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Die Agrargesellschaft ist eine vormoderne Gesellschaft mit einem hohen Anteil an Beschaftigten in der Landwirtschaft als dem primaren Wirtschaftssektor Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Merkmale 3 Gegenwart 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Agrargesellschaft loste die Jager und Sammler Gemeinschaften ab und entstand erstmals um 9 500 v Chr mit der Erfindung des systematischen Pflanzenanbaus Die Domestizierung der Nutzpflanzen und um 8 500 bis 8 000 v Chr der Nutztiere war soweit fortgeschritten dass die Menschen ihre Arbeit uberwiegend als Bauern oder Viehzuchter organisierten Da die Angehorigen der Agrargesellschaft mit Ausnahme der Hirtenvolker wegen der Bodenbewirtschaftung meist sesshaft sind konnen grossere Bestande an materiellen Gutern zusammengetragen und errichtet werden 1 In der fruhen Agrargesellschaft entwickelte sich vermutlich nach und nach die gesellschaftsverandernde Idee des Grundeigentums Der Anthropologe Carel van Schaik und der Historiker Kai Michel schreiben zur Entstehung des Eigentums Die Landwirtschaft erforderte dass bestimmte Dinge nicht mehr allen gehorten Wie sollte man etwas ernten wenn sich vorher jeder bediente Das neue Eigentumskonzept zu etablieren bedurfte eines enormen intellektuellen Aufwandes der Idee dass es nun Dinge geben sollte die Einzelnen gehorten in einer Gemeinschaft Geltung zu verschaffen Mit dem Sesshaftwerden wurde eines der fundamentalen Gesetze menschlichen Zusammenlebens ausgehebelt eines das eine halbe Ewigkeit lang ein alltagliches Gebot gewesen war Nahrung muss geteilt werden Hier wird eine alltagliche lebensnotwendige Handlung das Sammeln von Fruchten nicht nur untersagt sie wird kriminalisiert Carel van Schaik und Kai Michel 2 Trotz der naheliegenden Schlussfolgerungen lasst sich auch diese Eigentumstheorie nicht beweisen Es bleibt offen wann und in welchem Zusammenhang das Eigentum tatsachlich die hohe Wertschatzung erlangte die es heute innehat Alle europaischen Gesellschaften zwischen der neolithischen Revolution und der industriellen Revolution waren Agrargesellschaften d h die kleinen und wenigen Stadte waren jeweils in ein grosseres agrarisch gepragtes Umfeld eingebettet das diese mit Lebensmitteln versorgte Die Umwandlung dieser Agrargesellschaften in Industriegesellschaften erfolgte unter anderem durch die Industrialisierung der Landwirtschaft Jeder landwirtschaftliche Betrieb konnte durch Einsatz von Maschinen und chemischen Dungemitteln ein Mehrfaches an Produkten erzeugen als fur die Versorgung der in diesem Betrieb arbeitenden Menschen meist Familienmitglieder notwendig war Dadurch wurden unter der haufigen Begleiterscheinung von massenhaftem Elend Arbeitskrafte fur die Industrie freigesetzt Im europaischen Mittelalter entwickelte sich ein Feudalsystem innerhalb der Agrargesellschaften Merkmale BearbeitenAlle modernen Gesellschaften waren Agrargesellschaften wandelten sich spater in Industriegesellschaften um im Laufe der Zeit Dienstleistungsgesellschaften zu werden Dieser historische Ablauf wird Drei Sektoren Hypothese genannt Er sagt aus dass in dem namensgebenden Sektor jeweils der Hauptanteil an Beschaftigung wie an wirtschaftlicher Wertschopfung stattfindet 3 Die Agrargesellschaft hebt sich von der Industrie und Dienstleistungsgesellschaft durch eine geringe Arbeitsteilung starke Selbstversorgung und geringer Pendelwanderung der Beschaftigten ab Die Menschen leben hier oft in Grossfamilien Freizeit und Arbeitszeit verschmelzen oft Die Bevolkerungsmehrheit ist mit der Herstellung von Agrarprodukten beschaftigt Die Geburten und Sterberaten sind beide hoch Das Zusammenleben ist haufig von einer gemeinsamen Religion alten Sitten Brauchen Traditionen und Gewohnheiten gepragt 4 Die mit geringem oder keinem maschinellen Einsatz hergestellten landwirtschaftlichen Produkte dienen dabei vor allem der Selbstversorgung sog Ackerschollenprinzip Handel mit landwirtschaftlichen Produkten findet nur in geringem Mass statt so dass der uberwiegende Teil der Bevolkerung in der landwirtschaftlichen Produktion beschaftigt ist Gegenwart BearbeitenDie industrialisierten Stadte und Zentren in der Dritten Welt sind auch heute noch meist von agrarisch dominierten Bereichen umschlossen Daraus resultierten zahlreiche gesellschaftliche und soziale Probleme da sich z B die Sozialisation auf dem Land entscheidend von der Sozialisation in einer industrialisierten Stadt unterscheidet Dies fuhrt oft zur sozialen und politischen Aufspaltung der Gesellschaften in Land und Stadtbevolkerung Einzelnachweise Bearbeiten Karl Heinz Hillmann Worterbuch der Soziologie Kroners Taschenausgabe Band 410 5 vollig uberarbeitete und erweiterte Auflage Kroner Stuttgart 2007 ISBN 978 3 520 41005 4 S 12f Kapitel Agrargesellschaft Carel van Schaik Kai Michel Das Tagebuch der Menschheit Was die Bibel uber unsere Evolution verrat Rowohlt Verlag Reinbek bei Hamburg 2016 S 64 ff ISBN 978 3 498 06216 3 Ditmar Brock Industrielle Revolution und moderne Industriegesellschaft Wiesbaden 2011 S 280 Karl Heinz Hillmann Worterbuch der Soziologie Kroners Taschenausgabe Band 410 5 vollig uberarbeitete und erweiterte Auflage Kroner Stuttgart 2007 ISBN 978 3 520 41005 4 S 12 Kapitel Agrargesellschaft Normdaten Sachbegriff GND 4125621 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Agrargesellschaft amp oldid 234159521