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Die evangelisch lutherische Kirche St Sixtus und Sinicius ist eine denkmalgeschutzte Kirche in Hohenkirchen in der Gemeinde Wangerland in Niedersachsen Die spatromanische Granitquaderkirche wurde im 12 Jahrhundert errichtet St Sixtus und Sinicius Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Altar 3 2 Kanzel 3 3 Taufstein 3 4 Sandsteinepitaph 3 5 Orgel 4 Glockenturm 5 Kriegerdenkmal vor der Kirche 6 Siehe auch 7 Literatur 7 1 Zu Munstermann 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Kirche mit dem Patrozinium St Sixtus und Sinicius geht zuruck auf eine im 9 Jahrhundert vom Heiligen Ansgar gegrundete Holzkirche die die Mutterkirche des historischen Gaus Wanga war Als Gaukirche war sie Sendkirche fur die umliegenden Kirchen von Mederns Minsen Tettens Middoge Wiarden Wuppels Oldorf und Wangerooge Eine steinerne Kirche wurde um 1143 auf einer sechs Meter hohen Warft gebaut Der im 13 Jahrhundert geschaffene romanische Abendmahlskelch befindet sich heute im Niedersachsischen Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte ebenfalls eine um 1500 geschnitzte Anna selbdritt 1 Uber die Prediger seit der Reformation existieren ausfuhrliche Aufzeichnungen 2 Architektur BearbeitenDie heutige Kirche ist 33 Meter lang 13 Meter breit und hat eine Giebelhohe von 19 5 Metern Sie ist eine spatromanische Granitquaderkirche mit Rundbogenfenstern in den Langswanden und einer halbrunden Apsis die rund hundert Jahre spater angebaut wurde Die Kirche besteht uberwiegend aus Granitquadern und zeichnet sich durch eine sehr sorgfaltige Bearbeitung der Granitquader aus Die Bausubstanz ist fast ursprunglich lediglich der Westgiebel ist wetterbedingt durch ein Backsteinmauerwerk ersetzt worden Die Fenstersturze des Langhauses sind aus Sandsteinen gearbeitet die aus den Steinbruchen im Weserbergland stammen Diese Bauweise ist typisch fur einige Granitquaderkirchen der Region sowie fur Kirchen am Unterlauf und der Mundung der Weser sowie im Ammerland 3 Im Mittelalter diente sie vermutlich als Wehrkirche da Reste eines doppelten Grabens um die Kirche gefunden wurden nbsp Blick durch das Kirchenschiff zu Altar Kanzel und TaufsteinAusstattung BearbeitenAltar Bearbeiten Der Altar der Kirche gilt als einer der schonsten Schnitzaltare des Hamburger Bildhauers Ludwig Munstermann und ist das bedeutendste Kunstwerk der Kirche Er stammt aus dem Jahr 1620 Mit seiner juwelenhaftigen Farbigkeit vor den weissen Apsiswanden beherrscht er den ganzen Kirchenraum Das Retabel ist aus den zeitgenossischen Architekturmotiven geschossartig aufgebaut Durch Kugelfusse angehoben scheint schon die Predella mit der figurenreichen Weihnachtserzahlung uber dem Altartisch zu schweben Seitlich davon haben sich die auftraggebenden Pastoren beim Austeilen von Brot und Wein darstellen lassen In der Mitte des Hauptgeschosses ist wie von Luther empfohlen die Einsetzung dieses Sakraments beim letzten Abendmahl durch Christus im Kreis seiner hier in expressiver Bewegung dargestellten Apostel thematisiert Genau genommen ist der Moment gezeigt als Jesus seinen zwolf Jungern voraussagt dass ihn einer von ihnen verraten wird Munstermann stellt das Entsetzen und die Verzweiflung der Figuren ausdrucksvoll dar Der buhnenartige sich nach hinten illusionistisch verjungende Raum dieser Szene wird mit Hilfe einer von Munstermann mehrfach hier aber erstmals angewandten Idee ins Licht gesetzt Durch das erst seit einigen Jahren wieder teilweise geoffnete mittlere Chorfenster fallt dessen Helligkeit auf das Geschehen und lenkt den Fokus des Betrachters Statuetten der vier Evangelisten begleiten auf seitlichen Flugeln das Mittelbild und ganz aussen erscheinen wie hinter einem Fenster die geschnitzten Halbfigurenreliefs von Luther mit Lutherschwan und Melanchthon Bekront wird der Altar durch eine Kreuzigungsgruppe auch sie ist eingefasst durch einen phantastisch konstruierten Archtitekturbogen Die sorgfaltig restaurierte Fassung entspricht weitgehend dem originalen Zustand Kanzel Bearbeiten nbsp Kanzel von Ludwig Munstermann 1628Die von Ludwig Munstermann 1628 signierte Kanzel ist reichlich mit Ornamenten Reliefs und Statuen verziert und zeigt am Kanzelkorb die Propheten Jesaia Jeremia Ezechiel und Daniel An den Ecken werden die Tugenden Glaube Hoffnung Liebe Massigkeit Geduld und Wahrheit dargestellt Im Sockelbereich finden die vier Evangelisten Platz In den funf Giebelchen des Schalldeckels erkennt man die Brustbilder von Kirchenvatern Das in der protestantischen Ikonographie ungewohnliche Detail spricht fur eine Nahe der auftraggebenden Geistlichkeit zur Foderaltheologie Wie am Altar gilt auch hier Die Fassung entspricht weitgehend dem originalen Zustand Taufstein Bearbeiten nbsp Taufbecken um 1260Der Taufstein von etwa 1260 ist der alteste Gegenstand in der Kirche Das Kunstwerk besteht aus Sandstein und steht auf Lowenfussen Die Wandungen des Taufbeckens sind mit Reliefdarstellungen der Verkundigung der Anbetung der drei Konige der Taufe Christi und der beiden Kirchenpatrone Sixtus und Sinicius verziert Am oberen Rand befindet sich ein Fries aus Rankengewinden Der Holzdeckel des Taufsteins entstand vermutlich im letzten Viertel des 17 Jahrhunderts durch den Tischler und Holzbildhauer Hinrich Cropelin aus Esens Das Becken ruht auf drei Lowen von denen einer einen Menschen im Maul hat 4 Sandsteinepitaph Bearbeiten An der Sudwand der Kirche befindet sich ein Sandsteinepitaph aus dem Jahr 1640 fur einen Pastor und seine Ehefrau Auf ihm ist unter einer Kreuzigungsszene die kniende Stifterfamilie dargestellt Orgel Bearbeiten nbsp Kayser Orgel von 1694Im Jahr 1694 baute Joachim Kayser aus Jever eine Orgel die zunachst nur ein Manual mit zehn Registern und ein angehangtes Pedal umfasste Kayser erganzte zu einem nicht bekannten Zeitpunkt ein Brustwerk mit funf und 1699 ein selbststandiges Pedalwerk mit sechs Registern Johann Martin Schmid baute 1884 die Orgel eingreifend um und ersetzte das Brustwerk durch ein Schwellwerk mit romantischen Klangfarben Im Jahr 1974 stellte die Firma Alfred Fuhrer aus Wilhelmshaven den Zustand von 1699 wieder her 5 Das Gehause Hauptwerks und Pedallade neun Register und grosse Teile der Traktur sind von Kayser original erhalten Das Instrument verfugt auf mechanischen Schleifladen uber 21 Register und hat nach der Schreibweise am Werk folgende Disposition 6 7 I Hauptwerk CDE c3 8 Principal 8 KGedact 8 KOctava 4 KSpitzflot 4 FQuinta 3 KSuperoctav 2 KSifflot 1 FSexquialtera II 1 1 3 FMixtur IV V 1 K FTrompett 8 F II Brust Positiv C c3 9 Gedact 8 FFlot 4 FSpitzflot 2 FSifflot 1 FTertian II 4 5 F Pedal CDE d1 10 Quintaden 16 K FPrincipal 8 KOctava 4 KMixtur VI FTrompett 8 FCornet 2 F nbsp SpielanlageWeitere Angaben Koppeln II I als Schiebekoppel Tremulant CimbelsternAnmerkungen K Kayser 1694 1699 F Fuhrer 1974 Glockenturm BearbeitenDer aus Backsteinen gemauerte Glockenturm der Kirche steht wie bei fast allen Kirchen auf der ostfriesischen Halbinsel separat und entstand um 1500 Er ist dreistandig und befindet sich nordostlich der Kirche 11 Kriegerdenkmal vor der Kirche BearbeitenVor dem Aufgang zur Kirche befindet sich ein 1923 errichtetes Kriegerdenkmal in Form eines gemauerten Tors An der Vorderseite im Durchgang sowie an der Ruckseite des Tors sind Sandsteinplatten mit Inschriften eingelassen Auf der Ruckseite befinden sich die Namen der Einwohner die im Ersten Weltkrieg gefallen sind Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kriegerdenkmal erweitert indem hinter dem Tor eine Mauer errichtet wurde auf der die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges verewigt sind 12 Siehe auch BearbeitenListe der Kirchen in der Landeskirche OldenburgLiteratur BearbeitenHans Saebens Christel Matthias Schroder Die Kirchen des Jeverlandes Verlag C L Mettcker amp Sohne Jever 1956 S 7 13 f 44 ff Gunter Muller Die alten Kirchen und Glockenturme des Oldenburger Landes Kayser Verlag Oldenburg 1983 S 72 ff Robert Noah Martin Stromann Gottes Hauser in Friesland und Wilhelmshaven Verlag Soltau Kurier Norden Norden 1991 ISBN 978 3 922365 95 2 S 42 ff Wilhelm Gilly Mittelalterliche Kirchen und Kapellen im Oldenburger Land Baugeschichte und Bestandsaufnahme Isensee Verlag Oldenburg 1992 ISBN 3 89442 126 6 S 76 f Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bremen Niedersachsen Munchen 1992 S 743 Ernst Andreas Friedrich Die Kirche Sixtus und Sinicicius in Hohenkirchen S 52 54 in Wenn Steine reden konnten Band IV Landbuch Verlag Hannover 1998 ISBN 3 7842 0558 5 Justin Kroesen Regnerus Steensma Kirchen in Ostfriesland und ihre mittelalterliche Ausstattung Michael Imhof Petersberg 2011 ISBN 978 3 86568 159 1 Axel Burgener Klaus Siewert Saalkirchen im Wangerland Verlag Auf der Warft Munster Hamburg Wiarden 2015 ISBN 978 3 939211 97 6 S 11 ff Rainer Hinrichs Gaukirche vor 875 Jahren erstmals erwahnt In Jeversches Wochenblatt vom 19 Mai 2018 S 7 Hans Begerow Er gilt als grosster Kunstler des Landes Vor 400 Jahren schuf Ludwig Munstermann Altar fur St Sixtus und Sinicius in Hohenkirche In Jeversches Wochenblatt 21 Oktober 2020 S 11 Zu Munstermann Bearbeiten Holger Reimers Ludwig Munstermann Marburg 1993 S 298 301 Dietmar J Ponert Rolf Schafer mit Fotografien von Tobias Trapp Ludwig Munstermann der Meister die Werkstatt die Nachfolger Bildhauerkunst des Manierismus im Dienste lutherischer Glaubenslehre in Kirchen der Grafschaft Oldenburg Oldenburg Isensee Verlag Regensburg Schnell Steiner 2016 S 306 327 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Sixtus und Sinicius Hohenkirchen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hartwig Harms Kirchenhistorie einst und jetzt Die Kirche St Sixtus und Sinicius besteht seit 870 Jahren In Friesische Heimat 462 Beilage des Jeverschen Wochenblattes vom 7 Marz 2013 S 3 abgerufen am 5 Januar 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Kroesen Steensma Kirchen in Ostfriesland 2011 S 150 205 Die Prediger des Herzogtums Oldenburg seit der Reformation Abgerufen am 21 Marz 2014 Hermann Haiduck Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Kustenraum Verlag Ostfriesische Landschaft Aurich 1986 S 23 Kroesen Steensma Kirchen in Ostfriesland 2011 S 228 Siehe den Restaurierungsbericht von Fritz Schild Denkmal Orgeln Dokumentation der Restaurierung durch Orgelbau Fuhrer 1974 1991 Florian Noetzel Wilhelmshaven 2005 ISBN 978 3 7959 0862 1 S 505 534 Orgel in Hohenkirchen abgerufen am 26 Januar 2014 Orgel der Kirche St Sixtus und Sinicius auf Organ index abgerufen am 29 September 2018 Die Tastatur beginnt bereits bei C chromatisch allerdings sind im Hauptwerk die Tone Cis Dis Fis und Gis stumm Da das Brustwerk ab C chromatisch angelegt ist erklingen auf diesen Tasten nur die Register der Brustwerks wenn die Manualkoppel aktiviert ist Das Brustwerk ist seit der Rekonstruktion durch Fuhrer im Jahr 1974 ab C chromatisch ausgebaut Die Tastatur beginnt mit der Taste D auf der der Ton C erklingt Auf der Taste des Dis erklingt der Ton D ab der Taste E Ton E ist die ubliche Zuordnung erreicht Gelaut der Kirche St Sixtus und Sinicius in Hohenkirchen abgerufen am 7 September 2018 Denkmalprojekt Gefallenendenkmaler Wangerland Hohenkirchen Kreis Friesland Niedersachsen abgerufen am 25 Januar 2014Kirchen in der Gemeinde Wangerland St Sixtus und Sinicius Hohenkirchen St Ansgar Hooksiel Evangelisch lutherische Kirche Middoge St Severinus und Jacobus Minsen St Marien Oldorf Kirche zum Heiligen Kreuz Pakens St Jodocus St Joost St Marien Schillig St Nikolai Schillig St Martin Tettens St Johannes Waddewarden St Elisabeth Westrum St Cosmas und Damian Wiarden Evangelisch lutherische Kirche Wiefels Evangelisch lutherische Kirche Wuppels 53 662749 7 916505 Koordinaten 53 39 45 9 N 7 54 59 4 O Normdaten Geografikum GND 1208080741 lobid OGND AKS VIAF 4230158735253433250001 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Sixtus und Sinicius amp oldid 237454497