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St Pius ist der Name einer ehemaligen Pfarrkirche und Pfarrei sowie Kirchengemeinde in Saarwellingen Die Kirche war dem Bistum Trier zugeordnet Patron der Kirche und der Pfarrei war der heilige Papst Pius X Der Gedenktag des Kirchenpatrons ist der 21 August Am 13 Oktober 2019 wurde die Kirche nach einem letzten Pontifikalamt mit Weihbischof Robert Brahm durch Verlesen des entsprechenden bischoflichen Dekrets profaniert Piuskirche RuckfrontSaarwellingen Campanile Glockenturm St Pius X Saarwellingen St Pius X Portalbild Papst Pius X als Begrunder der Kinderkommunion von Arnold Mrziglod 1921 1984 Saarwellingen St Pius X Portalbereich mit Statue Petrus als Fels der Kirche und Menschenfischer Saarwellingen Pfarrhaus St Pius X Fassadenbild Sgraffito Das Gleichnis vom Samann von Arnold Mrziglod 1921 1984 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Patrozinium 1 2 Kirchbau 1 3 Pfarrei 1 4 Innenraumsanierung 1 5 Umstrukturierung 1 6 Profanierung und Abriss 2 Seelsorger 2 1 Pfarrer der fruheren Pfarrei 2 2 Vikare der fruheren Pfarrei 3 Orgel 4 Literatur 5 Weblinks 6 Quelle 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenPfarreigrundungNachdem in der Nachkriegszeit nordlich von Saarwellingen ein neues Wohnviertel entstanden war grundeten dessen Bewohner im Jahre 1957 einen Kirchenbauverein Das Bistum Trier errichtete daraufhin zum 1 Mai 1959 die Pfarrvikarie St Pius X Patrozinium Bearbeiten Der Kirchenpatron war wenige Jahre zuvor im Jahr 1954 von Papst Pius XII heiliggesprochen worden Das Patrozinium Pius X wurde daruber hinaus gewahlt da der Papst insbesondere die Bedeutung der Eucharistie besonders herausgestellt hatte fur deren Feier er als Prinzip die Participatio actuosa lebendige Teilnahme des Volkes formulierte Dieses Prinzip wurde spater vom Zweiten Vatikanischen Konzil aufgegriffen Kennzeichnend fur das Pontifikat Pius X waren unter anderem seine Empfehlung des taglichen Kommunionsempfangs sowie die Herabsetzung des Mindestalters der Kinder fur die Zulassung zur Erstkommunion auf sieben Jahre in dem Dekret Quam singulari vom 8 August 1910 Dieser Aspekt war in dem grossen Sgraffito uber dem Kirchenportal durch den schlesischen Kunstler Arnold Mrziglod dargestellt worden Papst Pius X fuhrt darin Erstkommunionkinder zum gekreuzigten Heiland dessen Blut sich in einen Kelch in den Handen des Pontifex ergiesst Als Mittelstutze der gesamten Portalfassade diente eine Petrusskulptur mit den Schlusseln des Himmels die als Anspielung auf Mt 16 19 EU aus einem Felsblock herauszuwachsen scheint Zahlreiche Fischreliefs dienten sowohl als Hinweis auf den ursprunglichen Beruf Petri als Fischer als auch auf das Menschenfischerwort Jesu Lk 5 1 11 EU Optisch sollte so dem in die Kirche Eintretenden die Kontinuitatslinie des Papsttums von der Zeit Jesu bis hin zur Gegenwart aufgezeigt werden Kirchbau Bearbeiten Am 28 Juni 1959 wurde durch den Saarlouiser Dechanten Heinrich Unkel der Grundstein zum Neubau der Pfarrkirche am Neuen Kirchplatz gelegt deren Benediktion bereits am Passionssonntag des folgenden Jahres erfolgen konnte Die Planung oblag dem Saarwellinger Architekten Toni Laub Die Kirche wurde auf einer Anhohe zur Bahnhofstrasse hin positioniert Eine grosse Freitreppe fuhrt von der Strasse zum Hauptportal Die Anhohe hatte man mit Nadelgeholzen bepflanzt um den ehemaligen Waldcharakter der neuen Siedlung in Erinnerung zu rufen Die Kubatur der Kirche mit ihrer flachen Dachneigung erweckte im Zusammenhang mit der umgebenden Bepflanzung den Eindruck eines modern interpretierten alpin anmutenden Gehoftes Die Baukosten der Kirche mit Campanile betrugen 90 Millionen Franken 1 Der Glockenturm war als Campanile links vor dem Hauptportal positioniert Er war bis unterhalb der Glockenstube ziegelverblendet und erhob sich auf quadratischem Grundriss Die Glockenstube beherbergte drei Glocken die im Jahr 1960 von der Fraulauterner Glockengiesserei Otto gefertigt worden waren 2 Die Kirche war eine stutzenlose Saalkirche mit eingezogenem und flachschliessendem Chorbereich Der Chorbereich war nach Nordost ausgerichtet Der Laienraum war an beiden Langsseiten durch je drei Fensterachsen der Chorbereich durch ein grosses Fenster auf der rechten Langsseite belichtet Das Satteldach mit geringer Neigung zeichnete sich auch im Inneren als holzvertafelte Decke ab Uber dem Windfangbereich des Einganges befand sich eine grosse Orgel und Sangerempore Der Apsisbereich war mit einem Kreuz der linke Seitenaltar mit einer Madonnenplastik mit Kind in einer Goldmosaik Mandorla geschmuckt Zu Ehren des Kirchenpatrons Pius X war eine geschnitzte und ungefasste Holzskulptur aufgestellt Die grossformatige Kirchenfensterverglasung die unmittelbar mit der Raumdecke abschlossen entwarf der Munchener Kunstler Rudolf Schilling Ausgefuhrt wurden die Entwurfe von der Trierer Glasfirma Binsfeld Motive der hochrechteckigen Fenster waren der heilige Blasius von Sebaste die sieben Gaben des Heiligen Geistes und die sieben Sakramente Maria als apokalyptische Frau mit der Darstellung der Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies und eines Bombenabwurfes die Auferstehung Christi mit der Darstellung seiner Leidenswerkzeuge die Muttergottes mit dem Jesuskind und den beiden Propheten Johannes und Jesaja als Hinweisgeber auf das Geheimnis der Menschwerdung Das Apsisfenster mit Stabmasswerk thematisierte den Brennenden Dornbusch 3 Pfarrei Bearbeiten Die Erhebung zur Pfarrei erfolgte zum 1 Juli 1959 durch den Trier Bischof Matthias Wehr 4 Da die Kirchweihe in den Anfangsjahren nicht vollzogen worden war wurde sie am 3 September 1990 nachgeholt Erster und massgeblicher Seelsorger der Pfarrei war der aus Saarbrucken St Johann stammende Spiritaner Pater Alois Engel 1902 1986 Engel wirkte nach seiner Promotion als Dozent fur Kirchengeschichte Missionswissenschaft und Ethnologie am Spiritianer Kloster Knechtsteden Nachdem er mit den Machthabern des Nationalsozialismus in Konflikt geraten war konnte er sich im Jahr 1935 einer Festnahme durch die Gestapo durch eine Flucht nach Brasilien entziehen wo er bis 1959 blieb Am 1 Marz 1959 wurde Engel in die Pfarrei St Pius X eingefuhrt und leitete diese bis zu seiner Pensionierung am 29 Februar 1984 Anlasslich seines Goldenen Priesterjubilaums im Jahre 1978 wurden ihm von der Gemeinde Saarwellingen die Ehrenburgerrechte verliehen Im Jahr 1984 kam Pater Engel nach Speyer ins Missionshaus St Guido Er verstarb im Jahr 1986 in Speyer und wurde dort beigesetzt 5 Innenraumsanierung Bearbeiten Im Jahre 1992 wurde eine grundlegende Restaurierung des Innenraumes unter Leitung des Dillinger Architekten Franz Josef Weinard durchgefuhrt In der Umbauzeit wurden die Gottesdienste der damaligen Pfarrgemeinde St Pius in der Mutterkirche St Blasius gefeiert Eine weitere Umgestaltung erfuhr der Innenraum 2002 als ein kleiner Zelebrationsaltar auf einer improvisierten Tribune im mittleren Kirchenschiff aufgestellt wurde Der Hauptaltar im Chorraum beherbergt seither den Tabernakel der zuvor einen zentralen Platz vor der Ruckwand hatte Umstrukturierung Bearbeiten Im Zuge der Umstrukturierungsmassnahmen des Bistums Trier wurden Pfarrei und Kirchengemeinde St Pius zum 1 September 2007 aufgelost und gingen gemeinsam mit der Mutterpfarrei St Blasius in der neuen Pfarrei und Kirchengemeinde St Blasius und Martinus auf Das Gebiet um den Bereich Bahnhof Nalbach Saarwellingen das ursprunglich zu der Pfarrei St Blasius gehort hatte und im Jahre 1922 in die Nalbacher Pfarrei St Peter und Paul umgepfarrt worden war wurde im Jahr 1960 in die Pfarrei St Pius eingegliedert Dieser Teil der Pfarrei kam mit der kommunalen Gebietsreform des Saarlandes im Jahr 1974 zur Zivilgemeinde Nalbach so dass St Pius seither Pfarrangehorige aus zwei Gemeinden Saarwellingen und Nalbach hatte Im Zuge der Neugestaltung pastoraler Raume im Rahmen der Strukturreform 2020 des Bistums Trier wechselte der Bereich Bahnhof Nalbach Saarwellingen im Juli 2007 erneut in die Pfarrgemeinde St Peter und Paul Nalbach 6 Profanierung und Abriss Bearbeiten Nach dem Defekt der Heizungsanlage konnte die Saarwellinger St Pius Kirche fast ausschliesslich zur Sommerzeit genutzt werden sodass das Gotteshaus vorlaufig als solches bestehen blieb Am 2 Juni 2019 liess das Bistum Trier im Rahmen einer Pfarrversammlung in der Kirche mitteilen dass die Profanierung von St Pius X erfolgen solle Zwei katholische Kirchen in Saarwellingen seien vor dem Hintergrund rucklaufiger Kirchenbesuchszahlen finanziell nicht mehr zu tragen Die Profanierung wurde dann durch Weihbischof Robert Brahm im Auftrag von Bischof Stephan Ackermann am 13 Oktober 2019 durchgefuhrt Das Areal mit Pfarrhaus und Kirchengebaude in einer Grosse von 7800 Quadratmetern wurde an die Bundesvereinigung Lebenshilfe im Landkreis Saarlouis verkauft Die Lebenshilfe will im Pfarrhaus einen integrativen Kindergarten mit vier Gruppen fur 32 Kinder zwischen acht Monaten und drei Jahren einrichten Zu diesen Zweck werde es im Inneren vollstandig entkernt und dann neu eingeteilt Die Baukosten sollen 2 4 Millionen Euro betragen Einen Teil des Gelandes will die Gemeinde Saarwellingen selbst fur den bestehenden Kindergarten St Pius kaufen 7 Die Lebenshilfe plante die Kirche mit dem grossen Campanile Glocken g a c vollstandig abreissen zu lassen da sie keine Verwendung fur das Sakralgebaude habe An ihrer Stelle werde man einen neuen Kindergarten errichten Als Kaufpreis waren wenige hunderttausend Euro im Gesprach Die Sakralobjekte in der Kirche wurden zu Teilen in die Saarwellinger Pfarrkirche St Blasius uberfuhrt Die grossen Glasfenster sollten nur teilweise erhalten bleiben Nichtliturgische Objekte wurden an Kaufinteressierte veraussert 8 Das Sakralgebaude wurde seit April 2020 abgerissen Der Turm konnte infolge der Auswirkungen der COVID 19 Pandemie erst am 14 Mai 2020 um 16 30 Uhr gesprengt werden Dazu hatte man 52 Locher in den unteren ostlichen Bereich des 90 cm dicken Mauerwerkes des Turmes gebohrt die anschliessend mit Sprengstoff gefullt wurden Dicke Gummimatten vor den Sprenglochern sollten verhindern dass sich Backsteinsplitter uber eine grossere Distanz ausbreiten konnten Der Turm fiel auf einen Schutthaufen der aus den Trummern des abgerissenen Pfarrhauses und des grossten Teiles des Kirchengebaudes zusammengeschoben worden war Die sudliche Kirchenfassade hatte man mit einer Notverglasung zum Schutz der angrenzenden Wohnbebauung bis zur Sprengung stehen lassen 9 Stand der Abrissarbeiten Ende Mai 2020 nbsp Rechte Langhauswand Sudliche Kirchenwand nbsp Glockenstuhl nbsp Ehemaliges Chorfenster nbsp Weg zum ursprunglichen Kirchenportal nbsp Reste des Campanile nbsp Blick vom ehemaligen Kirchenschiff zum ehemaligen Eingangsportal und der ehemaligen Empore nbsp Ehemaliger Chorbereich mit UnterkellerungSeelsorger BearbeitenPfarrer der fruheren Pfarrei Bearbeiten P Dr Alois Engel CSSp 1959 1984 Josef Bilsdorfer 1984 1992 Klaus Paulus 1992 1997 Karl Heinz Gorges 1997 2007 Vikare der fruheren Pfarrei Bearbeiten Manfred Tux 1985 1988 mit Wohnsitz im Pfarrhaus von St Pius Bernd Seel 1988 1991 mit Wohnsitz im Pfarrhaus von St Pius Ralf Braun 1991 1994 Stephan Gerber 1994 1997 Klemens Mohr 1997 2000 Rainer Matthias Muller 2000 2003 Orgel BearbeitenDie Orgel der Kirche wurde 1990 als gebrauchtes Instrument von der Kirchengemeinde angekauft Gebaut wurde es um 1968 vom saarlandischen Orgelbauer Hugo Mayer wie die meisten Orgeln im Umkreis Das mit sechs Registern relativ kleine Instrument verfugt uber eine mechanische Spiel und Registertraktur zwei Manuale sowie Pedal Als Windladen verwendete man Schleifladen I ManualRohrflote 8 Principal 2 II ManualGedeckt 8 Blockflote 4 Quinte 1 1 3 Pedal C d1Subbass 16 Koppeln II I I P II PLiteratur BearbeitenGerhard Maiworm u a Hrsg 100 Jahre Pfarrkirche St Blasius und St Martinus Saarwellingen Merzig 2000 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Pius X Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Pfarrei St Blasius und Martinus Orgel der Kirche St Pius X auf organindex deQuelle BearbeitenInformationen zur ehemaligen Pfarrei auf den Seiten der Pfarreiengemeinschaft Saarwellingen Urkunde uber die Umpfarrung von Teilen der Pfarrei und Kirchengemeinde Saarwellingen St Pius vom 3 Juli 2007Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Maiworm u a Hrsg 100 Jahre Pfarrkirche St Blasius und St Martinus Saarwellingen Merzig 2000 S 49 50 Bernhard H Bonkhoff Die Glocken des Saarlandes Saarbrucken 1997 S 142 Bonkhoff gibt nur die c Glocke mit einem Gewicht von 350 kg und einem Durchmesser von 80 cm an http institut aktuelle kunst de kunstlexikon saarwellingen campus nobel reisbach schwarzenholz wald katholische kirchen 1970 abgerufen am 1 Mai 2020 Gerhard Maiworm u a Hrsg 100 Jahre Pfarrkirche St Blasius und St Martinus Saarwellingen Merzig 2000 S 52 https www kirchesaarwellingen de cms st blasiusst martinus pfarrei st pius pater engel php abgerufen am 2 Mai 2020 https www kirchesaarwellingen de cms st blasiusst martinus pfarrei st pius ehemalige pfarrei php abgerufen am 1 Mai 2020 https www sr mediathek de index php seite 7 amp id 79390 abgerufen am 1 Mai 2020 Johannes A Bodwig Kirche St Pius wird verkauft und abgerissen Saarbrucker Zeitung Lokalzeit Zeitung fur den Landkreis Saarlouis Seite C 5 3 Juni 2019 Johannes A Bodwig Der laute letzte Tag des Turmes St Pius Saarbrucker Zeitung C 6 Lokales Samstag Sonntag 16 17 Mai 2020 49 365972222222 6 7973888888889 Koordinaten 49 21 57 5 N 6 47 50 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Pius X Saarwellingen amp oldid 223816520