und Wechselnoten Verzierungen Diatonik vs Chromatik Rhythmik von Viertelnoten uber 16tels Triolen bis hin zu 32stel Noten Punktierungen Agogik ritenente poco ritenente Gemass Alfred Brendel spreche Beethoven in der Coda der Schlussvariation fur sich Er spiele dabei auf eine weitere herausragende Variationsreihe an jene aus seiner eigenen letzten Sonate op 111 welche bereits vor der Fertigstellung der Diabelli Variationen komponiert worden war Beethovens Arietta aus Opus 111 sei nicht nur in der gleichen Tonart wie Diabellis Walzer sondern weise auch gemeinsame motivische und strukturelle Merkmale auf wahrend die Charaktere der beiden Themen jedoch unterschiedlicher nicht sein konnten Man konne die Arietta somit als weiteren weiter entfernten Nachkommen des Walzers horen und dabei die inspirierende Wirkung des Schusterflecks bestaunen 8 Siehe auch Ludwig van Beethovens KlavierwerkeStellenwert BearbeitenBeethoven komponierte zwischen 1782 und 1823 rund 20 Variationswerke uber eigene und fremde Themen darunter die Eroica Variationen op 35 1802 und die 32 Variationen uber ein eigenes Thema WoO 80 1806 Weitere Variationssatze finden sich auch in seinen Sonaten Sinfonien und Kammermusikwerken Als letzte grosse Klavierschopfung des damals 53 jahrigen und fortgeschritten schwerhorigen Beethoven haben die Diabelli Variationen einen besonderen Stellenwert sowohl in seinem Gesamtwerk als auch innerhalb der Gattung Nach Angaben von Christian Thorau Marius Hofbauer und Jonas Ziehfreund handle es sich dabei sozusagen um avantgardistische Musik die ihrer damaligen Zeit weit vorauseilte und deren Ratselhaftigkeit viele Interpretationen und Kommentare hervorrief pianistische wissenschaftliche und kompositorische 14 Mit ihrer Spieldauer von circa 45 60 Minuten gehoren die Diabelli Variationen zusammen mit Johann Sebastian Bachs Goldberg Variationen 1741 Max Regers Variationen uber ein Thema von Johann Sebastian Bach 1904 und Frederic Rzewskis The People United Will Never Be Defeated 1975 zu den umfangreichsten Variationswerken fur Klavier Anders als vielleicht die Goldberg Variationen handelt es sich bei Beethovens Opus 120 aber nicht nur um eine Verdichtung aller fruheren Musik sondern zugleich um eine bahnbrechende Offnung hin zu spaterer Musik Uber die Bedeutung der Diabelli Variationen schreibt Musikredaktor Simon Chlosta Handelte es sich bei Variationswerken zunachst um Gebrauchsmusik mit einem unterhaltenden Anspruch anderte sich dies spatestens mit den grossen Variationszyklen Beethovens mit denen er neue Massstabe an Kreativitat und pianistischer Brillanz setzte Von nun an bildete ein Zyklus endgultig ein unveranderliches in sich geschlossenes Ganzes mit einer konsequenten Entwicklung des Themas 17 Der Musikwissenschaftler Adolf Bernhard Marx sah die Variationen gar als einen Ausdruck verschiedener Seelenzustande des Themas mit verschiedenen Charakteren Donald Tovey bezeichnete die Diabelli Variationen als the greatest set of variations ever written 13 und Alfred Brendel sprach sogar vom grossten Klavierwerk aller Zeiten 8 Nach Hans von Bulow sei das Werk ein Mikrokosmos des Beethovenschen Genius uberhaupt ja sogar ein Abbild der ganzen Tonwelt im Auszuge 3 wahrend der englische Musikwissenschaftler Martin Cooper behauptet The variety of treatment is almost without parallel so that the work represents a book of advanced studies in Beethoven s manner of expression and his use of the keyboard as well as a monumental work in its own right 18 Arnold Schonberg schreibt in seinem Lehrbuch Structural Functions of Harmony 1948 In respect of its harmony the Diabelli Variations deserve to be called the most adventurous work by Beethoven 19 Fur den deutschen Musikjournalisten Christoph Vratz sind die Diabelli Variationen ein Meilenstein im Repertoire und eine Herausforderung fur jeden Pianisten gleichermassen Bis heute wurden sie einen Zyklus bilden der an Kuhnheit Detailfulle Ernst und Humor in der Musikgeschichte seinesgleichen suche 20 Gerhard Oppitz zahlt sie zu den grossen Werken der Musikgeschichte die wir erst jetzt zu verstehen beginnen Altes und Neues stehen nebeneinander vielmehr beide werden innerhalb der Entwicklungsarchitektur zu einer hoheren Einheit verschmolzen Das Prinzip des ausgleichenden Gegensatzes herrscht allenthalben Unerbittliche kontrapunktische Strenge steht neben zartem Tasten entfesselte Virtuositat neben lyrischen Ruhepunkten farbige Flachigkeit wechselt mit Abschnitten in denen schroffe Akzente das Thema gleichsam gegen den Strich kammen 12 Volker ScherliessLiteratur BearbeitenAlfred Brendel Das umgekehrt Erhabene Beethovens Diabelli Variationen In Uber Musik Gesammelte Essays Vortrage und Reden Piper Munchen 2005 ISBN 978 3 492 04783 8 Alfred Brendel Muss klassische Musik ganz ernst sein In Uber Musik Gesammelte Essays Vortrage und Reden Piper Munchen 2005 ISBN 978 3 492 04783 8 William Kinderman Die Diabelli Variationen von 1819 Die Skizzenbefunde zu op 120 Eine Studie zum kompositorischen Schaffensprozess in Zu Beethoven Aufsatze und Dokumente 2 hrsg von Harry Goldschmidt Berlin 1984 S 130 162 William Kinderman Beethoven s Diabelli Variations Oxford Clarendon Press 1987 ISBN 0 19 315323 8 Claus Raab Merkwurdige Geschichten und Gestalten um einen Walzer Ludwig van Beethovens Diabelli Variationen op 120 und ihre Verbindung zu Graphik und Literatur Pfau Saarbrucken 1999 Faksimile Edition des Autographs 2 Bande Bonn Beethoven Haus und Stuttgart Carus Verlag 2010 ISBN 978 3 88188 119 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Diabelli Variations Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur zu den Diabelli Variationen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Diabelli Variationen Beethoven Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Beethoven Haus Bonn Digitales Archiv umgestellte Ausschnitte Erik Reischl Alfred Brendel Variationen 1 11 ca 15 Min mit Noten unterlegtes Audio Fortsetzung moglich Einzelnachweise Bearbeiten Norbert Mullemann Beethovens Diabelli Variationen im neuen Gewand 6 April 2020 abgerufen am 31 Mai 2021 a b Dreiunddreissig Veranderungen uber einen Walzer von Anton Diabelli C Dur fur Klavier op 120 Beethoven Haus Bonn 2020 abgerufen am 31 Mai 2021 a b c d e f g h i j k William Kinderman Beethoven s Diabelli Variations Clarendon Press Oxford 1987 ISBN 0 19 315323 8 englisch a b Antonia Ronnewinkel WDR 3 Werkbetrachtung Variationen uber einen Walzer von Anton Diabelli WDR abgerufen am 31 Mai 2021 Alfred Brendel Das umgekehrt Erhabene Beethovens Diabelli Variationen In Uber Musik Gesammelte Essays Vortrage und Reden Piper Munchen 2005 ISBN 978 3 492 04783 8 Thomas Gerlich Komponieren sichtbar gemacht Neue Zurcher Zeitung 9 Februar 2012 abgerufen am 31 Mai 2021 a b Karl Geiringer The Structure of Beethoven s Diabelli Variations In The Musical Quarterly Band 50 Nr 4 Oxford University Press 1964 englisch a b c d e Alfred Brendel Muss klassische Musik ganz ernst sein In Uber Musik Gesammelte Essays Vortrage und Reden Piper Munchen 2005 ISBN 978 3 492 04783 8 a b c d e Volker Scherliess im Begleitheft zur CD mit Ugorskis Diabelli Variationen DG 435 615 2 Rudolf Kelterborn Analyse und Interpretation Eine Einfuhrung anhand von Klavierkompositionen Amadeus Winterthur 1993 a b Tonumfange der Klaviaturen In Greifenberger Institut fur Musikinstrumentenkunde Abgerufen am 31 Mai 2021 a b Volker Scherliess Ludwig van Beethoven Diabelli Variationen Anatol Ugorski In Begleitheft zur CD mit Ugorskis Diabelli Variationen DG 435 615 2 Nr 435 615 2 Hamburg 1992 a b c d Donald Francis Tovey Essays in Musical Analysis Chamber Music Oxford University Press Oxford 1944 englisch a b Christian Thorau Marius Hofbauer amp Jonas Ziehfreund Beethoven 20 20 Die Diabelli Variationen Abgerufen am 31 Mai 2021 Hubert Mossburger Anmerkungen zur Harmonik in der 20 Diabelli Variation In Musiktheorie Band 14 Nr 3 1999 S 269 274 Gerald Abraham The Age of Beethoven Oxford University Press Oxford 1982 englisch Simon Chlosta Die Kunst der Veranderung Beethovens 33 Diabelli Variationen 12 Mai 2020 abgerufen am 31 Mai 2021 Martin Cooper Beethoven The Last Decade 1817 1827 Oxford University Press Oxford 1970 englisch Arnold Schonberg Structural Functions of Harmony 1948 Die formbildenden Tendenzen der Harmonie Hrsg Erwin Stein London Mainz 1954 Christoph Vratz Mikrokosmos der Tonsprache Beethovens 3 Mai 2018 abgerufen am 31 Mai 2021 Normdaten Werk GND 300017634 lobid OGND AKS LCCN n81127885 VIAF 175005380 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Diabelli Variationen amp oldid 236557210