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Traditionelle Wirtschaftsformen durchdringen im Jemen bis heute die wichtigsten Wirtschaftszweige der Landwirtschaft des Handels und des Handwerks Vergleichbar mit den asiatischen Berglandern Afghanistan Bhutan und Nepal wurde der Jemen erst sehr spat vom weltwirtschaftlichen Expansionismus der Industriestaaten erfasst 1 und fristete bis Ende der 1960er Jahre ein vom Weltmarkt nahezu unberuhrtes Dasein dies uneingedenk der antiken jemenitischen Wirtschaftsgeschichte im altsudarabischen Kontext der Reiche von Saba Staudamm von Ma rib Ausan Qataban Hadramaut und Himyar Zisternen von Tawila Bergwerk von ar Radrad ab Beginn des 1 Jahrtausends v Chr bis zur Ausbreitung des Islam ab 632 n Chr Himyar unterhielt ab dem spaten 3 Jahrhundert nach der Konsolidierung der Arabischen Halbinsel einen schwunghaften internationalen Fernhandel mit Salz Wein und aromatischen Harzen 2 In der islamischen Epoche nutzten die Rasuliden ihre bedeutenden Fernhandelsnetze mit Agypten Persien und China 3 Erst politische Umbruche und Ausstrahlungseffekte des Erdolbooms der arabischen Region zwangen den Jemen uberhaupt in den Modernisierungsprozess einzutreten 4 Dadurch ausgelost finden zwar einschneidende Veranderungen im Lande statt und die Weichen fur die zukunftige Gestaltung einer jemenitischen Industriegesellschaft Infrastrukturausbau Fabrikaufbau Importwirtschaft scheinen gestellt doch ist das Kompetenzgefalle gegenuber fortgeschrittenen Landern im Entwicklungsprozess unubersehbar gross 5 siehe Huthi Konflikt Militarintervention im Jemen seit 2015 Gleichwohl sterben die alten Wirtschaftstraditionen aus und gehoren weitgehend der Vergangenheit an Fur das Verstandnis der sozio okonomischen Strukturen sind sie dennoch unverzichtbar zumal der Jemen lange ohne aussere Anstosse geblieben ist Fur Jahrhunderte verharrte er auf dem Entwicklungsniveau einer sesshaften Agrargesellschaft Insgesamt verwundert es nicht dass die sozio okonomische Wirklichkeit des Jemen auf althergebrachten Gesellschafts und Wirtschaftsordnungen beruht Inhaltsverzeichnis 1 Nomadische Herdenwirtschaft und Wirtschaftsformen der Sesshaften 1 1 Subsistenzwirtschaft der Beduinen 1 1 1 Lebensgrundlagen 1 1 2 Nomadische Wirtschaftsorganisation im Familienverbund 1 1 3 Stammeswesen 1 2 Das Bauern und Handwerkertum im jemenitischen Hochland 1 2 1 Die Landwirtschaft 1 2 1 1 Die Wasserwirtschaft fur den Terrassenfeldbau 1 2 1 2 Anbau und Produkte 1 2 1 3 Die traditionelle Imkerei 1 2 2 Das Handwerk 1 2 3 Der Markttausch 2 Stadtische Handelsgesellschaften 3 Siehe auch 4 Verwendete Literatur 5 Weitergehende Literatur 6 AnmerkungenNomadische Herdenwirtschaft und Wirtschaftsformen der Sesshaften BearbeitenDie beiden grundlegend unterschiedlichen Wirtschaftsformen der Nomaden und Sesshaften sind im Jemen von deren regionalen interregionalen und organisatorischen Komponenten auf verhaltnismassig engem Raum bestimmt Einige arabische Siedlungen haben einen landwirtschaftlichen Hintergrund so Ma rib Zafar oder das heute in Saudi Arabien liegende Nadschran andere nicht wie Aden oder ausserhalb des Jemen Petra Palmyra und Mekka Die himyarische Wirtschaft grundet auf eine an die Bedingungen des Gebirges angepasste Form der Landwirtschaft und nicht auf nomadische Herdenwirtschaft Regelmassig wiederkehrende Jahr Markte Aswaq al Arab sind in der vorislamischen Periode erstmals im fruhen 7 Jahrhundert entlang der Kuste des Roten Meers dokumentiert 2 Subsistenzwirtschaft der Beduinen Bearbeiten Beduinen leben im Norden des Landes in der Ubergangszone zum ostlichen Hochland Die kleine Oasen der Rub al Chali Leeres Viertel werden zur Kultivierung von Datteln genutzt Vegetation ist ausserst sparlich 6 Lebensgrundlagen Bearbeiten nbsp Rub al Khali Leeres Viertel Die Grundlage nomadischer Lebensweise bildet der Viehbestand Vornehmlich sind dies Dromedare und Ziegen sehr selten Schafe Die Herden sind klein und dienen der Selbstversorgung Hochsten Prestigewert haben die Dromedare die neben ihrer wirtschaftlich vielseitigen Nutzbarkeit Milch Haar und Fleischlieferant beziehungsweise Reit und Transportmittel Ansehen einbringen Die nur schwach fette Milch der Dromedare deckt Teile des taglichen Trinkbedarfs Fetter ist Ziegenmilch zur Konservierung wird sie zu geklarter Butter verkocht Die anfallende Buttermilch dient der Herstellung von Trockenmilch Aufgekocht zu Klumpen geformt und getrocknet hilft sie Engpasse der Milchversorgung zu uberwinden die durch die zeitliche Begrenzung der Laktationsperiode der Ziegen entstehen konnen 6 Der am Beispiel der Milchverwertung dargestellten supplementaren Wirtschaft der Beduinen kommt deshalb eine herausragende Bedeutung zu weil klassische Primaraktivitaten wie die Jagd vollstandig ausfallen Wildtierbestande sind sparlich und Jagderfolge nicht planbare Zufallsergebnisse Auch das Auf Sammeln kulinarisch werthaltiger Boden Strauch und Baumfruchte entfallt aufgrund widriger okozonaler Bedingungen Holz wird hingegen eingesammelt und auf den landlichen Wochenmarkten verkauft Fast versiegt ist heute der einst florierende Weihrauchhandel Allein Beduinen des ostlichen Hadramaut erzielen kleine Einnahmen mit Weihrauch Rentierlicher ist die Verarbeitung von Schafs und Ziegenwolle fur Webteppiche Farda und Schamla genannt sowie Kleidungsstucke und Kopfbedeckungen nbsp Dromedare als LasttiereDen wichtigsten Wirtschaftszweig bilden Karawanendienste Hierbei handelt es sich um marktgebundene Dienstleistungen die den Beduinen im Auftrag von Kaufleuten zur Durchfuhrung anvertraut werden Die Beduinen verantworten dabei den ordnungsgemassen Transport weshalb diesen Aufgaben der Charakter von Kommissionsgeschaften zukommt Transport und Unversehrtheit des anvertrauten Gutes bei Ubergabe an den Kaufer stehen als Leistungsbundel der Entlohnung gegenuber 6 Nomadische Wirtschaftsorganisation im Familienverbund Bearbeiten Konstitutives Element der nomadischen Stammesgesellschaften ist das patrilineare Abstammungssystem Den patrilinearen Regeln folgend werden die Anordnungen des Familiengrunders befolgt Grundungsvater von Familien inkorporieren gleichsam die nachfolgenden Generationen Sohne Enkel Allein sie halten die Eigentums und damit Verfugungsrechte uber die Produktionsmittel und Sachen Vieh technische Ausrustungen Ausnahmen bilden Mitgifts oder Geburtsgeschenke Die Arbeitsorganisation innerhalb dieses Systems folgt dem Prinzip der geschlechtsgetrennten Arbeitsaufteilung Das System ist als Kooperative zwischen Mann und Frau zu verstehen denn die anfallenden Belastungen hangen von den wirtschaftlichen Erfordernissen und der Grossenordnung der ubernommenen Verpflichtungen fur den gesamten Familienverband ab 6 nbsp Terrassenfeldbau im jemenitischen HochlandDie Frau tragt die Hauptlast im Bereich der familiaren Versorgung Ihre Bemuhungen gehen dahin die Guter reziprok im Verwandtschaftsverhaltnis zirkulieren zu lassen Diese Mechanismen minimieren Risiken denn man glaubt auf gemeinsame Ahnen zuruckzufuhren zu sein was letztlich kodexierte Beistandsverpflichtungen auslost und den Guterkreislauf in Balance halt Die Delegation von Arbeiten an jungere Frauen ist ublich Der Mann im nomadischen Kontext besorgt die Kamelzucht die Schur und die arztliche Behandlung der Tiere die Verteidigung und die Wahrung der externen Beziehungen Die Absatzmarkte fur die nomadischen Produktionsguter funktionieren ahnlich wie die Markte fur Karawanendienste namlich auf Kommissionsbasis Nomaden setzen ihre Guter nicht unmittelbar auf den Markten ab sondern bedienen sich des dallal Kommissionshandlers Auch hierin kann man eine Risikominimierungsmassnahme erkennen denn in Notlagen konnen Guter Hirse Reis Datteln Zucker per Vorschuss durch den Kommissionar erworben werden Ein zweiter Aspekt aber ist wichtig Die Rechtsfahigkeit der am Handel beteiligten Personen muss gewahrleistet sein Wie bereits dargelegt folgt jedes Verfugungsrecht uber Sachguter dem derivativen Erwerb vom Berechtigten im patrilinearen Kontext also vom Grunder des jeweiligen Familienverbandes Aus der Gemeinsamkeit der durch einen genealogischen Grundungsakt zusammengeschlossenen Gruppe wird das einzelne Geschaft mit der notwendigen gesellschaftlichen Ruckverbundenheit ausgestattet und damit nach dem Verstandnis der Beduinen auch rechtsverbindlich Ebenfalls dem Kompetenzbereich des Mannes unterliegt der Viehraub ghazu Nicht okonomische sondern prestigemehrende Interessen veranlassen dieses Verhalten Opfer dabei sind verfeindete Stamme Der Kamelraub verkorpert ein soziales Statussymbol und noch mehr Er steht im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Werten hoher Rangordnung Stammeswesen Bearbeiten Unentbehrliche Produktionsmittel Weidegrunde und Brunnen werden rechtlich als gemeinschaftliches Eigentum des Stammes ausgewiesen Insoweit werden familiare durch kollektive Interessen uberlagert Die Familienaltesten kooperieren in diesen Fallen mit dem Muqaddam dem gewahlten Stammesfuhrer innerhalb der tribalen Organisation Im Gegensatz zur Autoritat der Stammesaltesten ist die des Muqaddam anfechtbar Den Muqaddam schutzt auch die erbliche Nachfolge des Amtsrechts nicht vor der notwendigen Bestatigung durch Wahl Bei Unfahigkeit oder Illoyalitat erfolgt die Abwahl Die Familienvater behalten in diesem System jedweden Rechtsvorbehalt inne 6 Das Bauern und Handwerkertum im jemenitischen Hochland Bearbeiten Die Landwirtschaft Bearbeiten Die Wasserwirtschaft fur den Terrassenfeldbau Bearbeiten Im Gegensatz zu den Nomaden herrschen bei den Bauern Voraussetzungen die eine wesentlich effizientere Wirtschaft erlauben Sie nutzen mancherorts den hoheren Grundwasserspiegel so in den Talern des Wadi al Sirr oder im Wadi Ridjam im Hochland nordostlich von Sanaa 4 Andererseits sind es reichliche Niederschlagsmengen die die Brunnenbewasserung erganzen oder temporar ablosen konnen Regenfeldbau Ausgehend von den fruheren Kulturen haben es die Bauern am Ostrand des Hochlandes bestens verstanden mit einfachen Mitteln eine sehr effektive und den okologischen Verhaltnissen hervorragend angepasste Agrartechnologie zu entwickeln respektive eine optimale Nutzung von Regenwasser Starkregen kann aufgefangen werden da das Relief der Gebirge durch angepassten Terrassenanbau mit talseits angelegten Auffangwallen angehalten wird um in tiefere Bodenschichten durchzudringen zu konnen statt abzulaufen Da Gewitter oft sehr begrenzt lokal niedergehen sind nicht terrassierte Hangteile mit angelegten Graben versehen die unter Mineralstoffmitnahme auf die kultivierten Parzellen geleitet werden rainwater harvesting beziehungsweise runoff agriculture eine Methode der Sturzwasserbewasserung 6 Zur Steigerung des Abflusses werden im Berg Wassersammelflachen angelegt die uber Hangzuleitungen in die am hochsten gelegene Terrasse die Auffang Terrasse munden Das aus dieser Terrasse abfliessende Wasser wird in die oberste Anbau Terrasse geleitet von der aus die Bewasserung hangabwarts weiter betrieben wird Neben anderen Faktoren fuhrt diese Bewasserungsanlage zur Vegetationsverarmung vieler Berge 7 Die Terrassen werden zusatzlich mit einem Ventil versehen sodass uberschussiges Wasser uber vertiefte oder besonders eingefasste Auslasse gezielt auf die tieferliegende Terrasse geleitet werden kann Sofern das Niederschlagswasser nicht reicht wird die Methode des Trockenfarmens praktiziert Hierbei wird nur jedes zweite Jahr angebaut um das dazwischen liegende Brachjahr zur Bodenwasseranreicherung nutzen zu konnen 8 Eine Vielzahl stammesrechtlicher Regeln dient der Uberwachung ordnungsgemasser Pflege der Anlagen Seit Anfang der 1970er Jahre wird die Terrassenbewirtschaftung dennoch stark vernachlassigt da die Bevolkerung auf dem Land zur Abwanderung gezwungen war insbesondere aufgrund von Arbeitsmigration in die Golfstaaten Von dort zuruckfliessendes Geld wird heute vermehrt in Brunnenbohrungen und Pumpenbau investiert um sich von der Unsicherheit hinreichender Niederschlage unabhangig zu machen 8 Wo die grossen Taler die Gebirge verlassen insbesondere in der Tihama und in ostjemenitischen Regionen behilft man sich mit Dammfeldern die in die Flusse gebaut werden um das Hochwasser strategisch sinnvoll in die bewirtschafteten Parzellen ableiten zu konnen Beruhmtestes Beispiel hierfur war in der Vergangenheit der Staudamm von Ma rib der weniger ein Staudamm denn Wasserverteilungssystem war 9 Neben der ausgeklugelten Oberflachenwasserbewirtschaftung werden auch Methoden wasserkonservierender Massnahmen angewendet die die Bodenbearbeitung gunstig beeinflussen regenerative Schwarzbrache flaches Pflugen nahrstoffsichernder Mischanbau von Getreide und Leguminosen Landwirtschaftliche Guter und Wasser wurden in den Gebirgsregionen oft unterirdisch bereits seit sabaischer Zeit in Zisternen 10 gespeichert 2 Anbau und Produkte Bearbeiten nbsp Bayt al Faqih Kleinstadt in der Tihama Freitags ist WochenmarktDabei obliegt dem Mann ahnlich wie bei den Beduinen der Pflichtenkreis des Einkaufs und des Absatzes der Guter auf den Markten Er gewinnt dadurch die Kontrolle uber innerstammische wie auswartige Transaktionen und kann Nachfrageverschiebungen zur Verbesserung des eigenen Angebots eruieren Die landwirtschaftlichen Grundlagen der bauerlichen Gesellschaften bilden der Getreide und Weinanbau sowie die Qat Kultivierung Diese Arbeiten sind ebenfalls Mannersache Sache der Frauen ist der Gemuseanbau Bohnen Bockshornklee Karotten Tomaten Krauter und Gewurze und die Viehzucht Supplementare Milchverarbeitung in Form der Kaseherstellung ist hier vollig unbekannt An Getreide werden vornehmlich Weizen burr oder auch birr Emmer und Sorghum Varietaten angebaut Der Anbau erfolgt mit sogenannten Arl Hakenpflug 11 und mittels Sapflug Eingesetzt werden ausserdem Ziehschaufeln Eggen und Nivellierbretter Aufbewahrt wird sackweise im Haus Lediglich Sorghum vor allem Sorghumhirse wird in Erdgruben vorgehalten die mit Steinen abgedeckt werden Der Weinbau findet zumeist auf offenen Feldern statt seltener in kleinen Gartchen Der Schadlingsbekampfung begegnen die Bauern mittels Trockenbestaubung der Reben zermahlene Erde Die sogenannten Asimi Trauben werden als Fruchte auf den Markt gebracht wo sie sich reger Nachfrage erfreuen Viele weitere Traubenarten eignen sich aber eher fur die Rosinenherstellung Raziqi Aswad Bayad u a Das vermutlich erst im 13 Jahrhundert von Athiopien in den Jemen gelangte cathinhaltige chemisch ein Amphetamin Strauchgewachs Qat erfreut sich einer derart hohen Beliebtheit dass dessen Anbauflachen auf Kosten von Nahrungspflanzen stetig vergrossert wurden und in der Folge mittels betrachtlicher Devisenvorrate Agrarguter importiert werden mussten die eigentlich uber den Binnenhandel hatten erhaltlich sein sollen 6 Insgesamt lasst sich sagen dass sich das landwirtschaftliche Anbauverhalten vorrangig am Prinzip der Selbstversorgung Subsistenzwirtschaft orientiert Allein dadurch kann ein Stamm die angestrebte politische Autonomie verfolgen 4 Die traditionelle Imkerei Bearbeiten Bienenzucht ist im Jemen seit rund 2000 Jahren belegt und in vielen Landesteilen anzutreffen 12 Uberwiegend wird Imkerei sesshaft betrieben was am Gewicht der Bienenkorbe oft auch an den Stammesstrukturen und den damit verbundenen Eigentumsverhaltnissen liegt Im Suden des Landes liegen die bedeutendsten Zuchtgebiete es sind Wanderzuchtgebiete Alle temporaren Bleiben sind traditionell erprobt Es wird Wert darauf gelegt dass die Bienenvolker erhalten bleiben und gleichwohl ein erntbarer Honiguberschuss abfallt Heute kommen fur den Transport LKW zum Einsatz fruher bediente man sich der Dromedare Die Wanderschaft verlauft uber Orte mit den jeweils zum Zeitpunkt des Eintreffens idealen Bedingungen was einem vortrefflichen Honig im Selbstverstandnis der Imker am besten entgegenkommt Fruhjahrsregenfalle zur Hauptfutterzeit der Bienen werden ebenso genutzt wie heisse und trockene Winter in Regionen der Euphorbia Blute die Regen wegen der Ausschwemmgefahr des Nektars schlecht vertragen und im ubrigen Jahr deshalb gemieden werden Besonders beliebt ist die Nutzung der Akazienblute Zwischen den Imkern besteht traditionell gute Kameradschaft was dem Berufsstand auch entgegenkommt denn es gilt immer wieder fluchtige Bienenschwarme nach Weiterzug des Eigentumers einzufangen und zu verwalten Der Imker arbeitet mit wenig oft sogar ohne Schutzkleidung da jemenitische Bienen als besonders gutmutig gelten so sie zuvorkommend behandelt werden Gerauchert wird mittels Euphorbia Eselmist oder Sackleinwand Manche Imker verstehen sich darauf schwache Bienenvolker durch Einbringung neuer Bienen in den Schwarm zu starken Kunstliche Anfutterung ist unublich Verluste in Trockenzeiten sind gross und werden in Kauf genommen Als Bienenstocke dienen traditionell ausgehohlte zylindrische Stammstucke vornehmlich des Sukam Baumes In anderen Fallen wird das Sukam Holz das sehr resistent gegen Insektenfrass ist zusammengezimmert zu holzklotzartigen Gebilden Die beiden Enden sind verschliessbar Die ubereinander gelagerten Bienenstocke werden noch vertaut um bei witterungsbedingter Ausdehnung des Holzes nicht herunterzufallen Weitere Materialien die fur den Bienenstockbau verwendet werden sind Ton gesplittetes Rohr und Mantel aus Kuhdung Die Erfahrungen lehrten die Imker die Bienenstocke in Normgrossen zu bauen Die Hohe wurde bei 9 cm veranschlagt da die Honigproduktion bei diesem Mass verbessert wird Bei dieser Hohe bauen die Bienen ein neues Wabenstuck fur den Honig getrennt von ihrer Brut Hohere Kasten wurden die Bienen zu dieser Mehrarbeit nicht anhalten Die Bienenstocke werden zumeist in der Weise zu einer Gruppe zusammengestellt als 9 12 Stocke in ein Hochgestell eingebracht werden Als Regal dient schon auch mal ein auf den Kopf gestelltes Bett Aus Stroh oder Palmstroh geflochtene Matten werden uber die Anordnung gelegt um vor der Sonne zu schutzen In solchen Formationen werden mehrere Bienenkorbgruppen zusammengestellt Die Honigernte erfolgt mehrmals im Jahr Werthaltiger einheimischer Honig wird baladi genannt und in jedem Falle einem Importprodukt vorgezogen Imker verkaufen ihren Honig nicht uber Kommissionen sondern direkt Reinheitstests erfolgen traditionell durch Ausrollen eines Honigtropfens im Sand Behalt er seine Form so ist der Honig rein denn der obligatorisch geringe Feuchtigkeitsgrad erhoht die Viskositat des Produkts Eine andere Methode sieht vor den Honigbehalter umzudrehen um uberprufen zu konnen wie schnell Luftblasen nach oben entweichen Ein langsamer Anstieg verrat Reinheit des Honigs Honig von hoher Qualitat ist im Jemen sehr teuer Der nachgefragteste Honig entstammt den Bluten des Syrischen Christusdorns Ziziphus spina christi Ein Liter dieses Erzeugnisses kostete bereits 1985 umgerechnet 250 DM Dahinter reihen sich Akazien Honigsorten wie Schwarzdorn Akazien Honig acacia mellifera Euphorbien Honig schmeckt eigentumlich nach scharfem Pfeffer bisbas und lost ein ungeahntes Brenngefuhl im Rachen aus bei geschmacklich zunachst orange blutenem Zugang Das Handwerk Bearbeiten nbsp Jemenitischer Krummdolch Jambia Dschanbiya Bei den Handwerkern wird zwischen den Bauernhandwerkern welche Mitglieder der bauerlichen Stammesgesellschaft sind und den Muzayyinin die als unterprivilegiert 13 angesehen werden unterschieden Muzayyinin unterliegen aufgrund ihres Status keinerlei Kontrollmassnahmen hinsichtlich ihres Produktionsumfeldes denn der supplementare Ansatz der allein die Autarkie und Unantastbarkeit des Stammes gegenuber Dritteinflussen im Blickfeld hat realisiert seine Souveranitat allein uber eine als notwendig erachtete Anzahl von ansassigen Handwerkern Den insoweit schutzlosen Muzayyinin verbleiben mithin die Tatigkeitsfelder die ein ansassiger Handwerker ablehnt Schlachten von Vieh Fellgerbungen Weben Topfern und Haareschneiden sind Aufgaben des Muzayyinin Die Tischlerei die Schmiedekunst und Hausbauberufe uben die Bauernhandwerker aus Als Stammesmitgliedern steht ihnen zudem die Zuweisung von landwirtschaftlichen Nutzungsarealen zu die bewirtschaftet werden konnen um ihre konjunkturbedingt nachfrageanfalligen Haupttatigkeiten kompensieren zu konnen Auch bei den Bauern und Handwerkern stellt sich der Stamm als patrilineare Abstammungsgemeinschaft dar Die Vorherrschaft fuhrt der Shaykh al Qabila Auf Stammesbezirke heruntergebrochen kommen die Shaykh s al Thumen und auf die Dorfer heruntergebrochen die Shaykh s al Qariya ins Spiel 14 Je nach Komplexitat werden die Aufgaben an die Shaykh s abgegeben 6 Aus den Zunften der Handwerker entstammen eine Vielzahl bemerkenswerter Produkte Leder wird verwendet fur Schuhe Westen Mantel und Gurtel Aber auch Sacke und Behalter zur Aufbewahrung diverser Guter werden aus Leder gefertigt Zum Gerben des Leders benutzt man ein Extrakt des Qaraẓ Baumes bisher nicht identifizierte Akazienart ou قرظ 15 Beruhmt seit jeher sind auch jemenitische Wolle Leinen und Baumwolle 9 Aus Leinen werden Obergewander gefertigt Barud die mit Wars sesamahnliche gelbe Pflanze eingefarbt werden Ebenso beruhmt sind Maafir Stoffe aus der Gegend von Malafir heute al Ḥugariya Gouvernement Taʿizz Schone Baumwoll bzw Seidenprodukte sind die Liḥaf deren Streifenmuster charakteristisch sind Auch wird viel gestickt Typisches Produkt das breite vielfarbige Stutzband Hibya Bedeutung haben ausserdem die Bergwerke und der Abraum von Gold Silber Blei Kupfer Zinn und Eisen bereits seit vorislamischer Zeit Die Produkte daraus sind zumeist dem Waffenhandwerk zuzuordnen Schwerter Pfeile und Lanzen 16 Die Silberschmuckherstellung war ein beruhmtes Handwerk der in Jemen ansassigen Juden bevor sie mit der grossen Exodus Welle Magic Carpet 1949 1950 nahezu vollstandig nach Israel auswanderten und dieser Tradition grosse Lucken bescherten Heute ist in der Waffentechnik insbesondere der Krummdolch Dschanbiya hervorzuheben Die Klinge des Krummdolches ist das Aufgabenfeld des Schmiedes Der aus Horn oder Silber gefertigte Griff untersteht der Kompetenz des Griffmachers Die Scheide des Dolches wird vom Scheidenmacher gefertigt Der Gurtel fur den Tragekomfort wird vom Gurtelmacher hergestellt 9 Fur den Jemeniten zahlt der Griff dann die Klinge und schliesslich die Scheide 3 Der Krummdolch hat seinen Ursprung bei den jemenitischen Karawanenhandlern Heute verkorpert er weniger die Waffe an sich als vielmehr Freiheit und Mannlichkeit 9 Der Markttausch Bearbeiten Tribale Markte sind vom Tauschhandel gepragt und finden periodisch wiederkehrend als Wochenmarkte statt Damit der Marktfrieden gewahrleistet ist wird er funktionell organisiert ḥokmaal Suq Die Marktleitung obliegt dem gewahlten Shaykh al Suq Dieser ist hauptverantwortlicher Marktfunktionar Beigestellt sind ihm Nebenfunktionare als Vermittler sog Musalih Stammesangehorige Sie haben Maklerstatus und durfen je 1 10 vom Kaufer wie vom Verkaufer fur ihre Dienste verlangen Ein weiterer Anteil der Erlose aus Tauschgeschaften geht an die Marktleitung und wird ebenfalls vom Marktvermittler einbehalten Dem Marktleiter kommt eine gewohnheitsrechtlich anerkannte Marktbesonderheit zur Hilfe Es ist die sogenannte Ḥaram Regel Diese Regel besagt dass es allen Marktteilnehmern untersagt ist zu streiten bzw sich tatlich auseinanderzusetzen sie dient dem bereits erwahnten Marktfrieden 17 Die Ḥaram Qualitat spiegelt eine kollektive Friedenszusage Verstosse werden schwer geahndet und konnen zum Verlust der eigenen Guter als ultima ratio sogar des Lebens fuhren Marktfremde sind angehalten Tausch und Handelsguter mitzunehmen um damit ihren Anreisezweck erkennbar zu machen Die ḥaram implezierte Schutzgarantie gilt fur die Dauer der Marktgeschafte fur jedermann also auch Fremde 6 Stadtische Handelsgesellschaften Bearbeiten nbsp Sanaa Blick uber die Dacher der Altstadt SanaasIn den Stadten leitet sich die Marktorganisation aus den Interessen der einzelnen Branchengruppen ab Dazu werden Wirtschaftsallianzen gebildet Alle Mitglieder dieser Allianzen sind rechtlich gleichgestellt Beschlusse werden in Versammlungen getroffen Jeder Branche steht ein gewahlter Aqil vor Dieser besorgt den Einkauf Er verteilt die fur die Herstellung der Gegenstande notwendigen Rohstoffe z B Holz fur den Tischler auf den Handwerker Er organisiert ausserdem die Einlagerung der Waren in die stadtischen Magazine Die Magazine stehen im Gemeinschaftseigentum der Branchenangehorigen Die Voraussetzungen fur die Konkurrenzfahigkeit am Markt sind unter den Branchenabhangigen also ausgewogen Alle Branchen wie die Tischler die Silber Eisen und Kupferschmiede Spengler Dolchgriffmacher Matratzenstopfer Steinmetze und andere mehr sind gleichermassen betroffen Die ubergeordnete Instanz aller Kaufmannsgruppen bildet die Handelskammer ghurfat al tidjara die 1963 aus der sogenannte Versammlung der Kaufleute madjilis al tidjara hervorging Preisbindungen Auslandswarenuberwachung und Steuerhoheit gehoren zum Kompetenzbereich dieser Handelskammern 6 Nachts bewacht der Shaykh al Layl als Hauptverantwortlicher das Marktareal Er haftet fur Ausfalle Bsp Diebstahl gegen Entlohnung reziprok burgschaftsahnlich Es ist verboten nachts das Marktgelande aufzusuchen weshalb der Shaykh al Layl ein ganzes Uberwachungssystem von Wachterhauschen die auf den Dachern der Ladenlokale postiert sind verantwortet Durch blossen Zuruf uber die Dacher kann auf diese Weise die Taterverfolgung aufgenommen werden Es gibt auch andere urbane Gesellschaften im Jemen Deren sozio okonomische Struktur ist durch den sogenannten Rentenkapitalismus vorgegeben Ein Beispiel fur diese Determination bietet die hadramautische Stadt Tarim In dem in dieser Stadt gepflegten System finden keine Reinvestitionen erworbenen Kapitals zur wirtschaftlichen Ausweitung von Wohlstandsinteressen fur die Gemeinschaft statt genauso wenig Innovationen Ertrage werden vielmehr abgeschopft und gehortet Wirtschaftliche Stagnation mit regelmassigen Verschuldungen und Lohnvorschussen der ohnehin niedrig entlohnten Arbeitskrafte spielen einer ausgepragten Ausbeutung zu Als Gegenverbund zu den Landeigentumern und Handelskontrolleuren haben sich die sogenannten Stadtviertel Organisationen gebildet Die Interessensvertretungen laufen hier nicht uber Branchen sondern vereinheitlicht uber die genannten Stadtviertel 6 Siehe auch BearbeitenTraditionelle Wirtschaftsform Geschichte des Judentums im JemenVerwendete Literatur BearbeitenYusuf Abdallah Die Vergangenheit lebt Mensch Landschaft und Geschichte im Jemen in Werner Daum Jemen Umschau Verlag Frankfurt Main ISBN 3 7016 2251 5 Walter Dostal Traditionelle Wirtschaft und Gesellschaft in Werner Daum Jemen Umschau Verlag Frankfurt Main ISBN 3 7016 2251 5 Hauptquelle fur den Artikel Walter Dostal Auf der Suche nach Zukunft in Werner Daum Jemen Umschau Verlag Frankfurt Main ISBN 3 7016 2251 5 Helmut Eger Runoff Agriculture A Case Study About the Yemini Highlands Wiesbaden Jemen Studien 7 Michael Hofmann Entwicklung und Entwicklungsplanung der beiden Jemen in Werner Daum Jemen Umschau Verlag Frankfurt Main ISBN 3 7016 2251 5 Jan Karpowicz Traditionelle Imkerei im Jemen in Werner Daum Jemen Umschau Verlag Frankfurt Main ISBN 3 7016 2251 5 Horst Kopp Die Landwirtschaft des Jemen Vom Mokka zum Qat in Werner Daum Jemen Umschau Verlag Frankfurt Main ISBN 3 7016 2251 5 Horst Kopp Hrsg Landerkunde Jemen Dr Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden 2005 ISBN 3 89500 500 2 Jurgen Schmidt Die sabaische Wasserwirtschaft von Marib in Werner Daum Jemen Umschau Verlag Frankfurt Main ISBN 3 7016 2251 5 Matthias Weiter Entwicklung und Entwicklungshilfe im Jemen in Werner Daum Jemen Umschau Verlag Frankfurt Main ISBN 3 7016 2251 5 Paul Yule Himyar Spatantike im Jemen Late Antique Yemen Linden Soft Aichwald 2007 ISBN 3 929290 35 9 Weitergehende Literatur BearbeitenWalter Dostal Die Beduinen in Sudarabien Wiener Beitrage zur Kulturgeschichte und Linguistik Bd XVI Horn Wien 1967 Walter Dostal Interpretation der sozio okonomischen Verhaltnisse sudarabischer Beduinen in Beitrage zur Sudasienforschung Bd 86 112 127 Wiesbaden 1983 Walter Dostal Handwerker und Handwerkstechniken in Tarim Sudarabien Hadramaut Publikationen zu wissenschaftlichen Filmen Sektion Volkerkunde Volkskunde Erganzungsband 8 Gottingen 1972 Ahmed Al Hubaishi Klaus Muller Hohenstein An introduction to the vegetation of Yemen Eschborn 1984 Horst Kopp Agrargeographie der Arabischen Republik Jemen Erlangen 1981 Erlanger Geographische Arbeiten Sonderband 11 Gunter Meyer Arbeitsmigration Binnenwanderung und Wirtschaftsentwicklung in der Arabischen Republik Jemen Jemen Studien Bd 2 Wiesbaden 1986 Anmerkungen Bearbeiten Michael Hofmann Entwicklung und Entwicklungsplanung der beiden Jemen S 421 a b c Paul Yule Himyar Spatantike im Jemen Late Antique Yemen S 56 ff s Lit a b Werner Daum JEMEN 3000 Jahre Geschichte Kultur und Kunst Von der Konigin von Saba zu einem modernen Staatswesen S 9 28 a b c Horst Kopp Die Landwirtschaft des Jemen Vom Mokka zum Qat S 365 369 Matthias Weiter Entwicklung und Entwicklungshilfe im Jemen S 435 a b c d e f g h i j k Walter Dostal Traditionelle Wirtschaft und Gesellschaft S 331 365 Helmut Eger Runoff Agriculture A case study about the Yemini Highlands Jemen Studien 7 1987 a b Landerkunde Jemen Herausgeber Horst Kopp Reichert Verlag Wiesbaden 2005 S S 106 119 a b c d Yusuf Abdallah Die Vergangenheit lebt Mensch Landschaft und Geschichte im Jemen S 472 488 Adolf Grohmann Kulturgeschichte des alten Orients Teile 3 4 S 140 ff mit Abbildungen Peter Przybilla Schlesische Landwirtschaft im 16 Jahrhundert zum Begriff Arl Boehm Chronik abgerufen am 29 Juni 2017 Jan Karpowicz Traditionelle Imkerei im Jemen S 370 Unterprivilegierung der Muzayyinin Walter Dostal Wolfgang Kraus Begrifflichkeiten zu den Shaykh s in Shattering tradition custom law and the individual in the Muslim Mediterranean Gerhard Lichtenthaler Political ecology and the role of water environment society and economy in Walter Dostal Auf der Suche nach der Zukunft S 441 ff 445 Ibrahim Cihan Haram und Halal in Kapitalmarktprodukte nach islamischem Recht Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Traditionelle Wirtschaftsformen im Jemen amp oldid 226696074