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Das Untere Schloss fruher auch Nassauischer Hof genannt liegt in der Innenstadt von Siegen Ursprunglich ein Franziskanerkloster wurde das Gebaude im 17 Jahrhundert Residenz der protestantischen Linie des Hauses Nassau Siegen Derzeit entwickelt sich das Untere Schloss zu einem weiteren Campus der Universitat Siegen 1 Panoramadarstellung des Unteren Schlosses aus dem 18 Jahrhundert Ansicht von Sudosten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Kloster und Schule 1 2 Residenzschloss 2 Heutige Nutzung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Grundrisszeichnung des Schlosses von Albert Ludorff 1903 nbsp Corps de Logis nbsp Kurlanderflugel Zwischenbau und Dicker Turm nbsp Aussenansicht 1897 nbsp Ostansicht des Marstalls an der Kolner Strasse 1880 Im Hintergrund Ballhaus und Dicker Turm nbsp Furstengruft 1897 nbsp Friedrich Wilhelm I Adolf von Nassau Siegen 1680 1722 Bauherr des Neuen SchlossesKloster und Schule Bearbeiten An der Stelle des heutigen Schlosses existierte von 1489 bis 1534 ein Franziskanerkloster Bereits 1399 war ein Barfusserhof in Siegen erwahnt worden wobei es sich vermutlich nicht um ein selbstandiges Kloster handelte sondern um die Terminei eines anderen Klosters des Ordens zum Sammeln von Almosen 1473 erlaubte der Mainzer Erzbischof Adolf II dem Grafen Johann IV die Errichtung eines neuen Franziskanerklosters aus den erledigten Einkunften eines Klosters der Magdalenerinnen vor der Stadt Den Bau von Kloster und Kirche setzte jedoch erst Johanns Sohn Johann V 1486 um als er von einer Pilgerreise ins Heilige Land zuruckgekehrt war Durch Tausch mit den Adligen Peter und Dietmar von Selbach erwarb der Graf den Bauplatz in der Kolner Strasse Die ersten Franziskaner der Niederrheinischen oder Kolnischen Franziskanerprovinz Colonia kamen 1489 nach Siegen nachdem Papst Innozenz VIII und Erzbischof Berthold von Henneberg die Zustimmung erteilt hatten Die Bruder wohnten in dem noch unfertigen Konventsgebaude und verpflichteten sich notariell die strenge Observanz einzuhalten 1501 und 1517 tagte im Siegener Kloster das Provinzkapitel der Colonia so dass die Gebaude die dafur notige Grosse gehabt haben mussen Standig wohnten im Kloster uber 20 Bruder Graf Wilhelm der Reiche verlangte 1529 jedoch die Verringerung auf 20 Bewohner 2 Ab 1530 kamen im Zuge der Reformation die ersten lutherischen Prediger nach Siegen Die Franziskaner weigerten sich die protestantische Brandenburgisch Nurnbergische Kirchenordnung anzuerkennen die Graf Wilhelm 1533 in Kraft setzte Der Graf wies die Bruder daraufhin aus als sie sich weigerten Siegen zu verlassen wurden sie am 3 August 1534 durch grafliche Beamte aus der Stadt vertrieben 2 Nach der Auflosung des Klosters 1534 war die Klosterkirche die das Patrozinium des heiligen Johannes des Taufers trug bis 1624 eine der drei evangelischen Stadtkirchen ab 1652 war sie Simultankirche fur beide Konfessionen bis sie beim Stadtbrand 1695 zerstort wurde 2 Im Klostergebaude war von 1594 bis 1599 1600 und von 1606 bis 1609 vorubergehend die zuvor von Graf Johann VI dem Alteren von Nassau Dillenburg 1584 in Herborn gegrundete und angesiedelte calvinistisch reformierte Hohe Schule untergebracht die anschliessend wieder nach Herborn zuruckverlegt wurde Residenzschloss Bearbeiten Johann VII nahm als Erster seiner Linie regelmassig Residenz auf dem Oberen Schloss in Siegen Nachdem der vorgesehene Alleinerbe Johann VIII sich 1612 dem Katholizismus zugewandt hatte verfugte der Vater in einem Testament von 1621 dass sein altester Sohn sich das Siegerland mit zwei jungeren Brudern zu teilen habe wobei die Stadt gemeinsamer Besitz bleiben sollte Johann VIII der im Dreissigjahrigen Krieg kaiserlicher und spanischer General wurde nutzte jedoch die Kriegswirren aus um nach dem Tod seines Vaters 1623 die gesamte Grafschaft Nassau Siegen zu besetzen und erwirkte ein kaiserliches Mandat um dies zu legalisieren Bereits 1624 begann er gemeinsam mit Jesuiten aus Koln mit der Rekatholisierung der Grafschaft Wahrend Johann VIII in kaiserlichen Diensten in den Niederlanden und Frankreich kampfte besetzen schwedische Truppen 1632 die Grafschaft Nassau Siegen Sein jungerer Halbbruder Johann Moritz der in den Diensten der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande stand nutzte die Gelegenheit die Grafschaft zu ubernehmen die Rekatholisierung ruckgangig zu machen und die Jesuiten zu vertreiben 1636 wurde er zum Generalgouverneur der Besitzungen der Niederlandischen Westindien Kompanie in Niederlandisch Brasilien ernannt 1638 starb Johann VIII in Flandern auf seinem Schloss Ronse Sein Sohn und seine Witwe blieben dort wohnen Nach der Ruckkehr von Johann Moritz 1644 aus Brasilien nach Holland setzte sich der Erbstreit um Nassau Siegen noch jahrelang fort 1648 wurde das Testament von 1621 von Kaiser Ferdinand III ratifiziert und damit die Dreiteilung der ohnehin schon kleinen Grafschaft durchgesetzt die 1652 zum gemeinschaftlich regierten Furstentum erhoben wurde Johann Moritz wurde einer der drei Teilfursten er residierte in seinem ab 1633 erbauten Mauritshuis in Den Haag und ab 1649 hauptsachlich auf der Klever Schwanenburg als Statthalter des brandenburgischen Kurfursten Friedrich Wilhelm in Kleve und Mark Doch begann er 1668 in Siegen mit dem Ausbau des inzwischen Nassauischer Hof genannten ehemaligen Franziskanerklosters Zu seinen Lebzeiten wurde vom niederlandischen Baumeister Maurits Post um 1668 im Klostergebaude die Furstengruft als Grablege fur ihn und seine Nachfolger geschaffen in die er allerdings erst 1680 aus Kleve uberfuhrt wurde Auch ein Galerieflugel wurde bereits 1648 geplant und 20 Jahre spater ausgefuhrt 3 Teile davon finden sich im heutigen Nordflugel 1678 setzte der kinderlose Furst seinen Neffen und Adoptivsohn Wilhelm Moritz von Nassau Siegen testamentarisch als Mitregenten fur das Furstentum Nassau Siegen und als Erben des protestantischen Landesteils ein und starb im folgenden Jahr Wilhelm Moritz residierte vorwiegend in der von ihm erbauten Wilhelmsburg in Hilchenbach liess aber ab 1680 am Unteren Schloss einen Neubau beginnen in den der Galerieflugel einbezogen wurde mit einem Verbindungstrakt zur Furstengruft 1690 liess er auch ein Torhaus errichten akzentuiert von drei Turmdachern mit Laternen und geschweiften Hauben Dessen Portal wurde vor dem Abriss im 19 Jahrhundert an die Nordwand des Kapellenflugels im Oberen Schloss versetzt 1691 die Bauarbeiten waren noch im Gange starb Wilhelm Moritz auf ihn folgte sein Sohn Friedrich Wilhelm I Adolf der aber erst 11 Jahre alt war und unter der Regentschaft seines katholischen Onkels Johann Franz Desideratus von Nassau Siegen 1627 1699 stand Die katholische Linie lebte uberwiegend in Flandern Wilhelm Moritz Witwe Ernestine Charlotte von Nassau Dillenburg ernannte den Architekten Peter Rembold 1730 zum Landesbaumeister dieser arbeitete auch fur den Fursten von Nassau Dillenburg Beim grossen Stadtbrand am 10 April 1695 wurde der damals noch Nassauer Hof genannte Bau zu einem Grossteil zerstort mit Ausnahme von Tor und Furstengruft Im selben Jahr zog der katholische Vetter Wilhelm Hyacinth aus Brussel nach Siegen ins Obere Schloss 1699 folgte er seinem Vater Johann Franz Desideratus als Teilregent von Nassau Siegen sowie als Regent fur den Anteil von Friedrich Wilhelm I Adolf Es kam zu erheblichen Spannungen zwischen den beiden Fursten Wilhelm Hyacinth wurde wegen schwerer Verfehlungen 1707 vom Kaiser abgesetzt Rembold baute danach zwischen 1698 und 1711 den Nordtrakt Kurlanderflugel spater benannt nach der zweiten Gemahlin des Fursten Friedrich Wilhelm I Adolf Amalie Luise von Kurland sowie eine Reihe von Nebengebauden Ein neuer mittlerer Flugel Corps de Logis bezog die Furstengruft von Maurits Post nach dessen Planen mit ein Die Fassade dieses Teils ist gepragt durch eine Arkade die aus 21 Pfeilern gebildet wird Nachtraglich wurde der Ort der Furstengruft 1884 durch die Hinzufugung eines Mittelrisalits optisch hervorgehoben Bereits ausserhalb der damaligen Stadtmauern wurde von Rembold der barocke Schlossgarten Herrengarten angelegt Dazu gehorte 1703 eine Orangerie sowie anstelle eines im selben Jahr eingesturzten mittelalterlichen Turms der Siegener Stadtbefestigung der Dicke Turm als Archivturm 4 Erst 1802 wurde er mit dem Kurlanderflugel durch einen Zwischenbau verbunden Der langgestreckte Mittelflugel Corps de Logis dessen Zentrum die Furstengruft bildet wurde wohl vor dem Herbst 1715 vollendet da die Hofkapelle uber der Gruft zu diesem Zeitpunkt geweiht wurde An der Nordostseite des Schlossplatzes lagen der Marstall und ein Ballhaus Beide wurden nach den Luftangriffen auf Siegen im Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebaut 1717 wurde Erich Philipp Ploennies 1672 1751 Nachfolger von Rembold Ab 1717 begann er mit dem Bau eines Sudflugels Wittgensteiner Flugel der spater nach Grafin Sophie Polyxena zu Sayn Wittgenstein Hohenstein benannt wurde Deren Gemahl Friedrich Wilhelm II folgte seinem Vater 1722 stand aber als 15 Jahriger zunachst unter Vormundschaft 1734 nach dem Tod von Friedrich Wilhelm II fiel das Furstentum Nassau Siegen an Wilhelm IV von Nassau Dietz Prinz von Oranien Erbstatthalter der Vereinigten Provinzen der Niederlande Die beiden Furstin Witwen Amalie Luise von Kurland und ihre Schwiegertochter Sophie Polyxena zu Sayn Wittgenstein blieben bis an ihr Lebensende 1750 bzw 1781 in den nach ihnen benannten Flugeln des Neuen Schlosses wohnen daneben diente es ab 1742 auch als Behordengebaude Nachdem das Siegerland 1815 zu Preussen gekommen war war das Schloss unter anderem Dienstsitz des Landrates 1816 wurde im Unteren Schloss das Bergamt Siegen gegrundet 1818 wurde in einem Raum im Kurlander Flugel die Konigliche Bergschule Siegen eroffnet 1822 war im Wittgensteiner Flugel des Schlosses das Postamt Siegens untergebracht 5 Zwischen 1864 und 1976 befand sich im Schloss das Amt und Landgericht Heutige Nutzung BearbeitenVon 1936 bis 2011 war dort eine Nebenstelle der JVA Attendorn untergebracht 6 Daruber hinaus war es Landesbehordenhaus Dort befanden sich das Arbeitsgericht Siegen der Bau und Liegenschaftsbetrieb NRW die Aussenstelle der Bezirksregierung Arnsberg sowie das Amt fur Arbeitsschutz Seit 2016 nutzten nach Sanierung und Umbau die Fakultat Wirtschaftswissenschaften Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsrecht und die Universitatsbibliothek der Universitat Siegen das Gebaude 7 Der Schlossplatz dient heute auch fur Grossveranstaltungen so unter anderem fur das Siegener Open Air Kino und seit 2006 auch fur Public Viewing wahrend der Fussball Welt und Europameisterschaften Von 2007 bis 2012 war dort auch im Dezember der Siegener Weihnachtsmarkt untergebracht Dieser findet seit 2018 an selber Stelle jahrlich wieder statt Im Dicken Turm ertont taglich um 12 14 16 und 18 Uhr ein Glockenspiel Literatur BearbeitenFerdinand G B Fischer 100 Burgen zwischen den 1000 Bergen Das grosse Burgen und Schlosserbuch fur Sudwestfalen Fotos von Toni Anneser Gronenberg Wiehl 1996 ISBN 3 88265 198 9 Jens Friedhoff Das Untere Schloss zu Siegen Anmerkungen zu Bau und Nutzungsgeschichte einer nassauischen Residenz in Burgen und Schlosser 1 2021 S 31 49 Jens Friedhoff Sauerland und Siegerland 70 Burgen und Schlosser Stuttgart 2002 ISBN 3 8062 1706 8 S 140 f Wilhelm Guthling Hrsg Geschichte der Stadt Siegen im Abriss Vorlander Siegen 1955 Gerhard Scholl Von Burgen und Schlossern im Siegerland In Siegerland zwischen gestern und morgen Vorlander Siegen 1965 S 25 41 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Unteres Schloss Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 360 Panoramabild vom Unteren Schloss im Kulturatlas Westfalen benotigt Flash Player Einzelnachweise Bearbeiten Der Campus Unteres Schloss Artikel aus dem Jahr 2008 auf der Website des Bau und Liegenschaftsbetriebs NRW auf blb nrw de abgerufen am 6 Oktober 2016 a b c Andreas Bingener Siegen Franziskaner In Karl Hengst Hrsg Westfalisches Klosterbuch Band 2 Munster Zwillbrock Munster 1994 S 337ff Jens Friedhoff Das Untere Schloss zu Siegen S 34 36 Nach Jens Friedhoff Das Untere Schloss zu Siegen S 41 lasst sich nicht mit Sicherheit sagen ob der Rundturm unmittelbar nach dem Einsturz des Vorgangers 1703 oder erst 1721 erbaut bzw vollendet wurde Auch die Fertigstellung des Kurlander Flugels konne nicht datiert werden Siegerlander Heimatkalender 1990 S 18 65 Ausgabe Hrsg Siegerlander Heimat und Geschichtsverein e V Verlag fur Heimatliteratur Informationsbroschure Justizvollzug in Nordrhein Westfalen Herausgeber Justizministerium NRW 2006 S 54f Grosse Schritte zum neuen Siegener Campus derwesten de 25 August 2016 abgerufen am 25 August 2016 50 873888888889 8 0213888888889 Koordinaten 50 52 26 N 8 1 17 O Normdaten Geografikum GND 7550676 2 lobid OGND AKS VIAF 234366097 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unteres Schloss Siegen amp oldid 235115597