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Ein Thema griechisch eigentlich das Gesetzte das Hingestellte vgl Thema ist eine pragnante musikalische Gestalt die als tragender Grundgedanke eines Musikstucks auf Wiederkehr Abwandlung und Verarbeitung im weiteren Verlauf hin angelegt ist und ggf mit weiteren Themen konfrontiert oder kombiniert werden kann Uber die Lange Bauweise rhythmische Pragnanz oder satztechnische Struktur einstimmig mehrstimmig homophon oder polyphon lassen sich keine allgemeingultigen Aussagen treffen da die Gestalt eines Themas sehr stark von Faktoren wie Gattung Form Kompositionsstil und Werkintention abhangt Zum Beispiel sind die Themenbegriffe von Fuge Sonate und Variationenwerk deutlich verschieden Inhaltsverzeichnis 1 Musikalische Gestalt 1 1 Thema und Motiv 2 Spezielle musikalische Anwendungen 2 1 Variationenwerke 2 1 1 Chaconne und Passacaglia 2 1 2 Thema mit Variationen 2 2 Fuge 2 2 1 Aus heutiger Sicht 2 2 2 Historisch 2 3 Sonatenhauptsatz 2 4 Jazz 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseMusikalische Gestalt BearbeitenThemen konnen in unterschiedlicher Gestalt auftreten zum Beispiel Geschlossen als deutlich begrenzter Abschnitt oder offen d h kaum merklich in nicht zum Thema gehorende Partien ubergehend als primar melodisch linear empfunden oder bereits von vornherein klanglich harmonisch oder gar polyphon konzipiert als einheitlich gestaltet oder aus kontrastierenden Motiven zusammengesetzt als Neuschopfung oder als Ubernahme oder Bearbeitung von bereits vorhandenem Material Thema und Motiv Bearbeiten Hugo Riemann beschreibt das Verhaltnis von Thema und Motiv so Thema nennt man einen musikalischen Gedanken der wenn auch nicht vollig abgerundet und geschlossen doch bereits so weit ausgefuhrt ist dass er eine charakteristische Physiognomie zeigt das Thema unterscheidet sich darin vom Motiv welches nur ein Keim thematischen Gestaltens ist Ein eigentliches Thema ist schon das Ergebnis der Bildungskraft eines Motivs sei es dass dieses in gerader oder umgekehrter Bewegung wiederholt ist oder einen Gegensatz erhalten hat 1 Demnach ist ein Thema als aus mehreren verschiedenen Motiven oder Abwandlungen eines Motivs zusammengesetzt zu denken Obwohl man mit dieser Definition haufig zurechtkommt sind ihrer flachendeckenden Anwendbarkeit Grenzen gesetzt Bei einem manchmal nur vier oder funf Tone umfassenden Fugenthema kann es schwer werden eine Untergliederung in Motive zu erkennen bei Beethovens funfter Sinfonie steht man ziemlich hilflos vor dem Problem den Begriff Thema plausibel anzuwenden Im Grunde besteht das Thema des ersten Satzes im eigentlichen Wortsinne nur aus dem lapidaren viertonigen Anfangsmotiv folgt man jedoch der Riemannschen Definition wurde man einen grosseren mit diesem Motiv arbeitenden Zusammenhang als Thema verstehen mussen wobei man dann wieder vor der Schwierigkeit stunde wo man dessen Ende ansetzen soll Auch der vor allem fur Wagners Opernwerke relevante Begriff Leitmotiv ist nicht unproblematisch Oft handelt es sich bei diesen Motiven um durchaus langere Bildungen die sich deutlich in Motive untergliedern lassen und somit im Riemannschen Sinne eher als Themen anzusprechen waren Spezielle musikalische Anwendungen BearbeitenThemen konnen je nachdem in welchen musikalischen Gattungen oder Formen sie vorkommen unterschiedliche Auspragungen und Funktionen haben Variationenwerke Bearbeiten Variationenwerken liegt ein bestimmtes Muster zugrunde das als Melodie etwa eines Liedes oder sonstigen Musikstucks Harmoniefolge Basstonlinie oder komplettes Musikstuck vorgegeben sein kann Chaconne und Passacaglia Bearbeiten Chaconne und Passacaglia sind besonders im Barock beliebte Formen die ursprunglich auf spanische Tanze zuruckgehen Gemeinsam ist beiden dass sie aus Variationen auf der Grundlage eines ostinaten Basses bestehen der hier als Thema fungiert Thema mit Variationen Bearbeiten Im Barock und verstarkt in der Klassik und Romantik entstanden Variationenwerke die geschlossene Musikstucke in Form von Arien Volksliedern Marschen oder Tanzen als Thema verwendeten Je ein Beispiel Aria Goldberg Variationen BWV 988 von Johann Sebastian Bach Volkslied Sechs Variationen uber ein Schweizer Lied WoO 64 von Ludwig van Beethoven Marsch Neun Variationen uber einen Marsch von E Chr Dressler WoO 63 von Ludwig van Beethoven uber einen Marsch von Ernst Christoph Dressler Tanz Walzer Diabelli Variationen op 120 von Ludwig van BeethovenFuge Bearbeiten Aus heutiger Sicht Bearbeiten Der Begriff Thema spielt aus heutiger Sicht insbesondere bei der Fuge die fur die Barockmusik typisch ist eine wichtige Rolle Die Fuge beginnt immer mit einer unbegleiteten Einzelstimme die das Thema vorstellt Weitere Stimmen treten dann hinzu die das Thema aufnehmen auf anderen Tonstufen wiederholen und sich mit den ubrigen Stimmen zu einem kunstvollen Geflecht verbinden Das Thema bildet nicht das einzige aber das wesentliche Material das kompositorisch weiterverarbeitet wird und den Verlauf des Werkes bestimmt Dabei kann es gemass den Regeln des Kontrapunkts auf vielfaltige Weise abgewandelt werden Historisch Bearbeiten Zu der Zeit als die Fugenkomposition ihre Blute erlebte war die Bezeichnung Thema eher unublich Stattdessen bezeichnete man dieses in Anlehnung an Soggetto als Subjekt und den zum Thema hinzutretenden Kontrapunkt als Kontrasubjekt Sonatenhauptsatz Bearbeiten In der Klassik erhielt das Thema eine zentrale Stelle in der Exposition der Sonatensatzform Dort erscheint es oft homophon als begleitete Melodie manchmal aber auch mit polyphonen Elementen durchsetzt In der Regel tritt ihm ein weiteres oft kontrastierendes Thema zur Seite Aus den Motiven und Figuren beider Themen entwickelt der Komponist dann den Mittelteil eines Sonatenhauptsatzes die Durchfuhrung bevor die Reprise die Exposition in modifizierter Form wiederholt und das Stuck ggf mit einer angehangten Coda abschliesst Jazz Bearbeiten Im Jazz wird die Grundlage fur die gebrauchlichen Soloimprovisationen der Bandmitglieder von einem Thema gebildet das eingangs vorgestellt und im weiteren Verlauf von den einzelnen Musikern variiert wird In Jazzstucken mit solchem Aufbau oftmals aber nicht zwingend Instrumentalstucken wird dieses Thema aufgrund seiner an den Beginn gestellten Einfuhrung als Kopfthema engl head bezeichnet bzw im Modern Jazz und hier speziell im Bebop als bebop head Im Hardbop ist meistenfalls die sogenannte Jazz Performanceform zu finden Hier wird das Thema zum Teil nicht einmal vollstandig strikt ein einziges Mal am Anfang und dann einmal am Ende als Reprise vorgefuhrt Dazwischen liegen weitgehend freie Improvisationen Siehe auch BearbeitenSoggetto Motiv Themendualismus Durchfuhrung Musik Literatur BearbeitenMarc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 8 Stich Zylis Gara Aktualisierte Sonderausgabe Herder Freiburg im Breisgau u a 1987 ISBN 3 451 20948 9 S 120 f Willibald Gurlitt Hans Heinrich Eggebrecht Hrsg Riemann Musik Lexikon Sachteil B Schott s Sohne Mainz 1967 S 950 f Weblinks BearbeitenUeli Raz Grafische Darstellung zum Thema bei Pierre Boulez 2009 nach Pierre Boulez Leitlinien Gedankengange eines Komponisten Kassel 2000 im Original Jalons Pour une decennie Paris 1989 Einzelnachweise Bearbeiten zitiert nach Hugo Riemann Alfred Einstein Hugo Riemanns Musiklexikon 11 Auflage Max Hesses Verlag Berlin 1929 S 1833 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thema Musik amp oldid 233771812