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Der Sumpflaufer Calidris falcinellus 1 Syn Limicola falcinellus ist ein kleiner Watvogel aus der monotypischen Gattung Limicola Er besiedelt Sumpfgebiete in Fennoskandien und Sibirien und uberwintert vorwiegend an den subtropischen und tropischen Kusten der alten Welt In Mitteleuropa ist er vereinzelt als Durchzugler zu beobachten SumpflauferSumpflaufer Calidris falcinellus der ostlichen Unterart sibiricaSystematikKlasse Vogel Aves Unterklasse Neukiefervogel Neognathae Ordnung Regenpfeiferartige Charadriiformes Familie Schnepfenvogel Scolopacidae Gattung Strandlaufer Calidris Art SumpflauferWissenschaftlicher NameCalidris falcinellus Pontoppidan 1763 Sumpflaufer der NominatformZwei Sumpflaufer der ostlichen Unterart auf der Nahrungssuche Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Stimme 3 Verbreitung 4 Wanderungen 5 Lebensraum 6 Nahrung und Nahrungserwerb 7 Fortpflanzung 8 Bestand 9 Interne Systematik 10 Sonstiges 11 Belege 11 1 Literatur 11 2 Einzelnachweise 11 3 WeblinksBeschreibung BearbeitenDer Sumpflaufer ist insgesamt einem Strandlaufer der Gattung Calidris ahnlich und ist mit 16 bis 17 cm Korperlange etwas kleiner als ein Alpenstrandlaufer Etwa drei Zentimeter entfallen davon auf die Schnabellange 2 Die Beine sind kurzer als beim Alpenstrandlaufer und setzen relativ weit hinten an Die Flugelspannweite des Sumpflaufers betragt 36 bis 40 Zentimeter Das Gewicht variiert zwischen 30 und 45 Gramm 2 Das charakteristischste Merkmal ist der mittellange dunkelbraune Schnabel der bis auf die Schnabelspitze weich und biegsam ist und dessen Spitze leicht bisweilen geknickt wirkend herabgebogen ist Im Brut und Jugendkleid ist der Sumpflaufer oberseits dunkel gefiedert mit weissen bis rahmfarbenen Federsaumen Aufgrund einer doppelten V formigen Streifung des Ruckens die durch helle Rander der Schulterfedern gebildet wird kann er mit der Zwergschnepfe und dem Zwergstrandlaufer verwechselt werden Im Flug wirkt der Vogel oberseits sehr dunkel mit sehr undeutlicher heller Flugelbinde Der Schwanz ist gezeichnet wie beim Alpenstrandlaufer die Seiten wirken jedoch heller Der Kopf ist oberseits ebenfalls dunkel gefarbt mit einem auffalligen vor dem Auge sich gabelnden Uberaugenstreif Die Unterseite ist weisslich hell mit einer dunklen Strichelung die sich von den Kopfseiten abwarts uber die Brust grober werdend bis auf die Flanken erstrecken kann Beim Jugendkleid ist diese heller und reicht meist nur auf die Brust Insgesamt wirkt das Jugendkleid heller und sauberer als das der Altvogel das mit der Abnutzung der hellen Federsaume im Verlauf der Brutzeit immer dunkler wird Das Ruhekleid ist sehr viel unauffalliger und oberseits grau bis braungrau Eventuell kann ein dunkler Flugelbug vorhanden sein wie beim Sanderling Auf dem Rucken konnen sich verwaschen schwach die dunklen Federzentren des Brutkleides andeuten Der gegabelte Superciliarstreifen ist meist vorhanden aber undeutlicher ausgepragt die V formige Ruckenstreifung fehlt Stimme BearbeitenDer Stimmfuhlungsruf ist ein leises gereihtes djip 3 Der Flugruf ist ein melodisches leicht raues und abfallendes tjiup das in mehrsilbigen Rufreihen zu horen ist Der Gesang ist ein ebenfalls melodischer schwirrender Triller in dem ein leicht knarrender Unterton mitschwingt und der in mehrsilbiger Rufreihe innerhalb einer Phrase entweder auf gleichbleibender Hohe oder in die Hohe gezogen vorgetragen wird Horbeispiel 4 Reihen aus den beiden unterschiedlichen Phrasen konnen sich abwechseln Erstere erinnert an Rufe des Grunlings ist jedoch schneller und lerchenahnlicher letztere ahnelt ein wenig dem Flugruf des Ziegenmelkers ist jedoch wesentlich hoher 5 Verbreitung Bearbeiten nbsp Brutverbreitung 1 ssp falcinellus 2 ssp sibirica und Uberwinterungsgebiete 3 des SumpflaufersDas Brutgebiet dieser palaarktischen Art ist aufgrund ihrer Lebensraumanspruche recht zergliedert die Verbreitung der ostlichen Unterart sibirica weitgehend ungeklart In Nordeuropa erstreckt sich das Areal von Sudnorwegen der sudlichste Brutplatz ist hier die Hardangervidda durch das ostliche Mittelschweden bis Nordschweden und nach Finnland wo das Vorkommen etwa bis Oulu reicht vereinzelt gibt es aber noch sudlichere Vorkommen Ostwarts reicht das Brutgebiet bis auf die Halbinseln Kola und Kanin Das Vorkommen in der Waldtundra Westsibiriens ist weitgehend unerforscht wird aber durch Zugbeobachtungen bestatigt 6 Das Vorkommen der ostlichen Unterart ist mindestens in den Tundren der Taimyrhalbinsel und im Anabar Gebiet im Tiefland der Allaicha und im Kolyma Delta bestatigt Wanderungen BearbeitenAuf dem Herbstzug der bereits im Juli beginnt und in den Brutgebieten bis Ende August abgeschlossen ist zieht die uberwiegende Anzahl der fennoskandischen Populationen des Sumpflaufers in breiter Font sudostwarts uber den Raum um das Schwarze Meer hinweg Ein bedeutendes Rastgebiet ist hier der Sywasch am Asowschen Meer Ostwarts wird die Region des Kaspischen Meeres westwarts der ostliche Mittelmeerraum beruhrt Vermutlich uberschneiden sich die Zugrouten der ostlichsten europaischen Populationen mit denen der westsibirischen in Kasachstan Vereinzelt zieht die Art auch sudlich oder sudwestlich uber Europa Regelmassige Beobachtungen erfolgen vom westlichen Ostseeraum sudwarts bis Italien weiter westwarts zahlt der Sumpflaufer zu den Ausnahmegasten Die Hauptuberwinterungsgebiete liegen an den Kusten des Roten Meeres in Eritrea und dem Sudan sowie am Golf von Aden am persischen Golf in Indien und Sri Lanka Auch im sudlicheren Afrika gibt es einige kleinere Uberwinterungsgebiete beispielsweise an den ostafrikanischen Seen sudwarts bis zum Rudolfsee und an der Sabaki Mundung in Kenia In Namibia Natal und der sudafrikanischen Kapprovinz gibt es ebenfalls Winterbeobachtungen in grosserer Zahl Die etwa 16000 Vogel der ostsibirischen Populationen ziehen uber den fernen Osten und uberwintern in Sudostasien Indonesien und Australien Der Heimzug beginnt vermutlich schon zogerlich im April und erreicht im Mai seinen Hohepunkt die meisten skandinavischen Vogel treffen Ende Mai bis Anfang Juni in den Brutgebieten ein Ein Teil ubersommert auch in den Uberwinterungsgebieten bzw nordlich davon Vermutlich handelt es sich hierbei um nicht geschlechtsreife Tiere Lebensraum BearbeitenIm europaischen Brutgebiet besiedelt der Sumpflaufer vor allem besonders nasse schlammige Stellen in Strangmooren Seggenmooren und Gebirgshochmooren Er bevorzugt besonders unzugangliche Schlenken mit Flachen aus feinem Torfschlamm die durch offene Wasserflachen abgegrenzt werden und einen leichten Bewuchs aus Seggen Wollgras oder Rosmarinheide aufweisen Die Habitate konnen sehr klein 1 2 ha sein auf der Halbinsel Kanin wurde beobachtet dass Paare auf torfmoosbewachsenen Inselchen innerhalb kleiner Flusschen bruteten 7 Der Sumpflaufer brutet in Schweden und Finnland vorwiegend im Tiefland ist aber auch wie beispielsweise in Norwegen in geeigneten Lebensraumen uber der Baumgrenze bis zu 1000 Meter uber dem Meer zu finden Auf dem Zug ist die Art weniger wahlerisch sie rastet im Binnenland an sumpfigen Ufern Schlammflachen oder Klarteichen In den Winterquartieren ist sie meist an Kusten zu finden hier bevorzugt sie Strommundungen Lagunen seichte Buchten und schlammige Spulflachen Sandige oder steinige Habitate meidet sie weitgehend Nahrung und Nahrungserwerb BearbeitenUber die Nahrung des Sumpflaufers ist wenig bekannt sie besteht aber zum uberwiegenden Teil aus tierischer Nahrung seltener aus Pflanzensamen Bei Untersuchungen an Mageninhalten ziehender Sumpflaufer wurden zu einem grossen Teil wasserlebende Schnecken Wasserkafer Zweiflugler und insbesondere deren Larven aber auch andere Insekten Kleinkrebse und Muscheln festgestellt 8 Bei Beobachtungen in den Uberwinterungsgebieten wurden zudem Polychaeten erbeutet Uber die Nahrung in den Brutgebieten ist noch weniger bekannt hier werden lediglich Kafer und verschiedene Larven erwahnt 9 Die Nahrungsaufnahme ahnelt der des Zwergstrandlaufers In einigem Abstand zu anderen Individuen watet der Vogel bis zum Bauch im flachen Wasser oder dunnen Schlick kurze Strecken werden nach Wasserlauferart geschwommen Die Beute wird von der Oberflache abgesammelt oder aus seichtem Wasser gepickt Dipteren werden auch aus der Luft gefangen Tieferes Sondieren mit dem Schnabel findet nur im besonders dunnen Schlamm statt Aufgrund der morphologischen Besonderheiten der Schnabelform dem verstarkten Oberkieferknochen und der besonders ausgepragten Kiefer und Zungenmuskulatur wurde u a vermutet dass der Sumpflaufer zu grosser Kraftaufwendung beim Nahrungserwerb befahigt ist Dies wird aber nicht durch genauere Untersuchungen gestutzt 10 Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Eier Sammlung Museum WiesbadenSumpflaufer werden vermutlich zumindest zum Teil erst gegen Ende des zweiten Jahres geschlechtsreif Dies lassen die Beobachtungen von Ubersommerungen im Winterquartier vermuten Uber Balz und Paarbildung ist wenig bekannt Das Mannchen fliegt zu Beginn der Brutzeit Singfluge uber dem Revier Da die Art aber kaum territoriales Verhalten zeigt und oft in kleinen Ansammlungen mit geringem Nestabstand 80 100 m in Einzelfallen 9 m brutet scheint der Singflug nur der Balz zu dienen Gelegentlich lasst sich das singende Mannchen auf Baumen nieder Aufgrund der spaten Ankunft im Brutrevier wird etwa eine Woche darauf mit der Eiablage begonnen Das Nest befindet sich an unzuganglichen nassen Platzen gelegentlich auf einer Erhohung manchmal fast im Wasser meist von der Vegetation verborgen Das Mannchen legt 2 3 Nistmulden an von denen das Weibchen eine aussucht Die Nistmulde wird ein wenig mit Laub von Zwergbirke Sumpfporst Weide u a oder dunnen Halmen ausgekleidet Das Gelege besteht aus vier seltener drei Eiern Diese sind durchschnittlich 32 23 mm gross kurz bis langkreiselig immer stark zugespitzt und auf blass braunlich gelbem Grund fein gesprenkelt Die Sprenkelung kann wie ein feiner rotlicher Uberzug wirken ansonsten variiert die Fleckenfarbe zwischen Grau Dunkel und Rotlichbraun mitunter sind zwei bis drei Farbtone auf einem Ei vertreten Einige Flecken sind grosser und haufen sich meist am stumpfen Ende Die Schale kann bisweilen stark glanzen Die fruhesten Gelege findet man ab dem 8 Juni die Hauptlegezeit liegt in der zweiten Junihalfte Weitere Details zum Brutverhalten sind nicht bekannt Bestand BearbeitenDer europaische Brutbestand zu Beginn des 21 Jahrhunderts betragt zwischen 9 200 und 22 000 Brutpaare Das europaische Brutareal beschrankt sich auf Finnland 5 000 bis 15 000 Brutppare Schweden 3 000 bis 4 500 Brutpaare Norwegen 1 000 bis 15 000 Brutpaare und den europaischen Teil Russlands mit 200 bis 1 200 Brutpaaren 11 Gefahrdungsursachen fur diese Art sind vor allem Habitatverluste in den Brutgebieten Diese entstehen vor allem durch Trockenlegung von Feuchtgebieten oder insbesondere in Finnland durch Anlage kunstlicher Seen Hinzu kommt eine zunehmende Zerstorung von Rast und Uberwinterungshabitaten im Osten Europas Arabiens und Afrikas durch Durren oder gezielte Trockenlegung 11 Interne Systematik BearbeitenDie Art wird in zwei Unterarten gegliedert wobei sich die europaische Nominatform im Brutkleid durch eine dunklere Oberseite und im Ruhekleid durch eine kraftigere Farbung auszeichnet Calidris falcinellus falcinellus Pontoppidan 1763 Nordeuropa bis zur Kanin Halbinsel Calidris falcinellus sibirica Dresser 1876 Nordliches Sibirien ostlich des JenisseiSonstiges BearbeitenDie deutsche Zeitschrift Limicola Zeitschrift fur Feldornithologie tragt neben der Synonymbezeichnung auch eine Zeichnung des Sumpflaufers im Titel Belege BearbeitenLiteratur Bearbeiten Hans Gunther Bauer Einhard Bezzel und Wolfgang Fiedler Hrsg Das Kompendium der Vogel Mitteleuropas Alles uber Biologie Gefahrdung und Schutz Band 1 Nonpasseriformes Nichtsperlingsvogel Aula Verlag Wiebelsheim Wiesbaden 2005 ISBN 3 89104 647 2 U N Glutz von Blotzheim K M Bauer Handbuch der Vogel Mitteleuropas HBV Band 6 Charadriiformes 1 Teil Schnepfen Mowen und Alkenvogel AULA Verlag ISBN 3 923527 00 4 B Svensson P Tomkovich in W J M Hagemeijer M J Blair The EBCC Atlas of European Breeding Birds their distribution and abundance T amp A D Poyser London 1997 ISBN 0 85661 091 7 A Harris L Tucker K Vinicombe Vogelbestimmung fur Fortgeschrittene Ahnliche Arten auf einen Blick Frank Kosmos Stuttgart 1991 ISBN 3 440 06226 0 Richard Sale A Complete Guide to Arctic Wildlife Verlag Christopher Helm London 2006 ISBN 0 7136 7039 8 Einzelnachweise Bearbeiten Broad billed Sandpiper Calidris falcinellus bei HBW Alive a b Sale S 198 Glutz v Blotzheim S 748 s Literatur XC58592 Sumpflaufer Calidris falcinellus Horbeispiel Abgerufen am 23 Oktober 2019 beschrieben nach Jean C Roche Die Vogelstimmen Europas auf 4 CDs Rufe und Gesange von 396 Vogelarten Kosmos Verlag ISBN 3 440 07030 1 Glutz v Blotzheim S 749 und Svensson Tomkovich s Literatur Svensson Tomkovich s Literatur Glutz v Blotzheim Tabelle S 759 s Literatur Glutz v Blotzheim S 760 s Literatur Burton 1971 in Glutz v Blotzheim S 760 s Literatur a b Bauer et al S 521 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sumpflaufer Album mit Bildern Videos und Audiodateien Europaische Bestandszahlen 1994 bei Birdlife International PDF Datei 248 kB Calidris falcinellus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2008 Eingestellt von BirdLife International 2008 Abgerufen am 1 Februar 2009 Sumpflaufer Calidris falcinellus bei Avibase Sumpflaufer Calidris falcinellus auf eBird org xeno canto Tonaufnahmen Sumpflaufer Calidris falcinellus Broad Billed Sandpiper Calidris falcinellus in der Encyclopedia of Life englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sumpflaufer amp oldid 239103500