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Dieser Artikel behandelt den Prozess Martingal in der Wahrscheinlichkeitstheorie Zu Martingal im Reitsport siehe Hilfszugel Zu der entsprechenden Glucksspielstrategie siehe Martingalespiel Als Martingal bezeichnet man in der Wahrscheinlichkeitstheorie einen stochastischen Prozess der uber den bedingten Erwartungswert definiert wird und sich dadurch auszeichnet dass er im Mittel fair ist Martingale entstehen auf naturliche Weise aus der Modellierung von fairen Glucksspielen Vereinfacht kann man sagen ein Martingal beschreibt ein Nullsummenspiel Martingale wurden von Paul Levy in die Mathematik eingefuhrt Beim eindimensionalen Random Walk geht man in jedem Schritt x Achse mit Wahrscheinlichkeit 1 2 nach oben oder unten y Achse funf mogliche Pfade sind dargestellt Ist M n displaystyle M n die Position auf der y Achse zum Zeitpunkt n so erhalt man ein Martingal M n n displaystyle M n n Eng verwandt mit den Martingalen sind die Supermartingale dies sind stochastische Prozesse bei denen im Mittel ein Verlust auftritt und Submartingale dies sind stochastische Prozesse bei denen im Mittel ein Gewinn auftritt Inhaltsverzeichnis 1 Definition 1 1 Diskreter Fall 1 2 Zeitstetiger Fall 1 3 Supermartingale und Submartingale 1 4 Bemerkung 1 5 Allgemeiner Fall 1 6 Mehrdimensionaler Fall 2 Motivierendes Beispiel 3 Beispiele 3 1 Von einer Filtrierung erzeugtes Martingal 3 2 Polya Urne 3 3 Doob Martingal 4 Beispiele fur zeitstetige Martingale 5 Eigenschaften 5 1 Erwartungswert 5 2 Rechenregeln 5 3 Einfluss der Filtrierung 5 4 Orthogonalitat 6 Quadratische Variation und Exponentialmartingal 7 Wichtige Aussagen uber Martingale 7 1 Ungleichungen 7 2 Kombination mit Stoppzeiten 7 3 Martingaltransformation 7 4 Doob Zerlegung 7 5 Martingalkonvergenzsatz 8 Abgeleitete Prozessklassen 8 1 Lokale Martingale 8 2 Semimartingale 8 3 Ruckwartsmartingale 9 Herkunft des Wortes 10 Weblinks 11 Literatur 12 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenDiskreter Fall Bearbeiten Gegeben seien ein Wahrscheinlichkeitsraum W A P displaystyle Omega mathcal A P nbsp sowie eine Filtrierung F F n n N displaystyle mathbb F mathcal F n n in mathbb N nbsp Gegeben sei ein stochastischer Prozess X X n n N displaystyle X X n n in mathbb N nbsp auf W A displaystyle Omega mathcal A nbsp fur den gilt Der Prozess ist ein integrierbarer Prozess das heisst es ist E X n lt displaystyle operatorname E X n lt infty nbsp fur alle n N displaystyle n in mathbb N nbsp Der Prozess ist adaptiert an F displaystyle mathbb F nbsp das heisst X n displaystyle X n nbsp ist F n displaystyle mathcal F n nbsp messbar fur alle n N displaystyle n in mathbb N nbsp Dann heisst X displaystyle X nbsp ein Martingal bezuglich F displaystyle mathbb F nbsp wenn E X n 1 F n X n P f a s t s i c h e r f u r a l l e n N displaystyle operatorname E X n 1 mathcal F n X n quad P mathrm fast sicher f ddot u r alle n in mathbb N nbsp gilt Dabei bezeichnet E Y B displaystyle operatorname E Y mathcal B nbsp den bedingten Erwartungswert der Zufallsvariablen Y displaystyle Y nbsp gegeben die s Algebra B displaystyle mathcal B nbsp Zeitstetiger Fall Bearbeiten Sind ein Wahrscheinlichkeitsraum W A P displaystyle Omega mathcal A P nbsp sowie eine beliebige geordnete Indexmenge T displaystyle T nbsp meist T R displaystyle T subset mathbb R nbsp und eine Filtrierung F F t t T displaystyle mathbb F mathcal F t t in T nbsp gegeben so heisst ein integrierbarer an F displaystyle mathbb F nbsp adaptierter Prozess X X t t T displaystyle X X t t in T nbsp ein Martingal bezuglich F displaystyle mathbb F nbsp wenn fur alle s t T displaystyle s t in T nbsp gilt E X t F s X s P f a s t s i c h e r f u r a l l e s t displaystyle operatorname E X t mathcal F s X s quad P mathrm fast sicher f ddot u r alle s leq t nbsp Die Definition im diskreten Fall ist ein Spezialfall der Definition des zeitstetigen Falls Denn ist X n n N displaystyle X n n in mathbb N nbsp ein diskretes Martingal so gilt gemass der Turmregel E X n 1 F n 1 E E X n 1 F n F n 1 E X n F n 1 X n 1 displaystyle operatorname E X n 1 vert mathcal F n 1 operatorname E operatorname E X n 1 vert mathcal F n vert mathcal F n 1 operatorname E X n vert mathcal F n 1 X n 1 nbsp Induktiv folgt E X m F n X n displaystyle operatorname E X m vert mathcal F n X n nbsp fur alle m n displaystyle m geq n nbsp Supermartingale und Submartingale Bearbeiten Ein integrierbarer und an F displaystyle mathbb F nbsp adaptierter diskreter stochastischer Prozess heisst Submartingal wenn E X n 1 F n X n P f a s t s i c h e r f u r a l l e n N displaystyle operatorname E X n 1 mathcal F n geq X n quad P mathrm fast sicher f ddot u r alle n in mathbb N nbsp und Supermartingal wenn E X n 1 F n X n P f a s t s i c h e r f u r a l l e n N displaystyle operatorname E X n 1 mathcal F n leq X n quad P mathrm fast sicher f ddot u r alle n in mathbb N nbsp gilt Im stetigen Falle definiert man analog ein Submartingal uber E X t F s X s P f a s t s i c h e r f u r a l l e s t displaystyle operatorname E X t mathcal F s geq X s quad P mathrm fast sicher f ddot u r alle s leq t nbsp und ein Supermartingal uber E X t F s X s P f a s t s i c h e r f u r a l l e s t displaystyle operatorname E X t mathcal F s leq X s quad P mathrm fast sicher f ddot u r alle s leq t nbsp Submartingale sind also im Gegensatz zu Martingalen tendenziell steigend Supermartingale tendenziell fallend Bemerkung Bearbeiten Die Eigenschaft ein Sub Super Martingal zu sein kommt nicht stochastischen Prozessen allein zu sondern immer einem stochastischen Prozess in Kombination mit einer Filtrierung Daher sollte die Filtrierung immer mit angegeben werden Manche Autoren geben keine Filtrierung mit an wenn sie die von dem Prozess selbst erzeugte Filtrierung verwenden die durch F t E s X s s t displaystyle mathcal F t E sigma X s s leq t nbsp gegeben ist Wenn X t t T displaystyle X t t in T nbsp ein Martingal bezuglich einer Filtrierung F t t T displaystyle mathcal F t t in T nbsp ist dann ist es auch ein Martingal bezuglich F t E t T displaystyle mathcal F t E t in T nbsp Allgemeiner Fall Bearbeiten Sei I displaystyle I nbsp eine halbgeordnete Menge E E displaystyle E cdot E nbsp ein Banachraum W F P displaystyle Omega mathcal F P nbsp ein Wahrscheinlichkeitsraum mit einer Filtration F F t t I displaystyle mathbb F mathcal F t t in I nbsp und X X t t I displaystyle X X t t in I nbsp ein E displaystyle E nbsp wertiger Prozess darauf Dann nennt man X displaystyle X nbsp ein F displaystyle mathbb F nbsp P displaystyle P nbsp Martingal falls X displaystyle X nbsp F displaystyle mathbb F nbsp adaptiert ist t I displaystyle forall t in I nbsp ist X t L 1 W F t P E displaystyle X t in L 1 Omega mathcal F t P E nbsp das heisst E X t E lt displaystyle mathbb E X t E lt infty nbsp E X t F s X s displaystyle mathbb E X t mathcal F s X s nbsp P displaystyle P nbsp fast sicher fur alle s t I displaystyle s t in I nbsp mit t s displaystyle t geq s nbsp ist Falls zusatzlich gilt dass t I displaystyle forall t in I nbsp ist X t L p W F t P E displaystyle X t in L p Omega mathcal F t P E nbsp das heisst E X t E p lt displaystyle mathbb E X t E p lt infty nbsp dann ist X displaystyle X nbsp ein L p F P displaystyle L p mathbb F P nbsp Martingal oder kurz L p displaystyle L p nbsp Martingal 1 Mehrdimensionaler Fall Bearbeiten Analog ist ein d displaystyle d nbsp dimensionaler Prozess M M 1 M d displaystyle M M 1 dots M d nbsp ein Martingal in einem Raum S d displaystyle S d nbsp falls jede Komponente T i M M i displaystyle T i M M i nbsp ein ein dimensionales Martingal in S displaystyle S nbsp ist Motivierendes Beispiel BearbeitenDer Begriff des Martingals lasst sich als Formalisierung und Verallgemeinerung eines fairen Glucksspiels auffassen Sei dazu M 0 displaystyle M 0 nbsp das Startkapital des Spielers Dieses wird in vielen Fallen eine Konstante sein aber auch ein zufalliges Startkapital ist denkbar Der zufallige Gewinn im ersten Spiel werde mit X 1 displaystyle X 1 nbsp bezeichnet Er kann positiv null oder negativ also ein Verlust sein Das Kapital des Spielers nach dem ersten Spiel betragt M 1 M 0 X 1 displaystyle M 1 M 0 X 1 nbsp und allgemein nach dem n displaystyle n nbsp ten Spiel M n M 0 k 1 n X k displaystyle M n M 0 sum k 1 n X k nbsp wenn X k displaystyle X k nbsp den Gewinn im k displaystyle k nbsp ten Spiel bezeichnet Bei einem fairen Glucksspiel ist der Erwartungswert jedes Gewinns gleich null d h es gilt E X k 0 displaystyle E X k 0 nbsp fur alle k N displaystyle k in mathbb N nbsp Der Spielverlauf werde nun bis zum Zeitpunkt n displaystyle n nbsp einschliesslich beobachtet d h die Kapitalstande M 0 M 1 M n displaystyle M 0 M 1 dots M n nbsp seien bekannt Falls nun der Gewinn im nachsten also im n 1 displaystyle n 1 nbsp ten Spiel unabhangig vom bisherigen Spielverlauf ist dann berechnet sich das erwartete Gesamtkapital M n 1 M n X n 1 displaystyle M n 1 M n X n 1 nbsp nach dem nachsten Spiel unter Berucksichtigung aller zur Verfugung stehenden Informationen mit Hilfe der Rechenregeln fur bedingte Erwartungswerte als E M n 1 M 0 M n E M n M 0 M n E X n 1 M 0 M n M n E X n 1 M n displaystyle E M n 1 mid M 0 dots M n E M n mid M 0 dots M n E X n 1 mid M 0 ldots M n M n E X n 1 M n nbsp Damit ist gezeigt dass sich das Kapital eines Spielers der an einem fairen Glucksspiel teilnimmt als Martingal modellieren lasst Bei realen Glucksspielen wie beispielsweise beim Roulette ist jedoch wegen des Bankvorteils der erwartete Gewinn bei jedem Spiel im Allgemeinen negativ also E X k lt 0 displaystyle E X k lt 0 nbsp Dann ergibt sich analog zur obigen Rechnung E M n 1 M 0 M n M n displaystyle E M n 1 mid M 0 dots M n leq M n nbsp Aus Sicht des Spielers handelt es sich in diesem Fall um ein Supermartingal Merkspruch Supermartingale sind super fur die Spielbank Beispiele BearbeitenVon einer Filtrierung erzeugtes Martingal Bearbeiten Ist W A P displaystyle Omega mathcal A P nbsp ein Wahrscheinlichkeitsraum F F n n N displaystyle mathbb F mathcal F n n in mathbb N nbsp eine Filtration und X displaystyle X nbsp eine P displaystyle P nbsp integrierbare Zufallsvariable auf W A displaystyle Omega mathcal A nbsp Dann wird durch X n E X F n displaystyle X n operatorname E X mathcal F n nbsp ein Martingal bezuglich F displaystyle mathbb F nbsp definiert Um zu zeigen dass es sich um ein Martingal handelt rechnet man die Definition nach E X n 1 F n E E X F n 1 F n E X F n X n displaystyle operatorname E X n 1 mathcal F n operatorname E operatorname E X mathcal F n 1 mathcal F n operatorname E X mathcal F n X n nbsp Somit handelt es sich um ein Martingal Dabei ist die erste Umformung das Einsetzen der Definition die zweite eine Anwendung der Turmregel des bedingten Erwartungswertes und die dritte wieder Einsetzen der Definition Polya Urne Bearbeiten In einer Polya Urne liegen zu Beginn eine schwarze und eine weisse Kugel In jedem Schritt wird eine Kugel zufallig aus der Urne gezogen und im Anschluss mit einer weiteren gleichfarbigen Kugel gemeinsam zuruckgelegt Wenn X n displaystyle X n nbsp die Anzahl der schwarzen Kugeln in der Urne nach n displaystyle n nbsp Schritten bezeichnet so ist X n n 2 n 0 displaystyle left frac X n n 2 right n geq 0 nbsp ein Martingal bzgl der kanonischen Filtrierung Doob Martingal Bearbeiten Ein Spezialfall des obigen Martingals sind Doob Martingale Ist eine P integrierbare Zufallsvariable X displaystyle X nbsp gegeben und wird die Filtrierung durch eine Folge von Zufallsvariablen Y n n N displaystyle Y n n in mathbb N nbsp erzeugt also F n s Y 0 Y n displaystyle mathcal F n sigma Y 0 dots Y n nbsp so heisst das Martingal welches durch X n E X F n E X Y 0 Y n displaystyle X n operatorname E X mathcal F n operatorname E X Y 0 dots Y n nbsp definiert wird ein Doob Martingal benannt nach Joseph L Doob Beispiele fur zeitstetige Martingale Bearbeiten nbsp Wiener Prozess als Beispiel fur ein MartingalEin Wiener Prozess W t displaystyle W t nbsp ist ein Martingal ebenso sind fur einen Wiener Prozess W t displaystyle W t nbsp die Prozesse W t 2 t displaystyle W t 2 t nbsp und die geometrische brownsche Bewegung ohne Drift a exp s W t s 2 2 t displaystyle a exp left sigma W t frac sigma 2 2 t right nbsp Martingale Ein Poisson Prozess mit Rate l displaystyle lambda nbsp der um seinen Drift bereinigt wird also P l t P l t l t displaystyle hat P lambda t P lambda t lambda t nbsp ist ein Martingal Nach der Itō Formel gilt Jedes Itō Integral mit beschranktem Integranden ist ein Martingal Nach dem Itoschen Martingaldarstellungssatz lasst sich umgekehrt jedes Martingal sogar jedes lokale Martingal bezuglich einer von einer Brownschen Bewegung erzeugten Filtration als Ito Integral bezuglich ebendieser Brown schen Bewegung darstellen Jedes stetige Martingal ist entweder von unendlicher Variation oder konstant Jedes gestoppte Martingal ist wieder ein Martingal nbsp Gestoppte Brownsche Bewegung als Beispiel fur ein MartingalEigenschaften BearbeitenErwartungswert Bearbeiten Sei X t t T displaystyle X t t in T nbsp ein Martingal Es gilt fur alle s t displaystyle s leq t nbsp E X t E E X t F s E X s displaystyle operatorname E X t operatorname E operatorname E X t vert mathcal F s operatorname E X s nbsp Falls T displaystyle T nbsp total geordnet ist so ist der Erwartungswert von allen X t displaystyle X t nbsp also gleich Wenn X t displaystyle X t nbsp beispielsweise das Kapital eines Glucksspielers zum Zeitpunkt t displaystyle t nbsp modelliert so ist das Glucksspiel also in der Tat fair denn der Erwartungswert des Kapitals ist gleich dem Anfangskapital Rechenregeln Bearbeiten X displaystyle X nbsp ist genau dann ein Submartingal wenn X displaystyle X nbsp ein Supermartingal ist Sind X Y displaystyle X Y nbsp Sub Supermartingale und ist a b 0 displaystyle a b geq 0 nbsp dann ist auch a X b Y displaystyle aX bY nbsp ein Sub Supermartingal Sind X Y displaystyle X Y nbsp Martingale so ist auch a X b Y displaystyle aX bY nbsp ein Martingal fur a b R displaystyle a b in mathbb R nbsp Sind X Y displaystyle X Y nbsp Supermartingale dann ist auchZ min X t Y t t T displaystyle Z min X t Y t t in T nbsp dd ein Supermartingal Sind X Y displaystyle X Y nbsp Submartingale dann ist auchZ max X t Y t t T displaystyle Z max X t Y t t in T nbsp dd ein Submartingal Ist f displaystyle varphi nbsp eine konvexe Funktion und X displaystyle X nbsp ein Martingal und gilt E f X t lt displaystyle operatorname E varphi X t lt infty nbsp so ist f X t t T displaystyle varphi X t t in T nbsp ein Submartingal Einfluss der Filtrierung Bearbeiten Sind zwei Filtrierungen F F displaystyle mathcal F mathcal F nbsp gegeben und ist F displaystyle mathcal F nbsp kleiner als F displaystyle mathcal F nbsp in dem Sinne dass fur jedes t displaystyle t nbsp gilt F t F t displaystyle mathcal F t subset mathcal F t nbsp so ist jedes F displaystyle mathcal F nbsp Martingal auch ein F displaystyle mathcal F nbsp Martingal Orthogonalitat Bearbeiten Seien X Y displaystyle X Y nbsp zwei quadratintegrierbare Martingale mit X 0 Y 0 0 displaystyle X 0 Y 0 0 nbsp und seien X Y displaystyle X infty Y infty nbsp ihre terminalen Werte dann heissen sie schwach orthogonal wenn E X Y 0 displaystyle mathbb E X infty Y infty 0 nbsp stark orthogonal wenn X Y displaystyle XY nbsp ein gleichmassig integrierbares Martingal ist oder aquivalent wenn X Y t 0 displaystyle langle X Y rangle t 0 nbsp 2 Quadratische Variation und Exponentialmartingal BearbeitenIst die quadratische Variation M displaystyle langle M rangle nbsp eines stetigen beschrankten Martingals M t displaystyle M t nbsp oder eines mit endlichen exponentiellen Momenten endlich so ist der stochastische Prozess X t M t 2 M t displaystyle X t M t 2 langle M rangle t nbsp ebenfalls ein Martingal Ebenso ist das sogenannte Exponentialmartingal von M t displaystyle M t nbsp gegeben durch X t e M t 1 2 M t displaystyle X t e left M t frac 1 2 langle M rangle t right nbsp ein Martingal Dies folgt aus dem Kazamaki Kriterium Wichtige Aussagen uber Martingale BearbeitenUngleichungen Bearbeiten Die wichtigsten Ungleichungen im Bezug auf Martingale sind die Doobsche Maximalungleichung und die Aufkreuzungsungleichung Die Doobsche Maximalungleichung liefert eine Abschatzung dafur welcher Maximalwert eines Martingals bis zu einem gegebenen Zeitpunkt nicht uberschritten wird Die Aufkreuzungsungleichung liefert eine Aussage daruber wie oft ein Submartingal ein vorgegebenes Intervall von unten nach oben durchquert Kombination mit Stoppzeiten Bearbeiten Das Optional Stopping Theorem und das Optional Sampling Theorem kombinieren Stoppzeiten mit Martingalen und beschaftigen sich mit den Eigenschaften und Erwartungswerten der gestoppten Prozesse Mit diesen Ergebnissen kann man zeigen dass keine Abbruchstrategie fur ein faires Spiel existiert die fur den Spieler vorteilhaft ist Martingaltransformation Bearbeiten Hauptartikel Martingaltransformation Ein Martingal und ein vorhersagbarer lokal beschrankter Prozess lassen sich mittels des diskreten stochastischen Integrals zu einem neuen Martingal kombinieren Man nennt diesen Prozess dann die Martingaltransformierte des ursprunglichen Martingals Die Martingaltransformierte ist wieder ein Martingal Dies hat weitreichende Folgen fur die Existenz von Spielstrategien in fairen Spielen die dem Spieler im Mittel Gewinn bringen Modelliert das Martingal das faire Spiel und der vorhersagbare lokal beschrankte Prozess die Spielstrategie so folgert aus der Martingaltransformation dass es keine Spielstrategie gibt die dem Spieler im Allgemeinen einen Vorteil bringt Doob Zerlegung Bearbeiten Die Doob Zerlegung erlaubt fur jeden adaptierten integrierbaren stochastischen Prozess eine Zerlegung in ein Martingal und einen vorhersagbaren Prozess Martingalkonvergenzsatz Bearbeiten Der Martingalkonvergenzsatz liefert fur Zufallsvariablen die ein Martingal bilden Kriterien unter denen sie fast sicher oder im p ten Mittel konvergieren Abgeleitete Prozessklassen BearbeitenLokale Martingale Bearbeiten Lokale Martingale sind Prozesse fur die eine monoton wachsende Folge von Stoppzeiten existiert so dass fur jede Stoppzeit der gestoppte Prozess ein Martingal ist Semimartingale Bearbeiten Semimartingale sind eine Klasse von adaptierten Prozessen mit Cadlag Pfaden Die Pfade sind rechtsseitig stetig und die linksseitigen Limites existieren die sich in ein lokales Martingal ein Prozess mit lokal endlicher Variation und einen fast sicher endlichen Anteil zerlegen lassen Ruckwartsmartingale Bearbeiten Ruckwartsmartingale sind Martingale bei denen die Indexmenge umgekehrt wird Sie laufen quasi falschherum bzw von hinten nach vorne Herkunft des Wortes BearbeitenDie Martingale ist eine seit dem 18 Jahrhundert bekannte Strategie im Glucksspiel bei der nach einem verlorenen Spiel der Einsatz erhoht im einfachsten Fall verdoppelt wird so dass im hypothetischen Fall unerschopflichen Vermogens unerschopflicher Zeit und der Nichtexistenz eines Hochsteinsatzes sicherer Gewinn eintrate 3 Was den Ursprung des Wortes und nicht des Konzepts betrifft so findet sich das erste Zitat in der Dissertation Etude critique de la notion de collectif von Jean Andre Ville Dort tritt das Wort in Kapitel IV dritter Absatz im Ausdruck systeme de jeu ou martingale Spielsystem oder Martingal auf jedoch gibt er ab dem folgenden Kapitel den Ausdruck Spielsystem vollstandig auf und behalt nur Martingal Er macht an anderer Stelle deutlich dass dieser Name direkt aus dem Wortschatz der Spieler entlehnt ist Tatsachlich war es zu dieser Zeit nicht ungewohnlich dass Spieler die behaupteten eine sichere Gewinnstrategie zu haben mit Probabilisten sprachen Ville selbst traf einen gewissen Parcot der die Roulette Ergebnisse analysierte um seine angeblich sichere Gewinnstrategie oder sein Martingal zu erhalten Das Wort war daher den Probabilisten vertraut und wurde auf das mathematische Konzept ubertragen dessen erste Beispiele aus Spielen stammten 4 5 Da die Martingale das bekannteste Spielsystem war und ist wurde der Begriff auch als Synonym fur Spielsystem gebraucht und fand so Eingang in die mathematische Literatur 6 Das Wort Martingale selbst stammt aus dem Provenzalischen und leitet sich von der franzosischen Stadt Martigues im Departement Bouches du Rhone am Rande der Camargue ab deren Einwohner fruher als etwas naiv galten Der provenzalische Ausdruck jouga a la martegalo bedeutet so viel wie sehr waghalsig zu spielen Der Martingal genannte Hilfszugel soll ebenfalls nach der Stadt Martigues benannt sein hierbei handelt es sich um einen optionalen Teil der Pferdeausrustung der das Pferd daran hindern soll den Kopf nach oben zu reissen und zu steigen Dass dieser Hilfszugel ebenfalls Martingal genannt wird war den Pionieren der Martingaltheorie nicht bekannt 6 und hat mit der mathematischen Begriffsbildung nichts zu tun Weblinks BearbeitenA N Shiryaev Martingale In Michiel Hazewinkel Hrsg Encyclopedia of Mathematics Springer Verlag und EMS Press Berlin 2002 ISBN 1 55608 010 7 englisch encyclopediaofmath org Eric W Weisstein Martingale In MathWorld englisch Literatur BearbeitenHistorische LiteraturPaul Levy Calcul de probabilites Gauthier Villars Paris 1925 J L Doob Stochastic Processes Wiley New York 1953 EinfuhrungenDavid Williams Probability with Martingales Cambridge University Press Cambridge 1991 ISBN 0 521 40605 6 Heinz Bauer Wahrscheinlichkeitstheorie 5 Auflage de Gruyter Berlin 2002 ISBN 3 11 017236 4 Diskrete MartingaleHarald Luschgy Martingale in diskreter Zeit Theorie und Anwendungen Springer Berlin Heidelberg 2013 ISBN 978 3 642 29960 5 J Neveu Discrete Parameter Martingales North Holland Amsterdam 1975 Y S Chow und H Teicher Probability Theory Independence Interchangeability Martingales Springer New York 1997 Stetige MartingaleC Dellacherie P A Meyer Probabilites et potentiel I IV Hermann Paris 1975 1987 Englische Ubersetzung bei North Holland AnwendungenR Bouss Optimierung des Kreditgeschaftes mit Martingalen Haupt Bern 2003 Einzelnachweise Bearbeiten Tuomas Hytonen Jan van Neerven Mark Veraar und Lutz Weis Analysis in Banach Spaces Volume I Martingales and Littlewood Paley Theory Hrsg Springer Cham 2016 doi 10 1007 978 3 319 48520 1 auf allgemeinen Banachraumen Philip E Protter Stochastic Integration and Differential Equations Hrsg Springer Berlin 2003 ISBN 3 540 00313 4 S 179 H Bauer Wahrscheinlichkeitstheorie de Gruyter Berlin 1991 S 144 The Origins of the Word Martingale Roger MANSUY abgerufen am 2 Januar 2023 englisch Andrew Shepard Testen und Analysieren des Grand Martingale Systems In roulette77 de 25 November 2022 abgerufen am 2 Januar 2023 a b The Origins of the Word Martingale auf jehps net S 1 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martingal amp oldid 238506925