www.wikidata.de-de.nina.az
Von Trier war der Name einer Glockengiesserfamilie die vom 15 bis Anfang des 18 Jahrhunderts besonders in Aachen sowie im Rheinland und in der ehemaligen Republik der Vereinigten Niederlande tatig war Familienwappen Franz von Trier Inhaltsverzeichnis 1 Familiengeschichte 2 Glockenanfertigungen Auswahl 3 Literatur und Quellen 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseFamiliengeschichte BearbeitenDie Herkunft der Familie sowie die verwandtschaftlichen Zusammenhange sind genealogisch nicht eindeutig geklart der Name lasst aber vermuten dass sie ursprunglich aus dem Raum Trier stammt Ebenso scheint es gemass genealogischer Recherchen von Hermann Friedrich Macco eine weitere Familie namens von Trier gegeben zu haben abstammend von einem Wilhelm von Trier aus Koln welche aber nicht als Glockengiesser in Erscheinung trat sondern nach Antwerpen wechselte wo Mitglieder der Familie laut Unterlagen als Schoffen und Verleger erwahnt wurden Somit liegt die Vermutung nahe dass die in den Quellen genannten Glockengiesser namens von Trier von einem gemeinsamen Stammvater abstammen der Mitte des 14 Jahrhunderts gemass einigen Quellen ebenfalls aus den Niederlanden kommend nach Aachen gezogen war Seit dieser Zeit wurden in Aachen Angehorige der Familie erstmals als Glockengiesser urkundlich erwahnt und in den Kirchenbuchern vermerkt Dabei ist es durchaus moglich dass einzelne Familienangehorige erst Jahrzehnte spater nach Aachen kamen nachdem sie vorher in Orten entlang des Rheins tatig waren Auch der gehaufte Gebrauch der Vornamen Peter Heinrich und Johann sowie die Anbringung eines gemeinsamen Wappens als Gravur auf ihren Glocken deuten auf verwandtschaftliche Beziehungen Aachen wurde nun fur einen Zeitraum von fast dreihundert Jahren der Hauptsitz eines Grossteils dieser Familie wo sie sich auch recht bald der Kupferambacht der Zunft der Kupferschlager anschlossen Ihre gute Arbeit sprach sich schnell herum so dass sie zahlreiche Auftrage aus dem gesamten Rheinland und der benachbarten Niederlande erhielten von denen in den Quellen insgesamt mehr als 200 verzeichnet sind Daruber hinaus ubernahmen sie im Auftrag von Grafen und Herzogen allerdings eher seltener auch die Herstellung von Geschutzen Nachdem die Reformation ab ca 1530 auch in Aachen allmahlich Fuss gefasst hatte traten einige Familienangehorige dieser neuen Glaubensrichtung an Da es aber im Rahmen der gleichzeitig aufkeimenden Aachener Religionsunruhen zu gesellschaftlichen Benachteiligungen fur die Konvertierten kam zogen einige Familienangehorige auf Dauer in die ostlichen Niederlande wo sie bereits bekannt waren und wo sie auch ihre Glaubensrichtung frei ausuben konnten Dort liessen sie sich besonders in den Orten Nimwegen Huissen und Zevenaar im damaligen Herzogtum Geldern nieder nahmen aber aus den gesamten damaligen Niederlanden Auftrage an Etwa zu Beginn des 18 Jahrhunderts scheint die Familie ausgestorben zu sein oder nicht mehr dem Glockengiessergewerbe nachgegangen zu sein da ihr Name in den einschlagigen Glockenbuchern nicht mehr erwahnt wird Glockenanfertigungen Auswahl BearbeitenEinige der imposantesten Glockenanfertigungen und deren Giesser aus der Auflistung in den unten aufgefuhrten Quellen geben Aufschluss uber das weite Verbreitungsgebiet dieser Glockengiesserfamilie Von einem Peter I von Trier wurden angefertigt Glocke Ad te levavianimam meam in St Jakob Aachen 1401 Die Paulusglocke in der Hervormde Kerk in Vaals 1406 Eine Glocke im Ort Hoensbroek 1414 von einem Johan van Trier ist nur eine im Jahre 1434 gegossene Uhrschlagglocke in St Gangolf zu Heinsberg bekannt von einem Gregorius I von Trier auch genannt Gregorius van Trier und Gorgus von Aichen womit Aachen gemeint war tatig zwischen 1483 und 1514 wurden angefertigt Glocke Ad te levavianimam meam in St Jakob 1502 1 2 Glocken fur St Michael Aachen Burtscheid 1504 die Michaelglocke 2 und die Sebastianglocke 3 Dionisius Glocke fur Sankt Dionysius in Hurth aus dem Jahr 1509 mit der Inschrift S DIONISIUS HEISCHEN ICH GODDES KYNDER ROYFFEN ICH DES DYVELS LIST VERDRYVEN ICH GREGORIUS VAN TRIER GOYS MICH ANNO DOMINI XVCIX 4 2 Glocken fur St Peter in Geilenkirchen Immendorf 1511 sowie Glocken St Laurentius in Gressenich fur St Urbanus in Birgden Gangelt fur St Nikolaus in Kall und in Oberzier bei Duren von einem Johann I von Trier tatig zwischen 1507 und 1561 wurden angefertigt 2 Glocken fur St Dionysius in Frelenberg 1522 Laurentiusglocke fur St Adalbert in Aachen 1523 5 Marienglocke fur St Lambertus in Erkelenz 1535 Marienglocke und Johannesglocke auch Predigerglocke genannt am Aachener Marienstift 1535 sowie ebenfalls Glocken in Gressenich Oberzier Duren fur St Johannes in Adenau und in Tumpelfeld bei Adenau aber auch in Noorbeek und Bemelen im heutigen Zuid Limburg nbsp Martinus Glocke des Heinrich v Trier in St Martin Lorch Rheingau Schlagton c1 3000 kg O 1665 mm Gussjahr 1559 von Heinrich I von Trier auch Hendrik genannt geboren um 1520 in Aachen gestorben um 1598 in Middelburg aus Glaubensgrunden verzogen in die Niederlande sind angefertigt Glockenspiel fur die Servatiuskirche in Maastricht ab 1556 Martinusglocke fur St Martin in Lorch Rheingau 1559 Marienglocke und Johannes d T Glocke fur St Antonius Rauenthal 1560 Glocken fur die Stiftskirche St Martin und St Severus in Munstermaifeld sowie fur eine Kirche in Bornich bei Rudesheim am Rhein und nach seinem Umzug die Trinitasglocke in der Oude Kerk Delft 1570 Elf Glocken fur die Martinikirche in Groningen 1577 78 Zwei Glocken fur die reformierte Kirche der Stadt Gorinchem 1581 sowie einen Morser Als Schmuck gravierte von Trier Portratmedaillons von Mannern und Frauen aus Gorinchem und Arkel sowie die Gemeindewappen ein Glocke im Dachreiter der Ulrichskapelle bei Schloss Tuschenbroich in Wegberg gegossen 1587 Von Gregorius II von Trier ist auf einer Glockeninschrift Mitte des 16 Jh nachgewiesen Johannisglocke St Martin in Lorch Rheingau 1565 Inschrift gloria in excelsis deo et in terra pax hominibus bone voluntatis gregorivs treverensis me fecit anno domini MDLXV Ehre sei Gott in der Hohe und Friede auf Erden den Menschen die guten Willens sind Gregorius von Trier machte mich im Jahre des Herrn 1565 eine Glocke fur Partenheim in Rheinhessen 1566 von Heinrichs Bruder Peter II von Trier tatig zwischen 1565 und 1616 aus Glaubensgrunden verzogen nach Huissen wurden angefertigt Glocken in Helferskirchen bei Montabaur 1578 fur die St Antoniuskirche in Oberlahr im Landkreis Altenkirchen Westerwald und fur die katholische Magdalenenkirche in Sonsbeck 1619 sowie nach seinem Umzug eine Glocke fur die Cosmas und Damianuskirche in Afferden bei Bergen Limburg 1616 und Glocken in Helden Limburg Ein gewisser Peter III von Trier wohl eher nicht der Sohn von Peter II da er zunachst in Aachen tatig war aber mit Sicherheit Bruder von Johann III von Trier verzog spater nach Zevenaar und war bis etwa 1664 tatig Zusammen mit seinem Neffen Franz von Trier goss er unter anderem die Bronzeschale und die Brunnenfigur des Aachener Karlsbrunnens 1620 sowie anschliessend auf eigenen Namen mehrere Glocken in Rees am unteren Niederrhein 1641 und 1646 Glocken fur die katholische Kirche im niederlandischen Apeldoorn 1648 und im benachbarten Ede Seine Sohne Johann IV von Trier 1616 Peter IV von Trier 1623 und Heinrich II von Trier 1626 scheinen standig in unterschiedlichen Konstellationen gemeinsame Arbeit gemacht zu haben und waren unter anderem verantwortlich fur den Guss folgender Glocken die grosse Glocke in Uedemer Ortsteil Keppeln 1650 sowie fur die Laurentiuskirche in Uedem selbst 1666 die Glocke fur St Aldegundis in Kaarst 1651 die Glocke fur die evangelische Stadtkirche in Dinslaken 1654 und die Glocke fur die evangelische Pfarrkirche im Ortsteil Horstgen von Kamp Lintfort wohl von Peter IV allein wurden angefertigt drei Glocken fur St Georg in Haldern bei Rees 1678 zwei Glocken fur St Maria Himmelfahrt in Kleve 1678 79 die grosse Glocke fur die Magdalenenkirche in Geldern 1680 und eine Glocke fur die Abteikirche in Gladbach 1693 Bereits genannter Johann III von Trier Vater des Franz von Trier tatig bis etwa 1613 goss unter anderem Petrusglocke fur St Peter in Aachen 1582 6 Martinsglocke fur St Martin in Drove 1597 Inschrift Sankt Martinus heisse ich zum Gottesdienst lade ich ein Donner Hagel und Blitz vertreibe ich Johannes von Trier goss mich Hans von Degenhart von Weworden und Adam v Elmpt beides Herren von Drove W K V X 1597 sowie Glocken fur St Lambertus in Randerath fur die alte zerstorte Kirchen in Derichsweiler Duren und in Kirspenich sowie fur die St Martinuskerk in Tegelen bei Venlo nbsp Michaelsglocke von St Rochus in Wollseifen derzeit in St Apollonia in SteckenbornFranz von Trier geboren um 1590 und verstorben nach 1672 Sohn des Johann III von Trier und sein Sohn Jakob von Trier geboren um 1615 arbeiteten meist und ausserst produktiv zusammen und wurden deshalb gemeinsam als Giesser folgender Glocken genannt Glocke Ad te levavianimam meam in St Jakob Aachen 1644 7 Neuguss der Marienglocke des Aachener Munsters nach dem Stadtbrand von Aachen 1659 mehrere Glocken Veni creator spiritus darunter die Karlsglocke Johann Evangelist Johann Baptist Leopardusglocke Stephanusglocke Peterglocke und Simeonglocke des Aachener Munsters 1659 Glocke Veni sancte spiritus in St Johann Baptist Aachen Burtscheid der fruheren Abteikirche 1659 Glocke fur die Kapelle Maria Trosterin der Betrubten in Aachen Burtscheid 1672 ausserhalb Aachens Glocken fur St Martinus im Ort Oidtweiler bei Baesweiler fur die alte Kirche zu Odenkirchen 1637 fur Kirchen in Linnich und Wurselen fur St Maria Schmerzhafte Mutter in Aachen Hahn sowie von 1650 an fur Kirchen in Konzen und Simmerath darunter die Michaelsglocke aus dem Jahr 1652 die fur St Rochus in Wollseifen gegossen wurde und in den 1950er Jahren in die Kirche St Apollonia in Steckenborn transloziert wurde Daruber hinaus die Bronzeschale des Aachener Karlsbrunnens 1620 8 Jakob von Trier wiederum goss mit seinem Sohn Christopherus von Trier getauft am 28 Dezember 1645 nachweisbar bis um das Jahr 1700 die Glocken Die Bannglocke im niederlandischen Stein und eine im benachbarten Urmond 1688 Glocke fur St Katharina in Kettenis Belgien 1690 Glocken fur Duren und der romanischen Kirche in Nideggen 1700Literatur und Quellen BearbeitenHermann Friedrich Macco Aachener Wappen und Genealogien Band 2 Aachen 1907 S 196 199 Genealogieauszuge bei Rootsweb Bernhard Maximilian Lersch Die Aachener Glockengiesser von Trier In Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins ZAachenerGV 2 1880 S 339 340 Google online Richard Pick Zur Geschichte der Aachener Glockengiesser Familie von Trier In Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins ZAachenerGV 6 1884 S 252 256 Google online oder Textarchiv Internet Archive Max Schmid Burgk Zur Geschichte der Familie von Trier In Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins ZAachenerGV 19 Teil 2 1897 S 120 170 Google online Poettgen Jorg Studien zur Geschichte der Glockengiesser von Trier die ersten Generationen in Trier Duren und Aachen von 1462 bis 1593 In Jahrbuch fur Glockenkunde 5 6 1993 94 1995 S 5 31 Heinrich Bockeler Beitrage zur Glockenkunde Verlag Albert Jacobi amp Co Aachen 1882 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Von Trier Glockengiesserfamilie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Glocken in der Region Aachen Stadt PDF Ausfuhrliches Glockenverzeichnis des Glockensachverstandigen Norbert Jachtmann fur das Bistum Aachen Die Glocken im Bistum Aachen nach Gussjahren geordnet Memento vom 14 Juli 2014 im Internet Archive PDF Chronologisches Verzeichnis von insgesamt 1732 Glocken im Bistum Aachen erstellt von Norbert Jachtmann Einzelnachweise Bearbeiten Eintrag im Inschriftenkatalog Aachen DI 32 Stadt Aachen Nr 52 Helga Giersiepen Eintrag im Inschriftenkatalog Aachen DI 32 Stadt Aachen Nr 53 Helga Giersiepen Eintrag im Inschriftenkatalog Aachen DI 32 Stadt Aachen Nr 54 Helga Giersiepen Gerhard Hoffs Glocken im Dekanat Hurth auf erzbistum koln de Seite 31 bis 36 Eintrag im Inschriftenkatalog Aachen DI 32 Stadt Aachen Nr 60 Helga Giersiepen Eintrag im Inschriftenkatalog Aachen DI 32 Stadt Aachen Nr 81 Helga Giersiepen Eintrag im Inschriftenkatalog Aachen DI 32 Stadt Aachen Nr 168 Helga Giersiepen Eintrag im Inschriftenkatalog Aachen DI 32 Stadt Aachen Nr 118 Helga Giersiepen Normdaten Person GND 1011249499 lobid OGND AKS VIAF 170198011 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Trier Glockengiesserfamilie amp oldid 235522168